Lisalexa
Liebe Frau Naumann, meine Tochter, 5 Jahre, ist schon immer eine schwierige Esserin. Sie wurde gestillt bis sie fast 2 Jahre alt war, mit 5 Monaten hatten wir die Beikost begonnen. Schon damals hat sie Breie oder Fingerfood mit Kartoffeln komplett abgelehnt. Auch später konnte ich immer an 1 bis 2 Händen abzählen, was sie isst. Und seitdem ist es fast immer gleich. Sie isst trockene Nudeln, Toastbrot ohne Rinde, Käse, Wurst/ Fleisch und Joghurt. Neuerdings isst sie auch Gurke ohne Rinde, Apfel und Banane. Natürlich machen wir uns schon immer Gedanken, da das weder ausgewogen noch nährstoffreich ist. Mittlerweile macht auch der Kindergarten mehr und mehr Druck. In der Familie essen wir alles, ihr großer Bruder (9) und auch der Kleine (3) sowie mein Mann und ich essen eigentlich alles und wir nehmen Frühstück und Abendessen immer gemeinsam am Tisch ein. Meine Tochter ist eher groß für ihr Alter und für ihre Größe normalgewichtig. Beim Zubereiten des Essens dürfen alle helfen, aber niemand muss. Trotz allem isst meine Tochter nur die oben genannten Dinge und verweigert auch alles andere zu probieren. Kann das so bleiben oder sollte ich aktiv werden - zum Beispiel Bluttest auf Nährstoffe oder Unverträglichkeiten? In der Familie haben wir ihr Essverhalten eigentlich akzeptiert - wir bitten sie immer wieder zu probieren, aber wenn sie es nicht tut, ist es eben so. Wir wollen sie nicht zwingen. Aber durch den Kindergarten wird nun wirklich viel Druck aufgebaut - unter anderem auch, weil sie natürlich blass wird, wenn sie den ganzen Tag nicht isst und sie dann friert. Und das möchte ich ja natürlich auch nicht, aber sie bieten keine Ess-Alternativen an - wenn es dort eben mittags beispielsweise Kartoffeln und Spinat gibt, dann gibt es nur das und meine Tochter isst das dann eben nicht und "hungert" bis nachmittags, bis ich sie abhole. Kann oder muss ich etwas unternehmen? Über Ihre Einschätzung und vielleicht einen Tipp wäre ich sehr dankbar. Liebe Grüße Lisa
Hallo Lisalexa so wie du eure Situation schilderst, wäre es sicher gut mit dem Kinderarzt einmal etwas ausführlicher (nicht im Beisein deiner Tochter) darüber zu sprechen. Es wäre sicher sinnvoll, zunächst einmal körperlich abzuchecken ob alles in Ordnung ist. Hinter solchen doch sehr eigenen Ernährungsgewohnheiten wie du sie beschreibst, stecken manchmal organische Ursachen. Da deine Tochter schon 5 Jahre alt ist, ist das sicher leicht herauszufinden. Häufig zeigen Auffälligkeiten im Essverhalten auch nur an, dass an anderer Stelle evtl etwas sein könnte, und sind sozusagen nur die (sichtbare) sog. Spitze des Eisbergs. Es ist natürlich einerseits gut, dass ihr als Familie das Verhalten soweit akzeptiert und keinen zusätzlichen Stress und Druck aufbaut*. Zum Anderen siehst du die Situation insgesamt aber evtl inzwischen doch als vielleicht kritischer an, da das Esseverhalten im Kindergarten derzeit manchmal mehr oder weniger Probleme verursacht und die Thematik somit mehr in den Vordergrund rückt und dich zum Nachdenken anregt. Es können viele Ursachen für das Verhalten als Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Bspw sind sensible Kinder auch in Punkto Essen häufig sehr sensibel und profitieren von einer sehr behutsamen und emotionalen Begleitung beim Essen und besonders dann, wenn sie mit neuen Speisen alternativlos konfrontiert werden. Alle Kinder lieben es, das zu essen was sie (gut) kennen und mögen. Das gibt ihnen Sicherheit. Manche Kinder sind und bleiben in diesen Gewohnheiten und Sicherheiten sehr stark gefangen. Sie halten an dieser Komfortzone fest. Das ist meist nicht weiter tragisch** doch muss man auch nicht tatenlos zusehen, kann behutsam versuchen zu intervenieren. Das ist ein eigenes Thema, das ich