Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Ernährung Kleinkind

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Ernährung Kleinkind

Nadine8492

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Guten Tag, meine Tochter ist jetzt 16 Monate alt, seit ein paar Wochen isst sie am Mittagstisch mit. Mal mehr mal weniger, aber es wird immer besser und sie probiert auch immer mehr. Ich habe wirklich viel zu den Mengen gelesen, die ein Kind in dem Alter zu sich nehmen sollte, gerade was Gemüse angeht finde ich es manchmal recht schwierig. Ich koche zum Beispiel Nudeln mit Bolognesesoße, da ist ja reichlich Gemüse drin...reicht es aus, wenn sie davon gut mit isst, um den Gemüseanteil zu decken? Dazu isst sie ab und zu mal morgens ein paar Stücke Gurken, oder ich mache ihr zwischendurch ein Rührei mit ein paar Tomatenstücken. Ich "jubel" es ihr quasi meistens mit unter, glaube aber, dass es nicht so die riesen Mengen sind. Ansonsten isst sie eigentlich alles. Am liebsten Fleisch, alles an Obst, was ich so kaufe...Erdbeeren und Kirschen liebt sie...Nudeln, Kartoffeln (habe letztens einen Kartoffelsalat gemacht und zu ihrer Portion einfach ein paar Erbsen und Möhren dazu gekocht und sie ab und zu mit in den Mund gesteckt), Brot, Wurst, Käse...sie trinkt morgens und abends ihren Becher Milch, sie mag Eier, Fischstäbchen...also eigentlich isst sie alles. Ich biete ihr auch eigentlich alles an, es sei denn es ist roh oder scharf gewürzt. Ist das in Ordnung, wenn ich das so wie oben beschrieben einfach nach Bauchgefühl mache? Ist es richtig, wie ich koche? Danke und lieben Gruß!


