Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Morbus Chron und schwangerschaft

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Morbus Chron und schwangerschaft

Mitglied inaktiv

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besteht ein erhöhtes Risiko durch diese medikamente für meine Schwangerschaft?? was muss ich beachten??


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei dem Protonenpumpenhemmer Esomeprazol (Nexium) handelt es sich lediglich um ein Isomer von Omeprazol, so dass mit ähnlichen Ergebnissen wie bei dem länger erprobten Omeprazol zu rechnen ist. In einer schwedischen Kohortenstudie lag die Fehlbildungsrate nach Exposition mit Protonenpumpenhemmern nicht höher als in einem unbelasteten Vergleichskollektiv. 282 der 295 erfassten Schwangeren hatten bei dieser Untersuchung Omeprazol eingenommen (Kallen 1998). Eine weitere Kohortenstudie zur Anwendung von Omeprazol im ersten Schwangerschaftsdrittel fand unter 139 exponierten Kindern ebenfalls keinen Anstieg der Fehlbildungsrate (Ruigomez et al 1999). Eine Publikation zu 91 Schwangerschaften, die nach Kontakt mit dem Teratogen Information Service weiter verfolgt wurden, zeigte ebenfalls keine Häufung angeborener Anomalien (Lalkin et al 1998). Wir überblicken selbst 92 Rückmeldungen nach Anwendung von Omeprazol in der Frühschwangerschaft: 7 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für Fehlbildung!) 7 Spontanaborte 73 unauffällige Neugeborene 5 angeborene Die Inhomogenität der Störungen lässt keinen ursächlichen Zusammenhang mit der Medikamentenexposition vermuten. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (M. Crohn, Colitis ulcerosa) erfordern oft auch in der Schwangerschaft eine Fortsetzung der Medikation. Bei der Anwendung von 5-Aminosalicylsäure (in Form von Mesalazin bzw. Olsalazin) in der Schwangerschaft beobachtete man keinen Anstieg von Missbildungen bzw. keine Fetotoxizität. Wegen der Prostaglandinsynthesehemmung durch Salicylate sollten im letzten Schwangerschaftsdrittel diese Präparate nur in moderater Dosis verwendet werden. Eine Dosierung bis 2 g Mesalazin erscheint jedoch vertretbar. Es liegen Berichte über den erfolgreichen Einsatz von Mesalazin während der gesamten Schwangerschaft vor (Habel et al 1993; Bell & Habal 1997; Diav-Citrin 1998; Trallori et al 1994). 165 Patientinnen unter Medikation mit Mesalazin während der Schwangerschaft (davon 146 Expositionen im ersten Schwangerschaftsdrittel) wiesen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe keine Unterschiede im Schwangerschaftsausgang auf (Bell & Habal 1997). Bei 18 Neugeborenen traten nach Dauerexposition (mittlere Dosis: 1,7 g/d) mit Mesalazin in der Schwangerschaft keine Anomalien auf (Habel et al 1993). Bei einem Neugeborenen wurden nach Behandlung der Mutter mit Mesalazin in Dosen von 2 bis 4 g/d Nierenschäden beobachtet (Colombel et al 1994). Wir überblicken selbst 107 Rückmeldungen nach Exposition mit Mesalazin in der Schwangerschaft: 5 Schwangerschaftsabbrüche (keine Fehlbildungen!) 10 Spontanaborte 88 unauffällige Neugeborene 4 angeborene Anomalien Folgende Fehlbildungen wurden registriert: 1 x Ureterstenose bds. (Verengung der Harnleiter), 1 x Hexadaktylie (überzähliger Finger), 1 x Hydrozephalus (Erweiterung der Hirnwasserräume), 1 x Nierenagenesie (fehlende Nierenanlage) und Ventrikelseptumdefekt (Defekt der Herzscheidewand). Die Fehlbildungsrate liegt mit 4,3% im Rahmen des Basisrisikos. Aufgrund des ausgeprägten First-pass-Metabolismus (Abbau während der ersten Leberpassage) liegt die allgemeine Bioverfügbarkeit von Budesonid lediglich bei 9 bis 12 % (Fachinfo BudenofalkÒ). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Häufigkeit angeborener Anomalien unter 2.014 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Kallen et al 1999). Eine Fortführung der Therapie mit den genannten Präparaten wäre in möglichst moderater Dosis auch in der weiteren Schwangerschaft akzeptabel.


Mitglied inaktiv

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hallo ich wollte dir nur mitteilen, daß bei mir die gleiche krankheit diagn. wurde. ich war danach bei einer heilpraktikerin ( TCM traditionelle chin. medizin/ zentrum in bonn), die einen hefepilz im darm feststellte. nach beseitigung dieses pilzes war bei einer neuen darmspiegelung kein morbus crohn mehr zu finden.ist 15 jahre her! vielleicht auch für sie eine chance? gruß jutta


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