Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Letrozoleinnahme starke Blutung

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Frage: Letrozoleinnahme starke Blutung

User-1744711512

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Hallo Herr Dr. Gagsteiger, ich starte gerade den ersten Zyklus mit Letrozol. Ich habe PCO und eine Gelbkörperschwäche. Das Spermiogramm meines Mann ist sehr gut. Unser Kinderwunsch besteht sein 1,5 Jahren. Nun habe ich eine ganz banale Frage, weil ich mir nicht sicher bin, ob Zyklustag 1 gestern oder heute war und ich mir deshalb unsicher bin, wann ich das Letrozol starten muss. Aufgrund der Gelbkörperschwäche habe ich immer einige Tage vor der Periode eine braune Schmierblutung. Dass diese noch zum alten Zyklus zählt, weiß ich. Gestern habe ich eine rote frische Blutung bekommen, sie war allerdings noch schwach. Ohne Tampons wäre es vermutlich nicht gegangen, aber die dünnen oder normalen haben völlig gereicht und sie waren auch nach mehreren Stunden nur halb voll. Ist das genug für Zyklustag 1 oder zählt das noch als Schmierblutung? Vielleicht bin ich auch verunsichert, weil ich leider immer eine sehr starke und lange Blutung habe und heute hat es dann richtig stark begonnen zu bluten, sodass ich selbst mit Tampons Super Plus manchmal nur 1,5 bis 2 Stunden hinkomme und auch richtig große Blutklumpen dabei sind. Entsprechend schmerzt es auch. Ist heute dann Zyklustag 1 oder schon Zyklustag 2? Der Arzt hat mir nur gesagt, es ist Zyklustag 1 wenn es richtig blutet. Im Nachhinein ist das ein sehr dehnbarer Begriff. Und gestatten Sie mir noch eine Frage: Ich habe dem Arzt während des diagnostischen Zyklus schon gesagt, dass ich diese heftigen und langen Blutungen (7-8 Tage) sehr unangenehm finde. Während der Pilleneinnahme vor Kinderwunsch war das kein Problem. Leider ist er darauf nicht wirklich eingegangen, vielleicht auch weil es ja primär nichts mit der Kinderwunschbehandlung an sich zu tun hat. Aber gibt es hier Möglichkeiten, auch während der Kinderwunschbehandlung ohne Einnahme der Pille etwas dagegen zu tun? Ich habe morgen beispielsweise dienstlich eine zweistündige Fahrt (morgens hin, abends dasselbe zurück) vor mir und bin den ganzen Tag unterwegs und habe tatsächlich Sorge, nicht immer und überall rechtzeitig alle 1,5 Stunden eine Toilette auffinden zu können. Abgesehen davon wird Ibuprofen wohl mein treuer Begleiter unterwegs sein. Ich empfinde das als sehr belastend. Die starken Blutungen habe ich seitdem die Periode nach der Geburt unseres 1. Kindes wieder begonnen hat. Könnten evtl. die Einnahme von Letrozol ab Zyklustag 3 und Progesterontabletten ab nach dem Eisprung hier helfen? Kann es am Aufbau der Gebärmutterschleimhaut liegen? Diese scheint sich bei mir gut aufzubauen. Dankeschön für Ihre Antwort im Voraus.


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, Zyklustag 1 gilt als erster Tag mit frischer, roter Blutung in einer Stärke, die einen Tampon/Binde erforderlich macht. Schmierblutung (braun oder rosa) zählt nicht. Wenn gestern schon deutliches, rotes Blut kam (Tampon halb voll), kann das bereits Zyklustag 1 sein. Ist man unsicher, ist eine Verschiebung um einen Tag bei Letrozol oft nicht gravierend – bei Unklarheit nachfragen. Starke und lange Blutungen (Hypermenorrhoe) können u. a. durch ein Zuviel an Schleimhautaufbau, Myome/Polypen oder hormonelle Schwankungen bedingt sein. Nach einer Geburt können sich Blutungsstärke und -dauer verändern. Mögliche Maßnahmen zur Linderung: Progesteron in der 2. Zyklushälfte kann helfen, den Zyklus zu stabilisieren. NSAR (z. B. Ibuprofen) lindert Schmerz und kann die Blutung leicht reduzieren. Tranexamsäure kommt bei sehr starken Blutungen infrage, muss aber ärztlich abgeklärt werden. Letrozol selbst verstärkt die Periode nicht zwingend, kann aber den Zyklusablauf verändern. Bei anhaltend starker Blutung bitte ggf. erneut gynäkologisch abklären lassen (Ultraschall, Ausschluss von Myomen/Polypen). Alles Gute für Ihren Kinderwunsch!


User-1744711512

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Guten Tag Herr Doktor Gagsteiger, ich danke Ihnen für die Antwort. Leider bin ich gerade total geschockt und überfordert. Schon die letzten Tage war mir öfter übel, aber da meine Periode normal einsetzte, habe ich mir keine weiteren Gedanken über eine Schwangerschaft gemacht. Und dann kam heute Morgen der Schock, denn ich habe zwei Schwangerschaftstests gemacht und beide waren positiv. Jetzt mache ich mir wirklich Sorgen, weil die Blutung nach wie vor anhält, zwar weniger aber dennoch stoppt sie nicht. Natürlich melde ich mich am Montag sofort bei meinem Arzt vom Kinderwunschzentrum. Aber kann ich in der Zwischenzeit etwas tun? Ich hatte auch schon mit einer Letrozol gestartet. Ich habe das Gefühl, alles kaputt gemacht zu haben was nicht vielleicht sowieso schon kaputt ist?! Und ich bin am Donnerstag noch beruflich mit der Bahn quer durch Bayern gefahren und habe mich gewundert, wieso mir so übel war und es gleichzeitig nicht aufgehört hat zu bluten. Und trotzdem hab ich den ganzen Tag gearbeitet und mit Ibuprofen und Iberogast irgendwie überbrückt. Ich mache mir gerade solche Vorwürfe und habe große Sorgen.


User-1744711512

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Entschuldigung, dass ich mich heute Abend gleich nochmals melde bevor ich Ihnen überhaupt Zeit für eine Antwort gelassen habe. Denken Sie, dass ich noch vor Montag zum Arzt sollte? Sehen Sie überhaupt irgendeine Hoffnung für eine intakte Schwangerschaft? Die Blutung ist weniger geworden, hat aber noch nicht aufgehört. Ich entschuldige mich vielmals für meine Ungeduld. 


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Beratung in unsicheren Zeiten Guten Tag ich kann sehr gut verstehen, wie verunsichert und ängstlich Sie in Ihrer jetzigen Situation sind. Wichtiger Hinweis: Diese Informationen ersetzen keine ärztliche Konsultation. Bei individuellen Beschwerden oder Unsicherheiten sollten Sie sich umgehend an einen ÄrztinArzt wenden. Bitte nehmen Sie Folgendes vorab mit: Unverzüglicher Kontakt zum Arzt Wenn Sie akute Schmerzen haben oder die Blutung stärker wird, sollten Sie nicht bis Montag warten, sondern lieber frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen (z. B. in einer gynäkologischen Ambulanz). Bei gleichbleibend schwacher Blutung und ohne starke Schmerzen ist es in vielen Fällen vertretbar, bis Montag zu warten und dann zeitnah mit Ihrem Kinderwunschzentrum oder Ihrem Frauenarzt Kontakt aufzunehmen. Letztlich hängt dies jedoch von Ihrem persönlichen Befinden ab. Blutung in der Frühschwangerschaft Eine Blutung kann viele Ursachen haben. Manche Frauen haben beispielsweise zu Beginn der Schwangerschaft Schmierblutungen, die nicht zwangsläufig bedeuten, dass etwas nicht in Ordnung ist. Allerdings ist jede Blutung in der Frühschwangerschaft ein Warnsignal und sollte ärztlich abgeklärt werden. Ihre bisherigen Aktivitäten Bitte machen Sie sich keine Vorwürfe: Weder das Reisen noch die Arbeit noch kurzfristige Einnahmen von Ibuprofen oder Iberogast führen automatisch dazu, „alles kaputt zu machen“. Viele Frauen bemerken zunächst gar nicht, dass sie schwanger sind, und halten normal ihren Alltagsrhythmus ein. Auch Letrozol ist zunächst kein „Fehler“ – Sie wussten zu dem Zeitpunkt ja nicht sicher, dass Sie schwanger sind. Mögliche Untersuchungen Bluttest (β-HCG-Wert): Zur Einschätzung einer möglichen intakten Schwangerschaft oder eines Abgangs ist eine Messung des Schwangerschaftshormons β-HCG im Blut ausschlaggebend. Ultraschall: Ein früher Ultraschall kann in dieser Phase nur bedingt Klarheit liefern, weil unter Umständen noch nichts oder nur sehr wenig zu sehen ist. Er kann aber ausschließen, dass es sich beispielsweise um eine Eileiterschwangerschaft handelt. Was Sie jetzt tun können Ruhe bewahren und beobachten: Versuchen Sie, sich körperlich etwas zu schonen. Auf Ihren Körper hören: Bei verstärkter Blutung, zunehmenden Schmerzen oder allgemeiner Verschlechterung des Befindens bitte sofort ärztliche Abklärung. Kontakt zum Kinderwunschzentrum: Vereinbaren Sie gleich am Montag einen Termin zur Blutabnahme (β-HCG) und ggf. für einen Ultraschall. Falls Sie unsicher sind, können Sie auch schon vorab anrufen (manchmal gibt es eine Notfall-Hotline). Hoffnung auf eine intakte Schwangerschaft Es ist momentan noch zu früh, ein genaues Urteil zu fällen. Eine positiv angezeigte Schwangerschaft und eine bestehende Blutung können bedeuten, dass es sich um eine sehr frühe Phase handelt, in der der Ausgang noch offen ist. Erst durch seriellen β-HCG-Test und Ultraschall lassen sich genauere Aussagen machen. Bis dahin besteht definitiv noch Hoffnung – bitte bewahren Sie sich daher eine gewisse Zuversicht. Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, dass Sie rasch die nötige Klarheit bekommen. Und bitte zögern Sie nicht, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Ihr Befinden sich verschlechtert oder Sie sich sehr unsicher fühlen. Herzliche Grüße und alles Gute, Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Guten Tag Herr Doktor Gagsteiger, ich bedanke mich für Ihre ermunternden Worte und den "Fahrplan", den Sie mir gegeben haben. Ausgerechnet an diesem Wochenende ist mein Mann weit weg unterwegs und ich bin mit unserer kleinen Tochter allein zu Hause. Er hat sich nun aber früher auf den Heimweg gemacht und kommt hoffentlich bald und wir werden wohl heute Abend doch noch in die Klinik fahren, denn das Kinderwunschzentrum hat keine Notfall-Hotline. Leider ist die Blutung wieder sehr stark geworden nachdem sie das Anfang der Woche schon einmal war und dazwischen aber nachgelassen hatte. Tatsächlich habe ich v.a. Angst vor einer Eileiterschwangerschaft. Ich habe zunehmend Schmerzen, mir ist übel, ich habe mich heute schon übergeben und mir ist schwindelig. Könnte man eine Eileiterschwangerschaft so früh überhaupt schon erkennen? Im Internet liest man, dass sie meist erst ab der 6. SSW Symptome verursacht. Stimmt das? Ab wann kann man sie im Ultraschall sehen? Herzliche Grüße, drücken Sie bitte die Daumen! Ich habe ein sehr ungutes Gefühl, dass da irgendwas gar nicht stimmt.


Dr. Friedrich Gagsteiger

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guten Morgen, ich verstehe sehr gut, wie groß Ihre Sorge momentan ist, insbesondere bei Ihren geschilderten Beschwerden und Ihrer Angst vor einer möglichen Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität). Generell ist es absolut richtig und wichtig, dass Sie in eine Klinik fahren, wenn Sie starke Schmerzen, Übelkeit, Schwindel und insbesondere stärkere Blutungen haben. Gerade die Kombination aus anhaltenden Schmerzen, Kreislaufproblemen und Vaginalblutungen kann – muss nicht, aber kann – ein Hinweis auf Komplikationen wie eine Eileiterschwangerschaft sein. Deshalb sollte das ärztlich abgeklärt werden. Im Folgenden ein paar allgemeine Informationen, die Ihnen vielleicht helfen, bis Sie in der Klinik sind: Frühe Erkennbarkeit einer Eileiterschwangerschaft In vielen Fällen wird eine Eileiterschwangerschaft erst ab der 6. SSW auffällig, wenn man im Ultraschall in der Gebärmutter (noch) keine Fruchthöhle sieht und der hCG-Spiegel weiter ansteigt. Allerdings können sich Symptome (Schmerzen, Blutungen) durchaus auch schon früher zeigen, insbesondere bei einem rasch steigenden hCG-Wert oder bei einem ungewöhnlichen Verlauf. Es gibt also kein ganz fixes Datum, ab wann eine Eileiterschwangerschaft „typischerweise“ Beschwerden verursacht – das kann individuell stark variieren. Ultraschalldiagnostik Eine Eileiterschwangerschaft erkennt man im Ultraschall vor allem indirekt: Fehlt in der Gebärmutter die Fruchthöhle, obwohl der hCG-Wert eigentlich bereits so hoch ist, dass man eine intrauterine Fruchthöhle sehen müsste, denkt man an eine mögliche Eileiterschwangerschaft. Transvaginaler Ultraschall ist in der Regel aussagekräftiger als ein abdomineller Ultraschall. Manchmal lässt sich eine verdächtige Struktur (z.B. ringförmiger Befund) im Eileiter darstellen, aber nicht immer ist das eindeutig. Ein einzelner Ultraschall kann zudem oft noch keinen sicheren Ausschluss einer Eileiterschwangerschaft bringen – deswegen werden manchmal Verlaufskontrollen und wiederholte hCG-Bestimmungen nötig. Rolle des hCG-Wertes Anhand des hCG-Wertes und seiner Entwicklung (Anstieg oder Abfall) kann man zusätzliche Hinweise auf die Lokalisation der Schwangerschaft bekommen. Typisch für eine intakte Frühschwangerschaft ist ein regelmäßiger deutlicher Anstieg des hCG. Bei einer Eileiterschwangerschaft kann der Anstieg verzögert oder auch schwankend sein. Viele Kliniken messen daher den hCG-Spiegel in kurzen Abständen (z.B. alle 48 Stunden) und vergleichen die Werte mit den Ultraschallbefunden. Symptome Klassisch für eine Eileiterschwangerschaft sind eher einseitige Unterbauchschmerzen, die mit fortschreitender Zeit zunehmen können. Blutungen können anfangs Schmierblutungen sein, sie können aber auch stärker auftreten. Übelkeit, Schwindel und sogar Kreislaufprobleme sind Warnzeichen für stärkere Blutungen oder im schlimmsten Fall für innere Blutungen (bei einem Riss des Eileiters). Das muss man unbedingt ärztlich ausschließen. Ihr momentanes Vorgehen Da Sie bereits stärkere Beschwerden und Blutungen haben, ist es auf jeden Fall sinnvoll, in die Klinik zu gehen und dort abzuklären, was genau los ist. Bei Verdacht auf eine Eileiterschwangerschaft oder bei unklaren Befunden (z.B. fehlende Fruchthöhle in der Gebärmutter) wird man meist Blut abnehmen, den hCG-Wert bestimmen und eventuell engmaschig weiterkontrollieren. So kann die Klinik zeitnah reagieren, sollte sich tatsächlich eine Eileiterschwangerschaft bestätigen oder aber eine andere Komplikation vorliegen. Ich wünsche Ihnen, dass sich alles rasch klärt und die Ursachen Ihrer Blutungen eine harmlose Erklärung haben. Es ist verständlich, dass Sie ein ungutes Gefühl haben – hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und lassen Sie es jetzt ärztlich abklären. Besser einmal zu viel als einmal zu wenig. Ich drücke Ihnen ganz fest die Daumen, dass alles in Ordnung ist oder zumindest schnell behandelt werden kann. Herzliche Grüße und alles Gute!


User-1744711512

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Guten Tag Herr Doktor Gagsteiger, ich finde es wirklich bemerkenswert, wie viel Mühe Sie sich geben, um mir zu helfen. Außerdem bin ich Ihnen sooo dankbar dafür, dass Sie mir den Rat gegeben haben, umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil diese leider wirklich nötig war bzw. ist und die Situation sonst ganz böse ausgehen hätte können. Sie haben mir sozusagen indirekt ein kleines bisschen das "Leben gerettet"  Auf dem Weg in die Klinik am Sonntagabend hatte ich schon so starke Schmerzen Unterbauch, dass ich es kaum mehr ausgehalten habe. Sie waren zunehmend links und dann hatte ich schon die schlimmsten Befürchtungen, die leider wahr geworden sind. Der HCG lag bei 1870, eine Fruchthöhle konnte man nicht sehen, dafür viel freie Flüssigkeit. Die Schwangerschaft bestand offensichtlich schon länger als ich dachte. Not-OP wurde noch gestern Nacht durchgeführt. Diagnose: Eileiterschwangerschaft. Der Eileiter konnte (bislang?) zum Glück erhalten bleiben. Anschließend bekam ich in der Nacht auf heute aber auch noch Schüttelfrost und über 39 Fieber. Entzündungswerte sind sehr erhöht und ich muss stationär bleiben und Antibiotikainfusionen erhalten. Bislang hat mir keiner der Ärzte gesagt, ob konkret dieser Eileiter jetzt entzündet ist oder ob dies nach so einer OP des Öfteren passieren kann, dass es zu Entzündungen kommt. Vielleicht sollte ich da mal nachfragen? Es stehen aber auch noch Untersuchungen aus. Sollten die Antibiotika nicht sehr bald anschlagen, wird es wohl eine zweite Bauchspiegelung geben müssen. Ich fühle mich wie in einem Alptraum. Gerade wirken die "Drogen", die ich hier dauernd bekomme, ganz gut, aber sobald sie wieder etwas nachlassen, geht es mir körperlich richtig mies durch die Schmerzen und das Fieber und noch dazu bin ich gerade am Boden zerstört was unseren Kinderwunsch betrifft. Da probiert man es 1,5 Jahre und dann passiert so etwas. Kann das überhaupt noch klappen nach so einem Ereignis? Oder falls der Eileiter doch noch raus muss…? Dann auch noch das erhöhte Risiko, dass so etwas wieder passiert? Zusätzlich bestehen ja auch noch das PCO-Problem und die Gelbkörperschwäche. Ich werde natürlich auch einen neuen Termin in der Kinderwunschklinik ausmachen sobald dieser Alptraum hier vorbei ist. Ich verstehe es auch einfach nicht, wie es dazu kommen konnte. Alle Risikofaktoren, die ich im Internet finde, treffen nicht auf mich zu: keine Spirale, keine vorausgegangen Eileiterschwangerschaften, ich rauche nicht, Chlamydien waren in der Kinderwunschklinik auch negativ. Außer des Not-Kaiserschnitts meiner Tochter gab es nie eine Bauch-OP. Ich würde mich sehr über Ihre Einschätzung freuen, weiß aber natürlich, dass Sie mich nicht persönlich kennen und das deshalb sehr schwierig ist. Aber vielleicht haben Sie ja noch einen guten Rat. Sehr verzweifelte aber dennoch herzliche Grüße


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag zunächst einmal möchte ich Ihnen mein tiefes Mitgefühl ausdrücken – eine Eileiterschwangerschaft ist immer eine belastende Erfahrung, noch dazu mit den jetzigen Komplikationen wie hohem Fieber und Entzündungszeichen. Dass Sie nun stationär bleiben müssen und unter Antibiotikainfusionen stehen, ist sicherlich beunruhigend. Umso wichtiger ist es, dass Sie in einem medizinischen Setting sind, das alle notwendigen Schritte einleiten kann. Mögliche Gründe für die Infektion/Entzündung Postoperative Entzündung: Nach einer Operation (insbesondere einer Bauchspiegelung) kann es aus verschiedenen Gründen zu Infektionen oder Entzündungen kommen. Das kann beispielsweise eine Wundinfektion oder eine Entzündung in der Bauchhöhle sein. Eileiterentzündung: Es besteht die Möglichkeit, dass der betroffene Eileiter sich entzündet hat – beispielsweise, wenn Gewebe gereizt wurde oder es eine kleine Verletzung gab. Das muss Ihr Ärzteteam allerdings genauer untersuchen. Freie Flüssigkeit / Blut im Bauchraum: Bei einer Eileiterschwangerschaft kann Blut in die Bauchhöhle gelangen und dort zu Reizungen und Entzündungen führen. Grundsätzlich ist es sehr sinnvoll, noch einmal direkt nachzufragen, woher das Fieber kommt und ob der Eileiter selbst entzündet ist oder ob die Entzündung eher postoperativ im Bauchraum entstanden ist. Ihr behandelndes Team hat sicherlich noch weitere Labor- und Ultraschalluntersuchungen geplant, um die Ursache zu finden und entsprechend zu behandeln. Erhöhte Risiken und Chancen für eine zukünftige Schwangerschaft 1. Wiederholungsrisiko einer Eileiterschwangerschaft Das Risiko für eine erneute Eileiterschwangerschaft ist nach einer überstandenen Eileiterschwangerschaft tatsächlich erhöht, aber keineswegs bei 100 %. Viele Frauen werden anschließend normal schwanger. Statistisch wird häufig ein Risiko von etwa 10–20 % für eine erneute Eileiterschwangerschaft genannt – dies kann jedoch individuell variieren. 2. Erhaltung oder Entfernung des Eileiters Wenn der Eileiter erhalten werden kann (wie bei Ihnen zunächst geschehen), ist dies oft der bessere Weg in Bezug auf die spätere Fruchtbarkeit, vorausgesetzt, er erholt sich gut und es bleiben keine ausgedehnten Verwachsungen oder Schäden. Sollte der Eileiter im weiteren Verlauf doch entfernt werden müssen, kann ein normaler Kinderwunsch natürlich weiterhin über den anderen Eileiter möglich sein (sofern dieser intakt ist). Auch in der Kinderwunschmedizin gibt es verschiedene Optionen (z. B. IVF), sollte es mit natürlicher Empfängnis schwieriger werden. 3. PCO-Syndrom und Gelbkörperschwäche PCO-Syndrom (Polyzystisches Ovarialsyndrom) kann den Eisprung und damit die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft beeinflussen, was Sie sicherlich schon aus Ihrer Kinderwunschklinik wissen. Mit einer entsprechenden Hormonbehandlung oder Zyklusüberwachung kann man jedoch oft gute Erfolge erzielen. Gelbkörperschwäche (Lutealinsuffizienz) kann das Einnisten einer Schwangerschaft erschweren oder zu früheren Abgängen führen. Auch hier gibt es Behandlungsansätze (z. B. Progesteronunterstützung). Keines dieser Probleme bedeutet automatisch, dass eine erfolgreiche Schwangerschaft ausgeschlossen ist. Viele Frauen mit PCO oder Gelbkörperschwäche werden mit Unterstützung und enger medizinischer Begleitung schwanger und tragen ein Kind gesund aus. Warum kam es zu der Eileiterschwangerschaft, obwohl keine Risikofaktoren bestehen? Es gibt eine ganze Reihe von möglichen Ursachen und nicht immer lassen sie sich im Nachhinein eindeutig klären. Häufig wird die Passage der Eizelle durch den Eileiter z. B. durch kleinste Vernarbungen, Entzündungen (selbst unbemerkte), Hormonstörungen oder anatomische Besonderheiten beeinträchtigt. Auch wenn man selber keine typischen Risikofaktoren wie Rauchen, Infektionen (Chlamydien), Endometriose usw. hat, kann es trotzdem „zufällig“ zu einer Eileiterschwangerschaft kommen. Nicht immer gibt es einen konkreten Auslöser. Leider sind manche Eileiterschwangerschaften einfach ein unglückliches Zusammentreffen mehrerer Faktoren. Was Sie jetzt tun können Offene Kommunikation mit dem Ärzteteam Fragen Sie direkt nach, ob der Eileiter selbst entzündet ist oder ob es sich um eine allgemeine postoperative Entzündung handelt. Lassen Sie sich erklären, welche Untersuchungen genau gemacht werden und welche Befunde vorliegen (z. B. Ultraschall, Entzündungsparameter, CRP, Leukozyten, ggf. Bakterienkulturen). Geduld und Selbstfürsorge Eine solche akute Situation ist sowohl körperlich als auch seelisch extrem belastend. Geben Sie sich Zeit, sich zu erholen. Das Fieber und die Schmerzen werden sich hoffentlich bald legen, wenn die Antibiotika ansprechen. Nehmen Sie die angebotene Schmerzmedikation nach ärztlicher Rücksprache in Anspruch – unnötige Schmerzen sind eine zusätzliche Belastung, die Sie nicht brauchen. Nach Genesung: Kinderwunschplan anpassen Sobald Sie sich körperlich erholt haben, ist ein erneuter Termin in der Kinderwunschklinik sicher sehr sinnvoll. Man kann dann die Situation neu besprechen, mögliche Ursachen für die Eileiterschwangerschaft durchleuchten und eine optimierte Behandlung für einen nächsten Versuch planen. Auch die Kontrolle der Funktion des erhaltenen Eileiters mittels Ultraschall und ggf. einer Kontrastmitteluntersuchung (Hysterosalpingografie oder HyCoSy) kann sinnvoll sein, um sicherzustellen, dass die Durchgängigkeit gegeben ist. Psychische Unterstützung Eine Eileiterschwangerschaft kann traumatisch sein und viele Fragen und Ängste rund um den Kinderwunsch auslösen. Möglicherweise hilft es Ihnen, mit jemandem (Freund/in, Therapeut/in, Selbsthilfegruppe) über Ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. Ausblick Auch wenn Sie jetzt eine sehr schmerzhafte und beängstigende Erfahrung machen, gibt es aus medizinischer Sicht häufig gute Chancen, dass Sie trotz dieser Eileiterschwangerschaft und der aktuellen Komplikationen später eine erfolgreiche Schwangerschaft erleben können. Wichtig ist, dass Sie sich jetzt gründlich auskurieren lassen. Das Fieber und die Entzündung sollten abheilen, damit Sie wieder zu Kräften kommen und Ihr Körper sich vollständig erholen kann. Anschließend können in Ruhe mit Ihrer Kinderwunschklinik alle weiteren Schritte geplant werden. Ich wünsche Ihnen von Herzen gute Besserung, schnelle Genesung und viel Kraft für diese schwere Zeit. Bleiben Sie im engen Austausch mit Ihrem Ärzteteam, vertrauen Sie auf die Möglichkeiten der Kinderwunschmedizin – und geben Sie sich selber die Zeit, die Sie brauchen, um das Erlebte körperlich und emotional zu verarbeiten. Alles Gute und baldige Besserung!


User-1744711512

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Hallo Herr Doktor Gagsteiger, ich weiß gar nicht wie ich Ihnen meine Dankbarkeit ausdrücken kann, denn ich kann das gar nicht in Worte fassen. Es tut so gut, so viel Empathie, Hilfe und ermutigende Worte in so schweren Zeiten zu erhalten. Herzlichen Dank. Meine Emotionen überschlagen sich momentan tatsächlich vor Traurigkeit und Angst. Und dann kann ich noch nicht einmal für meine kleine Tochter da sein, die mich sehr zu Hause vermisst. Es tut mir so leid um sie. Bitte sagen Sie mir, wenn es zu viel ist, dass ich Sie nochmals um Rat frage. Dann respektiere ich das. Sie müssen sich ja auch noch um viele andere Patienten kümmern. Ich werde sehr engmaschig überwacht, ständig Blutentnahmen, Fieber messen, Untersuchungen, Infusionen. Ich habe auch genauer nachgefragt: der Eileiter selbst hat sich wohl leider entzündet. Ich fühle mich wirklich wie in einem Alptraum, denn noch dazu scheint die Entzündung noch nicht unter Kontrolle zu sein, das intravenöse Antibiotikaspektrum wurde heute umgestellt bzw. erweitert, weil das CRP bisher nicht sinkt. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist es bei 140. Ein Arzt hat mir gesagt, das sei schon sehr hoch. Ich kann mit dem Wert nichts anfangen. Ist das wirklich sehr hoch? Ab wann ist ein CRP denn stark erhöht? Möglicherweise muss ich mich auf eine zweite OP einstellen, da man eine Sepsis unbedingt verhindern müsste. Das wurde mir direkt so gesagt. Das macht wirklich Angst. Der Eileiter müsste dann doch entfernt werden und auch geschaut werden, wie der restliche Bauchraum genau aussieht. Die Schmerzmittel, die mir angeboten werden, nehme ich an und sie helfen auch. Dazwischen lässt aber die Wirkung nach und dann wird es schnell unerträglich und ich friere wieder. Ganz davon abgesehen, dass ich mich wie vom Lastwagen überfahren fühle, weil das alles so viel Kraft kostet. Bei dieser Diagnose frage ich mich tatsächlich, ob kein Eileiter (bzw. einer statt zwei) besser wäre als so einer? Wäre es bei der Stärke der Entzündung überhaupt möglich, dass sich dieser Eileiter ohne Verwachsungen oder Schäden erholt? Wie lange dauert es eigentlich im Durchschnitt bis ein hCG-Wert nach Eileiterschwangerschaft wieder bei 0 ist bzw. in meinem Fall von 1870 auf 0? Und wozu ist es wichtig, dass der Wert dauernd noch kontrolliert wird? Er ist wohl auch schon gesunken, sollte aber noch mehr sinken. Eine anschließende psychologische Betreuung ist vermutlich eine gute Idee. Dass so etwas zu 10-20% wieder auftreten kann, macht wirklich Angst. Momentan habe ich zumindest eine gute Freundin, die mich täglich anruft und mir Mut zuspricht. Vielleicht haben Sie ja noch einen guten Rat oder eine Idee was ich fragen kann. Danke für die viele Zeit, die Sie sich nehmen. Ich weiß das sehr zu schätzen. Bitte drücken Sie weiter die Daumen.


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, wie verständlich es ist, dass Ihre Emotionen derzeit Achterbahn fahren. Eine Eileiterschwangerschaft ist belastend genug, und wenn dann noch eine Entzündung und mögliche weitere Eingriffe hinzukommen, ist das eine extreme Situation. Dass Sie sich dabei große Sorgen machen – um Ihre Gesundheit, Ihre Zukunft, Ihre Tochter zu Hause – ist vollkommen normal. Bitte bedenken Sie aber auch, dass Sie jetzt medizinisch gut überwacht werden. So schwierig es ist, im Krankenhaus zu liegen: Ihr Ärzteteam wird alles daransetzen, Komplikationen, insbesondere eine Sepsis, zu verhindern. 1. CRP-Wert: Was bedeutet „hoch“? CRP (C-reaktives Protein) ist ein allgemeiner Entzündungsmarker, der bei Infektionen oder Entzündungen im Körper ansteigt. Ein Wert von 140 mg/L (in manchen Labors wird auch mg/dL angegeben, dann sind die Zahlen anders zu lesen) ist tatsächlich deutlich erhöht. Normalerweise liegt das CRP meist unter 5 mg/L (abhängig vom Labor und der Messeinheit). Dass Ihr CRP nicht sinkt, deutet darauf hin, dass die Entzündung noch aktiv ist. Darum wird auch das Antibiotika-Spektrum immer wieder angepasst. Es ist also positiv, dass man diesen Wert so engmaschig verfolgt und sofort reagiert, wenn er nicht ausreichend zurückgeht. 2. Eventuelle zweite Operation Ich kann gut verstehen, dass diese Möglichkeit Ihnen Angst macht. Niemand wünscht sich eine weitere OP – aber manchmal ist es genau das, was nötig ist, damit Sie sicher wieder genesen können. 3. Auswirkungen auf den Eileiter und die Frage „Ist ein Eileiter besser als ein entzündeter?“ Generell ist es wünschenswert, beide Eileiter zu erhalten. Allerdings muss ein entzündeter Eileiter manchmal entfernt werden, wenn das Risiko für Folgeschäden oder erneute Infektionen zu hoch ist. Oft ist es so, dass man nur während der OP wirklich beurteilen kann, wie stark das Gewebe in Mitleidenschaft gezogen ist. Gelingt es, den Eileiter zu erhalten, kann er sich eventuell wieder regenerieren – ganz ohne Verwachsungen oder Folgeschäden lässt sich aber nie garantieren. Die individuelle Situation entscheidet hier. Wichtig ist, dass Sie am Ende möglichst beschwerdefrei und gesund sind. Selbst mit nur einem Eileiter ist eine Schwangerschaft spontan in vielen Fällen weiterhin möglich. 4. hCG-Wert: Warum wird er überwacht und wie lange dauert es, bis er auf 0 sinkt? Das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin) wird deshalb weiter kontrolliert, um sicherzustellen, dass keine verbliebenen trophoblastischen Zellen (die Zellen der Schwangerschaft) weiterwachsen und sich z. B. nicht erneut im Gewebe vermehren. Je nach Ausgangswert kann es mehrere Wochen dauern, bis der hCG-Wert wieder bei 0 (oder sehr niedrig) liegt. Von 1870 auf 0 kann das in manchen Fällen 2-4 Wochen dauern. Der genaue Zeitraum ist individuell verschieden. Solange der hCG-Wert noch deutlich über 0 liegt, bleibt man engmaschig dran, um sicherzugehen, dass alle Reste der Eileiterschwangerschaft verschwinden und sich keine Komplikationen mehr ergeben. 5. Schmerztherapie und körperliche Erholung Gut, dass Sie Schmerzmittel annehmen – gerade in dieser Situation brauchen Sie ausreichend Kräfte, um das alles durchzustehen. Dass Sie zwischendurch wieder stärkere Schmerzen haben und frieren, zeigt, wie belastend die Entzündung für Ihren Körper ist. Geben Sie bitte weiterhin das Feedback an Ihr Ärzteteam, wenn die Schmerzen zu stark werden. Gegebenenfalls kann man an der Dosierung oder am Schmerzmitteltyp noch etwas anpassen. 6. Psychologische Unterstützung Eine psychologische Begleitung oder zumindest ein offenes Gesprächsangebot ist nach so einer belastenden Erfahrung oft sehr hilfreich. Manche Krankenhäuser haben auch Psycholog:innen oder Seelsorger:innen, mit denen Sie sprechen können. Dass Sie sich schuldig fühlen, weil Sie nicht für Ihre Tochter da sein können, ist menschlich verständlich, aber bitte machen Sie sich keine Vorwürfe. Sie tun gerade das Wichtigste: sich um Ihre Gesundheit kümmern, damit Sie bald wieder für Ihre Tochter da sein können. Auch nach der Entlassung kann es guttun, eine psychologische Unterstützung zu haben, um das Erlebte zu verarbeiten. 7. Wiederholungsrisiko und Ängste Die Angabe, dass eine Eileiterschwangerschaft zu 10–20 % erneut auftreten kann, ist statistisch korrekt. Dennoch ist das kein Muss. Viele Frauen werden problemlos wieder schwanger und alles verläuft normal. Wenn die Zeit kommt, in der Sie wieder an eine Schwangerschaft denken, kann man oft schon im Vorfeld genauer hinschauen, z. B. mittels Ultraschall oder speziellen Untersuchungen. Wichtig ist, dass Sie sich jetzt erst einmal auf Ihre Genesung konzentrieren. 8. Was könnten Sie noch fragen? Es kann hilfreich sein, nach dem geplanten Vorgehen zu fragen: Gibt es einen „Stufenplan“? Unter welchen Bedingungen rät man definitiv zur zweiten OP? Wie kann man Ihre Schmerzen und das Frieren noch besser kontrollieren? Gibt es zum Beispiel zusätzliche Maßnahmen (Wärmflaschen, bestimmte Schmerzmittelkombinationen etc.)? Macht es Sinn, eine Konsiliaruntersuchung (z. B. durch einen Infektiologen, wenn die Entzündung hartnäckig ist) einzuholen? Oft geschieht dies ohnehin im Hintergrund. Wie wird nach der Entlassung weiterbetreut (Kontrolle der Entzündungswerte, hCG-Messungen, Nachsorgetermine)? Gibt es am Krankenhaus oder über Ihren Frauenarzt Möglichkeiten einer psychologischen oder psychosozialen Beratung? Abschließende Worte Sie stehen im Moment unter einem enormen Druck. Bitte glauben Sie mir, dass Sie das Recht haben, Ihre Sorgen auszudrücken und immer wieder nachzufragen, wenn etwas unklar ist. Dafür sind Ärztinnen und Ärzte da. Niemand wird es Ihnen übel nehmen, wenn Sie „nochmals um Rat“ bitten – im Gegenteil, eine gute Aufklärung ist ein wesentlicher Teil der Therapie. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass die Entzündung möglichst rasch unter Kontrolle kommt und Ihnen ein weiterer Eingriff erspart bleibt. Und wenn doch eine OP nötig sein sollte, dann hoffentlich nur, um Sie endgültig aus dieser Gefahrensituation herauszubringen. Bitte holen Sie sich auch emotional so viel Unterstützung wie möglich: von Familie, Freunden und gegebenenfalls von professionellen Berater:innen oder Psycholog:innen. Sie sind nicht allein, und es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe in Anspruch zu nehmen – ganz im Gegenteil. Ich drücke Ihnen die Daumen für eine schnelle Besserung, eine rückläufige Entzündung und ein baldiges Wiedersehen mit Ihrer Tochter zu Hause.


User-1744711512

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Hallo Herr Doktor Gagsteiger, schon wieder weiß ich gar nicht, wie ich Ihnen durch Worte meine Dankbarkeit ausdrücken kann, weil es einfach nicht möglich ist. Ich glaube, Sie wären neben Ihrem Beruf als Arzt auch noch ein guter Psychologe. So viel psychologische Kompetenz habe ich noch von keinem Arzt erlebt. Ich habe mir alle Ihre Ratschläge zu Herzen genommen. Für all Ihre guten Ideen und Ihre äußerst schnelle Antwort möchte ich mich auch herzlichst bedanken. Das hat mir ermöglicht, konkretere Fragen zu stellen und Wünsche zu äußern. Sowohl die Eltern meines Mannes als auch meine Eltern wohnen leider weiter weg. Meine Eltern haben sich aber nun auf den Weg gemacht und werden mich morgen mit meiner Tochter besuchen und die nächsten Tage auch meinen Mann mit unserer kleinen Tochter unterstützen, der gerade mit Arbeit und Kleinkind und den Sorgen um mich auch nicht zu beneiden ist. Nach psychologischer Unterstützung im Krankenhaus habe ich gefragt und werde diese auch bekommen. Ein Infektiologe arbeitet im Hintergrund mit. Nach den neuesten Untersuchungen sieht leider nicht nur den linke Eileiter, sondern auch der linke Eierstock entzündet aus. Wie der Rest des Bauchraums aussieht, kann man definitiv nur nach einer OP sagen. Ich schreibe Ihnen gerade mit Tränen der Verzweiflung. Wie soll man das auch fassen können, wenn aus einer Schwangerschaft, die trotz PCO wie ein Wunder sogar auf natürlichem Weg entstanden ist, dann so etwas wird? Ich habe nach einem Fahrplan gefragt: Morgen findet mit großer Wahrscheinlichkeit eine zweite OP statt es sei denn die Entzündungswerte / CRP fallen bis dahin doch noch. Es wird noch heute Nacht operiert falls CRP deutlich steigt oder falls sich ein Abszess bilden sollte. Ich werde ganz engmaschig überwacht. Selbst nachts komme ich manchmal nicht zur Ruhe, weil mich irgendeine Art von Messung weckt. Der letzte CRP-Wert von vorhin zeigt mit 155 leider eher eine leichte Tendenz nach oben. Meine größte Angst dabei ist tatsächlich, dass der Eierstock auch nicht erhalten werden kann oder dass sich die Entzündung noch mehr ausgebreitet hat und wir den Kinderwunsch dann wirklich begraben können. Ist das so? Kann ein Eierstock überhaupt noch genügend Hormone produzieren? Auch der hCG-Wert sollte noch weiter fallen, denn aktuell sei dies noch nicht so sehr der Fall, sodass man noch nicht sicher ist, ob wirklich keine Reste der Eileiterschwangerschaft geblieben sind. Ist die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Eileiterschwangerschaft eigentlich vor allem im betroffenen Eileiter erhöht oder grundsätzlich, d.h. auch im anderen / gesunden Eileiter? Wenn Letzteres der Fall ist, bietet eine Entfernung des kranken Eileiters ja möglicherweise zumindest gewisse Vorteile? Heute Mittag gab es wieder so eine Phase, in der die Schmerzmittel nicht mehr gewirkt haben und mir vor Schmerzen plötzlich so schlecht wurde, dass ich mich übergeben musste. Ich habe dann noch etwas Stärkeres bekommen. Allerdings war ich danach so müde, dass ich eingeschlafen bin. Auch schaffe ich es fast nicht, zu essen. Ich habe keinen Appetit und nach jedem Essen das Gefühl, der ganze Bauch platzt. Ich habe auch nach einer Wärmflasche gefragt. Das hat gegen das Frieren gutgetan. Danke für diese gute Idee! Manchmal sind die einfachsten Ideen die besten. Herzliche Grüße und ein riesengroßes Dankeschön! Haben Sie einen schönen Abend.


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Abend lassen sie mich noch Ihre Fragen beatworten: Wahrscheinlichkeit einer erneuten Eileiterschwangerschaft Generelle Erhöhung des Risikos: Nach einer Eileiterschwangerschaft (Extrauteringravidität) ist das Risiko für eine erneute Eileiterschwangerschaft tendenziell erhöht – und zwar grundsätzlich, nicht nur im bereits betroffenen Eileiter. Beteiligung des „gesunden“ Eileiters: Oft sind die Faktoren, die zu einer Eileiterschwangerschaft führen (z.B. Narben, Verwachsungen oder Funktionsstörungen der Eileiter), nicht auf einen Eileiter allein beschränkt. Besteht etwa eine allgemeine Neigung zu Verwachsungen im Becken oder gab es eine vorausgegangene Infektion, kann auch der anfangs „gesunde“ Eileiter betroffen sein. Rolle der Entfernung des betroffenen Eileiters Vorteil (Risiko im betroffenen Eileiter entfällt): Wenn ein Eileiter stark geschädigt ist, kann es sinnvoll sein, diesen zu entfernen, um eine weitere Eileiterschwangerschaft in einem bereits vernarbten oder verengten Eileiter zu verhindern. Zudem kann ein stark geschädigter Eileiter die Chance auf eine normale Schwangerschaft weiter verringern, weil er sich mit Flüssigkeit füllen kann. Nachteil (reduzierte Fruchtbarkeit): Mit nur einem Eileiter besteht zwar weiter die Möglichkeit, schwanger zu werden, aber die Fruchtbarkeit ist insgesamt etwas reduziert. Falls bei der Operation jedoch nur minimal funktionsfähiges Gewebe entfernt wurde (z.B. partielle Entfernung bei einer Salpingotomie), versucht man manchmal, den Eileiter zu erhalten. Die Entscheidung hängt von Alter, Kinderwunsch, Zustand des Gewebes und weiteren Faktoren ab. Die konkreten Vorteile oder Nachteile einer Entfernung des betroffenen Eileiters hängen also immer von der individuellen Situation ab – insbesondere davon, wie stark der betroffene Eileiter geschädigt ist und wie hoch Ihr Kinderwunsch ist. Zu Ihrer aktuellen Situation (Schmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit) Schmerzmedikation anpassen: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Schmerzmittel nach einer gewissen Zeit nachlassen oder nicht ausreichen. Das starke Auf und Ab kann sehr belastend sein. Wichtig wäre, mit Ihrem Behandlungsteam zu besprechen, ob die Dosierung oder Art der Schmerzmittel angepasst werden kann, damit Sie zwischen den Medikamentengaben nicht zu starke Schmerzen haben. Übelkeit und Erbrechen: Starke Schmerzen können Übelkeit auslösen. Schmerzmittel selbst können ebenfalls Magen-Darm-Beschwerden verstärken. Bei sehr starker Übelkeit könnten ggf. unterstützende Medikamente gegen Übelkeit (Antiemetika) infrage kommen. Essen und Trinken: Versuchen Sie, möglichst leicht verdauliche Speisen in kleinen Mengen über den Tag verteilt zu sich zu nehmen (z.B. leichte Suppen, Tee, Zwieback oder Toast). Ausreichend Flüssigkeit ist besonders wichtig, gerade wenn Sie sich übergeben mussten. Vielleicht sind lauwarme Tees oder Wasser bekömmlicher. Mangels Appetit ist es vollkommen verständlich, dass Sie sich zu nichts zwingen möchten, aber kleine, häufige Portionen können helfen, dass Sie sich nicht so „voll“ fühlen. Wärme und Ruhe: Eine Wärmflasche oder warmes Kissen kann Verspannungen und Krämpfe lindern. Wie Sie schon schreiben, helfen manchmal die einfachsten Dinge – und es freut mich, dass Ihnen Wärme ein wenig Erleichterung gebracht hat. Fazit: Ein erhöhter Risikofaktor für eine zweite Eileiterschwangerschaft besteht nicht nur im bereits betroffenen Eileiter, sondern grundsätzlich in beiden Eileitern. Ob die Entfernung eines geschädigten Eileiters mehr Vor- als Nachteile bringt, sollte individuell mit dem medizinischen Team (Gynäkolog*in) besprochen werden. Ihre aktuellen Beschwerden (Schmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit) sind nicht ungewöhnlich, jedoch sollten Sie engmaschig ärztlich begleitet werden, damit die Behandlung (insbesondere die Schmerzmedikation) gut eingestellt ist und sich Ihr Allgemeinbefinden stabilisiert. Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Besserung und hoffe, dass Sie bald Linderung finden. Achten Sie weiterhin auf eine gute Kommunikation mit den Ärzt*innen und Pflegenden, sodass alle Beschwerden optimal behandelt werden können. Gute Erholung und alles Gute!


