Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

L-Thyroxin, Cymbalta und Quetiapin in Schwangerschaft und Stillzeit

Frage: L-Thyroxin, Cymbalta und Quetiapin in Schwangerschaft und Stillzeit

Cosmopolitin

Beitrag melden

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, leider bin ich noch nicht schwanger, würde es aber gerne dieses Jahr werden. Zurzeit nehme ich die o.a. Medikamente: Amitriptilin habe ich schon mit Erfolg abgesetzt. Da ich u.a. wenig bis keine emotionale Unterstützung in meiner Ursprungsfamilie und meinem sozialen Umfeld erfahre fällt es mir sehr schwer Cymbalta und Quetiapin ganz abzusetzen. Könnte ich die Medikamente trotzdem während der Schwangerschaft einnehmen? Welche gesundheitlichen Folgen könnten für das Kind bestehen? Danke für Ihre Bemühungen. Mit freundlichen Grüßen Frau Wagner


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

Bei Duloxetin handelt es sich um einen neueren Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer. Eine prospektive Multicenterstudie konnte bei 206 Schwangerschaften unter Anwendung von Duloxetin im ersten Trimenon keinen Anstieg der Fehlbildungsrate feststellen (Einarson et al 2012). Drei von 165 Neugeborenen (1,8%) wiesen Anomalien auf (Hydronephrose, Nierenagenesie, Klumpfuß). Allerdings nahmen nur 51 Patientinnen das Antidepressivum während der gesamten Schwangerschaft ein, während in 155 Fällen die Medikation im ersten Trimenon abgesetzt wurde. Wie bei anderen serotonergen Arzneimitteln können Entzugsymptome bei Neugeborenen auftreten, wenn die Mutter kurz vor dem Entbindungstermin Duloxetin eingenommen hat. Nach mütterlicher Medikation bis zur Geburt beobachtete man bei einem Neugeborenen Zittern, Krämpfe und Atemstörungen; die Symptomatik verschwand jedoch unter stationärer Behandlung in den ersten 7 Lebenstagen (Eyal et al 2008). Wir verfügen bisher über 79 Rückmeldungen nach Anwendung von Duloxetin in der Frühschwangerschaft: 11 Schwangerschaftsabbrüche (aus psychosozialen Gründen) 7 Spontaborte 56 unauffällige Neugeborene 5 angeborene Anomalien Ein bestimmtes Fehlbildungsmuster fiel nicht auf. Trizyklische Antidepressiva wie Amitryptilin oder auch SSRI wie Sertralin oder Citalopram wären in der Schwangerschaft grundsätzlich erprobter. Wenn diese Präparate nicht ausreichend wirken, wäre auch der Einsatz von Duloxetin vertretbar. Bei Quetiapin handelt es sich um ein neueres Neuroleptikum aus der Klasse der Dibenzothiazepine. In Tierversuchen mit Ratten und Kaninchen fand sich kein Anstieg der Fehlbildungsrate. In einer prospektiven Followup-Studie zur Anwendung von atypischen Neuroleptika in der Schwangerschaft registrierte man bei 151 exponierten Schwangeren im Vergleich zu einer Kontrollgruppe keine Zunahme von Aborten oder Fehlbildungen. Darunter befanden sich auch 36 Fälle mit einer Quetiapin-Medikation (McKenna et al 2005). Zuvor waren zwei Fälle publiziert worden, in denen Quetiapin während der gesamten Schwangerschaft in Dosen von 150 bis 300 mg/d verabreicht worden war. Die beiden Neugeborenen wiesen keine Anomalien auf (Tényi et al 2002; Taylor et al 2003). Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2001 und 2011 108 Schwangerschaftsausgänge nach Medikation mit dem atypischen Neuroleptikum Quetiapin in der Frühschwangerschaft dokumentiert. Ein Zusammenhang mit einem erhöhten Fehlgeburts- oder Fehlbildungsrisiko konnte nicht nachgewiesen werden. Wenn therapeutische Alternativen nicht ausreichend wirken, wäre der Einsatz von Quetiapin in der Schwangerschaft vertretbar, wobei eine möglichst moderate Dosis gewählt werden sollte.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo! Ich nehme seit 14 Jahren nach meiner SD-OP L-Thyroxin 100 ein. Während der Schwangerschaft wurde in 2 Schritten von 100mg auf 150 mg erhöht. 4 Wochen nach der Geburt (07.Juni 09) wurde während der Stillzeit die SD-Hormone kontrolliert, ich sollte weiterhin 150mg einnehmen. Seit der Geburt habe ich deutlich an Gewicht verloren (hängt be ...

