Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

"Erwachsenenkost"

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Frage: "Erwachsenenkost"

barmat

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Hallo, mein Sohn ist jetzt etwas über 18 Monate alt und ich versuche ihn schon eine Weile an unserem Essen mitessen zu lassen (Nudeln mit Soße, mildes Chili, Knödel mit Saft etc.). Dabei fällt mir auf, dass er von dieser "Erwachsenenkost" viel weniger isst, als wenn ich ihm ein Gläschen gebe oder selbst etwas püriere. Woran kann das liegen und wie soll ich mich hier verhalten? Soll ich ihm das Essen weiterhin pürieren oder muss er sich erst daran gewöhnen? Zähne hat er mittlerweile 9. Desweiteren, hätten Sie ein paar Ideen für mich bezüglich des Nachmittagsessens? Reines Obst scheint ihm hier nicht zu genügen, zumal er mittags auch nicht viel isst. Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort. Liebe Grüße, Barbara


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Barbara die Gläschen kannst du inzwischen weg lassen. Die isst dein Kleiner aus Gewohnheit. Im Prinzip kann dein Kind jetzt alles mitessen, was ihr esst. Doch meist klingt das einfacher, als es tatsächlich ist. Du bist bspw besorgt, weil dein Kind scheinbar nur kleine Mengen isst und du vermutest, dass dein Kind damit nicht satt wird. Feste Kost zu essen, ist mitunter auch noch anstrengend, so dass es sinnvoll sein kann, Gerichte anzubieten, die gut kaubar sind. Bspw Kartoffelbrei komniniert mit etwas, das zum Kauen anregt. Die Kaumuskulatur muss sich ausbilden und je mehr vorhanden ist, desto mehr will sie betätigt sein :-) Du kannst auch zwischendurch Dinge geben, die nicht nur einfach geschluckt werden müssen, sondern zum Kauen animieren. Babys und Kinder müssen sich aber generell an neue Speisen erst gewöhnen. Da liegst du mit deiner Vermutung ganz richtig. Das Fachwort dazu heisst: "soziales Lernen". Es basiert auf dem Nachahmungsinstinkt. Je mehr euer Kind bei euch Großen sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte er dem nacheifern. Dazu ist es gut, wenn es immer wieder die gleichen Sachen gibt. Denn der Gewöhnungseffekt kann dauern. Der neue Gesamteindruck neuer Speisen ist ihnen fremd, das Mundgefühl, der Geschmack etc. Und nicht nur dieser Eindruck ist von Wichtigkeit, sondern auch die physiologische Wirkung auf den Organismus. Die lässt sich erst später beurteilen, weshalb von vielen neuen Speisen meist erst nur wenig angenommen wird - zu Testzwecken sozusagen. Das Ganze hat auch einen Namen: Neophobie. Im Alter ab 4 M ist dieses Phänomen zwar auch schon vorhanden, aber nicht so stark ausgeprägt wie bspw ab dem 18. Lm und nochmals verstärkt ab etwa dem 3. Lj. Und Kinder mögen gerne immer weder die gleiche Gerichte essen. Je öfter du ein Gericht kredenzst, desto häufiger sieht und riecht es dein Kind. Je häufiger er probiert, desto größer ist die Wahscheinlichkeit, dass er es langfristig mag. Die Menge ist zunächst nebensächlich. Würstchen im Schlafrock? Die kannst du entweder mit Pizzateig oder Blätterteig herstellen. Der Pizzateig wird ganz dünn ausgerollt und um ein Würstchen (Wienerchen) geklappt. Dann ca 15 min gebacken. Geht auch mit Blätterteig. Rezept "Pizza"teig: 1/2 Beutel Trockenhefe (oder 1/2 Würfel frische Hefe) 1/8l Wasser 250 g Mehl 2 EL Öl 1 Pr Zucker Salz Mehl mit Hefe und Salz vermischen. Wasser-Öl-Mischung herstellen und diese unter Rühren zu der Mehlmischung geben. Alle Zutaten zu einem Teig verkneten. Teig aufgehen lassen. Dann den Teig auswellen und dünn um die Wienerchen hüllen. Essen kann anstrengend sein. Deshalb lieben Kinder hochkalorische Kost, die sie in wenigen Bissen verspeisen können um damit maximal satt zu werden. Besonders süße und fettreiche Speisen treffen genau dieses Auswahlmuster. lass dein Kind, versuche ihm hin und wieder Neues schmackhaft zu machen und kontrolliere nichts. Bei guter Entwicklung hilft nur Geduld auf dass euer Kind den anderen Mitessenden nacheifert und wenn auch zögerlich, aber immerhin langsam und stetig seinen Esshorizont dadurch erweitert. Dies geschieht nicht durch Drängen, sondern durch echtes, adäquates Vorleben (selbst gerne essen) und eine entspannte und freudige Atmosphäre bei Tisch. Biete ein umfassendes Nahrungsangebot, aus dem dein Kind wählen kann. Extrawürste sollten nach Möglichkeit nur ganz selten gegeben werden, aber eine Auswahl bei Tisch ermöglicht es jedem, sein Wunschmenü zusammenzustellen. Da können Reste vom Vortag erlaubt sein, Brot oder Nudeln oder die gewohnte Salatgurke statt grünem Salat. Hilfreich ist trotzdem, Regeln aufzustellen und immer mal wieder neues zum Kosten anzubieten. Die Kontinuität im Probieren kann irgendwann eine Veränderung bewirken - zuvor weniger beliebtes wird plötzlich zur Lieblingsspeise. Lege den Fokus auch nicht nur aufs Mittagessen. Jede Mahlzeit, auch die ZMZ liefern Kalorien und Nährstoffe. Verschiedene LM sättigen unterschiedlich. Süsse LM sind so begehrt, weil sie nahrhaft sind. Sprich, sie liefern auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie. Eine kleine Menge kann schon satt machen. Fett hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Mahlzeit zwar klein erscheinen mag, weniger Essaufwand erfordert, aber trotzdem gut sättigt. Süßes vermittelt ein rasches Sättigungsgefühl. Pures Gemüse bspw dagegen hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, aber bringt null Sättigung. Die sekundären Pflanzenstoffe hingegen sind manchmal schwerer verdaulich. Individuell verschieden. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde. Mit viel Fett wie bspw Rahmspinat . Erbsen haben einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist fetthaltiger als ein Putenwurstbrot. Ermuntere dein Kind immer wieder dazu, mal etwas Neues zu probieren. Denn nur darüber können neue Esserfahrung gesammelt werden und neue Dinge akzeptiert werden. Das kann die Auswahlpalette vergrößern und Appetit auf Neues bilden. Geht zusammen einkaufen, erfreut auch an der Farbenpracht der Obsttheke, esst daheim zusammen etwas, das ihr gerade gekauft habt. Kocht zusammen frische Marmelade und lass dein Kind direkt aus dem abgekühlten Topf probieren. Rede dabei ganz viel mit ihm und erkläre, was du tust. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder, Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Hier kannst du mit Geschichten (Bücher,Zeitschriften, etc) evtl gut nachhelfen. Nachmittags kannst du Hefezopf anbieten oder Joghurt. Dazu Obst. Oder Pudding (wenig gesüßt), Noch mehr Ideen findest du hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/beitrag.htm?id=35537&suche1=nachmittagssnack&seite=1 Also dann Viel Spaß Grüße B.Neumann


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