User-1744711512

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Guten Tag Herr Doktor Gagsteiger, zuerst einmal bedanke ich mich wieder vielmals für Ihre schnelle und hilfreiche Antwort. Es ist so unglaublich aufmerksam wie Sie sich aus der Ferne um mich kümmern und sich bemühen, damit ich Linderung finde. Tatsächlich ging es mir noch nie in meinem Leben so schlecht und ich freue mich über jede noch so kleine Unterstützung und kann schon wieder Ihren Rat brauchen. Aber bitte sagen Sie mir, wenn ich zu viel Ihrer Zeit beanspruche. Ich verstehe und respektiere das. Gestern wurde leider eine zweite OP durchgeführt. Das CRP war über Nacht leicht weiter gestiegen (170 glaube ich). Der linke Eileiter musste leider komplett entfernt werden, weil er stark entzündet war. Als wäre das nicht schon schlimm genug, konnte man während der OP leider sehen, dass sich die Entzündung schon auf beide Eierstöcke ausgebreitet hat und auch auf eine kleine Stelle im Becken. Deshalb musste gespült werden. Jetzt hoffen die Ärzte, dass dies und die Antibiotika für eine Wende sorgen werden. Sie wurden nach der letzten Bakterienkultur noch einmal erweitert, weil auch resistente Keime dabei sind. Ansonsten muss evtl. erneut operiert und gespült werden. Der Gynäkologe sagte mir, dass man einer Frau, die älter sei und keinen Kinderwunsch mehr hätte, in meinem Zustand einfach sämtliche Eileiter, Eierstöcke und Gebärmutter entfernen würde. Da ich aber deutlich kommuniziert habe, dass bei uns noch Kinderwunsch besteht, will man das vermeiden. Man versucht also alles, die Eierstöcke zu erhalten. Gleichzeitig kann es mir in meinem momentanen Zustand keiner versprechen und es muss sehr engmaschig geprüft werden ob das vertretbar ist. Ich glaube, Sie können sich meine schreckliche Angst davor, was passiert wenn die Eierstockentzündung genauso hartnäckig ist wie die des Eileiters, vorstellen. Menopause mit 35? Löst das nicht die heftigsten Symptome aus? Was ist dann mit dem Kinderwunsch? Jeden Tag denke ich, schlimmer kann es jetzt nicht mehr kommen, doch dann werde ich wieder eines Besseren belehrt. Ich bin so am Boden zerstört.  Wie Sie mir geraten haben, habe mit den Ärzten auch über eine mögliche Anpassung der Schmerzmedikation gesprochen. Sie versuchen jetzt die Infusionen so einzustellen, dass es weniger Auf und Ab gibt, wenn die Wirkung nachlässt. Gestern war das jedoch leider noch nicht erfolgreich. Direkt nach der OP habe mich auch trotz Medikamenten gegen Übelkeit mehrfach übergeben und war den ganzen Tag zu gar nichts mehr fähig. Die Ärzte haben vermutet, dass ich auf die Narkose so stark reagiert habe. Kann das wirklich der Grund sein? Am Montag nach der ersten OP war das nicht so heftig. Ich hoffe, heute wird ein besserer Tag. Bisher wirken die Schmerzmittel, aber wirklich schmerzfrei bin ich nie. Und Aufstehen ist die reinste Qual, wobei ich sowieso strenge Bettruhe verordnet bekommen habe. Haben Sie sonst noch einen guten Rat? Oder etwas was ich fragen sollte? Es tut mir leid, dass ich Sie so viele Löcher in den Bauch frage. Ich bin so verzweifelt. Herzliche Grüße Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, zunächst einmal tut es mir sehr leid zu lesen, durch welch schwierige Situation Sie gerade gehen. Bitte entschuldigen Sie, wenn ich hier in schriftlicher Form nur allgemeine Hinweise geben und Sie ermutigen kann. Konkrete Empfehlungen müssen selbstverständlich immer Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte vor Ort treffen. Zum Operationsverlauf und den Entzündungen Zweiter Eingriff und Spülung: Dass Ihre Ärzte nunmehr eine erneute OP und Spülung durchgeführt haben, um die Bakterienlast in der Bauchhöhle zu reduzieren, ist ein wichtiger Schritt, wenn eine fortbestehende oder zunehmende Entzündung vorliegt. Da diese Eingriffe natürlich sehr belastend sind, kann es danach durchaus zu stärkerer Übelkeit, Kreislaufbeschwerden und Schmerzen kommen – sowohl durch die Narkose als auch durch das erneute Trauma für den Körper. Die Reaktion muss nicht unbedingt identisch sein wie bei der ersten OP, da jede Operation für sich unterschiedlich belastend und jede Narkose anders verträglich sein kann. Entzündungsausbreitung auf die Eierstöcke: Dass Sie sich nun sorgen, was passiert, wenn die Entzündung an den Eierstöcken ebenfalls sehr hartnäckig sein sollte, ist absolut nachvollziehbar. Es ist gut, dass Ihr Ärzteteam alles versucht, um die Ovarien (Eierstöcke) zu erhalten. Falls es im schlimmsten Fall doch zum Entfernen eines Eierstocks kommen sollte, kann oft noch ein Teilrest erhalten bleiben – und selbst ein funktionierender Eierstock kann für eine Spontanschwangerschaft oder bei Kinderwunschbehandlung (z. B. IVF) ausreichen. Natürlich ist das alles sehr individuell und von zahlreichen Faktoren abhängig. Frühzeitige Menopause: Die Sorge vor einem möglichen Eintreten der Wechseljahre mit 35 – sollte tatsächlich einmal eine Entfernung beider Eierstöcke notwendig sein – ist verständlich. In solchen Fällen gäbe es jedoch hormonelle Ersatztherapien (HRT) bzw. Möglichkeiten, die Folgen abzumildern. Ich möchte Ihnen Mut machen, dass viele Frauen auch nach Ovarienentfernung ein gutes und lebenswertes Leben führen. Dennoch ist dieser Gedanke sicher sehr beängstigend – sprechen Sie das gern offen mit Ihrem Ärzteteam und auch mit einer psychologischen Unterstützung an. Schmerz- und Übelkeitskontrolle Angepasste Schmerzmedikation: Dass Ihre Ärztinnen und Ärzte nun versuchen, die Infusionen besser abzustimmen und die Dosierung anzupassen, ist ein guter Weg. Ein „Schmerzspiegel“, der möglichst konstant bleibt, ist oft wirksamer als eine stark schwankende Gabe von Schmerzmitteln. Wenn Sie merken, dass Sie dennoch durchgängig starke Schmerzen haben, sollten Sie weiterhin aktiv kommunizieren, dass Sie nicht ausreichend schmerzfrei sind. Manchmal müssen Schmerzmittel neu kombiniert werden (opioid-haltige Präparate plus Medikamente, die andere Wirkmechanismen ansprechen). Übelkeit: Dass Sie direkt nach der OP mit starkem Erbrechen reagiert haben, kann durchaus mit der Narkose zusammenhängen. Manchmal kann auch eine schnelle Umstellung der Schmerzmittel oder Antibiotika dazu beitragen, dass die Übelkeit stärker wird. Geben Sie unbedingt weiter Bescheid, wenn Ihnen schlecht ist – es gibt verschiedene Mittel gegen Übelkeit (Antiemetika), die vorbeugend oder auch bei Bedarf eingesetzt werden können. Was Sie zusätzlich ansprechen könnten Weitere Gedanken und Meinungen: In manchen Kliniken ist ein Team aus unterschiedlichen Fachrichtungen (z. B. Infektiologen, Anästhesisten, Gynäkologen, ggf. Schmerz- oder Palliativmediziner) involviert. Wenn Sie das Gefühl haben, dass „alle Stricke reißen“, darf man auch nach einer zweiten Meinung oder einem zusätzlichen Fachkonsil fragen, besonders was Antibiotikaresistenzen und Schmerzmanagement angeht. Fertilitätserhalt: Falls sich die Situation doch verkomplizieren sollte, können Sie nach möglichen Optionen zur Erhaltung der Fruchtbarkeit fragen. Zwar ist das in einer akuten Entzündungssituation stark eingeschränkt, aber bei geplanter konservativer (erhaltender) Therapie der Eierstöcke ist es eventuell wichtig, frühzeitig auch mit einer/m Reproduktionsmediziner:in zu sprechen. Die Priorität hat aber momentan natürlich erst einmal, die Infektion in den Griff zu bekommen. Psychologische Unterstützung: Viele Kliniken bieten psychoonkologische oder psychosoziale Unterstützung an – auch für Patientinnen, die gerade solche Krisen durchleben. Es kann sehr hilfreich sein, in dieser Zeit jemanden zum Gespräch zu haben, der speziell auf Ängste und seelische Belastungen im Krankenhausalltag eingehen kann. Lagerung und Mobilisation: Obwohl Sie derzeit strenge Bettruhe haben, kann es manchmal helfen, mit Unterstützung Physiotherapie oder zumindest kleine Lagerungswechsel zu machen, die den Schmerz etwas lindern und ggf. auch das allgemeine Befinden verbessern. Fragen Sie Ihr Behandlungsteam danach, ob Sie z. B. in gewissen Schonhaltungen liegen können, die den Bauchraum entlasten. Ernährung und Flüssigkeit: Gerade wenn Übelkeit und Erbrechen auftreten, ist es wichtig, mit dem Team zu besprechen, ob man ggf. Infusionen anders einstellen sollte (Elektrolyte, Flüssigkeitsmengen etc.). Manchmal kann man in dieser Hinsicht viel bewirken, damit sich das Gesamtbefinden bessert. Seelische Aspekte Ich weiß, Sie fühlen sich gerade verzweifelt und haben das Gefühl, jeden Tag kommt eine neue Hiobsbotschaft. Das ist nur allzu verständlich. Versuchen Sie sich zwischendurch auch bewusst Ruhepausen zu nehmen, um etwas zur Ruhe zu kommen – vielleicht hilft Ihnen Musik, eine kurze geführte Meditation per Kopfhörer oder irgendetwas, das Ihnen kleine Inseln des Durchatmens verschafft. Es ist selbstverständlich, dass Sie große Ängste haben – um Ihre Gesundheit, Ihre Zukunft, Ihren Kinderwunsch. Sprechen Sie diese Ängste bitte immer wieder offen an: mit Ihrem Partner, Ihrem sozialen Umfeld, den Ärztinnen und Ärzten. Manchmal hilft es, schon allein dadurch ein wenig Entlastung zu spüren. Zusammenfassung Geben Sie Ihrem Team fortlaufend Rückmeldung zu Ihren Schmerzen und Ihrer Übelkeit. Eine gute Schmerz- und Symptomkontrolle sollte immer Priorität haben. Fragen Sie nach interdisziplinärer Unterstützung (Infektiologie, Schmerzmedizin, ggf. Psychologie). Sprechen Sie offen Ihre Sorgen hinsichtlich des Fertilitätserhalts an und lassen Sie sich erklären, welche Optionen theoretisch bestehen. Scheuen Sie sich nicht, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen – dafür sind solche Unterstützungsangebote da. Ich hoffe sehr, dass die Antibiotika nun endlich greifen und Ihnen eine weitere Operation erspart bleibt. Die Genesungsprozesse können leider sehr unterschiedlich verlaufen, doch Ihr Team scheint alles in seiner Macht Stehende zu tun. Ich wünsche Ihnen baldige, nachhaltige Besserung und sende Ihnen viel Kraft für die kommenden Tage. Herzliche Grüße und gute Besserung, Ihr Friedrich Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich habe mich wieder sehr über Ihre lange ermutigende Nachricht, Hilfsbereitschaft und über die guten Ideen gefreut. Ihre Hilfe und Empathie sind alles andere als selbstverständlich. Es tut unheimlich gut. Danke! Ich hatte gestern auch ein längeres Gespräch mit einer Psychologin, das mir gut getan hat. Auch mein Mann bemüht sich wirklich für mich da zu sein. Er kommt täglich, tröstet mich und das obwohl er Arbeit und unsere Tochter unter einen Hut bringen muss. Er versucht, stark zu bleiben und mich nicht mit seinen Ängsten zusätzlich zu belasten, aber auch ihm merke ich die großen Sorgen um mich an. Ich habe heute Früh tatsächlich eine geführte Meditation ausprobiert und das hat für einen Moment gut getan. Danke für den Tipp. Ein interdisziplinäres Team steht mir zur Seite und tut alles damit dieser Alptraum ein Ende findet. Dennoch ist noch kein Ende in Sicht. Gestern waren Schmerzen und Übelkeit besser und ich war schon optimistisch, dass jetzt alles gut wird. Das starke Auf und Ab ist wirklich besser, nachdem ich Ihrer Ermutigung gefolgt bin und es aktiv kommuniziert habe. Aber seit heute Nacht sticht es immer wieder richtig und mein Kreislauf ist heute so schlecht. Mir ist so schwindelig, dass ich mich keinen Schritt alleine machen traue. Es wird heute neben Bluttests, wieder Ultraschall und CT gemacht um einen Abszess oder eine Ausbreitung auszuschließen. Aller Voraussicht nach ist für morgen leider die 3. OP geplant um wieder zu spülen, denn die Entzündungswerte sinken nicht deutlich genug. Mir graut es so davor und ich habe so Angst. Mit jeder OP habe ich das Gefühl, noch mehr Kräfte zu verlieren und den Kreislauf noch mehr zu belasten. Vielleicht sollte ich dieses Mal schon vorab präventiv um Medikamente gegen Übelkeit direkt nach der Narkose bitten? Auch habe ich Angst vor einer erneuten Hiobsbotschaft nach der OP. Und ich denke, mit jeder OP entstehen mehr Narben, die später chronische Probleme machen könnten und dem Kinderwunsch zusätzlich im Weg stehen? Sie schreiben, dass selbst mit einem Eierstock oft noch eine spontane Schwangerschaft möglich ist oder zumindest IVF. Und wenn es gar keinen Eierstock mehr gibt? Kann man dann noch trotzdem eine IVF machen? Welche Hormone (HRT) nimmt man dann? Östrogen und Progesteron? Ich werde meine Sorgen bezüglich des Fertilitätserhalts versuchen noch vor der OP anzusprechen, nicht dass man mir hinterher mitteilt, dass die Eierstöcke nun doch rausgenommen wurden. Mein Mann wird später wieder kommen und möchte selbst auch mit einem Arzt reden. Vielen Dank auch für den Hinweis mit der Schonhaltung. Ich habe auch das angesprochen. Mein Oberkörper ist leicht hoch gelagert und ich habe jetzt zusätzlich noch ein Kissen unter die Knie bekommen, das für etwas Entspannung der Bauchdecke sorgt. Wieder hatten Sie eine einfache, aber gute Idee, für die ich Ihnen sehr dankbar bin. Hatten Sie daran oder an andere Schonhaltungen gedacht? Sollten mein Mann oder ich noch etwas Fragen aus Ihrer Sicht? Ich bin so müde und platt und gleichzeitig habe ich so schlecht geschlafen, weil dann wieder das Gedankenkarussell losging und ich mir Sorgen um mich, meine Tochter, die Zukunft mache - oder es wecken mich diese Stiche. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nichts Besseres schreiben kann. Herzliche Grüße und bleiben Sie gesund, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, wie sehr ich mit Ihnen mitfühle. Aus Ihrer Nachricht spürt man deutlich, wie belastend die Situation für Sie ist und wie groß Ihre Sorgen sind. Es ist schön zu hören, dass Ihr Mann und auch das Team im Krankenhaus Sie nicht alleine lassen und dass Sie sich zumindest ein bisschen durch Gesprächsangebote und Meditation entlasten können. Sorgen vor der dritten Operation Dass bei Ihnen schon zum dritten Mal operiert werden muss, ist verständlicherweise sehr beängstigend. Gleichzeitig ist die Spülung und Kontrolle oft der sicherste Weg, um eventuelle verbliebene Herde oder Entzündungen zu entfernen und eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Versuchen Sie, Ihrem ärztlichen Team zu vertrauen, dass diese OP – so anstrengend sie auch ist – Teil der Gesamtstrategie ist, um Sie hoffentlich bald wieder in eine stabile Situation zu bringen. Sie sprechen den Wunsch nach prophylaktischen Medikamenten gegen Übelkeit an – das ist in der Tat eine sehr gute Idee, die Sie unbedingt ansprechen sollten. Übelkeit direkt nach der Narkose (PONV – Postoperative Nausea and Vomiting) kann vorab medikamentös gelindert oder sogar häufig verhindert werden. Sagen Sie Ihrem Anästhesie-Team ruhig, wie sehr Sie darunter gelitten haben, damit sie entsprechende Prophylaxe einleiten können. Angst vor Befunden und möglichen Narben Die Angst, dass mit jeder OP eventuell neue „Hiobsbotschaften“ auftauchen könnten, ist normal. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie direkt vor der Operation mit den Ärztinnen und Ärzten vereinbaren, dass sie Ihnen nur das Nötigste nach der OP mitteilen, bis Sie körperlich wieder etwas gefasster sind. Manchmal kann es entlasten, Informationen dosiert zu bekommen, um ein erneutes „Gedankenkarussell“ etwas zu bremsen. Narben und Verwachsungen können in der Tat nach mehreren Operationen entstehen. Leider lässt sich das nicht völlig vermeiden. In vielen Kliniken verwenden Chirurginnen und Chirurgen heute Verwachsungsbarrieren (zum Beispiel spezielle Folien/Gele), um ausgedehnte Adhäsionen so gut wie möglich zu verhindern – Sie könnten nachfragen, ob in Ihrem Fall so etwas eingesetzt werden kann. Letztlich müssen die Ärztinnen und Ärzte bei der OP immer abwägen, welche Maßnahmen für die Heilung im Vordergrund stehen. Erhalt der Fertilität Es ist sehr gut, dass Sie das Thema Kinderwunsch aktiv ansprechen möchten. Bitte scheuen Sie sich nicht, diese Sorge laut zu äußern und Ihr Team konkret darauf hinzuweisen. Manchmal steht die lebensrettende oder entzündungshemmende Maßnahme natürlich an erster Stelle. Doch das Bewusstsein, dass Ihr Kinderwunsch (bzw. die Erhaltung von Eierstöcken, Eizellen usw.) eine große Rolle spielt, hilft den Operateuren und Gynäkolog*innen, Sie bestmöglich zu beraten und eine Lösung zu finden. Schonhaltungen und Lagerungen Ein leicht erhöhter Oberkörper und ein Kissen unter den Knien sind schon zwei wesentliche Punkte, die helfen, Druck von der Bauchdecke zu nehmen. Sie könnten zusätzlich Folgendes ausprobieren (in Absprache mit Ihrem Team und nur, wenn es die Schmerzen erlauben): Seitliche Lagerung mit angewinkelten Beinen und einem Kissen zwischen den Knien. Das entspannt den unteren Rücken und häufig auch den Bauch. Kurze Pausen im Sitzen (z.B. mit hochgelagerten Beinen) können für den Kreislauf hilfreich sein, sofern Ihnen nicht zu schwindelig ist. Achten Sie dabei aber immer auf Ihre Sicherheit, damit Sie nicht stürzen. Atemunterstützte Entspannung: Legen Sie die Hände auf den Bauch und versuchen Sie, bewusst in den Bauch zu atmen. Manchmal hilft das, die Bauchmuskulatur ein wenig zu lockern und den Schmerzkreislauf zu durchbrechen. Fragen für das Ärzteteam Sie fragen, ob es noch etwas gibt, was Sie und Ihr Mann unbedingt ansprechen sollten. Hier ein paar Punkte, die manchmal helfen, gezielt nachzuhaken: OP-Ablauf: Fragen Sie genau, wie die Spülung abläuft und welche Alternativen es eventuell gibt. Verwendung von Verwachsungsbarrieren (zumindest ansprechen, wenn Sie Sorge vor Narben haben). Ausführliche Aufklärung zur postoperativen Schmerztherapie und Übelkeitsprophylaxe – damit Ihnen direkt nach dem Aufwachen geholfen wird und Sie sich nicht erst meldend „durchkämpfen“ müssen. Fertilität und Gewebeschonung: Lassen Sie sich von den Chirurg*innen erklären, wie sie während der OP konkret vorgehen, um Eierstöcke/Eileiter/Gebärmutter weitestgehend zu schonen, falls möglich. Kontakt zu einer Kinderwunschklinik (wenn das in Ihrer Situation passt oder schon Thema war) – auch wenn es vielleicht aktuell zu früh ist, kann eine enge Absprache in der Zukunft wichtig sein. Physiotherapie oder Mobilisation: Fragen Sie nach professioneller Anleitung durch Physiotherapeuten, insbesondere nach der OP zur kreislaufgerechten Mobilisation und Schonhaltung. Umgang mit Angst und Erschöpfung Die Ängste vor der Nacht und den Stichen, vor dem Ergebnis der Bildgebung und vor jeder neuen Operation sind sehr nachvollziehbar. Nutzen Sie ruhig weiter die kurzen Meditationssequenzen oder lassen Sie sich vom Pflegepersonal oder Ihrer Psychologin zeigen, wie Sie Ihren Atem und Ihre Gedanken besser beruhigen können. Auch kleine „Gedankenstopps“ können manchmal helfen: Sobald das Gedankenkarussell startet, versuchen Sie, sich aktiv auf etwas anderes zu fokussieren (zum Beispiel ein bestimmtes Geräusch zählen, leise Musik hören, eine Fantasiereise). Dieser Übergang ist nicht immer leicht, aber jeder kleine Moment der Ruhe kann den Körper wieder etwas entspannen. Wenn Sie starke Schlafprobleme haben, scheuen Sie sich nicht, um eine ärztlich begleitete leichte medikamentöse Unterstützung zu bitten – manchmal ist ein paar Nächte durchschlafen enorm wichtig für die körperliche und seelische Genesung. Zusammenfassung Scheuen Sie sich nicht, Ihre Ängste und Ihren Kinderwunsch offen zu kommunizieren. Prophylaxe gegen Übelkeit ist ein wichtiges Thema. Fragen Sie ruhig nochmal detailliert nach der Schonung Ihrer Eierstöcke und möglichen Verwachsungsbarrieren. Nutzen Sie jede angebotene Unterstützung (Psychologie, Physiotherapie, Pflege) und suchen Sie aktiv nach kleinen Methoden, sich zu entspannen. Wenn die Operation und Genesung voranschreiten, können Sie Schritt für Schritt das Thema Kinderwunsch weiter vertiefen und entsprechende Beratungen einholen. Liebe Sandy, Sie gehen gerade durch eine sehr schwere Zeit, die unheimlich viel Kraft kostet. Doch Sie haben ein Team hinter sich, das Sie unterstützt – und es ist bemerkenswert, wie aufgeschlossen und reflektiert Sie trotz dieser Belastung sind. Geben Sie sich Raum für kleine Schritte; jeder Tag, an dem Sie etwas Linderung verspüren oder etwas zuversichtlicher sein können, ist wertvoll. Und all die Fragen, die Sie sich jetzt stellen, sind absolut berechtigt. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie mit jedem Tag ein wenig mehr Stabilität erlangen und diese Strapazen bald hinter sich lassen können. Alles Gute und bleiben Sie weiterhin so mutig, Ihr Dr. Gagsteiger


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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich weiß schon wieder gar nicht, wie ich Ihnen meine Dankbarkeit ausdrücken kann – Dankbarkeit für Ihre mitfühlenden, aufbauenden, hilfreichen Zeilen. Sie geben mir immer so viele gute Ideen für mich selbst und um nachzufragen. Das ist wirklich bemerkenswert wie viel Zeit Sie sich nehmen. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen. Es tut einfach gut, Menschen um einen zu haben, die einen in so einer schweren Zeit unterstützen. Ich habe auch so liebe Freunde und Kollegen, die sich lieb nach mir erkundigen. Ich versuche wirklich alles zu tun was in meiner Macht steht um irgendwie wieder auf die Beine zu kommen. Vielen Dank für den Tipp zur seitlichen Lagerung mit angewinkelten Beinen und einem Kissen zwischen den Knien. Das hilft mir tatsächlich unglaublich gut, um den Bauch zu entlasten. Kurze Pausen im Sitzen mache ich auch und erhalte auch Medikamente zur Stabilisierung vom Kreislauf, da mein Blutdruck oft sehr im Keller ist und das Herz sich gleichzeitig anfühlt als ob es rasen würde. Ich versuche gerade, mehrmals täglich zu meditieren und werde noch zum Meditations-Junkie  Morgen frage ich die Psychologin mal ob sie mit mir eine Fantasiereise machen möchte. Danke für diese Idee! An den Gedankenstopps übe ich mich noch, wobei ich diese auch vom Yoga kenne, was ich normalerweise sehr regelmäßig mache. Da übt man auch, Gedanken neutral zu betrachten und sie dann, ohne sie zu bewerten, vorbeiziehen zu lassen. Das ist aber natürlich im Alltag wesentlich leichter als in so einer "lebensbedrohlichen" Situation. Leider habe ich nämlich noch am Samstagabend eine weitere Hiobsbotschaft erhalten. Gegen 18 Uhr bekam ich plötzlich wieder sehr starke unaushaltbare Schmerzen, Schüttelfrost und Blutungen. Übergeben musste ich mich auch wieder. Daraufhin wurde ich nach einem Ultraschall umgehend in den OP gebracht und in Narkose versetzt. Es ging alles so schnell und mir war so elend, dass ich gar nicht wusste, wie mir geschieht und ehrlich gesagt einfach nur froh war, weg zu sein und nichts mehr zu spüren. Ich vermute, die Stiche, die ich schon die Nacht zuvor gespürt hatte, waren schon erste Anzeichen. Am linken Eierstock hatte sich ein Abszess gebildet, der umgehend entfernt werden musste. Kleine Teile dieses Eierstocks wurden mit entfernt und im Becken wurde wieder gespült. Laut der Ärzte muss ich mich darauf einstellen, dass am Dienstag nochmals operiert und gespült werden muss. Sollte die Entzündung dann noch immer nicht rückläufig genug sein, müsste man zumindest diesen linken Eierstock komplett entfernen um keine weitere Ausbreitung im Becken und Bauchfell und Sepsis zu riskieren. Sie können sich wahrscheinlich meine Ängste und Traurigkeit gut vorstellen. Ich bin so verzweifelt. Ich glaube, Sie haben recht, ich sollte mir nach der nächsten OP zunächst nur das Nötigste sagen lassen bzw. mein Mann soll lieber die Details erfragen und sie mir anschließend schonend beibringen.  Nun war meine Übelkeit nach der Narkose zumindest etwas weniger ausgeprägt nachdem ich um Medikamente direkt nach dem Aufwachen gebeten habe. Trotzdem war ich bis heute Vormittag noch zu gar nichts zu gebrauchen und die Nacht war einfach nicht gut. Diese dauernden OPs schwächen selbst einen jungen Körper unglaublich. Die Schmerzen spüre ich heute natürlich auch wieder, aber sie sind zumindest konstant und auszuhalten - man wird bescheiden wenn man so etwas mitmacht. Die vaginale Blutung hält auch noch an. Ich habe das schon angesprochen aber der Gynäkologe meinte nur, das käme eben von der Adnexitis. Ich frage mich nur wieso es dann die letzten Tage nicht mehr so geblutet hat. Sollte ich hier nochmals nachfragen? Oder hat der Gynäkologe recht? Könnte es auch eine Periode sein? Ich blicke nach all den Ereignissen nicht mehr durch ob ich gerade überhaupt irgendeinen Zyklus habe und was mein Körper da tut. Mein Mann hat gestern nochmals angesprochen, dass noch Kinderwunsch besteht und ich deshalb um möglichst große Schonung von Eierstöcken, dem verbliebenen Eileiter und der Gebärmutter bitte. Zumindest Gebärmutter und die rechte Seite (Eileiter/Eierstock) sehen deutlich besser aus und man hat uns versichert, hier sehr vorsichtig zu sein bzw. diese nach momentanen Stand erhalten zu können. Danke für den Tipp mit den Verwachsungsbarrieren. Ich werde das vor der OP am Dienstag erfragen. Auch zum Thema Physiotherapie werden wir nachfragen. Danke für diesen Tipp! Ich bin Ihnen einfach so dankbar. Denken Sie, wir sollten uns jetzt schon einmal un unserem Kinderwunschzentrum melden und zumindest über die Situation Bescheid geben? Oder sollen wir abwarten? Bislang hat mein Mann nur den nächsten Ultraschalltermin abgesagt, den ich unter Letrozol gehabt hätte und gesagt, dass wir uns nach der OP der Eileiterschwangerschaft wieder melden. Ich weiß auch nicht inwieweit die Sprechstundenhilfe dem Arzt von der Eileiterschwangerschaft berichtet hat oder nicht. Haben Sie sonst noch Ideen für Nachfragen oder gute Tipps? Ich hoffe wirklich, das alles findet bald ein Ende. Ich kann nicht mehr. Gestern Mittag hat mein Mann mich mit unserer Tochter besucht. Es tut einerseits so gut, zu sehen wie sich meine kleine Maus freut, mich zu sehen und andererseits so weh, wenn sie dann weinend geht, weil sie möchte, dass ich mit nach Hause komme. Sie wollte natürlich mit mir spielen und war sehr traurig, dass ich ihr momentan nicht viel bieten kann, weil ich überhaupt keine Kraft habe. Das tut mir dann zusätzlich zu allem noch so leid. Man fühlt sich dann wie eine schlechte Mutter. Ich fühle mich ganz unwohl Ihnen am Sonntag so eine lange Nachricht mit so vielen schlechten Neuigkeiten zu schicken und hoffe, Sie haben trotzdem ein schönes und sonniges Wochenende. Bitte sagen Sie mir wirklich, wenn ich mich nicht mehr melden soll. Herzliche Grüße und bleiben Sie wie Sie sind, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, zuerst einmal: Bitte machen Sie sich keine Sorgen, dass Sie mich am Sonntag oder an anderen Tagen „stören“ könnten. Ich finde es ganz wichtig, dass Sie in dieser schwierigen Phase einen Ansprechpartner haben. Melden Sie sich jederzeit, wenn Sie das Bedürfnis haben. Es ist absolut verständlich, dass Sie momentan nicht wissen, wohin mit Ihren Gedanken – es ist einfach wahnsinnig viel auf einmal. Dass die Operation am Samstag so plötzlich erforderlich wurde, tut mir sehr leid. Ich kann mir gut vorstellen, wie beängstigend das alles gewesen sein muss, vor allem wenn die Schmerzen so stark sind, dass man regelrecht froh ist, in Narkose nichts mehr mitzubekommen. Umso wichtiger ist es, nach dem ersten Schreck und der Notfall-OP nun schrittweise wieder etwas innere Ruhe zu finden – auch wenn das natürlich leichter gesagt als getan ist. Zur Blutung Was die anhaltende vaginale Blutung angeht: Dass Sie verunsichert sind, kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Ärzte führen sie auf die anhaltende Entzündung (Adnexitis) zurück. Eine Infektion und Reizung im Bereich der Eierstöcke, Eileiter und des umliegenden Gewebes können tatsächlich vaginale Blutungen auslösen, ohne dass es sich um eine „normale“ Menstruation handelt. Nach einer Operation kann es zudem zu Reizungen am Gebärmutterhals oder an der Gebärmutterschleimhaut kommen. Ich denke, es ist völlig legitim, erneut nachzufragen, wenn Sie ein ungutes Gefühl haben oder die Blutung anhält bzw. stärker wird. Gerade in Ihrer Situation ist es wichtig, alles zu klären und Ihre Bedenken offen zu äußern. Weitere Operation und Kinderwunsch Die Möglichkeit einer erneuten Operation am Dienstag klingt natürlich belastend. Dass man versucht, mit allen Mitteln einen größeren Eingriff zu vermeiden, ist sehr beruhigend – gleichzeitig ist die Option, einen Eierstock komplett entfernen zu müssen, natürlich bedrückend. Es ist gut, dass Ihr Mann den Kinderwunsch so explizit angesprochen hat. Auch wenn es kein Garant ist, so helfen solche klaren Hinweise dem Ärzteteam sehr, wirklich so gewebeschonend wie möglich zu arbeiten. Ob es sinnvoll wäre, das Kinderwunschzentrum schon jetzt zu informieren, können Sie am besten selbst einschätzen. Manche Paare empfinden es als entlastend, wenn sie „alle an Bord“ haben, sodass das Kinderwunschzentrum über den aktuellen Stand Bescheid weiß und in Zukunft engmaschig begleiten kann. Sie könnten es auch erst einmal kurz telefonisch bekannt geben, dass eine Notfall-OP stattgefunden hat und dass sich die Behandlungen verzögern. So hat das Zentrum die Gelegenheit, ggf. Termine und den Verlauf neu zu planen oder zu verschieben. Andere Paare wiederum wünschen sich erst einmal so viel Ruhe wie möglich und melden sich erst später. Beides ist verständlich – machen Sie das, was sich für Sie im Moment am besten anfühlt. Weitere Nachfragen an das Ärzteteam Verwachsungsbarrieren und Physiotherapie: Sprechen Sie dieses Thema ruhig ganz klar erneut an, wenn Ihre Situation es zulässt. Wenn weitere Spülungen oder Eingriffe gemacht werden, ist es sicherlich sinnvoll, schon jetzt einen Plan dafür zu haben, wie man Verwachsungen – die für spätere Fruchtbarkeit ja auch eine Rolle spielen können – möglichst gering halten kann. Schonung des Unterleibs: Auch hier konkret nachfragen, inwiefern Sie sich noch schonen können oder müssen, sobald Sie wieder zu Hause sind (zum Beispiel ob Sie in den nächsten Wochen bestimmte Bewegungen meiden oder körperlich nur bedingt belastet werden sollten). Medikamentöse Unterstützung: Falls die Übelkeit trotz Narkosemitteln wieder schlimmer werden sollte, oder Sie weiterhin Kreislaufprobleme haben, sprechen Sie ruhig an, ob es hierfür zusätzliche oder alternative Medikamente gibt, die Sie besser vertragen. Psychologische Unterstützung: Ihr Wunsch, die Psychologin um eine Fantasiereise zu bitten, ist super. Vielleicht lässt sie sich auch eine spezielle Technik einfallen, die Sie zusätzlich zur Meditation im Alltag (bzw. Krankenhausalltag) anwenden können. Auch über Entspannungstechniken hinaus kann eine Psychologin nochmal ganz anders auf Ängste, Sorgen und Traurigkeit eingehen. Zum Umgang mit Ängsten und Schuldgefühlen Dass Sie sich als „schlechte Mutter“ fühlen, kann ich sehr gut verstehen; ich erlebe es häufig, dass sich Mütter wahnsinnig schlecht fühlen, wenn sie gerade nicht so präsent sein können, wie sie gern möchten. Aber: Sie tun gerade wirklich alles, um langfristig für Ihr Kind da sein zu können. Ihre Tochter merkt, wie sehr Sie sie lieben. Kleine Kinder sind oft sehr flexibel, sie können kurzfristig Situationen annehmen und verarbeiten, selbst wenn es ihnen im Moment weh tut. Entscheidend ist, dass Sie nun erst einmal alle Kraft darauf verwenden, wieder zu genesen. Auch wenn sich das manchmal vielleicht „egoistisch“ anfühlen mag: In Wahrheit ist es das Gegenteil davon. Je besser Sie jetzt gesunden können, desto mehr können Sie zukünftig für Ihr Kind da sein. Noch ein kleiner Gedanke Falls Ihnen das Krankenhausumfeld emotional zu bedrückend erscheint, könnte es – wenn es Ihr körperlicher Zustand zulässt – vielleicht hilfreich sein, Ihr Zimmer etwas „heimelig“ zu gestalten: ein Familienfoto, ein kleiner Gegenstand, der Ihnen Freude bereitet, Musik oder Hörbücher, die Sie mögen. Oft sind es Kleinigkeiten, die im Klinikalltag ein wenig das Gemüt aufhellen. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie bald eine stabilere Phase erreichen und dann, Schritt für Schritt, wieder nach vorne blicken können. Bitte zögern Sie nicht, mir zu schreiben, wenn Ihnen danach ist – sei es, um Luft abzulassen, neue Ideen oder Sorgen zu teilen oder einfach nur, um jemanden zum Zuhören zu haben. Mit den besten Wünschen für eine baldige Besserung und ganz viel Kraft, Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, jetzt überlege ich schon seit einigen Minuten wie ich Ihnen dieses Mal meine Dankbarkeit ausdrücken könnte und habe wieder keine Idee, weil es einfach nichts gibt, was sie ausdrücken könnte. Ich habe hier noch keinen Arzt erlebt, der mir mit annähernd so viel Menschlichkeit, Empathie und Mitgefühl begegnet ist. Vielen Dank dafür und für Ihr offenes Ohr und Ihre guten Ideen. Es tut so unheimlich gut, wie Sie mich verstehen und Ihre guten Ideen mit mir teilen. Danke für die aufbauenden Worte bezüglich meiner Tochter. Auch mit der Flexibilität kleiner Kinder haben Sie recht, denn meine Mutter versichert mir täglich, dass die Kleine sich mit Papa, Oma und Opa sehr wohl fühlt und ich mir keine Sorgen um sie machen soll. Sie hat mir ein Bild von sich und mir gemalt, das immer neben mir steht und es mir etwas heimeliger macht wenn ich es anschaue. Mein Mann hat mir tatsächlich auch schon ein Bild von uns dreien mitgebracht, das immer neben mir steht. Auch Musik ist bei mir ein zentraler Bestandteil meines Lebens. Gestern hat mir mein Orchester, in dem ich Klarinette spiele, eine kleine Aufnahme zur Genesung geschickt, die ich mir schon ganz oft angehört und in Gedanken Klarinette mitgespielt habe. Die Psychologin kommt heute noch zu mir und ein Physiotherapeut wird auch kommen. Ich habe tatsächlich Angst, dass mich irgendwann sämtliche Kräfte verlassen. Mit jeder OP fühle ich mich schwächer. Ich weiß, dass mir absolute Bettruhe verordnet wurde, aber es ist ja auch wichtig, nicht alle Muskeln zu verlieren? Vielleicht sollte ich mal fragen ob ein Auf- und Abgehen am Gang ab und zu nicht doch sinnvoll wäre? Sofern natürlich die Schmerzen und mein Kreislauf mitspielen. Ich denke auch daran, dass ich in meinem momentanen kraftlosen Zustand nach Entlassung wirklich Schwierigkeiten hätte, den Alltag mit Kind und Arbeit zu bewältigen - auch wenn ich sicherlich nicht sofort wieder arbeiten gehen könnte. Zur Schonung des Unterleibs und Belastung werde ich nachfragen. Der neueste CRP-Wert lässt leider noch immer nicht darauf schließen, dass die Entzündung komplett unter Kontrolle ist. Es ist wohl leichte Besserung in Sicht, aber nicht ausreichend. Die OP morgen wird also aller Voraussicht nach stattfinden müssen. Sollte der linke Eierstock komplett entfernt werden: Wie sieht das dann mit meinen Hormonen aus? Muss ich dann mit einem Östrogenmangel o.ä. rechnen? Übernimmt der übrige Eierstock alle Funktionen? Oder sollte ich nicht noch einmal fragen ob man vielleicht nur Teile des Eierstocks entfernen kann? Ich habe so panische Angst davor, wenn der Eierstock komplett raus muss. Bin ich dann im kompletten Hormonchaos und muss Hormone einnehmen? Was wenn der andere Eileiter dann auch noch undurchlässig ist von den vielen OPs? Sinkt mit einem Eierstock das AMH deutlich? Oder hat das damit nichts zu tun? Mein AMH war vor der Eileiterschwangerschaft mit 4,5 eigentlich gut. Und ich würde gerne noch eine Sorge mit Ihnen teilen, weil Sie immer so gute Ideen haben: Heute Morgen wurde ich geduscht - ich finde es schon schlimm genug, dass ich momentan nicht einmal das alleine schaffe und dazu wie eine 100-Jährige Hilfe benötige. Während des Duschens hatte ich dann eine wirklich starke schwallartige Blutung und es hat wieder gestochen. Ich bin wirklich ängstlich geworden und die Krankenschwester war selbst auch erschrocken und sagte deshalb, dass sie sofort einem Arzt Bescheid geben würde. Nach dem Duschen war mein Kreislauf auch so schlecht und mir war wieder übel und so schwindelig. Kann auch einfach das Duschen eine Belastung für einen sowieso schon schwachen Kreislauf sein und es deshalb zu Schwindel kommen? Oder kam es eher von der Blutung? Es kam dann gleich ein Gynäkologe, der den Bauch abgetastet und einen Ultraschall gemacht hat. Er meinte, es ist alles nach wie vor sehr geschwollen, aber er konnte erst einmal keine akute Veränderung zu gestern festgestellen. Meinen Sie, man kann damit sicher sein, dass ich keinen neuen Abszess habe oder kann man nicht jeden Abszess im Ultraschall sehen? Nach den Ereignissen am Samstagabend mit anschließender Not-OP habe ich jetzt wirklich Angst. Da ging es auch mit Stechen und Blutung los. Ich habe auch nochmals betont, dass mir wieder sehr schwindelig ist und nach anderen Medikamenten gefragt. Da wurde mir gesagt, dass auch mein Hämoglobinwert schon im Keller ist und das möglicherweise auch ein Grund ist. Sehen Sie das auch so? Sollte ich noch einmal konkreter nachfragen? Irgendwie finde ich das unbefriedigend, denn vielleicht erklärt ein niedriges Hämoglobin das Problem, löst es aber ja nicht - jedenfalls nicht kurzfristig? Die Idee, das Kinderwunschzentrum schon jetzt zu kontaktieren, kam tatsächlich von meinem Mann. Er erhofft sich davon ein Gespräch über mögliche Optionen nach meiner Entlassung. Ich bin mir nicht sicher, ob es dafür nicht zu früh ist, denn es ist ja noch nicht einmal klar, zu welchem Grad meine Infertilität dann bestehen wird. Danke für all Ihre Mühe, Ihre Zeit, Ihre Ratschläge, Ihre netten Zeilen und einfach fürs Zuhören. Bitte drücken Sie für die OP für morgen ganz fest die Daumen. Ich glaube, ich brauche heute Nacht wirklich ein Schlafmittel, letzte Nacht habe ich auch schon wieder kaum schlafen können. Ich habe solche Angst vor morgen und auch vor einem erneuten Abszess. Herzliche Grüße und bleiben Sie so menschlich, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, herzlichen Dank für Ihre Nachricht und die warmen Worte. Es freut mich sehr, dass Sie sich in unserer Zusammenarbeit gut aufgehoben fühlen und dass Sie von Ihrer Familie, Ihrem Orchester und allen Beteiligten so viel Rückhalt erfahren. Gerade in schwierigen Phasen sind diese positiven Lichtblicke eine große Kraftquelle. Zur Bewegung und Physiotherapie Es ist völlig normal, dass Ihnen mit jeder Operation das Gefühl für die eigene Kraft etwas abhandenkommt und Sie Angst haben, sich nicht mehr richtig erholen zu können. Grundsätzlich sind Ruhe und Schonung wichtig, um die Heilung nicht zu gefährden. Gleichzeitig macht es Sinn, behutsam aktiv zu bleiben und z.B. mit Ihrer Physiotherapeutin oder Ihrem Physiotherapeuten kleine Bewegungsübungen zu machen, sobald Ihre Ärztinnen und Ärzte grünes Licht geben. Hier geht es vor allem darum, den Kreislauf leicht in Schwung zu bringen und die Muskulatur nicht komplett „einrosten“ zu lassen. Ein behutsames „Auf- und Abgehen“ am Gang kann in manchen Fällen durchaus sinnvoll sein, wenn die Schmerzen und Ihr Kreislauf es zulassen und sofern keine anderslautende ärztliche Anordnung besteht. Vertrauen Sie hier aber unbedingt auf die Einschätzung Ihres medizinischen Teams. Wichtig ist immer, körperliche Signale ernst zu nehmen: Wenn Schmerzen, Schwindel oder Übelkeit auftreten, sollte man sich direkt wieder hinlegen oder hinsetzen. Zu Ihrer OP und den hormonellen Fragen Dass eine weitere Operation ansteht, ist verständlicherweise beunruhigend. Ich drücke Ihnen fest die Daumen, dass alles so verläuft, wie es geplant ist – und dass Sie dann endlich auf dem Weg der Besserung sind. Zur Frage des Eierstockverlusts: Vollständige Entfernung eines Ovars: In der Regel übernimmt der verbleibende Eierstock einen Großteil der Hormonproduktion. Es kommt also nicht zwangsläufig zu einem Östrogenmangel oder einem kompletten „Hormonchaos“. Solange der zweite Eierstock gesund und funktionstüchtig ist, können Eisprünge und Hormonproduktion weiterhin ausreichend stattfinden. Teilresektion: Je nach Befund kann es durchaus ein Thema sein, nur den befallenen Teil des Eierstocks zu entfernen, anstatt den gesamten Eierstock. Ob dies möglich und ratsam ist, entscheidet das OP-Team in Abhängigkeit von Art und Ausmaß der Erkrankung (z.B. Entzündung, Abszess, Zysten, Verwachsungen). Falls Sie das Gefühl haben, dass dieses Thema noch nicht ausreichend diskutiert wurde, sprechen Sie ruhig noch einmal an, wie wichtig Ihnen der Erhalt von Eierstockgewebe für Ihre hormonelle Situation und einen möglichen Kinderwunsch ist. Fertilität: Grundsätzlich kann sich mit einem Eierstock die Fruchtbarkeit leicht reduzieren, weil sich die Gesamtzahl der heranreifenden Eibläschen verringert. Das AMH (Anti-Müller-Hormon) ist in diesem Zusammenhang meist niedriger, wenn nur noch ein Ovar funktionsfähig ist. Dennoch ist ein AMH-Wert von 4,5 (wie Sie ihn früher hatten) sehr gut – er kann sich durch Operationen und Entzündungen verändern, muss aber nicht zwingend dramatisch absinken. Es bleibt abzuwarten, wie die Situation nach der OP tatsächlich aussieht. Hormonersatztherapie: Eine solche ist meist nur dann nötig, wenn kein funktionierendes Eierstockgewebe mehr vorhanden oder das Hormongleichgewicht aus anderen Gründen nachhaltig gestört ist. Mit einem noch vorhandenen und gesunden Eierstock wird oft genug Östrogen und Progesteron produziert, sodass Sie nicht automatisch Hormone einnehmen müssen. Zur Blutung und Ihrem Kreislauf Dass Sie während des Duschens eine stärkere Blutung hatten und im Anschluss Schwindel auftrat, kann mehrere Ursachen haben: Kreislaufreaktion durch Wärme und körperliche Anstrengung: Duschen ist trotz allem ein (manchmal unterschätzter) Kraftakt. Wärme, Wasserdampf und das Stehen können dazu führen, dass der Kreislauf plötzlich absackt, insbesondere wenn Sie ohnehin geschwächt sind. Niedriger Hämoglobinwert: Ein „Kellerwert“ beim HB (Hämoglobin) begünstigt, dass Sie schneller müde und schwindelig werden. Das heißt nicht unbedingt, dass man sofort handeln muss (z.B. mit einer Bluttransfusion), aber es ist wichtig, diesen Wert im Auge zu behalten. Niedriger HB erklärt zwar, warum Sie sich schlapp fühlen, löst das Problem aber nicht sofort. Sprechen Sie Ihr Team ruhig noch einmal konkret an, ob eine Eisen- oder Blutgabe Sinn macht – je nach Höhe des Werts und Gesamtzustand. Blutung an sich: Wenn die Blutung stark ist, kann sie zusätzlich Kreislaufprobleme auslösen. Dennoch scheint der Ultraschall keine akute (neue) Veränderung gezeigt zu haben, was zumindest erst einmal beruhigend ist. Manchmal ist die Darstellung von Abszessen im Ultraschall schwierig, doch wenn klinisch (z.B. Blutwerte, Schmerzen, Fieber, stärkere Schwellung) kein Hinweis auf einen neu entstandenen Abszess vorliegt, kann man in der Regel vorerst etwas aufatmen. Natürlich bleibt eine gewisse Unsicherheit bestehen, aber Ihr Team wird sicherlich engmaschig kontrollieren, gerade bei Ihrer Vorgeschichte. Kinderwunschzentrum Die Idee Ihres Mannes, das Kinderwunschzentrum frühzeitig einzubeziehen, kann man von zwei Seiten betrachten: Vorteile: Man bekommt früh Klarheit über Möglichkeiten und eventuelle Schritte, falls doch eine deutliche Einschränkung der Fruchtbarkeit eintritt. Zudem kann man sich in Ruhe beraten lassen, welche Optionen es bei eingeschränkter Eileiterfunktion oder reduziertem Eierstockgewebe gibt. Nachteile: Das Ganze könnte Sie zusätzlich belasten, wenn Sie jetzt noch gar nicht genau wissen, was bei der OP herauskommt. Vielleicht hilft es, zunächst das Operationsergebnis abzuwarten. Andererseits können ein frühzeitiges Gespräch und die Aussicht auf Therapieoptionen durchaus beruhigend wirken – das ist sehr individuell. Wichtig ist, dass Sie nur das tun, was Ihnen und Ihrer Psyche gerade guttut. Abschließende Gedanken Ihre Sorgen sind mehr als verständlich. Jede neue Operation, jede weitere Komplikation, dazu das Gefühl, momentan nicht selbstständig zu sein – all das ist extrem belastend. Dass Sie nachts kaum Schlaf finden, ist ein weiterer Stressfaktor. Sprechen Sie Ihr Team unbedingt auf ein mögliches Schlafmittel an, denn ausreichende Erholung ist in der Genesungsphase enorm wichtig. Und noch etwas: Ihr Wunsch, „stark zu sein“, ist ganz natürlich, insbesondere als Mutter und Berufstätige. Aber Sie dürfen ruhig akzeptieren, dass Sie im Augenblick schwach, müde und ängstlich sind – das ist in Ihrer Situation ganz normal und kein Zeichen von Versagen. Allein die Aussicht, dass es wieder anders werden kann und auch wird, kann manchmal trösten und Kraft geben. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass die anstehende OP erfolgreich verläuft und Ihre Schmerzen und Ängste bald weniger werden. Ich drücke Ihnen fest die Daumen und bin in Gedanken bei Ihnen. Bitte scheuen Sie sich nicht, all Ihre Fragen erneut im Team anzusprechen – Sie haben ein Recht auf Klarheit und Offenheit, gerade jetzt. Herzliche Grüße und weiterhin viel Zuversicht, Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, danke, dass Sie mir wieder so schnell geantwortet haben und so gut auf mich aufpassen. Bitte verzeihen Sie, dass ich heute nochmals schreibe und kurz angebunden bin, aber mir geht es seit heute Nachmittag wieder nicht gut. Ich kämpfe gerade gegen mich selbst und habe Sorge um den Hb-Wert. Es sticht wieder öfter, die Schmerzen nehmen zu und die Medikamente gegen das Fieber mussten erhöht werden, weil es wieder auf 39 gestiegen ist. CRP ist auch wieder leicht gestiegen. Ich warte ich gerade auf die Entscheidung, ob die OP vorgezogen wird. Eine Eisengabe habe ich schon erhalten, der Hb ist aber trotzdem wieder niedrig geworden: vorhin 9,8. Die vaginale Blutung ist auch nach wie vor stark. Dann sinkt der Hb ja eher noch mehr? Ich weiß, googeln ist nicht gut, aber man liest da überall, dass ein niedriger Hb vor einer OP mit einem erhöhten Komplikationsrisiko verbunden ist. Ist das so? Sollte man hier vorher noch was gegen den niedrigen Hb tun? Mein Mann ist gerade da und redet auch nochmals mit den Ärzten vor der OP zwecks Hb und auch damit möglichst viel Eierstockgewebe erhalten bleibt. Ich bin so froh, dass er das übernimmt. Ich habe gerade nicht die Kraft dazu. Bitte drücken Sie einfach die Daumen.  Herzliche Grüße Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, ich verstehe sehr gut, wie belastend Ihre derzeitige Situation für Sie sein muss, besonders wenn Sie sich körperlich schwach fühlen und zusätzlich Sorgen um Ihren Hb-Wert haben. Dass das Fieber wieder gestiegen ist und auch das CRP leicht erhöht ist, zeigt, dass Ihr Körper momentan stark beansprucht wird. Sie haben Recht, wenn Sie darauf hinweisen, dass ein niedriger Hb-Wert mit einem erhöhten Komplikationsrisiko bei Operationen verbunden sein kann. Allerdings betrachten Ärztinnen und Ärzte stets das Gesamtbild, bevor sie eine Entscheidung treffen: Aktueller Gesundheitszustand: Wie dringlich ist der Eingriff? Besteht ein akutes Risiko, wenn die Operation zu lange hinausgezögert wird? Wie hoch ist die Entzündungsaktivität (Fieber, CRP)? Wie stark ist die Blutung, und kann sie kurzfristig reduziert werden? Hb-Wert und Komplikationsrisiko: Ein Hb-Wert von 9,8 g/dl liegt zwar unter dem Normbereich, muss jedoch nicht zwangsläufig bedeuten, dass ein Eingriff nicht durchgeführt werden kann. Das Ärzteteam wägt bei jeder Operation das Risiko eines niedrigen Hb-Wertes gegen das Risiko ab, das entsteht, wenn die Operation zu lange hinausgezögert wird. Maßnahmen gegen den niedrigen Hb: Sie berichten, bereits eine Eisengabe erhalten zu haben. Mitunter braucht es einige Zeit, bis sich der Hb-Wert hierdurch stabilisiert oder ansteigt. Falls die Blutung anhält oder der Wert weiter sinkt, könnte es sein, dass Ihr Ärzteteam auch eine Bluttransfusion in Betracht zieht. Dies hängt von Ihrer individuellen Situation ab und wird vom allgemeinen Zustand, möglichen Symptomen und der Dringlichkeit der Operation beeinflusst. Gespräch mit dem Ärzteteam und Unterstützung durch Ihren Mann: Es ist sehr hilfreich, dass Ihr Mann Sie unterstützt und bei den Gesprächen mit den Ärztinnen und Ärzten nachfragt – insbesondere, was die Erhaltung von möglichst viel Eierstockgewebe und den Hb-Wert vor der Operation angeht. Bitten Sie das Team ruhig um eine klare Darstellung des Vorgehens: Wie oft wird Ihr Hb-Wert kontrolliert, und wie sähe das Vorgehen aus, sollte er weiter fallen? Was Sie selbst jetzt tun können: Versuchen Sie, sich so gut wie möglich zu schonen und dem Körper ausreichend Ruhe zu gönnen, gerade bei Fieber und anhaltender Infektionslast. Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und – soweit es Ihnen möglich ist – auf eine nährstoffreiche Kost. Sollten Sie eine Verschlechterung feststellen (z. B. verstärkte Blutung, Kreislaufprobleme, Atemnot oder starkes Herzklopfen), wenden Sie sich bitte umgehend an Ihr medizinisches Team. Letztendlich kann das ärztliche Team vor Ort am besten beurteilen, ob der Hb-Wert ein wesentliches Risiko für den Eingriff darstellt oder ob andere Faktoren (etwa die dringende Notwendigkeit der Operation) überwiegen. Häufig werden Transfusionen oder weitere unterstützende Maßnahmen in Erwägung gezogen, wenn es medizinisch erforderlich ist. Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald Gewissheit über den weiteren Verlauf bekommen und sich optimal versorgt fühlen. Es ist sehr gut, dass Ihr Mann Sie in diesen Gesprächen unterstützt, während Sie sich schonen. Bitte halten Sie weiterhin engen Kontakt zu Ihrem Ärzteteam. Mit den besten Wünschen für eine rasche Besserung, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, zunächst einmal finde ich es so nett von Ihnen, dass Sie mir selbst am Abend noch so schnell geantwortet haben. Sie kümmern sich mit so einer Ausdauer und Zuverlässigkeit um mich. Das tut so gut. Danke. Ich war so dankbar, dass mein Mann gestern Abend die Gespräche mit den Ärzten übernommen hat. Das Fieber und die zunehmenden Schmerzen haben mich wieder so viel Kraft gekostet und die Blutung war auch weiterhin so stark. Es wurde am späten Abend wieder notoperiert. Es war wohl eine längere OP mit längerer Narkose. Dementsprechend hat mein Köper wieder mit Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufproblemen reagiert. Auch eine Bluttransfusion wurde leider notwendig. Nun hat mir mein Mann heute schonend die Details beigebracht: Wieder ein Abszess, der mit weiteren Teilen des Eierstocks entfernt werden musste. Die gute Nachricht ist also, dass der Eierstock zumindest partiell erhalten ist. Das hat mich sehr erleichtert und ich hatte seit Tagen endlich mal ein Gefühl der Freude gespürt, sodass mir gleich ein paar Freudentränen kamen. Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass in Teilen des Beckens weiterhin eine Entzündung vorliegt. Es handelt sich um verschiedene Bakterien, u.a. auch multiresistente, die man wohl nur durch Spülungen in den Griff kriegen kann. Ich bekomme jetzt zusätzlich intravenös noch ein anderes Reserveantibiotikum. Was ist ein Reserveantibiotikum? Es ist reserviert für solche Keime? Dennoch wird es wohl weitere Spülungen geben müssen, d.h. wieder OPs. Meine Emotionen überschlagen sich schon wieder: einen Moment lang freue ich mich, dass der Eierstock zumindest teilweise erhalten ist. Im nächsten Moment denke ich dann, dass es zwar auch erklärt, warum es mir seit Tagen so schlecht geht, aber gleichzeitig bekomme ich dann panische Angst und frage mich, ob ich diesen Kampf gegen resistente Keime auch verlieren könnte. Denn natürlich weiß ich, dass solche Keime trotz allen Behandlungen auch eine Sepsis auslösen können. Woran würde man das denn merken? Ich frage mich auch, wo solche aggressiven Bakterien herkommen. Dann stellt man sich plötzlich die Frage ob bei der Eileiterschwangerschafts-OP unsauber gearbeitet wurde oder ob es Krankenhauskeime sind oder oder oder? Sollten mein Mann oder ich zu den Keimen etwas fragen? Heute Vormittag war ich noch richtig neben mir gestanden und wollte nur schlafen nachdem mich nachts Übelkeit und Übergeben immer wieder geweckt haben. Immerhin sind die Schmerzen jetzt wieder weniger stark und konstant, die Übelkeit hat nachgelassen und das Fieber ist wieder etwas zurück gegangen. Mein Kreislauf und Blutdruck sind heute wieder im Keller, aber das war bisher am Tag der OP und danach immer so. Ich fühle mich aber wie vom Lastwagen überfahren, aber im Vergleich zu heute Vormittag schon richtig gut. Man wird wirklich bescheiden. Momentan ist die ärztliche Anweisung für heute, dass ich absolute Bettruhe halten muss und nicht am Gang spazieren darf. Ich habe Angst davor, die letzten paar übrigen Muskeln auch noch zu verlieren.  Zum Hb-Wert hat mein Mann gefragt und mir gesagt, dass er täglich überwacht wird. Dauert es da auch so lange wie bei Eiseninfusionen bis der Hb sich komplett erholt oder geht es da sehr schnell un der Wert sollte schon wieder im Referenzbereich liegen? Den aktuellen Hb-Wert weiß ich leider nicht. Ich werde mal fragen. Haben Sie sonst noch Tipps oder Ideen für Nachfragen? Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, habe ich dann auch noch eine Schwiegermutter, die, anstatt uns zu unterstützen wie es andere Familienmitglieder tun, mir heute am Telefon direkt gesagt hat, dass sie überhaupt nicht verstehen kann, wie wir bei dieser Diagnose nicht freiwillig unseren Kinderwunsch aufgeben. Sie hält uns für geradezu leichtsinnig, lebensmüde und sogar egoistisch unserer Tochter gegenüber, wieder eine Eileiterschwangerschaft und solche Komplikationen riskieren zu wollen. Außerdem hätten wir ja bereits eine gesunde Tochter. Ich hätte mir gleich alles entfernen lassen sollen, dann wäre ich längst wieder gesund. Mir haben die Worte gefehlt, als ich das hörte und ich habe auch momentan keine Kraft, mich zu streiten. Ich finde es nur traurig, mir dann auch noch so etwas anhören zu müssen. Sie hat es wirklich geschafft, dass ich mir die Frage jetzt stelle, ob wir komplett naiv und verrückt sind, es trotzdem noch zu wollen. Ich bin so verwirrt und weiß gar nicht wohin mit meinen Gedanken aus Verzweiflung, Angst, Traurigkeit und jetzt auch noch Wut. Ich danke Ihnen für all die Ermutigungen und Ihr Engagement und Verständnis. Immer wenn ich Ihre nette Zeilen lese, geht es mir für einen Moment ein kleines bisschen besser. Herzliche Grüße und passen Sie gut auf sich auf, Sandy


