Sehr geehrter Dr. Paulus,
ich habe nachgewiesen in einem Labor Madenwürmer und bin total verzweifelt.
Meine Hausärztin hat mir Vermox verschrieben aber ich bin mir unsicher ob ich sie nehmen soll in der Schwangerschaft. Ich will auf keinen Fall dem Baby damit schaden.
Kann bei einer Einnahme was passieren?
Meinen Sie ich bekomme es auch durch strenge Hygiene bzw. Ernährung in den Griff?
Sollte ich das Medikament nehmen, welche Einnahme empfehlen Sie? Wie in der Packungsbeilage empfohlen?
Vielen Dank für Ihre Antwort, ich hoffe Sie können mich etwas beruhigen.
Mit freundlichen Grüßen!
von
Marie Sophie
am 01.07.2022, 07:45
Antwort auf:
Einnahme von Vermox in der 27 SSW
Der Wirkstoff Mebendazol ist beim Menschen in der Schwangerschaft relativ gut erprobt, ein Anhalt für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ergab sich bisher in humantherapeutischen Dosen nicht.
In Gegenden mit endemischem Hakenwurmbefall konnte die Anämie in der Schwangerschaft durch anthelmintische Therapie gelindert werden. Daher wurde in einer großen Studie in Sri Lanka die Anwendung von Mebendazol im II.Trimenon zur Beseitigung des Hakenwurmes untersucht (de Silva et al 1999). Nach Therapie mit Mebendazol wich die Fehlbildungsrate mit 97 von 5.275 Fällen (1,8%) nicht signifikant von der unbehandelten Kontrollgruppe mit 26 von 1.737 Fällen (1,5%) ab. Entgegen dem ärztlichen Rat nahmen 407 Schwangere bereits im I.Trimenon Mebendazol ein, wobei 10 Fehlbildungen (2,5%) registriert wurden. Auch hier ergab sich kein signifikanter Anstieg der Fehlbildungsrate. Der Anteil von Totgeburten und perinatalen Todesfällen (1,9 vs 3,3%) sowie Wachstumsretardierungen (1,1 vs 2,3%) lag nach Behandlung mit Mebendazol signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe.
Die Autoren sehen bei Wurmbefall im Darmtrakt keine Vorbehalte gegenüber der Mebendazol-Therapie im II./III.Trimenon.
Mit Hygiene und Ernährung alleine werden Sie das Problem mit den Madenwürmern höchstwahrscheinlich nicht in den Griff bekommen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 01.07.2022