Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Ernährung vom 10,5 Monate altem Baby

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Frage: Ernährung vom 10,5 Monate altem Baby

Mausmaus

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Sehr geehrte Frau Neumann, ich habe einen 10,5 Monate alten Sohn. Ich hatte schon gleich zu wenig Muttermilch, habe zugefüttert. Zu seiner Ernährung heute: morgens trinkt er Folgemilch 3, aber nur 100 bis maximal 120 ml, zu Mittag ist er Gläschenmenüs von Hipp oder Alete oder Bebivita, nachmittags isst er entweder zerdrückte Banane mit Getreideflocken und wenig Saft, oder Pudelino oder Zwischenmahlzeit mag er oft ein Stück Apfel zum Beißen, Brot, Brötchen oder einen Baby-Keks. Er ist 74 cm groß und wiegt 9020 g, hatte aber Windpocken und fieberte heftig, nahm auch ab. Das Gewicht ist jetzt nach den ausgestandenen Windpocken gewogen. Meine Fragen wären jetzt: 1. Ernähre ich meinen Sohn richtig? 2. Was könnte ich noch verbessern? Hätten Sie Tipps? 3. Wo könnte ich leckere Rezepte zum Selberkochen finden? Lebe in Slowenien, da bekommt man wenig Bio Gemüse und Obst, ist alles sehr teuer und nicht frisch, kauft kaum jemand. Bio Fleisch kann ich hier in der Umgebung nicht bekommen. Habe einen kleinen Garten, werde jetzt auch viel Gemüse selbst anbauen (Blumenkohl, Brokkoli, Salat, Gurken, Zuchini,Tomaten, Paprika). Dünge nur mit selbstgemachten Kompost. Bitte entschuldigen Sie die vielen Fragen, aber hier macht sich keiner Gedanken über adequate Babyernährung, das Baby isst am Tisch mit, auch wenn das nicht für seinen Organismus das Richtige ist, das möchte ich vermeiden. Deswegen war ich bis jetzt bei Gläschenkost. Herzliche Grüße aus Slowenien Maja