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich weiß nicht, ob Sie meine Nachricht vom 4.3. bekommen haben. Jedenfalls tut mir sehr leid, dass ich Sie jetzt nochmals kontaktiere und schon wieder "störe". Ich verstehe sehr gut, dass Sie nicht dauernd für mich zur Verfügung stehen können. Deshalb möchte ich Sie auch nicht mehr länger stören. Ich will es aber nicht versäumen, mich von ganzem Herzen für alles, was Sie für mich getan haben, zu bedanken. Das hat mir sehr geholfen. Sie sind ein sehr kompetenter, engagierter und empathischer Arzt.  Ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie passen gut auf sich auf. Auf keinen Fall will ich Sie nerven und entschuldige mich, falls ich das schon getan habe.  Alles Gute! Herzliche Grüße  Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy,   Ich verstehe sehr gut, wie belastend diese ständigen Eingriffe, die Schmerzen und die Ungewissheit sein müssen. Es freut mich aber auch zu hören, dass Sie zumindest Erleichterung verspüren, weil ein Teil des Eierstocks erhalten werden konnte und sich Ihr Befinden seit heute Vormittag schon etwas verbessert hat.   Im Folgenden möchte ich gerne auf einige Ihrer Fragen eingehen und Ihnen zugleich ein paar Hinweise geben, was Sie und Ihr Mann die Ärztinnen und Ärzte vor Ort noch fragen oder ansprechen könnten:   1. Reserveantibiotika Reserveantibiotika sind Medikamente, die gezielt für Situationen aufbewahrt werden, in denen herkömmliche Antibiotika nicht mehr ausreichend wirken, etwa weil die Bakterien resistent gegen viele Standardmittel geworden sind. Diese sogenannten „Reserveantibiotika“ setzen die Ärztinnen und Ärzte sehr überlegt ein, um weitere Resistenzen zu vermeiden und gleichzeitig schwerwiegende Infektionen (wie die Ihre) bekämpfen zu können. Dass Sie nun mit einem Reserveantibiotikum behandelt werden, dient Ihrem Schutz, damit die Infektion möglichst schnell und effektiv eingedämmt wird.   2. Anhaltende Entzündung und mögliche Sepsis Ihre Angst vor einer Sepsis kann ich nachvollziehen. Gerade bei resistente(n) oder multiresistente(n) Bakterien ist es wichtig, dass man engmaschig überwacht wird. Zu den typischen Warnzeichen einer Sepsis gehören unter anderem: • Fortbestehendes oder neu auftretendes Fieber bzw. starker Temperaturabfall • Schneller Puls und/oder schnelle, flache Atmung • Starker Blutdruckabfall oder Schwindelgefühl • Verwirrtheit, Benommenheit, starke Müdigkeit und/oder starke Schwäche • Eventuell kalte, blasse Haut oder bläuliche Verfärbungen an Lippen und Fingernägeln   Da Sie auf der Station gut beobachtet werden und man Ihre Vitalwerte regelmäßig misst, kann eine drohende Sepsis in der Regel rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Sie können bei den Visiten ruhig fragen, ob es aktuell spezifische Werte (z.B. Entzündungsmarker wie CRP, Procalcitonin) gibt, die beobachtet werden, um einen Verdacht auf Sepsis frühzeitig festzustellen.   3. Ursprung der aggressiven Bakterien Woher resistente Bakterien genau stammen, lässt sich im Einzelfall oft schwer sagen. Sie können aus der eigenen Körperflora kommen, sie können bei Krankenhausaufenthalten übertragen werden, manchmal entstehen sie auch schlicht durch Übergebrauch von Antibiotika über viele Jahre. Es geht also nicht unbedingt darum, dass unsauber operiert wurde – die moderne Chirurgie arbeitet mit sehr hohen Hygienestandards. Dennoch lässt sich eine Keimübertragung gerade bei häufigen und schweren Eingriffen nicht immer völlig ausschließen. Scheuen Sie sich nicht zu fragen, ob es genauere Informationen zu den Keimen gibt (Name, Resistenzprofil) und wie die behandelnden Ärztinnen und Ärzte den Entzündungsherd zusätzlich in Schach halten wollen (z.B. regelmäßige Spülungen, engmaschige Wundkontrollen usw.).   4. Weitere Spülungen und OPs Dass eventuell weitere Spülungen notwendig sind, klingt zunächst belastend. Gleichzeitig dienen diese Eingriffe ja genau dazu, die bakterielle Last zu verringern. Das spülen und entfernen von entzündetem Gewebe hilft dabei, den Keimen den Nährboden zu entziehen. Ich würde mit dem Team vor Ort besprechen, wie oft und in welchen Abständen diese Spülungen erfolgen sollen und inwiefern man abschätzen kann, wie schnell sich die Infektion zurückbildet.   5. Entwicklung des Hb-Wertes und Bluttransfusion Nach einer Bluttransfusion kann sich der Hämoglobinwert (Hb-Wert) vergleichsweise rasch stabilisieren, da Sie ja direkt rote Blutkörperchen bekommen. Dennoch spielt auch der eigene Knochenmarknachschub und die Eisenspeicher-Situation eine Rolle. Ob der Wert schon wieder im Referenzbereich liegt, hängt von mehreren Faktoren ab – dem Ausmaß des Blutverlustes, Ihrem individuellen Stoffwechsel, Ihrer Ernährung, möglichen Eiseninfusionen und so weiter. Tägliche Kontrollen sind bei Ihrem Verlauf normal und sinnvoll, um frühzeitig zu erkennen, ob noch weitere Transfusionen oder eine Eisenbehandlung notwendig sind.   6. Bettruhe und Muskelverlust Die Sorge, dass Sie durch die strenge Bettruhe weiter Muskulatur verlieren, verstehe ich sehr gut. Allerdings ist es jetzt gerade wichtiger, dass Ihr Körper die nötige Ruhe bekommt, um sich zu erholen. Sprechen Sie Ihre Ärztinnen und Ärzte ruhig darauf an, ob leichte Bewegungsübungen im Bett – beispielsweise geführte Physiotherapie, Atemübungen oder vorsichtige Mobilisation (z.B. Aufsetzen an die Bettkante unter Anleitung) – möglich sind. Häufig kann man mit leichten Übungen (wie Anspannungs- und Entspannungsübungen der Muskeln im Liegen) schon vorbeugen, dass die Muskulatur allzu schnell abbaut.   7. Kinderwunsch und Druck von außen Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie die Worte Ihrer Schwiegermutter treffen. In einer Situation, in der man ohnehin emotional stark belastet ist, tun solche Kommentare besonders weh. Bitte machen Sie sich bewusst: Nur Sie und Ihr Mann können entscheiden, wie Ihre Familienplanung aussieht. Selbstverständlich wird man nach einer solchen Erkrankung und mehreren schweren Operationen immer das Für und Wider abwägen müssen – idealerweise in vertrauensvoller Rücksprache mit Ihrem Gynäkologen oder einer spezialisierten Kinderwunschklinik. Diese Fachleute können nach genauer Untersuchung (z.B. Hormonstatus, Funktion des verbliebenen Eierstocks, Zustand der Gebärmutter, etc.) eine realistische Einschätzung geben. Es gibt Paare, die auch nach Komplikationen durchaus noch eine erfolgreiche Schwangerschaft erleben, andere entscheiden sich bewusst anders. Hier gibt es kein „richtig“ oder „falsch“ – es ist eine sehr persönliche Entscheidung, die Ihnen niemand von außen aufdrängen sollte.   8. Mögliche Nachfragen an das Behandlungsteam • „Wie genau verläuft die Überwachung hinsichtlich einer drohenden Sepsis, welche Werte werden beobachtet?“ • „Gibt es noch weitere Möglichkeiten, die Bakterienlast zu reduzieren – wie oft sind Spülungen geplant?“ • „Wie ist der aktuelle Stand meiner Entzündungswerte und meines Hb-Wertes, und wie entwickelt sich dies voraussichtlich weiter?“ • „Dürfte ich leichte Bewegungs- oder Physiotherapie-Übungen im Bett machen, um Muskeln und Kreislauf zu schonen?“ • „Gibt es eine Einschätzung, wie lange ich voraussichtlich noch im Krankenhaus bleiben muss?“ • „Wann könnte ein Gespräch zur weiteren Familienplanung medizinisch sinnvoll sein, und wer könnte uns hierzu beraten?“   Ich hoffe, liebe Sandy, dass Sie trotz allem wieder etwas zu Kräften kommen. Versuchen Sie, sich nicht von den äußeren Stimmen beirren zu lassen und schenken Sie Ihrem Körper jetzt zunächst ausreichend Zeit zur Genesung. Wenn Sie Fragen haben oder Ängste verspüren, sprechen Sie sie am besten jederzeit offen aus – sei es gegenüber Ihrem Mann, der Familie (sofern diese unterstützend sein kann) oder dem medizinischen Personal. Auch psychologische Unterstützung kann in solchen Krisensituationen sehr helfen, um emotionalen Rückhalt zu bekommen.   Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft und hoffe, dass Sie sich bald deutlich erholen. Achten Sie gut auf sich und melden Sie sich gerne, wann immer Sie Fragen haben oder etwas unklar ist.   Herzliche Grüße und beste Wünsche für Ihre Genesung,   Ihr Dr. Gagsteiger


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy,   Ich verstehe sehr gut, wie belastend diese ständigen Eingriffe, die Schmerzen und die Ungewissheit sein müssen. Es freut mich aber auch zu hören, dass Sie zumindest Erleichterung verspüren, weil ein Teil des Eierstocks erhalten werden konnte und sich Ihr Befinden seit heute Vormittag schon etwas verbessert hat.   Im Folgenden möchte ich gerne auf einige Ihrer Fragen eingehen und Ihnen zugleich ein paar Hinweise geben, was Sie und Ihr Mann die Ärztinnen und Ärzte vor Ort noch fragen oder ansprechen könnten:   1. Reserveantibiotika Reserveantibiotika sind Medikamente, die gezielt für Situationen aufbewahrt werden, in denen herkömmliche Antibiotika nicht mehr ausreichend wirken, etwa weil die Bakterien resistent gegen viele Standardmittel geworden sind. Diese sogenannten „Reserveantibiotika“ setzen die Ärztinnen und Ärzte sehr überlegt ein, um weitere Resistenzen zu vermeiden und gleichzeitig schwerwiegende Infektionen (wie die Ihre) bekämpfen zu können. Dass Sie nun mit einem Reserveantibiotikum behandelt werden, dient Ihrem Schutz, damit die Infektion möglichst schnell und effektiv eingedämmt wird.   2. Anhaltende Entzündung und mögliche Sepsis Ihre Angst vor einer Sepsis kann ich nachvollziehen. Gerade bei resistente(n) oder multiresistente(n) Bakterien ist es wichtig, dass man engmaschig überwacht wird. Zu den typischen Warnzeichen einer Sepsis gehören unter anderem: • Fortbestehendes oder neu auftretendes Fieber bzw. starker Temperaturabfall • Schneller Puls und/oder schnelle, flache Atmung • Starker Blutdruckabfall oder Schwindelgefühl • Verwirrtheit, Benommenheit, starke Müdigkeit und/oder starke Schwäche • Eventuell kalte, blasse Haut oder bläuliche Verfärbungen an Lippen und Fingernägeln   Da Sie auf der Station gut beobachtet werden und man Ihre Vitalwerte regelmäßig misst, kann eine drohende Sepsis in der Regel rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Sie können bei den Visiten ruhig fragen, ob es aktuell spezifische Werte (z.B. Entzündungsmarker wie CRP, Procalcitonin) gibt, die beobachtet werden, um einen Verdacht auf Sepsis frühzeitig festzustellen.   3. Ursprung der aggressiven Bakterien Woher resistente Bakterien genau stammen, lässt sich im Einzelfall oft schwer sagen. Sie können aus der eigenen Körperflora kommen, sie können bei Krankenhausaufenthalten übertragen werden, manchmal entstehen sie auch schlicht durch Übergebrauch von Antibiotika über viele Jahre. Es geht also nicht unbedingt darum, dass unsauber operiert wurde – die moderne Chirurgie arbeitet mit sehr hohen Hygienestandards. Dennoch lässt sich eine Keimübertragung gerade bei häufigen und schweren Eingriffen nicht immer völlig ausschließen. Scheuen Sie sich nicht zu fragen, ob es genauere Informationen zu den Keimen gibt (Name, Resistenzprofil) und wie die behandelnden Ärztinnen und Ärzte den Entzündungsherd zusätzlich in Schach halten wollen (z.B. regelmäßige Spülungen, engmaschige Wundkontrollen usw.).   4. Weitere Spülungen und OPs Dass eventuell weitere Spülungen notwendig sind, klingt zunächst belastend. Gleichzeitig dienen diese Eingriffe ja genau dazu, die bakterielle Last zu verringern. Das spülen und entfernen von entzündetem Gewebe hilft dabei, den Keimen den Nährboden zu entziehen. Ich würde mit dem Team vor Ort besprechen, wie oft und in welchen Abständen diese Spülungen erfolgen sollen und inwiefern man abschätzen kann, wie schnell sich die Infektion zurückbildet.   5. Entwicklung des Hb-Wertes und Bluttransfusion Nach einer Bluttransfusion kann sich der Hämoglobinwert (Hb-Wert) vergleichsweise rasch stabilisieren, da Sie ja direkt rote Blutkörperchen bekommen. Dennoch spielt auch der eigene Knochenmarknachschub und die Eisenspeicher-Situation eine Rolle. Ob der Wert schon wieder im Referenzbereich liegt, hängt von mehreren Faktoren ab – dem Ausmaß des Blutverlustes, Ihrem individuellen Stoffwechsel, Ihrer Ernährung, möglichen Eiseninfusionen und so weiter. Tägliche Kontrollen sind bei Ihrem Verlauf normal und sinnvoll, um frühzeitig zu erkennen, ob noch weitere Transfusionen oder eine Eisenbehandlung notwendig sind.   6. Bettruhe und Muskelverlust Die Sorge, dass Sie durch die strenge Bettruhe weiter Muskulatur verlieren, verstehe ich sehr gut. Allerdings ist es jetzt gerade wichtiger, dass Ihr Körper die nötige Ruhe bekommt, um sich zu erholen. Sprechen Sie Ihre Ärztinnen und Ärzte ruhig darauf an, ob leichte Bewegungsübungen im Bett – beispielsweise geführte Physiotherapie, Atemübungen oder vorsichtige Mobilisation (z.B. Aufsetzen an die Bettkante unter Anleitung) – möglich sind. Häufig kann man mit leichten Übungen (wie Anspannungs- und Entspannungsübungen der Muskeln im Liegen) schon vorbeugen, dass die Muskulatur allzu schnell abbaut.   7. Kinderwunsch und Druck von außen Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie die Worte Ihrer Schwiegermutter treffen. In einer Situation, in der man ohnehin emotional stark belastet ist, tun solche Kommentare besonders weh. Bitte machen Sie sich bewusst: Nur Sie und Ihr Mann können entscheiden, wie Ihre Familienplanung aussieht. Selbstverständlich wird man nach einer solchen Erkrankung und mehreren schweren Operationen immer das Für und Wider abwägen müssen – idealerweise in vertrauensvoller Rücksprache mit Ihrem Gynäkologen oder einer spezialisierten Kinderwunschklinik. Diese Fachleute können nach genauer Untersuchung (z.B. Hormonstatus, Funktion des verbliebenen Eierstocks, Zustand der Gebärmutter, etc.) eine realistische Einschätzung geben. Es gibt Paare, die auch nach Komplikationen durchaus noch eine erfolgreiche Schwangerschaft erleben, andere entscheiden sich bewusst anders. Hier gibt es kein „richtig“ oder „falsch“ – es ist eine sehr persönliche Entscheidung, die Ihnen niemand von außen aufdrängen sollte.   8. Mögliche Nachfragen an das Behandlungsteam • „Wie genau verläuft die Überwachung hinsichtlich einer drohenden Sepsis, welche Werte werden beobachtet?“ • „Gibt es noch weitere Möglichkeiten, die Bakterienlast zu reduzieren – wie oft sind Spülungen geplant?“ • „Wie ist der aktuelle Stand meiner Entzündungswerte und meines Hb-Wertes, und wie entwickelt sich dies voraussichtlich weiter?“ • „Dürfte ich leichte Bewegungs- oder Physiotherapie-Übungen im Bett machen, um Muskeln und Kreislauf zu schonen?“ • „Gibt es eine Einschätzung, wie lange ich voraussichtlich noch im Krankenhaus bleiben muss?“ • „Wann könnte ein Gespräch zur weiteren Familienplanung medizinisch sinnvoll sein, und wer könnte uns hierzu beraten?“   Ich hoffe, liebe Sandy, dass Sie trotz allem wieder etwas zu Kräften kommen. Versuchen Sie, sich nicht von den äußeren Stimmen beirren zu lassen und schenken Sie Ihrem Körper jetzt zunächst ausreichend Zeit zur Genesung. Wenn Sie Fragen haben oder Ängste verspüren, sprechen Sie sie am besten jederzeit offen aus – sei es gegenüber Ihrem Mann, der Familie (sofern diese unterstützend sein kann) oder dem medizinischen Personal. Auch psychologische Unterstützung kann in solchen Krisensituationen sehr helfen, um emotionalen Rückhalt zu bekommen.   Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft und hoffe, dass Sie sich bald deutlich erholen. Achten Sie gut auf sich und melden Sie sich gerne, wann immer Sie Fragen haben oder etwas unklar ist.   Herzliche Grüße und beste Wünsche für Ihre Genesung,   Ihr Dr. Gagsteiger