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich habe seit Jahren eine Schilddrüsenunterfunktion (kein Hashimoto) und war vor der Schwangerschaft mit L-Thyroxin 100 gut eingestellt (TSH um 1,0). In der Schwangerschaft habe ich die Dosis auf ärztlichen Rat auf 125 gesteigert, in der 36. SSW betrug der TSH-Wert 1,2. Ich plane, nach der Geburt zu stillen. Kann ...

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, aufgrund einer Hashimoto-Erkrankung habe ich vor und während der SS L-Thyroxin genommen. In der SS wurde die Dosis von 75 auf 112,5 erhöht. Entgegen dem was ich als Empfehlung gelesen habe, sollte ich die erhöhte Dosis auch nach der Entbindung beibehalten. Nun wurde 9 Wochen nach Geburt festgestellt, dass mein TSH ...

Sehr geehrter Herr Dr Paulus Ich habe Hashimoto und war während meiner Schwangerschaft sehr gut eingestellt was die Blutwerte anging (l-thyroxin 200mikrogramm/tag).  Ab dem Tag der Geburt habe ich reduziert auf 175 mikrogramm. Jetzt war ich 7 Wochen später zur Kontrolle der Werte und ich muss jetzt noch auf 150 Mikrogramm reduzieren.  Ich S ...

Guten Tag, Sind 3 Gramm Bockshornklee (6 Kapseln) in Form von Kapseln während der Stillzeit giftig? Ich habe diese täglich während der Stillzeit genommen um besser abpumpen zu können, mit Rücksprache der Hebamme. Im Nachhinein mache ich mir Sorgen weil ich gelesen habe dass ein Experiment an Mäusen gezeigt hat dass Bockshornklee neurotoxisch is ...

Guten Tag Dr. Paulus, gerne wollte ich einmal fragen, welches das Mittel der Wahl gegen Zwangsstörung in Kinderwunsch und Schwangerschaft und Stillzeit ist und in welcher Dosierung? Und: Wenn man sich entscheiden würde, das Mittel vor Beginn des Kinderwunsches abzusetzen, wie lange vorher müsste man dies dann tun, damit kein Wirkstoff mehr i ...

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,  ich habe im April mein erstes Kind geboren, stille voll und fühle mich aktuell nicht sehr wohl. Stimmungsschwankungen, Ängste, ab und zu Traurigkeit begleiten mich. Auch meine Schilddrüse war nach der Geburt nicht mehr richtig eingestellt und ich bin aktuell in einer leichten Schuldrüsenüberfunktion, die sich lau ...

Sehr geehrter Herr Paulus,  ich leider unter einem seberrhoischen Ekzem im Gesicht, das sich jetzt in der Stillzeit wieder verstärkt zeigt. Meine Hautärztin hat mir folgende Creme für die tägliche Pflege empfohlen: ISDIN Nutradeica Gelcreme. Sie hatten mir in der Schwangerschaft die Einschätzung gegeben, dass ich diese verwenden darf. Gil ...

Guten Tag, ich habe das Thema bereits woanders im Forum geteilt, wollte jedoch auch Ihre Meinung zu dem Thema hören. Ich hoffe das ist in Ordnung. Ich habe Clindamicyn 300 mg (je 1 Tablette 2x täglich) erhalten von meiner Frauenärztin. Sie weiß dass ich voll stille. Ich werde (auch wenn ich es laut ihr nicht muss) einen Abstand zur Einnahme und ...

Guten Morgen Herr Paulus, vielen Dank für Ihre gute Arbeit! Ich habe ein Thema, das mich seit gestern sehr beschäftigt. Ich habe seit ca 4 Wochen immer mal wieder o.g. Augentropfen benutzt. Mal mehr mal weniger. Auch mal bis zu 5x am Tag. Aus dem Applikator kamen auch schonmal mehr als 1 Tropfen und die Flüssigkeit lief mir auch schonmal die Wa ...