Mitglied inaktiv
Hallo Birgit, unser Sohn ist jetzt 22 Monate und bekommt immernoch von mir sein "Extra"-Essen vorgekocht (kleingeschnitter Gemüseeintopf mit Fleisch). Morgens nimmt er noch seine Milchflasche, da er aus dem Becher keine Milch mag! (Ist das "normal"??), danach frühstückt er noch ein bischen mit uns. Mittags besagtes Vorgekochtes und Abends ein Wurstbrot mit Tomaten und Käse. (Während wir Großen Warm essen!). Probieren möchte er zwar von fast allem, richtig essen tut er außer diesem Gemüseeintopf aber nur Kartoffeln und Fleisch. Gemüse als Beilage wird abgelehnt!. Soll ich alles beim Alten belassen oder verziehe ich unseren Sohn durch die "Extrawurscht"?? Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort, schöne Grüße, Ammelie
Hallo Ammelie wenn es nicht zwingend nötig ist, solltest du deinem Sohn nicht allzuviele Extraspeisen kochen. Dein Sohn sollte viele neue Speisen kennenlernen. Dein Sohn liebt diesen Eintopf, weil er ihn kennt und gut verträgt. Willst du das verändern, musst du diese Extraspeise bzw unbedingt ergänzen. Denn: Das Wichtigste wäre, dass euer Sohn neue Speisen probiert. Immer und immer wieder. Ausspucken erlaubt. Denn nur über das Probieren können neue Esserfahrungen gesammelt werden. Auf diesen Erfahrungen beruht genussreiches Essen und darauf basiert widerum die Appetisteuerung. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben noch dazu eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem Neuen (essen). Auch hier wieder, evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Besonders bittere Speisen sind oft giftig. Deswegen wird ein bitterer Geschmack von Kindern meistens abgelehnt. Grüne Paprika schmecken gekocht meist bitter. Aber auch alte Möhren können manchmal bitterer sein. Kinder sollten bis zu 10 mal etwas probiert haben, bevor sie es wirklich gut akzeptieren und sich an den Geschmack gewöhnt haben. Auch der Geruchssinn spielt eine große Rolle. Denn noch bis ins Erwachsenenalter (lebenslang) hinein sind solche Erinnerungen mittels Geruchssinn aktiv, und die Bereitschaft später im Erwachsenenalter eine Speise zu probieren, ist dadurch sehr gross. Somit nimmt die Geruchsprägung noch vor der Geschmacksprägung eine wesentliche Rolle ein. Die einmal erlernten Geschmacksmuster, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Das Münchner Sensorikunternehmen ASAP hat hierzu eine Versuch durchgeführt: 130 Jugendliche und Erwachsene erhielten zwei fast identische Proben Ketchup. Die Proben unterschieden sich in der Zugabe von Vanillin zu einer Ketchupflasche. Der vanillinhaltige Ketchup wurde von ehemaligen Flaschenkindern 4 mal so häufig bevorzugt, als von ehemals gestillten Personen. Eine neuere Studie ergab, dass Kinder, die häufig aromatisierte Fruchtjoghurts assen, sich so sehr an die Aromen gewöhnen, dass sie dann den im Testversuch selber angerührten Joghurt mit frischen Früchten, als Kunstprodukt zu identifizieren glaubten. Fazit: Das Aroma der echten Früchte war ihnen so fremd, dass sie die künstlichen, naturidentischen, natürlichen Aromen, jeweils als den Geschmack von "echtem Obst" abgespeichert hatten und künftig diesen "unechten" favorisieren. Wichtig zu wissen ist, dass bei der Appetitsteuerung viele Faktoren zusammenspielen. Eine ganz wichtige Rolle spielt auch die individuelle Verdauung der Speisen, die u.a. von der mikrobiologischen Darmbesiedelung abhängt. Jedes Kind hat seine Favoriten. Dieses Herauszufinden, ist schon mal was wert Dazu ist es wichtig, dass ein Kind ein möglichst breitgefächertes Repertoire hat, aus dem schöpfen kann. Das bedeutet, dass möglichst viel probiert werden sollte. Manchmal ist so eine Situation nicht der Essenstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Die Verdauung ist individuell verschieden. Was dem einen gut bekommt, kann beim anderen zu Unwohlsein führen. Deswegen mögen viele Kinder Gemüse oft weniger gerne essen. Gemüse hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe aber bringt (im Vergleich zu Obst) keine Sättigung. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sind manchmal schwerer verdaulich. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde, weil die Zubereitungsweise eine direkte Auswirkung auf die Verdauung/Verdaulichkeit hat. Mit viel Fett (z.B. Rahmspinat) werden Ballaststoffe verträglicher. Ketchup bspw. hat einen hohen Zuckeranteil. Die Säure wird abgemildert und Kalorien kommen hinzu. Erbsen haben von Natur aus einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist auch fettreicher wegen dem Käse und Öl. Deswegen akzeptieren Kinder oft mit Gemüse belegte Pizza. Wichtig wäre, dass dein Sohn zunächst lernt, sich an weiteren Speisen sattzuessen. Das können nur Nudeln sein, oder Pommes. Diese Basics lassen sich ergänzen mit Gemüse, Fleisch/Fisch/Ei etc. Für den Anfang würde theoretisch z.B. schon mal eine einzige Erbse reichen und beim nächsten Mal zwei Erbsen. So können sich die Mengen allmählich steigern und dein Kind sich daran gewöhnen. Wenn erstmal einige Lebensmittel akzeptiert sind, können sie auch in Gerichte wandern, ohne dass dein Kind beim Anblick irritiert kuckt. Die Flasche in diesem Alter abzuschaffen geht schon einfacher. Wenn du es ändern möchtest, dann musst du sie einfach wegtun. Suche mit deinem Kind zusammen eine schöne Tasse aus, aus der es künftig Milch trinken kann. Vielleicht müsst ihr das Trinken aus dem Gefäß noch üben. Unabhängig von der Milch solltet ihr das auf jeden Fall aber tun. Flasche wäre geeignet, wenn kein Nuckel drauf ist, sondern ein Schnabelausfatz ohne Ventil. Mit einem Trinkhalm kannst den Übergang von der Flasche zur Tasse evtl vereinfachen. Gruss Birgit
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