Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Mein 2 Jahre alter Sohn isst nicht sonderlich gut

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Frage: Mein 2 Jahre alter Sohn isst nicht sonderlich gut

Mitglied inaktiv

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Hallo, und zwar mache ich mir Sorgen um meinen Sohn. Hier mal nen kleine Liste was mein Kind ist Kellogs (ohne zucker oder aehnliches dran) Reis Fleisch Nudelsuppe Pasta mit verschiedenen Sossen ( meist mache ich sie mit puerriertem gemuese) Apfel Butterkekse Brot Frischkaese Honig (auf Toast zB) naja das wars auch schon glaube ich Fisch ich koche fast taeglich frisches gemuese als beilage, biete ihm auch immer was an. am tag verteilt biete ich ihm auch rohes Gemuese an, Obst sowie so aber ausser Apfel isst er kein Obst. Wie kann ich meinem Kind Obst und Gemuese schmackhaft machen? Mache mir schon langsam sorgen, das er nicht gut ernaehrt ist. Gebe ihm Vitamine die ich aus der Apotheke habe, sein Alter gerecht natuerlich. Bitte um Antwort LG


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo bienemaja1984 was du beschreibst, haben schon viele Mamas hier im Forum geschildert. Der Speiseplan sei sehr eingeschränkt und Portionsgrößen seien häufig zu klein. Letzteres ist bei euch kein Thema, oder? Du würdest dir einfach nur wünschen, dass dein Kind vielseitiger isst. Im Prinzip, ist die Liste, ausser dass Milchprodukte in der Aufzählung fehlen, doch ganz passabel. Milch gibt es zu den Cornflakes, oder? Dein Sohn isst immerhin Apfel und Gemüsesossen über Pasta. Das würde, vom nährstofftechnischen Standpunkt aus betrachtet, sogar ausreichen. "Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben zuweilen eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem neuen, unbekannten Éssen. Auch hier wieder, evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Besonders bittere Speisen sind oft giftig. Deswegen wird ein bitterer Geschmack von Kindern meistens abgelehnt. Grüne Paprika schmecken gekocht meist bitter. Aber auch alte Möhren können manchmal bitterer sein. Kinder sollten bis zu 10 mal etwas probiert haben, bevor sie es wirklich gut akzeptieren und sich an den Geschmack gewöhnt haben. Zum Probieren genügen oft schon mimimalste Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Auch der Geruchssinn spielt eine große Rolle. Denn noch bis ins Erwachsenenalter (lebenslang) hinein sind solche Erinnerungen mittels Geruchssinn aktiv, und die Bereitschaft später im Erwachsenenalter eine Speise zu probieren, ist dadurch sehr gross. Somit nimmt die Geruchsprägung noch vor der Geschmacksprägung eine wesentliche Rolle ein. Die einmal erlernten Geschmacksmuster, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Das Münchner Sensorikunternehmen ASAP hat hierzu eine Versuch durchgeführt: 130 Jugendliche und Erwachsene erhielten zwei fast identische Proben Ketchup. Die Proben unterschieden sich in der Zugabe von Vanillin zu einer Ketchupflasche. Der vanillinhaltige Ketchup wurde von ehemaligen Flaschenkindern 4 mal so häufig bevorzugt, als von ehemals gestillten Personen. Eine neuere Studie ergab, dass Kinder, die häufig aromatisierte Fruchtjoghurts assen, sich so sehr an die Aromen gewöhnen, dass sie dann den im Testversuch selber angerührten Joghurt mit frischen Früchten, als Kunstprodukt zu identifizieren glaubten. Fazit: Das Aroma der echten Früchte war ihnen so fremd, dass sie die künstlichen, naturidentischen, natürlichen Aromen, jeweils als den Geschmack von "echtem Obst" abgespeichert hatten und künftig diesen "unechten" favorisieren. Wichtig zu wissen ist, dass bei der Appetitsteuerung viele Faktoren zusammenspielen. Eine ganz wichtige Rolle spielt auch die individuelle Verdauung der Speisen, die u.a. von der mikrobiologischen Darmbesiedelung abhängt." Kinder sind