Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Progesteron zur Abortprophylaxe in Stillzeit

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Progesteron zur Abortprophylaxe in Stillzeit

AnniLi42

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Guten Tag Dr. Paulus, ich bin ganz frisch schwanger (schätzungsweise 3+5) und habe ein noch gestilltes einjähriges Kind. Aufgrund deutlich verkürzter zweiter Zyklushälfte (oft kleiner 10 Tage) und Schwierigkeiten, mit unserem ersten Kind schwanger zu werden, sowie wiederholten Blutungen in der Frühschwangerschaft besteht der Verdacht auf Progesteronmangel. In der letzten Schwangerschaft habe ich nach wiederholten Blutungen Famenita 200 (1x täglich vaginal) verschrieben bekommen und meine Frauenärztin hatte geplant, bei mir demnächst den Progesteronspiegel im Blut zu bestimmen, im Hinblick auf ggfs Substitution im Rahmen der weiteren Kinderplanung. Nun bin ich aber spontan schwanger geworden und mache mir Sorgen, ob der Progesteronspiegel hoch genug ist. Meine Frauenärztin kann ich erst am Montag erreichen, meinem Sie im Hinblick auf die noch sehr frühe SSW reicht das? Ich habe noch ein paar Famenita von der letzten Schwangerschaft da und bin jetzt am überlegen, ob ich sicherheitshalber direkt damit anfangen soll. Allerdings habe ich bei Embryotox keine beruhigenden Angaben zur Stillzeit finden können, da steht nur, dass eine individuelle Nutzen/Risikoabwägung erfolgen soll. Aber weder möchte ich meinen Sohn durch eventuell schädliche Progesteroneinnahme gefährden (falls kein Mangel vorliegt, würde ja nicht nur der normale Pegel erreicht), noch plötzlich abrupt und unnötig abstillen, da er das Stillen noch sehr liebt. Die Fragen: 1. Reicht es, wenn ich am Montag meine Frauenärztin kontaktiere, oder sollte bei einem Mangel direkt mit der Einnahme begonnen werden? 2. Wenn tatsächlich ein Mangel vorliegt, gehe ich dann recht in der Annahme, dass eine reine Substitution meinem gestillten Kind nicht schadet, da das Progesteron sonst ja auch in gleicher Höhe in meinem Körper vorhanden wäre? 3. Sollte meine Frauenärztin wie letztes Mal direkt Progesteron aufschreiben wollen statt erstmal Blut abzunehmen, würden ein paar weitere Tage abwarten schaden oder wäre genug Zeit, um erstmal privat in einem Labor oder bei der Hausärztin den Progesteronspiegel zu bestimmen? Vielen Dank im Voraus!


Dr. Wolfgang Paulus

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Famenita enthält das in jedem weiblichen Organismus von Eierstöcken und in der Schwangerschaft zusätzlich von der Plazenta produzierte natürliche Hormon Progesteron. Bei mangelhafter Bildung in der Frühschwangerschaft wird Progesteron oft zum Ausgleich eines Mangels verabreicht, um einer Fehlgeburt bzw. Frühgeburt vorzubeugen. Die vaginale Applikation von Progesteron 2 x 400 mg pro Tag führte bei Blutungen in der Frühschwangerschaft im Vergleich zu Plazebo in einer großen britischen Multicenterstudie mit 4.153 Schwangeren nicht zu einer Zunahme der Lebendgeburten (Coomarasam et al 2019). Für den Nutzen einer Daueranwendung von Progesteron wegen einer Blutung in der Frühschwangerschaft gibt es keine klaren Belege. Sollte sich ein ausgeprägter Progesteronmangel bestätigen, kann man natürlich das Defizit durch Famenita ausgleichen, ohne das gestillte Kind zu belasten.


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