minka1711
Liebes Beratungsteam, meine Tochter ist knapp 9 Monate alt und verweigert jegliche Nahrungsaufnahme. Sie ist eher dick als dünn, so dass ich mir noch nicht so viele Sorgen machen. Dennoch habe ich einige Fragen: 1. Kann ich ihr dennoch immer wieder alles anbieten – auch solche Dinge, die für dieses Alter jetzt bestimmt sind, obwohl sie die „normale“ Reihenfolge ausgelassen hat? Oder muss der Darm sich langsam gewöhnen und alles verschiebt sich, z. B. Tomaten nicht 9. Monat, sondern entsprechend später? 2. Meine Tochter bricht Massen, schon von Anfang an. Wir müssen mit ihr laut Kinderarzt zur Diagnostik in die Klinik, sollte es nicht aufhören, wenn sie sich vorwiegend aufrichtet. Wenn sie denn aber doch mal ein oder zwei Löffel Brei zu sich nimmt, bricht sie noch mehr wie sonst. Ist das ein Zeichen dafür, dass es noch zu früh ist und sie bricht deshalb noch mehr bzw. verweigert meist die Nahrung? 3. Ich habe das Gefühl, wenn überhaupt, würde sie direkt bei uns mitessen. Es gibt ja auch Baby led weaning, aber mir ist das Konzept nicht ganz klar. Einerseits heißt es, dass die Kleinen dann eben einfach mitessen und sich schon holen, was sie brauchen, andererseits sollte man auf Salz verzichten. Dann würde bei uns der ganze Rest der Familie allerdings nichts mehr essen, denn ohne Salz gekocht, schmeckt es ja nicht so bzw. nachträglich salzen geht ja auch nicht bei vielen Gerichten, ohne dass es furchtbar schmeckt. Vielen Dank für Ihre Mühen M.
Anke Claus
Liebe „minka1711“, schön, dass Sie bei uns nachfragen. Zunächst sollte abgeklärt werden, ob hinter dem Erbrechen eine organische Ursache steckt. Wenn Sie die Sicherheit haben, dass alles in Ordnung ist würde ich die Beikost langsam und Schritt für Schritt aufbauen. Also zunächst Gemüse, wie die Karotte, wird das gut vertragen die Kartoffel hinzunehmen und dann das Fleisch. Gerade wenn Ihre Kleine so empfindlich reagiert würde ich hier ganz behutsam vorgehen und bei bewährten und gut verträglichen Gemüsesorten bleiben. Verträgt Ihre Kleine das dann gut, dürfen Sie gerne mehr Abwechslung ins Spiel bringen. Hier würde ich ganz nach dem Tempo und dem Bäuchlein Ihrer Kleinen gehen und ggf. mit dem Kinderarzt Rücksprache halten. Immer wieder hört man von der Methode des Baby-led-weanings - Babys selbst entscheiden zu lassen - was sie essen. Gerne erläutere ich Ihnen dieses Konzept. Die Methode des Baby-led-weanings verweist auf interessante Aspekte der Fütterung im Beikostalter. Hier steht mehr das spielerische Entdecken von Lebensmitteln und Essen im Vordergrund. Ein starres Einführen verschiedener Breikomponenten, wird manchmal als recht verkrampfte „Abfütterung“ empfunden. Die Einführung der festen Nahrung muss grundsätzlich nicht nach strengen Vorgaben erfolgen, sondern sollte möglichst die individuellen Gegebenheiten berücksichtigen. Es ist sinnvoll, Säuglingen im Beikostalter auch Fingerfood - also kindgerechte Lebensmittel in Stückchen geschnitten, die ein Kind mit seinen Fingerchen greifen, zum Mund führen und selber essen kann -anzubieten. Dadurch lernen sie zu knabbern, schmecken den puren Lebensmittelgeschmack und können sehr selbstbestimmt essen. Probieren Sie das ruhig mal aus, wenn Ihre Kleine so am Essen der Großen interessiert ist. Gegen ungewürzte gedünstete Gemüse und ggf. zunächst gedünstete Obststücke ist nichts zu sagen. Auch Beilagen wie Kartoffeln, Nudeln bieten sich an. Wählen Sie Lebensmittel dafür gemäß den entwickelten Fähigkeiten Ihres Babys sorgfältig aus, um ein Verschlucken mit ggf. lebensgefährlichen Folgen zu verhindern. Nehmen Sie doch etwas vom Gemüse ab, bevor Sie es für die Familie salzen, dann kommt jeder auf seine Kosten. Meiner Meinung nach bleibt pürierte und grob-pürierte Kost mit feinen Stückchen unabhängig davon die Basis der Baby-Ernährung. Denn nur damit kann ein Säuglinge eine ausreichende Menge und Vielfalt an Nahrung aufnehmen, die die Versorgung mit allen Nährstoffen sicherstellt. Die Gabe von Breien hat sich als sichere Form der Nahrungszufuhr bei vielen Generationen von Babys bewährt und wird von ernährungswissenschaftlichen und kinderärztlichen Fachgesellschaften empfohlen. Zusammenfassend: Wenn man als Mutter das Gefühl hat, dass der kleine Schatz durch spielerisches Erforschen mehr Bezug und somit auch Spaß und Freude am Essen entwickelt, darf es jetzt im Beikostalter gerne sehr weich gekochte, ungesalzene Gemüsestückchen etc. geben. Zusätzlich würde ich aber Brei zufüttern, denn nur so kann ein Baby eine ausreichende Menge und Vielfalt an Nahrung und somit ausreichende Nährstoffe aufnehmen. Wie können Sie nun Ihrer Kleinen die Breie schmackhaft machen? Es gibt Kinder, die man ans Essen locken kann, wenn man sie bei ihrem Forschungsdrang packt. Geben Sie Ihrer Tochter selbst ein weiches Löffelchen in die Hand. Bestreichen Sie den Löffel oder ihr Fingerchen mit ganz wenig Brei und lassen den Kleinen das Essen selbst erforschen. Geben Sie ihr als fingerfood ein paar sehr weich gekochte Gemüsestückchen oder verträgliche Beilagen wie weiche Kartoffelstückchen oder Nudeln auf ein Tellerchen, wie oben beschrieben. Mag Ihr Mädchen nicht weiteressen, dann machen Sie ein Päuschen, bieten aber nichts Beliebteres wie Milch an, sondern füttern dann wieder das Mittagessen weiter. Probieren Sie es einfach aus. Ihre Geduld und Ausdauer zahlen sich aus, da bin ich mir ganz sicher. Meine Erfahrung ist, wenn es im Anschluss keine „sichere“ Milch mehr gibt, dass die Verzehrsmengen dann automatisch größer werden. Das ist natürlich auch Übungssache und wird vermutlich nicht von heute auf morgen klappen. Aber Ihre Kleine kann und wird das lernen, auch nur mit Brei bei einer Mahlzeit sich satt zu essen. Bleiben Sie bitte frohgemut am Ball. Nehmen Sie dabei den Druck raus. Eines ist sicher. Jedes gesunde Baby hat sich noch früher oder später an die Beikost gewöhnt. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass der Knoten bald platzt und das Erbrechen aufhört. Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende! Anke Claus