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Hallo, Meine Tochter ist bald 7 Monate alt und wir haben vor etwa 4 Wochen mit der Beikosteinführung angefangen. Ich koche selbst und habe einige Fragen (irgendwie ist das Thema Beikost eine Wissenschaft für sich...). Vielen Dank schon im Voraus für die Beantwortung meiner vielen Fragen! 1) Sie isst bisher meist noch sehr kleine Mengen, daher friere ich den Brei in Eiswürfelportionen ein und taue ihn dann in der Mikrowelle auf. Ist das Auftauen und Erwärmen (von frischem Brei, der ein paar Stunden im Kühlschrank war) in der Mikrowelle ok? 2) Da wir selten Fleisch essen und ich dies nicht gern zubereite, habe ich Fleisch als einziges Lebensmittel für sie in Gläschen gekauft (Fleisch pur). Da sie gerade noch so wenig isst - darf ich auch das Essen aus den Gläschen in kleinen Portionen einfrieren? Wie oft in der Woche soll ich Fleisch in den Brei mischen, wie oft Fisch? 3) Sie isst mittags oft sehr, sehr wenig oder verweigert den Brei. Abends zeigt sie mehr Interesse. Das Abendessen ist bei uns unter der Woche auch die einzige gemeinsame Mahlzeit und mein Mann und ich essen abends warm. Spricht etwas dagegen, ihr statt des Mittagsbreis abends den Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei anzubieten? Oder kann ich ihr diesen auch mittags und abends anbieten? 4) auch nach einem Monat schafft sie selbst in guten Zeiten maximal 4-5 volle Teelöffel. Sie stillt viel, ist fit und nimmt sehr gut zu. Kann ich es entspannt angehen lassen oder soll ich etwas tun, damit sie mehr/lieber Brei isst? Kann ich eine zweite Breimahlzeit (Getreide-Obst) einführen, noch bevor der Gemüsebrei eine komplette Mahlzeit füllt? 5) sie liebt es, aus einem normalen Glas Leitungswasser zu trinken und laut meiner Hebamme soll man schon ab der ersten Mahlzeit Wasser anbieten, um das Interesse zu wecken. Da sie soo gerne Wasser trinkt - kann es dabei ein zu viel geben? Wie viel darf ich ihr anbieten? 6) Braucht man spezielle Babyprodukte für die Breimahlzeiten wie besondere Beikostöl und Schmelzflocken? Oder kann ich bedenkenlos normales Rapsöl oder Leinöl verwenden und normale, zarte Haferflocken? 7) Es heißt ja immer, man soll recht zügig neue Lebensmittel einführen und nach und nach alles anbieten, was man selber isst. Trotzdem liest man immer von bestimmten Gemüsesorten und andere werden nie aufgezählt. Wir essen zB viel Paprika, Tomaten, Pilze und Salat. Kann man das ebenfalls anbieten? Von pürierten Salat oder Pilzbrei hab ich noch nie etwas gehört :D 8) Muss man in den Gemüse-Fleisch-Brei tatsächlich Saft untermischen? Prägt man das Kind damit nicht schon früh auf Süßes und verfälscht den eigentlichen Geschmack total?
