Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Ernährung dünnes 2, 5 jähriges Kind

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Ernährung dünnes 2, 5 jähriges Kind

AmBe1234

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Sehr geehrte Frau Neumann, mein Kind (2,5 Jahre) war schon immer eher schlank. Er wiegt derzeit 12,5 kg bei einer Größe von 94 cm. Seit April 2024 hat er bisher nur 1 kg zugenommen. Er ist einigermaßen in seiner Percentile, BMI ist aber gesunken.  Ich möchte erwähnen, dass er jedoch abwechslungsreich isst und in der Kita deutlich besser isst als noch im letzten Jahr. Trotzdem mache ich mir häufig Gedanken darüber, ob seine Ernährung ausreichend Kalorien enthält und abwechslungsreich genug ist. Ich hätte dazu ein paar Fragen: Ich versuche, ihm fast täglich Fleisch oder Ei anzubieten. Meistens isst er zum Frühstück ein halbes Ei (ca. 2–3 Mal pro Woche) oder ein Stück Fleisch bei der warmen Mahlzeit. Da er nicht immer ca. 35 g zu sich nimmt, biete ich es ihm deswegen täglich an. Bezieht sich die empfohlene Menge von ca. 35 g auf das rohe oder bereits gekochte Fleisch/Fisch? Hülsenfrüchte mische ich oft in Salate, Suppen oder zu Gemüse, meist Erbsen. Wäre es auch möglich, eine vollständige Portion Erbsen oder Bohnen zu geben? Wie viele Gramm wären hier empfehlenswert? Spinat gebe ich ihm bisher selten. Wie kann ich Spinat für 2-jährige Kinder sicher zubereiten? Ist Tiefkühlspinat (z. B. Rahmspinat) aufgrund des Nitratgehalts besser geeignet? Ich bin unsicher, wie ich ihn richtig zubereiten sollte. Zählen Nudeln und Brot zur gleichen Lebensmittelgruppe? Beispielsweise: Würden eine Scheibe Brot und 100 g Nudeln am Tag zwei Scheiben Brot ersetzen? Er isst Brot nicht immer gerne. Die empfohlene Kalziummenge für 2–3-Jährige liegt bei 600 mg. Allerdings heißt es, dass nur 300 ml Milch täglich getrunken werden sollen – das entspricht jedoch nicht den 600 mg. Sind 300 ml Milch pro Tag und eine Scheibe Käse ausreichend? Manchmal gibt es Fruchjoghurt, paar kekse, Selten ein Stückchen Schoko. wie viel in Mengen ist hier auch erlaubt? Weitere Tipps zur Ergänzung der Ernährung wären hilfreich.  Vielen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung! Mit freundlichen Grüßen J.


