Lieber Herr Dr. Paulus,
ich bin erst Ende 7 SSW und habe vor ca 1-2 Wochen meinen Hund (großer Hund) mit einem Spot on Zeckenmittel (Advantix) (Wirkstoffe Permethrin und Imidacloprid) behandelt. Das Auftragen habe ich nicht selbst gemacht und habe den Hund danach mindestens 24std (eher länger) nicht angefasst.
Ich mache mir trotzdem große Vorwürfe und Gedanken meinem Ungeborenen damit geschadet zu haben. Schließlich bewegt sich der Hund im ganzen Haus und obwohl ich sehr aufpasse kann ich nicht ausschließen über zB Kleidung oder Möbel doch in Verbindung mit dem Medikament gekommen zu sein.
Können diese so übertragenen Dosen schädlich gewesen sein? Ist es nach 24 oder mehr Stunden in Ordnung den Hund wieder zu streicheln?
Ein anderer Hund mit dem ich in Kontakt war bekam eine Bravecto Kautablette gegen Zecken (Wirkstoff Fluralaner). Kann ich davon ausgehen, dass das Mittel lediglich im inneren des Hundes ist und ich durch Streicheln nicht in Kontakt kommen kann?
Ich bedanke mich vorab vielmals für Ihre Mühen.
Liebe Grüße
von
A0815
am 17.05.2019, 07:36
Antwort auf:
Zeckenmittel für Hunde
In Tierversuchen mit dem Insektizid Imidacloprid trat selbst in maternal toxischen Dosen keine Zunahme angeborener Anomalien auf.
Systematische Studien in der menschlichen Schwangerschaft liegen – wie meist bei diesen Produkten - nicht vor.
Pyrethroide kommen als Inhaltsstoff in verschiedenen Chrysanthemenarten vor. Permethrin ist z. B. ein synthetisches Pyrethroid, das in der Landwirtschaft und Veterinärmedizin seit langem zur Kontrolle von Ektoparasiten erfolgreich angewandt wird. Seit 1980 werden äußerliche Permethrin-Präparate zur Behandlung von Krätze und Kopfläusen eingesetzt. Sie erwiesen sich bei bestimmungsgemäßem Gebrauch als zuverlässig wirksam und frei von toxischen Nebenwirkungen, selten wurden allergische Reaktionen beschrieben. Daher wird Permethrin v.a. zur Behandlung in der frühkindlichen Phase, während Schwangerschaft und Stillzeit empfohlen (Fölster-Holst et al 2000).
Bei äußerlicher Anwendung am Menschen ließ sich nur eine geringe Resorption von max. 2% feststellen (Meinking 1996).
Fluralaner ist ein synthetisches Insektizid und Akarizid aus der Gruppe der Isoxazoline. Es ist in Deutschland zur Bekämpfung von Flöhen und Zecken bei Hunden und Katzen zugelassen.
Der Wirkstoff hemmt antagonistisch Chlorid-Kanäle durch Bindung an GABA- und Glutamatrezeptoren im Nervensystem der Gliederfüßer, nicht jedoch im Nervensystem von Säugetieren. Dies führt zu einer spastischen Lähmung des Parasiten. Nach oraler Verabreichung werden maximale Plasmakonzentrationen innerhalb eines Tages registriert. Der Wirkstoff reichert sich im Fettgewebe sowie in Leber, Niere und Muskeln an.
Die Verträglichkeit des Wirkstoffes wurde bei Zuchttieren sowie trächtigen und laktierenden Tieren, die mit Überdosierungen bis zum 3-fachen der maximal empfohlenen Dosis behandelt wurden, belegt (Fachinformation Bravecto 2017).
Spezielle Untersuchungen zum Einfluss auf die menschliche Schwangerschaft liegen bislang nicht vor, doch ist angesichts der Tierversuchsdaten bei oberflächlichem Kontakt mit Haustieren über die Haut nicht meiner Gefährdung des Ungeborenen zu rechnen.
Ein Risiko für Ihre Schwangerschaft besteht durch die beschriebenen Kontakte bei Ihnen sicher nicht.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 17.05.2019