Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Wie kann ich meinem Sohn "unser" Essen schmackhaft machen :-(

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Frage: Wie kann ich meinem Sohn "unser" Essen schmackhaft machen :-(

Mitglied inaktiv

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Hallo! Unser Sohn ist jetzt 18 Monate und wir haben das Problem, dass er bei uns so gut wie nicht mitessen möchte. Die letzten beiden Tage gab es etwas mit Reis, da hat er einigermaßen gegessen. Heute gab es Nudeln, da ging wieder überhaupt nichts. Wir versuchen es immer wieder, aber er isst am liebsten seine Gläschen. Ist ja ok, aber ich hätte schon gerne, dass er mal bei uns vom Tisch mit isst. Hatte letztens erst extra Kaiserschmarrn mit Apfelmus gemacht, aber NICHTS! Was können wir tun, um ihn dazu zu bewegen, unser Essen "interessant" und gut zu finden? Ich koche wirklich mit wenig Gewürz für ihn und würze unser Essen erst nachdem ich seines auf den Teller habe. Was er immer isst sind Fischstäbchen und Spinat. Da gibt es nie "Diskussionen". Es ist aber schon nervenaufreibend, wenn er mittags nicht essen möchte und wir um jeden Bissen "betteln" müssen bzw. erst immer schimpfen müssen und dann isst er doch mal 4-5 Löffelchen. Können Sie uns hier einen Tipp geben, was wir machen sollen? Wären Ihnen super dankbar dafür. Gruß Tina mit Fabian


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Tina ich rate dir unbedingt dazu, von den Baby/Kinderprodukten wegkommen. Dein kleiner Sohn ist alzt genug, um ganz gewöhnliche Speisen mitessen zu können. Fischstäbchen und Spinat schmecken ihm auch. Du musst nicht mehr so geschmacksneutral kochen. Salz sollte zwar sparsam verwendet werden. Dennoch darfst du etwas mehr würzen. Dein Kind sollte unbedingt an den normalen Familienmahlzeiten teilnehmen, denn es muss noch so vieles kennenlernen. So kann dein Kleiner eigene Geschmacksprofile erstellen und langfristig eine gute und vernünftige Ernährungsweise erlernen. Euer Sohn mag sich kaum an neue Essabenteuer heranwagen. Dass Fischstäbchen gegessen werden, zeigt auf jeden Fall, dass er das isst, was er kennt :-) Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte, sog. Neophobie. Eine Angst vor dem neuen, unbekannten Éssen. Das ist evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Ding ist bei manchen Kindern stärker ausgeprägt als bei anderen. Kinder müssen bis zu 10 mal etwas probieren, bevor sie es wirklich gut akzeptieren. Zum Probieren genügen oft schon mimimale Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Ein einziger Bissen reicht für den Anfang oft schon aus. Ermuntere dein Kind immer wieder dazu, mal etwas Neues zu probieren. Denn nur darüber können neue Esserfahrung gesammelt werden und neue Dinge akzeptiert werden. Das kann die Auswahlpalette vergrößern und Appetit auf Neues bilden. Geht zusammen einkaufen, erfreut auch an der Farbenpracht der Obsttheke, esst daheim zusammen etwas, das ihr gerade gekauft habt. Kocht zusammen frische Marmelade und lass dein Kind direkt aus dem abgekühlten Topf probieren. Rede dabei ganz viel mit ihm und erkläre, was du tust. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Neue Speisen werden oft eher probiert, wenn sie mal nicht bei Tisch angeboten wird. - bei Oma oder im Restaurant, in der Krabbelgruppe, auf dem Spielplatz. Vor allem dann, wenn du es gar nicht erwarten würdest. Überladene Teller, oder mit x verschiedenen Speisen bestückte Teller wirken sehr appetithemmend. Kinder wollen Klarheit. Einen Löffel Reis, daneben Erbsen und evtl ein bisschen Fleisch oder Ei von Mamas Teller. Das fordert eher zum Essen auf. Sind die Teller schön angerichtet, übersichtlich gehalten, mit kleinen Portionen, dann animiert das meistens eher zum Essen. Statt einem Berg grüner Erbsen lieber mal nur Erbsen als Deko (als Blümchen) auf den Teller tun. Wenn es dem Kind schmeckt, kann nachgelegt werden. Besonders die Väter sind übrigens die Vorbilder in Essensangelegenheiten. Aber auch dann gilt: Probieren lassen und entscheiden lassen. Die einmal erlernten Geschmacksmuster und-prägungen, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Das Münchner Sensorikunternehmen ASAP hat hierzu eine Versuch durchgeführt: 130 Jugendliche und Erwachsene erhielten zwei fast identische Proben Ketchup. Die Proben unterschieden sich in der Zugabe von Vanillin zu einer Ketchupflasche. Der vanillinhaltige Ketchup wurde von ehemaligen Flaschenkinder 4 mal so häufig bevorzugt, als von ehemals gestillten Personen. Kinder wissen nichts von Ernährungsempfehlungen und essen einfach dann, wenn es ihnen schmeckt. Ob etwas schmeckt, kann individuell verschieden sein. Vorraussetzung ist, das sie natürlich einiges kennen. Und genau hier musst du ansetzen. Zeige deinem Kind auch nicht deine (scheinbare) Verzweiflung oder Ratlosigkeit über das eingeschränkte Essverhalten und thematisiere nicht die Eigenheiten deines Kindes. Biete deinem Kind mit viel Liebe und Enthousiamus die Vielfalt unserer Speisen, lautmalerisch mit hmmm, schmeckt das lecker- hmm riecht das gut...an Zwinge dein Kind nicht zum Essen, auch nicht durch Überreden. Finde vielmehr heraus, wie du ihn locken kannst, damit er beherzt zugreift :-) Also dann heute mittag kannst du Nudeln geben, mit einem Löffelchen Tomatensosse zum Dippen. Oder einen Pfannkuchen? Oder wie wärs mit Kartoffelbrei und paar Erbsen, Bohnen oder Möhrenstückchen? Schau mal in der Fotofunktion oben. Da findest du noch die ein oder andere Inspiration. Und wenn du Rezept benötigst - meld dich wieder Grüße B.Neumann


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