Birgit Neumann

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Hallo AmBe1234 du kannst deinem Kind eine große Lebensmittelvielfalt bieten und anbieten. Deinem Sohn wird alles umso besser munden, wenn du/ihr als Familie die gleichen Sachen esst. Zudem wenn ihr dies genussvoll und in einer guten Atmosphäre gemeinsam esst. Du brauchst nicht mit exakten Grammzahlen im Hinterkopf darauf zu schielen ob dein Kind genug oder zu viel oder zu wenig isst. Es ist, sofern dein Kind an sich gesund und altersentsprechend entwickelt ist und der KiA keinen Handlungsbeadrf sieht, empfehlenswert das Thema Essen und Ernährung mit einem freudigen Blick zu sehen und sich regelmäßig gemeinsam an den schön gedeckten Esstisch zu setzen, um dort zu essen, um satt und zufrieden zu werden. Als Mama/Eltern bestimmst du das Angebot und dein Kind darf davon so viel oder so wenig essen wie er schafft oder benötigt. Als Orientierung kannst du die allgemeinen Empfehlungen nehmen und außerdem euren eigenen Gusto und eure Gewohnheiten mit einbringen. Die allgemeinen Empfehlungen samt Mengenangaben beziehen sich zwar vorrangig auf die täglichen Essmengen, sind jedoch eher als ein Mittelmaß im Wochendurchschnitt zu betrachten. Die empfohlenen Mengen geben nur Richtwerte vor. Die tatsächlichen Essmengen der Kinder sind immer unterschiedlich. Wichtig ist es, dass dein Kind mit seiner Ernährung weiterhin gut gedeiht, satt und zufrieden wird und eben alles gut ist. Damit man als Eltern eine ungefähre Orientierung hat, dafür sind die Empfehlungen gut. Denn nicht wenige Eltern geben ihren Kindern bspw sehr viel Milch. Zu viel Milch wäre jedoch eher ungut. Insofern ergibt die Empfehlung zur konkreten Milchmenge den Sinn, dass man achtsamer wird und einen möglichen hohen Milchkonsum besser vermeidet. Denn zu viel Milch würde bspw auch zu satt machen und den Appetit auf andere Lebensmittel hemmen. Es ist jedoch möglich und völlig okay, wenn ein Kind phasenweise mal (vor einem Wachstumssschub z.B.) einen größeren Appetit auf Milchprodukte hat und drum phasenweise mal größere Mengen davon isst/trinkt. Calcium ist nicht nur in Milchprodukten enthalten, sondern auch in Gemüse, Obst, Getreide u.a. Wenn deinem Kind Hülsenfrüchte schmecken, dann biete sie einfach an. Pur oder in Kombination, egal. Dein Kind wird dir langfristig zeigen, wie viel er davon isst oder wie oft. Die Methode die Hülsenfrüchte (und grünen Erbsen) in verschiedene Gerichte wie Salate oder Suppen zu mischen, ist auf jeden Fall ganz wunderbar. Du könntest auch eine Linsensuppe anbieten oder Kichererbsenbratlinge (Falafel), oder Hummus (Kichererbsencreme). Ganz nach eurem Gusto. Je besser es dir/euch Eltern schmeckt, desto eher wird auch dein Kind davon und ggf größere Mengen essen (wollen). Hülsenfrüchte dienen u.a. auch als Fleischersatz, da sie Eiweiß und andere ähnliche Inhaltsstoffe liefern. Falls ihr also täglich Hülsenfrüchte esst, könnte so gesehen die tägliche Essmenge Fleisch/Fisch/Ei etwas reduziert sein. TK-Spinat ist 1-2 x wöchentlich okay. Er hat produktionsbedingt weniger Nitrat. Frischen Spinat kannst du 1 x wöchentlich anbieten. Idealerweise in Kombination mit Milchprodukten, wegen der im Spinat enthaltenen Oxalsäure, welche als sog. Kalziumräuber gilt. Nudeln und Brot zählen in eine Lebensmittelgruppe. Brot ist gut, weil man hier kauen muss. Kauen ist wichtig wegen der Gebissentwicklung. Die Gebissentwicklung ist auch wichtig fürs Sprechen. Ansonsten sind Nudeln ebenfalls ganz prima und Nudeln und Brot so gesehen tauschbar. Fazit: Halte dich nicht so sehr an exakten Grammangaben fest. Biete stattdessen Möglichkeiten: ausreichende und vielseitige Angebote und esst gemeinsam, regelmäßig und in einer schönen Atmosphäre. Biete deinem Kind die verschiedensten Speisen vom Familientisch an und lass dein Kind so viel oder so wenig davon essen wie es schafft oder möchte. Kontrollliere nicht zu viel. Es ist gut, wenn du dich an den üblichen Mengenempfehlungen orientierst, aber es ist nicht notwendig, Essmengen bei gesunden Kindern täglich zu kontrollieren. Manche Kinder haben einen größeren Appetit. Manche einen kleineren. Der Bedarf ist von mehreren Faktoren abhängig und kann nicht pauschal errechnet werden. hier ist noch einmal eine vereinfachte Darstellung für das tägliche Speisenangebot: Das Essen sollte täglich aus den Angebotsmöglichkeiten bestehen: Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag 1 P = die Füllmengen einer hohlen Kinderhand. Dann dazu  noch Kuhmilch- und Milchprodukte (ca 300-330 ml am Tag bei 2.5 J, je nach dem) * dann Fleisch, Fisch, Eiprodukte, Hülsenfrüchte schliesslich noch einen Anteil an sichtbaren Fetten und Ölen, Nüsse (Nussmus), Kerne, Saaten. am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten/Snacks** sein dazu ausreichend bzw angemessende Menge an Getränk: Wasser *100 ml Kuhmilch können durch bspw 100g Naturjoghurt, 15g (ca 1/2 Scheibe) Käse