hier nicht weiter beschreibe. Und manche Kinder fühlen sich in dieser Rolle manchmal einfach nur sehr wohl (Tendenz zu Machtkampf) und loten und testen ihre Grenzen aus. Manche Kinder brauchen wiederum nur ein bisschen mehr (emotionale und liebevolle) Unterstützung am Esstisch, um sich mehr zuzutrauen und um Neues zu probieren. Man spricht von Neophobie. *** Deine Tochter hat nur einige wenige Speisen und Gerichte, die sie gut und gerne isst, was den normalen Essalltag, derzeit insbesondere im Kindergarten erschwert. Es gäbe was das Thema Essen/Ernährung in eurem Kindergarten betrifft sicherlich vielleicht Verbesserungsbedarf, doch das lassen wir mal außen vor. Fakt ist, dass deine Tochter manchmal aus Gründen dort nicht mit isst, dass dort wiederum keine Alternativen geduldet werden und es deiner Tochter deswegen aufgrund von Hunger/Energiemangel manchmal nicht mehr ganz so gut geht. Das haben die Erzieher erkannt und dir mitgeteilt. Wie beurteilst du denn die Situation? Und wie geht es deiner Tochter damit? Wie erlebt sie die Situation und kann sie dir sagen, warum sie manchmal nicht/gar nichts mitessen möchte? So gar nichts? Ist es vielleicht eher und auch die Umgebung (laut, hektisch, bedrängt...) oder die Angst vor dem unbekannten/nicht gemochten Essen? Aus meiner Sicht, wäre es vielleicht sinnvoll (auch) hier zu kucken, wieso und warum sich die Situation im Kindergarten manchmal so zuspitzt. Wenn also organisch und entwicklungspsychologisch, gesundheitlich alles in Ordnung oder auch nicht Ordnung ist, dann wäre es sicher gut, das Gespräch mit der Kigaleitung zu suchen und zu erklären und dabei langfristig vielleicht zu erwirken, dass deine Tochter von zu Hause mitgebrachte Speisen essen darf. Es ist ja nicht sinnvoll, Kinder aus Prinzip vorsätzlich hungern zu lassen, wenn individuell begründete Ausnahmeregelungen sinnvoll erscheinen. Ob es bei deiner Tochter also Gründe gibt, die mögliche Ausnahmeregeln erforderlich machen, das solltet ihr herausfinden. Also dann Grüße Birgit N. * was soweit also okay zu sein scheint, weil eure Tochter - gemäß deiner Schilderung - altersentsprechend entwickelt ist und auch gesund ist, sie einen durchaus unauffälligen Gesamteindruck macht - oder? ** ich empfehle dir hierzu Lektüren zum Thema "picky eating". Z.b: das Buch von T. Bartig-Prang. schau auch mal hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Vierjaehriger-ernaehrt-sich-extrem-einseitig_46867.htm und hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Warum-sind-unsere-Kinder-so-waehlerisch_46551.htm die Antwort darin passt vielleicht nicht zu 100% zu deiner Tochter und dir, aber im Großen und Ganzen kannst du sicherlich das ein oder andere daraus lesen *** Fast alle Kinder (ca 75%) haben diese sog. Neophobie (eine Angst, neue Speisen zu probieren), ergo sind nur ca ein Viertel aller Kinder so neugierig und offen, dass sie alles sofort probieren und ggf essen, was man ihnen anbietet. Weiters unterscheidet man nochmals in Untergruppen: bspw: Kinder sagen "nein" – aber probieren doch und geben Rückmeldung. Manchmal schmeckt es ihnen doch und manchmal eben nicht. bspw: Kinder sagen "nein - probieren und bleiben bei "nein, mag ich nicht". Geben dem Essen keine Chance. Abhilfe dafür: die Speise immer mal wieder zwanglos anbieten. und bspw: Kinder sagen "nein" und bleiben bei "nein, mag ich nicht" - ohne überhaupt zu probieren. Häufig ist diese verweigernde Haltung hier gepaart mit anderen Verhaltensauffälligkeiten. Bspw sehr ängstlichen Kindern, häufiger bei Autismus, sonstigen Entwicklungsstörungen. Jede Anstrengung die Kinder zum Probieren bringen zu wollen, sei es verbal oder durch Fütterversuche, verstärke die Neophobie!!
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