Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Mahlzeitenverweigerung

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Frage: Mahlzeitenverweigerung

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich hab da auch mal eine Frage. Mein Sohn ist fast 17 Monate alt, ich bin eigentlich der Meinung, dass er recht gut isst, jedoch verweigert er jedesmal die Mittagsmahlzeit. Egal, was ich auf den Tisch bringe, er schüttelt sich nur widerwillig und probiert es nicht einmal. Das kann eine selbst zubereitete Mahlzeit sein oder auch eine fertige aus dem Gläschen. Er verlangt dann lautstark nach seinem Milchfläschchen, die ich ihm dann auch nicht verweigern mag. Ich gebe ihm dann 200 ml Beba 3. Ein typischer Tag sieht folgendermaßen aus: Nach dem Aufwachen trinkt Sebastian Früchte-Tee oder verdünnten Fruchtsaft, so 150 ml. Etwa eine Stunde nach dem Aufstehen gibt´s Frühstück, meist Brot oder Brötchen mit Frischkäse, evtl. etwas Obst, eine Scheibe Mortadella. Davon isst er häppchenweise von allem ein wenig. Zwischenmahlzeit vielleicht 3 Apfelschnitzchen oder eine Scheibe Knäcke ohne Belag oder ein Milchbrötchen oder einen Frucht-Getreide-Riegel, manchmal wird auch von allem ein wenig angegessen. Mittags dann wie gehabt. Nach dem Schläfchen klappt es manchmal mit dem Mittagessen, dann aber höchstens 6 - 8 Löffelchen, manchmal ein kleiner Joghurt, ansonsten mümmelt er nachmittags wieder zwischendurch wie am Vormittag beschrieben. Abendbrot wie Frühstück, vor dem Schlafen nochmal 200 ml Beba3. Süßigkeiten bekommt er wenig, vielleicht so 2 X die Woche ein Mini-Tütchen Lachgummi oder mal ´nen Kinderriegel. Er wiegt bei einer Größe von ca. 82 cm 11.5 kg. Die Großeltern sorgen sich wegen des fehlenden Mittagessens, ich habe bisher gedacht, mit den beiden Fläschchen Beba wäre das abgedeckt. Muss ich was ändern? Wenn ja, wie? Muss ich die Fläschchen schon weglassen? Hoffe, ich habe Sie nicht mit Infos erschlagen und würde mich über Antwort riesig freuen. Danke, Gruß, Lisa.


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Lisa in diesem Alter solltest du vom Fläschchen und der Folgemilch wegkommen. Insgesamt kannst du aber von den Babyprodukten wegkommen. Normale Kuhmilch kannst du auch geben. Zurückhaltend solltest du mit Babybrei sein und Kindermenüs sein. Ab und zu als Mahlzeit, weil es mal schnell gehen muss - kein Problem. Es geht hier vor allem um die Geschmacksprägung. Die einmal erlernten Geschmacks-prägungen, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Das Münchner Sensorikunternehmen ASAP hat hierzu eine Versuch durchgeführt: 130 Jugendliche und Erwachsene erhielten zwei fast identische Proben Ketchup. Die Proben unterschieden sich in der Zugabe von Vanillin zu einer Ketchupflasche. Der vanillinhaltige Ketchup wurde von ehemaligen Flaschenkindern 4 mal so häufig bevorzugt, als von ehemals gestillten Personen. Die Babymenüs entsprechen darüberhinaus auch nicht mehr den wahren Bedürfnissen eines Kleinkindes von 18 Monaten. Das Kind sollte Kauen, verschiedene Konsistenzen kennenlernen. Merken, dass ein und das selbe Gericht jedesmal geschmacklich etwas variieren kann. Dass verschiedene LM unterschiedlich sättigen. Dass es kleine und grosse Nudeln gibt, die aber jedesmal in gleicher Weise verdaut und vertragen werden. Deshalb ist eine Milchmahlzeit in diesem Alter auch kein echter Ersatz fürs Mittagessen. Breie brauchst du in diesem Alter eigentlich gar keine mehr geben. Milch sättigt übrigens ganz gut, weswegen Hunger bzw Appetit auf andere Speisen entsprechend kleiner ausfallen können. Zur Orientierung gebe ich dir noch einen link für einen Plan zur Verzehrsmengenempfehlung. http://www.nutrichild.de/artikeldetails.php?aid=1277 Dieser Plan muss nicht starr eingehalten werden. Es sind Richtlinien, die auf die Woche hochgerechnet werden können. Und der Appetit des Kindes sollte auch stark berücksichtigt werden. Manche Kinder essen mehr, andere Kinder essen weniger. Empfohlene Verzehrsmengenangaben sind immer auch abhängig davon wieviel ein Kind sonst so isst. Die Relationen sollten jedoch ungefähr erhalten bleiben Und iss mit deinem Kind unbedingt zusammen. Kennst du OptimiX, die optimierte Mischkost? Da findest du so etwas ähnliches, wie einen Plan: Da kannst du hier mal schauen: http://kunden.interface-medien.de/fke/content.php?seite=seiten/inhalt.php&details=526 http://kunden.interface-medien.de/fke/content.php?seite=seiten/inhalt.php&details=260 Gruss Birgit