oder 30g Weichkäse ersetzt werden Wenn dein Kind an einem Tag mal mehr bspw Fleisch oder Ei isst, dann ist das völlig okay. ** Schoki und Co sind geduldet. Sie sollten nicht mehr als 10% der täglichen Energiemenge ausmachen. Die tägliche Kalorienmenge bei einem Kind mit 2,5 Jahren liegt in einem Mittelwert um 1050 Kalorien (die tatsächliche individuell benötigte Menge liegt in einem Bereich zwischen +/-750 bis +/-1250 Kalorien pro Tag, bzw bei etwa 90 Kalorien pro Kilogramm Körpergewicht). je 100 kcal (Kalorien) entsprechen in etwa der Menge von: 1 Kugel Eiscreme / 45 g Obstkuchen / 4 Butterkekse /4 EL Flakes /4 TL Zucker /2 EL Marmelade / 30 g Fruchtgummi oder 20 g Schokolade/ 10 Stck. Chips / 1 Glas (200 ml) Limonade, Fruchsaftgetränk Idealerweise wäre es so, dass ihr als Eltern/Familie vollwertig und ausgewogen esst, um gute Vorbilder zu sein. Euer Kind ahmt euch nach und isst mit. Kleinkinder sind jedoch keine kleinen Erwachsenen und haben andere Essbedürfnisse und müssen vieles erst noch kennen- und lieben lernen. Es ist darum wichtig, dass sie ausreichende Gelegenheiten haben um eine Vielfalt kennenlernen zu können. Und dieses in einer ihnen angemessenen Darreichungsform. Sie sollten ausreichend aber nicht zu viel Milch bekommen. Sie sollten ausreichend (qualitativ hochwertige) Öle und Fette bekommen.  Getreide und Co bilden vor allem volumenmäßig gesehen zusammen mit Obst und Gemüse die Basis der täglichen Ernährung. Um dies schmackhaft und nahrhafter zu gestalten, kommen Fette und eiweißreiche Speisen da (quasi mengenmäßig angepasst) noch dazu. Zu viel Eiweiß ist für den kindlichen Organismus nicht okay. Darum werden die konkreten Mengenangaben bei den Empfehlungen auch deshalb genannt, um hier besser aufpassen zu können, dass es (auf Dauer) nicht zu viel wird sozusagen. Süßigkeiten und Co sollten natürlich nicht als "Must do" eingeplant werden, sondern sind eher als Möglichkeit in den Empfehlungen mitberücksichtigt worden. Sie sind in dieser Menge quasi als "noch ok" zu sehen, ohne dass die Nährstoffbilanz im Gesamten zu sehr beeinträchtigt würde. Statt Gummibärchen wären bspw Trockenfrüchte ggf besser geeignet usw... Es bedeutet aber auch: bspw (nur) in Stückchen Kuchen am Tag und nicht 5. Statt 1 Packung Kekse besser nur 4 Stück. Und falls mal 1 Packung gegessen würde, dann fehlt eben der Hunger/Appetit auf andere Speisen. Dann isst ein Kind weniger Brot oder weniger Käse oder weniger Obst und dadurch könnten Nährstoffe langfristig gesehen) ggf zu kurz kommen. Und hier sind nicht nur gekaufte Kekse gemeint, sondern auch selbstgebackene. Trotzdem können selbstgebackene Kekse gut sein, wenn die Zutaten nährstoffreich sind. Aber ein Keks/mehrere Kekse machen dann trotzdem und durchaus eben auch satt. Und dann fehlt ggf der Hunger bei der Mittags/ - oder Abendmahlzeit (beim Hauptgericht) bzw die Essmenge der Hauptspeise ist eher klein. Man sollte dies einfach im Hinterkopf behalten und das bei der Gesamtbewertung von Essmengen mit berücksichtigen. Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen verständlich erklären. Hast du noch Fragen? Dann vielleicht bis bald Grüße Birgit N.   P.S. hier noch eine Inspiration für Hülsenfrüchte Karotten-Linsen Dip für 4 Personen 400 g Karotten, 50 g rote Linsen, 4 EL Olivenöl, Salz, Pfeffer, etwas Zitronensaft Möhren waschen, ggf schälen, klein schneiden und in wenig kochendem Salzwasser zugedeckt ca. 10 Minuten garen. Linsen waschen und zugeben, 100 -150 ml Wasser oder Möhrensaft zugeben, würzen,  ca 20 min köcheln lassen. Dann pürieren Möhren und Linsen. Olivenöl und Zitronensaft zugeben und abschmecken. Rezept etwas anders und ausführlicher: Linsen als Dip, als Beilage, als Brotaufstrich, als dicke Suppe Rezept: 50g rote Linsen abbrausen (Sieb), in etwas Wasser ca 30 min einweichen, dann das Einweichwasser verwerfen (wenn keine Zeit, kann man die Linsen auch uneingeweicht verwenden, überhaupt kein Ding), 200 ml Wasser (oder Gemüsebrühe oder Möhrensaft), 120-150g Möhren und die Linsen in einen Topf geben. Wasser dazu (oder Gemüsebrühe oder Möhrensaft), dann aufkochen lassen, ca 10 min köcheln. Die Möhren waschen, evtl schälen, waschen, auf einer feinen Reibe fein reiben. Möhren zu den kochenden Linsen in den Topf geben. Alles zusammen nochmals ca 10 -15 min, ggf länger köcheln lassen bis alles weich und gar ist. Dann Öl zugeben, evtl etwas Zitronensaft und würzen nach Belieben. Alles pürieren. Nochmals abschmecken und nachwürzen Zubereitung gelbe Linsen: koche gelbe Linsen (abbrausen, ggf einweichen) mit etwas Salz und ggf Lorbeerblatt ganz weich. Das dauert etwa 15 - 20 min. Nimm ausreichend Wasser. Im Idealfall ist die Flüssigkeit (Wasser) komplett in die Linsen eingezogen und die Linsen sind zu einer cremigen Masse vergart. Gib noch Öl dazu und vermische alles gut. Statt Wasser geht auch Möhrensaft oder Tomatensaft.  


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