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Maja ja, das hört sich doch gut an, wie du dein Baby ernährst. Dein Kleiner ist inzwischen auch alt genug, um am Tisch mitzuessen, wobei du sehr bemüht bist, gute Sachen anzubieten. Nimm ruhig weiterhin ein paar Gläschen und serviere den Inhalt auf einem Teller, daneben Kartoffelstückchen, Nudeln, Fleisch und so weiter. So hast du ein gemischtes Angebot an "Bioprodukten", selbstgezogenem Gemüse/Obst und herkömmlicher Ware. Brot kann dein Kleiner gut mitessen, und bald kannst du den Abendbrei bzw den Nachmittagsbrei komplett weglassen. Alternativ kannst du breiartige, d.h. weiche Speisen anbieten, wie etwa ein gewöhnlicher Grießbrei oder Milchreis. Apfel kannst du auch fein reiben, wenn es dein Baby so besser essen kann, ansonsten sind die geschälten Stückchen natürlich völlig okay. Eine grobe Orientierung für die künftigen Mahlzeiten ist folgende: morgens: Brot und Milch oder Milch und Obst oder Kindermüsli oder nur Milch oder Joghurt ZMZ: Brot oder Milch/Joghurt oder Obst Mittag: Mittagessen entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost ZMZ: Obst oder Getreidestängelchen o.ä. Abends: Brot und Milch oder Milchbrei (Grießbrei, Haferbrei/müsli), Nudeln und Milch etc Familienkost ist Erlebnis! Lass dein Kind riechen, kosten, matschen, picken, kosten, kauen, lecken, abbeissen, bei dir mitessen, u.v.m. Sattessen darf sich dein Kind an den gewohnten Breien. Wenn sie die nicht mehr mag - dann lass sie einfach essen, was es gibt - auch wenn du den Eindruck hast, dass es (zu) wenig sei. Mit 10Lm etwa ist die Zeit des schnellen Wachstum allmählich vorbei und die Zunahme stagniert. Das äußert sich auch in verringertem Appetit. Die Stagnation im Längenwachstum, merkst du übrigens bald auch an den Kleidergrößen. Die passen jetzt jeweils über einen längeren Zeitraum. Und weil dein Kind jetzt nicht mehr so schnell wächst und dadurch weniger Kalorien benötigt, ist auch der Appetit evtl vermindert und evtl Nahrungsdefizite machen sich nicht so schnell bemerkbar. Hunger kommt vor allem dann, wenn sich die Kleinen ausgiebig bewegen. Spätestens, wenn sie laufen und rennen können :-)Häufig auch schubweise. Das äußert sich in vorübergehenden Fressphasen. Du kannst darauf achten, dass ihr/du gemeinsam mit eurem Kind die Mahlzeiten einnehmt. Ein reichhaltig gedeckter Tisch mit immer ungefähr gleichbleibendem Angebot weckt die Neugier und fördert das soziale Lernen, das einen sehr großen Stellenwert in der Ernährungserziehung einnimmt. Neue Esssitten und Rituale treten nun an Stelle althergebrachter Gewohnheiten. Biete deshalb immer wieder rhythmisch in den Tageslauf eingebunden, die vertrauten Speisen an. Brot kannst du in mundgerechte Häppchen (vorerst noch Rinde wegschneiden) schneiden. Das erleichtert das Essen und erfordert kaum Kauaufwand, der aber trotzdem erwünscht ist. Die Kaumuskeln sollten trainiert werden und ebenso die Feinmotorik. Wichtiges Kriterium der Familienkost ist es, dass ein Kind nun als vollwertiges Familienmitglied behandelt wird. Es bekommt einen eigenen Teller und eigenes Besteck. Auch bei den anderen Mahlzeiten kannst du selbst gekochte Gerichte und einzelne Zutaten servieren. Das Essen darf gewürzt sein. Kleinkinder diesen Alters wollen eigentlich alles probieren. Reißen Mama und Papa das Brot aus der Hand. Sie begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen - zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund wobei manches geschluckt und manches wieder ausgespuckt wird. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, Brot in sämtliche Einzelteile zerpflückt, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet.... Lasst euer Kind probieren. Diese Eindrücke sind wichtig. Nicht alles, was euer Kind in den Mund nimmt, wird es auch hinunterschlucken. Trotzdem erreicht ihr damit eine erste Annäherung an die Speisenvielfalt. Biete von neuen Dingen immer erst nur wenig an und lass sie es selbst erfahren; ansehen, anfassen, riechen, lecken, matschen. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Biete immer wieder rhythmisch in den Tageslauf eingebunden, die vertrauten Speisen an. Es sollten hier möglichst alle Lebensmittelgruppen in den ungefähr empfohlenen Mengenanteilen dabei sein. Kinder mögen Wiederholungen, weil sie ihnen Sicherheiten bieten. Die 1er Nahrung könntest du allmählich umstellen auf Kuhmilch, der Rest ist perfekt. Auf den Gewohnheiten basierend, kann sich dein Sohn an neue Speisen heranwagen. Dazu muss er viel probieren und experimentieren. Kinder lernen Essen durch ihre Bezugspersonen, durch Beobachtung, Nachahmung und Neugier. Das Schlagwort hierzu heisst: "Soziales Lernen" Wiederholungen im (volllwertigen) Speisenangebot gepaart mit dem Essen und beobachten der anderen Familienmitglieder ist langfristig eine gute Basis. lies auch noch hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/Salz-und-Gewuerze-bei-95monatiger-Tochter_35889.htm Kochvorschläge für Gerichte ab 1 Jahr: Kartoffelbrei mit Hackbällchen und Gemüsestückchen Kartoffelbrei mit Familienkost Nudeln mit Tomatensosse Nudeln in Butter geschwenkt (abends) mit Milch Milchnudeln Grießbrei Grießschnitten Polentaschnitten mit Tomatensosse Couscous mit Sosse Bolognesesosse Reis mit geraspeltem Gemüse, Hackbällchen Pellkartoffeln mit Avocado, Minifrikadellen Nudeln und Gulasch(sosse)- Fleisch ist sehr zart und weich Pizzastückchen Vor dem 1. Geburtstag gilt das: Honig sollte im 1.Lj nicht gegeben werden. Erhitzter Honig allerdings sei unbedenklich. Im 2. Lj sei Honig (bei normal entwickelten und gesunden Babys) kein Problem mehr. Das steht im Zusammenhang mit der gereiften Darmflora. Kaffee und Alkohol (auch erhitzt in Speisen) ist für Kinder tabu. Wegen des Geschmacks und der einhergehenden möglichen Prägung. Fischgräten können ein Problem beim Schlucken sein. Deshalb Fischgerichte (auch bei Filet) immer genau auf Gräten prüfen. Fischstäbchen (können nach dem Garen von der Panade befreit werden) sind i.d.R. aber grätenfrei und eignen sich deshalb besonders gut. Hirse, Quinoa und Amaranth sollten regelmäßig und in größeren Mengen besser erst ab dem 3. Lj auf den Tisch kommen. Kleine Mengen und das mal ab und zu sind kein Problem. Ausnahme: Baby-Hirseflocken. Nüsse sind wegen der Verschluckungsgefahr noch nicht gut geeignet. Da sie hart sind, können sie beim Verschlucken Probleme verursachen. Verschlucken von Brot oder Apfel wäre weniger problematisch. Nüsse als Mus sind geeignet. So wäre es auch mit den kleinen Kernchen bei Himbeeren und Johannisbeeren (bei Marmelade drauf achten). Leinsamen sei in größeren Mengen weniger gut geeignet. Sojamilch als Kuhmilchersatz oder in allgemein zu großer Menge wäre noch nicht geeignet. Zwiebel, Knoblauch, scharfe Gewürze sind individuell unterschiedlich verträglich und deshalb gibt es keine Empfehlung :-) Betreffs Rohmilchkäse (und Listeriengefahr i.A.) ist es ähnlich wie bei den Schwangeren: siehe hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/beitrag.htm?id=23628 So auch Toxoplasmose oder Salmonellen. Hast du sonst noch konkrete Fragen wegen bestimmter Lebensmittel? Also dann ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen, ansonsten bis bald Grüße B.Neumann


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