Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
in der Frühschwangerschaft habe ich mein Gesicht täglich zwei Mal mit AHA (8%) und BHA (2%) gereinigt. AHA habe ich mit den Händen im Gesicht aufgetragen und für BHA hab ich ein Wattepad verwendet.
Auch in meinen Gesichtscremes ist Salicylsäure enthalten. Außerdem habe ich morgens immer einen Sonnenschutzfaktor aufgetragen.
Ich habe dann allerdings erfahren, dass diese Produkte schädlich seien für Ungeborene und habe die Verwendung der Produkte abgebrochen.
Inwiefern wirken sich diese Produkte auf Ungeborene aus? Kann es sein, dass mein Baby Bestandteile oder Wirkstoffe absorbiert hat? Muss ich mit Folgen rechnen?
Die verwendeten Produkte sind von Paulas Choice.
Ich danke Ihnen.
Freundliche Grüße
von
Likeavirgin
am 12.04.2019, 07:41
Antwort auf:
Äußerliche Anwendung von AHA und BHA schädlich?
Ich betreibe zwar als Frauenarzt kein Kosmetikstudio, sondern befasse mich mit Medikamentenanwendung in Schwangerschaft und Stillzeit, doch gehe ich davon aus, dass Sie mit AHA Alpha-Hydroxysäuren meinen (wie z. B. Glykolsäure und Milchsäure).
Als Keratolytikum findet die organische Glykolsäure in der dermatologischen Therapie und in Kosmetika Anwendung. Epidemiologische Studien zum Einsatz von Glykolsäure in der menschlichen Schwangerschaft liegen nicht vor.
In Tierversuchen mit hohen Dosen von Glykolsäure beobachtete man gehäuft Fehlbildungen von Rippen und Wirbelsäule (Munley & Hurtt 1996, Breslin et al., 1997).
Bei lokaler Anwendung im Gesicht werden jedoch derartig hohe Konzentrationen wie in den Tierversuchen keinesfalls erreicht. Allerdings sollte Glykolsäure zum Fruchtsäurepeeling in der Schwangerschaft angesichts der geringen Erfahrungen möglichst zurückhaltend benutzt werden.
Bei BHA handelt es sich wohl um Beta-Hydroxysäuren wie z. B. Salicylsäure.
Solange es sich nur um eine begrenzte äußerliche Anwendung von Präparaten mit Salicylsäure in der Frühschwangerschaft handelt, ist nicht mit einer kindlichen Schädigung zu rechnen.
Unter externer Anwendung von Salicylsäure sind bei kleinflächiger Applikation deutlich niedrigere Wirkstoffspiegel zu erwarten als bei oraler Aufnahme. Lösungen zur äußerlichen Anwendung, die Salicylsäure enthalten, sind daher bei kleinflächiger Anwendung in der Schwangerschaft nicht als gefährlich einzustufen.
Hohe Dosen von Salicylsäure könnten lediglich bei Anwendung jenseits der 30.SSW zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus (kindliche Kreislaufverbindung) führen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 14.04.2019