Birgit Neumann

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Hallo Nadine8492 dein Bauchgefühl wird schon ganz richtig sein. Zumindest soweit sich das aus der Ferne betrachtet, basierend auf deiner Beschreibung zur Ernährung und Familienkost oben in deinem Posting, herausliest. Sofern eure Familienkost vollwertig und ausgewogen ist, eure Tochter davon mitessen kann und auch mitessen will, dann ist das ganz prima. Der allgemeine Rat ist daher dieser: Als Mama/Papa/Eltern bestimmst du das Angebot und dein Kind darf mitessen und sollte mitessen können. Insofern sollte das Angebot bzw die Darreichungsform stimmen. Die Speisen sollten so angeboten werden, dass deine Tochter diese gut sehen und zugreifen kann. Die angebotenen Speisen sollten die richtige Stückgröße und eine passende Konsistenz haben - so dass, das Mitessen gut klappt. Mit 3 (möglichst) gemeinsamen Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ kann sich dein Kind aus dem ausgewogenen, gesunden Speisenangebot ausreichend bedienen und essen. Das Angebot sollte aus gesunden, schmackhaften, vollwertigen und leckeren Gerichten und Basics bestehen, die dein Kind gut und auch selbständig essen, kauen und schlucken kann. Insofern scheint alles soweit okay. Freu dich, dass dein Kind insgesamt gerne und genug isst. Noch lernt dein Kinders vieles erst neu kennen. Gerade in der Umstellunsgphase auf die Familienkost darfst du den Fokus darum auf Vielfalt und Entdeckerfreuden legen und solltest nicht zu stark auf Zahlen oder Nährwerte fixiert sein. Deine Aufgabe ist es "nur", vollwertige Speisen und eine ausgewogene, sowie eine altersentsprechende und geeignete Kost, regelmäßig und verlässlich anzubieten. Am besten am hübsch gedeckten Esstisch, mit Zeit und Muse, bequem, dabei sicher und stabil sitzend, im Kreise anderer essenden Personen (mindestens 1). Dann passt das alles schon. Gib ihr all das vom Familienesstisch, von euren Tellern, direkt aus eurer Hand auf ihren Teller zum Probieren, alles was prinzipiell geeignet ist. Hast du noch Fragen? Grüße Birgit N. P.S. hier ist noch ein bisschen mehr für dich, wenn du noch weiter lesen magst: Dass in den Mengenempfehlungen geschrieben steht, dass Kinder eine bestimmte Menge Gemüse essen sollten, das kannst du auch ein wenig anders betrachten. Es bedeutet, dass Gemüse eine nicht kleine Rolle in der täglichen/wöchentlichen Ernährung spielen sollte. Es sollte zum Beispiel im Gegensatz zu Fleischwaren eine viel höhere Menge sein und Fleischwaren eine viele kleinere Menge. das tägliche bzw der Wochenplan Essen sollte bestehen aus: Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag gefolgt von Milch- und Milchprodukten Fleisch, Fisch zusätzliche bzw sichtbare und zugesetzte Fette und Öle am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein dazu ausreichend Getränke, Wasser Um dies nochmal besser und anschaulich zu verdeutlichen gibt es die Bilder von der sog. Ernährungspyramide oder dem sog. Ernährubngskreis. Such dir mal die Bilder im www heraus und schaue sie an. Gemüse/Obst sollten mengenmäßig mehr verzehrt werden als andere Produkte. Und es ist nährstoffmäßig betrachtet sogar fast egal, ob dein Kind Obst oder Gemüse isst. Natürlich sind Obst und Gemüse nicht direkt vergleichbar und trotzdem ist die Lebensmittelgruppe Obst/Gemüse abgedeckt, wenn deine Tochter momentan viel Obst isst. Die Ernährung scheint damit vollwertig zu sein. Natürlich kannst, darfst und solltest du weiterhin Gemüse in die tägliche Ernährung einbauen. Denn nur wenn eure Tochter sieht wie gerne ihr Eltern Gemüse esst, wird sie auch davon probieren wollen. Und wenn es ihr schmeckt, wird sie essen Ganz allgemein dazu das hier: Es liegt meist an der Konsistenz, ob Kinder etwas mögen oder nicht mögen. Je weicher und besser das Mundgefühl ist, desto beliebter: Es gibt Speisen (Aromen, Texturen, ..), welche alle Kinder auf Anhieb mögen. Sie mögen beispielsweise lauwarm und süß. Sie mögen eine weiche, samtige Textur. Sie mögen es gerne weich, mit klarer Form, bunt, süß und fettig, süß, fettig, mild im Geschmack und kohlenhydratreich. Kinder mögen gerne ihnen bereits bekannte Aromen und Geschmackscharakteristika aus der Zeit in Mamas Bauch (vorgeburtliche Prägung durch Schlucken von Fruchtwasser), sowie das, was sie bereits via Muttermilch schmecken konnten. Sie mögen auch die landestypische bzw kulturspezifische Kost. Und es gibt wiederum typische Geschmackseindrücke, welche eher keinen Zuspruch finden. (Fast) alle Kinder dieser Welt lehnen bitter schmeckende Speisen ab. Viele bitter schmeckende Speisen sind ungenießbar/giftig. Kinder lehnen diese Speisen darum instinktiv ab. Sie nehmen die bitter schmeckenden Nuancen auch sehr viel intensiver wahr. Erwachsene schmecken häufig nicht in dieser Feinheit und Intensivität. Auch sauer schmeckende Speisen werden häufig zunächst eher abgelehnt. Stark salzig schmeckende Speisen finden ebenfalls nicht sofort Zuspruch. Lebensmittel welche sich im Mund komisch anfühlen, bspw pelzig, rauh, schleimig, gummiartig, zäh, etc werden ebenfalls häufig eher abgelehnt. Man bezeichnet diese Präferenzen und Abneigungen als sog. Sicherheitsgeschmack. Diese angeborenen Reaktionsmechanismen sind sinnvoll, denn sie sichern das Überleben unserer Spezies, um es aus Sicht der Evolutionsbiologie zu beschreiben. Damit Kinder jedoch nicht in diesen Verhaltensmustern stecken bleiben, müssen und können und sollen sie stetig dazu lernen. Sie müssen und sollen lernen, auch andere Eigenschaften / Geschmack / Textur bei Lebensmitteln zu mögen. Zwanglos aber spielerisch, durch Kontiunität und Vorbilder - zum Nachahmen. Kinder sind lernfähig und wollen ihre eigenen und verschiedenste Erfahrungen machen. Essen probieren bedeutet auch, den Geschmack der Welt zu erleben, zu erschmecken, zu fühlen - sich die Welt einzuverleiben. Biete deinem Kind darum immer und immer wieder die Gelegenheit aus einem großen Angebot zu wählen. Gib deinem Kind einfach die Chance Neues zu probieren. Freiwillig, durch Neugier. Probieren bedeutet einfach nur: anfassen, in den Mund nehmen und schauen was passiert. Wenn etwas heute nicht gefällt, dann gefällt es vielleicht ein anderes Mal. Richte zu den Mahlzeiten einen bunten Mix an essbaren Möglichkeiten - passende Größe und Form. Esst zusammen. Dein Kind muss sehen, wie andere Personen ringsum essen, damit sie imitieren und ebenso beherzt zugreifen kann. Koche und esse das, was dir/euch als Familie gut schmeckt und gib deiner Tochter die Möglichkeit geeignete Speisen mitzuessen. Freiwillig. Zunächst sollten die Hände das Lebensmittel spüren dürfen - bspw wie ist die Temperatur, ist es hart oder weich, ist es fettig, glitschig oder hart und trocken ? Was sich in den Händen gut anfühlt, das hat nämlich gute Chancen um zum Mund befördert zu werden. Anschließend erfolgt diese Prüfung nochmals mit den Lippen und der Zunge. Dann erst wandert es in den Mund. Wenn diese Prüfwerkzeuge wegfallen, weil man den Kindern etwas in den Mund legt, ist die Wahrscheinlichkeit des Ausspuckens sehr viel höher. Eine langsame Gewöhnung an das Neue klappt viel besser, wenn es freiwillig geschieht. Mit Zeit. Probiere das häufiger aus. Wiederhole auch stetig das Speisenangebot. Je häufiger dein Kind etwas sieht und wiedererkennt, desto eher wird sie zugreifen. Und die Essmengen werden sich bei Gefallen ebenfalls langsam bei wiederholten Malen steigern, sofern Hunger da ist. In einer netten Atmosphäre probieren Kinder neue Speisen besonders gerne. Bspw bei oft bei Oma oder im Kaffeehaus (altmodischer Ausdruck). Bringe Neues in kleinen Mengen, zum selbständigen Essen und wiederhole das Angebot häufiger - Wiedererkennnungseffekt.


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