Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Essgewohnheiten

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Frage: Essgewohnheiten

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Hallo, ich habe mit unserem großen Sohn (4,5) folgendes Problem: Zu Mittag isst er am liebsten trockene Nudeln oder Reis (ohne Gemüse oder Soße). Kartoffeln mochte er früher gerne, jetzt heißt es gleicht: ess ich nicht, mag ich nicht, schmeckt mir nicht... So geht das mit fast allen Lebensmitteln. Er weigert sich gar nur zu probieren. Er mag keinen Salat und derzeit bringt er sogar die Äpfel wieder vom KiGa zurück die ich ihm gerichtet habe. Ganz gerne ißt er rohen Paprika. Hat auf dem Spielplatz jedoch ein anderes Kind Brezel dabei o. Süssigkeiten, rede ich mir den Mund fusselig und schleppe letztendlich die Äpfel und all das Gesunde wieder unberührt nach Hause. Ich habe nie die Gelegenheit ihm auch mal etwas Süßes anzubieten. Ständig bekommt er in irgendwelchen Läden oder von Verwandten Bonbons, Schokolade u.a. Das kann ich ihm zu Hause nur einteilen, damit nicht alles auf einma gegessen wird. Aber es ist mittlerweile so fixiert auf Süßes und Kekskram, dass ich mir schon ein wenig Sorgen mache. Ich lege zu Hause Wert auf relativ ausgewogene Ernährung, d.h. wir alle essen viel Gemüse, Vollkornprodukte etc.Ich koche keine exotischen oder extravagenten Gerichte die Kinder nicht mögen. Doch der Kleine entzieht sich dem ganz massiv. Soll ich ihm jetzt etwa Pommes kaufen oder nur noch Nudeln kochen? Ich bin einfach ratlos. Schon zu Beginn des Mittagessens fragt er, was er denn zum Nachtisch bekomme. Das Gestocher im Teller kann einen schon mürbe machen und ich frage mich oft, für wen ich eigentlich koche? Wie kann ich das Ganze besser in Griff bekommen? Gruß Nele


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Nele Zu den Süßigkeiten: Hier solltet ihr ganz klare Absprachen treffen: Nachtisch gibt es nur, wenn ausreichend zu Mittag gegessen wurde. Die Süßigkeiten, die dein Sohn geschenkt bekommt, sind für ihn. Ihr könnt ausmachen, wie und wo und wieviel und wann er davon essen darf. Vor den Mahlzeiten zum Beispiel nicht. Das wird er auch verstehen und akzeptieren. Je restrikiver du mit den Süßigkeiten umgehst, desto mehr wird er darauf pochen. Nimm auf den Spielplatz Obst und Kekse etc mit. Dein Sohn kann wählen. Rein ernährungsphysiologisch ist es klar besser,dem Kind dort Obst zu geben. Aber Kinder essen nach ihrem Appetit und nicht nach Lehrbüchern. Im Sommer kommt auf dem Spielplatz durchs Toben auch der Appetit auf Obst. Und mach dir nichts draus, nicht alle Kinder mögen alle Obst-und Gemüsesorten gerne essen. Manche essen gar nichts und manche haben zwei bis drei Lieblingssorten. Andere Kinder mögen Fleisch nicht so gerne essen und wieder andere verabscheuen Milchprodukte. Als Mutter kann man schon daran verzweifeln, wenn die lieben Kleinen nicht so essen wollen, wie man sich das wünscht. Und vor allem wie es in den allgemeinen Ernährungsempfehlungen geschrieben steht. Kinder wissen nichts von Ernährungsempfehlungen und essen einfach dann, wenn es ihnen schmeckt, oder wenn sie hungrig sind. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem Neuen. Das betrifft eben das Essen und ist aus Urzeiten eigentlich eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Die Kinder beurteilen das Essen auch nach der Verträglichkeit. Diese Veträglichkeit ist subjektiv und von Aussenstehenden nicht immer direkt nachvollziehbar. Übrigens sind süsse LM u.a. so begehrt, weil sie nahrhaft sind. Sprich, sie liefern auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie. Fett (Pommes) hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Mahlzeit zwar klein erscheinen mag, weniger Essaufwand erfordert, aber trotzdem gut sättigt. Hier lohnt das Selberzubereiten. Süßes vermittelt ein rasches Sättigungsgefühl, was evolutionär bedingt eine ebensolche Berechtigung hat. Gemüse dagegen hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, aber bringt null Sättigung. Die sekundären Pflanzenstoffe hingegen sind manchmal schwerer verdaulich. Individuell verschieden. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde. Mit viel Fett - Rahmspinat. Ketchup: sehr hoher Zuckergehalt. Erbsen: leicht süßlicher Geschmack. Pizza: fettreich Da gibt es einige Beispiele. Fleisch ist schwer zu kauen. Deswegen sind Würstchen meist beliebter. Und Hackfleisch. Du siehst - die richtige Zubereitung, Freude beim Essen, ohne Druck von aussen, das Ermuntern zum Probieren (Ausspucken erlaubt), und das Kind isst gerne. Klar, ganz so einfach ist es nicht immer. Lass deinen Sohn auch mal zwischendurch probieren, beim Kochen. Das bringt Neugier. Nicht erst warten, bis das Kind am Tisch sitzt und man erwartungsvoll dabeisitzt um zu sehen, ob das Kind denn diesmal etwas isst. Spielerisch das Essen anbieten das funktioniert oft gut. Ein Gesicht aus Gemüse legen, im Beisein des Kindes. Selber davon essen. Beim Gemüseschnippeln dem Kind etwas Rohes (niemals grüne Bohnen oder Kartoffeln, Kürbis) in die Hand drücken. Vielleicht beisst es mal ab. Da Kinder ständig bestrebt sind, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ist der Familienesstisch eine willkommene und oft gute Möglichkeit, dies zu nutzen - um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ignoriere das Gestocher im Essen und bleibe bei den getroffenen Absprachen.


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