auch viel sensibler in ihrem Geschmacksempfinden. Das kann zu Ablehnung bestimmter Speisen führen. Und bedenke, es müssen keine Riesenportionen gegessen werden. Freu dich (insgeheim) schon dann, wenn dein Kind eine einziges kleines Krümelchen erst mal nur probiert hat. Hilfreich kann sein, den Gerichten phantasievolle Namen zu geben, die zu dein Interessen deines Kindes passen. Welche "Helden" mag dein Kind? Benenne die Gerichte entsprechend. Zutaten bspw als Bild (Gesicht z.B.) auf den Teller legen. Dann können zuerst die Augen von einem "Gesicht" gepickt werden, dann die Nase und die Haare... Sind die Teller schön angerichtet, übersichtlich gehalten, mit kleinen Portionen, dann animiert das meistens eher zum Essen. Statt einem Berg grüner Erbsen lieber mal nur Erbsen als Deko (als Blümchen) auf den Teller tun. Wenn es dem Kind schmeckt, kann nachgelegt werden. Besonders die Väter sind übrigens die Vorbilder in Essensangelegenheiten. Aber auch dann gilt: Probieren lassen und entscheiden lassen. Oder macht mal Eis oder Marmelade. Oder du backst du mal Blaubeerpfannkuchen oder Apfelpfannkuchen oder Pizza Hawaii... Auch Regeln könnt ihr aufstellen, wenn er ja eine Scheu vor neuen Obstsorten hat. Es muss probiert werden und bei Nichtmögen darf ausgespuckt werden. Du kannst jetzt für den Sommer einen leckeren, hochwertigen Fruchtsaft oder Smoothie kaufen (oder selber machen) und diesen in einem Eisförmchen (am Stiel, gibts in Haushaltsgeschäften und anderswo) schlicht einfrieren. Wenn es wieder so heiss ist wie heute, dann wird sich dein Kind daran sicher erfreuen. Ob etwas schmeckt ,ist auch sehr stark abhängig davon, wie es dem Körper bekommt, welchen Nutzen die Speise für den Organismus hat. Das geht oft über die reine Nährstoffanalytik hinaus, ob es überhuapt gut vertragen wird und auch in Richtung stimmungsverändernder Substanzen. Diese gibt es in unserer Nahrung zuhauf. Sogar die Muttermilch ist schon voll davon. Ein gutes Beispiel ist hier der Kaffee. Schmeckt Kindern nicht, weil sie ihn wegen des Koffeins auch gar nicht trinken dürfen. Vermutlich mochtest du Kaffee beim ersten Mal auch nicht so gerne. Durch den Lerneffekt deines Körpers aber, dass Kaffee trotz bitterem Geschmack die Stimmung aufhellt etc, hast du dich daran gewöhnt und er wird plötzlich, morgens morgens, fast unentbehrlich. Und bei den Mengen und der Zubereitungsart hat jeder seinen Favoriten. Die, die ihm persönlich am besten bekommt. Da gibt es so unterschiedliche Zubereitunsgtechniken und Sorten, Zutaten wie Zucker, Milch oder Sahne oder oder... Dies kann euch verdeutlichen, dass mehrmaliges Probieren eines Produktes Sinn macht. Dass verschiedene Zubereitungsmethoden sinnvoll sein können. Ermutige deinen Sohn also ruhig immer wieder dazu, neue Dinge zu probieren. Die Zubereitungsart kann sehr entscheidend sein. Sogar die Qualität der Produkte kann sich sehr im Geschmack niederschlagen. Eine lange gekochte Tomatensosse ist viel bekömmlicher als eine nur kurz Aufgekochte. Das war der Siegeszug für Tetrapack und Co. Erst so entwickeln sich bestimmte Stoffe, die die Sosse zu wahrer Gaumenfreude werden lassen. Grüsse Birgit Neumann


Mitglied inaktiv

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danke fuer den ausfuehrlichen beitrag. ja mein sohn trinkt jeden morgen und abend jeweils ca 200ml sojamich (er vertraegt keine kuhmilch). von der menge her wuerde ich sagen, das er aussreichend isst. manchmal weniger, manchmal mehr. zb wenn es heiss draussen ist, isst er weniger, oder wenn er krank ist. aber ist ja bei uns erwachsenen genauso. da bin ich ja ein bisschen beruhigter, das es ausreichend ist. werde auf jeden fall am ball bleiben und immer wieder anbieten. irgendwann probiert er es schon, hoffe ich..... vielen dank


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