Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Probleme mit Essen 15 Monate alte Tochter

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Frage: Probleme mit Essen 15 Monate alte Tochter

Tinschen

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Hallo, meine Tochter mittlerweile nun fast 15 Monate alt, bereitet mir etwas Kummer mit dem Essen. Ich schildere mal kurz, wie unser Tagesverlauf so ist. Zum frühstück ist sie ein Marmeladenbrot mit Wasser. Wenn sie danach noch viel Hunger hat, gebe ich ihr Obst, was sie oft ablehnt und dann lieber eine Michflasche möchte ( Beba 1) Habe schon Milch warm oder kalt probiert lehnt sie ab. So gegen 10 bekommt sie ein bischen Banane Zum Mittagessen versuche ich Gemüse meistens Karotten Kartoffel zerdrückt oder mal Nudeln ohne alles, da sie bis jetzt immer alles ablehnt. Gläschen mit Gemüse isst sie überhaupt nicht. Oftmals isst sie auch so kleine Mengen, das sie nochmal eine Milchflasche bekommt. Nachmittags entweder ein Obstgläschen mit etwas Flocken. Und abends Brot mit Butter oder nur die Kruste vom Brot mit Gurken. Davon isst sie auch nur wenig. Vor dem Schlafen gehen bekommt sie nochmal eine Flasche. Ich habe keine Ahnung mehr, was ich ihr noch geben kann. oder wie ich sie mit dem Essen locken kann, das wir endlich mal die Milchflaschen nicht mehr brauchen. Außerdem mache ich mir etwas Gedanken, wegen der Kuhmilch. Die bräuchte sie jetzt doch auch für die Knochen oder? Und noch ne Frage, wenn ich ihr zerdrückte Banane mit geriebenen Apfel mache bekommt sie einen richtig offenen Po. Ist die Apfelsäure für sie noch zu heftig? vielen Dank Tina


