Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

zu weiß nicht mehr weiter

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: zu weiß nicht mehr weiter

Mitglied inaktiv

Hallo Fr. Neumann, meine Tochter hat sich mit 4 Monaten selbst abgestillt, wollte nicht mehr an die Brust, hab dann mit Rücksprache der Hebamme mit Fläschchennahrung angefangen, trinkt seitdem Bebivita 1. Hab dann mit Beikost angefangen, wir hatten soweit umgestellt das sie morgens noch Bebivita 1 trinkt und abends zum Schlafen "Gute- Nacht- Fläschchen von Hipp. Hat auch bis vor 5 Wochen mittags Gläschen gegessen, aber auch nur die ab 4. Monat ohne Stückchen, wenn ich selbst gekocht habe hat sie es nie gegessen. Jetzt ist sie wie gesagt 13 Monate alt und macht beim Essen nur Theater das einzigste was wir momentan in sie "reinbekommen" ist Fruchtzwerg und Obst was sie komischerweise auch als Stücke ist bzw. abbeißt (Banane, Apfel, Traube...) Meistens ist sie morgens auch ein paar Happen Butterbrot manchmal auch mit Schinken. Wie gesagt ich mache mir ziemlich große Sorgen weil sie überhaupt kein Gemüse (weder roh, noch gekocht, noch Gläschen) ist und auch kein Fleisch. Keine Kartoffeln, kein Reis. Ab und zu Nudeln von meinem Teller. Ansonsten schlägt sie jeden Löffel aus der Hand. Selber essen könnte sie auch schon schmeißt den Löffel aber weg wenn es nicht ihre geliebten Fruchtzwerge sind. Haben auch Folgemilch probiert zu geben trinkt sie aber nicht. Sorry ist jetzt ziemlich lang geworden. Vielen Dank im Vorraus. Ihr Gewicht ist altersgerecht. Was kann ich tun? Danke, liebe Grüße Anka


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo Anka zusammenfassend geschildert, isst deine Tochter momentan folgendes: Morgens 1 Fläschchen Beba1 manchmal ein paar Bissen Butterbrot (mit Schinken) ZMZ: etwas Obst/Fruchtzwerge (Banane, Traube) Mittagessen: ein paar Nudeln ZMZ: Fruchtzwerge/Obst? abends: Gute NachtFläschchen# Wie groß sind denn die ungefähr? Eine Traube, fünf Trauben oder richtig viele? 1 Banane, klein oder groß? wieviel ml Milch? In richtigem Verhältnis angerührt? wieviel Bissen Butterbrot? Wie dick Butter drauf? Wieviele Fruchtzwerge? Was bietest du mittags an? Brei? Oder auch mal etwas richtig deftiges? Salzarm? Wie ist dein Verhältnis zum Essen? Isst du gerne mit deinem Kind? Oder bist du beim Essen, wegen der mittlerweile entstandenen Problematik angespannt? Wie oft seid ihr draussen, auf dem Spielplatz? Seid ihr viel zuhause? Bezihe dein Kind ins Essen zubereiten mit ein, und lass dein Kind mal direkt aus dem Topf probieren. Wie ist der Essplatz deines Kindes gestaltet? Wie sitzt dein Kind am Tisch? Darf dein Kind mit den Fingern essen? Habt ihr mal Brezel oder kleine Brezelchen probiert? Und hier noch ganz allgemein: Ihr befindet euch gerade in einer Umbruchphase. Diese beginnt in der Regel um den 10. Lm herum. Brei wird abgelehnt und Alternativen wurden bisher kaum gefunden. Das hängt damit zusammen, dass die Phase des schnellen Wachstums zu Ende geht und künftig kleinere Essensmengen ausreichen können. Und die Kinder müssen neue Speisen erst kennenlernen, neue Geschmackseindrücke sammeln, bewerten, neue Konsistenzen akzeptieren, kauen, selber essen lernen. Zudem ist die Zeit des schnellen Wachstums vorbei und die Kinder benötigen weniger Nahrung als bisher. Kleine Mengen können ausreichen. Freue dich, wenn dein Kind etwas gegessen hat oder auch nur probiert hat. Das ist besser als nichts und dein Kind lernt dazu. Neue Esssitten und Rituale treten an Stelle althergebrachter Gewohnheiten. Essvorlieben und Abneigungen können sich bei Kindern schnell ändern. Was dein Kind heute nicht gerne mag, kann in Zukunft möglicherweise zu ihrer Lieblingsspeise mutieren. Und umgekehrt, was deine Tochter gerade gerne mag, kann in ein paar Wochen zu den Speisen zählen, die nicht mehr gegessen werden. Manchmal ist es der Geschmack, den ein Kind ablehnt. Manchmal ist es die Konsistenz. Manchmal liegt es an der Tageszeit zu der die Speise probiert wird. Manchmal an der Situation. So hat man bspw herausgefunden, dass Kinder eher neue Speisen testen, wenn sie vom Papa offeriert werden. Nicht nur die Konsistenz (Stückchen), sondern auch die Vielfalt charakterisiert die Familienkost. Und neue Geschmackserlebnisse, spielerisch erlebt, sind in diesem Alter sehr wichtig für die spätere Akzeptanz von Essen. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn das Kind die Bereitschaft zeigt, überhaupt zu probieren. Auch wenn es nur bspw eine einzige Erbse wäre. Beim nächsten Mal wären es dann zwei und so weiter. Jedes Kind hat seine Vorlieben und Abneigungen. Und besonders in diesem Alter müssen dieses die Kinder oft selbst erst herausfinden. Dazu ist es wichtig, dass ein Kind aus einem großen Repertoire schöpfen kann. Das bedeutet, dass mögllichst viel probiert werden sollte. Die Familienkost sollte langsam (!) die Breimahlzeiten ersetzen. Zu Anfang sollte es ganz basic sein. Mal eine Nudel, ein Kartoffel-oder Gemüsestück. Es muss keine üppigen Portionen von Neuem essen, sondern es einfach als "Spielerei" und sich an den üblichen Breien sattessen. . So kann dein Kind die unterschiedlichen Geschmäcker und Konsistenzen unterschiedlicher Nahrungsmittel kennenlernen. Und den Inhalt des Gläschens gibst du auf den Teller, ebenso etwas von deinem Essen von deinem Teller. Zunächst einmal solltest du dein Kind ganz allgemein an die gewohnten Familienmahlzeiten gewöhnen. Das bedeutet: Alle sitzen gemeinsam am Tisch und jeder hat einen Teller und Besteck. Und auch dein Kind darf selber essen. Wenn es sein muss, mit den Fingern. Es müssen keine Riesenmengen gegessen werden. Aber das Kind soll lernen, dass bspw Nudeln, egal ob grosse Nudeln oder kleine Nudeln, dicke Nudeln oder Spaghetti, in ähnlicher Weise vertragen und verdaut werden (oder auch nicht) und dass es eben Nudeln sind und Essen insgesamt viele Variationsmöglichkeiten bietet. Statt ständig neuer Gerichte, kannst du besser die Breizutaten einzeln in breiähnlichen Varianten servieren. Die wertvollsten Momente sind die, bei denen Mama, Papa und Geschwister entspannt am Tisch sitzen und essen und das Baby einfach und selbstverständlich mitessen kann. Grüsse Birgit Neumann


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