mickim
Hallo Dr. Bluni! Kurz zu meiner Vorgeschichte: Ich hatte vor 5 Monaten einen MA mit Ausschabung, festgestellt in der 9. SSW, der Embryo war aber wohl schon 2-3 Wochen früher in der Entwicklung stehen geblieben. Jetzt bin (war?) ich wieder schwanger, wäre heute bei ca. 5+1 und habe starke Blutungen. In der Klinik konnte man im Ultraschall nichts genaues sehen. Evtl. könnte da eine Fruchthülle sein, der Arzt war sich aber nicht sicher. Er sagte, vielleicht könne sich noch etwas entwickeln, aber bei der Stärke der Blutung gehe er eher von einer früh gestörten SS aus, die jetzt abblutet. Nun zu meinen Fragen: 1. Was bedeuten 2 FG für mich und eine weitere Schwangerschaft? Sollte ich Untersuchungen machen lassen, um evtl. die Ursache für die FG herauszufinden? Welche wären ratsam? Der Arzt in der Klinik sagte etwas von Gerinnungsstörungen? Auch habe ich schon gehört, dass eine Schilddrüsenerkrankung oder Hormonstörungen das FG-Risiko erhöhen? Natürlich werde ich das mit meiner FÄ besprechen, möchte jedoch etwas vorbereitet in das Gespräch mit ihr gehen und hoffe auf ein paar Tipps von Ihnen. 2. Ist es ratsam, während die Untersuchungen gemacht werden, eine Wartezeit einzulegen? Oder spricht nichts dagegen, dennoch zu versuchen, schwanger zu werden? 2. Wird die Krankenkasse diese Untersuchungen bezahlen, auch wenn ich "erst" 2 FG hatte? Ich bin fast 35 Jahre und möchte weder eine 3. FG erleiden, noch weiter lange auf eine intakte SS warten müssen. 3. Die Blutungen sind momentan sehr stark (aber weitgehend ohne Schmerzen). Ist es ratsam, mich in den nächsten Tagen zu schonen und krankschreiben zu lassen. Oder kann ich normal arbeiten gehen? Danke schon im Voraus für Ihre Antwort und Tipps!
Hallo, 1. es ist ein nicht ungewöhnlicher Vorgang, dass manche Frauen erst ein oder zwei Fehlgeburten haben oder zwischendurch eine Schwangerschaft austragen, bevor eine sich dann (wieder) ein intakte Schwangerschaft entwickelt. Dabei sind genetische Störungen die häufigste Ursache für eine frühe Fehlgeburt, dann folgen anatomische Ursachen, Infektionen und Medikamente. Auch können sowohl Gerinnungsstörungen als auch das mütterliche und väterliche Alter eine Rolle spielen. Da das Fehlgeburtsrisiko mit jeder Fehlgeburt steigt, wird bei gehäuften Fehlgeburten (habituellen = mehr als dreimal hintereinander) empfohlen, eine weiterführende Diagnostik zu veranlassen. In Ausnahmefällen schon früher. Dazu wird dann sicher auch ein Spermiogramm des Partners gehören. Das Fehlgeburtsrisiko beträgt nach nur einer frühen Fehlgeburt etwa 25% und 40 bis 45% nach zwei Fehlgeburten. Gegenstand weiterführender Diagnostik ist die Untersuchung der Frau, der Genetik der Eltern und ggf. auch die Suche nach den oben genannten Blutgerinnungsstörungen. Diese bleiben die häufig unerkannt, aber dennoch sind sie in einer nicht unerheblichen Zahl die Ursache für wiederholte Fehlgeburten und Probleme in der Schwangerschaft. Als hormonelle Ursachen kommen unter anderem Schilddrüsenfunktionsstörungen, wie eine Unter- oder Überfunktion in Frage. Ein Gelbkörpermangel ist sicher eher selten die Ursache. Eine für jede individuelle Situation passende Prophylaxe haben wir bis heute nicht. Bei einer genetischen Ursache ist dieses auch eine Art natürlicher Ausleseprozess der dazu führt, dass mache Frauen erst ein oder zwei Fehlgeburten haben, bevor sich eine intakte Schwangerschaft entwickelt. Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrem behandelnden Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin ab. Quellen: Cook CL, Pridham DD., Recurrent pregnancy loss, Curr Opin Obstet Gynecol. 