verenaverena
Hallo, meine Tochter wird im Nov. fünf Jahre alt. Sie war bisher eigentlich eine unkomplizierte "Esserin". In den letzten Monaten wird es aber immer schwieriger mit ihr. Fast alles was ihr früher geschmeckt hat schmeckt ihr jetzt nicht mehr und auch wenn sie einmal isst dann nur ein paar Bissen. Wir kochen täglich frisch und versuchen so gut es geht Rücksicht auf ihre wünsche zu nehmen - aber in letzter Zeit ist es praktsich unmöglich etwas zu kochen dass ihr schmeckt. Sie ist abends so wenig dass sie regelmäßig in der früh sagt sie hat schon Bauchschmerzen weil sie solchen Hunger hat. Wir haben jetzt fast alles versucht .. reden, streiten, Nachtisch streichen, Jause streichen ... es hat nichts gebracht. Jetzt versuchen wir seit ein paar Tagen es einfach zu ignorieren und gar nichts mehr zu sagen. Meine Frage ist also - wie kann man gut reagieren? Ist ignorieren eine gute Idee? Herzlichen Dank, Verena
Hallo verenaverena ich weiß nicht ob ich hier die richtige Ansprechpartnerin für deine Fragestellung bin, denn ich kann dir nur sehr allgemein antworten. Ich gehe einmal davon aus, dass deine Tochter völlig gesund und altersentsprechend entwickelt ist und weiterhin isst, wenn auch anders als noch vor ein paar Monaten. Trotzdem möchte ich dir kurz ein paar Rückfragen stellen, die du jedoch nur für dich beantworten "müsstest und solltest": Gabe es einen vielleicht konkreten Anlass, seitdem sich das Essverhalten rückblickend schleichend veränderte? Bspw Geburt eines Geschwisterchens, Krankheit, veränderte Lebensumstände, Umzug, etc Hat deine Tochter in der letzten Zeit (deutlich) abgenommen oder bleibt das Gewicht konstant? Erhält eure Tochter durch ihr Verhalten jetzt besonders viel und mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung? Um bei weiteren, allgemeinen Fragen zu bleiben: Gibt es etwas, das deine Tochter vielleicht nicht mehr verträgt oder hat sie deswegen möglicherweise Bauchschmerzen? Allgemein gefragt hieße das - können gesundheitliche "Probleme" ausgeschlossen werden? Was ihr als Eltern auf jeden Fall tun könnt ist es, dass ihr eurer Tochter immer die Möglichkeit gebt, dass sie sich satt und zufrieden essen könnte. Zwischen den Zeilen lese ich irgendwie heraus, dass ihr eine sehr klare Vorstellung habt was wann gegessen werden sollte oder müsste und Kompromisse oder Alternativen eher weniger gerne habt. Eure Tochter wiederum möchte in letzter Zeit immer seltener ausreichend von euren Angeboten zur jeweiligen Mahlzeit haben und isst drum häufig davon nur wenig oder nichts. Ganz allgemein gesagt sollten Kinder immer die Möglichkeit haben um sich satt und zufrieden zu essen. Dies sollte nonverbal so gehandhabt werden kann, dass etwaige Kompromisse beim Speisenangebot einfach immer bereit und zur Verfügung stehen. Das kann alles Mögliche sein - bspw Brot als Möglichkeit zum Mittagessen dazu, Ketchup - könnte immer auf dem Tisch bei der Mahlzeit stehen, Nudeln - könnten auch immer als eine mögliche Beilage zur Verfügung stehen, wenn ein Kind gerne Möhren isst aber bspw keinen Blumenkohl - einfach Blumenkohl ud Möhren anbieten, wenn ein Kind kein Schnitzel mag sondern lieber Frikadelle - einfach eine Frikadelle und etwas vom geschnittenen Schnitzel anbieten,.... Und andererseits wäre es sicherlich gut und hilfreich, wenn du eure Tochter (spätestens vor dem Schlafegehen) fragst, was sie (noch) essen möchte um gut schlafen zu können. Das könntet ihr vielleicht auch mal testweise 1 Woche lang machen. Danach ergeben sich vielleicht ganz neue Perspektiven. Es gibt nun nicht den einen Tipp oder die eine Lösung für die von dir beschriebene Situation. Egal was du zum Thema liest, es kommt bei der Umsetzung drauf an was der Grund deiner Tochter für ihr geändertes Essverhalten ist. Es kann sich hierbei um völlig normale Entwicklungsprozesse handeln. Oder auch psychische oder physiologische Ursachen haben. Häufig sind "Essprobleme - oder auffälligkeiten" nur die Spitze des Eisbergs und zeigen sich lediglich so. Die eigentliche Ursache kann ganz woanders sein. Wenn es sich lediglich um eine Entwicklungsphase bei deiner Tochter handelt, dann wird sie wieder vorbeigehen. Und das umso eher, je weniger man das Verhalten kommentiert und vielmehr akzeptiert, d.h. eher ignoriert. Das Ignorieren des Essverhaltens kann allgemein betrachtet zwar eine gute Möglichkeit sein, doch vermute ich anhand meiner Interpretation deines Geschriebenen, dass du das nicht wirklich könntest. Es würde vermutlich in dir weiter arbeiten und deine Tochter deinen Zwiespalt der Gefühle und Gedanken möglicherweise und wahrscheinlich spüren. Das wäre ebenfalls nicht optimal. Ich frage drum nun einmal so: was würde dir helfen zu wissen, so dass du künftig die Essenswünsche deiner Tochter bei den Mahlzeiten miteinbeziehen kannst und deine Tochter somit die Gelegenheit hätte, um künftig wieder mit Appetit mitzuessen? Ich mache dir dazu mal ein paar Beispiele aus dem Essalltag mit Kindern allgemein: Brote nur mit süßen Aufstrichen, Brote mit ganz viel Butter, Nudeln und Soße getrennt essen, mal nur Nudeln ohne alles essen, Fischstäbchen statt Fischfilet, Brokkoli im Bratling statt pur, Auflauf ohne Käse, Fleisch nur als Hackfleisch, Müsli ohne Rosinen, nur Toastbrot und kein Mischbrot/Vollkornbrot, viel Milch trinken wollen, abends gerne Grießbrei, Nachtisch vor der Hauptspeise essen, 2 Joghurt statt nur 1, jeden Tag und Pudding und Eis essen wollen, eine Woche lang als Mittagessen nur Kartoffeln/Pommes oder Nudeln essen wollen - sonst nix, sehr viel Obst, kaum Gemüse, häufig "süß" essen wollen, ... Wenn du magst, kannst du dich noch einmal melden. Es wurde nun doch eine längere Antwort. Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen was schreiben, das dir vielleicht weiterhilft um die Situation für dich ein wenig besser einordnen zu können und vielleicht gedanklich besser zu lenken. Grüße Birgit N. P.S. wenn du dir richtig Sorgen machst und deine Tochter ggf sogar Gewicht verliert, und oder wenn sie unfit und schlapp ist, wenn sie häufiger unleidlich ist oder wenn sich euer Alltag inzwischen dadurch (sehr) schwierig gestaltet, dann solltest du das alles natürlich mit dem Kinderarzt besprechen.