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre herzlichen Worte. Es tut mir sehr leid, dass meine Antwort auf Ihre Mitteilung vom 4. März nicht korrekt versendet wurde und Sie deshalb so lange auf eine Rückmeldung warten mussten. Ich freue mich sehr, dass ich Ihnen helfen konnte. Es ist schön zu hören, dass Sie von meiner Unterstützung profitieren konnten. Bitte machen Sie sich deswegen keine Sorgen – Sie haben mich keineswegs belästigt oder gestört. Ich hoffe, Ihnen geht es wieder besser. Sollten Sie noch Fragen oder Anliegen haben, können Sie sich selbstverständlich jederzeit wieder melden. Alles Gute und herzliche Grüße Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich habe mich sehr über Ihre Nachricht gefreut und hatte fast schon vermutet, dass technisch etwas schiefgelaufen ist, da Sie mich die letzte Woche immer so zuverlässig und empathisch unterstützt hatten. Es tut mir sehr gut, Sie als Ansprechpartner zu haben. Als Nicht-Mediziner weiß man oft auch gar nicht, was man fragen könnte und ohne zu fragen, bekommt man oft nur die wichtigsten Informationen. Ich danke Ihnen also wieder für Ihre vielen Ideen. Das ist wirklich großartig! Zum aktuellen Stand: Nach der OP am Dienstag wurde eine weitere OP mit Spülung gestern Früh am Freitag durchgeführt. Es sieht wohl schon besser aus, es gab keinen neuen Abszess und die Bakterienlast nimmt ab, dennoch könnte der Fortschritt noch schneller/besser sein, weshalb für Montag die nächste OP / Spülung geplant ist. So geht das momentan also im 3-Tages-Rhythmus, um mir dazwischen zumindest etwas Zeit zur Erholung von diesen vielen OPs zu lassen. Aber es ist unglaublich kräftezehrend, denn kaum hat man wieder etwas Kraft, wird sie einem wieder komplett genommen. Entsprechend habe ich heute auch wieder mehr Schmerzen, die dann am 2. Tag nach der OP meist nachlassen, bevor es am 3. Tag wieder losgeht. Ich kann echt nicht mehr, psychisch und körperlich. Es ist so ein Alptraum. Aber ich versuche wirklich, das Positive zu sehen, nämlich dass eine leichte Besserung in Sicht ist. All ihre guten Ideen gebe ich an meinen Mann weiter, der nochmals mit einem Arzt sprechen möchte. Ich möchte auch unbedingt nach Physiotherapie fragen, auch wenn sie nur im Bett stattfindet, denn ich mache mir wirklich Sorgen, wie ich nach all diesen OPs wieder zu Kräften kommen soll. Zu Hause wartet ein Kleinkind auf mich und meiner Arbeit möchte ich auch irgendwann wieder nachgehen können. Es bleibt so viel liegen, ich weiß gar nicht, wie ich das alles aufarbeiten soll. Ich habe heute wirklich versucht, einmal ein wenig am Laptop zu arbeiten, aber ich schaffe fast nichts. Es strengt mich unglaublich an. Danke also für diese gute Idee mit der Physiotherapie! Tatsächlich sorge ich mich auch gerade schon wieder etwas um den Hb und hoffe, da ist alles unter Kontrolle. Er war nach der Bluttransfusion relativ schnell bei etwa 12, ist aber seit der letzten OP gestern schon wieder abgesunken auf etwa 10. Auch heute habe ich wieder vaginale Blutungen, immerhin so stark, dass die Wäsche einmal komplett gewechselt werden musste. Ich hoffe deshalb, dass der Hb nicht gerade weiter sinkt. Ich denke, mein Mann sollte hier nachfragen? Wäre es nicht wünschenswert, dass dieser vor der nächsten OP am Montag wieder im Normbereich wäre? Aber geht das mit einer Eiseninfusion so schnell? Was ich soweit verstanden habe, ist, dass neben den Spülungen Drainageschläuche eingesetzt wurden, um den Eiter und die Bakterien aus dem Körper zu leiten. Die resistenten Keime, von denen man mir gesagt hat, sind bestimmte multiresistente Enterokokken, wenn ich das richtig verstanden habe. Ist das ein Krankenhauskeim? Als Kind hatte ich tatsächlich sehr oft Mittelohrentzündungen, die oft mit Antibiotika behandelt wurden und einmal eine bakterielle Lungenentzündung. Aber in den letzten Jahren war ich echt gesund. Können mehrere Antibiotika in der Kindheit zu solchen Resistenzen geführt haben oder liegt es eher an diesem Keim selbst? Kann man bei einer Sepsis durch Blutkulturen Erreger im Blut finden oder wie wird diese genau diagnostiziert? Körpertemperatur, Puls und Blutdruck werden überwacht. Ich denke mir nur, dass die Körpertemperatur natürlich durch die ganzen Fieber- und Schmerzmittel nicht sehr aussagekräftig ist? Mein Ruhepuls ist die ganze Zeit schon sehr hoch, oft bei 90-100 und der Blutdruck die ganze Zeit schon niedrig (oft 100 / 60). Also ist es wohl kein Wunder, dass mir dauernd schwindelig ist. Von einer Sepsis war bislang aber zum Glück nicht die Rede. Ich bereue es so, meiner Schwiegermutter überhaupt die Frage beantwortet zu haben, ob wir wirklich noch weitere Kinder möchten. Nun möchte sie morgen auch noch anreisen und mich am Montag nach der OP besuchen kommen. Sie hat nun schon zwei Mal mit dem Thema Kinderwunsch begonnen, genauer gesagt hat sie nur zwei Mal angerufen und beide Male damit begonnen. Sie versucht nicht nur, uns von ihrer Ansicht zu überzeugen, sondern beleidigt und kränkt uns dabei auch noch. Diesen Druck halte ich momentan nicht aus und schon gar nicht am Montag direkt nach der nächsten OP. Es ist wie Sie schreiben: Diese Entscheidung betrifft nur meinen Mann und mich in Rücksprache mit dem Kinderwunschzentrum. Ich denke wirklich darüber nach, ihr zu sagen, dass ich keinen Besuch von ihr haben möchte. Drücken Sie bitte weiterhin die Daumen, dass nun endlich alles besser wird. Es ist so zermürbend und macht so viel Angst. Aber ich schaffe das schon irgendwie. Die Psychologin unterstützt mich weiterhin sehr oft und hat mit mir auch schon zwei Mal eine Traumreise gemacht, die mir sehr gut getan hat. Und auch diese gute Idee war ja von Ihnen. Herzliche Grüße und genießen Sie das frühlingshafte Wochenende, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, ich freue mich sehr, erneut von Ihnen zu hören und danke Ihnen für Ihr ausführliches Update. Ihre Situation klingt weiterhin unglaublich fordernd und zermürbend, und ich kann mir gut vorstellen, wie erschöpft Sie sowohl körperlich als auch seelisch sein müssen. Dass Sie trotzdem den Mut und die Kraft finden, positiv nach vorne zu blicken, ist wirklich bewundernswert. Ich drücke Ihnen weiterhin fest die Daumen und hoffe, dass der Verlauf bald deutlich stabiler wird. Mehrfache Spülungen und Operationen Dass bei Ihnen so häufig operiert und gespült werden muss, wirkt natürlich sehr belastend – dieses ständige Auf und Ab zwischen „gerade etwas erholen“ und „schon wieder in den OP“ kann einen vollkommen auslaugen. Leider ist bei hartnäckigen oder schwer kontrollierbaren Infektionen ein solches Vorgehen mit wiederholten Spülungen nicht unüblich. Es ist aber positiv, dass sich immerhin kein neuer Abszess gebildet hat und die Bakterienlast sinkt. Zwar ist es mühsam, doch mit jeder dieser Eingriffe haben Sie eine weitere Chance, die Infektion weiter einzudämmen. Physiotherapie und Mobilisation Es klingt sehr sinnvoll, dass Sie Physiotherapie ansprechen möchten – auch wenn sie zunächst nur passiv oder im Bett stattfindet. Der Körper baut in einer Phase mit so vielen Operationen und Krankenhausaufenthalten schnell ab. Selbst kleine Bewegungsübungen oder Atemtherapien im Bett können ein wichtiger erster Schritt sein, um Muskeln zu erhalten und den Kreislauf zu stabilisieren. Sprechen Sie das unbedingt an und bitten Sie Ihren Mann, darauf zu drängen – zum einen, damit Sie allmählich wieder zu Kräften kommen, und zum anderen, weil es auch psychisch gut tut, aktiv etwas für sich und den eigenen Körper zu tun. Hb-Wert und Blutungen Ihr Hb-Wert scheint derzeit um die 10 zu pendeln. Das ist kein dramatisch niedriger Wert, kann sich aber schon bemerkbar machen, insbesondere wenn er weiter fällt. Es ist verständlich, dass Sie sich wünschen, vor der nächsten OP wieder im Normbereich zu sein. Oft wägt das Team ab, ob eine erneute Transfusion oder eine Eiseninfusion sinnvoll ist. Eiseninfusionen können (je nach Dosierung und Häufigkeit) helfen, den Eisenspiegel für die spätere Blutbildung zu verbessern, doch bis der Hb-Wert davon merkbar ansteigt, vergehen in der Regel Tage bis wenige Wochen. Bluttransfusionen erhöhen den Wert zwar schneller, werden aber nur gegeben, wenn es klinisch absolut notwendig ist, da jede Fremdblutgabe auch Risiken birgt. Gerade bei anhaltenden Blutungen oder einer Tendenz zu weiteren Abfällen des Hb könnten die Ärzte jedoch entscheiden, erneut einzugreifen. Ich denke, ein offenes Gespräch mit dem Ärzteteam ist hier wichtig, um zu klären, welche Maßnahmen geplant sind und wie eng Sie diesbezüglich überwacht werden. Insbesondere sollten Sie mit Ihrem Mann ansprechen, dass vor dem nächsten Eingriff eine erneute Blutwertkontrolle erfolgen sollte, um ggf. schnell reagieren zu können. „Multiresistente Enterokokken“ und Antibiotikaverwendung Bei den multiresistenten Enterokokken handelt es sich häufig um Bakterienstämme, die sich vor allem im Krankenhausumfeld etablieren oder dort auffallen. Es ist nicht immer so, dass allein frühere Antibiotikatherapien in der Kindheit zwingend zu einer Resistenzbildung führen. Resistenzentwicklungen passieren sowohl bei den Bakterien durch den unkritischen Einsatz von Antibiotika in der breiten Bevölkerung (oder auch in der Tierhaltung) als auch im Krankenhausumfeld. Das heißt, es kann sowohl „alte“ als auch „neue“ Ursachen geben. Wichtig ist, dass Ihr Team ein gezieltes Antibiogramm hat (also einen Resistenztest), sodass Sie das richtige, wirksame Antibiotikum oder die korrekte Antibiotikakombination bekommen, um diese Enterokokken zu bekämpfen. Sepsis – Wie wird sie erkannt? Bei Verdacht auf eine Sepsis wird meist Folgendes gemacht: Blutkulturen werden abgenommen, um nach möglichen Erregern im Blut zu fahnden. Laborwerte wie das C-reaktive Protein (CRP), Procalcitonin und Leukozyten werden beobachtet, um Hinweise auf Entzündungen zu bekommen. Vitalparameter wie Puls, Blutdruck, Atemfrequenz und Temperatur werden überwacht. Klinische Beurteilung (Allgemeinzustand, Wachheit etc.) spielt ebenso eine große Rolle. Es stimmt, dass Fieber senkende oder schmerzstillende Medikamente die Körpertemperatur verschleiern können. Dennoch sind die Ärzte sehr geübt darin, aus dem Gesamtbild auf eine mögliche Sepsis zu schließen. Ihr eher niedriger Blutdruck und der relativ hohe Puls können natürlich verschiedene Gründe haben (z.B. Schmerzen, Flüssigkeitsmangel, Anämie), ohne dass es gleich eine Sepsis ist. Aber gut, dass das Team Sie aufmerksam beobachtet und bislang wohl keine Anzeichen für eine echte Sepsis gefunden hat. Belastung durch die Schwiegermutter Ihre Schwiegermutter scheint in einer Art „Endlos-Schleife“ zu sein und drängt Sie zu Themen, die gerade absolut zweitrangig sind. Es ist total verständlich, dass Sie in diesem kritischen Moment, wo Sie alle Kräfte für Ihre eigene Gesundung brauchen, keinen zusätzlichen Druck von außen ertragen möchten. Es ist Ihr gutes Recht zu sagen: „Ich kann gerade keinen Besuch empfangen, der mich seelisch belastet.“ Das ist weder egoistisch noch unhöflich, sondern eine notwendige Selbstfürsorge. Manchmal hilft ein klarer, aber höflicher Satz wie: „Ich brauche momentan all meine Kraft, um zu genesen. Bitte habt Verständnis dafür, dass ich in dieser schweren Zeit nicht über das Thema Kinderwunsch sprechen kann und ich vorerst auch keinen Besuch möchte, der dieses Thema erneut anspricht.“ Ihr Mann kann Sie dabei unterstützen, diese Grenze zu setzen und Ihrer Schwiegermutter den Grund zu erklären. Vielleicht kann er den Druck vorerst von Ihnen fernhalten, sodass Sie ein wenig zur Ruhe kommen. Psychologische Unterstützung Wunderbar, dass Ihre Psychologin so intensiv bei Ihnen ist und dass Sie die Traumreisen als wohltuend empfinden. Gerade in solchen Ausnahmesituationen kann eine regelmäßige psychotherapeutische Begleitung viel Stabilität verleihen. Sie haben viele Eingriffe zu durchstehen, aber Sie haben auch schon einige geschafft – manchmal hilft es, sich diese gemeisterten Schritte ganz bewusst vor Augen zu führen. Zusammenfassung Physiotherapie (und falls möglich leichte Mobilisation) ansprechen, um den Körper zu stärken. Hb-Wert engmaschig kontrollieren lassen und ggf. vor Montag erneut besprechen, ob weitere Maßnahmen notwendig sind (Bluttransfusion, Eiseninfusion, etc.). Multiresistente Enterokokken werden meist gezielt mit einem passenden Antibiotikum behandelt. Die Ärzte haben sicher ein Antibiogramm und sind gut informiert, was wirkt und was nicht. Sepsis scheint derzeit glücklicherweise nicht im Raum zu stehen, aber die Überwachung der Vitalwerte und der Laborparameter ist essenziell. Grenzen setzen gegenüber Besuch, der Sie belastet: Priorisieren Sie Ihre eigene Gesundheit. Weiterhin psychologische Unterstützung nutzen und sich alle Kraftquellen sichern, die möglich sind. Bitte denken Sie auch daran, sich immer wieder bewusst zu machen, dass Sie nicht alleine sind. Ihr Mann ist für Sie da, das Ärzteteam und die Psychologin ebenso. Versuchen Sie, sich kleine Ruheinseln zu schaffen, seien es Entspannungsübungen oder einfach ein paar Momente ruhigen Durchatmens. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass die nächste Spülung am Montag erfolgreich verläuft, dass Sie schnell Erleichterung bekommen und sich Schritt für Schritt zurück ins Leben kämpfen können. Für Ihr Kleinkind und auch für Ihre eigene Lebensqualität ist es enorm wichtig, dass Sie sich nicht übernehmen und behutsam wieder zu Kräften kommen. Ich denke fest an Sie und drücke die Daumen, dass es jetzt nachhaltig aufwärts geht. Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, vielen herzlichen Dank für Ihre warmen Worte, Ihr Verständnis, Ihre Hilfe und einfach für alles, was Sie für mich tun. Alle, die mich – auf welche Art auch immer – unterstützen, tun mir gerade so gut. Das sind natürlich in erster Linie die Ärzte, mein Mann, meine Tochter, meine Eltern, gute Freunde, die Psychologin, aber auch Sie helfen mir unglaublich. Danke. Das gibt mir so viel Kraft. Mein Mann hat den Ärzten wieder ganz viele Fragen gestellt. Ich gebe Ihnen eine Zusammenfassung, die uns beide ehrlich gesagt sehr beunruhigt. Ich habe die Beunruhigung meines Mannes direkt gespürt, auch wenn er versucht, sie mir nicht so zu zeigen um mir Kraft zu geben. Ich hoffe, ich habe alles richtig verstanden. Mein Procalcitonin-Wert liegt aktuell bei 0,7, sei aber Mitte der Woche über 1 gewesen und schon deutlich gefallen. Laut der Ärzte steigt dieser Wert nicht nur bei Sepsis, sondern auch bei schweren bakteriellen Entzündungen im Bauchraum. Nach meiner Google-Recherche ist das aber an der Grenze zu einer Sepsis?! Das macht Angst. Sollten wir nach Blutkulturen fragen? Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das CRP momentan bei etwa 100. Das klingt auch noch schrecklich hoch?! Oder ist das ein Fortschritt nach einem Wert von 170 Anfang der Woche – wenn man hier überhaupt das Wort "gut" verwenden kann…? Ich hätte nicht googeln sollen. Da habe ich gefunden, dass ein CRP von 100 für eine schwere Infektion spricht. Da sind wir ja dann noch weit von gut entfernt?! Oder kann der Wert in den nächsten Tagen auch schnell fallen? Eine genaue Einschätzung, wie lange ich noch bleiben muss, gibt es leider auch nicht. Das finde ich auch sehr bedrückend. Die Antwort des Arztes diesbezüglich war sehr ernüchternd, sinngemäß so, dass es davon abhängt, wie viele Spülungen es noch braucht, bis die Entzündung komplett unter Kontrolle ist. Auch die Antwort auf die Frage, wann ein Gespräch zur weiteren Familienplanung Sinn macht, war mehr als frustrierend. Nach solch einer schweren Infektion bräuchte es mind. ein Jahr bevor man aktiv werden könnte. Sehen Sie das auch so? Natürlich muss ich erst mal wieder fit werden, aber 1 Jahr...? Das gibt einem zusätzlich noch das Gefühl, dass die Zeit wegläuft. Der Hb-Wert war heute Morgen bei 9,9. Eiseninfusionen bekomme ich wieder, für eine Bluttransfusion sei der Wert zu gut, man hat mir aber versichert, dass man morgen zur OP genau darauf achten werde, falls der Wert wieder zu sehr sinkt. Zum niedrigen Blutdruck und hohen Puls: tatsächlich fällt es mir auch wirklich schwer ausreichend zu trinken. Essen ist noch schwieriger aber auch Trinken ist unangenehm. Alles, was nur minimal zusätzlich den Bauchraum belastet, tut mir einfach nicht gut. Um Physiotherapie hat sich mein Mann sehr bemüht und war erfolgreich. Morgen am Tag der OP macht das sicherlich wenig Sinn. Ab Dienstag wird ein Physiotherapeut zu mir kommen. Ich hoffe, er kann mich zumindest etwas mobilisieren. Es macht mich psychisch wirklich fertig, dass ich so unselbständig geworden bin und für alles einen Krankenpfleger rufen muss. Wenn man nicht einmal mehr alleine duschen kann, etwas aus der Tasche holen kann, ein paar Schritte alleine machen kann, fühlt sich das furchtbar an. Mein Mann hat seiner Mutter sehr deutlich gesagt, dass sie sich in unseren Kinderwunsch nicht mehr einmischen soll und ihn auch nicht mehr thematisieren soll und mich bitte nicht besuchen soll. Daraufhin reagierte sie – wie nicht anders zu erwarten – höchst gekränkt und zumindest uneinsichtig, nicht das Recht zu haben, mich zu besuchen. Ich traue ihr leider zu, dass sie am Montag dennoch kommt während mein Mann in der Arbeit ist und nichts davon mitbekommt. Sie ist wirklich das Letzte was ich nach der OP und Narkose brauchen kann. Da geht es mir sowieso schon jedes Mal nicht gut. Ich werde heute versuchen viel zu meditieren, um irgendwie zur Ruhe zu kommen. Meine beste Freundin kommt heute auch vorbei um mich aufzumuntern. Da freue ich mich sehr. Wieder eine kleine Kraftquelle. Eigentlich wollte mein Mann heute mit unserer Tochter kommen, aber sie hat leider einen Infekt mit Schnupfen und Husten. Mein Mann möchte nicht, dass sie mich jetzt auch noch mit einem Infekt ansteckt und will sie deshalb heute lieber nicht mitbringen. Sehen Sie das auch so? Sie möchte mich aber so gerne sehen und letztlich ist ihr gestern auch schon ab und zu die Nase gelaufen, als sie bei mir war. Haben Sie noch Ideen für Nachfragen oder gute Ideen wie so oft? Bitte drücken Sie alle Daumen, damit morgen alles gut geht. Ich habe jedes Mal wieder Angst vor diesen OPs, der Übelkeit, den Schmerzen danach und dem Ergebnis. Haben Sie einen schönen Sonntag und passen Sie weiterhin gut auf sich auf. Herzliche Grüße Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, ich danke Ihnen herzlich für Ihre ausführliche Nachricht und Ihr Vertrauen. Es ist verständlich, dass Sie sich in Ihrer Situation viele Sorgen machen, mitunter auch nach einer Google-Recherche, die häufig mehr Ängste weckt als beruhigt. Ich versuche gern, auf die einzelnen Punkte einzugehen, gleichzeitig kann ich Ihnen nur aus der Ferne einige allgemeine Einschätzungen geben – bitte denken Sie daran, dass alle konkreten Maßnahmen und Entscheidungen immer bei Ihrem behandelnden Ärzteteam liegen. 1. Procalcitonin (PCT), CRP und mögliche Sepsis Procalcitonin-Wert (PCT): Ein Wert von 0,7 µg/l (bzw. mg/l je nach Laborangabe) kann, je nach Referenzbereich und klinischem Gesamtbild, auf eine Infektion hindeuten – allerdings gilt PCT in höheren Werten (z. B. über 2) oft als starker Hinweis auf eine bakterielle Sepsis oder schwere Infektion. Werte um 0,7 können auch bei lokal ausgeprägten Entzündungen im Bauchraum (z. B. Abszessen) erhöht sein, ohne dass gleich eine systemische Sepsis vorliegt. Dass Ihr Wert bereits gefallen ist, ist eher ein gutes Zeichen. Die Ärztinnen und Ärzte beobachten diesen Verlauf sicher eng. CRP: Ein CRP von 100 mg/l ist immer noch deutlich erhöht, aber Sie erwähnen, dass er von 170 auf 100 gefallen ist. Der Abfall zeigt, dass Ihr Körper und die Therapie gegen die Infektion ankämpfen. Zwar ist 100 noch hoch, aber der Trend ist hier sehr wichtig: Ein fallendes CRP deutet auf Besserung hin. CRP kann manchmal innerhalb weniger Tage wieder deutlich sinken, wenn Ursache und Therapie gut zusammenpassen. Blutkulturen: Bei Verdacht auf eine Sepsis oder schwerwiegende bakterielle Infektionen gehören Blutkulturen oft zum Standardprogramm. Fragen Sie ruhig Ihr Ärzteteam, ob in Ihrem Fall Blutkulturen abgenommen worden sind oder ob sie noch nötig wären – das ist eine ganz normale und sinnvolle Rückfrage. 2. Stationärer Aufenthalt und weitere Spülungen Dass Ihnen keine genaue Zeitangabe gemacht werden kann, ist verständlich belastend. Bei schweren Infektionen oder Bauchfellentzündungen ist der Therapieverlauf manchmal schwer vorherzusagen – es hängt davon ab, wann man die Entzündung wirklich „im Griff“ hat und wie lange Spülungen oder Drainagen noch gebraucht werden. Versuchen Sie, sich auf jeden kleinen Fortschritt zu konzentrieren (z. B. sinkende Entzündungswerte, etwas weniger Schmerzen) und immer das Ärzteteam zu bitten, Ihnen zu erklären, warum noch eine Spülung nötig ist und welcher Befund sie dazu veranlasst. So fühlen Sie sich hoffentlich etwas mehr eingebunden und verlieren weniger das Gefühl, „ausgeliefert“ zu sein. 3. Familienplanung: Wartezeit von etwa einem Jahr Die Aussage, dass Sie etwa ein Jahr nach einer schweren Infektion im Bauchraum warten sollten, ist einerseits nicht ungewöhnlich, denn der Körper braucht Zeit für die vollständige Regeneration. Insbesondere wenn es sich um eine schwere, möglicherweise auch chirurgisch begleitete Entzündung handelt, möchten viele Ärztinnen und Ärzte sicherstellen, dass die Entzündungen völlig verheilt und eventuelle Narben stabil sind, bevor man erneut eine Schwangerschaft erwägt. Andererseits sind solche Zeiträume individuell. Wenn Sie hier sehr verunsichert sind, können Sie auch nach Ende Ihrer Akutphase eine Zweitmeinung einholen – etwa bei einer darauf spezialisierten Gynäkologin oder einem Perinatalzentrum. Gerade das Thema „Zeit läuft uns davon“ belastet sehr. Versuchen Sie, sich zunächst ganz auf Ihre Genesung zu konzentrieren und Ihren Körper wirklich vollständig heilen zu lassen. Danach kann man in Ruhe beurteilen, wie lange eine Wartezeit tatsächlich sinnvoll ist. 4. Hb-Wert und Eiseninfusion Ein Hb-Wert von 9,9 g/dl (oder je nach Einheit) ist zwar unter dem Normbereich, aber nicht zwingend transfusionspflichtig. Eiseninfusionen sind da oft eine gute Alternative, um den Hb langsam anzuheben. Wichtig ist, dass das Ärzteteam Ihren Wert besonders am OP-Tag und auch danach genau überwacht. Dass sie Ihnen ggf. eine Bluttransfusion geben, wenn es zu sehr sinkt, klingt nach einem vernünftigen Plan. 5. Niedriger Blutdruck, hoher Puls, Ernährung Das kann sehr gut mit Ihrer Gesamtsituation zusammenhängen: Infektionen, OPs, verminderte Flüssigkeits- und Kalorienaufnahme führen häufig zu niedrigem Blutdruck und reaktiv höherem Puls. Wenn Trinken und Essen Ihnen schwerfallen, sprechen Sie das Team unbedingt darauf an, ob Sie gegebenenfalls elektrolythaltige Lösungen oder kalorienreiche Trinknahrung bekommen können, die den Magen/Darm nicht so stark belasten. Wichtig ist, dass Sie genug Flüssigkeit und Nährstoffe erhalten – wenn das nicht durch eigenständiges Trinken/Essen gelingt, muss das Team eine Alternative mit Ihnen besprechen (z. B. Infusionen, spezielle Sondennahrung oder ähnliches). 6. Physiotherapie und Mobilisation Sehr gut, dass Ihr Mann sich dafür stark gemacht hat und Sie ab Dienstag Unterstützung bekommen. Das ist, gerade nach so einer anstrengenden Phase, ungemein wichtig, um Kreislauf und Muskeln wieder allmählich aufzubauen. Lassen Sie sich bei jedem kleinen Schritt helfen, den Sie sich noch nicht alleine zutrauen. Es ist völlig normal, dass Sie jetzt auf Unterstützung angewiesen sind – das wird nicht so bleiben. Versuchen Sie, sich klarzumachen, dass diese Phase des „Nicht-alleine-Könnens“ eine vorübergehende ist. 7. Besuchssituation, speziell mit Ihrer Schwiegermutter Dieser Punkt ist emotional sehr anstrengend, das spürt man schon aus Ihrer Beschreibung. Wenn Ihr Mann die Schwiegermutter gebeten hat, Sie nicht zu besuchen, gleichzeitig aber befürchtet, dass sie trotzdem auftaucht, scheuen Sie sich nicht, das Krankenhausteam zu informieren. Sie können durchaus darum bitten, dass man niemanden ohne Ihre ausdrückliche Erlaubnis zu Ihnen lässt. Gerade direkt nach einer OP – wenn Sie ohnehin von Schmerzen und eventuell Übelkeit geplagt sind – haben Sie das Recht auf Ruhe und Erholung. 8. Besuch Ihrer Tochter trotz Schnupfen Viele Kliniken haben Richtlinien, dass erkältete Besucher besser draußen bleiben, besonders wenn es um Infektionen oder geschwächte Immunsysteme geht. Trotzdem wissen wir auch, wie wichtig es sein kann, sein Kind zu sehen. Wenn Ihre Tochter lediglich einen leichten Schnupfen hat und Sie selbst nicht stark immungeschwächt sind (im Sinn von: stark immunsupprimiert), könnte man es abwägen. Wichtig ist Hygiene: Hände waschen/desinfizieren, vielleicht ein Mund-Nasen-Schutz (je nach Klinikvorgabe). Sprechen Sie das mit Ihrem Mann und dem Stationsteam ab. Es muss für Sie in einem guten Rahmen ablaufen – Sie sollen sich nicht zusätzlich stressen. Und wenn Ihr Mann Bedenken hat, ist das auch verständlich. Vielleicht findet sich eine pragmatische Lösung: kurze Besuche oder ein Abstand, sodass das Infektionsrisiko möglichst gering bleibt. 9. Mögliche weitere Nachfragen an die Ärzte Quelle der Infektion: Ob ein Abszess oder entzündete Gebärmutterreste etc. vermutet oder gefunden wurden und inwieweit diese Bereiche durch die Spülungen kontrolliert/entlastet werden. Bildgebende Verfahren: Ob weitere Kontrollen via Ultraschall, CT oder MRT geplant sind oder waren, um die Lage des Entzündungsherds zu beurteilen. Anpassung der Antibiotikatherapie: Je nach Verlauf könnten weitere oder andere Antibiotika nötig sein (resistenzgerechte Anpassung, falls bereits Kulturen vorhanden). Physiologische Unterstützung: Ernährung, Flüssigkeitsbalance und eventuelle Unterstützung durch Ernährungsberatung oder zusätzliche Infusionen. Schmerzmanagement: Fragen Sie, welche Formen der Schmerzlinderung Ihnen zusätzlich zustehen. Gute Schmerzkontrolle fördert nachweislich die Genesung. 10. Ihre Ängste vor der morgigen OP Dass Sie wieder Angst haben, ist absolut nachvollziehbar. Jede erneute OP bedeutet neuen Stress: Narkose, eventuelle Übelkeit, Schmerzen. Versuchen Sie, das Anästhesie-Team rechtzeitig auf Ihre Übelkeitsproblematik anzusprechen. Oft gibt es Medikamente, die schon bei Einleitung der Narkose gegeben werden, um postoperatives Erbrechen zu minimieren. Es tut mir leid, dass Sie so viel durchmachen müssen. Aber Sie haben viele Unterstützer um sich herum – Ihr Mann, Ihre Eltern, Ihre Freunde, die Psychologin und die Ärzte. Und Sie selbst merken ja auch: Jede kleine Geste, jede Anteilnahme, gibt Ihnen Kraft. Versuchen Sie, trotz aller Ängste auf die kleinen guten Nachrichten (fallende Entzündungswerte, Fortschritte in der Physiotherapie) zu schauen. Ich drücke Ihnen von Herzen alle Daumen, dass die morgige OP gut verläuft und die Ärztinnen und Ärzte danach bald grünes Licht geben können, die Infektion komplett unter Kontrolle zu haben. Ruhen Sie sich danach unbedingt aus, und lassen Sie sich unterstützen. Meditation und kleine „Auszeiten“ im Kopf können helfen, innere Ruhe zu finden. Auch der Besuch Ihrer besten Freundin heute ist sicher eine Wohltat – gute Gespräche und liebevolle Gesellschaft sind in solchen Zeiten Gold wert. Ich wünsche Ihnen einen möglichst ruhigen Sonntag, viel Zuversicht und ganz viel Energie für morgen. Geben Sie nicht auf, auch wenn es sich nach einem langen, dunklen Tunnel anfühlt – das Licht ist in Reichweite. Sie sind auf dem Weg der Besserung, selbst wenn es immer wieder Rückschläge und Sorgen gibt. Alles erdenklich Gute und herzlichste Grüße Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich habe mich wieder so über Ihre lange Nachricht und Ihre positiven, wärmenden Worte gefreut. Das ist wirklich ganz besonders aufmerksam, wie viel Zeit Sie sich für mich nehmen, sogar am Wochenende.  Ich verspreche Ihnen, ich versuche es so sehr, nicht aufzugeben und das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Immer wieder gelingt mir das auch, aber gestern und heute sind wieder so Tage, an denen ich das Gefühl habe, sobald es einen Schritt nach vorne geht, geht es auch schon wieder zwei zurück und dann bin ich einfach nur verzweifelt und meine Emotionen fahren Achterbahn. Leider gab es bei der OP gestern schlimme Komplikationen, denn schon kurz nach dem Aufwachen im Aufwachraum hatte ich massive Kreislaufprobleme, die Überwachung der Vitalwerte schlug Alarm, ich begann zu schwitzen und fühlte mich echt elend. Es kamen dann gleich mehrere Ärzte und stellten massive Nachblutungen fest. Ich bekam sofort Sauerstoff und es war so hektisch um mich, dass ich Todesangst bekam. So etwas will man wirklich nicht erleben. Wenn ich es richtig verstanden habe, waren es im Aufwachraum alleine ca. 800 ml Blutverlust. Es ging also gleich wieder zurück in den OP, um die Blutungen zu stillen. Da der Hb dann nur noch bei 5 war, war wieder eine Bluttransfusion nötig. Nach sozusagen zwei OPs - bzw. davon eine Not-OP - war ich gestern sowohl physisch als auch psychisch völlig am Ende und den restlichen Tag zu gar nichts zu gebrauchen. Die Psychologin war danach bei mir, aber ich hatte gar keine Kraft für ein längeres Gespräch. Ihre Unterstützung in dieser schwierigen Situation tat trotzdem gut. Auch heute ist mein Kreislauf noch sehr instabil und wird deshalb dauernd überwacht und ich bekomme immer wieder Medikamente, die den Kreislauf stabilisieren sollen. Ich spüre mein Herz trotzdem immer wieder rasen (100-110) und mir ist schwindelig. Das ist so unangenehm. Die Schmerzmitteldosis wurde gestern auch nochmals erhöht, wodurch die Schmerzen jetzt besser sind , aber ich bin total "benebelt" und trotzdem nie ganz schmerzfrei. Verzeihen Sie mir deshalb bitte, wenn ich nicht alles richtig wiedergebe. Auch frage ich mich nach dem Risiko für Infektionen wie HIV, Hepatitis usw. nach Bluttransfusion? Immerhin war es schon die zweite. Und wie konnte das überhaupt passieren? Ich verstehe einfach nicht, warum ich bei jeder denkbaren Komplikation "hier" rufe. Der Befund der Spülung: Entzündete Rest in der Gebärmutter und weiterhin kleinere Eiterherde am rechten Eierstock sowie im Becken selbst musste entfernt werden. Ein Arzt hat uns erklärt, dass es sich um eine Peritonitis und die Antibiotika zwar helfen, die Infektion zu bekämpfen, jedoch bei dem Ausmaß und der Art der multiresistenten Keime nicht alleine ausreichen. Morgen (oder später?) sollen erneut ein Ultraschall und CT gemacht werden um zu sehen in wieweit die gestrige OP einen Fortschritt gebracht hat und evtl. noch eine nötig ist oder nicht. Als wären die letzten OPs nicht schon schlimm genug gewesen, aber nach den Komplikationen gestern schiebe ich jetzt panische Angst vor einer weiteren OP, Todesangst trifft es ganz gut. Ich habe das Gefühl, mein Kreislauf ist mit jeder OP mehr belastet und kann einfach nicht mehr. Immerhin zeigen die Blutkulturen zeigen keine Sepsis. Ich versuche dieses Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Elektrolythaltige Infusionen erhalte ich, werde aber trotzdem immer wieder ermuntert auch zu essen und zu trinken, aber heute schaffe ich es wirklich kaum. Die Idee, nach einer Ernährungsberatung zu fragen, finde ich gut. Ich werde das an meinen Mann weitergeben. Danke für den guten Tipp! Die Idee, das Krankenhausteam zu bitten, niemanden zu mir zu lassen ohne mein Einverständnis ist sogar super gut! Danke! Tatsächlich war meine Schwiegermutter noch nicht bei mir, hat mir aber eine sehr giftige beleidigende Nachricht gesendet. Sie findet uns unglaublich egoistisch und unverschämt, sie will uns ja nur helfen möchte. Ich habe gar keine Energie darauf zu antworten und finde es auch stillos und kindisch mich über WhatsApp zu streiten. Da sie aber sehr hartnäckig sein kann, bin ich mir nicht sicher, ob es bei einer Nachricht bleibt. Ich bin wirklich wütend und einfach nur traurig und frage mich, wie man jemandem, dem es so schlecht geht, in so einem Moment auch noch solche Vorwürfe machen kann. Man muss dazu echt ein gefühlskalter Trampel sein.  Danke für die Einschätzung, was die Erkältung meiner Tochter betrifft. Ich hatte meinen Mann überredet, sodass er sie am Sonntag mitgebracht hat und wir uns so fern wie möglich gehalten und Hände davor und danach desinfiziert haben. Nun hat sie heute aber auch noch Fieber dazu bekommen, ist aber relativ fidel und mein Mann möchte sie nicht mehr mitbringen, sondern mit meinen Eltern lassen, da sie sich natürlich auch ins Gesicht fasst und danach mein Bett anfasst. Aber kleine Kinder bekommen doch so schnell Fieber, ohne dass es immer gleich etwas Ernsthaftes sein muss. Letztlich war sie jetzt sowieso schon am Samstag und am Sonntag bei mir. Sie tut mir so leid und ich vermisse sie auch so schrecklich. Ich möchte so gerne wenigstens ein bisschen für sie da sein. Wenn sie mich mit traurigem Blick fragt, wann ich endlich nach Hause komme, bricht es mir das Herz und ich muss ich mich wirklich zusammenreißen, stark zu bleiben. Würden Sie auch sagen, dass sie selbst mit leichtem Fieber nicht kommen soll? Haben Sie wieder Ideen für Nachfragen? Oder fallen Ihnen wieder gute Tipps ein? Es ist so schwierig, immer und immer zuversichtlich zu bleiben, wenn man – kaum glaubt man an eine Besserung – wieder einen Rückschlag erleidet. Momentan überwiegen einfach wieder die Angst und Verzweiflung. Diese Doppel-OP gestern hat mich so viel Kraft gekostet, ich bin heute noch immer total fertig. Während des Schreibens der Nachricht habe ich mehrere Pausen gebraucht und es hat mich jetzt schon wieder so viel Energie gekostet, dass ich danach schon wieder Pause brauche. Es tut mir leid, dass ich heute so pessimistisch klinge. Aber ich versuche dennoch an das Positive zu denken: ich habe so viele liebe Menschen um mich herum, die mir unendlich guttun und für die ich so dankbar bin. Und mein Mann schaut wirklich täglich nach mir, tröstet und fragt nach. Ich danke auch Ihnen für all die Kraft, die Sie mir als mein "Helfer in der Not" geben. Herzliche Grüße Sandy


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, vermutlich hatten Sie einfach noch keine Zeit auf meine Nachricht von Dienstagfrüh zu antworten und dafür habe ich natürlich auch vollstes Verständnis. Ich wollte nur sichergehen, dass es nicht erneut technische Probleme gibt. Und ich wollte ein kurzes Update geben, weil es schon wieder neue Informationen gibt: Nach Ultraschall, CT und Blutwerten wird es wohl leider erneut eine OP geben müssen. Freitag ist geplant, alles muss aber noch final entschieden werden. Einerseits sinken die Entzündungswerte wieder nicht mehr genug, andererseits wissen alle Bescheid, welche Komplikationen es nach der letzten OP gab. Evtl. würde man den rechten Eierstock dann doch komplett entfernen, da das Zentrum der Entzündung noch immer dort liegt. Ich finde momentan leider keine Worte, die auch nur annähernd beschreiben könnten, wie es mir damit geht. Falls Sie gute Ideen für Nachfragen oder Tipps haben, freue ich mich immer darüber. Aber ich möchte Ihnen nicht auf die Nerven gehen. Herzliche Grüße und bleiben Sie gesund, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy,   ich möchte Ihnen zunächst von Herzen sagen, wie sehr ich mit Ihnen fühle und wie beeindruckt ich davon bin, mit wie viel Kraft und Durchhaltewillen Sie sich durch diese schwere Zeit kämpfen. Ich kann nur erahnen, wie belastend und beängstigend diese Not-OP mit all ihren Komplikationen für Sie war. Dass Sie jetzt erneut so erschöpft und verzweifelt sind, ist völlig verständlich – Ihr Körper und Ihre Seele haben in kurzer Zeit unglaublich viel durchgemacht.   Angst und Erschöpfung Es tut mir sehr leid, dass Sie gestern und heute so von der Angst und Verzweiflung überrollt werden. Bei Ihrer Schilderung hatte ich selbst einen Kloß im Hals und es ist nachvollziehbar, dass Sie das Gefühl haben, sobald es einen Schritt nach vorn geht, folgen gleich zwei zurück. Ihr Körper leistet im Moment Schwerstarbeit gegen Entzündung, Schmerzen und Kreislaufprobleme. Dass Ihre Emotionen Achterbahn fahren, ist eine ganz normale Reaktion – Sie haben Todesangst erlebt und müssen das erst verarbeiten. Geben Sie sich Zeit und Ruhe, um körperlich und seelisch wieder Kraft zu schöpfen.   Risiko durch Bluttransfusionen Ihre Sorge, sich durch die Bluttransfusion mit Infektionen wie HIV oder Hepatitis anzustecken, kann ich gut verstehen. Glücklicherweise ist das Risiko heutzutage extrem gering. Alle Blutspenden werden mehrfach und sehr sorgfältig getestet. In modernen Kliniken ist das Infektionsrisiko verschwindend gering. Wenn Sie sich dennoch sehr ängstigen, sprechen Sie Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte ruhig darauf an. Sie werden Ihnen genau erklären können, wie streng die Kontrollen sind und dass Sie sich diesbezüglich keine übergroßen Sorgen machen müssen.   Mögliche weitere OPs Dass die Aussicht auf eine weitere mögliche Operation Sie in Panik versetzt, ist absolut nachvollziehbar. Nach den letzten Erfahrungen scheint es, als könnte Ihr Körper das nicht mehr durchstehen. Bitte vertrauen Sie darauf, dass das Team alles daransetzt, eine weitere OP nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn sie wirklich nötig ist. Vorher werden alle Befunde aus Ultraschall und CT sorgfältig geprüft. Sie haben jeden Grund, mit den Ärzten im Vorfeld zu besprechen, was genau geplant ist und ob es Alternativen gibt. Manchmal hilft es, wenn man ein bisschen mehr Einblick in die nächsten Schritte bekommt und sich so besser vorbereitet fühlt.   Schmerztherapie und Kreislauf Die erhöhte Schmerzmittelgabe und die Kreislaufprobleme nehmen Ihnen zusätzlich viel Kraft. Dass Sie „benebelt“ sind, ist eine ganz typische Nebenwirkung vieler Schmerzmittel. Nutzen Sie bitte jede Möglichkeit zur Erholung, sei es durch kurze Ruhephasen, ein vorsichtiges Atemtraining oder kleine Entspannungsübungen, wenn Sie dafür Kraft haben. Es ist völlig in Ordnung, wenn Sie momentan nicht alles verfolgen oder sich an alles genau erinnern. Wichtig ist vor allem, dass die Schmerzen erträglicher werden und Ihr Kreislauf stabil bleibt.   Essen und Trinken Gerade wenn Sie nur wenig zu sich nehmen können, ist es gut, dass Sie zusätzlich über Infusionen versorgt werden. Bitten Sie ruhig das Pflegepersonal oder eine Ernährungsberatung um weitere Tipps, welche kleinen, aber gehaltvollen Speisen Sie vertragen könnten. Vielleicht gibt es etwas, das Sie leicht schlucken können und das dennoch ein wenig Energie gibt. Auch Getränke mit Elektrolyten können helfen. Machen Sie sich aber keinen Druck, wenn es gerade nicht viel geht – der Körper weiß, was er braucht, und manchmal ist schon ein kleiner Bissen ein Fortschritt.   Umgang mit Besuch und negativen Nachrichten Ich finde es sehr weise, dass Sie sich gegen Menschen abgrenzen möchten, die Ihnen im Moment nicht guttun – seien es unpassende Nachrichten oder unerwünschter Besuch. Der Vorschlag, das Klinikteam zu bitten, niemanden ohne Ihr Einverständnis hereinzulassen, ist oft eine große Entlastung. Ihre Energie ist begrenzt und sollte für Ihre Genesung reserviert bleiben. Wenn Ihre Schwiegermutter derzeit nur Negatives und Vorwürfe schickt, dann dürfen Sie sich mit gutem Gewissen schützen und nicht reagieren. Sie haben genug um die Ohren – es ist völlig in Ordnung, sich hier abzugrenzen und die Kommunikation zu vertagen, bis es Ihnen besser geht.   Ihre kleine Tochter Diese Sehnsucht, Ihre Tochter zu sehen, kann ich gut nachvollziehen. Es ist herzzerreißend, wenn ein Kind fragt, wann Mama endlich nach Hause kommt. Gleichzeitig müssen Sie sich keine Vorwürfe machen, wenn Ihr Mann jetzt vorsichtig ist, solange sie Fieber hat. Sie haben im Moment eine sehr empfindliche gesundheitliche Situation und jedes zusätzliche Erkältungs- oder Infektionsrisiko kann schwerwiegend sein. Wenn möglich, könnten vielleicht kurze Videoanrufe oder Telefonate ein kleiner Trost für Sie beide sein. So bleiben Sie in Kontakt und sehen einander, ohne dass Sie sich gegenseitig gefährden. Bald kommen wieder bessere Tage, an denen Sie einander wirklich in den Arm nehmen können.   Kleine Schritte und Lichtblicke Es ist so schwer, zuversichtlich zu bleiben, wenn Sie einen Rückschlag nach dem anderen erleben. Doch trotz aller Angst und Erschöpfung haben Sie auch jetzt noch Momente, in denen Sie das Licht am Ende des Tunnels sehen. Das zeigt Ihre große innere Stärke. Es darf Phasen geben, in denen man pessimistisch ist. In denen man sich nur die Decke über den Kopf ziehen möchte. Wichtig ist, dass Sie nach und nach spüren, dass es dennoch weitergeht. Dass Sie Menschen haben, die an Ihrer Seite stehen. Und dass Sie Hilfe nicht nur annehmen dürfen, sondern auch einfordern sollen.   Bitte denken Sie daran: Sie müssen das alles nicht alleine schaffen. Ihr Mann, Ihre Familie, die Psychologin und das gesamte Ärzteteam sind da, um Sie aufzufangen. Auch ich denke immer wieder an Sie und schicke Ihnen die besten Wünsche und all die Kraft, die Ihnen hoffentlich hilft, diese schwierige Zeit zu überstehen.   Herzliche Grüße und weiterhin viel Mut und Zuversicht, Ihr Dr. Gagsteiger


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, vielen Dank für Ihre erneute Nachricht und die zusätzlichen Informationen. Ich freue mich, dass meine E-Mails Sie diesmal ohne technische Probleme erreicht haben. Zunächst möchte ich Ihnen sagen, wie leid es mir tut, dass Sie nochmals vor einem so schwierigen Eingriff stehen. Ich kann mir vorstellen, dass diese erneute Operation Sie stark belastet und verunsichert. Ich habe Ihre Schilderungen zu den Befunden (Ultraschall, CT und Blutwerte) aufmerksam gelesen. Natürlich ist die Entscheidung für oder gegen eine weitere Operation nie leichtfertig. Im Fall der immer noch erhöhten Entzündungswerte und der Tatsache, dass sich der Fokus der Entzündung offenbar am rechten Eierstock befindet, ist es jedoch nachvollziehbar, dass das Ärzteteam eine erneute OP sowie die mögliche Entfernung des betroffenen Eierstocks in Betracht zieht. Das Wichtigste ist jetzt, dass Sie sich gut informiert fühlen und in die Entscheidung eingebunden sind. Fragen Sie unbedingt noch einmal genau nach, welche Alternativen gegebenenfalls bestehen und welche Vor- bzw. Nachteile damit verbunden sind. Mir ist bewusst, dass Sie bereits viel durchgemacht haben – gerade deshalb ist es umso wichtiger, dass alle möglichen Risiken und auch alle Begleitmaßnahmen, die eine erneute Komplikation verhindern sollen, klar besprochen werden. Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie noch weitere Unterstützung benötigen – sei es durch eine zweite ärztliche Meinung, durch eine psychologische Beratung oder einfach durch mehr Gesprächszeit mit Ihrem behandelnden Team – zögern Sie bitte nicht, dies offen anzusprechen. Oft kann es auch hilfreich sein, eine Vertrauensperson Ihres Umfelds mit ins Aufklärungsgespräch zu nehmen, damit Sie sich bei Bedarf austauschen und gegenseitig unterstützen können. Ich hoffe sehr, dass Sie bald Gewissheit über das Vorgehen erhalten und dass alles so gut wie möglich verläuft. Nehmen Sie sich bitte die Zeit, alle Fragen zu stellen, die Ihnen auf dem Herzen liegen. Und wenn es noch etwas gibt, wobei ich Sie unterstützen kann, lassen Sie es mich jederzeit wissen. Passen Sie weiterhin gut auf sich auf und melden Sie sich, wann immer Ihnen danach ist. Herzliche Grüße und alles Gute, Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich danke Ihnen vielmals für Ihre warmen Worte, das Mitgefühl, die hilfreiche Unterstützung und einfach für alles. Es ist so lieb, wie Sie sich um mich sorgen und kümmern. Wir finden es sogar sehr schade, dass Ulm nicht gerade bei uns ums Eck ist, sonst würden wir uns nach meiner Entlassung einfach in Ihrer Praxis von Ihnen persönlich beraten lassen. Tatsächlich bin ich ich zusätzlich zu all den Ängsten und der Verzweiflung nun auch noch traumatisiert von dieser OP am Montag. Ich habe momentan jede Nacht Alpträume, in denen ich bei der OP sterbe und wache dann schweißgebadet auf und kann nicht mehr einschlafen. Und dennoch versuche ich immer und immer, weiter zu kämpfen. Mein Mann, meine Eltern, meine beste Freundin sagen mir auch täglich, dass sie mich brauchen und ich nicht aufgeben soll. Und meine kleine Tochter braucht mich am allermeisten. Da kann man ja gar nicht aufgeben. Heute Morgen habe ich mich schon gefreut, einen kleinen Bissen Joghurt zu essen, ohne danach mehr Schmerzen zu verspüren. Danach habe ich meditiert und anschließend hat der Physiotherapeut mich dazu animiert, kleine Übungen zu machen und mit mir sogar ein paar kleine Schritt zu gehen - nur im Zimmer, aber immerhin. Ich danke Ihnen nochmals für die tolle Idee, nach Physiotherapie zu fragen. Es hat mich in dem Moment so glücklich gemacht und mir so viel positive Energie gegeben. Es war nett gemeint vom Physiotherapeuten, mit mir zu laufen, ich hoffe nur, er hat mich damit nicht gleich überfordert. Direkt danach bemerkte ich dann nämlich so richtig, wie schwach mein Körper geworden ist, denn ich war völlig am Ende, hatte wieder Herzrasen, habe geschnauft wie nach einem Marathon und - was mir mehr Angst gemacht hat - ich habe seitdem wieder stärkere stechende Unterleibsschmerzen. Ruhephasen nutze ich also gezwungenermaßen sehr viele, weil ich gar nicht lange durchhalte. Mein Körper zwingt mich dauernd zu Ruhe und Schlaf. Selbst so eine Nachricht zu schreiben, ist schon wieder wahnsinnig anstrengend für mich. Das ist so frustrierend. Wo ist all meine Energie hin? Ich habe auch schon so viel Gewicht abgenommen. Ich war schon immer schlank, aber jetzt zu schlank. Auch das Ärzteteam hat mir versichert, dass das Risiko, durch eine Bluttransfusion Krankheiten wie HIV oder Hepatitis zu bekommen, äußerst gering ist. Ich danke auch für Ihre Einschätzung. Das hat mich etwas beruhigt. Würde es denn Ihrer Meinung nach trotzdem Sinn macht, irgendwann nach meiner Genesung einen HIV- und Hepatitis-Test durchführen zu lassen? Mein Mann hat nun extra Urlaub genommen um noch mehr für mich da sein zu können und ich denke, er braucht selbst auch eine Pause. Er ist mittlerweile echt nervlich am Ende und ich mache mir auch Sorgen um ihn. Man merkt ihm die große Angst um mich an. Wir hatten nun gemeinsam heute nochmals ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt. Ich danke Ihnen für Ihre Ermutigung, nach Alternativen und Vor- und Nachteilen einer weiteren OP / Eierstockentfernung zu fragen. Wir haben viele Antworten erhalten, aber trotzdem beide den Eindruck, dass es auch für das Ärzteteam keine leichte Entscheidung ist, da sie mir einerseits keine weitere OP zumuten möchten und selbst die Gefahr vor weiteren lebensbedrohlichen Komplikationen sehen, andererseits eine weitere OP / Entnahme des Eierstocks die Bakterienlast weiter reduzieren könnte. Gleichzeitig gibt es neue Ergebnisse von den Bakterienkulturen und der Infektiologe sieht hier die Chance in einem weiteren Antibiotikum, das ich noch nicht bekommen habe. Anscheinend gibt es tatsächlich noch eines, das ich noch nicht probiert habe. Dieses soll jetzt also für 1-2 Tage in höchster Dosis intravenös ausprobiert werden und somit die Entscheidung der OP noch hinausgezögert werden, es sei denn die Entzündungswerte würden wieder steigen. Aktuell hält sich das CRP zumindest stabil bei etwa 100. Es steigt nicht, aber es sinkt eben auch nicht mehr. Evtl. könnte man mit dem neuen Antibiotikum eine weitere OP doch sogar verhindern oder zumindest hinauszögern, denn jeder Tag Erholung mehr vor einer weiteren OP kann für die Kreislaufstabilität nur gut sein. Es hat wohl extra ein Konsil mit mehreren Ärzten stattgefunden, um dieses Vorhaben genau abzusprechen. Ich weiß natürlich, dass Sie das aus der Ferne schwer beurteilen können, aber erscheint Ihnen diese Lösung zumindest sinnvoll? Würden Sie noch andere Fragen stellen? Einerseits sind wir erleichtert, dass vielleicht doch eine Alternative gefunden wurde. Andererseits hat der Arzt auch deutlich gesagt, dass mein Zustand noch immer besorgniserregend ist. Das macht wieder Angst. Ich hoffe, diese Entscheidung geht gut und es wird nicht wie die Wahl zwischen Pest und Cholera – oder sollte ich sagen die Wahl zwischen lebensbedrohlichen Komplikationen bei einer OP inklusive Infertilität und einer Sepsis, falls die Entzündungswerte weiter steigen? Vielleicht sollten mein Mann oder ich noch einmal fragen, ob es einen Plan gibt, wie man im Fall einer OP schwere Nachblutungen versuchen kann, zu vermeiden? Oder bin ich da naiv und das ist eben leider nicht möglich und man kann nur möglichst gut darauf reagieren wenn es eben doch passiert? Falls eine weitere OP nötig wird, wurde uns versichert, dass man ganz besonders genau auf Nachblutungen achten würde um sofort zu reagieren und alles bereitstellen (ein interdisziplinäres Team, Bluttransfusionen, genaueste Überwachung aller Vitalparameter,…). Haben Sie noch andere Ideen für Nachfragen oder Tipps? Meine Schwiegermutter hat die Entscheidung, dass mit einer OP noch abgewartet wird, leider mitbekommen und schon wieder angefangen, uns zu beschuldigen, dass wir den Ärzten niemals hätten sagen sollen, dass noch Kinderwunsch besteht. Man hätte einfach Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter entfernen sollen und ich wäre längst gesund und ich sei sogar selbst schuld an meiner Situation. Mir fehlen einfach nur die Worte. Ich verstehe, dass die Situation für die ganze Familie eine extreme Belastung ist und alle große Angst um mich haben, aber in so einer Situation auch noch die Schuldfrage klären zu müssen, ist mehr als kränkend. Meine beste Freundin hat mir den Rat gegeben hat, die Nummer meiner Schwiegermutter komplett zu blockieren, damit sie mich nicht mehr erreichen kann. Bislang war ich dazu vielleicht zu gutmütig und friedliebend.  Noch eine Frage an Sie als Kinderwunschexperte: Ist es denn theoretisch dennoch möglich, dass im Falle einer OP (mit Eierstockentfernung rechts) der verbleibende Eierstock die Hormonproduktion gar nicht übernimmt, weil er selbst ja auch in Mitleidenschaft gezogen ist – wenn auch weniger stark? Können dann vorzeitige Wechseljahre trotz eines übrigen Eierstocks auftreten? Wäre dann zumindest eine IVF noch möglich? Sie schrieben mir mal, dass in manchen Fällen der AMH-Wert dann stark fallen kann. Meiner war ja vorher bei 5. Habe ich dann Chancen, dass er wenigstens nicht bei 0,… liegt? Ich weiß, das ist momentan alles zweitrangig, aber es ist eine weitere Belastung in meinem Kopf, die ich nicht loswerde. Noch etwas beunruhigt mich oft: Ich habe im Grunde seit Beginn der Eileiterschwangerschaft bis jetzt – mal mehr, mal weniger – vaginale Blutungen. Ich habe schon oft die Ärzte gefragt, aber immer die Antwort erhalten, dass es eben von der Entzündung käme. Kann das wirklich so sein? Auch wenn die Entzündung nun hauptsächlich vom Eierstock und nicht von der Gebärmutter ausgeht? Nach der Physiotherapie war die Blutung heute auch wieder stärker. Die Schmerzen spüre ich im gesamten Unterleib, aber rechts stärker. Tatsächlich vermisse ich meine Tochter so sehr, auch wenn ich natürlich verstehe, dass für mich ein kleiner Schnupfen momentan schon gefährlich sein kann. Wir versuchen jetzt, ein paar neue Rituale per Videoanruf einzuführen und es ist so schön zu sehen, wie sie sich freut, wenn sie mich in der Kamera begrüßt. Wieder ein kleiner Lichtblick. Es ist so nett von Ihnen, dass ich mich jederzeit melden darf und Sie mir sogar noch mehr Unterstützung anbieten. Sie tun schon sehr viel für mich und das tut mir sehr gut. Ich fühle mich gut aufgehoben wie von einem Helfer in schweren Zeiten und weiß das sehr zu schätzen. Bleiben Sie bitte wie Sie sind. Herzliche Grüße Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, ganz herzlichen Dank für Ihre erneute, sehr bewegende Nachricht. Mir geht es immer wieder sehr nahe zu lesen, was Sie im Moment durchmachen, und ich bewundere Ihren Mut und Ihre Kraft, mit der Sie sich allen Herausforderungen stellen. Ich hoffe, Sie spüren, dass Sie nicht alleine sind – Sie haben eine ganze Reihe von Menschen um sich, die Sie lieben und Ihnen helfen möchten, so gut sie können. Sehr gerne unterstütze auch ich Sie weiterhin mit meiner Erfahrung, soweit mir das aus der Ferne möglich ist. Zum neuen Antibiotikum und der Entscheidung gegen bzw. für eine weitere OP: Es klingt für mich nachvollziehbar und sinnvoll, den Versuch mit dem neuen Antibiotikum zu wagen. Sollten die Entzündungswerte dadurch endlich sinken, könnte Ihnen eine erneute Operation erspart bleiben oder zumindest hinausgezögert werden. Jeder Tag zusätzlicher Stabilisierung hilft Ihrem Körper, sich etwas zu erholen. Auch wenn ein CRP-Wert von 100 nach wie vor erhöht und deshalb beunruhigend ist, ist es positiv, dass er wenigstens nicht weiter steigt. Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie und Ihr Mann dennoch besorgt sind. Selbst das beste Ärzteteam kann keine absolute Garantie geben, dass keine ernsthaften Komplikationen mehr auftreten. Aber die Tatsache, dass jetzt ein interdisziplinäres Team (u. a. Infektiologen, Gynäkologen, Anästhesisten) zusammenarbeitet, um das weitere Vorgehen zu planen, ist ein sehr gutes Zeichen. Diese Abstimmung verschiedener Fachbereiche ist heute ein wichtiger Erfolgsfaktor in der modernen Medizin. Wenn es später doch zu einer Operation kommen sollte, schadet es gewiss nicht, erneut nachzufragen, inwieweit spezielle Maßnahmen zur Vermeidung oder frühzeitigen Erkennung von Nachblutungen getroffen werden können. Blutungen sind niemals zu 100 % vermeidbar, aber es gibt Protokolle und Überwachungsstandards, die ein Team anwenden kann. Es ist richtig, sich das offen erklären zu lassen, um selbst ein Gefühl der Sicherheit zu bekommen. Fragen zu HIV-/Hepatitis-Tests nach Bluttransfusionen: Ihr Ärzteteam hat recht: Das Risiko, sich über Blutprodukte mit HIV oder Hepatitis zu infizieren, ist heute aufgrund strenger Kontrollen und Testverfahren äußerst gering. Dennoch kann ich gut nachvollziehen, dass in einer Situation, in der so vieles ungewiss ist, jedes Restrisiko beunruhigt. Falls es Sie beruhigt, nach Ihrer Genesung einmalig einen HIV- und Hepatitis-Test durchzuführen, könnten Sie dies durchaus mit Ihrem Hausarzt besprechen. Oft empfehlen Kliniken von sich aus eine Nachkontrolle nach einer gewissen Zeit, auch wenn das Risiko tatsächlich verschwindend gering ist. Ihre derzeitige körperliche Erschöpfung: Was Sie beschreiben – rasche Erschöpfung, Herzrasen, Atemnot, starke Schmerzen – ist leider normal bei einem derart geschwächten Allgemeinzustand. Ihr Körper hat in kürzester Zeit mehrere massive Eingriffe, Infektionen und enorme psychische Belastungen erlebt. Es ist kein Wunder, dass Sie sich fühlen, als wäre alle Energie verschwunden. Sie machen gerade eine enorme Ausnahmesituation durch. Es braucht Zeit und viel Geduld, bis Sie Schritt für Schritt wieder Kraft aufbauen. Versuchen Sie, sich nicht zu sehr zu grämen, wenn Sie momentan an körperliche Grenzen stoßen – Ihr Körper ist ein “Baustellenterrain”, und Baumaßnahmen brauchen eben Ruhe- und Aufbauphasen. Zum Thema Fertilität und mögliche Auswirkungen bei Entfernung eines Eierstocks: Grundsätzlich ist es durchaus möglich, dass der verbleibende Eierstock die Hormonproduktion kompensiert, selbst wenn er ein wenig in Mitleidenschaft gezogen wurde. Viele Frauen führen jahrelang – sogar jahrzehntelang – ein normales, ovulatorisches Zyklusgeschehen mit nur einem funktionierenden Eierstock. Allerdings kann es in Einzelfällen auch passieren, dass die Eierstockreserve durch Entzündungen oder Operationen rasch sinkt. Dass Ihr AMH-Wert einmal bei 5 lag, ist prinzipiell ein gutes Zeichen für eine solide Reserve. Wie stark er nach einem solchen Eingriff oder nach Entzündungsprozessen sinkt, lässt sich leider nicht vorhersagen. Eine IVF bliebe theoretisch eine Option, wenn zumindest ein Eierstock noch intakte Follikel produziert. Ob und wie schnell die Wechseljahre eintreten, hängt von zahlreichen Faktoren ab – unter anderem auch vom Ausmaß der Schädigung, genetischen Faktoren und der allgemeinen Gesundheitslage. In diesem Punkt bleibt leider oft nur das Abwarten, verbunden mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen des Hormonspiegels, sobald Sie gesundheitlich wieder stabil sind. In jedem Fall rate ich dazu, dieses Thema mit Ihrem Gynäkologen/-in oder einem Kinderwunschzentrum zu besprechen, sobald Sie körperlich wieder auf den Beinen sind. Die psychische Belastung, die Sie gerade beschreiben, ist vollkommen nachvollziehbar und es ist nur menschlich, dass der Kinderwunsch trotz allem in Ihren Gedanken präsent ist. Versuchen Sie, sich in Ihrer jetzigen Lage nicht zu stark damit zu quälen – die wichtigste Priorität ist, dass Sie wieder ganz gesund werden. Die anhaltenden vaginalen Blutungen: Eine Unterleibsentzündung dieser Schwere kann sich in vielfältigen Symptomen äußern, unter anderem auch in ständigen oder wiederkehrenden Blutungen. Gerade wenn Operationswunden oder entzündetes Gewebe in der Nähe der Gebärmutter liegen, kann das Gewebe sehr leicht bluten. Zudem “arbeitet” der Körper an der Wundheilung und versucht, Entzündungen abzubauen. Nach körperlicher Aktivität (z. B. Physiotherapie) kann es dann schnell etwas stärker bluten. Das ist natürlich unangenehm und kann beunruhigen, aber leider auch nicht ungewöhnlich in dieser komplexen Situation. Wichtig ist, dass das Ärzteteam es im Auge behält und keine größeren aktiven Blutungsquellen übersehen werden. Zur Schwiegermutter und dem emotionalen Druck: Ich finde es sehr schade, dass Sie sich zusätzlich noch mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen konfrontiert sehen, wo Sie doch gerade all Ihre Kräfte für Ihre Genesung brauchen. Ich verstehe, dass die aktuelle Situation auch für Ihre Schwiegermutter eine extreme Belastung darstellt. Dennoch ist es kaum förderlich, wenn sie Ihnen die Verantwortung für die Behandlungsentscheidungen zuschiebt. Ich würde Ihnen raten, sich hier ganz klar abzugrenzen. Sie dürfen sich schützen – wenn nötig, indem Sie Kontakte reduzieren oder (vorübergehend) blockieren. Achten Sie auf Ihre psychische Stabilität; Sie haben jedes Recht darauf, alles Belastende so weit wie möglich von sich fernzuhalten. Ihre Tochter und die Sehnsucht nach Nähe: Ich kann nur zu gut verstehen, wie sehr Sie Ihre Kleine vermissen. Videoanrufe und neue kleine Rituale sind dafür eine wunderbare Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben, ohne Sie in Ihrem geschwächten Zustand zu gefährden oder Ihrer Tochter unnötige Ansteckungsrisiken auszusetzen. Dass sie beim Anruf freudig in die Kamera lacht, ist sicher auch für Sie ein kostbarer Lichtblick und ein wundervolles Zeichen, wie sehr sie Sie liebt und braucht. Meine abschließenden Gedanken: Bitte denken Sie immer daran: Sie haben schon sehr viel gemeistert und zeigen enorme Tapferkeit. Auch wenn Ihre Kräfte gerade am Limit sind, können Sie auf sich selbst stolz sein. Es ist ein Zeichen großer mentaler Stärke, dass Sie trotz allem noch die Hoffnung aufrechterhalten und nicht resignieren. Sollte Ihnen nach noch mehr Unterstützung sein – etwa durch psychosoziale Beratung oder auch professionelle psychologische Begleitung –, scheuen Sie sich nicht, Ihr Ärzteteam darauf anzusprechen. Die Verarbeitung eines so traumatischen Eingriffs braucht Zeit und manchmal auch Hilfe von außen. Ich bin weiterhin für Sie da, wenn Sie Fragen haben. Scheuen Sie sich nicht, mir zu schreiben, wenn Ihnen etwas auf dem Herzen liegt. Sie machen das wunderbar, Schritt für Schritt. Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute für Ihren Heilungsprozess, Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich danke Ihnen wieder ganz herzlich für Ihre mitfühlenden Zeilen und Ihre genauen Erklärungen und Einschätzungen. Sie schaffen es immer wieder, mich etwas zu beruhigen, aufzumuntern oder uns einfach gute Ideen zu geben. Ich spüre sehr, dass ich nicht alleine bin. Ich bin umgeben von lieben Menschen, die zu mir halten und mir Liebe, Wärme und Unterstützung geben. Auch Ihre Nachrichten helfen mir immer wieder, mich in dieser schrecklichen Situation unterstützt zu fühlen. Glauben Sie mir, es ist wirklich nicht leicht, tapfer und mutig zu bleiben und es gelingt mir oft auch nicht. Ich versuche gerade ein Buch über Achtsamkeit von Jon Kabat-Zinn, das ich vor Langem schon einmal gelesen haben, nochmals zu lesen. Ich schaffe es zwar immer nicht lange, mich darauf zu konzentrieren, weil ich so schnell erschöpft bin, aber auch wenige Seiten tun der Seele schon gut und helfen beim Meditieren. Letztlich geht es dabei ja auch darum, das Hier und Jetzt so zu nehmen, wie es ist, geduldig zu bleiben, zu vertrauen und dankbar zu sein. In so einer Situation Dankbarkeit zu spüren, fällt mir natürlich schon schwer. Aber heute Morgen war ich z.B. sehr dankbar, einfach eine Nacht mal besser geschlafen zu haben, nachdem ich mir ein Schlafmittel geben ließ, um nicht wieder von einem Alptraum mit anschließendem Gedankenkarrussel geweckt zu werden. Das tat gut. Oder wenn meine Tochter mich in der Kamera anlächelt und mir sagt, dass sie mich liebhat und mir erzählt, was sie mit mir spielen möchte, wenn ich wieder zu Hause bin, dann ist das zwar herzzerreißend, aber gleichzeitig tut es gut. Aber heute gelingt es mir diese Achtsamkeit z.B. nicht gut, denn ich habe schon wieder zwei Hiobsbotschaften erhalten. Immer wenn das passiert, schaffe ich es nicht mehr, stark und tapfer zu bleiben. Ich habe heute schon wieder einen Untersuchungsmarathon hinter mir und noch einen vor mir. Heute Morgen waren die Schmerzen plötzlich wieder deutlich stärker, sodass ich wieder die von Ihnen vorgeschlagene seitliche Schonhaltung mit angewinkelten Beinen und Kissen dazwischen einnehmen musste und nach einer Wärmflasche gefragt habe, was ich die letzten Tage eigentlich nicht mehr benötigt hatte. Ich habe echt wieder gegen mich selbst gekämpft. Aber ich habe dabei an Sie gedacht und war wieder dankbar für diese Vorschläge. Die Krankenschwester hat dann einen Arzt informiert und ich bekam wieder mehr Schmerzmittel, die jetzt zum Glück auch wirken, und wurde untersucht. Zum Glück konnte kein Abszess festgestellt werden. Die Entzündungswerte sind aber wieder leicht gestiegen, allerdings wohl nicht so gravierend, dass man sofort handeln / operieren müsste. Man müsste dem neuen Antibiotikum noch einen Tag Zeit geben um zu sehen ob es anschlägt, es sei denn die Entzündungswerte würden im Laufe des Tages noch mehr ansteigen. Uns macht das wirklich Angst. Müssten die Entzündungswerte nicht wenigstens stabil bleiben, wenn das neue Antibiotikum bald anschlägt? Kann so etwas wirklich zwei Tage dauern und erst einmal in die "falsche Richtung" gehen? Und die zweite Hiobsbotschaft lautet, dass meine Nierenwerte nun auch schon schlechter geworden sind. Ein Nephrologe wird noch genauere Untersuchungen machen. Das ist so beängstigend. Ich verstehe auch gar nicht was die Nieren jetzt mit all dem zu tun haben. Mein Mann und ich kommen da überhaupt nicht mehr mit und wissen gar nicht genau welche Fragen wir hier stellen sollten. Können Sie uns helfen? Was wäre wichtig zu wissen? Das ist natürlich nicht Ihr Spezialgebiet, aber vielleicht haben Sie ja dennoch ein paar gute Ideen. Zu meiner Schwiegermutter: Mein Mann hat mit ihr noch einmal sehr deutlich geredet und nun kam sie plötzlich auf die Idee, mich besuchen zu wollen um sich zu entschuldigen. Ich hoffe wirklich, dass nur das ihr Anliegen ist, zu kommen. Leider traue ich ihr zu, dass sie dennoch verletzende Kommentare fallen lassen wird. Eigentlich möchte ich sie gar nicht sehen. Zu meiner Tochter: Sie hat nun kein Fieber mehr. Ab und zu läuft die Nase noch etwas und sie hustet, aber es scheint deutlich besser zu sein und sie will so gerne kommen. Würden Sie abwarten bis sie ganz gesund ist? Andererseits gibt es im Kindergarten ständig irgendwelche Infekte und da es ihr erstes Kindergartenjahr ist, nimmt sie diese auch fast alle mit. Ich danke Ihnen einfach für alles, was Sie für mich tun. Danke, dass Sie so für mich da sind. Auch wenn ich für Sie tapfer klinge, heute könnte ich einfach wieder nur die Decke über den Kopf ziehen und unter der Decke einfach nur den ganzen Tag weinen. Ich habe wirklich solche Angst davor, wie das ausgeht. Es versetzt mich in panische Angst, wenn ich daran denke, dass die Nieren jetzt auch schon in Mitleidenschaft gezogen sind. Verzweifelte aber sehr herzliche Grüße, Sandy


