Frage im Expertenforum Milch und Beikost - Ernährung von Babys und Kleinkindern an Luise Thun:

Mein Kind hat scheinbar eine Fütterungsstörung

Luise Thun

 Luise Thun
Master der Ernährungswissenschaft
Frage: Mein Kind hat scheinbar eine Fütterungsstörung

Cranberrie

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Liebes Team, Unsere Tochter (11 Monate, 75cm, 8.6kg) isst wirklich sehr schlecht / nimmt kaum zu. Egal ob zum Mittag, zum Frühstück oder Abend. Wir variieren auch immer das Angebot: Es gibt zum einen die Frühstücksbreie, aus Grießbrei/Milchreis/Banane-Babykeks.. hat sie auch immer gern gegessen aber seit mehreren Wochen dreht sie immer ihren Kopf weg, sobald sie einen Löffel sieht. Sie presst die Lippen zusammen, stößt den Löffel zur Seite, dreht sich weg. Wenn wir weiter versuchen, den Löffel irgendwie in den Mund zu schieben, weint sie Tränen und schluchzt. Einige Leute (auch Erzieher) rieten uns dazu uns „einfach mal durchzusetzen“ und den Unterkiefer mit dem Löffel runterzudrücken und so den Löffel reinzuschieben - damit sie das Essen wenigstens mal schmeckt und dann wenn es eh drin ist, gezwungen ist, runterzuschlucken. Das endete natürlich im starken verschlucken, da sie immer nur weint und schreit und da nicht kaut oder vernünftig schluckt. Zu jeder Mahlzeit, ist es so, dass sie sobald der Löffel kommt, sie total in Abwehrhaltung geht..also haben wir es dann sein lassen & wollten sie nicht zwingen. Sie soll keine Angst vor dem Löffel entwickeln. Also haben wir feste Kost/ Fingerfood (sie hat 6 Zähne) probiert in Form von Toastbrot, Käsescheiben, Brokkoli, Nudeln, Gurke - also sehr vieles, aber sie pickt immer nur darin rum und isst vielleicht 4 Nudeln - der Rest landet auf dem Boden. Manchmal nimmt sie die Nudeln und will sie dann in meinen Mund stecken. Gestern hat sie die Nudeln gekaut und wieder ausgespuckt... Tagsüber merkt man keinen Hunger bei ihr - sie ist sehr aktiv, beschäftigt sich viel mit Büchern etc. lacht und krabbelt viel und isst auch jeden Fussel, wenn ich nicht aufpasse. Allerdings ist sie nachts ständig wach und will die Brust oder die Flasche. Ärzte meinen es ist nur eine Phase - aber über 6 Wochen?! Das ist doch verrückt.. Müssen wir zu einem Therapeuten?? Sie muss doch mehr essen :( Was kann es sein?


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Liebe „Cranberrie“, ich kann gut verstehen, dass Sie das Essverhalten Ihrer Kleinen verunsichert. Dahinter können eine entwicklungsbedingte etwas schwierigere Phase wie z.B. schiebende Zähnchen oder ein Entwicklungsschub stecken. Manchmal sind aber auch ein Infekt, der nicht richtig ausbricht oder eine schlechte Erfahrung, die ein Baby gemacht hat, die Ursachen. Können Sie sich denn an etwas erinnern, ist irgendetwas vorgefallen, hat sich Ihre Tochter beim Essen heftig verschluckt, war der Brei einmal zu heiß oder hat nicht geschmeckt? War irgendetwas unangenehm (Lärm, Hitze, Zwang, Ablenkungen...) an der Löffelfütterung? Gibt es da was, das Ihr Mädchen negativ mit dem Löffel verbindet, dann braucht es etwas Zeit bis es diese Erfahrung vergessen hat. Es kann helfen Teller und Löffel (andere Farbe) zu wechseln und so eine unbelastete Situation zu schaffen. Bieten Sie eine "neue Atmosphäre": anderer Essplatz, ruhige Esssituation, keine Ablenkungen, kein Stress. Eine ganz andere (Körper)Haltung beim Füttern, kann oft für Entspannung sorgen. Egal, was dahinter steckt, solche Phasen kommen und gehen. Meist pendelt sich das Verhalten wieder ein und Sie können sich wieder entspannt ans Löffeln machen. Sie schreiben, dass es Ihrer Kleinen gut geht, sie lacht, aktiv ist und vom Gewicht und der Größe auch vollkommen im Rahmen liegt – sehen Sie es diese Phase daher etwas entspannter. Achten Sie auf jeden Fall auf das richtige Zeitfenster. Ihre Kleine sollte nicht übermüdet sein und noch nicht überhungrig. Beides senkt schnell die Lust am Löffeln. Auch der Abstand zur vorherigen Milchmahlzeit soll groß genug sein, damit auch genug Hunger da ist. Am besten Sie machen jetzt beide erst nochmal 1 Woche eine Pause. Machen Sie dann wieder einen neuen Anlauf, mit frischem Elan. Denken Sie nicht an die vergangenen Esssituationen zurück. Nehmen Sie Ihre Kleine mit an den gemeinsamen Esstisch. Lassen Sie Ihr Mädchen mit den Händchen oder einem eigenen Löffel selbstständiger werden. Gut möglich, dass das ein Weg ist beim Essen für mehr Entspannung zu sorgen. Natürlich alles ohne großen Anspruch was Mengen oder gesittetes Essen anbelangt. Meist ist es zunächst ein Anfassen, Experimentieren und erst im Folgenden was in den Mund schieben. Geben Sie Ihrer Tochter die Gelegenheit hier eigene Erfahrungen zu sammeln, ohne groß einzulenken oder zu kommentieren. Probieren Sie auch mal aus Ihrer Tochter die Breie unerwärmt zu reichen, das empfinden die Kleinen oft als angenehm. Wird dann am Tage wieder mehr gegessen, werden die Milchmahlzeiten in der Nacht wieder weniger werden oder auch ganz wegfallen. Fühlen Sie sich überfordert und unsicher, scheuen Sie sich nicht nochmal das Gespräch mit dem Kinderarzt zu suchen. Dieser kann vor Ort letztlich am besten einschätzen, ob das Essverhalten über das „Normale“ hinausgeht. Wenn sich die Situation zu sehr gefestigt hat und verfahren ist, dann kann es sinnvoll sein, von außen eine Hilfestellung zu bekommen. Es gibt Personen, die speziell für Fütter- und Essstörungen ausgebildet sind - sicher kann Ihnen Ihr Kinderarzt Adressen nennen. Auch hier gibt es weitere Infos: ( https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/essprobleme/fuetterstoerungen/ ) Manchmal platzt auch einfach so der Knoten und die Kleinen finden (wieder) Gefallen am Essen. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass sich bald alles mehr entspannt. Herzliche Grüße Luise Thun


TheAlysian

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Bin zwar kein Profi, aber wie essen Sie mit ihr? Meinem kleinen gefällt das Essen z.B. besonders gut wenn der "flieger aaahm" kommt oder man selbst dabei so tut als ob man es isst und es einem schmeckt. Dabei schmatzgeräusche und nomnomnom. Kann ja sein, dass Ihre Kleine die Situation essen einfach in den Mund oder so blöd findet..


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