Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Demi-permanente Haarfarbe

Frage: Demi-permanente Haarfarbe

Kriso91

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Sehr geehrter Dr. Paulus,    Ich bin in der 38. Woche schwanger und war vor 3 Tagen beim Frisör. Dort wurde ich dann auch von meiner Friseurin beraten, dass es unbedenklich sei, ein glossing/ eine Tönung mit einer demi- permanenten, dunkelbraunen Farbe mit folgender Zusammensetzung aufzutragen:   Aqua, Alcohol Denat., Sodium C14-16 Oelfin Sulfonate, Deceth-3, Propylene Glycol, Cocamide Mipa, Oleyl Alcohhol, PPG-2 Butyl Ether, Lauryl Alcohol, PEG/PPG-4/12 Dimethicon, PPG-5-Ceteth-10 Phosphate, Coco-Betaine, Ethanolamine, Myristyl Alcohol, Sodium Sulfite, Taurine, Erythorbic Acid, Parfum, Sodium Chloride, Citric Acid, Cetyl alcohol, Sodium citrate, Wheat amino Acids, Benzoic Acid, EDTA, Toluene-2,5-Diamine, M-Aminophenol, Tetrasodium EDTA, 2,4-Diaminophenoxyethanol-HCL, 4-Amino-2-Hydroxytoluene, Phenoxyethanol, Disodium EDTA, BHT, Potassium Sorbate, Thioglycerin, Pentaerythrityl tetra-Di-T-Butyl-HHydroxyhhydrocinnamate.    Da es sich ‚nur’ um eine Tönung handelt und das Präparat auch nur ca. 10 min eingewirkt hatte (allerdings mit flächiger Berührung der Kopfhaut) hatte ich mir zu Beginn keine Sorgen gemacht. Auch, dass ich mich so  am Ende der Schwangerschaft befinde,  hatte mich beruhigt. Je länger ich allerdings darüber nachdenke, umso bedenklicher find ich die Anwendung, vor allem bezüglich der enthaltenen aromatischen Amine. Wie hoch sehen Sie das Risiko, dass schädliche Stoffe zu meinem Kind kamen und mein Kind dadurch einen bleibenden Schaden erleidet? Ich bin wirklich komplett verzweifelt vor Sorge und weiß überhaupt nicht, was ich tun soll!!    Besten Dank für Ihre Einschätzung!  Erster Tag der letzten Regel: 13-02-2025 Errechneter Entbindungstermin: 28-11-2025


