Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Was essen?

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Was essen?

Rosarot6835

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Hallo Birgit. Meine Tochter ist jetzt 15 Monate alt , aber ich bin immer noch unsicher was sie essen darf und was nicht. Hauptsächlich bin ich unschlüssig bei Salami, Leberwurst, Leberpastete oder geräuchertem Fisch und anderes Geräuchertes. Ist Schmelzkäse in kleinen Mengen ok? Mein Mann hat ihr kürzlich Zwiebelschmalz gegeben. Sie mochte das zum Glück nicht, wir hatten aber trotzdem eine rege Diskussion darüber. ;-) Ich habe ihr letzte Woche Pinienkerne mit in die Kita gegeben. Ich glaube, die Erzieherinnen haben es ihr nicht angeboten. Daheim hat sie die aber gegessen. Sind ja weich und klein, bleiben bestimmt nicht stecken im Hals. So mein Gedanke. :-) Soll ich das besser lassen? Eigentlich kaut sie gut und hat schon 12 Zähne, also 4 Backenzähne auch. Sie isst auch Laugengebäck und hat sich bisher nur selten verschluckt. Zu große Brocken spuckt sie selbst wieder aus. Ganze Nüsse und Gummibärchen sind natürlich komplett tabu. Ich freue mich auf deine Antwort. Liebe Grüße!


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Rosarot6835 ja, Kleinkinder können eine ganze Menge mehr essen als man auf die ersten Gedanken sich denkt. Oberstes Gebot ist als Leitgedanke einfach immer dieser: Sicherheit geht vor. Dazu gesellt sich das Wortkonstrukt des "verantwortungsbewussten Speisenangebotes". Und darin liegt eben einfach auch ganz viel - neben tatsächlich wichtigen allgemeingeltenden "Warnungen" und als "Verbot" genannten konkreten Lebensmitteln und Speisen - ein auch individuelles Ermessen und Bewerten. Man hat hier einen Handlungsspielraum, den man nach eigenem Ermessen füllen und vergrößern aber auch verkleinern kann - eben so wie es für das eigene Kind oder für die eigene Familiensituation passt. Noch dazu kommt, dass viele Lebensmittel als "pauschal" unpassend (weil MÖGLICHERWEISE gefährdend) bezeichnet werden, doch bei genauerer Betrachtung und Recherche, bei einer differenzierten Betrachtung vielleicht doch nicht mehr als möglicherweise gefährdend anzusehen sind. Du siehst, so ganz so einfach und pauschal, lassen sich Aussagen über geeignete und nicht bzw weniger optimal geeignete Lebensmittel im Kleinkindalter gar nicht so leicht treffen. Das heißt: Im Falles eines Camemberts bspw heißt es allgemein: "Vorsicht, wegen möglichen Listerien". Das prägt sich ein, und man kennt das noch aus der Zeit der Schwangerschaft. Handelsübliche Camemberts aus dem Kühlregal vom Supermarkt sind i.d.R. pasteurisiert, Listerien darum (eher) nicht zu erwarten. Wenn du allerdings Camembertliebhaber bist und diesen in besonders guter Qualität am Bauernmarkt (aus Rohmilchkäse), lose kaufst, dann bestünde schon eher und vielleicht die Wahrscheinlichkeit, dass Listerien darauf sein könnten. Dann widerum könntest du die Rinde abschneiden und deinem Kind vom Inneren (ohne die weiße Aussenhaut) anbieten (wäre in kleinen Mengen, zu Probierzwecken okay, denn Listerien wüchsen nicht ins Innere). Und auch den Käse durchzuerhitzen wäre möglich und für Kleinkinder somit okay. Du siehst - ein Produkt - verschiedene Merkmale, verschiedene Qualitäten, Zubereitungsarten, Anbietemöglichkeiten - das heißt: man darf alles differenzierter betrachten und bewerten und trotzdem heißt es ersteinmal VORSICHT. Was mögliche mikrobielle Belastungen betrifft, das ist auch der Grund warum Geräuchertes eher mit dem Wort "Vorsicht" beschrieben ist und weshalb es als eher nicht geeignet gilt. Durcherhitzen ist okay. Dann allerdings bleibt noch immer der Salzaspekt. Drum nicht zuviel geben und auf mögliche Gräten achten. Selbiges und Sämtliches wie bisher beschrieben trifft auch auf Salami und die Leberwurstprodukte zu. Schmelzkäse im Rahmen der Familienkost ist okay, ansonsten eher frischere Käseprodukte bevorzugen. Jetzt zu den Pinienkernen. Die ErzieherInnen haben das schon ganz richtig gemacht und sie nicht angeboten. Sie haben in dem Fall verantwortungsbewusst (auch und vor allem wohl aus ihrer Sicht) gehandelt. Es ist aber auch okay gewesen, dass du es schon gegeben hast, weil du dir sicher warst, dass es deine Tochter essen kann. Nüsse, wozu auch Pinienkerne zählen obwohl weich, zählen zu den Lebensmitteln von denen in Stückchenform im Kleinkindater absolut abgeraten wird. Im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum Kochen für Kinder kann auch ich nur dazu raten, auch Pinienkerne nur feinst zerkleinert anzubieten. Das Verschlucken oder Aspirieren kleiner, harter Nahrungsmittel(bestandteile) stellt immer ein Risiko für die doch noch nicht ganz kaugeübten Kleinkinder dar. Vorsichtig sollte man deshalb immer und vor allem bei harten Nahrungsbestandteilen sein, wie bspw Nüsse, Kerne etc. Denn diese können wirklich gefährlich werden, weil sie sich im Falles des echten Verschluckens, nicht im Körper (Lunge) auflösen würden, nicht abgebaut werden können. Brotkrümel bspw lösen sich irgendwann auf und wären somit eher ungefährllich, Nusssplitter dagegen nicht. Das würde ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Aus diesem Grund wird so sehr davor gewarnt. Also dann Grüße Birgit N. P.S. Ich konnte dir auch nur ganz allgemein geltende Infos geben. Jetzt kannst du vielleicht besser und eben selbst entscheiden, wie du das alles künftig handhaben möchtest. Und bedenke auch: nicht jeder Rohmilchkäse ist mit Listerien kontaminiert - die Wahrscheinlich liegt hier nur höher und es besteht lediglich die Möglichkeit dass... Da aber natürlich diese Verunreinigungen nicht der Standard sind, aber eben durchaus möglich, wird pauschal davon abgeraten. Hartkäsesorten wie Emmentaler und Parmesan sind in dieser Hinsicht normalerweise auch kein Problem, der Wassergehalt ist hier soweit reduziert was schlechte Lebensbedingungen für Mikroorganismen bedeutet. Denn Kinder sind mehr und schneller gefährdet, schon durch kleine Mengen, auch weil ihr Immunsystem noch im Entstehen ist. Vorsicht ist darum angeraten.


Rosarot6835

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PS: Camembert ok oder eher weniger? Danke.


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