Hallo Travel alles was du schreibst und fragst ist okay und kann genau so gehandhabt werden. Da du auch noch nachBedarf stillst, kannst du die Beikost weiterhin einfach in den Essalltag einfließen lassen und noch sehr viel freier handeln. Wenn ihr in der Familie wenig Fleisch esst, dann bestünde jetzt keine zwingende Notwendigkeit für das Beimischen von Fleisch. Wichtig wäre vorrangig erst einmal, dass dein Baby einfach verschiedene Breie und verschiedene Zutaten kennen lernen und mögen lernen kann. Du kannst auf jeden Fall so weiter machen wie bisher und die üblichen Empfehlungen zur Beikost weiterhin "nach Plan"* verfolgen. Auch wenn deine Tochter nur kleine Mengen Brei isst, tust du dein Möglichstes, denn du bietest Beikost an. Deine Tochter erhält dadurch die Möglichkeit, sich entsprechend ihren Bedürfnissen zu bedienen. Sie isst momentan zwar nur kleine Mengen Beikost, doch das ist bereits ein guter Anfang. Probiere ruhig verschiedene Breitypen und verschiedene Zutaten aus. Manche Babys brauchen geschmackintensive Eindrücke und manche Babys bevorzugen weniger geschmacksintensive Eindrücke. Hast du schon beobachten können, welche Art dein Baby lieber mag? Schau doch auch einmal, ob du deim Füttern etwas verbessern kannst. Hat dein Baby ausreichend Hunger? Dein Baby wird immer nur so viel oder so wenig Brei essen können, wie sie hungrig ist. Kannst du die Uhrzeiten vielleicht noch besser anpassen? Mein Vorschlag ist: finde die perfekten Rahmenbedingungen für eure gemeinsamen Beikostmomente. Warum nicht eben abends? Und wie wäre es, wenn du deinem Baby zusätzlich zum Brei auch die Möglichkeit gibst selbständig zu essen? Möglicherweise gefällt es deinem Kind besser, wenn sie selbständig agieren kann, anstatt gefüttert zu werden. Baby und Brei, das hat sich über Generationen als sinnvolles und gut funktionierendes Konzept für Beikost in unser aller Köpfe eingeprägt. Seit bald einem Jahrzehnt essen immer mehr Babys nun auch vermehrt breifreie Beikost anstatt oder zusätzlich zu Breikost. Diese Methode ist inzwischen in vielen Familien sehr populär geworden. Und bestimmt kennst du die Methode des BLW/breifreie Beikost immerhin vom Hörensagen, oder? Was kannst du also tun? Schau hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Baby-ist-fast-keinen-Brei_49825.htm Du kannst sämtliche Gemüsesorten für die Breie verwenden. Es ist empfehlenswert mit gewöhnlichen Gemüsesorten wie Möhre, Pastinake, Kürbis, Zucchini, Blumenkohl- und Brokkoliröschen, Süßkartoffel, Kohlrabi, Zucchini u.a. zu beginnen. Diese Gemüsesorten sind i.d.R. gut verträglich. Wenn dein Baby routiniert Breikost isst, kannst du die Breie mit weiteren, evtl eher unkonventionellen Gemüsesorten ergänzen. Mische zu Beginn eine kleine Menge der neu gewählten Gemüsesorte in die gewohnten Breimischungen. Tendentiell eher schwerer verdauliche Gemüsesorten, ggf eher blähende Sorten kannst du auf diese Weise testen und dein Baby daran gewöhnen. Es ist im Sinne einer Geschmacksschulung durchaus erwünscht, Babys mit vielen verschiedenen Sorten vertraut zu machen. In neueren Babybrei-Kochbüchern findet man immer häufiger eine Vielzahl an außergewöhnlichen Gemüsekombinationen in Breirezepten. Bspw ab 6. Lm: Zuckerschoten, grüne Bohnen, Knollensellerie, Topinambur, Grünkohl, etc Im Rahmen einer BLW-Beikost sind diese und andere Gemüsesorten auf jeden Fall gut möglich. Wichtig ist dabei nur: dein Kind muss die Speisen gefahrenfrei essen und schlucken können.Bspw kann ein Baby (ab 8 M) einzelne, gekochte Hülsenfrüchte (stark zerkleinert und zerdrückt, püriert) probieren - hier eignen sich bspw Kidneybohnen, Kichererbsen. (Verschluckungs- und Aspirationsgefahr meiden) Du kannst vereinzelte gekochte Hülsenfrüchte (ab 8. Lm) in den Brei mischen und pürieren. Bspw ganz weich gekochte rote Linsen. Paprika und PIlze gelten als eher schwerer verdaulich, so dass diese Sorten tatsächlich eher nicht für Babybrei geeignet. Sicher findest du vereinzelt Rezepte mit ebensolchen Zutaten, aber diese stellen eher