Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

3 1/2 J. - er mag fast gar nichts!

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Frage: 3 1/2 J. - er mag fast gar nichts!

Mitglied inaktiv

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Hallo! Ich habe mit meinem 3 1/2-jährigen Sohn Ben das Problem, dass er inzwischen ernährungstechnisch fast gar nichts mag! Mit 1-2 Jahren hat er noch fast alles mit großem Appetit gegessen, was ich ihm gab, mit der Zeit kam dann dieses und jenes, was er nicht mochte, was ja auch normal und OK ist, aber mittlerweile isst er beim Mittagessen bis auf Kartoffeln und Nudeln fast gar nichts mehr. Auch Dinge, die er vorher gern aß, mag er angeblich plötzlich nicht mehr (Mören, Erbsen, Spinat usw.), auf einmal heißt es "Iiihhh, das mag ich nicht!" und das war's dann. Er isst keinerlei Soßen mehr, keinerlei Gemüse, beim Fleisch auch nur Schnitzel und Würstchen, ansonsten wie gesagt Kartoffeln und Nudeln, aber auch kein Kartoffelpüree, keine Klöße, keine Reibekuchen - es ist echt zum Verzweifeln! Gemüse rührt er wie gesagt auch gar nicht an, er will es auch nicht auf seinem Teller liegen haben. Wenn es etwas gibt, was er nicht kennt, weigert er sich vehement, es überhaupt zu probieren, selbst mit versprochenen Belohnungen nur fürs Probieren (!) kriege ich ihn nicht dazu, dann verzichtet er sogar freiwillig auf Nachtisch, er will nicht mal kosten, wie soll da er den Speiseplan erweitern? Auch beim Frühstück isst er inzwischen nur noch Käse, während er vorher auch Leberwurst, Salami, Mortadella usw. mochte, will er diese nicht mehr. Gemüse wie gesagt GAR nicht, weder gekocht noch roh, er isst nur eingelegte Gurken und Maiskolben, an Obst mag er nur Bananen, Äpfel und Erdbeeren... Ich mache mir langsam Sorgen wegen dieser einseitigen Ernährung, dass er zu wenig Vitamine bekommt. Was kann ich bloß tun, damit er seinen Speiseplan etwas erweitert? Es wird ja immer schlimmer statt besser, früher aß er ja auch noch Soßen, manches Gemüse und probierte wenigstens auch mal, inzwischen gibt's nur Theater, sobald was auf seinem Teller liegt, was er angeblich nicht (mehr) mag. Ich weiß echt nicht mehr, was ich noch kochen soll. Wenn er bei meinen Eltern ist, ist es sogar noch schlimmer, da isst er fast gar nichts am Tisch mit, meine Mutter macht nur noch Pommes, wenn er bei ihnen ist... :-( Wäre sehr froh, wenn Sie einen Rat hätten. Habe auch schon versucht, ob er mehr Spaß am Essen hat, wenn er mit bei der Zubereitung helfen darf, aber auch das bringt nichts, er hilft mit Feuereifer beim Kochen, aber essen will er es dann trotzdem nicht. :-( LG Claudia


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Claudia mit 3 Jahren haben die Kinder einen weiteren wichtigen Entwicklungsabschnitt geschafft. Sie sind selbständiger geworden. Auch dazu gehört ein größeres Maß an Selbstbestimmung. Das wirkt sich auch im Bereich der Essensgestaltung aus. Zudem kommen viele Kinder dann in den Kindergarten, der Alltag wird umstrukturiert und die Kinder müssen viel Neues dazu lernen. Auch haben sie nach einem turbulenten Kigavormittag erstmal einiges zu verarbeiten (zu verdauen) und deshalb ändern sich die Ernährungsgewohnheiten bei vielen Kindern in diesem Lebensalter. Die Scheu vor Gemüse oder grünen Komponenten im Essen ist irgendwie angeboren. Bei manchen ist das ausgeprägter als bei anderen. Auch kann diese Furcht ins Gegenteil verkehrt werden. Das eght widerum durch Erfahrung. Dazu muss Grünes (oder eben neues Essen) probiert werden. Immer und immer wieder. Das sind natürlich gut gemeinte Ratschläge, die oft gar nicht so ohne Weiteres funktionieren. Diese Erfahrung beschreibst du auch. Schlimmstenfalls endet es in Machtkämpfen. Das sollte vermieden werden. Überprüfe mal euere Situation. Sind daraus schon Machtkämpfe entstanden? Neue Speisen sollten mal nebenbei gekostet werden. Wenn kein Erwartungsdruck herrscht. Spielerisch und nebenbei. Wenn dein Kind mittags (nach dem Kiga) isst, dann serviere bekannt und bewährte Kost. Nicht Neues. Auch bei Oma kann es Pommes geben. Bestimmt gibt es auch anderes bei Tisch. Lasst ihn freiwillig entscheiden. Auch morgens kann es ruhig immer das Gleiche geben. Die Käsephase wechselt irgendwann in eine andere Phase über. Lass ihn einfach. Gib bewährte Speisen und minimiere Süßigkeiten. Vielleicht hilft dir auch folgender Beitrag noch irgendwie weiter: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/beitrag.htm?id=26215&step=1 Grüsse B.Neumann


Mitglied inaktiv

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Hallo Birgit, danke für deine ausführliche Antwort! Ich lasse es nicht zu Machtkämpfen kommen, sondern versuche kein Drama draus zu machen, Essen ist in meinen Augen eine sensible Sache, wo man mit Zwang, Druck o.ä. ruck zuck eine Essstörung verursachen kann. was mir vor allem dabei halt Sorgen macht, ist die evtl. fehlenden Vitamine, ich denke nicht, dass er sich bis zu seinem 18. Lebensjahr nur von Käsebrot, Nudeln und Kartoffeln mit Ketchup ernähren wird. ;-) Ich habe gesehen, dass es diese Vitamin-Completten A-Z auch für Kinder gibt. Meinst du, ich sollte ihm davon ab und zu eine geben, solange er diese Phase hat? In Ben's Kindergarten gibt es auch eine Über-Mittag-Betreuung mit Mittagessen. Ich habe mich schon gefragt, ob es vielleicht Sinn macht, dass er mal probeweise 1-3 Monate dableibt über Mittag und mit den anderen Kindern isst, sieht, dass und was sie alles essen, vielleicht regt ihn das ja dann auch an, mitzuessen...? Andererseits habe ich Angst, dass das dann wieder eine Drucksituation wird nach dem Motto, alle essen, warum stellst DU dich als einziger so an? In solchen Situationen reagiert er nämlich oft erst recht bockig und trotzig und isst dann womöglich GAR nicht mehr... Was meinst du, soll ich das mal probieren oder es lieber bei dem zwanglosen "Zuhause-essen-was-er-mag" belassen? Danke nochmals!!! LG Claudia


Birgit Neumann

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Hallo Claudia ich würde dir raten alles so zu belassen, wie es ist. Wenn du ihn zur Mittagszeit im Kiga lässt, dann sollte das weitere wichtige Gründe haben. Vitamin Ergänzungspräparate sollten nur in Absprache mit dem KiA gegeben werden. Bedenke, dass die Kinder da auch sonst irgendwie geprägt werden. Mangeerscheinungen entwickeln sich über einen längeren Zeitraum. Und Defizite werden bei einer ansonsten durchaus ausreichenden Ernährung kompensiert. Denn manchmal essen die Kleinen dann plötzlich doch mehr oder "was Gescheites". Hab einfach erst mal noch Vertrauen. Grüsse B.Neumann


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