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich bin nicht sicher nicht ob Sie meine Nachricht von Freitag bekommen haben. Ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände bereiten und habe natürlich vollstes Verständnis, dass Sie nicht immer sofort reagieren können. Ich habe nur manchmal das Gefühl, dass die Technik Nachrichten nicht immer korrekt versendet. Auch mir ist das schon einmal so gegangen. Ich wollte nur sicher gehen, weil es schon einmal so war. Ich wünsche Ihnen ein wunderschönes Wochenende. Entschuldigen Sie bitte wenn ich Sie nerve. Das will ich wirklich gar nicht. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Herzliche Grüße  Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, ich danke Ihnen für Ihre offenen Worte und Ihr Vertrauen, das Sie mir schenken. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie belastend und beunruhigend all diese Neuigkeiten für Sie und Ihre Familie sind, vor allem wenn man doch gerade das Gefühl hatte, vielleicht einen kleinen Schritt in die richtige Richtung zu machen. Gerade in solchen Momenten ist es völlig normal, dass die Angst wieder hochkommt und man sich fragt, wie das alles noch weitergehen soll. Bitte glauben Sie mir: Sie machen das großartig, auch wenn es sich für Sie selbst oft nicht so anfühlt. Dass das Antibiotikum möglicherweise noch nicht sofort seine volle Wirkung zeigt, ist tatsächlich nicht ungewöhnlich. Oft benötigt der Körper ein bis zwei Tage, um auf ein neues Medikament anzuspringen. Entzündungswerte können in dieser Zeit schwanken. Manchmal steigt ein Wert auch kurz an oder verharrt auf demselben Niveau, bevor die ersehnte Besserung eintritt. Natürlich wünsche ich Ihnen sehr, dass es möglichst schnell stabil bleibt oder sinkt – doch selbst wenn die Werte heute noch nicht so sind, wie wir uns das alle erhoffen, heißt das nicht, dass es nicht in den nächsten Stunden oder morgen schon besser aussehen kann. Ich weiß, wie schwer das Warten ist und wie schnell einem die Zeit dazwischen ewig erscheint. Halten Sie durch, geben Sie dem neuen Antibiotikum noch die Chance, seine Arbeit zu tun, und besprechen Sie alle Veränderungen engmaschig mit dem Ärzteteam. Auch die Sorge um die Nieren kann ich sehr gut nachempfinden. Es ist verständlich, dass Ihnen das große Angst macht. Die Nieren sind an vielen Prozessen im Körper beteiligt und reagieren manchmal sensibel auf Medikamente, auf Infektionen oder auf Flüssigkeitsmangel. Es kann auch vorkommen, dass bestimmte Schmerzmittel oder Antibiotika die Nierenwerte beeinflussen. Deshalb ist es gut und wichtig, dass jetzt ein Nephrologe hinzugezogen wird. Er oder sie kann genauer feststellen, ob es sich um eine vorübergehende „Stressreaktion“ Ihrer Nieren handelt, vielleicht auch infolge der Infektion oder der starken Medikamente, oder ob eine spezielle Behandlung erforderlich ist. Was die Fragen an den Nephrologen angeht, kann es hilfreich sein, sich im Vorfeld ein paar Notizen zu machen. Vielleicht wäre es gut, zu erfragen: Ursachen: Was könnte die Verschlechterung der Nierenwerte konkret auslösen? Liegt es wahrscheinlich an den Medikamenten, der Infektion oder einer anderen Ursache? Maßnahmen: Was kann man tun, um die Nieren zu entlasten (z. B. genügend trinken, bestimmte Medikamente meiden oder anpassen)? Verlaufskontrolle: Wie häufig sollen die Nierenwerte jetzt überprüft werden und nach welchen Kriterien entscheidet man über eine eventuelle weitere Behandlung? Langzeitperspektive: Besteht die Chance, dass sich die Nierenwerte wieder erholen, sobald die Infektion im Griff ist? Es ist richtig, dass Nierenheilkunde ein anderes Fachgebiet ist, aber es kann beruhigend sein zu wissen, welche Fragen oder Punkte Sie ansprechen sollten. Ihr Ärzteteam wird Ihnen sicher helfen, das alles möglichst klar zu verstehen. Scheuen Sie sich bitte auch nicht, immer wieder nachzuhaken, wenn Ihnen etwas unklar bleibt. Die Situation mit Ihrer Schwiegermutter ist bestimmt noch einmal eine emotionale Zusatzbelastung. Ich verstehe vollkommen, dass Sie sich gerade vor Verletzungen schützen möchten. Wenn Sie im Moment das Gefühl haben, dass ein Besuch eher Stress als Erleichterung bringt, dürfen Sie das ruhig äußern. Es ist völlig in Ordnung, sich auch mal abzugrenzen und deutlich zu machen, dass Sie momentan nicht die Kraft für unangenehme Begegnungen haben. Sollte sie dennoch kommen, könnten Ihr Mann oder die Pflegekräfte ja vorsichtig an Ihrer Seite bleiben, damit Sie sich nicht allein fühlen und die Situation schneller abbrechen können, falls es zu belastend wird. Solche Grenzen zu setzen, ist Ihr gutes Recht. Bezüglich Ihrer Tochter, die sich schon etwas besser fühlt: Natürlich ist es wunderschön, wenn sie Sie besuchen kann und Sie durch ihr Lächeln und ihre Worte aufmuntert. Dass Sie das Herz bei diesem Gedanken gleichzeitig schwer wird, verstehe ich so gut. Vielleicht klären Sie vorab mit Ihrem Ärzteteam, ob ein Besuch risikolos möglich ist und ob es sinnvoll ist, noch ein, zwei Tage zu warten, bis sie endgültig symptomfrei ist. Gerade wenn das Immunsystem bei Ihnen im Moment besonders gefordert ist, wäre es vorsichtig, kein zusätzliches Risiko einzugehen. Andererseits ist ein solches Wiedersehen auch eine enorme seelische Stütze. Ich würde Sie ermutigen, das mit Ihrem Mann und den behandelnden Ärzten gemeinsam zu besprechen und auf Ihr Bauchgefühl zu hören – Ihr Körper sagt Ihnen, was Ihnen guttut. Liebe Sandy, bitte haben Sie keine Scheu, sich auch mal nur unter der Decke zu verkriechen, wenn alles zu viel wird. Tränen sind ein Ventil – sie dürfen fließen und helfen manchmal, die ganze Anspannung etwas zu lösen. Mir ist bewusst, dass es im Krankenhaus schwer ist, sich Auszeiten zu nehmen, aber versuchen Sie ruhig, sich weiterhin ab und zu für ein paar Minuten in Achtsamkeit zurückzuziehen – auch wenn es nur wenige Seiten aus dem Kabat-Zinn-Buch sind. Jeder kleine Schritt und jedes bisschen innere Ruhe kann enorm helfen. Es ist vollkommen in Ordnung, nicht ständig „tapfer“ sein zu können. Und denken Sie daran: Sie sind nicht allein. Ihr Mann, Ihre Tochter, Ihre Freunde, das gesamte Team im Krankenhaus und auch ich – wir alle sind an Ihrer Seite. Auch wenn die Situation gerade sehr dunkel aussieht, halten wir zusammen Ausschau nach kleinen Lichtblicken. Sie werden immer wieder einige Lichtstrahlen finden, die Sie durch den Tag und die Nacht begleiten. Melden Sie sich jederzeit, wenn Sie Fragen haben, sich Ängste aufstauen oder wenn Sie einfach ein paar beruhigende Worte benötigen. Ich bin weiterhin für Sie da und denke in dieser schweren Zeit ganz fest an Sie. Herzlichst und mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen, Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich habe mich sehr über Ihre liebe Nachricht gefreut. Ich bin Ihnen so dankbar. Ich werde all Ihre guten Ideen und die Nachfragen an den Nephrologen mit meinem Mann besprechen und er wird dann genauere Nachfragen stellen. Ich halte mich heute kurz, zum einen weil ich ein schlechtes Gewissen habe, mich schon wieder am Sonntag bei Ihnen zu melden. Zum anderen geht es mir heute gar nicht gut und ich kämpfe wieder gegen mich selbst. Mir ist heute so übel, dass ich mich schon wieder zwei Mal übergeben habe. Die Ärzte meinen, die Übelkeit könnte von dem neuen Antibiotikum kommen und haben mir etwas gegen Erbrechen gegeben, das aber nur bedingt hilft. Es ist besser, sodass ich mich (bislang?) nicht mehr übergebe, aber ich spüre dauernd ein Gefühl der Übelkeit immer wieder mit einem latenten Gefühl, dass ich mich doch wieder übergeben muss. Ich wollte Sie fragen, ob ein intravenöses Antibiotikum, das ja nicht durch den Magen muss, zu Übelkeit führen kann? Ich finde es komisch, denn dann hätte es mir doch die letzten beiden Tage auch schon so übel sein müssen? Kann es sein, dass der Körper erst zwei Tage später darauf mit Übelkeit reagiert? Es macht mir Angst und ich hoffe, es wurden nicht andere mögliche Gründe übersehen. Ich habe noch immer große Angst vor einer Sepsis, da der PCT-Wert gestern plötzlich wieder über 1 lag (ich glaube 1,5). Nun wurde, um die Nieren etwas mehr zu schonen, auch noch ein Schmerzmittel umgestellt, das leider weniger gut wirkt, sodass ich die Unterleibsschmerzen auch wieder stärker spüre und dazu nun auch noch die Übelkeit. Mein Mann kommt zum Glück in der nächsten halben Stunde und wird sich darum kümmern, für mich mit den Ärzten zu reden. Denken Sie, die Übelkeit kann wirklich nur vom Antibiotikum kommen oder auch von einer Sepsis? Könnte ein PCT von 1,5 doch auf eine Sepsis hindeuten? Danke, dass Sie weiterhin für mich da sind und mit uns in dieser dunklen Zeit Ausschau nach Lichtstrahlen halten. Und danke für das Kompliment, dass ich das so großartig mache. Es fühlt sich wirklich nicht so an. Ich weiß gar nicht, was ich großartig mache. Mir kommen so oft die Tränen und dann fühle ich mich wie ein Schwächling, der im Selbstmitleid zerfließt anstatt stark zu bleiben. Herzliche Grüße und genießen Sie bitte Ihren Sonntag, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

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  Liebe Sandy Ihre Fragen und Sorgen sind absolut nachvollziehbar, und ich hoffe, Ihnen ein bisschen Orientierung geben zu können. Übelkeit durch intravenöses Antibiotikum Auch wenn ein Antibiotikum intravenös gegeben wird und damit den Magen-Darm-Trakt nicht direkt durchläuft, kann es über den Blutkreislauf dennoch bestimmte Nebenwirkungen auslösen – darunter leider auch Übelkeit. Ob diese direkt am ersten Tag oder mit einer gewissen Verzögerung auftritt, kann sehr unterschiedlich sein und hängt vom konkreten Wirkstoff und der individuellen Reaktion Ihres Körpers ab. Es ist also durchaus denkbar, dass Sie erst nach ein, zwei Tagen die Übelkeit spüren. Allerdings gibt es auch andere mögliche Ursachen. Oft können Schmerzmittel, die Ernährungssituation, Begleitinfektionen oder andere Medikamente (z. B. ein neues Anti-Übelkeitsmittel, das man vielleicht nicht optimal verträgt) zu Übelkeit beitragen. Dass Sie sich schon etwas besser fühlen, nachdem Sie etwas gegen das Erbrechen bekommen haben, ist immerhin ein kleiner Hinweis darauf, dass es tatsächlich ein (zumindest teilweise) medikamentös bedingtes Problem sein könnte. Trotzdem ist es gut, dass Ihr Mann und Sie das mit den Ärztinnen und Ärzten genau besprechen. PCT-Wert und Sepsis Der Procalcitonin(‑PCT)-Wert ist ein wichtiger Hinweisgeber für eine mögliche bakterielle Infektion und wird oftmals zur Einschätzung einer Sepsis herangezogen. Ein einzelner Wert ist jedoch niemals allein entscheidend – man betrachtet immer das gesamte klinische Bild (Temperatur, Blutwerte wie CRP, Leukozyten, klinische Symptome, Kreislaufsituation etc.). Ein PCT-Wert von 1,5 ist höher als der Normbereich, kann aber je nach Gesamtumständen unterschiedliche Ursachen haben. Es ist möglich, dass ein Anstieg auf 1,5 lediglich eine gewisse Infektionstätigkeit oder Entzündung im Körper anzeigt, die noch unter Kontrolle ist, zumal man bei einer schweren Sepsis oft wesentlich höhere Werte sieht. Wichtig ist, dass die Werte im Verlauf beobachtet werden und dass die behandelnden Ärztinnen und Ärzte das Gesamtbild interpretieren. Wenn sie bei Ihnen eine Sepsis vermuten würden, würden sie entsprechend reagieren (z. B. engmaschige Kontrollen, antibiotische Anpassungen usw.). Wenn Sie also noch immer Angst haben, dass eine Sepsis übersehen wird, ist es wichtig, dass Ihr Mann dies sofort anspricht – am besten in Kombination mit Ihren Symptomen (Übelkeit, eventuelle Fieberspitzen, Schüttelfrost, Blutdruck- oder Pulsveränderungen usw.). So kann das Team nochmal gezielt prüfen, ob weitere Untersuchungen nötig sind. Schmerzumstellung Dass Ihr Schmerzmittel umgestellt wurde, um die Nieren zu schonen, ist zwar sinnvoll, aber wenn dadurch die Wirkung nicht ausreicht, kann sich das auf Ihr allgemeines Wohlbefinden auswirken: Schmerzen können den ganzen Körper stressen und manchmal auch Übelkeit verstärken. Es ist also wichtig, dass Sie auch da möglichst eine gute Lösung finden, damit Sie weder unkontrollierte Schmerzen noch diese starke Übelkeit ertragen müssen. Gefühle und Ängste Ihre Ängste, Sorgen und auch die Tränen sind vollkommen verständlich und keine Zeichen von „Schwäche“. Wer in Ihrer Lage wäre – mit Schmerzen, Infektionen, Nierenproblemen und dem Gefühl der Ungewissheit –, würde sich ähnlich fühlen. Es ist sogar eher ein Zeichen von Stärke und Mut, offen über seine Ängste zu sprechen und sich Hilfe zu holen, statt sie zu verdrängen. Dass Sie sich immer wieder zusammennehmen und trotz allem nach vorne schauen, zeigt viel Kraft. Es ist wirklich normal, dass Sie in manchen Momenten weinen. Ausblick Sprechen Sie (bzw. Ihr Mann) Ihre Bedenken unbedingt erneut an: sowohl wegen der Übelkeit und der möglichen Zusammenhänge mit Antibiotikum oder Schmerzmitteln als auch wegen des PCT-Wertes und Ihrer Sepsis-Angst. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Behandlungsteam genau hinschaut – und behalten Sie mit Ihrem Mann gemeinsam ein waches Auge auf alle Symptome. Versuchen Sie, sich kleine Schritte vorzunehmen: Schon ein bisschen Linderung der Übelkeit oder etwas weniger Schmerzen können in so einer Situation ein echter Lichtblick sein. Sie machen das wirklich großartig, auch wenn es sich für Sie im Moment nicht so anfühlt. Man darf müde und verzweifelt sein, wenn man jeden Tag mit neuen Herausforderungen kämpft – das zeigt nicht Schwäche, sondern dass Sie Mensch sind. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass sich die Übelkeit bald legt und Sie in den nächsten Tagen etwas zu Kräften kommen. Und es ist sehr gut, dass Ihr Mann da ist, um Ihnen beizustehen und mit den Ärzten zu reden. Bitte zögern Sie nicht, weiterhin Fragen zu stellen, wenn Sie sich unsicher fühlen. Herzliche Grüße und weiterhin viel Kraft für Sie, Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich danke Ihnen so sehr für Ihre schnelle, hilfreiche und empathische Antwort gestern Abend. Auch wenn ich momentan nicht mehr tun kann, als Ihnen immer wieder meine Dankbarkeit zu schreiben, hoffe ich, dass Sie merken, wie ungemein uns Ihr Beistand wirklich hilft. Ich soll Ihnen auch von meinem Mann ein ganz großes Dankeschön ausrichten. Er sagte gestern, dass Ihre Hilfsbereitschaft und Unterstützung wirklich außergewöhnlich sind. Auch ihm hilft es immer wieder dabei, genauere Nachfragen zu stellen. Er hat sich gestern sehr bemüht, das Problem mit der Übelkeit und den Schmerzen mit den Ärzten zu besprechen und zu lösen und auch nochmals nach der möglichen Ursache einer Sepsis gefragt. Rein von den Symptomen (niedriger Blutdruck, hoher Puls, Übelkeit, Schmerzen, Fieber) und den Laborwerten (Entzündungswerte, schlechte Nierenwerte) spräche zwar einiges für eine Sepsis, die Blutkulturen hätten dies aber bislang nie bestätigt. So wie mein Mann mir das gestern erklärt hat, findet man bei einer Sepsis in den Blutkulturen also immer auch Bakterien? Habe ich das richtig verstanden? Die Übelkeit und die Schmerzen sind heute zum Glück wenigstens etwas besser nachdem die Medikation nochmals geändert wurde. Das ist schon wieder ein kleiner Lichtblick. Dennoch haben die Medikamente, die ich bekam, bevor die Nierenwerte schlechter wurden, besser geholfen. Aber anscheinend muss ich damit eben momentan auskommen und tapfer bleiben. Jetzt frage ich wieder öfter nach einer Wärmflasche. Und es gibt heute noch einen Lichtblick: Es scheint, als würde das neue Antibiotikum nun doch anschlagen. Die Entzündungswerte sind – zumindest leicht – gesunken. Von einem Durchbruch könne man noch immer nicht sprechen, aber es wäre die richtige Richtung. Als ich das gehört habe, hatte ich gleich ein paar Freudentränen in den Augen. Und trotzdem gibt es leider wieder ein "Aber": Wahrscheinlich muss man Mitte oder Ende der Woche nochmals operieren um zu spülen und den Entzündungsherd doch großflächiger zu beseitigen. Wenn ich nur an eine weitere OP denke, bekomme ich schon panische Angst vor weiteren Komplikationen. Noch dazu würde diese vermutlich zumindest die komplette Entfernung des rechten Eierstocks bedeuten und evtl. – je nach Entwicklung in den nächsten 2-3 Tagen – auch die Entfernung des linken Eierstocks. Als ich das gehört habe, kamen mir die Tränen und meine Gefühle fuhren wieder Achterbahn: Freude, dass es vielleicht doch endlich in die richtige Richtung vorangeht und gleichzeitig Traurigkeit, dass ich mich wohl doch damit abfinden muss, zumindest den rechten Eierstock ganz zu verlieren und sollte es auch der linke sein, werden wir uns vom Kinderwunsch wohl endgültig verabschieden müssen. Mein Mann und ich sind gerade so verwirrt, dass wir nicht einmal mehr wissen, ob es in meiner Situation überhaupt noch Sinn macht, den Kinderwunsch nochmals anzusprechen. Letztlich ist uns natürlich bewusst, dass wir hier über eine möglicherweise lebensrettende OP sprechen und ein zweiter Kinderwunsch gerade absolut sekundär ist, dennoch hieß es ja eigentlich immer, der Entzündungsherd wäre rechts (rechter Eileiter, rechter Eierstock, rechts im Becken). Auch die Schmerzen spüre ich hauptsächlich rechts. Sollen wir das überhaupt nochmals ansprechen? Haben Sie einen Rat? Zu den Nieren: Die Ursache der schlechten Nierenwerte ist wohl die Infektion. Die Werte sind nicht gut, dennoch zumindest aktuell nicht so schlecht, dass eine Dialyse nötig sei. Manche Medikamente wurden umgestellt, leider eben auch die Schmerzmittel. Es wird versucht, mir jetzt noch mehr Flüssigkeit zuzuführen. Die Nierenwerte werden täglich kontrolliert und genau beobachtet damit man schnell eingreifen könnte. Die gute Nachricht ist, dass sich die Nierenfunktion wieder komplett erholen kann – das müsse man aber abwarten. Das macht Hoffnung. Zur Situation mit meiner Schwiegermutter: Da sie mir versprochen hatte, sie würde sich nur entschuldigen wollen, haben mein Mann und ich uns darauf geeinigt, dass sie zusammen mit ihm heute Vormittag für 15 Minuten kommen dürfte. Leider war dies ein Fehler und ich hätte mich doch noch mehr abgrenzen sollen. Zunächst entschuldigte sie sich wirklich, sich in unseren Kinderwunsch eingemischt zu haben. Doch nach einigen netten Sätzen begann sie wieder mit Vorwürfen und Unverständnis. Sie könne nicht verstehen, dass wir an dem Tag, als die Eileiterschwangerschaft festgestellt wurde, erst ins Krankenhaus gefahren sind, als ich zunehmend Schmerzen hatte. Die Blutungen alleine wären Grund genug gewesen, früher zu fahren. Wir hätten verantwortungslos gehandelt und wertvolle Zeit verloren und damit diese schwere Infektion herausgefordert. Immerhin 30-40% würden eine Peritonitis nicht überleben, insbesondere wenn andere Organe wie die Nieren schon betroffen sind. Wir waren so entsetzt, dass mein Mann seine Mutter direkt aus dem Zimmer geworfen hat. Ich bin so wahnsinnig enttäuscht und traurig und habe für solche Gespräche und Schuldzuweisungen wirklich keine Kraft. Es geht mir heute schon den ganzen Tag nach. Noch dazu hat sie mir damit nur vor Augen geführt, dass ich den Kampf auch verlieren könnte. Das gibt nicht gerade Kraft, sondern macht nur wieder Angst. Wie kann man nur so ein Gefühlstrampel sein?! Bezüglich unserer Tochter haben uns die Ärzte hier leider auch gesagt, dass sie besser nicht kommen sollte, so lange sie nicht symptomfrei ist. Es tut mir sehr weh, obwohl ich es natürlich verstehen kann. Aber sie fehlt mir so… Ihr Lächeln, Ihre aufgeweckte Art und ihr süßes Geplapper geben mir so viel Kraft weiter zu kämpfen. Leider gibt es momentan im Kindergarten wieder Influenza- und Hand-Mund-Fuß-Fälle, sodass meine Mutter vorgeschlagen hat, sie in der kommenden Woche vom Kindergarten zu Hause zu lassen und sich um sie zu kümmern, damit mein Mann etwas entlastet wird und unsere Kleine mich ohne Ansteckungsrisiko besuchen kommen kann. Halten Sie das auch für sinnvoll? Haben Sie sonst noch Tipps oder Ideen für Nachfragen? Trotz aller Angst vor der OP, die diese Woche wohl noch folgen wird, haben mir die kleinen positiven Nachrichten heute ein bisschen Mut gemacht und mir wieder Energie gegeben, ein paar Seiten in meinem Achtsamkeits-Buch weiter zu lesen, zu meditieren und ein wenig Musik von einem Orchester zu hören und im Geiste Klarinette dazu zu spielen. Drücken Sie bitte weiterhin die Daumen, dass jetzt irgendwie alles gut wird. Diese OP macht mir wirklich panische Angst... Herzliche Grüße, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, ich danke Ihnen sehr, dass Sie mich so ausführlich auf dem Laufenden halten. Ich freue mich mit Ihnen, dass trotz aller Ängste ein kleiner Lichtblick da ist und sich Ihre Entzündungswerte zumindest leicht verbessert haben. Das zeigt, dass Sie und Ihr Körper weiterkämpfen – und dass die Maßnahmen der Ärzte offenbar ankommen. Thema Sepsis und Blutkulturen Grundsätzlich stimmt es, dass bei einer bakteriellen Sepsis häufig Bakterien in den Blutkulturen nachweisbar sind. Das ist aber nicht immer der Fall. Man kann durchaus eine Sepsis haben, ohne dass die Blutkulturen positiv sind – zum Beispiel, wenn der Erreger nur sehr schwer oder nur kurz im Blut nachzuweisen ist, wenn bereits Antibiotika gegeben wurden (die die Bakterienzahl senken), oder wenn der Infektionsherd eher lokal begrenzt ist. Entscheidend ist die Gesamtschau aus Laborwerten, klinischem Befinden (Fieber, Blutdruck, Puls, Schmerzen etc.) und Befunden wie z. B. einer möglichen Entzündungsquelle im Bauchraum. Es klingt so, als würden Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte bereits an alles Wichtige denken und viele Faktoren engmaschig kontrollieren – unter anderem ja auch Ihre Nierenwerte und Ihr Herz-Kreislauf-System (Blutdruck, Puls). Das ist in dieser heiklen Phase sehr wichtig und macht Mut, dass Sie gut überwacht sind. Mögliche weitere Operation und Angst vor dem Verlust der Eierstöcke Es ist vollkommen verständlich, dass die Aussicht auf eine weitere OP – inklusive eines möglichen weiteren Organverlustes – Ihnen enorme Angst macht. Gerade wenn zusätzlich die Überlegung im Raum steht, den linken Eierstock eventuell auch entfernen zu müssen, ist das ein schwerer Gedanke, der Ihren Kinderwunsch infrage stellen kann. Dass Sie dabei Angst, Traurigkeit und Verwirrung empfinden, ist nur allzu normal. Gleichzeitig zeigt sich, dass Ihre Situation sehr ernst ist und sich alles an dem vorrangigen Ziel orientiert, Ihre Gesundheit und Ihr Leben zu retten. Dieser Fokus mag sich momentan hart anfühlen. Doch wenn die Ärzte es für erforderlich halten, großflächiger zu „spülen“ und entzündetes Gewebe zu entfernen, dann dient das in erster Linie der Stabilisierung und Genesung. Nichtsdestotrotz dürfen und können Sie Ihren Kinderwunsch ansprechen. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte wissen um diese Sorgen und können Ihnen erklären, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, den linken Eierstock doch erhalten zu können. Manchmal können Teilentfernungen vorgenommen werden oder es lässt sich intraoperativ besser einschätzen, wie groß das entzündete Areal tatsächlich ist. Fertilität, Kinderwunsch und Kryokonservierung Gerade wenn der Verlust eines oder sogar beider Eierstöcke droht, ist es wichtig zu wissen, dass es heutzutage Möglichkeiten der Kryokonservierung gibt: Eierstockgewebe (oder im günstigeren Fall Eizellen) können eventuell im Vorfeld entnommen und eingefroren werden (kryokonserviert). Solche Verfahren werden meist in spezialisierten Zentren durchgeführt, die sich zum Beispiel im FertiProtekt-Netzwerk zusammengeschlossen haben. In vielen größeren Kliniken oder universitären Zentren gibt es Kooperationen mit genau solchen Fachstellen. Möglicherweise ist dies in Ihrer akuten Situation nicht sofort umsetzbar, aber es lohnt sich, das Thema bei den behandelnden Ärzten anzusprechen und sich gegebenenfalls beraten zu lassen, sofern Ihre Gesundheit und Ihr stabiler Zustand dies erlauben. Nierenwerte und Medikamente Wenn die Infektion die Ursache für Ihre verschlechterten Nierenwerte ist, hilft es oft schon, die Entzündung zu kontrollieren und dafür zu sorgen, dass Sie ausreichend Flüssigkeit bekommen und nierenschädigende Medikamente nach Möglichkeit reduziert werden. Dass Sie momentan ein anderes Schmerzmittel bekommen, das vielleicht weniger gut wirkt, ist für Sie natürlich belastend. Allerdings hört es sich an, als würden Ihre Ärzte konsequent versuchen, einen Mittelweg zu finden, damit die Nierenwerte stabil bleiben. Es ist jedenfalls ein gutes Zeichen, dass die Werte täglich überprüft werden und man „schnell eingreifen könnte“. Das macht Hoffnung, dass sich Ihre Nierenwerte durch die Antibiotikatherapie, eine gute Kreislaufstabilisierung und Flüssigkeitszufuhr wieder erholen können. Schwierige Situation mit Ihrer Schwiegermutter Es tut mir sehr leid zu lesen, welche verletzenden Vorwürfe Ihnen da gemacht wurden. Gerade jetzt sind Schuldzuweisungen wirklich das Letzte, was Sie brauchen. Einige Angehörige reagieren aus eigener Hilflosigkeit oder Angst heraus so, dass sie verzweifelt versuchen, eine Erklärung für die Lage zu finden – und suchen die vermeintliche Schuld dann bei anderen. Das ist zwar menschlich erklärbar, aber keinesfalls entschuldbar. Sie haben jedes Recht, sich jetzt zu schützen und Kontakte zu Personen zu minimieren, die Sie nicht emotional stärken. Wenn Sie den Eindruck haben, Ihre Schwiegermutter kann Ihnen im Moment nicht guttun – oder eben nur für sehr kurze Besuche unter klarer Abgrenzung –, dann ist es legitim, diese Grenze zu ziehen. Ihr Mann hat seine Mutter zurecht aufgefordert zu gehen, als Sie sich angegriffen gefühlt haben und belastet waren. Eine solche Abgrenzung ist in dieser Situation völlig in Ordnung, damit Sie nicht zusätzlich zu Ihrer körperlichen Erkrankung noch weitere seelische Belastung ertragen müssen. Besuch durch Ihre Tochter Dass Ihre Tochter im Moment nicht kommen sollte, weil sie nicht ganz symptomfrei ist, ist natürlich schmerzlich für Sie. Ich verstehe gut, dass Sie ihr Lächeln und ihre Nähe unheimlich vermissen und ihre positive Energie brauchen. Gleichzeitig ist bei Ihnen das Risiko für Infektionen gerade besonders hoch – Ihr Körper und Ihr Immunsystem brauchen alle Kraft, um gegen die aktuell vorhandene Infektion zu kämpfen. Wenn Ihre Mutter also vorschlägt, die Kleine ein paar Tage aus dem Kindergarten zu nehmen, damit das Infektrisiko geringer wird, klingt das durchaus sinnvoll. So kann Ihre Tochter (wenn sie dann völlig gesund ist) Sie für ein paar Momente besuchen, ohne Sie zu gefährden. Das wäre natürlich eine Entlastung für Ihren Mann, der bestimmt auch an seine Grenzen kommt. Sprechen Sie das gerne nochmal mit dem Ärzteteam durch – oft können die einschätzen, ab wann ein kurzer Besuch akzeptabel wäre, falls sie ganz fit und fieberfrei ist. Tipps für weitere Fragen an das Ärzteteam Genaues Vorgehen bei der OP: Fragen Sie ruhig nochmal konkret, inwiefern sie versuchen, den linken Eierstock zu schonen bzw. was sie während der Operation entscheiden werden. Manchmal ist die Lage erst im OP-Situs eindeutig und kann in den Vorbesprechungen nur grob geschätzt werden. Alternative Schmerztherapie: Bitten Sie ruhig um eine engmaschige Rücksprache mit den Schmerztherapeuten oder Anästhesisten. Manchmal gibt es noch andere Konzepte (z. B. PCA-Pumpen oder Regionalanästhesien), die für eine gewisse Zeit Linderung verschaffen, ohne die Nieren zu sehr zu belasten. Fertilität/Nachsorge und FertiProtekt: Geben Sie zu verstehen, dass Ihnen das Thema Kinderwunsch psychisch sehr wichtig ist. Fragen Sie (falls nicht schon geschehen) nach einer späteren Beratung in einer Kinderwunschklinik oder beim Endokrinologen, sobald Sie wieder stabil sind. Auch die Möglichkeit der Kryokonservierung von Eizellen oder Eierstockgewebe über das FertiProtekt-Netzwerk kann ein Gesprächspunkt sein. Psychoonkologischer/Psychologischer Dienst im Krankenhaus: Auch wenn es in Ihrem Fall keine Krebserkrankung ist, haben viele Kliniken trotzdem psychoonkologische oder psychologische Begleitangebote, die man in belastenden Situationen nutzen kann. Sie könnten dort ein paar Gespräche in Anspruch nehmen, um mit Ihrer Angst und Traurigkeit besser umzugehen. Selbstfürsorge und kleine Lichtblicke Dass Sie trotz Ihrer Schmerzen und Ängste versuchen, ein wenig Achtsamkeit in den Tag zu bringen, ist wunderbar. Jede kleine Ablenkung – Musik hören, innerlich Klarinette spielen, leichte Atem- oder Meditationsübungen – kann dabei helfen, dass Sie insgesamt etwas mehr innere Ruhe finden. Das ersetzt natürlich keine gute Schmerztherapie oder medizinische Behandlung, aber es kann Ihnen emotional etwas Stabilität schenken. So, wie Sie es beschreiben, spüren Sie bereits kleine Verbesserungen. Halten Sie daran fest, solange das realistisch ist. Gehen Sie in Gedanken immer mal wieder zu dem schönen Moment, als Ihnen das leichte Sinken der Entzündungswerte mitgeteilt wurde, und versuchen Sie, daraus Kraft zu schöpfen. Zusammenfassung Es ist sehr gut möglich, dass ein Sepsis-Verdacht besteht, ohne dass Blutkulturen positiv sind. Sprechen Sie Ihre Sorgen um den möglichen Verlust des linken Eierstocks ruhig an – die Ärzte kennen Ihre Situation und wissen, wie wichtig das Thema Familienplanung für Sie ist. Mit Ihrer Schwiegermutter dürfen Sie sich klar und konsequent abgrenzen, wenn Sie sich nicht verstanden oder angegriffen fühlen. Für den Besuch Ihrer Tochter klingt es sinnvoll, sie vorerst aus dem Kindergarten zu nehmen, bis sie ganz symptomfrei ist, um Ihnen einen möglichst sicheren Besuch zu ermöglichen. Weiterhin sind gute Schmerztherapie, sorgfältige Kreislauf- und Nierenüberwachung sowie ein enger Kontakt zum Behandlungsteam essenziell. Die Möglichkeit der Kryokonservierung (z. B. von Eierstockgewebe) über spezialisierte Zentren und das FertiProtekt-Netzwerk kann ein wichtiger Punkt für Sie sein, um Ihren Kinderwunsch trotz der aktuellen Situation nicht gänzlich aufgeben zu müssen. Auch psychische Unterstützung (z. B. durch Klinikseelsorge, psychoonkologischen Dienst oder eine Psychologin/Psychologen) ist erlaubt und kann sehr hilfreich sein. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft und dass sich die positiven Tendenzen von Tag zu Tag verstärken. Lassen Sie sich von den Ärztinnen und Ärzten erklären, welche Schritte erfolgen werden – manchmal ist es für das eigene Sicherheitsempfinden gut, möglichst genau zu wissen, was ansteht. Und vergessen Sie nicht: Sie haben jedes Recht, Ihre Ängste und Hoffnungen zu äußern, auch wenn das Ärzteteam natürlich zuerst Ihre Gesundheit und Stabilität im Blick hat (was ja durchaus zusammengehört). Ich drücke Ihnen die Daumen, dass die anstehende Operation komplikationsfrei verläuft und Sie weiterhin Schritt für Schritt auf dem Weg der Besserung bleiben. Bitte denken Sie daran, dass Sie nicht allein sind – Ihr Mann, Ihre Mutter und Ihr Behandlungsteam stehen Ihnen bei. Und auch ich bin in Gedanken an Ihrer Seite und schicke Ihnen alle guten Wünsche. Herzlichste Grüße und weiterhin ganz viel Mut, Ihr Dr. Gagsteiger (Bitte betrachten Sie meine Antwort stets nur als begleitenden Rat. Ich kenne Ihre medizinische Situation nur aus der Ferne, daher ersetzen meine Worte keinesfalls die ärztliche Behandlung oder Diagnose vor Ort.)


