Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Trevilor retard

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: Trevilor retard

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Ich habe jetzt erst die SS festgestellt, bin in der 5. SSW. Ich nehme Trevilor retard 150mg, mein Neurologe hat gemeint, daß ich das Medikament weiternehmen soll. Aber jetzt entwickelt sich doch das Gehirn. Außerdem wurde mir von meinem Hausarzt gesagt, daß Trevilor noch sehr neu ist und noch keine Auswirkungen für das Ungeborene ind er Schweangerschaft vorliegen. Was soll ich tun? Vielen Dank für Ihre Antwort! Amina


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

Tierversuche mit Ratten in 11-facher Dosis und Kaninchen mit 12-facher Dosis gegenüber dem humantherapeutischen Bereich ergaben keinen Anhalt für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko unter Venlafaxin. Während der klinischen Studien traten 10 Schwangerschaften ein, bei denen eine Exposition zwischen Tag 10 und 60 stattfand. Allerdings liegen nur Informationen über 4 Schwangerschaftsausgänge vor, die jedoch unauffällig erschienen. Eine neuere prospektiv kontrollierte Multicenterstudie berichtet von 150 Schwangerschaften unter Medikation mit Venlafaxin im ersten Schwangerschaftsdrittel: Neben 7 Schwangerschaftsabbrüchen und 18 Fehlgeburten wurden 125 Neugeborene registriert. Darunter befanden sich zwei Kinder mit einer schwereren Anomalie: 1 x Hypospadie (Harnröhrenfehlmündung), 1 x Neuralrohrdefekt (offener Rücken) mit Klumpfuß. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne problematische Medikation fanden sich keine signifikanten Unterschiede im Schwangerschaftsausgang (Einarson et al 2001). Uns sind bisher 35 Rückmeldungen nach Exposition mit Venlafaxin in der Frühschwangerschaft bekannt: 3 x Schwangerschaftsabbruch 6 x Spontanabort 22 x unauffälliges Neugeborenes 4 x angeborene Anomalie (3 x Nierenstau, 1 x Trisomie 21) In unserem kleinen Kollektiv fällt die Häufung von Nierenstörungen auf. Allerdings ist die Aussagekraft bei derart kleinen Fallzahlen noch eingeschränkt. Erprobtere Antidepressiva wie Amitryptilin, Fluoxetin oder Citalopram wären in der Schwangerschaft grundsätzlich vorzuziehen. Die kanadischen Gesundheitsbehörden warnen neuerdings vor kindlichen Komplikationen bei der Einnahme von Citalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Mirtazapin, Paroxetin, Sertralin und Venlafaxin sowie Bupropion im letzten Schwangerschaftsdrittel. Atem- und Ernährungsstörungen, Krampfanfälle, Muskelrigidität, Unruhe und anhaltendes Schreien können verlängerten Krankenhausaufenthalt, Beatmung bzw. Ernährung per Sonde erfordern. Es kann sich dabei um direkte unerwünschte Wirkungen der Antidepressiva auf das Neugeborene oder um Zeichen eines Entzugssyndroms handeln. Die kanadische Behörde betont, dass die Behandlung von Depressionen Schwangerer unzureichend durch Studien untersucht ist. Während des dritten Schwangerschaftsdrittels könne jedoch eine langsame Reduktion der Dosis der genannten Antidepressiva ratsam sein. Keinesfalls sollten jedoch Schwangere Antidepressiva ohne ärztliche Anleitung absetzen.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Bin nicht Schwanger,aber kann man unter einer solchen Medikation eine Schwangerschaft verantworten?Werde die Medikamente nicht absetzen können,aber was wäre im Falle einer Ss zu tun?Könnte es dem Baby schaden?

Ich muß seit kurzen wieder Trevilor nehmen und möchte aber gerne ein Baby haben!Deshalb möchte ich gerne wissen wie Trevilor in der Schwangerschaft wirkt!Danke

Lieber Herr Dr. Paulus, meine letzte Regel war am 18.06.08. Nun ist uns am 28.06.spätabends eine Verhütungspanne passiert (Kondom abgerutscht mit "Inhalt"...) und ich mache mir nun Gedanken, ob etwas passiert sein könnte... Es wäre nicht weiter tragisch bis auf den Umstand, dass ich 75mg Trevilor täglich nehme, Absetzversuche sind geplant aber j ...

Hallo, ich abin nicht schwanger aber es besteht Babywunsch.Meine Frauenärztin hat an einer Stduie angefragt wegen Antidepressiva in der Schwangerschaft, sie sagte mir das ich das trevilor weiterhin einnehmen kann.Meine Neurlogin meinte aber sie empfiehlt mir das nicht.Ich weis nicht was ich machen soll?

Kann man Trevilor 75mg während der Schwangerschaft einnehmen ohne dass ein Risiko für das Baby besteht oder ist es besser das Medikament abzusetzten? Wie sieht es in der Stillzeit aus? Danke

Hallo Herr Dr. Paulus, da ich nun seit gestern erst weiss, dass ich schwanger bin, habe ich natürlich die ganze Zeit Trevilor durchgenommen. Ihr Artikel ist ja nun aus dem Jahr 2005 und ich möchte gerne wissen, ob es neuere Studien bezüglich des Medikaments gibt. Und ob ich es nun bedenkenlos weiter nehmen kann oder nicht. Nach Rücksprache mi ...