Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Essgewohnheiten 2jähriger

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Frage: Essgewohnheiten 2jähriger

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Hallo, unser Sohn ist 2 und es wird momentan zunehmend schwierig ihn gesund zu ernähren. Vor einem halben Jahr habe ich angefangen die Gläschen weg zu lassen (er mochte sie nicht mehr) und selbst zu kochen. Aber egal was ich mache, er mag fast nie etwas. Nudeln mit Tomatensoße geht, aber das war es auch. Früher hat er z.B. gerne Spargel mit Kartoffeln und Schinken gegessen, aber auch da sucht er plötzlich nur noch den Schinken raus und schiebt alles andere weg. Ich habe schon alle möglichenTricks versucht und verschiedene Kindergerichte ausprobiert. Es klappt irgendwie nicht und ich bin FRUSTRIERT, dass er nichts essen mag von dem, was ich koche, ist ja schliesslich auch Arbeit.... Frühstück isst er gemeinsam mit uns am Tisch, dort meist auch nur Banane oder Apfel und gekochtes Ei, abends Wurst und Käse, ohne Brot. Haben Sie Tips? Danke und Grüße, Silke


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo luna456 Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Eine Angst vor dem "neuen" Essen. Das ist eigentlich eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist auch in der Tierwelt vorzufinden. Neue Dinge werden nur zögerlich gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Aber auch das Neue wird wieder irgendwann angeboten werden und irgendwann frohlockt es doch, zuzugreifen. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Die Neugier siegt gegenüber der Skepsis. Einseitiges Essen, das aber trotzdem einigermassen ausgewogen ist und das Kind sättigt - kein Problem. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Lass dein Kind aus dem Kochtopf probieren. Bereitet Mahlzeiten gemeinsam zu und lass deinen Sohn schon mal vorab kosten. Gib deinem Kind die vertrauten Speisen und erweitere spielerisch das Angebot. Meine Tochter war auch immer sehr skeptisch. Gefallen fand sie häufig an "exotischen" Dingen wie Litschis oder Physalis, Oliven, Felafel (Kichererbsenbällchen), Erbsensuppe, Couscous, etcetc. Dinge, die ich ihr nicht extra gegeben hätte, die sie aber durch Probieren querbeet, für sich entdeckte. Lege den Fokus auch nicht nur aufs Mittagessen. Jede Mahlzeit, auch die ZMZ liefern Kalorien und Nährstoffe. Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig und die Freude bei Tisch bleibt erhalten. Ermuntere dein Kind immer wieder dazu, mal etwas Neues zu probieren. Denn nur darüber können neue Esserfahrung gesammelt werden und neue Dinge akzeptiert werden. Das kann die Auswahlpalette vergrößern und Appetit auf Neues bilden. Geht zusammen einkaufen, erfreut auch an der Farbenpracht der Obsttheke, esst daheim zusammen etwas, das ihr gerade gekauft habt. Kocht zusammen frische Marmelade und lass dein Kind direkt aus dem abgekühlten Topf probieren. Rede dabei ganz viel mit ihm und erkläre, was du tust. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder, Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Hier kannst du mit Geschichten (Bücher, Lillifeeheften, etc) evtl gut nachhelfen. Nicht nur die Konsistenz (Stückchen), sondern auch die Vielfalt charakterisiert die Familienkost. Und neue Geschmackserlebnisse, spielerisch erlebt, sind in diesem Alter sehr wichtig für die spätere Akzeptanz von Essen. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn das Kind überhaupt nur probiert. Auch wenn es nur bspw eine einzige Nudel ist. Beim nächsten Mal sinds zwei und so weiter. Gesunde Ernährung basiert im Wesentlichen auf der Auswahl der Zutaten. Frischen Produkten sind der Vorzug zu geben. BasicsProdukte aus dem TK-Sortiment sind ebenfalls eine geniale Bereicherung. Fertigprodukte besser meiden. Trotzdem dürfen sie hin und wieder (bei älteren Kindern) zum Einsatz kommen. Nur die ganz Kleinen sollten vor allem wegen der Geschmacksprägung immer erst die mit Liebe selbestzubereitete Variante kennenlernen. Teilfertigprodukte sind einigermassen in Ordnung. Gnocchi oder Schupfnudeln kann man selber machen. Das allerdings erfordert Zeit und Routine. Deshalb sind diese Produkte schon okay, wenn sie aus dem Kühlregal stammen und mit anderen frisch gekochten Speisen serviert werden. Ein blitzschnell zubereitetes Apfelmus dazu. Super! Kartoffelbrei ist ratzfatz gemacht. Achte auf Vielfalt beim Essen. Lass dein Kind querbeet probieren, koche schmackhafte Gerichte, die euch Erwachsenen auch schmecken. Das Essen kann normal gewürzt sein. Meiden solltest du Dinge wie Geschmacksverstärker, siehe hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/beitrag.htm?id=23367&suche1=geschmac ksverst%E4rker+china&seite=1#start Siehe auch noch hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/beitrag.htm?id=34307&suche1=gut+beko mmt&seite=1#start Also dann spielerisch mit viel Liebe und Geduld sowie selbst als Vorbild agierend, wirst du das Speisenangebot für euren Kleinen stetig erweitern. Grüße B.Neumann


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