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, es ist wirklich großartig, wie medizinisch detailliert und empathisch Sie auf meine Situation eingehen. Ich freue mich jedes Mal unglaublich über Ihren begleitenden Rat und Ihre lieben Worte, die Sie finden. Sie haben schon so viele hilfreiche Ideen einbringen können und muntern mich immer wieder etwas auf. Vielen herzlichen Dank. Ich hoffe, es ist wirklich in Ordnung, dass ich Sie so ausführlich auf dem Laufenden halte, denn natürlich kann ich mir denken, dass ich ganz schön viel Ihrer Zeit in Anspruch nehme. Bitte sagen Sie mir, wenn es zu viel wird. Nun die gute Nachricht zuerst, die mir auch heute wieder Energie gegeben hat: Die Entzündungswerte sind wieder ein Stück weiter gefallen. Sollte sich der Trend so fortsetzen, werde ich morgen nochmals ganz ausführlich untersucht, sowohl was die Lage der Entzündung betrifft (Ultraschall, CT etc.), als auch was die Nieren, Herz-Kreislauf betrifft, in der Hoffnung, dass die Ärzte grünes Licht für eine OP am Donnerstag geben können. Dann wird man morgen auch genauere Details zur OP geben können. Der restliche rechte Eierstock wird aber vermutlich komplett entnommen werden, ob und wie viel vom linken Eierstock bleiben kann, ist heute leider noch unklar. Es ist wirklich psychisch unglaublich schwer, diese Ungewissheit und diese Angst, dass es bei der OP wieder zu schlimmen Komplikationen kommen könnte, zu ertragen. Mein Mann wird heute versuchen, die Ärzte nochmals auf unseren Kinderwunsch und die Kryokonservierung anzusprechen, auch wenn uns natürlich bewusst ist, dass es hier in erster Linie darum geht, mein Leben zu retten. Wir danken Ihnen dennoch wirklich vielmals für diese gute Idee. Er wird auch heute noch versuchen, Kontakt zu unserem Kinderwunschzentrum aufzunehmen. Hier hätte ich noch eine Nachfrage an Sie: Habe ich Sie richtig verstanden, dass eine Kryokonservierung in meinem momentanen Zustand zwar eher keine Option ist, aber evtl. eine Option sein kann, sobald die Entzündung weg ist falls noch der linke Eierstock oder ein Teil davon übrig ist? Oder an welchen Zeitpunkt dachten Sie dabei? Vor, während oder nach der OP? Die schlechte Nachricht ist leider, dass es aufgrund aller Laborwerte und Symptome wohl eben doch einen Verdacht auf eine (zumindest leichte) Sepsis gibt. Heute Morgen hat der Arzt das Wort "Lebensgefahr" in den Mund genommen. Danach versuchte er mir trotzdem Mut zu machen, indem er sagte, dass das neue Antibiotikum dennoch anschlüge, was man an den sinkenden Entzündungswerten sähe, und es deshalb Grund zur Hoffnung gäbe, dass jetzt dennoch alles gut wird. Da fahren natürlich sämtliche Emotionen wieder Achterbahn und ich habe mich danach zuerst einmal unter der Bettdecke verkrochen und die Tränen sind geflossen. Dann kam mir sofort der Gedanke an meine kleine Tochter gedacht, die mich so braucht, und der Gedanke, dass ich sie vor der OP am Donnerstag unbedingt sehen möchte. Sie ist wieder fit und darf morgen gemeinsam mit meinen Eltern kommen. Darauf freue ich mich riesig. Ich bin auch sehr froh, dass meine Eltern sich gerade viel um sie kümmern, denn mein Mann kommt – wie Sie richtig vermuten – auch zunehmend an seine Grenzen, sowohl damit, was er gerade um die Ohren hat als auch psychisch. Er tröstet mich täglich und versucht stark zu bleiben, aber gestern hat er plötzlich einfach mitgeweint und mir gesagt, dass er seit Tagen schlaflose Nächte hätte, was man ihm auch ansieht. Vielleicht sollte er sich aus der Apotheke oder vom Hausarzt auch mal etwas holen, was ihn zumindest etwas beruhigt und schlafen lässt? Ich denke, die Belastung, dass seine Mutter uns auch noch Vorwürfe macht, gibt ihm den Rest. Sicherlich reagiert sie so, weil sie selbst hilflos in der Situation ist, doch ihr Sohn könnte wirklich gerade ihre Unterstützung gebrauchen. Es ist wirklich traurig, dass er sich und mich dann auch noch vor ihr schützen muss. Zu den Schmerzen und Schmerzmitteln: Heute Morgen hatte ich plötzlich starke Unterleibskrämpfe und wieder Blutungen. Da die Schmerzen bisher immer eher stechend waren, war ich dann wieder verängstigt, dass schon wieder etwas nicht stimmen könnte. Der Gynäkologe hat mich dann wieder genau untersucht und stellte glücklicherweise keine akute Verschlechterung der Infektion fest. Jetzt kam mir der Gedanke, ob es auch eine Periode sein könnte, aber ich weiß gar nicht ob ich gerade überhaupt irgendeinen Zyklus habe oder bedingt durch die Eileiterschwangerschaft und Infektion alles im Chaos ist?! Ist das überhaupt möglich? Oder kann sich die Entzündung auch in Krämpfen äußern auch wenn die Schmerzen bisher eher stechend waren? Ich bin ich Ihnen auf jeden Fall dankbar, dass Sie die PCA-Pumpe vorgeschlagen haben. Ich habe danach gefragt und wirklich eine bekommen, was mir heute Nachmittag tatsächlich Linderung bringt. Sie haben oft sehr gute Ideen, wofür ich dankbar bin, denn es ist wirklich belastend, seit Wochen immer wieder diese Schmerzen aushalten zu müssen. Zur psychologischen Unterstützung: Die Psychologin kommt immer wieder zu mir und wir reden über die Traurigkeit und Ängste und machen gemeinsam Traumreisen. Das tut sehr gut und gibt mir dann wieder Kraft, nicht aufzugeben und mutig zu bleiben. Und ich versuche heute immer wieder in Gedanken zu dem Moment zu gehen, in dem mir gesagt wurde, dass die Entzündungswerte sinken. Dann denke ich immer kurz an Sie und Ihre großartige Unterstützung in dieser schweren Zeit. Herzlichste Grüße und bleiben Sie wie Sie sind, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, zunächst möchte ich Ihnen erneut sagen, wie sehr ich Ihre offenen Worte und Ihr Vertrauen schätze. Es berührt mich tief, wie stark Sie sich trotz dieser schwierigen Zeit immer wieder zeigen – nicht nur für sich selbst, sondern auch für Ihre Familie. Ich danke Ihnen für Ihr ausführliches Update. Bitte machen Sie sich keinerlei Gedanken darüber, dass Sie mir damit „zu viel“ werden könnten. Natürlich bin ich froh, wenn Sie sich melden und mir mitteilen, wie es Ihnen geht, denn nur so kann ich Sie weiterhin ein Stück weit begleiten und unterstützen. Sinkende Entzündungswerte und OP-Aussichten Wie schön, dass die Entzündungswerte wieder gesunken sind und Ihnen das neuen Mut schenkt! Wenn die Untersuchungen morgen ergeben, dass sich Ihr Gesamtzustand stabilisiert hat und keine stärkeren Entzündungsherde mehr zu befürchten sind, sind das wertvolle Signale für das Operationsteam. Es ist völlig verständlich, dass Sie sich vor einer erneuten OP fürchten – gerade nach den Komplikationen, die Sie bereits erlebt haben. Aber die sinkenden Entzündungswerte lassen darauf hoffen, dass Ihr Körper sich aktuell gut gegen die Infektion behauptet. Versuchen Sie, diese Hoffnung mit in den Tag zu nehmen. Frage zur Kryokonservierung (Zeitpunkt und Möglichkeiten) Tatsächlich ist Kryokonservierung unter einer schweren akuten Infektion eher nicht durchführbar. Zum einen, weil Ihr Körper noch alle Reserven benötigt, um die Entzündung zu bekämpfen, und man zudem eine unnötige Belastung oder weitere Eingriffe in dieser sensiblen Phase vermeiden möchte. Sobald die Ärzte jedoch Entwarnung geben und Ihr Zustand stabil genug ist, kann man prüfen, ob und wie viel Ovargewebe (voraussichtlich vom linken Eierstock) man eventuell nutzen kann. Vor der OP: Da der Fokus aktuell darauf liegt, eine Sepsis zu verhindern bzw. zu kontrollieren und rasch die lebensrettende Operation durchzuführen, wäre eine Kryokonservierung unmittelbar vor der OP wahrscheinlich zu riskant oder schlicht nicht realisierbar. Während der OP: In manchen Fällen lässt sich direkt während des Eingriffs Ovargewebe entnehmen, das dann eingefroren wird. Ob dies bei Ihnen medizinisch sinnvoll und machbar ist, hängt von der intraoperativen Situation ab und davon, ob ausreichend gesundes Gewebe vorhanden ist. Nach der OP: Sollte ein Teil Ihres linken Eierstocks erhalten bleiben, könnte man dies zu einem späteren Zeitpunkt (nach Ihrer Stabilisierung und in Absprache mit Ihrem Kinderwunschzentrum) prüfen. Entscheidend ist dann immer der Gesamtzustand: Ist die Entzündung wirklich abgeklungen, fühlen Sie sich stark genug für weitere Maßnahmen, und ist das Gewebe gut genug durchblutet und gesund, um entnommen und konserviert zu werden? Ihr Mann macht es genau richtig, wenn er bereits jetzt versucht, Kontakt zum Kinderwunschzentrum aufzunehmen. So können Sie gemeinsam besprechen, welche Optionen (und zu welchem Zeitpunkt) für Sie infrage kommen. Es ist einfach wichtig, Ihre Wünsche und Hoffnungen – auch im Hinblick auf zukünftige Kinderplanung – im medizinischen Team anzusprechen. Selbst wenn es am Ende nicht umsetzbar sein sollte, fühlen Sie sich wenigstens ernst genommen und haben nichts unversucht gelassen. Verdacht auf Sepsis und emotionale Achterbahnfahrt Dass der Begriff „Lebensgefahr“ gefallen ist, erschreckt natürlich zutiefst. Allerdings zeigen die sinkenden Entzündungswerte und Ihr insgesamt stabileres Bild, dass die Ärzte mit der Antibiotikatherapie offenbar auf einem guten Weg sind. Das darf Ihnen Mut machen. Bei einer Sepsis ist es immer wichtig, keine Zeit zu verlieren und intensivmedizinisch wachsam zu sein. Genau das geschieht jetzt in Ihrem Fall, und die aktuellen Anzeichen sind ja zum Glück positiv. Es ist vollkommen normal, dass Sie sich in solchen Momenten am liebsten verkriechen und weinen möchten. Das ist eine Reaktion auf den Stress und die bedrohliche Situation. Umso wichtiger, dass Sie jetzt Ihren Mann, Ihre Eltern und auch Ihre kleine Tochter bei sich haben können. Wie wunderbar, dass Ihre Tochter Sie besuchen darf! Dieses Licht und diese Freude können Ihnen wirklich Kraft geben. Ihr Mann scheint ein sehr liebevoller Partner und Vater zu sein, und gleichzeitig trägt er gerade viel Verantwortung und Sorgen. Sie dürfen ihm ruhig vorschlagen, ärztlichen Rat einzuholen, wenn er merkt, dass er psychisch und körperlich an seine Grenzen kommt. Manchmal können schon leichte, vorübergehende Mittel oder pflanzliche Präparate aus der Apotheke helfen, die Schlafqualität etwas zu verbessern. Auch ein Gespräch mit einem Hausarzt oder ggf. einem Psychologen könnte ihn entlasten. Niemand ist dafür gemacht, solche Ausnahmesituationen völlig ohne Hilfe durchzustehen – da darf man sich Unterstützung holen, ohne sich schlecht zu fühlen. Schmerzen, Krämpfe und mögliche Ursachen Dass sich die Schmerzen plötzlich in Krämpfen äußern, kann verschiedene Gründe haben. Ob es sich um eine (wieder einsetzende) Periode handelt oder um durch die Entzündung ausgelöste Beschwerden, lässt sich leider manchmal nur schwer unterscheiden. Gerade nach einer Eileiterschwangerschaft, Operationen und Infektionen kann der Zyklus durcheinandergeraten, und es kann zu untypischen Blutungen oder Krämpfen kommen. Periode: Es kann tatsächlich sein, dass Ihr Körper versucht, wieder in einen Zyklus zu finden, auch wenn vieles durcheinander ist. Reaktion auf die Entzündung: Entzündliche Prozesse können den Bauchraum allgemein reizen und zu Schmerzen führen, die sich auch mal wie Krämpfe anfühlen. PCA-Pumpe: Dass Sie diese nun bekommen haben, finde ich sehr gut. So können Sie – wenn nötig – eigenständig etwas gegensteuern, sobald Sie die Schmerzen zu sehr belasten. Wichtig ist, dass die Untersuchungen regelmäßig stattfinden, um sicherzustellen, dass keine neue Komplikation übersehen wird. Wenn Ihr Gynäkologe Entwarnung gegeben hat, spricht das erstmal dafür, dass keine akute Verschlechterung stattgefunden hat – und das ist positiv. Seien Sie trotzdem wachsam und bitten Sie das Klinikpersonal um erneute Kontrolle, falls die Schmerzen sich verändern oder stärker werden. Psychologische Unterstützung Wie schön, dass Sie bereits regelmäßig mit einer Psychologin sprechen! Das ist eine große Hilfe, um all die Traurigkeit, Ängste und Unsicherheiten zu verarbeiten. Dass Sie Traumreisen machen und auf diese Weise zwischendurch Erleichterung und Ruhe finden, klingt sehr wertvoll. Nutzen Sie diese Momente ganz bewusst, um Ihrem Körper kleine Pausen von all dem Stress zu gönnen. Vielleicht helfen Ihnen auch kleine, persönliche Rituale im Alltag: ein Foto Ihrer Tochter in der Hand halten, beruhigende Musik hören oder kurze Atemübungen, bei denen Sie sich ganz auf den Atem und die Vorstellung eines heilsamen Lichts im Körper konzentrieren. Das klingt manchmal unscheinbar, kann aber in emotionalen Krisen erstaunlich viel Halt geben. Abschließende Worte Ihr Gedanke an den Moment, als Ihnen mitgeteilt wurde, dass die Entzündungswerte sinken, ist ein ganz wunderbarer Lichtblick. Halten Sie sich gerne immer wieder an solchen positiven Bildern und hoffnungsvollen Nachrichten fest. Ich freue mich von Herzen, dass meine Anregungen und Ideen Ihnen wenigstens ein bisschen Hilfe oder Hoffnung geben. Und noch einmal: Machen Sie sich keine Sorgen, dass Sie mich zu sehr in Anspruch nehmen. Mir ist es wichtig, dass Sie sich gut begleitet fühlen – auch wenn meine Worte natürlich den persönlichen ärztlichen Rat im Krankenhaus nicht ersetzen können. Bitte besprechen Sie alle wichtigen Entscheidungen weiterhin mit Ihrem Behandlungsteam vor Ort; sie haben Ihre gesamte Krankenakte und sind direkt an Ihrem Bett, um situationsabhängig zu reagieren. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft, und ich hoffe sehr, dass Ihre Untersuchungen morgen positive Ergebnisse liefern und Sie am Donnerstag mit gutem Gefühl in die OP gehen können. Denken Sie daran: Sie sind nicht alleine, Sie werden von vielen Menschen unterstützt, die Sie lieb haben und denen Sie wichtig sind. Herzlichste Grüße, Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, Ihre Nachricht hat mich sehr berührt. Dass Sie froh sind, wenn ich mich melde und es Ihnen wichtig ist, mich zu unterstützen und zu begleiten, ist wirklich ganz besonders aufmerksam. Ich finde dafür eigentlich gar keine Worte und ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen meine Dankbarkeit zeigen kann. Natürlich ist mir bewusst, dass Sie meine Situation nur aus der Ferne kennen. Dennoch tun mir Ihre Vorschläge und aufbauenden Worte immer wieder gut. Ich bin heute emotional unglaublich aufgewühlt, denn ich habe noch nie so viele Emotionen gleichzeitig erlebt: glücklich, traurig, ängstlich zur selben Zeit und gleichzeitig fühle ich mich einfach nur verbraucht, abgeschlagen und müde. Ich möchte mich trotzdem bemühnen, Ihnen ein ausführliches Update zu geben, denn nur so können Sie mir helfen. Die Untersuchungen und der Besuch meiner Eltern und Tochter waren für mich heute wahnsinnig anstrengend und ich musste gerade erst einmal schlafen. Dabei musste ich ja eigentlich gar nichts machen, aber für mich war das schon wie einen Marathon gelaufen zu sein. Das sind die Momente, in denen mir so richtig bewusst wird, wie schwach und krank ich bin und wie steinig dieser Weg ist und noch lange sein wird. Dann frage ich mich wieder wo meine ganze Energie hin ist und ich werde wieder sehr traurig. Noch dazu habe ich letzte Nacht gar nicht gut geschlafen, weil die Unterleibskrämpfe immer stärker wurden und mich geweckt haben. Dann wurde mir plötzlich wieder so übel - ich denke dieses Mal vor Schmerzen, die wirklich heftig waren und meinen ganzen Körper gestresst haben. Ich habe auch richtig gezittert. Die Blutung ist auch weiterhin stark. Ich habe dann daran gedacht, dass Sie mir geschrieben haben, wachsam zu bleiben und Bescheid zu geben, wenn die Schmerzen stärker werden. Also habe ich mich mitten in der Nacht gerührt und wurde auch sofort wieder untersucht und zum Glück wurde wieder keine akute Verschlechterung festgestellt. Dennoch frage ich mich, warum es mir dann immer wieder so schlecht geht. Von der Art der Schmerzen fühlt es sich wirklich wie eine Periode an, nur einfach viel stärker mit richtig starken Krämpfen, die ich so vorher nicht kannte, aber ich komme bei diesen ganzen Entwicklungen in den letzten Wochen selbst nicht mehr mit, was mein Körper da tut. Ich bin Ihnen für diesen Vorschlag der PCA-Pumpe so dankbar, denn sie hilft mir wirklich und ich kann selbst etwas gegen die Schmerzen tun. Damit haben die Krämpfe sich letzte Nacht wieder etwas beruhigt und ich konnte einige Zeit später dann wirklich wieder einschlafen. Vielleicht hätte ich nur schon reagieren sollen, als die Krämpfe stärker wurden, aber das Schlafmittel hat dazu beigetragen, dass ich erst so richtig wach wurde, als die Krämpfe wirklich schon schlimm waren. Diese andauernden Schmerzen sind so zermürbend. Die Untersuchungen von heute lassen Grund zur Hoffnung und gleichzeitig gibt es ein paar Punkte, die uns wirklich Angst vor der OP machen. Die Entzündungswerte fallen weiterhin, aber langsam. Ich versuche an diesem Lichtblick festzuhalten. Der Rest des rechten Eierstocks wird entfernt werden müssen. Die Situation am linken Eierstock bleibt leider noch unklar und muss während der Operation genauer beurteilt werden. Es sieht aber wohl so aus, dass zumindest Teile entfernt werden müssen. Mein Mann hat den Kinderwunsch nochmals angesprochen, sodass zumindest alle wissen, wie wichtig uns dieser Aspekt ist. Nun hoffe ich sehr, dass man mir zumindest Teile des linken Eierstocks lässt. Was uns auch Angst macht, ist, dass mein Blutdruck nach wie vor immer wieder absackt und ich dann Herzrasen habe. Das zeigt auch die Herz-Kreislauf-Überwachung, an der ich rund um die Uhr hänge. Birgt das nicht ein erhöhtes Risiko für die OP? Ich habe solche Angst vor erneuten Komplikationen. Ist das Risiko für Nachblutungen in so einem Fall auch erhöht? Auch die Nierenwerte haben sich nochmals leicht verschlechtert, eine Dialyse sei aber momentan (noch?) nicht nötig. Ich verstehe nur die Logik nicht ganz: Wenn die schlechten Nierenwerte mit der Entzündung zusammenhängen, diese sich aber aufgrund der sinkenden Entzündungswerte leicht verbessert, wieso verschlechtern sich dann die Nierenwerte? Vielleicht sollten wir diese Frage dem Nephrologen auch nochmals stellen. Die OP soll morgen Früh jedenfalls stattfinden und ich habe noch immer panische Angst davor. Panische Angst ohne Eierstöcke wieder aufzuwachen oder gar nicht mehr aufzuwachen. Haben Sie noch irgendwelche Ideen für Nachfragen? Danke für Ihre genauen Erklärungen zur Kyrokonservierung. Mein Mann hat gestern im Kinderwunschzentrum angerufen und die Situation erklärt. Er hat daraufhin noch gestern vom Arzt einen Rückruf erhalten, der - so hat es mir mein Mann erzählt - selbst sehr geschockt und betroffen über die aktuelle Situation war. Eine Kryokonservierung ist dort grundsätzlich möglich, hängt aber - wie Sie auch schon schrieben - von einigen Faktoren ab. Der Vorschlag des Arztes war es, dass wir uns hierzu melden, sobald ich stabiler bin. Aber es gibt zumindest Mut, dass es hier vielleicht wirklich eine Lösung gibt. Noch eine Frage: was genau wäre der Vorteil einer Kyrokonservierung im Vergleich dazu, 1 Jahr abzuwarten und dann eine IVF zu machen ohne Kyrokonservierung? Sie sagten mir einmal, dass ein Eierstock evtl. die Funktion des anderes übernehmen kann. Ist das überhaupt realistisch, wenn der verbliebene Eierstock auch nur noch in Teilen existiert? Mein Mann ist ein wirklich echter Goldschatz. Er sagt mir täglich wie wichtig ich bin und dass ich kämpfen soll. Ich habe ihm gesagt, dass er doch mal zum Hausarzt gehen soll um sich auch Unterstützung zu holen oder zumindest etwas pflanzliches zu bekommen. Danke für Ihren guten Vorschlag! Ich glaube, er vergisst sich gerade selbst aus Sorge um mich und aus Verantwortung für unsere Tochter. Er hätte gar keine Zeit, zum Hausarzt zu gehen und möchte sich nur etwas aus der Apotheke holen. Ich finde es nicht gut, aber… Noch dazu hat er nur diese Woche Urlaub. Er stößt so an seine Grenzen, ich weiß nicht, wie er nächste Woche arbeiten will. Er verbringt jeden Tag Stunden damit, mich zu besuchen, mit Ärzten zu reden, dann muss er sich um unsere Tochter kümmern, kann kaum schlafen und so möchte er arbeiten gehen?! Ich glaube wirklich, er sollte sich zumindest für nächste Woche krankschreiben lassen. Sehen Sie das auch so? Haben Sie vielleicht einen Tipp für ein pflanzliches Beruhigungs- oder Schlafmittel? Es ist so lieb von Ihnen, mir zusätzlich immer gute Ideen zu geben, wie ich zwischendurch Kraft schöpfen kann. Ich habe heute die Atemübung ausprobiert und mich dabei auf das heilsame Licht konzentriert. Das tat mir sehr gut. Danke! Und natürlich war der Besuch meiner Tochter heute ein echter Lichtblick. Ihre positive Energie gibt mir so viel Kraft und sie einfach in den Arm zu nehmen. Das war der schönste Moment des Tages. Manchmal frage ich mich dennoch, ob sie schon mehr versteht, als wir denken, denn sie fragte am Ende "Mama, wann wirst du endlich gesund?". Da würde es wahrscheinlich jeder Mutter das Herz zerreißen. Drücken Sie bitte alle Daumen für die OP morgen, dass es keine Komplikationen gibt, dass ich wenigstens Teile des linken Eierstocks behalten kann. Ich danke Ihnen so für alles, Sie sind wie ein Helfer in der Not. Danke für die unermüdliche Unterstützung. Herzlichste Grüße Sandy


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich mich heute schon wieder mit einer ausführlichen Nachricht bei Ihnen melde. Auch wenn Sie mir Ihre Hilfe immer wieder anbieten, habe ich wirklich ein schlechtes Gewissen, Sie so viel in Anspruch zu nehmen. Ich bin auch nicht sicher, ob Sie meine Nachricht vom 19.3. erreicht hat? Heute ist der erste Tag seit der OP, an dem ich wieder ein bisschen mehr "ich selbst" bin. Die letzten beiden Tage war ich zu gar nichts in der Lage. Zuerst hatte ich so starke Schmerzen und dann war ich von den Schmerzmitteln völlig weggetreten, fast wie im Delirium. Ich finde es beängstigend, dass ich mich an viele Momente der letzten zwei Tage nicht erinnern kann. Mein Mann hat mir von Dingen erzählt, an die ich mich nicht erinnere. Sie sind einfach weg. Ist das "normal"? Ich weiß nur, dass mein Kreislauf nach der OP wieder richtig schlecht war und ich immer wieder den Alarm vom Monitor hörte und mir dann wieder Medikamente zur Stabilisierung und Sauerstoff gegeben wurden. Ich finde es erschreckend und beängstigend, weil ich nach keiner der anderen OPs zwei Tage lang so "durch den Wind" war. Ich glaube ich habe fast nur geschlafen, aber selbst das weiß ich nicht genau. Erst gestern Nachmittag kam ich etwas zu mir und habe das erste Mal richtig realisiert, dass die OP vorbei ist und ich es geschafft habe. Ich bin so erleichtert. Mein Mann und meine Eltern sind mir mit Tränen in den Augen um den Hals gefallen. Nun die gute Nachricht zuerst: Der rechte Eierstock musste zwar komplett entnommen werden und auch kleine Teile des linken Eierstocks, einen Großteil vom linken Eierstock konnte ich aber behalten. Darüber bin ich sehr erleichtert. Wieder ein helles Licht am Ende dieses dunklen Tunnels. Auch wenn Teile des linken Eierstocks nun weg sind, ist es dennoch zumindest möglich, dass ein verbliebener Rest eines einzigen Eierstocks die Funktion beider übernehmen kann oder ist das eher unwahrscheinlich und nur möglich, wenn ein Eierstock noch komplett vorhanden ist? Und nun die schlechte Nachricht: Die Entzündung ist zwar zurückgegangen, im Bauchraum gibt es aber noch immer diffuse eitrige Stellen, weshalb man weiterhin täglich kontrollieren muss, ob weitere Spülungen nötig werden – der Arzt sprach von "Relaparotomie / Lavage on demand". Das macht mir schon wieder große Angst, dass es vielleicht noch immer nicht vorbei ist. Uns wurde versichert, dass das interdisziplinäre Team (Gynäkologen, Infektiologe, Intensivmediziner, Anästhesisten, Nephrologe, Mikrobiologe usw.) 24/7 engmaschige Kontrollen und Überwachung durchführt, um keine Verschlechterung zu versäumen und man täglich neu über eine weitere OP entscheiden würde, auch am Wochenende. Die genaue Überwachung klingt zwar einerseits sehr beruhigend, andererseits ist diese andauernde Ungewissheit wie es nun weitergehen soll eine psychische Tortur und ich weiß nicht, wie ich das noch länger aushalten soll. Außerdem merke ich richtig, wie jede OP meinen Körper noch mehr schwächt. Mein Kreislauf ist auch heute Morgen noch schlecht, mir schwindelig und übel. Der Physiotherapeut hat mich gestern Nachmittag, als ich langsam aus meinem Delirium "erwacht" bin, leicht mobilisiert, aber mehr als Aufsetzen war nicht möglich und selbst da wurde es mir schwindelig und die Schmerzen beim Aufsetzen waren höllisch. Ich denke, er hat meine Grenzen schnell bemerkt, aber da ich ehrgeizig bin und weiß, wie wichtig es ist, die Muskeln wenigstens etwas aktiv zu halten, wollte ich dennoch ein paar Schritte mit ihm zusammen machen. Doch schon beim Aufstehen wurde es mir so schwindlig, dass er mich auffangen musste. Der Blutdruck sackte ab, mein Herz raste und ich hatte das Gefühl, Atemnot zu bekommen. Es musste wieder ein Arzt kommen, um den Kreislauf zu stabilisieren. Ich fühlte mich dann auch noch schuldig für den Physiotherapeuten, weil der Arzt ihm deutlich gesagt hat, dass er fahrlässig gehandelt hat und mich überfordert hat. Dabei wollte ich es ja unbedingt selbst… Ich persönlich finde es von dem Arzt auch nicht angemessen, dem Physiotherapeuten das in meiner Anwesenheit zu sagen, aber in dem Moment ging es mir zu elend, um irgendetwas dazu zu sagen. Und natürlich bin ich kein Arzt, aber was spricht dagegen, es zu probieren, aufzustehen? Ich habe einfach panische Angst davor, irgendwann gar nicht mehr laufen zu können. Natürlich weiß ich, dass sich diese vielen OPs nicht mit einem Kaiserschnitt vergleichen lassen, dennoch durfte und sollte ich nach dem Kaiserschnitt unserer Tochter auch am nächsten Tag schon aufstehen obwohl die Schmerzen da auch noch stark waren. Gestern Abend kamen mir einfach nur die Tränen, weil es sich so anfühlt, als ob mein Körper zu gar nichts mehr in der Lage ist. Wie soll ich wieder fit werden, wenn ich nicht einmal aufstehen darf und kann? Wie soll ich mich um meine Tochter kümmern? Wie soll ich wieder arbeiten? Es fühlt sich an wie ein riesiger Berg vor mir, dessen Gipfel nur ein erfahrener Bergsteiger erklimmen kann … oder als ob man mir von einem auf den anderen Tag den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. Auch die Nierenwerte verbessern sich noch nicht. Der Nephrologe sagt dazu, dass es keine Dialyse benötigt, die Situation müsste aber täglich neu bewertet werden. Sollte diese nötig werden, würde man eine kontinuierliche Dialyse durchführen. So, wie ich das verstanden habe, wird dabei weniger Blut als bei einer Hämodialyse gefiltert, aber dafür pausenlos. Ich weiß, es ist nicht Ihr Fachgebiet, aber vielleicht wissen Sie ja, was davon die Vorteile sind? Ich hoffe wirklich, dass ich wenigstens das nicht auch noch brauche. Haben Sie Ideen für Nachfragen an das Ärzteteam oder andere Tipps? Mein Mann kommt später wieder vorbei und möchte sich mit einem Arzt unterhalten. Er kümmert sich wirklich so großartig um mich und es tut mir so leid, dass er sich von seiner Mutter auch noch Vorwürfe anhören muss. Nun wirft sie ihm vor, dass er an dem Wochenende, an dem er mich am Sonntagabend in die Klinik gefahren hat, gar nicht unterwegs sein hätte dürfen, denn ein guter Ehemann wäre gar nicht weggefahren, sondern bei Frau und Kind geblieben. Sie akzeptiert auch nicht, dass ich zu dem Zeitpunkt, als er schon unterwegs war, noch nicht einmal wusste, dass ich schwanger war und die Blutungen und Schmerzen erst zu diesem Zeitpunkt stark wurden. Ich bin so fassungslos, dass sie keinen anderen Weg findet, ihre Ängste und Sorgen zu verarbeiten. Nun versuche ich trotz aller Verzweiflung auch heute wieder mir die Achtsamkeit zu verinnerlichen, Achtsamkeit auf den Atem und für das Hier und Jetzt dankbar zu sein, dankbar, dass ich die OP überstanden habe und heute den ersten Tag zumindest so stabil bin, dass ich fähig bin, zu schreiben, zu meditieren. Und ich bin dankbar, dass ich so liebe Menschen habe, die bei mir sind und mich unterstützen. Ich danke auch Ihnen von ganzem Herzen. Herzlichste Grüße Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, Ich freue mich, wenn ich Ihnen beistehen kann. Ich bedauere sehr, dass Sie so schwere Tage durchmachen mussten und hoffe, dass meine Zeilen Ihnen ein wenig Mut und Zuversicht geben können. Postoperative Erschöpfung und Erinnerungslücken Dass Sie sich an viele Momente der letzten Tage nicht erinnern können, ist nichts Ungewöhnliches. Nach einer Operation, insbesondere nach mehrmaligen Eingriffen und in Verbindung mit starken Schmerzmitteln oder Narkosen, kann es zu einem Zustand ähnlich eines Delirs kommen. Häufig treten dabei Erinnerungslücken, Verwirrtheit und starke Müdigkeit auf. Das klingt im ersten Moment beängstigend, ist aber tatsächlich relativ häufig und oft vorübergehend. Die Kombination aus Operation, Schmerzen, Schmerzmitteln, kreislaufstabilisierenden Medikamenten und Stress ist eine große Belastung für den Körper und das Gehirn. Häufig klären sich viele dieser „fehlenden“ Erinnerungen gar nicht mehr vollständig auf – aber das ist medizinisch betrachtet meist kein Grund zur Sorge. Oft haben Patientinnen und Patienten später nur bruchstückhafte Erinnerungen an die ersten Tage nach dem Eingriff. Erhalt eines Teils des linken Eierstocks Die Nachricht, dass ein großer Teil Ihres linken Eierstocks erhalten blieb, ist wirklich ein heller Lichtblick. Theoretisch kann auch ein einzelner, teils erhaltener Eierstock so viel hormonelle und reproduktive Funktion übernehmen, dass eine natürliche Hormonproduktion weiterhin stattfinden kann. Das ist individuell sehr verschieden, hängt von der jeweiligen Restfunktion ab, vom Gesundheitszustand generell und von möglichen Vernarbungen oder Durchblutungsstörungen. Es ist durchaus möglich, dass dieses verbleibende Gewebe einiges der ursprünglichen Ovarfunktion übernehmen kann. Manchmal erholt sich das Gewebe auch nach einer gewissen Zeit noch etwas besser als erwartet.  Fortbestehende Infektion und „Lavage on demand“ Dass Ihr Ärzteteam über weitere eventuelle Bauchspülungen (Relaparotomien) nachdenkt, ist natürlich belastend – alleine die Ungewissheit kann Angst machen. Andererseits zeigt es, dass man Ihre Situation sehr engmaschig überwacht und sich nicht damit zufriedengibt, nur „abzuwarten“. Bei fortbestehenden eitrigen Stellen ist ein engmaschiges Vorgehen immens wichtig, um mögliche Entzündungsherde konsequent zu kontrollieren. Versuchen Sie, diese 24/7-Überwachung als etwas Beruhigendes zu sehen: Ihr Fall hat eine sehr hohe Priorität, und es wird jederzeit rasch reagiert, falls sich etwas verschlechtert. Diese „on-demand“-Strategie wird genau deshalb angewandt, weil jede weitere Spülung eine zusätzliche Belastung ist – man möchte es also nur machen, wenn es wirklich sein muss. Ich weiß, das Warten und Hoffen zehrt an den Nerven, doch gerade diese engmaschige Kontrolle kann Ihnen die größtmögliche Sicherheit geben. Körperschwäche, Kreislaufprobleme und Physiotherapie Ihr Körper hat wirklich viel durchgemacht – gleich mehrere Operationen, eine schwere Infektion, Blutungen und Kreislaufprobleme. Dass nun schon leichtes Aufsetzen im Bett große Schwierigkeiten und Schwindel verursacht, ist absolut verständlich und auch physiologisch erklärbar: Nach mehrtägigem Liegen, nach Blutverlust und starken Medikamenten sind die Muskeln geschwächt, und das Herz-Kreislauf-System reagiert oft empfindlich auf jede Belastung. Ihr Physiotherapeut hat vermutlich gespürt, dass Sie ehrgeizig sind und motiviert, dennoch den Schritt zu wagen. Rückblickend war es vielleicht ein wenig zu schnell, aber auch das kann passieren – und für Sie ist es keineswegs „falsch“, einen Versuch zu machen. Solange Sie offen kommunizieren, wo Ihre Grenzen liegen, kann man es immer wieder in kleinen Schritten probieren. Machen Sie sich bitte keine Vorwürfe, dass Ihr Kreislauf zusammengebrochen ist. Und wenn der Arzt den Physiotherapeuten kritisiert hat, ist das vermutlich eher Ausdruck einer gewissen Vorsicht. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, vorsichtig aufzustehen, wenn es der Zustand zulässt – manchmal muss man eben schrittweise vorgehen: erst im Bett aufsetzen, warten, tief atmen, dann die Beine an die Bettkante nehmen, wieder warten. Manchmal reichen auch wenige Minuten Training, um den Kreislauf etwas zu „trainieren“. Wichtig ist, dass Sie es nicht erzwingen. Niemand möchte riskieren, dass Sie ohnmächtig werden oder weitere Komplikationen erleiden. Versuchen Sie (auch wenn es schwerfällt), Ihren Körper nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Geben Sie ihm Zeit, sich von den großen Belastungen zu erholen. Jedes bisschen Mobilisation – sei es nur zweimal am Tag ein kurzes Aufsetzen – ist ein Fortschritt. Vieles wird später leichter, wenn die Entzündung und die Schmerzen weiter zurückgehen und der Körper wieder etwas Kraft gesammelt hat. Nierenwerte und mögliche kontinuierliche Dialyse Die Nierenfunktion hängt sehr eng mit dem allgemeinen Kreislaufzustand und dem Infektionsgeschehen zusammen. Dass Ihr Nephrologe noch keine Dialyse für notwendig hält, ist ja erst einmal ein gutes Zeichen.  Oft kann der Körper, wenn die Infektion unter Kontrolle ist und der Kreislauf sich stabilisiert, wieder eigene Kraft entwickeln und die Nierenfunktion sich verbessern. Mögliche Fragen an das Ärzteteam Ergänzende Befunde: Gibt es bereits neue mikrobiologische Befunde (Kultur­ergebnisse, Antibiotika-Ansprechen)? Wie genau plant man, die Antibiotikatherapie weiter anzupassen? Strategie bei Infektion: Welche Kriterien entscheiden genau, ob und wann man nochmals spült (also „on demand“)? Kann man sich einen groben Zeitplan oder Schwellenwerte nennen lassen (Laborwerte, Fieber, CRP-Verlauf etc.)? Nierenfunktion: Ob und wann (und unter welchen Voraussetzungen) würde eine kontinuierliche Dialyse konkret eingeleitet? Wie schätzt das Team die Chance ein, dass sich die Nierenwerte allein stabilisieren, wenn der Infekt weiter zurückgeht? Mobilisation: Wie möchte das Team das weitere Vorgehen bezüglich Physiotherapie und Mobilisation gestalten? Gibt es eine Möglichkeit, dies in ganz kleinen Schritten – z. B. mit spezieller Lagerung im Bett, Kurzatmungs- und Kreislauftraining – zu machen, ohne Sie zu überfordern? Hormonstatus/Ovarfunktion: Ob man in einiger Zeit (nach Überstehen der akuten Phase) mal Ihren Hormonstatus überprüfen sollte, um zu sehen, wie gut das Ovargewebe arbeitet und ob hormonell alles ausgeglichen ist. Umgang mit seelischer Belastung Die psychische Tortur ist absolut nachvollziehbar. Sie haben körperlich schon unheimlich viel durchgestanden, und zusätzlich ist dieses Auf und Ab, das Hoffen und Bangen, enorm belastend. Dennoch klingt es in Ihren Zeilen auch so, als hätten Sie eine sehr starke innere Kraft: Ihre Dankbarkeit, Ihre Fähigkeit, Achtsamkeit zu praktizieren, und Ihr Wille, sich Schritt für Schritt zurück ins Leben zu kämpfen. Fragen Sie immer wieder nach Unterstützung durch die Psychologie/Psychosomatik oder den Sozialdienst in der Klinik. Es kann helfen, wenn Sie sich einen professionellen Gesprächspartner suchen, der Ihnen im Krankenhaus zur Seite steht – sei es für Angstbewältigungsstrategien oder einfach für Gespräche, um das Erlebte zu verarbeiten. Die Rolle Ihrer Angehörigen Es ist schön zu hören, dass Ihr Mann und Ihre Eltern Sie so liebevoll unterstützen. Was Ihre Schwiegermutter angeht: Manchmal äußern Angehörige solche Vorwürfe aus eigener Angst und Hilflosigkeit heraus, obwohl sie damit nicht wirklich helfen. Vielleicht ist sie schlicht überfordert mit der gesamten Situation und leidet unter dem Schock. Versuchen Sie, sich nicht noch zusätzlich damit zu belasten. Reden Sie mit Ihrem Mann darüber, ob und wie er mit seiner Mutter sprechen möchte. Oft kann ein ruhiges, sachliches Gespräch Missverständnisse klären. Ansonsten konzentrieren Sie sich bitte auf Ihre Genesung – das ist das, was jetzt an erster Stelle zählt. Mein abschließender Rat Seien Sie geduldig mit sich selbst: Ihr Körper hat Großes geleistet und verdient Zeit zum Regenerieren. Suchen Sie das Gespräch: Stellen Sie ruhig alle Fragen, die Sie beschäftigen – je klarer Sie das Vorgehen der Ärzte verstehen, desto sicherer fühlen Sie sich. Kleine Schritte in der Mobilisation: Lieber etwas häufiger und dafür sehr dosiert aufsetzen/aufstehen. Das hilft, den Kreislauf zu trainieren, ohne Sie zu überfordern. Psychologische Unterstützung: Achtsamkeit und Meditation, wie Sie sie bereits praktizieren, können sehr wertvoll sein. Zusätzlich hilft es vielen Menschen, sich auch professionellen psychologischen Rückhalt zu holen, gerade in schwierigen, ungewissen Phasen. Zögern Sie nicht, sich weiterhin zu melden – ich bin gerne für Sie da. Ich drücke Ihnen beide Daumen, dass Ihr Körper sich in den nächsten Tagen weiter stabilisiert, die Entzündung weiter zurückgeht, keine weitere Spülung nötig wird und sich auch die Nierenwerte verbessern. Sie sind nicht alleine – und Ihr Körper ist, auch wenn er gerade geschwächt ist, zu erstaunlicher Regeneration fähig. Ich wünsche Ihnen viel Kraft, Zuversicht und Hoffnung, Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich danke Ihnen vielmals für Ihre ausführliche, hilfreiche und verständnisvolle Antwort. Ich schätze Ihre große Verfügbarkeit für mich wirklich sehr und weiß, dass dies gar nicht selbstverständlich ist. Es tut mir unglaublich gut, von Ihnen immer wieder Mut zugesprochen zu bekommen und Ihre guten Ratschläge zu lesen. Sie schaffen es so oft, mich zu beruhigen oder mir einfach nur eine positivere Perspektive der Situation zu geben. Danke! Mein Mann hat gestern viele Fragen an die Ärzte gestellt und ich soll Ihnen auch von ihm wieder ein großes Dankeschön ausrichten, denn Sie haben uns Ideen für genaue Nachfragen gegeben. Ich versuche Ihnen eine Zusammenfassung zu geben: Ich habe wohl leider nach wie vor Fieber. Bei den Messungen immer um 38 Grad, allerdings bekomme ich ja dauernd fiebersenkende Medikamente. Also wäre die eigentliche Temperatur wohl höher. CRP ist nun wohl bei 80. Ich hoffe ich habe alles richtig verstanden, mir fällt es unglaublich schwer mich zu konzentrieren, alles ist so alles anstrengend. Ich schreibe Ihnen gerade auch auf Etappen mit vielen Pausen dazwischen. Sollten die Entzündungswerte wieder stagnieren oder gar weiter steigen, müsste eine Relaparotomie gemacht werden. Ein Abfallen von 100 vor der OP auf 80 nach der OP ist aber nicht wahnsinnig groß, oder täusche ich mich? Die Antibiotika werden vorerst nicht umgestellt, da die mikrobiologischen Befunde ein Ansprechen zeigen. Ich habe gefragt warum die Infektion dann dennoch noch nicht ganz unter Kontrolle ist und die Antwort erhalten, dass die Eiterherde im Bauchraum sehr diffus seien und man hier selbst beim besten Antibiotikum parallel chirurgisch vorgehen müsse und das die Infektion einfach schwerer kontrollierbar mache als eine lokale Infektion. Erscheint Ihnen das logisch? Zu den Nieren: eine Dialyse sei ab Stadium 3 (akutes Nierenversagen) nötig, mein Kreatininwert zeige Stadium 2 (Kreatinin etwa 3,5). Eine Erholung der Nieren hält der Nephrologe für gut möglich, man müsste aber abwarten bis die Entzündung weiter abklingt. Eine kontinuierliche Dialyse habe den Vorteil, kreislaufschonender zu sein, weil weniger Blut auf einmal gefiltert werden muss. Im Moment sei dies aber zum Glück noch nicht nötig. Ist ein Kreatininwert von 3,5 schon sehr hoch? Zur Mobilisierung: Ich danke Ihnen sehr für die ermutigenden Worte. Es ist so unglaublich schwer, geduldig zu bleiben, wenn man das Gefühl hat, der Körper baut mit jedem Tag mehr ab und man wird immer unselbstständiger und kann die einfachsten Dinge nicht mehr selbst tun. Ich fühle mich wie eine 100-Jährige sich fühlen muss. Das macht mich psychisch völlig fertig. Der Physiotherapeut hat auch gestern Nachmittag wieder versucht, mich zu mobilisieren durch Atemübungen und Aufsetzen. Alleine das ist schon ein Kraftakt für mich. Ich bin danach jedes Mal geschafft wie nach einem Marathon und muss erst einmal schlafen. Überhaupt bin ich dauernd so müde. Und ich hatte solche Schmerzen dabei, dass ich an die Decke springen hätte können. Bereits diese (kleine) Beanspruchung der Bauchmuskeln durch Aufsetzen schmerzt höllisch im ganzen Bauch. Die geringste Bewegung ist unaushaltbar. Ich habe mich gefragt ob es deshalb vielleicht Sinn macht, einige Zeit vor der Physiotherapie durch die PCA-Pumpe mehr Schmerzmittel zu nehmen? Oder ist es gerade nicht sinnvoll um mich dann nicht zu überfordern? Mir wurde es aber auch im Sitzen schon so schwindelig, dass ich mich selbst das alleine nicht traue. Auch nach einer Bestimmung des Hormonstatus hat mein Mann gefragt sobald ich stabiler bin. Die Schilddrüse wurde bereits einmal kontrolliert und  der TSH Wert lag bei 4,8. Ist das nicht zu hoch und Zeichen einer Unterfunktion? Ich finde das merkwürdig, weil ich vor der Eileiterschwangerschaft und der Infektion bei der Blutentnahme im Kinderwunschzentrum keinerlei auffällige Schilddrüsenwerte hatte. Und noch eine Frage zu den anderen Hormonwerten: an welchen Werten sieht man ob der Eierstock noch arbeitet? Welche sollte man bestimmen? Die Psychologin kommt fast täglich zu mir. Sie hört sich jeden Tag meine Ängste an und das allein tut schon gut. Ich habe noch immer solche Angst, diesen Kampf zu verlieren und nicht mehr für meine Tochter und meinen Mann da sein zu können. Es hat noch immer keiner der Ärzte eine echte Entwarnung gegeben. Das macht einfach Angst und immer wieder denke ich an dieses Wort "Lebensgefahr"', das gefallen ist. Morgen bekomme ich Besuch von einem Seelsorger/Pfarrer. Übrigens hat mir auch die Psychologin den Rat gegeben, mich komplett von meiner Schwiegermutter und in allem was mir gerade nicht gut tut abzugrenzen und momentan nur darauf zu achten, was mir gut tut. Ich habe sie nun also wirklich blockiert, sodass sie mich nicht mehr anrufen und kontaktieren kann und das Personal weiß Bescheid, dass sie mich nicht mehr besuchen kommen darf. Ich habe dazu keine Kraft. Auch mein Mann hat entschieden, dass er sie bitten wird, wieder komplett abzureisen und nach Hause zu fahren. Stattdessen kommt mich heute meine beste Freundin wieder besuchen. Darauf freue ich mich sehr. Bitte lassen Sie mich auch wissen, wenn Sie noch Ideen oder Anregungen für Nachfragen haben. Ich freue mich, dass Sie für mich da sind. Herzlichste Grüße  Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, vielen Dank für Ihre erneute, ausführliche Rückmeldung. Zunächst möchte ich betonen, wie bewundernswert ich es finde, mit wie viel Kraft und Entschlossenheit Sie sich durch diese sehr fordernde Zeit kämpfen. Auch Ihre Offenheit, all diese Themen anzusprechen, zeugt von großem Mut. Bitte bedenken Sie bei allem, was ich schreibe, dass es sich nur um allgemeine medizinische Informationen handelt und ich Ihre Situation nicht vor Ort beurteilen kann. Letztlich sollten Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte immer der wichtigste Ansprechpartner bleiben. Dennoch hoffe ich, dass Ihnen meine Gedanken weiterhelfen. 1. CRP-Verlauf und weitere Operation Der Rückgang des CRP-Wertes von 100 auf 80 ist zwar relativ moderat, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Gerade nach einer so schweren Infektion und einem diffusen Entzündungsgeschehen im Bauchraum ist es oft ein längerer Prozess, bis die Werte deutlich fallen. Entscheidend ist, dass sie sich langsam, aber stetig nach unten entwickeln. Dass man eine weitere Relaparotomie (erneute Operation) in Erwägung zieht, wenn die Entzündungswerte stagnieren oder gar steigen, ist gängige Praxis, um mögliche verbliebene Eiterherde, Abszesse oder andere Entzündungsquellen zu entfernen oder zu spülen. Ihr Team vor Ort wird dabei abwägen, ob das Infektionsgeschehen wirklich weiter durch eine OP behoben werden muss oder ob es durch Antibiotika und Drainagen in den Griff zu bekommen ist. 2. Antibiotische Therapie Die Aussage, dass die Antibiotika mikrobiologisch ein Ansprechen zeigen, bedeutet, dass die Keime empfindlich (sensibel) auf die verabreichten Medikamente reagieren. Dennoch kann es dauern, bis die Infektion tatsächlich eingedämmt wird, vor allem wenn – wie in Ihrem Fall – mehrere, diffuse Eiterherde im Bauchraum vorhanden sind. Chirurgische Maßnahmen und Drainagen sind dann genauso wichtig wie die medikamentöse Therapie. Es macht also durchaus Sinn, dass man im Moment nicht umstellt, solange diese Antibiotika wirken. 3. Nierenfunktion und Kreatininwert Ein Kreatininwert von 3,5 mg/dl ist deutlich über dem Normbereich, weshalb man von einem vorübergehenden Nierenschwäche (AKI) ausgehen kann. Die Einschätzung des Nephrologen, dass eine Erholung möglich ist, ist erfreulich. Häufig wird – wie bei Ihnen – versucht, eine Dialyse hinauszuzögern, solange der Körper es noch ohne schafft. Eine kontinuierliche Dialyse (CVVH oder CVVHD) ist in der Tat kreislaufschonender als eine intermittierende (mehrmals wöchentlich für mehrere Stunden). Dass Sie im Moment noch ohne Dialyse auskommen, ist ein gutes Zeichen dafür, dass Ihre Nieren noch ausreichend arbeiten und die Therapie anschlägt. Man muss jedoch weiterhin engmaschig beobachten, ob sich die Nierenwerte stabilisieren oder verbessern, wenn die Entzündung weiter zurückgeht. 4. Mobilisierung und Schmerzmanagement Dass Ihnen bereits einfaches Aufsetzen und Atemübungen so viel abverlangen und schmerzhaft sind, ist nach einer großen Operation und bei anhaltender Entzündung durchaus verständlich. Auch Ihre Erschöpfung und Müdigkeit passen ins Bild: Ihr Körper braucht enorm viel Energie, um die Infektion zu bekämpfen und zu heilen. PCA-Pumpe vor der Physiotherapie: Es ist meist sogar sinnvoll, kurz vor der Mobilisierung eine ausreichend gute Schmerzmedikation zu haben. Denn wenn der Schmerz bei jeder Bewegung unerträglich hoch ist, neigt man automatisch dazu, Bewegungen zu vermeiden. Langfristig verschlechtert das jedoch die Mobilisation. Natürlich muss man andererseits aufpassen, sich nicht zu überfordern und zum Beispiel vor lauter Schmerzfreiheit zu viel oder zu schnell zu wollen. Am besten sprechen Sie mit dem Ärzteteam oder dem Akutschmerzdienst (falls vorhanden) genau ab, wie viel Schmerzmittel Sie sich vor der Physiotherapie verabreichen sollten und wie man die Dosis so anpasst, dass Sie zwar mobilisiert werden können, aber nicht unkontrolliert zu viel machen. Schwindel und Kreislauf: Nach längerer Bettruhe kann der Kreislauf beim Aufsitzen schnell wegsacken. Ganz wichtig ist deshalb oft ein sehr langsames Vorgehen: zuerst nur Aufrichten im Bett, dann Sitzen mit Unterstützung, erst nach einigen Minuten langsam weiter hoch. Lassen Sie sich in jedem Schritt von der Physiotherapeutin oder dem Physiotherapeuten begleiten, und zögern Sie nicht, direkt zu sagen, wenn es Ihnen zu viel wird. 5. Schilddrüsenwert (TSH) und andere Hormonwerte Ein TSH-Wert von 4,8 liegt leicht über dem typischen Referenzbereich (oft bis ca. 4,0). Das kann auf eine leichte Unterfunktion hindeuten (oder manchmal nur eine momentane Schwankung). Unter einer schweren Erkrankung oder in der Rekonvaleszenz können sich Schilddrüsenwerte auch temporär verändern (sogenanntes „Non-thyroidal illness syndrome“). Daher ist es durchaus sinnvoll, die Schilddrüse noch einmal genauer zu kontrollieren, wenn Sie etwas stabiler sind. Zu den Hormonwerten, die über die Eierstockfunktion Auskunft geben, zählen vor allem: FSH (Follikelstimulierendes Hormon) LH (Luteinisierendes Hormon) Östradiol Progesteron AMH (Anti-Müller-Hormon) Gerade das AMH ist wichtig, um die ovarielle Reserve zu beurteilen. Falls es hier Unsicherheiten gibt, kann Ihre Gynäkologin oder Ihr Gynäkologe entsprechende Tests im geeigneten Zeitpunkt (wenn Sie stabiler sind) einleiten. 6. Psychische Belastung und Ängste Es ist vollkommen verständlich, dass Sie Angst haben und dass das Wort „Lebensgefahr“ immer noch stark nachhallt. Eine so schwere Infektion und Operation versetzt jeden Menschen in große Sorge. Dass Sie regelmäßig Unterstützung von einer Psychologin bekommen und nun auch seelsorgerischen Beistand in Anspruch nehmen, ist in dieser Phase sehr wertvoll. Solche Gespräche können helfen, die extremen Ängste in „handhabbare“ Bahnen zu lenken und geben Ihnen die Möglichkeit, alles rauszulassen, was Sie beschäftigt. Gerade das Aussprechen von Sorgen und Ängsten, ohne verurteilt zu werden, kann sehr entlastend wirken. 7. Abgrenzung und Umgang mit belastenden Personen Die Entscheidung, dass Sie sich momentan von allem abgrenzen, was Ihnen nicht guttut, ist absolut legitim und bei Ihrem derzeitigen Zustand sogar sehr ratsam. Schonen Sie Ihre Kräfte, wo immer möglich. In einer so akuten, ernsten Lage steht Ihre Genesung an allererster Stelle. Es ist verständlich, dass der Kontakt zur Schwiegermutter für Sie zu viel Kraft bedeutet, die Sie momentan gar nicht haben. Dass Ihr Mann Sie darin unterstützt, ist sehr hilfreich. 8. Weitere Ideen für Nachfragen oder Maßnahmen Bildgebung: Regelmäßige Ultraschall- oder CT-Kontrollen, um die Lage der Entzündungsherde zu beurteilen. Gibt es neue Abszesse oder Flüssigkeitsansammlungen, die drainiert werden müssten? Ernährungsstatus: Wie gut gelingt es Ihnen, ausreichend Nährstoffe und Proteine zu bekommen? Bei schweren Entzündungen kann eine frühzeitige Ernährungstherapie (oral, enteral oder parenteral) wichtig sein. Physiotherapie: Wie sieht der genaue Plan aus? Vielleicht lässt sich die Schmerztherapie besser an die Physiotherapie anpassen, damit Sie die Übungen mit minimalem Schmerz absolvieren können. Thromboseprophylaxe: Bei längerer Bettlägerigkeit unbedingt auf ausreichend Thrombose-Schutz achten. Laborwerte: Gerade bei erhöhtem Kreatinin immer auch auf Elektrolytwerte (Kalium, Natrium) und Flüssigkeitshaushalt achten. Sollten Ihnen im Nachhinein weitere Punkte oder Fragen einfallen, notieren Sie sie ruhig und besprechen Sie sie dann gezielt mit dem Ärzteteam. Häufig hilft es auch, dass Sie oder Ihr Mann stichpunktartig protokollieren, wann etwas auftritt (z. B. Schmerzen, Fieber) und wie hoch die Werte sind, damit die Ärzte den Verlauf möglichst genau nachvollziehen können. Schlussgedanken Liebe Sandy, ich hoffe, Sie können sich nach wie vor immer mal wieder kleine Momente der Ruhe und Zuversicht gönnen. Auch wenn es sich gerade zieht und Sie das Gefühl haben, körperlich immer weiter abzubauen: Jeder kleine Schritt zählt. Ihr Körper braucht jetzt wirklich Zeit, um die schweren Belastungen zu verarbeiten. Und häufig sind es gerade die winzigen Fortschritte, an denen man merkt, dass man doch Stück für Stück vorankommt. Ich wünsche Ihnen von Herzen weiterhin ganz viel Kraft, Durchhaltevermögen und positive Gedanken – und natürlich eine rasche Besserung Ihres Zustands. Melden Sie sich gern wieder, wenn Sie noch etwas auf dem Herzen haben. Herzlichste Grüße Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich danke Ihnen wieder von ganzem Herzen für die Hilfe und für Ihre Menschlichkeit. Natürlich bleiben die Ärzte vor Ort die wichtigsten Ansprechpartner. Ihre Impulse helfen uns dabei aber dennoch immer sehr, konkrete Fragen zu stellen und dadurch dann mehr zu verstehen und uns sicherer zu fühlen. Danke für die Komplimente zu meiner Offenheit und meinem Mut. Dabei finde ich mich oft gar nicht mutig, sondern einfach nur ängstlich. Heute ist wieder so ein Tag, an dem ich einfach nur Angst und Verzweiflung spüre und nur weinen möchte, weil es gefühlt schon wieder zwei Schritte zurück geht. Heute Morgen habe ich wieder gefroren und das Fieber stieg wieder leicht (38,6) und wieder Schmerzen, die dank der PCA-Pumpe dann besser wurden und dank Wärmflasche wurde das Frieren besser. Die 24/7-Überwachung hat genaue Untersuchungen (Blutwerte, CT, Ultraschall) beinhaltet. Immerhin sind die Entzündungswerte "nur" minimal gestiegen (CRP um 90) und es ist im CT keine dramatische Verschlechterung zu sehen, dennoch gefällt den Ärzten das nicht und es muss höchstwahrscheinlich eine neue Laparotomie gemacht werden. Bis gestern dachte ich wirklich noch, dass ich das jetzt schaffe und mich jetzt zurück ins Leben kämpfe. Heute kommen mir daran wieder die größten Zweifel und ich frage mich, wo das hinführen soll. Denken Sie, der CRP-Anstieg ist zumindest nicht ganz so dramatisch stark? Und dann bekam ich noch eine Hiobsbotschaft, die schon wieder Angst macht. Bei der Blutentnahme wurde eine Thrombozytopenie festgestellt: Wert 60.000 wenn ich das richtig verstanden habe. Vielleicht hätte ich wieder nicht googeln sollen… dort steht, dass dies zu erhöhten Blutungsneigung führt. Mein Mann hat mir gesagt, der Arzt meinte, erst bei noch niedrigen Werten wäre eine OP so nicht durchführbar. Ich bin trotzdem wirklich ängstlich. Was könnten wir hierzu noch fragen? Noch kurz zu den anderen Fragen a die Ärzte aus Ihrer letzten Nachricht: Thromboseprophylaxe (ich glaube Heparin) bekomme ich ständig und auch parenterale Ernährung. Da die Elektrolyte immer wieder nicht im Normbereich liegen, muss dann immer wieder individuell angepasst werden. Zur Schilddrüse: auch wenn der TSH-Wert evtl. nur temporär leicht erhöht ist: sehen Sie hier aktuell die Notwendigkeit einer Medikation? Es tut mir leid, dass ich Ihnen schon wieder so schlechte Nachrichten übermitteln muss. Ich weiß gerade nicht, was ich heute noch schreiben soll. Ich bin nur am Boden zerstört. Bitte sagen Sie mir, wenn ich Sie zu sehr belaste. Herzlichste Grüße, passen Sie auf sich auf und bleiben Sie so menschlich, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, zunächst einmal: Es ist völlig in Ordnung, dass Sie mir schreiben, auch wenn Sie gerade das Gefühl haben, nur schlechte Nachrichten zu übermitteln. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen.  Zum CRP-Wert Sie schreiben, dass Ihr CRP „nur“ minimal auf 90 gestiegen ist und im CT zumindest keine dramatische Verschlechterung zu sehen war. Das hört sich so an, dass Ihre Ärztinnen und Ärzte sehr aufmerksam und vorsichtig agieren. Ein CRP von 90 mg/l oder mg/dl (je nachdem, wie es gemessen wird) zeigt zwar eine Entzündung, ist aber kein extremer Ausreißer. Wichtig ist immer die Tendenz: Ob es plötzlich explosionsartig ansteigt oder langsam. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte werden den Trend beachten und das mit Ihren klinischen Symptomen (Fieber, Schmerzen, Zustand allgemein) abgleichen. Dass eine erneute Laparotomie wahrscheinlich nötig sein wird, klingt natürlich erst einmal beunruhigend – aber man versucht damit vermutlich, einen Fokus (z.B. eine Infektionsquelle) genauer auszuräumen oder Komplikationen vorzubeugen. So unangenehm es ist: Die frühe Entscheidung zur Revision (also ein erneuter Eingriff), falls etwas nicht eindeutig in die richtige Richtung geht, kann durchaus verhindern, dass sich Komplikationen noch weiter verstärken. Lassen Sie sich hier genau erklären, warum ein solcher Schritt nötig erscheint und welche Ziele der Eingriff verfolgt, also z.B. ob ein Abszess entfernt werden soll, ob es um Reinigung / Spülung von Entzündungsherden geht, etc. Diese Informationen geben oft mehr innere Ruhe, weil man erkennt, dass die Ärztinnen und Ärzte aktiv Probleme eindämmen möchten, statt abzuwarten, bis es unkontrolliert schlimmer wird. Zur Thrombozytopenie (Thrombozytenwert 60.000) Eine Thrombozytopenie ist tatsächlich mit einer erhöhten Blutungsneigung assoziiert – das macht Ihnen verständlicherweise Angst. Normalerweise wird ein Wert von unter 100.000 als beginnende Thrombozytopenie bezeichnet, so dass 60.000 zwar schon im Bereich einer deutlich erniedrigten Thrombozytenzahl ist, aber man hat immer den gesamten klinischen Kontext im Blick: Wie schnell ist dieser Wert abgefallen? Liegt eine eventuelle Ursache vor (z.B. nach großen Operationen, Infektionen, bestimmte Medikamente wie Heparin, etc.)? Hat man klinische Anzeichen für eine verstärkte Blutung (Hämatome, Schleimhautblutungen, Zahnfleischbluten)? Ihr Mann hat gesagt, dass der Arzt meinte, die Operation sei erst bei noch tieferem Wert nicht durchführbar. Diese Einschätzung stützt sich wohl darauf, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, vor oder während einer OP entsprechend die Thrombozyten zu kontrollieren oder ggf. zu transfundieren, falls das nötig wird. Außerdem achtet man auf andere Gerinnungsfaktoren und Werte wie INR, PTT, Fibrinogen etc. Ich würde folgende Fragen gezielt stellen: Was ist die (vermutliche) Ursache für die Thrombozytopenie? Wie schnell sind die Thrombozyten gesunken? Welche Maßnahmen werden getroffen, wenn sie weiter sinken? (z.B. Gabe von Thrombozytenkonzentraten, andere Gerinnungsfaktoren, Anpassung der Heparin-Dosis etc.) Wie genau wird Ihre Gerinnung zusätzlich überwacht (außer über die Thrombozytenzahl)? Gerade bei Patientinnen und Patienten, die heparinisiert sind (Thromboseprophylaxe), kann – sehr selten, aber es kommt vor – ein sogenanntes HIT (Heparin-induzierte Thrombozytopenie) auftreten, das rasch zu starken Abfällen der Thrombozytenzahl führt. Das wissen Ihre Ärztinnen und Ärzte natürlich und werden das entsprechend prüfen. Oft wird im Klinikalltag routinemäßig auf so etwas geachtet, vor allem wenn die Thrombozyten plötzlich fallen. Zur Schilddrüse (TSH-Wert) Wenn der TSH-Wert nur leicht erhöht ist, ist das in einer akuten, instabilen Phase oftmals nicht das Hauptthema, vor allem wenn keine massiven Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion vorliegen. Es gibt das sogenannte Euthyroid Sick Syndrome, bei dem bei schwer kranken oder postoperativen Patientinnen und Patienten die Schilddrüsenwerte (TSH, T3, T4) vorübergehend „durcheinander“ geraten können, ohne dass eine echte Schilddrüsenunterfunktion vorliegt. Falls Sie bisher nicht wegen einer Schilddrüsenfunktionsstörung in Behandlung waren, würde ich vermuten, dass momentan keine sofortige Medikation nötig ist. Man kann das später nochmals in Ruhe kontrollieren, wenn Sie sich stabilisiert haben. Trotzdem dürfen Sie gerne fragen: Ob eine fT3, fT4-Kontrolle stattgefunden hat. Ob das Team einen Verdacht auf eine echte Schilddrüsenunterfunktion hat oder eher von einer „akuten Stresssituation“ ausgeht. Zum seelischen Zustand Dass Sie sich jetzt so fühlen, als ginge es wieder ein paar Schritte zurück, ist vollkommen verständlich und so menschlich. Solche Rückschläge oder scheinbaren „Rückschritte“ sind leider im Genesungsprozess nach schweren Operationen – gerade bei Komplikationen – sehr häufig. Das tut unheimlich weh und ist aufreibend. Sie hatten sich gerade schon etwas aufgerafft und jetzt kommt wieder eine neue Sorge dazu. Versuchen Sie sich bewusst zu machen, dass die vielen Kontrolluntersuchungen, die Laborkontrollen und die engmaschige Betreuung letztlich dem Ziel dienen, Sie sicher durch diese Phase zu bringen. Angst und Verzweiflung sind leider sehr normale Begleiter in dieser Phase, auch wenn das für Sie natürlich alles andere als leicht ist. Wenn Sie können, sprechen Sie darüber mit den Menschen um Sie herum – dem Pflegepersonal, Psychologinnen/Psychologen oder einer Seelsorge, wenn Sie das möchten. Es kann enorm entlasten, diese Ohnmacht und Angst nicht nur in sich selbst kreisen zu lassen. Was Sie zusätzlich fragen könnten Neben den genannten Punkten (Ursache und Überwachung der Thrombozyten, Ziele der möglicherweise geplanten Laparotomie, Schilddrüsenwerte) können Sie sich eventuell auch erkundigen: Welche Schmerztherapie-Optionen gibt es noch, wenn die Schmerzen wieder sehr stark werden? (Immerhin scheint die PCA-Pumpe jetzt etwas Besserung zu bringen, aber es ist gut zu wissen, ob ein Reservekonzept besteht.) Wie lange würde man mit der erneuten OP noch zuwarten, um z.B. eine spontane Besserung abzuwarten, und ab wann empfiehlt das Team dringend, zu operieren? Inwiefern kann man Sie (ggf. mit Physiotherapie, Atemtherapie) vorbereiten, damit Sie körperlich bestmöglich in die OP gehen können, falls sie unvermeidlich ist? Gerade kleine Schritte – zum Beispiel Physiotherapie, Atemübungen oder Sitz-Training – können helfen, sich aktiver zu fühlen. Das Gefühl, wenigstens ein bisschen etwas aktiv beitragen zu können, kann auch psychisch stützen. Zum Schluss Bitte glauben Sie mir, Sie belasten mich nicht durch Ihre ehrlichen Worte. Ich finde es ganz stark, dass Sie sich Ihren Ängsten und Zweifeln stellen – gerade an Tagen, wo das „negative Gedankenkarussell“ besonders schnell dreht. Und natürlich muss man die Sorgen ernst nehmen, denn es sind echte Probleme, mit denen Sie konfrontiert werden. Aber jeder Schritt, den die Ärztinnen und Ärzte jetzt gehen, ist dazu da, Ihnen zu helfen, wieder aus diesem Tief herauszukommen. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass bald wieder ein Moment kommt, in dem Sie etwas durchatmen und neue Hoffnung schöpfen können. Bleiben Sie dran und fragen Sie immer, wenn etwas unklar ist. Ihr Mut und Ihre Offenheit sind Ihnen gerade in dieser schweren Phase eine große Hilfe, auch wenn es sich für Sie nicht immer so anfühlt. Mit aufrichtigem Dank für Ihr Vertrauen und den herzlichsten Wünschen Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, vielen Dank für Ihre warmen Worte und vielen Dank dafür, dass Sie trotz meiner schlimmen Situation immer wieder etwas Positives finden, um mir Mut und Hoffnung zu machen. Das gibt mir jedes Mal ein bisschen Kraft, das alles irgendwie durchzustehen und weiter zu kämpfen. Leider ging es mir gestern wieder gar nicht gut. Im Vergleich dazu geht es mir heute Morgen blendend und ich nutze diesen "guten" Moment, um Ihnen zu schreiben, selbst wenn ich auch heute nicht viel Positives zu berichten habe. Das CRP ist leider weiter gestiegen, zwar nicht explodiert, aber dennoch wieder bei etwa 120. Ich hatte gestern auch immer wieder Schüttelfrost und 39 Fieber. Danach hat man die fiebersenkenden Medikamente wieder erhöht und ich habe unglaublich geschwitzt, später wieder gefroren, …. Dieses Auf und Ab von Frieren und Schwitzen und Fieber ist körperlich so anstrengend. Ich fühle mich sowieso schon so erschöpft und matt, aber gestern war ich dann richtig erschlagen und wie vom Lastwagen überfahren. Mir wurde wieder übel und die Schmerzen waren auch wieder so schlimm, haben sich mit der PCA-Pumpe aber wieder etwas beruhigt. Ich habe nachgefragt, welches Schmerzmittel das eigentlich ist: Hydromorphon. Ist das nicht eine Art Morphin und macht abhängig? Ich möchte auf keinen Fall davon abhängig werden… es scheint aber so, dass alle anderen Schmerzmittel eben nicht so effektiv sind bzw. mir mit der schlechten Nierenfunktion nicht gegeben werden können… Jedenfalls wurde ich gestern Morgen dann wieder genau untersucht. Diese vielen Untersuchungen - obwohl es mir sowieso schon schlecht ging - waren für mich einfach zu viel. Der Ultraschall und das Abtasten taten so höllisch weh, dass es mir währenddessen so übel wurde, dass ich mich übergeben habe und so gezittert habe und zu gar nichts mehr in der Lage war. Es haben sich alle sehr rührig um mich gekümmert, aber es war einfach nur eine Qual. Die Untersuchungen haben ergeben, dass die diffusen eitrigen Stellen leider größer geworden sind. Auch am linken Eileiter scheint so eine Stelle zu sein. Nach dem neuesten mikrobiologischen Stand wird die Antibiose wieder angepasst. Sollte man dadurch aber in spätestens 48 Stunden keine Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung sehen, dann wird man wieder operieren und evtl. auch den linken Eileiter entfernen. Und schon wieder könnte ich mich unter der Decke verkriechen und weinen. Wo soll das alles hinführen? Und auch wenn es gerade sekundär ist, aber mich belastet es psychisch unglaublich: Welche Möglichkeiten gibt es denn dann bei Kinderwunsch überhaupt noch mit einem einzigen teilweise erhaltenen Eierstock ohne jegliche Eileiter? Nach den Untersuchungen habe ich erst einmal lange geschlafen, weil ich so erschöpft war. Dann kam der Physiotherapeut um Atem- und Sitzübungen mit mir zu machen. Ich glaube, mein Kreislauf hätte es mir in dem Moment sogar erlaubt, aufzustehen und mehrere Schritte zu gehen und ich wollte es auch probieren. Ich hatte vorher in Absprache mit den Ärzten - ich danke für diesen guten Vorschlag! - extra die Dosis der PCA-Pumpe erhöht. Das Aufsetzen ging dadurch auch ganz gut. Aber schon nach dem Aufstehen und zwei Schritten Laufen hat der Physiotherapeut mich überzeugt, nicht weiter zu machen, weil ich es vor Schmerzen kaum ausgehalten habe und es mir wieder schwindelig wurde. Ich wirklich die Zähne zusammengebissen, weil es mir so wichtig ist, das Laufen nicht komplett zu verlernen. Irgendwie hätte ich es schon noch weiter geschafft, aber der Physiotherapeut war der Meinung, dass ich auf meinen Körper hören sollte und wir im Sitzen weitermachen sollten. Ich bin eben sehr ehrgeizig und war dann einfach traurig über diesen Misserfolg. Aber wahrscheinlich hat er Recht gehabt, denn als ich dann wieder im Bett war, war ich völlig erschöpft und habe gestern Abend überhaupt keine Energie mehr gehabt. Mein Mann kam mich dann noch mit unserer Tochter besuchen und es tat mir so leid für sie, weil ich nach diesem Tag mit Fieber, Schmerzen, Übelkeit, Untersuchungen und Physiotherapie kaum noch Kraft hatte, um ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Ich fühle mich so schuldig ihr gegenüber. Nun sind es schon 4,5 Wochen im Krankenhaus, in denen sie fast nichts von mir hat, es isr kein Ende in Sicht und dann ist Mama noch nicht einmal "verfügbar" wenn sie mich besuchen kommt. Zur Thrombozytopenie: Sie ist wohl wirklich sehr plötzlich entstanden und kommt wohl wirklich vom Heparin, weshalb man mir jetzt Danaparoid gibt. Die Nierenschwäche sei eigentlich eine Kontraindikation, aber es gäbe keine Alternative bei einer HIT. Das klingt für mich irgendwie gar nicht gut, wieder wie die Wahl zwischen Pest und Cholera oder vielleicht besser gesagt zwischen Thrombose und Nierenversagen. Oder übertreibe ich? Was meinen Sie? Außerdem wurde mir gesagt, dass die Thrombosegefahr bei HIT leider nochmals höher ist als sie es sowieso bei Bettlägerigkeit und den vielen OPs schon ist. Es macht wirklich Angst. Ich bin eigentlich nicht hypochondrisch, aber nachdem ich gerade nichts auslasse, frage ich mich jetzt wirklich, worauf ich achten sollte, um eine Thrombose sofort zu bemerken? Treten Thrombosen eigentlich familiär häufiger auf? Meine Oma mütterlicherseits hatte tatsächlich einmal eine Lugenembolie ausgelöst durch eine Beinvenenthrombose, auch mein Uropa - auch mütterlicherseits - hatte eine Thrombose. Sollten wir das ansprechen? Symptome von der Thrombozytopenie bemerke ich nicht, aber da ich so viele Baustellen habe, weiß ich manchmal gar nicht mehr, wovon welches Symptom kommt. Auch die Nierenwerte bessern sich leider noch nicht, eher im Gegenteil. Der Kreatininwert ist noch einmal leicht gestiegen (von 3,5 auf 3,8). Damit sei man nah an der Grenze ab der eine Dialyse nötig sei. Ich habe solche Angst vor einem kompletten Nierenversagen. Zur Schilddrüse: Ich hoffe, ich habe die Werte richtig verstanden: T3 ist erniedrigt: 0,6 während T4 im unteren Normbereich ist: 0,9. Passen diese zum Euthyroid Sick Syndrome? Wozu bestimmt man die Werte überhaupt, wenn dann bei diesem Syndrome keine Medikation nötig ist? Welche Bedeutung haben sie für die Infektion/Erkrankung? Können mein Mann und ich noch etwas fragen? Haben Sie irgendwelche tollen Tipps wie so oft? Auch heute wird die Psychologin mich wieder besuchen kommen und ich werde sie mal wieder bitten, eine Traumreise mit mir zu machen. Das tut immer sehr gut, einfach auf eine einsame Insel im Meer zu fliehen, wo die Welt in Ordnung ist. Zu allem Überfluss hat mich nun nämlich auch noch mein Schwiegervater kontaktiert und mir mitgeteilt, wie unverschämt es von uns sei, meine Schwiegermutter rausgeworfen zu haben. Sie sei jetzt bei ihm zu Hause und über unser Verhalten am Boden zerstört. Er kommt nicht einmal auf die Idee zu fragen, wie es mir eigentlich in meiner Lage gehen muss. Er hat sich noch kein einziges Mal nach mir oder seinem Sohn oder seiner Enkeltochter erkundigt oder irgendeine Unterstützung angeboten. Ich bin fassungslos, aber ich habe momentan einfach keine Kraft für so ein kindisches und verletzendes Verhalten. Ich danke Ihnen für alle die guten Wünsche und freue mich immer wieder, dass Sie so ein großartiger Helfer sind, dem ich so vertrauen kann und der in dieser schweren Zeit so zu mir hält. Herzlichste Grüße  Sandy