Dr. Wolfgang Paulus

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Produkte zum Färben bzw. Tönen der Haare setzten sich oft aus einer Vielzahl von Substanzen zusammen. Wie immer kommt es auf die Konzentration in der Blutbahn an, die natürlich wesentlich geringer ist als bei den zugrundeliegenden Tierexperimenten, bei denen die Substanzen meist mit dem Futter in großen Mengen oral verabreicht oder gar in den Körper gespritzt werden. Einige der unten aufgeführten Inhaltsstoffe befinden sich auch in dem von Ihnen genannten Produkt. Langkettige Alkohole wie Cetearylalkohol, Cetylstearylalkohol dienen zur Herstellung von Emulsionen. Bei lokaler Anwendung sind außer Überempfindlichkeitsrekationen der Haut keine Komplikationen beschrieben. Bei Oleth-30 handelt es sich um Polyethylenglykolether mit Ölsäure, die ebenfalls nicht im Verdacht einer embryotoxischen Wirkung stehen. Entsprechendes gilt für die Polyethylenglykolether Ceteth-5, Ceteareth-7, PEG-2-Stearat. Für Bleichmittel wie Ammoniumhydroxid und Wasserstoffperoxid liegen bei lokaler Anwendung ebenfalls keine Hinweise auf eine embryonale Schädigung vor. Ethanolamin wird als Lösungsmittel in der Industrie und in Haarpflegemitteln eingesetzt. Nach lokaler Anwendung bei trächtigen Ratten und Kaninchen zeigten sich selbst bei maternal toxischen Dosen von 225 bzw. 75 mg/kg/d keine Hinweise auf eine embryonale Schädigung (Liberacki et al 1996). Füttert man trächtige Ratten mit hohen Dosen von Ethanolamin (50 bis 500 mg/kg/d) treten dosisabhängige Vergiftungserscheinungen bei Mutter und Embryo auf, ohne dass spezielle Fehlbildungen ausgelöst werden (Mankes 1986). Der aromatische Alkohol Resorcin ist in Dermatika zur Behandlung von Akne, Seborrhoe, Ekzemen und Psoriasis, aber auch in Kosmetika und vielen Produkten der chemischen In­dustrie enthalten. Bei Ratten und Kaninchen zeigten sich unter Resorcin 40 bis 500 mg/kg/d bzw. 25 bis 100 mg/kg/d keine teratogenen Effekte (DiNardo et al 1985; Spengler et al 1986). Das Collaborative Perinatal Project stellte bei 118 Schwangeren keinen Anstieg kongenitaler Anomalien nach Behandlung mit Resorcin fest, wobei jedoch nur 18 Patientinnen im I.Trimenon exponiert waren (Heinonen et al 1977). Die drei Aminophenol-Isomere m-, o- und p-Aminophenol werden zum Färben der Haare verwendet. Wie andere Anilinderivate können sie bei Aufnahme in die Blutbahn zu Methämoglobinämie führen (Harrsion & Jollow 1987). In Tierversuchen wurde eine Aufnahme von 11% des p-Aminophenol über die Haut nachgewiesen (Elder 1988). p-Aminophenol, in geringerem Umfang auch o- und m-Aminophenol, führten in Laboruntersuchungen teilweise zu mutagenen Effekten (Eiche et al 1990, Elder 1988). Inwieweit diese Resultate eine Bedeutung für die menschliche Fortpflanzung besitzen, ist nicht geklärt. Unter Fütterung von trächtigen Ratten mit p-Aminophenol stieg die Fehlbildungsrate nicht an (Burnett 1989; Kavlock 1987; Spengler 1986). Erst bei maternal toxischen Dosen von 250 mg/kg/d wurden teratogene (fruchtschädigende) Effekte beschrieben (Elder 1988; Spengler 1986). Es kam zu Defekten an Schädel, Skelett und Darm. Unter Fütterung von Ratten mit m-Aminophenol trat selbst in maternal toxischen Dosen keine Zunahme von Fehlbildungen auf (Re 1984). Eine Studie an Hamstern mit allen drei Isomeren führte bei parenteraler Gabe von p- und o-Aminophenol zu vermehrten Fehlbildungen, jedoch nicht bei m-Aminophenol (Rutkowski & Ferm 1982). In Tierversuchen mit Ratten wurden handelsübliche Haarfärbemittel, die vor allem Substanzen aus der Klasse der Phenylendiamine enthalten, dem Futter zugesetzt. Unter Dosen bis zu 7.800 ppm ergab sich kein Anhalt für eine Fruchtschädigung. Ähnliche Resultate fanden sich bei Kaninchen unter Fütterung mit Dosen bis 97,5 mg/kg/d (Wernick et al 1975). Marks et al. (1981) injizierten trächtigen Mäusen 2-Nitro-p-Phenylendiamine (2-NPPD), 4-Nitro-o-Phenylendiamin (4-NOPD) und 2,5-Toluendiaminsulfat (2,5-TDS) in das Subkutangewebe. Erst bei maternal toxischen Dosen traten unter 2-NPPD (160 mg/kg/d) und 4-NOPD (256 mg/kg/d) Defekte wie Gaumenspalten und Myokardschäden auf. 2,5-TDS verursachte unter 64 mg/kg/d keine Anomalien. DiNardo et al. (1985) verabreichte trächtigen Ratten fünf oxidative Haarfärbemittel über das Futter, ohne fruchtschädigende Effekte zu erkennen. Diese Färbemittel enthielten folgenden Substanzen: 4,4-Diaminodiphenylsulfat (50 mg/kg/d), N-(2,-hydroxyethyl)-4-nitro-o-p-phenylendiamin (200 mg/kg/d), 2,3-Dihydroxynaphthalen (450 mg/kg/d), N,N-Dimethyl-p-Phenylendiamine (150 mg/kg/d) und Resorcin (500 mg/kg/d). Sofern keine systemische Aufnahme in großem Umfang (z. B. orale Aufnahme) stattfindet, ist eine kindliche Schädigung nicht zu befürchten. Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko lässt sich aus den aktuellen Daten nicht ableiten. Da jedoch für zahlreiche Wirkstoffe keine ausreichenden Untersuchungen beim Menschen existieren, sollte die Anwendung im ersten Schwangerschaftsdrittel mit Zurückhaltung erfolgen.


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