Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Antidepressiva

Dr. med. Wolfgang Paulus

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Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Antidepressiva

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Meine Neurologin empfahl mir, das Citalopram von ursprünglich 40 mg so zu reduzieren, dass ich ca. 3 Wochen vor dem Entbindungstermin "auf Null" bin. Als Grund nannte sie mögliche Entzugserscheinungen beim Neugeborenen. Eine Reduzierung auf 20 mg führte jedoch erneut zu den o.g. depressiven Symptomen, mir ging es psych. sehr schlecht. Daher habe ich nach Rücksprache mit der Neurologin auf eine Dosis von 30 mg erhöht, was für mich i.O. ist. Sie meinte, das solle ich dann doch so weiternehmen. Ist das Wohl meines Babies dadurch in Gefahr? Was sind das für Absetzungserscheinungen beim Neugeborenen? Wenn ich anschl. stillen kann, sind dann auch solche Symptome zu befürchten? Was ist Ihre Meinung dazu? Vielen Dank im Voraus, liebe Grüße, Kerstin Lüddecke


Dr. Wolfgang Paulus

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Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation (z. B. Citalopram) wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden. Ein Absetzen der Medikation vor der Geburt ist bei entsprechendem Beschwerdebild nicht erforderlich. Nach einer aktuellen Auswertung aller verfügbaren Studien in der Weltliteratur treten keine relevanten Serumspiegel beim Säugling unter therapeutischen Dosen der Antidepressiva Nortriptylin, Paroxetin und Sertralin auf (Weissman et al 2004). Diese Antidepressiva wären demnach mit dem Stillen am besten vereinbar. Auf der Basis einer Studie zu Citalopram in der Stillzeit an 3 Patientinnen würde ein Säugling über die Muttermilch 0,7% bis 5,9% einer Erwachsenendosis aufnehmen (Spigset et al 1997). In einer weiteren Untersuchung an 7 Säuglingen wurde ein Übergang von Citalopram und seinen Hauptmetaboliten in einer Größenordnung von 4,4% bis 5,1% registriert (Rampono et al 2000). Dabei fanden sich bei den meisten Säuglingen keine messbaren Serumspiegel. Auffälligkeiten zeigten sich weder in der körperlichen Entwicklung noch im Verhalten der Säuglinge. Eine Veröffentlichung berichtet von einem Säugling mit Schlafstörungen, dessen Mutter täglich 40 mg Citalopram einnahm. Der Serumspiegel des Säuglings betrug ca. 1/6 des mütterlichen Spiegels. Der kindliche Schlaf normalisierte sich nach Halbierung der mütterlichen Dosis und Ersatz von zwei Stillmahlzeiten durch Flaschennahrung (Schmidt et al 2000). Außerdem wird von 2 Säuglingen mit Schläfrigkeit, Trinkschwäche und Gewichtsverlust unter mütterlicher Anwendung von Citalopram berichtet.


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