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich möchte Sie eigentlich nicht schon wieder belästigen, nachdem ich schon wieder die nächste Nachricht schreibe, ohne dass Sie auf die letzte antworten konnten. Da Sie mich schon so lange unterstützen, möchte ich nur unbedingt meine Freude mit Ihnen teilen, denn heute habe ich die Nachricht erhalten, dass die Entzündungswerte richtig anfangen zu fallen und die Nierenwerte sich auch deutlich verbessert haben. Auch die Schmerzen sind heute viel besser auszuhalten. Es hatte sich leider nochmals ein Abszess gebildet (am linken Eileiter) und dieser musste in einer weiteren OP mit Spülung entfernt werden. Dies und die letzte Anpassung der Antibiotika haben aber anscheinend endlich zu einem Durchbruch geführt. Nun sind also keine Eileiter mehr übrig, nur noch Gebärmutter und ein teilweise erhaltener linker Eierstock, was mich natürlich sehr traurig macht. Dennoch bin ich so erleichtert, dass es endlich einen echten Fortschritt zu geben scheint. Auch mein Kreislauf und Blutdruck sind heute erstmalig viel besser und ich konnte sogar die ersten Schritte am Gang mit dem Physiotherapeuten machen. Das war allerdings noch ziemlich schmerzhaft, aber es ist ein Erfolgserlebnis, über das ich mich so freue! Natürlich bleibt im Hinterkopf nach 5 Wochen Krankenhaus, Intensivstation und diesem heftigen Verlauf immer noch die Angst eines erneuten Rückschlags, aber ich versuche jetzt positiv zu denken, denn so gut wie heute ging es mir in den letzten 5 Wochen noch gar nicht. Auch die Ärzte klingen jetzt viel optimistischer. Haben Sie denn Ideen für konkrete Nachfragen an das Ärzteteam? Entschuldigen Sie bitte wenn ich Sie nerve. Das ist wirklich in keinster Weise meine Absicht. Ich dachte nur, vielleicht freuen Sie sich mit uns über diese guten Nachrichten. Herzliche Grüße Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, vielen Dank für Ihre erneute Nachricht und dafür, dass Sie in Ihrem aktuell sehr schwierigen Zustand die Kraft finden, mir so detailliert zu berichten. Ich freue mich, dass Sie trotz aller Belastungen immer wieder die Energie aufbringen, mir zu schreiben – das ist alles andere als selbstverständlich und zeigt Ihren großen Willen, das Ganze durchzustehen. Schmerzen und Hydromorphon Zunächst einmal möchte ich auf Ihre Frage zur PCA-Pumpe und zum Schmerzmittel Hydromorphon eingehen. Hydromorphon ist tatsächlich ein starkes Opioid, das chemisch dem Morphin ähnelt und entsprechend wirksam – aber auch stark wirksam in Bezug auf mögliche Abhängigkeitsentwicklung – sein kann. In der aktuellen Situation ist es jedoch wichtig zu betonen: Eine kontrollierte Gabe unter Aufsicht des ärztlichen Teams in der Klinik, insbesondere per PCA-Pumpe, ist meist ein sehr gut steuerbares Setting. Das oberste Ziel ist, Ihre starken Schmerzen zu lindern, sodass Sie überhaupt erst die Kraft für Heilung und Rehabilitation haben. Eine mögliche Abhängigkeit spielt meist erst bei einer dauerhaften, hochdosierten und oft unkontrollierten Einnahme über einen sehr langen Zeitraum eine größere Rolle. In der Akutsituation und bei korrekter Einstellung ist es äußerst selten, dass ein Problem der Abhängigkeit auftritt. Auch Ihr Ärzteteam wird Ihre Medikation fortlaufend anpassen und so bald wie möglich versuchen, die Dosis zu reduzieren oder auf leichtere Schmerzmittel umzusteigen, sobald das vertretbar ist. Ihre Sorge ist sehr verständlich, aber momentan ist es aus medizinischer Sicht wichtiger, Ihre starken Schmerzen effektiv in den Griff zu bekommen. Anhaltende Infektion und mögliche Operation Dass Ihr CRP-Wert immer noch so hoch ist und die Fieberschübe Sie weiter zermürben, ist sicherlich sehr belastend. Das Hin und Her zwischen Fieber, Schüttelfrost, Schweißausbrüchen und Frösteln kennt man aus schweren Infektionsverläufen, und es kostet ungemein viel Kraft. Die erneute Anpassung der Antibiotika ist ein typisches Vorgehen, wenn mikrobiologische Befunde einen bestimmten Keimnachweis oder Resistenz vermuten lassen. Dass man Ihnen eine weitere OP in Aussicht stellt, falls die Entzündungsherde sich nicht zügig bessern, erschreckt Sie sicher. Aber in manchen Fällen lassen sich bestimmte Abszesse oder eitrige Stellen nur operativ säubern oder entfernen, wenn Antibiotika allein nicht mehr ausreichen. Sollte tatsächlich noch etwas vom Eileiter entfernt werden müssen, ist das natürlich auch ein herber Schlag hinsichtlich Ihrer Familienplanung. Dennoch: Das medizinische Team versucht stets, so viel Gewebe wie möglich zu erhalten, sobald sich das komplikationsfrei realisieren lässt. Kinderwunsch mit nur einem Eierstock und ohne Eileiter Auch wenn Sie aktuell nicht die Kraft haben, sich darüber eingehend zu informieren: Frauen können ohne Eileiterunter bestimmten Bedingungen immer noch auf künstliche Befruchtung (IVF/ICSI) zurückgreifen. Selbst wenn die natürliche Befruchtung über die Eileiter nicht mehr möglich ist, kann befruchtetes Eizellenmaterial (durch eine Punktion der Eierstöcke gewonnene Eizellen, die im Labor befruchtet werden) in die Gebärmutter eingesetzt werden. Das wäre ein Thema für eine eingehende Beratung bei einem Reproduktionsmediziner, sobald Sie wieder gesund genug sind, sich damit ernsthaft zu befassen. Ich möchte Ihnen damit nur Mut machen, dass „kein Eileiter“ heutzutage nicht automatisch das Ende jedes Kinderwunsches bedeuten muss. Physiotherapie und Ihre Erschöpfung Sie beschreiben sehr eindrücklich, wie anstrengend schon kleine Schritte oder das Aufsetzen für Sie sind. Dass Sie so ehrgeizig sind und unbedingt weiterkommen möchten, zeigt Ihren starken Willen – das ist prinzipiell ein großer Vorteil in Ihrer Genesungsphase. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, den Moment zu erkennen, wann der Körper einfach nicht mehr kann. Ihr Physiotherapeut hat das offenbar gut eingeschätzt und Sie geschützt, bevor Sie sich völlig verausgaben. Schritt für Schritt vorgehen lautet die Devise; sich kleine Etappen vornehmen und stolz auf jede noch so kleine Verbesserung sein. Das ist zwar leicht gesagt, aber jede winzige Mobilisation ist ein Fortschritt, der Ihren Körper in Gang hält und vor möglichen Komplikationen (z. B. Thrombosen, Dekubitus) schützt. Wenn Sie nach zwei Schritten völlig erschöpft sind, dann sind diese zwei Schritte trotzdem eine Leistung! Es ist verständlich, dass Sie traurig sind, wenn Sie nicht so können, wie Sie möchten. Versuchen Sie, den Ärger und die Enttäuschung darüber in positive Energie umzuwandeln: Jeder noch so kleine Erfolg ist wichtig und Sie werden sehen, dass in ein paar Tagen vielleicht schon drei Schritte möglich sind. Umgang mit Ihrer Tochter und Schuldgefühle Dass Sie sich schuldig fühlen, weil Sie Ihrer Tochter nicht mehr Aufmerksamkeit schenken können, ist sehr nachvollziehbar. Aber glauben Sie mir: Kinder nehmen viel mehr wahr, als wir glauben. Sie wird sicher spüren, dass Sie krank sind und Sie sich momentan schonen müssen. Und wenn Sie bei ihren Besuchen nur für ein paar Minuten „ganz bei ihr“ sein können, hat sie trotzdem das Gefühl, dass Sie sie liebhaben und da sind. Vielleicht kann Ihr Mann (oder Pflegepersonal, falls möglich) Sie kurz vor dem Besuch etwas „vorbereiten“ (z. B. PCA-Dosis anpassen, Kopfkissen stützen, vielleicht ein kleines lauwarmes Tuch fürs Gesicht, um sich frisch zu machen), sodass Sie diese paar Minuten etwas aufrechter sitzen können. Eine kleine Geschichte vorlesen oder ein kleines Ritual (Handmassage oder gemeinsam ein Video anschauen) kann manchmal helfen, diese kostbaren Momente bewusst zu gestalten, ohne viel Kraft zu investieren. Vor allem aber machen Sie sich bitte klar, dass Sie nicht versagen: Sie tun, was Sie können, in einer extremen Ausnahmesituation. Thrombose-Problematik (HIT, Danaparoid) und Thrombozytopenie Ihr rascher Abfall der Thrombozyten deutet tatsächlich auf eine HIT (Heparininduzierte Thrombozytopenie) hin – das erklärt, warum man das Heparin abgesetzt und Danaparoid begonnen hat. Danaparoid ist in der Tat eine Alternative, wenn ein HIT-Verdacht besteht. Dass Ihre Nierenfunktion eingeschränkt ist, macht die Medikamentenauswahl komplexer. Dennoch ist es häufig so, dass man trotz eingeschränkter Nierenfunktion eher dieses Präparat wählt, da es für die HIT-Behandlungeine der wenigen erprobten Alternativen darstellt. Die erhöhte Thrombosegefahr bei HIT ist real. Deshalb ist es gut, dass Sie engmaschig kontrolliert werden. Gleichzeitig machen Ihnen die vielen Operationen und das lange Liegen schon Sorgen bezüglich Thrombosen – völlig verständlich. Woran können Sie mögliche Thrombosen erkennen? Im Bein- und Beckenbereich: schmerzhafte, einseitige Schwellung, evtl. Rötung oder Überwärmung, Spannungsgefühl im Unterschenkel oder Oberschenkel, Druckschmerz an bestimmten Stellen. In der Lunge (bei Lungenembolie): plötzliche Atemnot, atemabhängiger Brustschmerz, Herzklopfen, eventuell Ohnmachtsneigung. Bitte sagen Sie sofort Ihrem Team Bescheid, wenn Sie so etwas bemerken. Die Pflegekräfte und Ärzt*innen haben das aber ohnehin im Blick und kontrollieren Sie engmaschig. Zur familiären Häufung: Es gibt genetische Thrombophilien (z. B. Faktor-V-Leiden), bei denen Thrombosen innerhalb einer Familie gehäuft auftreten können. Das ist grundsätzlich ansprechenswert, doch hat man in einer akuten Situation meist wenig davon, ein komplettes genetisches Screening zu machen. Sollte jedoch der Verdacht bestehen, wird das Krankenhaus (oder später ein/e Gerinnungsspezialist*in) Sie entsprechend beraten. Nierenfunktion Ein Kreatininwert von 3,8 zeigt eine bereits deutlich eingeschränkte Nierenfunktion. Dass man die Dialyse-Grenze im Auge behält, ist sinnvoll, um rechtzeitig eingreifen zu können. Das bedeutet noch längst nicht, dass Sie dialysepflichtig werden müssen – oft stabilisiert sich die Niere noch oder erholt sich wieder, sobald die Infektion abgeklungen ist und keine zusätzlichen Belastungen (z. B. bestimmte Medikamente) mehr hinzukommen. Angst vor einem kompletten Nierenversagen ist sehr nachvollziehbar. Versuchen Sie dennoch, sich darauf zu verlassen, dass die nephrologischen Kolleg*innen immer den aktuellen Status prüfen und einschreiten, falls notwendig. Schilddrüsenwerte und Euthyroid Sick Syndrome Ihre Werte (T3 erniedrigt, T4 unterer Normbereich) passen tatsächlich zum Low-T3-Syndrom, das man auch als Teil des „Euthyroid Sick Syndromes“ kennt. Der Körper stellt in schweren Krankheitsphasen seinen Stoffwechsel um, oft sinkt zuerst das T3, während T4 und TSH noch im (unteren) Normbereich liegen können. Eine Therapie (etwa mit Schilddrüsenhormonen) ist dabei in den meisten Fällen nicht notwendig, weil es sich um eine vorübergehende Umstellungsreaktion des Organismus auf eine schwere Erkrankung handelt. Man bestimmt die Werte meist, um eine echte Schilddrüsenfehlfunktion auszuschließen, die ggf. behandelt werden müsste. Solange das Befinden eindeutig durch andere Faktoren erklärbar ist (Infektionen, OP-Belastung, Stress, etc.), lässt man das Euthyroid Sick Syndrome in Ruhe „ausheilen“. Für den Verlauf der Infektion hat das keine direkte Bedeutung – es ist eher ein Nebenbefund, der zeigt, wie sehr der Körper unter Stress steht. Noch Fragen? Tipps? Sie fragen, ob Sie und Ihr Mann noch etwas fragen können – natürlich dürfen und sollen Sie alles fragen, was Ihnen auf dem Herzen liegt! Gerade in so komplexen Situationen, wo sich ständig etwas ändert und wo neue Befunde auftauchen, können Sie gar nicht genug fragen. Manchmal hilft es, eine Fragenliste anzulegen, um im Gespräch mit Ärzt*innen strukturiert durchzugehen, was Ihnen besonders wichtig ist. Ein paar allgemeine Tipps, die ich Ihnen noch geben möchte: Pausen und Mini-Erholung Setzen Sie sich kleine „Inseln“ der Erholung. Sei es durch eine Traumreise mit der Psychologin, leise Musik, ein Hörbuch oder kurze Entspannungsübungen. Das klingt trivial, doch gerade während endloser Krankenhauswochen schafft es zwischendurch Kraft, geistig an einen sicheren Ort zu „flüchten“. Offener Umgang mit Ängsten Reden Sie mit Ihren Ärzt*innen und Pflegekräften über Ihre Ängste und Sorgen. Manchmal kann ein kurzes Gespräch mit einem Nephrologen oder einer Nephrologin die konkreten Risiken (Dialyse, Nierenversagen) besser einordnen und Ihnen die ganz akute Furcht nehmen. Emotionale Entlastung Die psychische Belastung ist enorm. Schauen Sie, ob es möglich ist, eine (zusätzliche) psychosoziale Beratungoder Seelsorge in Anspruch zu nehmen, wenn Sie merken, dass Ihnen das guttut. Ihr Kind und Besuche Vielleicht lassen sich Besuche so timen, dass Sie vorher etwas ausruhen können und sich dann zehn, fünfzehn Minuten ganz Ihrer Tochter widmen, bevor Sie wieder ruhen müssen. Diese sorgfältig eingeplanten Phasen sind oft viel schöner und intensiver, als Besuche „zwischen Tür und Angel“. Familienstreit nicht hochkochen lassen Was die Situation mit Ihrem Schwiegervater angeht: Ich verstehe, dass Sie dafür im Moment überhaupt keine Kraft haben. Vielleicht ist es sinnvoll, das Ganze fürs Erste Ihrem Mann zu überlassen oder einem Familienmitglied, das vermitteln kann. Während Sie so schwer krank sind, sollte niemand von Ihnen erwarten, große Konfliktgespräche zu führen oder sich um Befindlichkeiten anderer zu kümmern. Schützen Sie Ihre Energie. Liebe Sandy, ich bewundere Ihre Stärke und Ihren Willen, trotz all dieser Rückschläge weiter zu kämpfen. Ich weiß, es fällt gerade wahnsinnig schwer, positiv zu bleiben, wenn es scheinbar ein Problem nach dem anderen gibt. Aber bitte denken Sie daran: Jede überstandene Krise und jede kleine Besserung, so gering sie auch sein mag, ist ein Schritt in Richtung Genesung. Das Wichtigste ist jetzt, dass Sie weiterhin auf Ihren Körper hören, regelmäßig mit dem Ärzteteam sprechen und sich von den Physiotherapeutinnen und Psychologinnen unterstützen lassen. Sie haben so viel durchgemacht; diese zähe Phase jetzt durchzuhalten, ist eine Leistung, auf die Sie stolz sein dürfen. Ich bin auch weiterhin da, um Ihre Fragen nach bestem Wissen zu beantworten und Ihnen Mut zuzusprechen. Passen Sie gut auf sich auf und lassen Sie den Kopf nicht hängen. Gern dürfen Sie mir oder den behandelnden Ärzt*innen jederzeit Ihre neuen Fragen stellen. Mit den herzlichsten Wünschen für eine baldige Besserung und genügend Kraft, Ihr Dr. Gagsteiger


