Frage: Doxepin,Trevilor

Bin nicht Schwanger,aber kann man unter einer solchen Medikation eine Schwangerschaft verantworten?Werde die Medikamente nicht absetzen können,aber was wäre im Falle einer Ss zu tun?Könnte es dem Baby schaden?

Mitglied inaktiv - 14.01.2005, 17:40



Antwort auf: Doxepin,Trevilor

Trizyklische Antidepressiva gelten als Mittel der Wahl zur Behandlung von Depressionen in der Schwangerschaft (Robert 1996). Sie blockieren die Wiederaufnahme von Transmittern wie Noradrenalin und Serotonin in adrenerge Nervenendigungen. Aufgrund ihrer hohen Lipidlöslichkeit treten sie rasch diaplazentar über. Zwar liegen Berichte über Extremitätenfehlbildungen, Herzfehler, Polydaktylie und Hypospadie vor, doch ließ sich der Verdacht auf fruchtschädigende Effekte auch bei den länger gebräuchlichen Präparaten bisher nicht bestätigen (McElhatton et al 1996). Nachuntersuchungen im Vorschulalter nach pränataler Exposition mit trizyklischen Antidepressiva zeigten gegenüber einer Kontrollgruppe keine Abweichungen hinsichtlich Intelligenzentwicklung, Verhalten und Sprachvermögen (Nulman 1997). Eine Monotherapie mit lange eingeführten Präparaten wie Amitriptylin (z. B. Sarotenâ), Desipramin (z. B. Pertofran®), Imipramin (z. B. Tofranil®) oder Nortriptylin (z. B. Nortrilen®) ist bei entsprechender Indikation anzustreben. Bei hochdosierter Therapie vor der Geburt können beim Neugeborenen folgende Symptome auftreten: Tachyarrhythmie (hohe Herzfrequenz), Tachypnoe (schnelle Atmung), Zyanose (bläuliche Hautfarbe), Tremor (Zittern), Trinkschwäche, Konvulsionen (Krämpfe), Harnverhalt. Doxepin verhielt sich bei Tierversuchen mit Ratten und Kaninchen nicht fruchtschädigend. Bei Kaninchen beobachtete man unter 2- bis 40-facher humantherapeutischer Dosis, bei Ratten unter 4- bis 100-facher humantherapeutischer Dosis keinen Anstieg der Fehlbildungsrate. Unter 40- bis 100-facher Dosis (maternal toxisch!) traten lediglich vermehrt Aborte auf (Owaki 1971 a,b). Eine Fallsammlung von 14 Schwangerschaften unter Exposition mit Doxepin berichtet von 4 Abbrüchen, 1 Spontanabort, 1 Totgeburt und 8 unauffälligen Neugeborenen (McElhatton 1996). Wir selbst überblicken 101 Rückmeldungen nach Doxepin-Exposition in der Frühschwangerschaft: 20 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für fetale Anomalie) 12 Spontanaborte 67 unauffällige Neugeborene 2 angeborene Anomalien (1 x Ichthyosis congenita, 1 x Trisomie 18) Da es sich in beiden Fälle um genetisch bedingte Erkrankung handelt, ist ein Zusammenhang mit der mütterlichen Medikamentenanwendung unwahrscheinlich. Tierversuche mit Ratten in 11-facher Dosis und Kaninchen mit 12-facher Dosis gegenüber dem humantherapeutischen Bereich ergaben keinen Anhalt für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko unter Venlafaxin. Während der klinischen Studien traten 10 Schwangerschaften ein, bei denen eine Exposition zwischen Tag 10 und 60 stattfand. Allerdings liegen nur Informationen über 4 Schwangerschaftsausgänge vor, die jedoch unauffällig erschienen. Eine neuere prospektiv kontrollierte Multicenterstudie berichtet von 150 Schwangerschaften unter Medikation mit Venlafaxin im ersten Schwangerschaftsdrittel: Neben 7 Schwangerschaftsabbrüchen und 18 Fehlgeburten wurden 125 Neugeborene registriert. Darunter befanden sich zwei Kinder mit einer schwereren Anomalie: 1 x Hypospadie (Harnröhrenfehlmündung), 1 x Neuralrohrdefekt (offener Rücken) mit Klumpfuß. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit SSRI-Medikation bzw. nicht fruchtschädigender Medikation fanden sich keine signfikanten Unterschiede im Schwangerschaftsausgang (Einarson et al 2001). Uns sind bisher 35 Rückmeldungen nach Exposition mit Venlafaxin in der Frühschwangerschaft bekannt: 3 x Schwangerschaftsabbruch 6 x Spontanabort 22 x unauffälliges Neugeborenes 4 x angeborene Anomalie (3 x Nierenstau, 1 x Trisomie 21) In unserem kleinen Kollektiv fällt die Häufung von Nierenstörungen auf. Allerdings ist die Aussagekraft bei derart kleinen Fallzahlen noch eingeschränkt. Erprobtere Antidepressiva wie Amitryptilin, Fluoxetin oder Citalopram wären in der Schwangerschaft grundsätzlich vorzuziehen. Die kanadischen Gesundheitsbehörden warnen neuerdings vor kindlichen Komplikationen bei der Einnahme von Citalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Mirtazapin, Paroxetin, Sertralin und Venlafaxin sowie Bupropion im letzten Schwangerschaftsdrittel. Atem- und Ernährungsstörungen, Krampfanfälle, Muskelrigidität, Unruhe und anhaltendes Schreien können verlängerten Krankenhausaufenthalt, Beatmung bzw. Ernährung per Sonde erfordern. Es kann sich dabei um direkte unerwünschte Wirkungen der Antidepressiva auf das Neugeborene oder um Zeichen eines Entzugssyndroms handeln. Die kanadische Behörde betont, dass die Behandlung von Depressionen Schwangerer unzureichend durch Studien untersucht ist. Während des dritten Trimenons könne jedoch eine langsame Reduktion der Dosis der genannten Antidepressiva ratsam sein. Keinesfalls sollten jedoch Schwangere Antidepressiva ohne ärztliche Anleitung absetzen Der Einsatz der Benzodiazepine in der Schwangerschaft sollte mit großer Zurückhaltung erfolgen, zumal auch langfristige Auswirkungen auf die Verhaltensentwicklung nicht eindeutig geklärt sind. Bei Einnahme in höheren Dosen über längere Zeiträume (z. B. Diazepam 15-20 mg/d) bis zur Geburt muß man mit einer Atemdepression beim Neugeborenen rechnen. Im Rahmen einer Entzugssymptomatik werden Unruhe, Tremor, Muskelhypertonie, Erbrechen, Diarrhö und zerebrale Krampfanfälle beim Neugeborenen beschrieben. Ein weiteres Problem stellt die als „Floppy-infant-Syndrom“ bekannte Symptomatik dar, die mit Muskelhypotonie, Lethargie, Temperaturregulationsstörungen und Trinkschwäche über Wochen bis Monate anhalten kann. Solange Sie eine Kombination von drei Psychopharmaka benötigen, ist von einer Schwangerschaft eher abzuraten. Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Substanzen, welche die embryonale Entwicklung ungünstig beeinflussen könnten, sind nämlich nicht ausreichend abgeklärt.

von Dr. Wolfgang Paulus am 17.01.2005



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