eine Ausnahme dar und eignen sich auch nicht für jeden Tag. Tomaten bspw sind eher säurereich, was ggf einen wunden Po verursachen kann. Da Salat hierzulande eher und meistens (immer?) roh gegessen wird, haben sich dazu bisher ebenfalls keine Babybreirezepte durchsetzen können. Der Salat muss auf jeden Fall püriert werden, wegen der Schluckbarkeit. Roher Salat kann (ab Kleinkindkostalter) in grüne Smoothies püriert werden. Der Saftzusatz im Babybrei hat den Zweck, die Eisenaufnahme durch das vorhandene Vitamin C zu erhöhen. Als Stillmama musst du das nicht zwingend tun. Es ergibt ohnehin auch nur dann Sinn, wenn der Saft ausreichend Vitamin C enthält. Es ist empfehlenswert Produkte aus dem Sortiment des Biohandels zu verwenden. Aber auch konventionelle Produkte sind okay. Spezielle Produkte aus dem Sortiment der Babykost müssen dagegen ganz bestimmte Richtlinien befolgen. Je nach dem sind hier Höchst -oder Mindestmengen von Etwas einzuhalten. Bspw gibt es Grenzwerte für bestimmte Schadstoffe oder Vorgaben für Mengen an bestimmten Vitaminzusätzen usw Manche Produkte sind speziell aufbereitet und gelten als bspw leicht verdaulich oder sind einfach zu lesen bei den Vorgaben zur Zubereitung, Rezepte inklusive. Ich würde dir sehr gerne deine sämtichen Fragen noch sehr viel ausführlicher beantworten. Doch ist diese Antwort schon jetzt sehr lange geworden. Melde dich doch einfach wieder, wenn du bei der ein oder anderen Frage nochmals nachhaken möchtest. Bis dann Grüße Birgit Neumann **üblicher Beikostplan wie er überall geschildert wird z.B. auch hier: .https://www.rund-ums-baby.de/ernaehrung/beikost.htm
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Hallo, Wow, vielen lieben Dank für die wahnsinnig ausführliche und informative Antwort. Das hat mir sehr weitergeholfen! Du machst hier einen tollen Job :) Ich habe noch einige Anregungen bekommen, lese aber vor allem heraus, dass wir es entspannt angehen dürfen und keine allzu starren Pläne oder Erwartungen umsetzen müssen. Das klingt gut :) Wir haben schon einige Gemüsesorten probiert und vielleicht werde ich es nun wirklich auch mal mit einem Getreidebrei versuchen und auch abends weiterhin Brei anbieten. Tatsächlich hapert es noch sehr an dem richtigen Timing. Auch beim Stillen hat sie mit fast 7 Monaten noch keine festen Abstände und Zeiten und der Vormittagsschlaf verändert sich gerade sehr. Das macht es schwer, einen Moment am Mittag zu finden, an dem sie gut gelaunt und hungrig, aber nicht zu hungrig und somit ungeduldig ist. Da arbeiten wir noch dran :) BLW kennen wir und möchten wir mit einbeziehen, sobald wir sie nicht mehr auf unserem Schoß füttern müssen. Noch sitzt sie im Hochstuhl nicht sicher genug. Magst du nur noch ganz kurz auf die Frage mit dem Wasser eingehen? Gibt es da ein zu viel, solange sie kaum Brei isst? Ich glaub, sie würde ein ganzes Glas trinken, wenn ich sie lassen würde :D Und durch deine Antwort kam mir noch die Frage, ab wann ein Baby/Kleinkind theoretisch alles essen darf, also auch normal gewürzte Sachen, Blattsalat, Kidneybohnen oder Mais, die nicht zerdrückt/püriert sind etc. Vielen lieben Dank nochmal! :)
Hallo Travel du kannst deine Tochter jedes Mal zu dir/euch setzen und sie die geeigneten Speisen oder geeignete breiartige Speisen probieren lassen. Auch so lässt sich der Übergang gestalten. Du schreibst ja, dass das Interesse abends größer ist. Vielleicht habt auch ihr zu diesem Zeitpunkt mehr Muse und weniger Stress oder Erwartungen. Auch BLW geht gut mit Körperkontakt beim Sitzen. Wichtig ist nur, dass eure Tochter aufrecht und dabei leicht nacht vorn gebeugt sitzt. Ob Brei oder BLW, essen kann eure Tochter ohnehin nur in dieser aufrechten Haltung, bei der ihr sie ggf stützen müsst. Oder füttert ihr den Brei trotzdem momentan manchmal im Hochstuhl? Kann sie auch beim Breiessen gut, aufrecht und sicher, stabil darin sitzen? Wenn das nicht der Fall ist, dann versuche den Sitz im Hochstuhl zu optimieren. Das Trinken zusätzlicher Flüssigkeit neben dem Stillen ist eigentlich nicht nötig. Auch Durst kann ein Baby übers Stillen löschen. Wenn ein Baby aber gut und gerne zusätzlich, freiwillig Wasser trinkt, dann sei das in Ordnung. Man muss es aber keinesfalls forcieren. Hast du eine Idee, warum sie so gerne Wasser trinkt? Grüße
