RoMiJu
Unser Sohn war im Oktober zwei Jahre alt. Er ist ein rastloser, lernfreudiger kleiner Kerl. Er spricht seitdem er ein Jahr alt ist, mittlerweile fast alles sehr verständlich. Seine motorischen Fähigkeiten sind meiner Meinung nach sehr gut. Puzzle für 3+ baut er ohne Probleme bzw. Hilfe. Julian beschäftigt sich auch sehr gut selbst, wenn wir in der Nähe sind. So, nun aber zu meinen Sorgenbereichen, wo ich nicht weiß, ob sie wirkliche Probleme oder einfach unterschiedliche Entwicklungsschritte darstellen. Julian ist sehr leicht reizbar. Er wirkt in manchen Situationen sehr schnell überfordert, zB. wenn etwas Neues passiert, kann es sein, dass er völlig ausrastet und zu brüllen beginnt. Es dauert dann sehr lange, ihn wieder zu beruhigen und in die richtigen Bahnen zu lenken. Vor Fremden ist er sehr skeptisch und ängstlich. Was ja nicht weiter schlimm ist, nur wird bei ihm gleich gebrüllt und geschrien. Wenn ihm etwas gegen den Strich geht, oder etwas verboten wird, reagiert er mitunter aggressiv, schlägt um sich und zerstört alles was ihm in den Weg kommt. Ich versuche dabei immer ruhig zu bleiben und ihn abzufangen. Zur Zeit ist er eben auch mitten im Trotz und testet seine Grenzen wirklich sehr übermäßig aus. Sobald wir uns zwischendurch mit anderen Dingen beschäftigen, wird er schlimm, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Neuerungen sind bei ihm nahezu unmöglich. Etwa, ihm einen neuen Trinkbecher einzureden bzw. aus dem Glas zu trinken. Dabei glaube ich nicht, dass er es nicht kann. Er traut sich einfach nicht. Mit dem Essen ist es das Gleiche. Er ist ein sehr heikles Kind und wir haben fürs Mittagessen vielleicht drei oder vier Dinge zur Auswahl die ich ihm geben kann. Julian WILL unser Essen einfach nicht probieren. Er legt sich manchmal Sachen an die Lippen und dann wieder zurück, weil er sich nicht drüber traut. Wenn ihm etwas im Mund stört, wird sofort alles ausgespuckt und garnicht mehr gegessen. Wir waren schon einmal bei mehr Essensvarianten, aber anstatt mehr zu probieren, wird es immer weniger zurzeit. Es ist jetzt nicht so, dass er mangelernährt wäre. Seine Werte sind in Ordnung. Morgens isst er mit Freude Joghurt. Allerdings nur seine HIPP-Frühstücksjogurts. Habe schon alles mögliche probiert, um ihm vielleicht normale Erwachsenenjogurt einzureden, keine Chance. Es ist unterwegs halt schwierig, wenn er nichts annimmt. Man muss immer vorher überlegen, was man vorsorglich alles mitnimmt. Er nimmt nicht einmal ein Stück Brot. Das isst er nur zu Hause und nur seine Sorte. Mittags konnte ich ihm vor einiger Zeit wenigestens noch diese Hipp-Kindermenüs geben gelegentlich, damit er wenigstens etwas Gemüse zu sich nimmt. Bei denen sind wir aber auch nur mehr bei einem Einzigen. Ich habe in letzter Zeit einfach das Gefühl, dass er "unrund rennt". Meine Vermutung ginge in viele Richtungen, jedoch weiß ich mir keinen Rat.
Doris Plath
Liebe „RoMiJu“, ich denke nicht, dass es am Essen/der Ernährung an sich liegt. Meiner Erfahrung nach ist das was Sie schildern eine ganz übliche Entwicklungsphase bei Kleinkindern. Dieses ablehnende und wählerische Essverhalten kommt sehr häufig vor. Viele Eltern kennen diese Situation und können ein Lied davon singen. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht (mehr). Während dieser Phase werden Kinder sich auch mehr darüber bewusst wie ein Speisenteller auszusehen hat, sie weigern sich, wenn das Essen nicht "richtig" aussieht oder der Teller bzw. das Brettchen nicht richtig platziert sind usw. Kinder - wie auch wir Erwachsene - entwickeln Vorlieben und es gibt Kinder, die sich - zumindest phasenweise - nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Haben sie eine bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln, nackt oder mit Soße) entwickelt, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)". Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Irgendwann platzt immer der Knoten. Bis dahin ist Ihr Junge eben mit so wenig zufrieden. Lassen Sie sich da nicht entmutigen. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird wieder umfangreicher werden. Irgendwann kommt es zu einer so genannten spezifisch-sensorischen Sättigung, auch bei Ihrem Sohn. Er hat sich dann an den drei vier Dingen „satt gegessen“ und will endlich was anderes. Diese Sättigung entwickelt sich bei Kindern wesentlicher langsamer und lässt Eltern bis dahin oftmals verzweifeln, wenn Kinder über einen längeres Zeitintervall immer nur ein bevorzugtes Essen wünschen. Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu „große Sache“ daraus macht. Sonst lernt Ihr Kleiner weiter nur, dass er mit seiner Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama und Papa tun alles, damit ich mehr und gesund esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwenden.“ Kinder loten beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Mein Tipp: Leben Sie Ihrem Jungen als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie Ihrem Kleinen wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber seinem Verhalten. Ein paar lieb gemeinte Anregung meinerseits: Sie bestimmen das Speisenangebot, Ihr Junge die Menge, die er essen mag! Fragen Sie nicht Ihren Sohn, was er haben will. Versuchen Sie nicht angestrengt Mahlzeiten zu „finden“, die ihm schmecken könnten. Das ist überhaupt nicht angebracht und notwendig. Nein, Sie als Mama geben vor was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Junge wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn der Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt er nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: bieten Sie Ihrem Sohn eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf seinem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie ihn einfach mal in Ruhe!!!! Schauen Sie nicht auf seinen Teller hin, maßregeln Sie ihn nicht dauernd, motivieren Sie sie nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten. Sie möchten doch auch nicht, dass Ihr Essen dauernd kommentiert wird, oder? Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Junge am Essen interessieren. Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Snacks zwischendurch mindern den Appetit bei den wichtigen Hauptmahlzeiten. Also keine kleinen Happen zwischendurch, damit sich ordentlich Hunger aufbauen kann. Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc. Eine angenehme Atmosphäre, kein Zeitdruck, ein hübsch gedeckter Tisch sind einladend und regen den Appetit an. Nach Möglichkeit den Kleinen ins Einkaufen, Zubereiten, Tisch decken…einbeziehen. Sie können Ihre Situation auch einmal im Nachbarforum „Erziehung“ bei Frau Sylvia Ubbens beschreiben. Vielleicht kann diese noch aus einem anderen Blickwinkel Ratschläge erteilen. Ich drück Ihnen die Daumen, dass sich die Situation für alle bald wieder entspannt. Es grüßt Sie herzlichst Doris Plath