Mitglied inaktiv

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Hallo, vielen Dank für Deine Antwort. Möglicherweise habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt, aber mit meiner Frage wollte ich eher darauf hinaus, wie ich meinen Sohn dazu bringen kann, die ihm vorgesetzten Speisen auch zu probieren statt zu verweigern. Das "was" ist mir schon klar, aber das "wie" klappt nicht. Das Ausweichen auf die Milch war ja bisher eher die Notlösung, um mein Gewissen zu beruhigen, dass er überhaupt Nährstoffe zu sich nimmt. Ich dachte immer, besser als gar nichts. Und Breie gebe ich ihm ja schon lange nicht mehr. Er isst ja viel Brot, Obst und Joghurts, jedoch keine Mittagsmahlzeiten. Kartoffeln, Nudeln, Fleisch und Gemüse probiert er gar nicht oder spuckt sie sofort aus. Vielleicht sind auch die Essenszeiten das Problem (zu geringer Abstand) oder zu grosse Mengen an Zwischenmahlzeiten. Gemeinsam essen wir jedoch immer. Vielleicht hast du dazu auch noch eine Idee? Ich danke für Deine Mühe! Gruß, Lisa


Birgit Neumann

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Hallo Lisa ich hab dich schon richtig verstanden :-) Die Milch müsstest du erst einmal durch Kuhmilch ersetzen und anhand der Mengenempfehlungen die Portionsgrößen angleichen. So könnte evtl mehr Appetit entstehen. Wenn du deinem Kind immer Milch statt Mittagessen gibst, gewöhnt sich dein Kind daran und probiert nichts Neues. Dein Sohn liebt die Milch weil er sie kennt und gut verträgt. Willst du das verändern, musst du die Milch mittags Jedes Kind hat seine Favoriten. Dieses Herauszufinden, ist schon mal was wert Dazu ist es wichtig, dass ein Kind ein möglichst breitgefächertes Repertoire hat, aus dem schöpfen kann. Das bedeutet, dass möglichst viel probiert werden sollte. Manchmal ist so eine Situation nicht der Essenstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Die Verdauung ist individuell verschieden. Was dem einen gut bekommt, kann beim anderen zu Unwohlsein führen. Deswegen mögen viele Kinder Gemüse oft weniger gerne essen. Gemüse hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe aber bringt (im Vergleich zu Obst) keine Sättigung. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sind manchmal schwerer verdaulich. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde, weil die Zubereitungsweise eine direkte Auswirkung auf die Verdauung/Verdaulichkeit hat. Mit viel Fett (z.B. Rahmspinat) werden Ballaststoffe verträglicher. Ketchup bspw. hat einen hohen Zuckeranteil. Die Säure wird abgemildert und Kalorien kommen hinzu. Erbsen haben von Natur aus einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist auch fettreicher wegen dem Käse und Öl. Deswegen akzeptieren Kinder oft mit Gemüse belegte Pizza. Hilft dir das weiter? Gruss Birgit weglassen bzw unbedingt ergänzen. Denn: Das Wichtigste wäre, dass euer Sohn neue Speisen probiert. Immer und immer wieder. Ausspucken erlaubt. Denn nur über das Probieren können neue Esserfahrungen gesammelt werden. Auf diesen Erfahrungen beruht genussreiches Essen und darauf basiert widerum die Appetisteuerung. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben noch dazu eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem Neuen (essen). Auch hier wieder, evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Besonders bittere Speisen sind oft giftig. Deswegen wird ein bitterer Geschmack von Kindern meistens abgelehnt. Grüne Paprika schmecken gekocht meist bitter. Aber auch alte Möhren können manchmal bitterer sein. Kinder sollten bis zu 10 mal etwas probiert haben, bevor sie es wirklich gut akzeptieren und sich an den Geschmack gewöhnt haben. Zum Probieren genügen oft schon mimimalste Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Auch der Geruchssinn spielt eine große Rolle. Denn noch bis ins Erwachsenenalter (lebenslang) hinein sind solche Erinnerungen mittels Geruchssinn aktiv, und die Bereitschaft später im Erwachsenenalter eine Speise zu probieren, ist dadurch sehr gross. Somit nimmt die Geruchsprägung noch vor der Geschmacksprägung eine wesentliche Rolle ein. Gruss Birgit


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