Hallo Travel hier noch zu deiner Frage wegen unzerdrückten und normal gewürzten Speisen. Bei der Baby- und Kleinkinderkost ist Sicherheit ganz wichtig, weshalb es natürlich schon ein paar wichtige Eckpunkte zu beachten gilt. Alle Speisen müssen immer so aufbereitet sein, dass dein Baby bzw ein Kleinkind alles gut kauen und gefahrenfrei schlucken kann. Da das Schluckmuster und auch das Gebiss noch komplett anders sind als bei größeren Kindern oder Erwachsenen, bedarf es besonderen Zubereitungsformen. Alle Speisen brauchen eine, den individuellen Erfordernissen angepasste Stückgröße: entweder fein püriert, gröber püriert, mit Stückchen, als weiche Sticks, oder weiche Stückchen. Alle Speisen müssen sich mit der Zunge am Gaumen zerdrücken lassen oder mit den Kauleisten zermalmbar sein. Nüsse oder Nusspartikel sind zu hart und darum vollkommen tabu. Sie eignen sich ganz fein vermahlen oder als Muse. Auch Kerne und Saaten sowie andere gröbere Zusätze in bspw Brot sind noch ungeeignet. Da die Verletzungsgefahr noch viel zu hoch ist. In diesem Zusammenhang gelten auch sog. prall elastische Lebensmittel wie bspw ganze Johannisbeeren u.ä. als nur sehr bedingt geeignet. Aus diesem Grund und wegen der Gefahr der Aspiration sollten diese Dinge zuvor am besten platt gedrückt werden. Salate und andere ähnliche Speisen widerum können beim Schlucken, da diese vorher im Mund nicht ausreichend zerkleinert werden konnten, gefährlich werden. Ja, es gibt viele Tabu-Lebensmittel und viele scheinbare Einschränkungen. Aber im Großen dun Ganzen ist das alles ganz logisch und nachvollziehbar. Generell sagt man, dass alles erlaubt ist was einer verantwortungsbewussten Speisenauswahl entspricht. Und da hast du ganz bald das richtige Gespür dafür. Geeignete Speisen sind weich, mit den Kauleisten und am Gaumen zerdrückbar, leicht schluckbar, vor allem rundum gefahrenfrei schluckbar. Hier musst du dein Baby beobachten, wie gut es im einzelnen mit diesen Speisen umgehen kann, wie gut das Essen klappt. Das angebotene Essen sollte ganz einfach sein, leicht zu kauen und zu schlucken sein. Gefahrenfrei, salzfrei, frisch und gesund. Häufig lässt sich die Konsistenz der Speisen vom Familientisch aber doch ganz gut anpassen- durch kleinschneiden, platt zerdrücken, zerteilen oder sogar pürieren falls nötig. HIer nochmal kurz: Familienkost darf ruhig auch gewürzt und lecker sein. Es ist aber sinnvoll, vorübergehend etwas weniger zu salzen und vor allem auf scharfe Gewürze verzichten. Mais und Erbsen, Heidelbeeren und Trauben u.ä. weiche Lebensmittel in der heiklen Größe könnt ihr zerdrücken. Harte Lebensmittel in ähnlicher Größe wie Nüsse und Co sind dagegen komplett tabu. Ebenso tabu sind Alkohol, Kaffee und Co, das ist klar. Neben ganzen Nüssen sind auch Nussstückchen, Saaten, Kerne, u.ä. zu vermeiden - wegen der Verschluckungs- und/oder Aspirationsgefahr. Nussmuse und ganz fein vermahlene (komplett stückchenfrei!) Nüsse und Mandeln sind okay. Aber auch Rohmilchkäse/wurst/fisch/fleisch, rohe Eier etc solltet ihr meiden. Fertigprodukte sind weniger empfehlenswert, weil sie i.d.R. zu viel Salz enthalten. Und stark gesüßte/gezuckerte LM sollten ebenfalls gemieden werden. Auch scharfe Speisen (Chili, Pfefferminze,..) sind zu meiden. Und es wird auch bei Blattsalaten oder kleinen Beeren (prall elastisch) zu Vorsicht geraten. Liste nicht ganz vollständig. Zuviel Leinsamen oder Chiasamen wäre nicht optimal, weil das im Darm zu stark aufquillt. Noch mehr Tipps findet du auch hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Beikostverweigerung_49844.htm enthält aber viele viele Wiederholungen zum bereits Geschriebenen und letztes Mal genannten Link. Also dann wenn du noch mehr Fragen ... bis dann Grüße Birgit Neumann