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Tina hast du deiner Kleinen schon einmal Kuhmilch gegeben? Und die mochte sie nicht? Deine Tochter scheint sehr zurückhaltend in ihrer Speisenauswahl zu sein. Ein paar wenige Dinge hat sie entdeckt und akzteptiert und bei vielen Dingen mag sie nicht so recht. Magst du denn die Milchflaschen abschaffen? Oder magst du nur die Milchsorte umstellen? Statt Kuhmilch pur, könntest du Kindermilch geben oder eine kleine Menge aromatisiertes Trinkpulver (bspw Vanille von Krüger*) einrühren. Das könnte die Akzeptanz erhöhen. Statt der Flasche kannst du eine schöne kleine Tasse besorgen. Oder du gibst die Miclh aus einem Becher/Flasche mit einem Schnabelaufsatz. Wenn ihr bisher einen Saugaufsatz benutzt, könnte erstes Ziel sein, diesen bzw das Trinkgefäß zu ersetzen. Ca 300 ml Kuhmilch-und produkte wären täglich etwa angemessen.** Was den Apfel betrifft: Wenn du diesen eindeutigen Zusammenhang herausgefunden hast, dann lass den Apfel vorerst weg. Gib Banane und schau einfach welche Obstsorte deine Kleine mal probieren mag. Esst zusammen einen Obsttellerchen. Macht daraus ein Spiel und esst abwechselnd davon. Möglich, dass sie rohes Obst momentan noch schlechter verträgt oder Probleme mit zusäurereichen Obstsorten (auch Zitrusfrüchte) hat. Probiers mal mit (Honig/Galia-)Melone. Esst ihr denn zusammen? Oder finden eure Mahlzeiten getrennt voneinander statt? Ganz wichtig ist nämlich ein breitgefächertes Angebot bei Tisch. Versuche deine Kleine an die übliche Familienkost zu gewöhnen. Bei einem reichhaltig und abwechslungsreich gehaltenen Nahrungsangebot wird sich euer Kind langfristig die Sachen aussuchen, die sie am besten nähren. Jedes Kind hat seine Vorlieben und Abneigungen. Vielleicht erkennst du irgendetwas? Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Eine Angst vor dem "neuen" Essen. Das stammt aus unseren Anfängen in der Savanne und ist eigentlich eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist auch in der Tierwelt vorzufinden. Neue Dinge werden nur zögerlich gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Aber auch das Neue wird wieder irgendwann angeboten werden und irgendwann frohlockt es doch, zuzugreifen. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Die Neugier siegt gegenüber der Skepsis. Einseitiges Essen, das aber trotzdem einigermassen ausgewogen ist und das Kind sättigt - kein Problem. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Lass dein Kind aus dem Kochtopf probieren. Bereitet Mahlzeiten gemeinsam zu und lass deine Tochter schon mal vorher probieren. Gib deinem Kind die vertrauten Speisen und erweitere spielerisch das Angebot. Meine Tochter war auch immer sehr skeptisch. Gefallen fand sie häufig an "exotischen" Dingen wie Litschis oder Physalis, Oliven, Felafel (Kichererbsenbällchen), Erbsensuppe, Couscous, etcetc. Dinge, die ich ihr nicht extra gegeben hätte, die sie aber durch Probieren querbeet, für sich entdeckte. Lege den Fokus auch nicht nur aufs Mittagessen. Jede Mahlzeit, auch die ZMZ liefern Kalorien und Nährstoffe. Die täglichen Nudeln sind doch wunderbar. Auch die Fleischbeilage sättigt gut. Gib Fett lieber zum Gemüse, da sorgt es für bessere Akzeptanz. Du musst dein Kind nicht mästen. Solange du nicht wirklich magere Kost anbietest, kann sich dein Kind an dem satt essen, was du prinzipiell anbietest. Verschiedene LM sättigen unterschiedlich. Süsse LM sind so begehrt, weil sie nahrhaft sind. Sprich, sie liefern auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie. Eine kleine Menge kann schon satt machen. Fett hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Mahlzeit zwar klein erscheinen mag, weniger Essaufwand erfordert, aber trotzdem gut sättigt. Süßes vermittelt ein rasches Sättigungsgefühl. Pures Gemüse bspw dagegen hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, aber bringt null Sättigung. Die sekundären Pflanzenstoffe hingegen sind manchmal schwerer verdaulich. Individuell verschieden. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde. Mit viel Fett wie bspw Rahmspinat . Erbsen haben einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist fetthaltiger als ein Putenwurstbrot. Möglich, dass dein Kind noch ein bisschen Hilfestellung beim Essen benötigt. Ermuntere sie einfach dazu, vielleicht noch ein Häppchen mehr zu essen. Wenn sie aber nicht will, dann lass es sein. Gib ihr zum Frühstück Marmeladenbrot (ohne Rinde) in mundgerechte Stückchen zerteilt. Gib ihr so viel sie mag und lass sie das mit den Fingern picken. Dazu gibst du Trinkmilch, wie oben beschrieben. Als ZMZ kannst du Banane reichen. Zum Mittagessen deckst du den Tisch schön ein. Und hoffst auf ihre Neugier. Lasst euer Kind probieren. Diese Eindrücke sind wichtig. Nicht alles, was euer Kind in den Mund nimmt, wird es auch hinunterschlucken. Trotzdem erreicht ihr damit eine erste Annäherung an die Speisenvielfalt. IN diesem Alter noch wollen die Kleinen eigentlich alles probieren und reissen Mama oder Papa ihr Brot aus der Hand. Begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen, zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, Brot in sämtliche Einzelteile zerpflückt, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet.... Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig und die Freude bei Tisch bleibt erhalten. Neue Speisen werden oft eher probiert, wenn sie mal nicht bei Tisch angeboten wird. - bei Oma oder im Restaurant, in der Krabbelgruppe, auf dem Spielplatz. Vor allem dann, wenn du es gar nicht erwarten würdest. Ermuntere dein Kind immer wieder dazu, mal etwas Neues zu probieren. Denn nur darüber können neue Esserfahrung gesammelt werden und neue Dinge akzeptiert werden. Das kann die Auswahlpalette vergrößern und Appetit auf Neues bilden. Geht zusammen einkaufen, erfreut auch an der Farbenpracht der Obsttheke, esst daheim zusammen etwas, das ihr gerade gekauft habt. Kocht zusammen frische Marmelade und lass dein Kind direkt aus dem abgekühlten Topf probieren. Rede dabei ganz viel mit ihm und erkläre, was du tust. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder, Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Hier kannst du mit Geschichten (Bücher, Lillifeeheften, etc) evtl gut nachhelfen. Also dann spielerisch und mit Geduld und seolbst als Vorbild agierend, wirst du eure Tochter zum weiterführenden Essen bringen. Kennst du den folgenden Text? http://www.rund-ums-baby.de/ernaehrung/essensverweigerung.htm Also dann Grüße B.Neumann * manchmal muss man solche Umwege gehen. Was den Zucker darin betrifft - die Dosis macht das Gift!) Eine kleine Menge macht die Milch nicht wirklich süß, verbessert aber den Geschmack. ** Verzehrsmengenempfehlungen und Richtlinien kannst du dir mal hier nachschlagen: Oder kennst du die sowieso schon? http://www.aid.de/downloads/kinderernaehrung_alter.pdf Dieser Plan muss nicht starr eingehalten werden. Es sind Richtlinien, die auf die Woche hochgerechnet werden können. Und der Appetit des Kindes sollte auch stark berücksichtigt werden. Manche Kinder essen mehr, andere Kinder essen weniger. Empfohlene Verzehrsmengenangaben sind immer auch abhängig davon wie viel ein Kind sonst so isst. Die Relationen sollten jedoch ungefähr erhalten bleiben.


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