Jennioa
Hallo, unsere Tochte (16 Monate) macht hauptsächlich abends ein riesiges Theater beim Essen. Bei uns wird meistens abends warm gegessen, aber sie will teilweise nicht einmal probieren (vor allem nicht, wenn es grün ist) Wenn wir Glück haben, dann ist sie schonmal ein Stück Kartoffel oder drei bis vier Nudeln. Das wars dann aber auch. Wir achten auch darauf ihr drei Stunden vorher nichts mehr "zwischendurch" zu geben, aber das ist ihr egal. Das Merkwürdige ist, dass sie die Gläschen meistens problemlos ist. Oder aber, wenn wir ihr einen Joghurt geben, der auch gierig verschlungen wird. Also hat sie doch Hunger! Kaufaul? Wieso ist sie dann tagsüber Brötchen, Obst, Gurke etc.? Abends wird das Brot nur zerbröselt und auf den Boden geworfen. Wie verhalte ich mich da? Nehme ich es ihr weg oder lasse ich sie weiter bröseln? Ich bin das echt leid. Soll ich ihr denn jeden Abend ein Gläschen oder einen Joghurt aufmachen, damit sie isst? Die Kosequenz ist, sie hungrig ins Bett zu bringen und dann ist das Geschrei nachts groß. Nachts bekommt sie eine Flasche 1er Milch und schläft weiter... Das ist aber doch auch nicht Sinn und Zweck der Sache, oder? Was machen wir falsch? Bin dankbar für einen guten Tipp! Danke Jenny
Doris Plath
Liebe Jenny, ich gehe da in die Richtung Ihrer Mutter. Und Sie machen gar nichts falsch. Ihre Kleine ist jetzt in dem Alter, in dem Sie ihre Grenzen austestet. Das kommt häufig vor, viele Eltern kennen diese Phasen und können ein Lied davon singen. Dieses wählerische Verhalten ist in der Entwicklung normal und in der Regel auch kein Grund zur Sorge. Die Kinder sind dennoch gut versorgt. Das hat die Natur schon mit eingerechnet. Sie als Mama haben natürlich hohe Ansprüche und möchten, dass die Ernährung gesund und abwechslungsreich „klappt“. Und genau da machen uns die Kleinen einen Strich durch die Rechnung. Sie entwickeln einen eigenen Kopf mit ganz speziellen Vorlieben. Das liebevoll selbst gekochte, abwechslungsreiche Essen wird nicht so geschätzt wie es sollte. Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Auch wenn Eltern bis dahin fast verzweifeln, wenn Kinder ihre Nahrungsvielfalt über so lange Zeit so sehr begrenzen. Oder mit dem Essen „nur spielen“. Denken Sie auch daran, Ihre Kleine hat einen langen, anstrengenden Tag hinter sich. Sich abends noch einmal zu konzentrieren und „anständig“ zu essen fällt dabei oft schwer. Ich rate Ihnen wie immer in diesen Fällen das Essen einfach gelassen zu sehen. Geben Sie Ihrer Tochter das, was sie momentan möchte. Versteifen Sie sich nicht so sehr auf diese Mahlzeit, freuen Sie sich vielmehr darüber, dass es Ihrem Mädchen gut geht, dass es sie gibt. Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu „große Sache“ daraus macht. Sonst lernt Ihre Tochter nur, dass sie mit einer ablehnenden Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama und Papa tun alles, damit ich abends mehr und gesund esse. „Das ist so toll, dass sich mir alle so intensiv zuwenden. Jetzt sind alle zuhause, jetzt dreht es sich um mich.“ Ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Denken Sie an das Sprichwort "Hunger ist der beste Koch". Sie wird nicht gleich verhungern. Bieten Sie also auch mal die „unbeliebten“ Sachen an. Versuchen Sie es aber nicht mit „allen Tricks“ und „Ablenkungskünsten“. Das Essen ist keine Zirkusvorstellung. Sagen Sie ihr mit ruhiger Stimme, dass es jetzt Essen gibt. Bieten Sie was an und warten Sie erst einmal etwas ab. Verweigert Ihre Kleine das Essen oder mag sie nicht mehr weiter essen, sagen Sie ihr ganz ruhig, dass das Essen jetzt für sie beendet ist. Nehmen Sie Ihr Mädchen aus ihrem Stuhl und gehen Sie zur üblichen „Tagesordnung“ über. Es kann gut sein, je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Mädchen am Essen interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als Kampf oder Schwierigkeit, sondern mehr als Freude und Genuss. Das alles braucht bestimmt einige Zeit, aber ich bin mir sicher Sie werden bald mit Freuden zusammen am Tisch das Essen genießen. Natürlich ist es hilfreich wenn auch Sie selbst bzw. die Familie mit am Tisch sitzen, mit Freuden zugreifen und gemeinsam essen. Kinder lernen bevorzugt durch Nachahmen. Und da sind Sie ein großes Vorbild. Diese Phasen unserer Kleinen kosten Nerven, aber Sie sind „normal“ und Gott sei Dank, sie gehen früher oder später auch vorbei. Bis dahin wünsche ich Ihnen weiterhin viel Geduld und Gelassenheit! Viele Grüße Doris Plath
Jennioa
Habe noch etwas vergessen ;-) Mira kann schon sehr gut mit Löffel oder Gabel essen - Joghurt z.B. ist sie aus dem Becher komplett alleine und auch kleine Stücke, die sie aufpieksen kann sind zumindest morgens beim Obstsalat der Hit. Sie will alles selbst machen und wir lassen sie - auch wenn es bei uns manchmal aussieht wie auf einem Schlachtfeld. Abends spielt sie nur mit dem Besteck und neuerdings hat sie entdeckt, dass, wenn sie nur fest genug pustet, der komplette Löffelinhalt durch die Luft fliegt! Toll! Das macht ja auch viel mehr Spaß als Essen! Meine Mutter machte mir den Vorschlag, dass wir sie, wenn sie nicht essen möchte bzw. mit dem Essen nur herumspielt einfach aus dem Hochstuhl nehmen und rumlaufen lassen aber nicht beachten und selbst weiteressen sollen. Macht das Sinn? Sorry für die vielen Fragen und schon einmal Danke für Ihre Antwort!