1995 Oct;7(5):357-66. T.Philipp, K.Philipp, A.Reiner, F.Beer and D.K.Kalousek, Embryoscopic and cytogenetic analysis of 233 missed abortions: factors involved in the pathogenesis of developmental defects of early failed pregnancies, Human Reproduction Vol.18, No.8 pp. 1724±1732, 2003 Risch HA,Weiss NS,Clarke EA,Miller AB., Risk factors for spontaneous abortion and its recurrence, Am J Epidemiol.,1988 Aug;128(2):420-30 http://www.dggg.de/fileadmin/public_docs/Leitlinien/2-2-2-wsa-2010.pdf (AWMF-Leitlinie 015/50 der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V., Diagnostik und Therapie beim wiederholten Spontanabort, Stand: August 2010, letzter Abruf: 11.1.2011) 2. entgegen häufigen Empfehlungen Wartezeit von 3-4 Monaten einhalten, ist nach der Durchsicht der hierzu vorliegenden Literatur davon auszugehen, dass der zeitliche Abstand allein keine Einflussgröße für die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Fehlgeburt darstellt. Die Wahrscheinlichkeit eines positiven Verlaufs liegt nach einer frühen Fehlgeburt bei etwa 85-90 Prozent. Nicht nur aus organischer, sondern sicher auch aus psychologischer Sicht Trauerreaktion und erneuter Kinderwunsch scheint es sinnvoller zu sein, nach einer frühen Fehlgeburt - bis auf einige Ausnahmefälle - auf ein vorgegebenes Zeitintervall bis zu einer erneuten Schwangerschaft zu verzichten. Da es häufig aber eh etwa 2-3 Zyklen und manchmal auch mehr bis zur nächsten Schwangerschaft dauert, erübrigt sich diese Diskussion aber häufig von selbst. Quellen: - http://www.muschel.net/?q=node/21 (Zuletzt abgerufen : Oktober 2010) (in einer Arbeit aus der Schweiz eine bestimmte Wartezeit eher kritisch beurteilt. Denn nach einer frühen Fehlgeburt liegt das Risiko einer erneuten glücklosen Schwangerschaft bei etwa 20 Prozent. Und dieses unabhängig davon, wie lange das Paar abgewartet hat. Es handelt sich um die unten aufgeführte Arbeit von Wyss und Biedermann aus Zürich.) -Gynäkologische• Praxis Heft 1 2000, Jahrgang 24 ; Seiten 75-76, Dr. A. Scharf, Professor C. Sohn von der Universitäts-Frauenklinik Frankfurt am Main -Rud, B. u. K.• Klunder: The course of pregnancy following spontanous abortion. Acta obstet. Gynec. Scand. 64 277-278 (1985) http://informahealthcare.com/doi/abs/10.3109/00016348509155129?journalCode=obs (Zuletzt abgerufen : Oktober 2010) -Vlaandereen, W. u. Mitarb.: Abortion• risk and pregnancy interval. Acta obstet. Gynec. Scand. 67 139-40 (1988) -Wyss, P., K. Biedermann; Huch, A.: Relevance of the miscarriage – new• pregnancy interval. J. Perinat. Med. 22 235-241 (1994) - http://findarticles.com/p/articles/mi_m0CYD/is_22_36/ai_94158757/ (Zuletzt abgerufen : Oktober 2010) -Goldstein RR, Croughan MS, Robertson PA. "Neonatal outcomes in immediate versus delayed conceptions after spontaneous abortion: a retrospective case series." Am J Obstet Gynecol. 2002 Jun;186(6):1230-4; discussion 1234-6. Internet: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12066103 (Zuletzt abgerufen : Oktober 2010) -Interpregnancy interval and pregnancy outcome. UpToDate. Accessed: Sept 22, 2009. http://www.uptodate.com/patients/content/topic.do?topicKey=~KH11VUtIOmaNotK (Zuletzt abgerufen : Oktober 2010) 3. sofern eine medizinische Indikation besteht, wir die Abklärungsdiagnostik wiederholter Fehlgeburten auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Fragen Sie dazu bitte die Leistungsabteiluntg Ihrer Krankenkasse. 4. Was hier die Ursache der Symptome/Ihrer Beschwerden ist, kann am besten durch eine Untersuchung bei Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt geklärt werden. VB