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, ich freue mich sehr, von Ihren erfreulichen Neuigkeiten zu hören. Das klingt wirklich nach einem großen Schritt in Richtung Genesung, und es ist verständlich, dass Sie nach so einer schweren Zeit endlich aufatmen möchten – auch wenn ein Rest Unsicherheit bleibt. Ich danke Ihnen, dass Sie mich daran teilhaben lassen. Was mögliche Nachfragen an das Ärzteteam betrifft, könnten Sie beispielsweise folgende Punkte ansprechen: Weiterer Heilungsverlauf und Nachsorge Wie wird der Verlauf der Entzündungswerte in den nächsten Tagen oder Wochen weiter überwacht? Welche Kontrolluntersuchungen (z. B. Ultraschall, Blutabnahmen) sind geplant, um mögliche Rückschläge frühzeitig zu erkennen? Langfristige Perspektive für die verbliebenen Organe Wie ist die Funktion Ihres (teilweise erhaltenen) linken Eierstocks aktuell einzuschätzen? Schmerzmanagement und Rehabilitation Welche konkreten Schritte zur Schmerzlinderung und Mobilisation können in der Klinik und zu Hause durchgeführt werden? In welcher Form wird Physiotherapie oder eventuell auch Ergotherapie weiterlaufen? Worauf können Sie selbst achten oder aktiv beitragen, um wieder zu Kräften zu kommen? Medikamenten- und Antibiotikatherapie Wie lange sollen die Antibiotika noch gegeben werden, und ist eine Umstellung geplant? Welche Nachwirkungen oder Risiken bestehen in Bezug auf Resistenzen oder erneute Infektionen? Rekonvaleszenz zu Hause Ab wann ist realistisch mit einer Entlassung zu rechnen, und unter welchen Bedingungen (stabile Kreislaufsituation, bestimmte Laborwerte)? Welche Vorsichtsmaßnahmen sind nach der Entlassung wichtig (z. B. körperliche Schonung, Hygiene, Ernährung, Nachuntersuchungen)? Psychologische Unterstützung Ob es Angebote zur psychologischen oder psychoonkologischen Betreuung gibt, sofern Sie das Bedürfnis haben, das Erlebte zu verarbeiten. Gerade nach so einer langwierigen und schweren Behandlung kann es hilfreich sein, jemanden zu haben, der Sie psychisch begleitet. Sie müssen sich übrigens keine Sorgen machen, dass Sie „nerven“ – ganz im Gegenteil. Es ist nur natürlich, in einer solchen Lage Fragen zu haben und sich mit nahestehenden Personen auszutauschen. Ich freue mich sehr für Sie über jede Besserung und teile Ihre Erleichterung, dass der Heilungsprozess nun endlich an Fahrt aufzunehmen scheint. Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Genesung und hoffe, dass es Schritt für Schritt weiter bergauf geht. Mit herzlichen Grüßen Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich habe mich so über Ihre Nachrichten gefreut  Herzlichen Dank. Es berührt mich, wie Sie sich jedes Mal freuen, von mir zu lesen, mit welcher Mühe Sie mir beistehen und wie Sie sich mit uns über die Fortschritte freuen. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass Sie so viel Ihrer Zeit für mich opfern. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich gelesen habe, wie Sie mich wieder ermutigt haben. Ich komme mir schon selbst wie eine Heulsuse vor, aber diese Krankheit macht mich emotional so empfindlich, ständig kämpfe ich mit den Tränen. Ich frage mich, ob es daran liegt, dass unser Thread schon aus so vielen Nachrichten besteht, dass ich Ihre letzte Nachricht wieder nicht bekommen hatte?! Wurde sie nicht korrekt versendet? Oder lag es an etwas Anderem? Ich traue mich dann immer nicht, bei Ihnen nachzufragen, weil Sie schon so viel für mich tun und ich dann nicht auch noch aufdringlich sein und Sie "stressen" möchte. Ich versuche, Ihnen ein ausführlicheres Update über die aktuelle Situation zu geben: Die Blutwerte werden weiterhin täglich kontrolliert und auch Ultraschall gemacht. Wenn die Entzündungswerte weiterhin so sinken, möchte man ab Anfang der neuen Woche probieren, die Antibiotika auf orale Gabe umzustellen. Wenn auch diese greifen und es mir weiterhin bessergeht, würde man dann anschließend über eine Entlassung nachdenken. Die oralen Antibiotika müssten dann zu Hause noch eine Zeit lang weiter genommen werden. Leider ist das Risiko auf erneute Infektionen noch immer erhöht, auch nach Entlassung müsste man da noch sehr vorsichtig sein und regelmäßig kontrollieren. Es hat mich sehr ängstlich gemacht, das zu hören. Ich finde es fast widersprüchlich, denn einerseits haben die Ärzte Entwarnung gegeben, andererseits scheint die Gefahr eines Rückschlags nicht ganz gebannt. Es fühlt sich an wie ein gelöschter Brand, der aber noch schwelt. Zumindest die Intensivstation durfte ich nun verlassen. Da mein Kreislauf deutlich stabiler ist, werden Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung und Fieber nur noch ein paar Mal täglich gemessen, aber nicht mehr ständig. Die Schmerzmittel wurden heute auf eine Mischung aus Infusion und orale Ibuprofen 600 umgestellt. Damit habe ich aber aktuell wieder deutlich mehr Schmerzen als gestern und das Aufsetzen und Aufstehen tut im ganzen Unterleib richtig weh. Ich versuche die Zähne zusammen zu beißen, aber jetzt habe ich wieder Dauerschmerzen. Ich kann insgesamt länger sitzen, aber heute muss ich mich wieder öfter hinlegen, weil es nach ein paar Minuten einfach zu schmerzhaft wird. Das ist für die Physiotherapie nicht so förderlich, finde ich. Sollte ich hier nochmals nachfragen? Ich will auch nicht wehleidig sein, denn andererseits ist es vielleicht auch normal nach so schwerer Entzündung und so vielen schweren OPs und ich verstehe ja auch, dass das Morphin so schnell wie möglich abgesetzt wird und möchte auch nicht abhängig davon werden. Ist es denn überhaupt normal, dass ich trotz deutlicher Besserung noch immer so starke Schmerzen habe? Auch die Erschöpfung ist nach wie vor sehr groß. Ich bin dauermüde und schlapp. Nach ein paar Schritten Laufen bin ich komplett platt. Aber ich versuche auf Ihre Worte zu hören und die Traurigkeit in positive Energie umzuwandeln, denn vor einigen Tagen hätte ich diese paar Schritte nicht einmal machen können. Auch mich länger zu konzentrieren fällt mir unglaublich schwer. Ich habe heute mal probiert, ein klein wenig am Laptop zu arbeiten, denn es gibt ein Projekt, für das ich die Projektleitung habe und die Deadline immer näher rückt, aber ich schaffe es nicht lange. Es macht mir Angst ob meine Energie, Ausdauer und Konzentration jemals wieder wie vor der Krankheit werden können und wann ich überhaupt mal wieder arbeitsfähig sein werde. Ich habe das Gefühl, dass das nicht nur eine Frage von ein paar wenigen Tagen ist. Meine Kollegen vertreten mich schon so gut es eben geht, aber je mehr jetzt liegen bleibt, umso mehr muss ich danach aufarbeiten. Nach Entlassung müssten zunächst engmaschige Kontrollen beim Gynäkologen und Nephrologen stattfinden und regelmäßig Entzündungs- und Blutwerte kontrolliert werden. Physiotherapie würde ich sehr regelmäßig weiterhin bekommen. Ich denke aber wirklich, dass es wichtig ist, dass ich versuche, mehr Kräfte vor meiner Entlassung zu sammeln. Vielleicht sollte ich hier auch demnächst einmal das Treppensteigen üben?! Wir wohnen schließelich in einem Haus. Meine Eltern werden zwar auch nach meiner Entlassung zur Verfügung stehen, dennoch habe ich momentan wirklich noch Bedenken, wie ich das mit meiner Erschöpfung und einem Kleinkind zu Hause schaffen soll. Was genau meinten Sie mit Vorsichtsmaßnahmen zur Hygiene nach Entlassung? Die Ernährung ist tatsächlich noch ein Problem. Ich versuche jetzt mehr - oder überhaupt - zu essen, aber ich habe immer noch so wenig Appetit und kaum Hunger. Und wenn ich dann etwas esse, drückt es noch immer im Bauchraum und ich habe das Gefühl, es beeinflusst auch die Unterleibsschmerzen negativ. Nachdem ich jetzt aber zunehmend orale Medikamente bekomme, merke ich, dass es mir nicht guttut, z.B. die Schmerzmittel nüchtern zu nehmen. Dann wird mir auch noch übel und ich bekomme Magenschmerzen. Außerdem ist der Darm absolut träge, als ob er verlernt hätte, zu arbeiten. Das Problem hatte ich zwar nach dem Kaiserschnitt unserer Tochter auch, aber nicht in dem Ausmaß. Zur HIT: hat man diese "Heparin-Unverträglichkeit" ein Leben lang? Reagiert mein Körper also ab jetzt immer so darauf und ich darf nie wieder Heparin erhalten? Wieso habe ich dann nach dem Kaiserschnitt nicht mit HIT auf die Heparinspritzen reagiert? Zum Faktor-V-Leiden: Denken Sie, es würde bei meiner familiären Situation (Uropa Thrombose, Oma Thrombose und Lungenembolie, an der sie fast gestorben wäre) Sinn machen, so etwas später einmal untersuchen zu lassen? Vielen Dank, dass Sie mir auch Mut für den Kinderwunsch gemacht haben. Was passiert ist, ist psychisch unglaublich belastend und der Gedanke, welche Folgen das alles nun auch noch für unseren Kinderwunsch hat, tut einfach unglaublich weh. Immerhin eine Eileiterschwangerschaft kann ja schon einmal nicht mehr entstehen. Oder gibt es stattdessen jetzt andere Risiken? Die Funktion des verbliebenen Eierstocks werde ich erfragen. Ich denke tatsächlich, dass Sie recht haben und ich das Erlebte auch im Anschluss noch mit professioneller psychologischer Hilfe aufarbeiten sollte. Ich habe noch immer Alpträume, in denen ich während der OP sterbe. Und meine Angst vor einem erneuten Rückfall ist auch noch immer sehr groß. Da Psychotherapieplätze aber ja rar bzw. mit langer Wartezeit verbunden sind, frage ich mich, ob mein Mann schon jetzt aktiv werden sollte. Er meinte, er würde das für mich machen. Oder haben Sie eine Idee wie man schneller an psychologische Hilfe kommen könnte? So lange ich noch im Krankenhaus bin, werde ich weiterhin von der Psychologin begleitet, was mir sehr gut tut. Zu meinen Schwiegereltern: Mein Mann war entsetzt darüber, wie man mit jemandem, der so krank ist, so umgehen kann. Er hat sich sofort mit seinem Vater in Verbindung gesetzt, als dieser mich kontaktiert hatte.  Die beiden reden momentan gar nicht mehr miteinander, aber zumindest lässt man mich seitdem in Ruhe. Vielen Dank für die tollen Ideen zum Besuch unserer Tochter. Oft sind die einfachsten Ideen die besten. Wenn sie heute Nachmittag kommt, werde ich versuchen, mich etwas darauf "vorzubereiten" und den kostbaren Moment schön zu gestalten und zu genießen, ohne viel Kraft zu investieren. Haben Sie wieder irgendwelche guten Ideen oder Tipps oder Idee für weitere Nachfragen? Ich bin Ihnen so dankbar, dass Sie mir durch diese schlimme Zeit helfen und ich Ihnen so vertrauen kann. Das tut so unendlich gut. Herzlichste Grüße und passen Sie auch gut auf sich auf, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, ich freue mich sehr, wieder von Ihnen zu lesen und danke Ihnen für Ihr so herzliches Update. Es berührt mich, dass Ihnen meine Worte Kraft geben und Sie mir so vertrauensvoll Einblick in Ihre Gedanken und Gefühle gewähren. Gerade wenn man so eine schwere Zeit durchmacht, dürfen die Tränen ruhig fließen – es zeugt von Ihrer Stärke, dass Sie Ihre Emotionen zulassen. Machen Sie sich deshalb bitte keine Vorwürfe. Dass meine letzte Nachricht Sie nicht erreicht hat, tut mir sehr leid. Manchmal gehen Nachrichten in längeren Gesprächsverläufen tatsächlich unter oder werden technisch nicht richtig zugestellt. Bitte zögern Sie nie, noch einmal nachzufragen, wenn Sie das Gefühl haben, etwas nicht erhalten zu haben – so etwas „stresst“ mich keinesfalls. Umstellung der Antibiotika & Infektionsrisiko Es freut mich zu hören, dass die Werte weiterhin nach unten gehen und man über eine orale Antibiotikagabe nachdenkt. Dass die Entzündungsherde zwar weitgehend unter Kontrolle sind, aber das Risiko für Rückfälle noch nicht ganz gebannt ist, ist leider nicht ungewöhnlich. Man kann sich das wirklich wie ein Brand vorstellen, der zwar gelöscht ist, aber trotzdem noch eine Weile glimmt. Oft wird deswegen empfohlen, nach Entlassung engmaschige Blutkontrollen und Arzttermine wahrzunehmen, um schnell reagieren zu können, sollte sich doch wieder eine Infektion anbahnen. Ich verstehe sehr gut, dass Sie das ängstigt – umso wichtiger ist es, die genaue Überwachung nach der Entlassung ernst zu nehmen und sich körperlich nicht zu überfordern. Schmerztherapie & Physiotherapie Die Reduktion von Morphin und das Umstellen auf Ibuprofen und andere orale Schmerzmittel erfolgt meist Schritt für Schritt, um das Risiko einer Abhängigkeit zu minimieren. Dass dadurch Ihre Schmerzen nun wieder stärker sind, ist leider eine häufige Begleiterscheinung. Es ist völlig legitim, hier erneut beim ärztlichen Team nachzuhaken! Denn eine gute Schmerztherapie ist kein Luxus, sondern ein essenzieller Bestandteil Ihrer Genesung. Zu starke Schmerzen hemmen die Mobilisation, Physiotherapie und das allgemeine Wohlbefinden. Häufig probiert man, die Dosis oder die Kombinationsmöglichkeit (z.B. zusätzlich Novalgin/Metamizol) weiter anzupassen, um Sie besser zu stabilisieren. Gerade nach so schweren Operationen und ausgeprägten Entzündungen können Schmerzen im Unterbauch noch eine Weile andauern. Es ist nicht immer leicht einzuschätzen, ab wann diese Schmerzen „normal“ sind. Grundsätzlich können Unterleibsbeschwerden längere Zeit anhalten, besonders wenn große Eingriffe nötig waren. Mit jeder Woche der Genesung sollte sich die Intensität aber schrittweise verringern. Fragen Sie hier ruhig weiter bei den Ärzten und der Physiotherapie nach, wie Sie die Bewegungen anpassen können, um die Schmerzen nicht zu verschlimmern. Für kurze Zeit darf man auch etwas „wehleidig“ sein – wir sprechen hier ja von einer wirklich erheblichen Belastung. Erschöpfung, Konzentration & Rückkehr ins Arbeitsleben Dass Ihnen nach wenigen Schritten schon die Puste ausgeht und Sie kaum Konzentration für den Laptop haben, ist im Verlauf einer solchen Erkrankung keineswegs ungewöhnlich. Seien Sie bitte nachsichtig mit sich selbst: Ihr Körper kommt gerade aus einer existenziellen Krise und braucht Zeit, um sich zu regenerieren. Sie merken es ja selbst – noch vor einigen Tagen konnten Sie nicht einmal an ein paar Schritte denken, jetzt sind es schon ein paar mehr. Jeder kleine Fortschritt zählt. Für das Arbeiten gilt: In aller Regel baut man seine Belastungsfähigkeit über Wochen und Monate wieder auf. Eine „Hundert-Prozent-Rückkehr“ in wenigen Tagen ist unrealistisch. Versuchen Sie, sich gedanklich und emotional etwas davon frei zu machen, dass „alles liegen bleibt“. Ihre Kollegen werden weiterhin ihr Bestes geben, und nach so einer Krankheit sind längere Schonzeiten ganz normal. Hier empfehle ich oft, sich frühzeitig mit dem Arbeitgeber in Verbindung zu setzen und zu besprechen, welche Möglichkeiten es für einen schrittweisen Wiedereinstieg gibt – Stichwort „stufenweises Arbeiten“, wenn es Ihnen besser geht. Treppensteigen & Kräfte sammeln vor der Entlassung Ihr Gedanke ist völlig richtig: bevor Sie nach Hause gehen, lohnt es sich, spezifische Alltagssituationen zu üben – zum Beispiel das Treppensteigen oder kurze Gänge auf dem Flur. Sprechen Sie gern die Physiotherapie darauf an und fragen, ob man das gezielt trainieren kann. Auch wenn Ihre Eltern nach der Entlassung unterstützen werden, ist es gut, wenn Sie sich im Krankenhaus schon etwas auf den Alltag vorbereiten können. Hygiene & Vorsichtsmaßnahmen nach der Entlassung Gerade nach Bauch-OPs und mit einem geschwächten Immunsystem ist besondere Aufmerksamkeit auf Hygiene sinnvoll. Das bedeutet: Händehygiene: häufiger als sonst die Hände gründlich waschen und abtrocknen. Wundkontrolle: Falls Sie noch Wundstellen oder Drainagezugänge haben sollten, bitte sauber halten und regelmäßig (ggf. in der Praxis/ambulant) kontrollieren lassen. Keimübertragung im Alltag reduzieren: Vermeiden Sie, sich ins Gesicht zu fassen, wenn Sie draußen waren, bis Sie die Hände gewaschen haben. Lebensmittelhygiene: bei der Zubereitung von Speisen besonders auf Sauberkeit achten (gut durchgegarte Speisen, gründliches Waschen von Obst/Gemüse). Ihr Arzt wird Ihnen da sicher noch konkretere Tipps je nach Ihrer individuellen Situation geben. Aber Sie brauchen kein „steriles“ Leben führen, sondern eher ein wachsames Auge haben, um ein erneutes Aufflammen von Infektionen zu verhindern. Ernährung & Darmträgheit Dass Sie derzeit nur wenig Appetit haben, ist nach so einer langen Krankheitsphase sehr häufig. Ab einer gewissen Punktnüchternheit kann es auch zu Übelkeit kommen, besonders wenn Schmerzmittel den Magen zusätzlich reizen. Versuchen Sie, kleine, leicht verdauliche Mahlzeiten häufiger über den Tag verteilt zu sich zu nehmen, statt großer Portionen. Eventuell können zusätzliche Mittel zur Unterstützung der Verdauung sinnvoll sein – das können Sie auch mit dem Ärzteteam besprechen (z.B. mildes Abführmittel, Probiotika, etc.). Der Darm benötigt manchmal eine Weile, bis er sich wieder „normal“ einstellt – gerade, wenn viele Schmerzmittel, Antibiotika und Eingriffe zusammenkommen. Die Umstellung auf mehr Bewegung und regelmäßige, kleine Mahlzeiten hilft oft, den Darm wieder „anzukurbeln“. HIT und zukünftiger Umgang mit Heparin Heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT) kann in sehr unterschiedlichen Situationen auftreten. Dass Sie nach Ihrem Kaiserschnitt damals nicht reagiert haben, bedeutet nicht, dass Sie jetzt kein HIT haben können. Man unterscheidet verschiedene Typen von HIT, und es kann sein, dass Ihr Immunsystem jetzt eine entsprechende Reaktion entwickelt hat, die früher noch nicht vorhanden war. In vielen Fällen, wenn einmal eine HIT diagnostiziert wurde, vermeidet man zukünftig den Einsatz von Heparin bzw. wählt alternative Antikoagulanzien, falls eine Thromboseprophylaxe nötig sein sollte. Bitte lassen Sie sich das noch mal genau von Ihren Ärzten erklären oder sich ggf. einen Allergie-/Notfallpass ausstellen, damit Sie in Zukunft im Krankenhaus oder in Notfallsituationen darauf hinweisen können. Faktor-V-Leiden & Familienanamnese Vor dem Hintergrund Ihrer familiären Geschichte mit Thrombosen und Lungenembolien (Uropa, Oma) kann es durchaus sinnvoll sein, sich im Anschluss einmal testen zu lassen. Falls Sie das Faktor-V-Leiden tragen, kann man in zukünftigen Situationen (OPs, Geburten, längere Flugreisen etc.) gezielt vorbeugen. In aller Regel sind solche Gentests eine einfache Blutuntersuchung. Ob dies schon jetzt oder erst nach Ihrer Erholung sinnvoll ist, können Sie gerne in Ruhe mit Ihrem Nephrologen/Gynäkologen besprechen. Kinderwunsch & weitere Risiken Ihr Wunsch nach weiteren Kindern ist natürlich ein wichtiges Thema. Es ist verständlich, dass das Geschehene und die Entfernung des Eileiters Spuren hinterlassen. Eine Eileiterschwangerschaft auf der betroffenen Seite kann zwar nun nicht mehr auftreten, aber der verbliebene Eileiter kann (in seltenen Fällen) theoretisch ebenfalls Ort einer Eileiterschwangerschaft sein. Allerdings haben Sie es ja richtig erkannt: jetzt lohnt es sich, zuerst Ihre Gesundheit vollständig zu stabilisieren und danach in Ruhe mit dem Gynäkologen zu schauen, wie die Funktion Ihres verbliebenen Eierstocks/Eileiters ist. Wenn Sie wirklich eine psychologische Aufarbeitung anstreben, könnte das auch helfen, den nächsten Kinderwunsch mit weniger Ängsten zu planen. Psychische Unterstützung & schnellere Terminvergabe Das Erlebte kann sehr traumatisch sein – Operationen, Angst um das eigene Leben, die Belastung für die Familie. Dass Sie Alpträume haben und vor Rückfällen Angst haben, ist nachvollziehbar. Gerade wenn Therapieplätze rar sind, kann Ihr Mann folgendes tun: Frühzeitig anfragen bei Psychotherapeuten in der Umgebung und die Dringlichkeit schildern. Über die Krankenkasse oder den Sozialdienst im Krankenhaus nach Akutsprechstunden oder sog. Kriseninterventionsangebote erkundigen. Es gibt in vielen Regionen Optionen für eine kurzfristige psychologische Beratung, z.B. über kassenärztliche Vereinigungen („psychotherapeutische Akutsprechstunde“). Reha-Klinik oder eine spezielle psychosomatische Mitbehandlung (ggf. in einer Reha nach dem Krankenhausaufenthalt), falls empfohlen. Weiter den Kontakt zur Klinikpsychologin halten, solange Sie noch stationär sind. Sie kann Ihnen evtl. auch Ansprechpartner nennen, wo Sie nach der Entlassung andocken können. Warten Sie nicht, bis Sie entlassen werden, sondern beginnen Sie den Suchprozess jetzt schon – genau wie Sie es andeuten. Oft ist es einfacher, wenn jemand aus der Familie die Telefonate übernimmt. Familie, Schwiegereltern & Entlastung Dass Ihr Mann so klar Stellung bezieht und Sie in dieser Situation schützt, ist sehr wertvoll. Manchmal ist ein wenig Abstand das Beste, um wieder Ruhe ins eigene Seelenleben zu bringen. Ich wünsche Ihnen, dass die Situation sich irgendwann entspannt – aktuell ist es am wichtigsten, dass Sie Ihre Kräfte für Ihre Genesung nutzen. Besuch Ihrer Tochter Ich finde es wundervoll, wie Sie Ihre kleine Tochter in den Krankenhausalltag einbeziehen und sich dafür kleine, wertvolle Momente schaffen. Es ist gut, wenn Sie sich kurz vorher ein wenig schonen, sich vielleicht noch einmal hinlegen, und dann bewusst Zeit für Ihre Tochter haben. Dieser schöne und beruhigende Rahmen tut sowohl Ihnen als auch Ihrer Tochter gut. Weitere Tipps oder Nachfragen Schmerzmanagement ansprechen: Bitten Sie ruhig um eine engmaschigere Anpassung und ggf. Kombination verschiedener Schmerzmittel. Mobilisationsplan mit der Physiotherapie vereinbaren: kurze, aber regelmäßige Übungen, eventuell das Treppensteigen im Krankenhaus schon üben. Ernährung & Darm: kleine Portionen, ggf. mildes Abführmittel (nach Rücksprache), Probiotika oder viel Flüssigkeit. Psychologische Weichen frühzeitig stellen: Mithilfe des Sozialdienstes oder der Klinikpsychologin zeitnah einen ambulanten Platz suchen. Nach Hause gehen: Fragen Sie die behandelnden Ärzte konkret nach Hilfsmitteln (z.B. Toilettensitzerhöhung, Gehhilfe oder Entlastungen im Haushalt über einen Pflegedienst, wenn nötig). Hygiene: sich noch einmal genau erklären lassen, welche Kontrollen (z.B. Blutwerte) wie oft nach der Entlassung durchgeführt werden und welche Warnsignale ernst genommen werden sollten (Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen, erneute Rötungen, Übelkeit etc.). Seien Sie versichert: Es ist ein riesiger Schritt, dass Sie von der Intensivstation auf eine Normalstation wechseln konnten. Auch wenn Sie sich noch sehr schwach fühlen – diese Fortschritte zeigen, dass Sie auf einem guten Weg sind. Manchmal geht es holprig, mal schneller, mal langsamer, aber Sie werden sehen: Stück für Stück kehrt die Kraft zurück. Ich wünsche Ihnen weiter viel Mut und freue mich, dass Sie sich mit all Ihren Fragen an mich wenden. Geben Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, achten Sie auf sich, und behalten Sie den Blick darauf, was Sie bereits erreicht haben. Auf all den Erfolgen dürfen Sie sehr stolz sein. Herzlichste Grüße und weiterhin gute Besserung Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, herzlichen Dank für Ihre warmen Zeilen, die mir wieder sehr gut getan haben und für die ausführliche und hilfreiche Beantwortung meiner zahlreichen Fragen. Sie denken einfach an alles und haben immer so eine positive Sichtweise auf die Dinge. Das beruhigt und ermutigt ungemein. Es berührt mich wirklich sehr, dass Sie sich so bemühen, für mich da zu sein. Für mich ist es noch immer eine emotionale Achterbahn zwischen Freude, dass es endlich bergauf geht und Angst und Traurigkeit, was da noch auf mich zukommt und wie hart es gerade ist, sich wieder ins Leben zurück zu kämpfen - körperlich und seelisch. Ich bin wirklich dankbar, dass ich das Laufen zumindest nicht komplett verlernt habe und auch jeden Tag ein paar Schritte mehr schaffe, gleichzeitig ist es psychisch unglaublich belastend, so unselbstständig zu sein, dass man selbst über einen Pflegedienst nachdenken muss. Da fühlt man sich wie eine 100-Jährige und gleichzeitig wie eine Belastung für die komplette Familie. Mein Mann sagt mir täglich, dass ich das nicht so sehen soll und er einfach nur glücklich ist, dass ich lebe und er sich einfach nur freut, wenn ich wieder zu Hause bin, aber für mich ist das psychisch trotzdem ganz schwer auszuhalten. Als die Schmerzmittel heute Morgen nicht mehr so gewirkt haben, bekam ich neben den Unterleibsschmerzen auf einmal Kopfschmerzen und Schmerzen im unteren Rücken und – nachdem ich die letzten Tage keine vaginalen Blutungen mehr hatte – eine leichte bräunliche Schmierblutung. Die Entzündungswerte sind aber weiterhin rückläufig. Der Arzt hat mir gesagt, dass bei einer Entzündung die Schmerzen auch in den Unterleib ausstrahlen können. Bisher war das aber nicht so. Kann das wirklich davon kommen oder was könnte es sonst sein oder sollte ich nochmals nachfragen? Er meinte auch, dass es natürlich auch Vorboten einer bald einsetzenden Periode sein könnten. Ich kann mir das bei meinem Zustand und vermutlichen Hormonchaos (?) gar nicht vorstellen. Oder ist das denkbar? Mein Körper macht momentan so viele so merkwürdige Dinge, dass ich da nicht mehr mitkomme. Aufgrund der schlimmen Erfahrungen der letzten Wochen bekomme ich schon wieder Angst vor einem Rückschritt, wenn ich eine Schmierblutung bemerke die die letzten Tage nicht mehr da war. Was denken Sie dazu? Ich habe dann auch grundsätzlich nochmals die Schmerzen angesprochen und dann Tilidin als Schmerzmittel bekommen, was ganz gut geholfen hat. Aber ist das nicht auch wieder ein Opioid? Ist Novalgin "sanfter" und hilft vielleicht genauso gut? Herzlichen Dank für alle Erklärungen zur Hygiene und HIT. Ich frage hier nochmals genau nach, ob es eine Art Allergiepass" gibt. Wie ich es verstanden habe, handelt es sich um eine HIT Typ 2. Entsteht diese typischerweise nicht unbedingt gleich beim ersten Heparingebrauch? Zur Ernährung: Eine Ernährungsberaterin war heute bei mir und hat mir viele wertvolle Tipps gegeben. Das hilft mir schon etwas. Auch leichte Abführmittel habe ich schon gestern erhalten, aber bislang hilft das auch noch nicht wirklich. Dauert es vielleicht einfach bis es hilft? Mit meinem Arbeitgeber habe ich schon Kontakt aufgenommen. Er ist zum Glück sehr verständnisvoll und es wird irgendwann eine Wiedereingliederungsmaßnahme geben. Dennoch möchte ich meine Kollegen mit dem Projekt auch nicht komplett hängen lassen. Zum Thema Psychologe: Auf jeden Fall möchte ich nicht nur das Passierte aufarbeiten, sondern auch zukünftige Ängste für einen erneuten Kinderwunsch reduzieren, denn sicherlich ist es momentan nicht nur ein körperliches Problem, wieder schwanger zu werden, sondern auch psychisch bin ich noch viel zu sehr traumatisiert. Mein Mann hat heute schon den halben Vormittag Telefonate geführt und auch die Dringlichkeit geschildert – aber bislang erfolglos. Es ist überall dasselbe: viele meinen, es ist dringend und die Wartelisten sind lang oder sogar aktuell geschlossen. Wir werden es mal über den Sozialdienst und die Psychologin probieren. Nochmals zum Kinderwunsch: Der rechte Eileiter wurde ja schon in einer der ersten OPs entfernt. Der linke Eileiter wurde in der letzten OP wegen eines erneuten Abszesses auch entfernt, also gibt es ja keinen mehr bzw. nur noch die Gebärmutter und (große) Teile des linken Eierstocks. Insofern kann ja keine Eileiterschwangerschaft mehr entstehen. Gibt es stattdessen andere Risiken? Der Besuch meiner Tochter war gestern so wunderschön und hat mir so viel positive Energie gegeben. Da muss man ja gesundwerden. Und wir haben jetzt ein neues Ritual: sie sucht sich zu Hause ein Buch aus, das sie mitbringt und ich ihr dann vorlese. Dabei hat sie sich gestern so süß an mich gekuschelt und mir gesagt, dass sie mich so liebhat. Das hat mich so berührt und ich war in dem Moment so glücklich, diesen Moment nach all dem, was passiert ist, erleben zu dürfen. Danke für die Komplimente, dass ich auch meinen Mut so stolz sein darf. Heute bin ich das erste Mal ein paar Schritte alleine bis zur Toilette gelaufen – zwar wegen der Schmerzen ganz langsam, aber ich habe es geschafft und – das mag vielleicht seltsam klingen – es hat sich nach unglaublich viel Freiheit und Selbstbestimmung angefühlt und mich so glücklich gemacht. Und lassen Sie mich bitte immer wissen, wenn Sie noch Ideen für Nachfragen oder Tipps haben. Herzlichste Grüße und bleiben Sie wie Sie sind, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, vielen Dank, dass Sie all Ihre Gedanken, Sorgen und auch die kleinen Fortschritte so ausführlich mit mir teilen. Es freut mich sehr, dass Ihnen meine letzten Zeilen gutgetan haben und ich hoffe, Ihnen auch diesmal wieder einige beruhigende und hilfreiche Antworten geben zu können. Bei allem, was ich schreibe, bedenken Sie bitte immer, dass es sich um allgemeine Informationen und Einschätzungen handelt – im Zweifel sollten Sie alles noch einmal genau mit Ihrem behandelnden Ärzteteam besprechen. 1. Leichte Schmierblutung und Schmerzen Dass Sie sich bei neuen oder wiederkehrenden Symptomen direkt Sorgen machen, ist vollkommen nachvollziehbar – gerade wenn Ihr Körper in den letzten Wochen so viel durchgemacht hat. Eine leichte, bräunliche Schmierblutung kann durchaus mehrere Ursachen haben: Ausstrahlende Schmerzen durch Entzündungen: Tatsächlich kann sich eine Entzündung im Körper (etwa im Beckenbereich oder in der Bauchhöhle) auf umliegende Strukturen auswirken und Schmerzen in nahegelegenen Regionen verursachen. Wenn Ihre Entzündungswerte aber rückläufig sind, ist das prinzipiell ein gutes Zeichen. Hormonschwankungen und mögliche Periode: Selbst wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Hormonhaushalt momentan "total durcheinander" ist, kann der Körper manchmal früher als gedacht wieder Signale für einen Zyklus aussenden. Eine bräunliche Schmierblutung kann Vorbote einer Regelblutung sein, muss es aber nicht zwangsläufig sein. Wundheilung / Nachblutungen: Nach Operationen können noch kleine Gewebeveränderungen, Wundsekrete oder minimale Nachblutungen auftreten, die manchmal als Schmierblutung in Erscheinung treten. Bei Unsicherheiten oder anhaltender Blutung sprechen Sie ruhig noch einmal Ihren Arzt darauf an. Lieber einmal zu viel nachfragen, als sich unnötig Sorgen zu machen. 2. Tilidin und Novalgin (Metamizol) Tilidin ist tatsächlich ein Opioid-Schmerzmittel und wird häufig bei mittelstarken bis starken Schmerzen eingesetzt. Novalgin (Wirkstoff Metamizol) wirkt ebenfalls stark schmerzlindernd und zudem fiebersenkend, ist jedoch chemisch kein Opioid. Manche Menschen vertragen Metamizol sehr gut, bei anderen wiederum wirkt es nicht ausreichend oder ruft Nebenwirkungen hervor. Wenn Tilidin Ihnen gut hilft, kann das in Ihrer momentanen Situation sinnvoll sein. Wichtig ist, dass die Dosierung und Verträglichkeit engmaschig kontrolliert werden. Sprechen Sie Ihre Bedenken hinsichtlich Opioiden auch nochmal klar an – Ihre Ärztinnen und Ärzte können am besten beurteilen, was für Sie geeignet und notwendig ist. 3. Heparin-Induzierte Thrombozytopenie (HIT Typ 2) HIT Typ 2 ist eine Immunreaktion, die nicht immer beim allerersten Kontakt mit Heparin sofort auftritt; sie kann auch erst nach mehrmaliger Anwendung (oder bei erneuter Gabe in späteren Behandlungen) entstehen. Ein „Allergiepass“ oder zumindest eine offizielle Dokumentation ist daher sehr sinnvoll, damit zukünftig alle Behandelnden informiert sind und gegebenenfalls alternative Gerinnungshemmer eingesetzt werden können. 4. Ernährung und Verdauung Schön, dass Sie bereits mit einer Ernährungsberaterin gesprochen haben und leichte Abführmittel bekommen. Manchmal kann es etwas dauern, bis sich die Verdauung reguliert – insbesondere wenn man sich wenig bewegen kann und/oder der Körper wegen Entzündungen, Schmerzmitteln und Stress insgesamt in einer Ausnahmesituation ist. Geben Sie Ihrem Körper hierzu ruhig ein wenig Zeit und besprechen Sie mit Ihrem Ärzteteam, welche Möglichkeiten es noch gibt (z.B. Dosierung anpassen, unterschiedliche Präparate ausprobieren). 5. Psychische Belastung, Psychologe und Sozialdienst Es tut mir leid zu hören, dass es so schwierig ist, kurzfristig einen Psychotherapie-Platz zu finden. Leider ist das wirklich ein verbreitetes Problem. Oft können Kliniksozialdienste, Klinische Psychologinnen oder Psychiater in der Klinik selbst eine Zwischenbetreuung oder zumindest Krisenintervention leisten, bis Sie einen festen Platz gefunden haben. Geben Sie die Suche nicht auf und versuchen Sie ruhig verschiedene Wege: Sozialdienst, Beratungsstellen, vielleicht auch (falls sich die Möglichkeit ergibt) über Ihre Krankenkasse. Manchmal gibt es spezielle Programme zur Krisenintervention, in denen schnellere Termine angeboten werden. 6. Kinderwunsch: andere Risiken? Nachdem beide Eileiter entfernt wurden, besteht natürlich keine Gefahr mehr einer Eileiterschwangerschaft. Grundsätzlich wäre ein Kinderwunsch später nur über andere Wege (z.B. künstliche Befruchtung/IVF) realisierbar, da die Eileiter für eine natürliche Schwangerschaft nicht mehr vorhanden sind. Im Hinblick auf mögliche Risiken für eine Schwangerschaft in der Gebärmutter kann es je nach Narbengewebe oder stattgehabten Infektionen in der Gebärmutterregion zu Einschränkungen kommen. Konkrete Risiken können Ihnen am ehesten eine Fachärztin oder ein Facharzt für Gynäkologie und Reproduktionsmedizin erklären, sobald Sie körperlich und psychisch etwas mehr Stabilität haben. 7. Ihre Fortschritte und Kraftquellen Es berührt mich sehr zu lesen, wie Ihnen der Besuch Ihrer Tochter neuen Mut schenkt. Dieses gemeinsame Ritual des Vorlesens ist wirklich eine ganz wundervolle Idee. Genau solche wertvollen Momente können enorm viel Kraft geben. Genauso, wie Sie sich über die ersten selbstständigen Schritte zur Toilette freuen – das klingt vielleicht wirklich für Außenstehende nach einer Kleinigkeit, ist aber in Ihrer Situation ein Riesenschritt zurück in die Selbstbestimmung. Das Gefühl von „Ich kann etwas wieder allein tun!“ ist ein immens wichtiger Teil im Genesungsprozess. 8. Arbeitgeber und Wiedereingliederung Es ist schön, dass Sie so viel Rückhalt von Ihrem Arbeitgeber haben. Sie müssen Ihre Kolleginnen und Kollegen nicht „retten“ oder gleich wieder in den Alltag stürzen. Planen Sie gemeinsam in Ruhe Ihre Wiedereingliederung, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Das ist bei einem so komplexen Genesungsverlauf wichtig – sowohl körperlich als auch psychisch. Abschließende Worte Liebe Sandy, ich wünsche Ihnen von Herzen, dass sich Ihr körperliches Befinden weiterhin stabilisiert und Sie auch innerlich etwas mehr Ruhe finden können. Geben Sie Ihrem Körper und Ihrer Seele Zeit – beides hat in den letzten Wochen unglaublich viel durchgemacht. Ihre Fortschritte zeigen, dass Sie auf dem richtigen Weg sind, auch wenn es sich oft anfühlt wie eine Achterbahnfahrt. Vertrauen Sie darauf, dass es mit kleinen Schritten immer weiter vorwärtsgeht. Und selbstverständlich melde ich mich jederzeit mit weiteren Ideen, wenn mir noch etwas Sinnvolles einfällt. Zögern Sie bitte ebenfalls nicht, nachzufragen, wenn wieder etwas unklar sein sollte. Ich bin froh, wenn ich Ihnen auf Ihrem Weg ein Stück weit helfen kann. Herzlichst und mit den besten Wünschen für Ihre weitere Genesung, Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass es wenige so tolle Ärzte wie Sie gibt. Es ist schon alleine super, dass es in diesem Expertenforum die Möglichkeit gibt, sich so kompetent beraten zu lassen. Aber dass Sie mich schon seit Wochen so zuverlässig und unermüdlich mit solch ausführlichen Nachrichten begleiten – sowohl medizinisch kompetent als auch menschlich empathisch – ist wirklich fantastisch. Eigentlich finde ich dafür gar keine Worte. Manchmal würde ich Ihnen aus Dankbarkeit am liebsten um den Hals fallen (verzeihen Sie bitte  ). Auch Ihre gestrige Nachricht hat mich wieder sehr beruhigt. Danke! Die Entzündungswerte sind auch weiterhin rückläufig, sodass ich die Antibiotika jetzt oral bekomme und wirklich hoffe, dass es weiterhin so bergauf geht. So sehr ich versuche, darauf zu vertrauen, dass es jetzt nur noch aufwärts geht, bin ich heute doch wieder etwas beunruhigt: Aus der Schmierblutung wurde seit gestern nämlich eine richtig heftige Blutung mit frischem roten Blut und teilweise sogar Gewebestücken und in den Momenten, in denen die Schmerzmittel nachlassen, habe ich richtig schlimme Unterleibskrämpfe - gestern schon und heute sehr Früh am Morgen haben mich die Krämpfe geweckt. Ich habe mich dann gleich gerührt und erst einmal Schmerzmittel und eine Wärmflasche bekommen. Der Gynäkologe, der mich zuletzt untersucht hat, meinte, ist es wohl wirklich nur eine Periode. Es klang aber nicht so, als wäre er sich da zu 100% sicher. Kann man das nicht mit Sicherheit feststellen? Ich bin darüber noch immer verwundert und verunsichert. Woher kann denn nach den letzten OPs so viel Schleimhaut abbluten? Ist das nicht unlogisch? Ich habe dann nochmals nachgefragt, woraufhin der Gynäkologe etwas genervt reagierte, was ich - nach meinem ernsten Krankheitsverlauf der letzten Wochen - ehrlich gesagt unangemessen finde. Halten Sie eine Periode denn auch für wahrscheinlich, weil die Blutungsstärke zugenommen hat, die Entzündungswerte aber weiter rückläufig sind? Ich vertraue den Ärzten, ich habe nur einfach noch immer solche Angst vor einem Rückfall bzw. Angst vor der Hiobsbotschaft, dass die Entzündungswerte doch wieder steigen, wenn es wieder so heftig blutet und so schmerzhaft ist, besonders jetzt, wo die Antibiotika nicht mehr intravenös gegeben werden. Die anderen Ärzte hatten für meine Nachfragen bisher immer vollstes Verständnis, nur dieser Kollege ist etwas kurz angebunden und nicht gerade emphatisch. Es gibt Momente, in denen sich alles verkrampft. Es fühlt sich an wie Krämpfe zusätzlich zu den Schmerzen von der Entzündung, die dann erst recht den gesamten Bauchraum reizen. Wenn das wirklich eine Periode ist, habe ich solche Schmerzen dabei noch nie erlebt und ich hoffe, dass das jetzt nicht immer so wird. Woran kann das liegen? Oder denken Sie, es ist nur so heftig, weil die Entzündung noch nicht abgeklungen ist? Es knockt mich gerade echt aus. Gestern kam der Physiotherapeut dummerweise genau als die Schmerzmittel nicht mehr so gewirkt haben und dann hatte ich gar keine Kraft um Treppensteigen mit ihm zu üben. Ich habe es trotzdem probiert, aber er selbst hat schnell gemerkt, dass es unter den Schmerzen keinen Sinn macht. Das hat mich dann wieder frustriert. Aber vielleicht wäre eine Periode wenigstens ein gutes Zeichen, dass der verbliebene Eierstock noch einigermaßen gut arbeitet? Und sollte ich dann vielleicht mal nachfragen, ob man jetzt die Hormonwerte, die Sie genannt hatten, bestimmen kann, um zu sehen, wie der verbliebene Eierstock noch arbeitet? Das soll man ja immer zu Zyklusbeginn machen?! Das wäre dann ja gerade günstig? Und nachdem wir uns nun sowieso mit dem Kinderwunsch das nächste Jahr erst einmal gedulden müssen: könnte eine Pilleneinnahme dieses Problem vielleicht erst einmal lösen (sobald die Entzündung ganz abgeklungen ist)? Vielen Dank zur Erklärung von Tilidin und Novalgin. Ich werde – sobald die Krämpfe morgen hoffentlich besser sind – nachfragen, ob man mal versuchen kann, Tilidin durch Novalgin zu ersetzen, um weniger Opioide zu mir zu nehmen. Vielleicht hilft es mir ja genauso gut. Ich danke Ihnen auch für die guten Ideen zu Anlaufstellen für Psychotherapeuten. Mein Mann wird sich heute nochmals darum bemühen und die von Ihnen genannten Anlaufstellen kontaktieren. Zur Arbeit: Ich musste schmunzeln, als ich Ihren Rat dazu gelesen habe. Mein Mann, meine Eltern und selbst mein Arbeitgeber selbst bremsen mich alle gerade. Sogar mein Chef – der ja den wenigsten Nutzen davon hat – sagte mir, ich solle erst gesund werden und er sei froh, wenn ich dann Stück für Stück wieder zur Verfügung stehen würde. Er hat bemerkt, dass ich ein klein wenig am Projekt weitergearbeitet habe und mich aus Fürsorge "geschimpft". Leider laufen eben bestimmte Dinge gerade etwas aus dem Ruder und als Projektverantwortliche fällt es mir schwer, da nicht – soweit es mir eben möglich ist – einzugreifen und zu unterstützen. Aber ich gebe zu, dass es mich sehr anstrengt und ich selbst merke, dass es eigentlich noch zu viel für meinen Körper ist, denn danach bin ich immer völlig erschöpft und spüre das Herz rasen. Zum Kinderwunsch/IVF/Narbengewebe: Dadurch, dass ja sogar mehrere Laparotomien nötig waren, gehen die Narben über den kompletten Bauchraum. Vielleicht können Sie es sich vorstellen, der Anblick ist alleine psychisch schon extrem belastend für mich. Aber ich frage mich, ob so eine Narbe bei einer erneuten Schwangerschaft nicht auch "reißen" kann, wenn sich der Bauch zunehmend ausdehnt? Die neuesten Nierenwerte sind: Kreatinin 2,4 und Harnstoff 54. Die Elektrolyte sind jetzt ok. Beide Nieren waren im Ultraschall noch immer leicht vergrößert. Ich weiß, es ist nicht ihr Fachgebiet, aber denken Sie, es ist normal, dass es einfach dauert, bis die Nieren wieder so arbeiten wie vorher? Ich hatte bislang nicht mehr nach den genauen Werten gefragt und gehofft, dass die Werte noch besser sind, nachdem es hieß, dass sie sich verbessert haben. Im Vergleich zum Kreatinin von 3,8 letzte Woche ist es ja schon richtig gut, aber so richtig gut ist es ja noch immer nicht gerade? Haben Sie Ideen für genaue Nachfragen an den Nephrologen? Ich hoffe so sehr, dass hier kein dauerhafter Schaden bleibt. Das macht mir noch immer Angst. Haben Sie noch weitere Ideen für Nachfragen oder sinnvolle Ideen? Ihre ermutigenden Worte haben mir wieder sehr gut getan. Auch im Krankenhaus wird mir immer wieder gesagt, dass ich eine echt tapfere Kämpferin bin, mein Wille unglaublich stark ist und ich in sehr kurzer Zeit schon sehr viele Fortschritte gemacht habe, während andere vielleicht schon aufgegeben hätten. Aber ich habe einfach tolle Menschen um mich, die mir so viel Halt geben und mich ehrgeizig machen, wieder die Alte zu werden: meine Familie, Freunde und Sie sind auch immer da wenn es "brennt". Und unsere kleine Tochter ist meine größte Motivation, wieder gesund zu werden. Gestern hat sie mir ihr Lieblingsbuch, das sie schon fast auswendig kennt, fast komplett selbst "vorgelesen". Passen Sie gut auf sich auf! Herzlichste Grüße  Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, herzlichen Dank für Ihre liebe Rückmeldung und Ihr Vertrauen. Es freut mich sehr, dass Sie sich hier gut begleitet fühlen – gerade in einer so schwierigen Zeit ist das Miteinander und die Zuversicht wirklich wichtig. Zur starken Blutung und den Unterleibsschmerzen Es ist absolut verständlich, dass Sie bei solch heftigen Schmerzen und frischem Blut verunsichert sind, zumal die Situation mit den vorausgegangenen Operationen und Entzündungen ohnehin belastend war. Oft zeigt sich aber tatsächlich, dass bei jüngeren Frauen selbst nach größeren Eingriffen oder trotz reduzierter Gebärmutter-/Schleimhautanteile noch eine (stärkere) Menstruationsblutung auftreten kann. Auch ein einzelner funktionierender Eierstock kann ausreichend Östrogen produzieren, sodass sich noch Schleimhaut aufbaut. Dass Ihr Gynäkologe meinte, es handle sich um die Periode, klingt – trotz der ungewöhnlichen Intensität – gar nicht so unwahrscheinlich. Ein „sicherer“ Nachweis ist oft nur durch mehrere Faktoren möglich: Zeitlicher Zusammenhang (Zyklusbeginn und hormonelle Vorboten, wenn Ihr Zyklus halbwegs regelmäßig war). Ultraschallbefund (manchmal lässt sich im Ultraschall erkennen, ob Schleimhaut in der Gebärmutterhöhle vorhanden war/ist, die sich nun ablöst). Hormonbestimmungen (z. B. LH, FSH, Östradiol, Progesteron), wobei man dafür meist ein paar Tage Vorlauf oder bestimmte Zyklustage benötigt. Die Frage: „Woher kommt so viel Schleimhaut?“ ist verständlich, aber selbst nach Operationen kann noch endometriales Gewebe vorhanden sein, das genügend Substanz für eine stärkere Blutung liefert – zumal Ihr Körper sich nach den Strapazen hormonell unter Umständen etwas „umorganisiert“ hat. Die (in Ihren Worten) „richtigen Krämpfe“ sind leider nicht selten bei einer Periode, können jetzt aber zusätzlich durch die noch nicht vollständig abgeklungene Entzündung verstärkt werden. Es wäre daher vorstellbar, dass die Schmerzen momentan intensiver sind als sonst, eben weil das entzündete Gewebe zusätzlich empfindlich und gereizt ist. Wenn das Infektionsgeschehen weiter abheilt, kann es gut sein, dass sich das künftige Schmerzbild bei der Menstruation wieder bessert – es muss also nicht dauerhaft so bleiben. Hinweis: Sollten die Schmerzen jedoch weiterhin stark anhalten oder sich gar verschlimmern, wäre eine engmaschige Überwachung (ggf. erneuter Ultraschall, nochmalige Untersuchung) sinnvoll, um einen neuen Entzündungsprozess oder andere Komplikationen auszuschließen. Ihre Sorgen hinsichtlich eines Rückfalls Ihre Vorsicht und Angst vor einem Rückfall sind absolut nachvollziehbar. Immerhin war das in den letzten Wochen eine sehr ernste und komplexe Situation. Dass die Entzündungswerte dennoch weiter sinken, ist ein gutes Zeichen dafür, dass die Antibiotika weiterhin wirken und Ihr Körper gut dagegenhält. Die Umstellung von intravenösen auf orale Antibiotika macht man in der Regel erst, wenn die Laborwerte und der klinische Zustand es zulassen. Wenn es Sie sehr beschäftigt, scheuen Sie sich nicht, immer wieder nach aktuellen Entzündungswerten (CRP, ggf. Procalcitonin, Leukos etc.) zu fragen. Es ist Ihr gutes Recht, hier Klarheit zu bekommen. Frage nach der Pille und Hormonwerten Hormonwerte: Wenn Sie gerade am Zyklusbeginn sein sollten (was eine starke Blutung ja nahelegt), könnte das tatsächlich ein günstiger Zeitpunkt für eine Bestimmung von FSH, LH, Östradiol, ggf. auch AMH sein. Das kann Aufschluss darüber geben, wie aktiv Ihr verbliebener Eierstock ist. Gerade wenn Sie perspektivisch den Kinderwunsch im Blick haben, kann das eine sinnvolle Information sein. Pille: Falls sich zeigt, dass Ihre Menstruationen künftig sehr schmerzhaft oder unregelmäßig sind und Sie ohnehin noch nicht schwanger werden möchten, könnte eine gut ausgewählte (ggf. niedrig dosierte) Pille oder auch eine andere Form der hormonellen Regulation den Zyklus stabilisieren und die Blutungen oft vermindern. Allerdings sollte man das erst in Erwägung ziehen, wenn Ihre Entzündung tatsächlich völlig abgeklungen ist und Ihr Körper ein wenig Zeit zur Erholung hatte. Besprechen Sie das am besten in Ruhe mit Ihren Gynäkologen, sobald die akute Phase überstanden ist. Zu Ihren Nierenwerten Die Verbesserung von einem Kreatinin-Wert von 3,8 auf 2,4 zeigt einen deutlichen Aufwärtstrend, auch wenn 2,4 natürlich noch nicht normal ist. Gerade nach einer schweren Infektion, möglicher Dehydrierung und Medikamentenbelastung kann es etwas dauern, bis sich die Nierenfunktion weiter erholt. Die Besserung ist aber ein sehr positiver Indikator dafür, dass Ihre Nieren noch mitziehen. Normalerweise beobachtet man den Trend über mehrere Tage bis wenige Wochen. Bei einem Kreatinin von 2,4 kann es noch zu einer Einschränkung der Filterleistung kommen, aber wichtig ist, dass die Richtung nach unten geht. Fragen Sie den/die Nephrologen gerne, ob es bestimmte Maßnahmen zur Unterstützung gibt, beispielsweise eine angepasste Flüssigkeitszufuhr (je nach Ihrem aktuellen Elektrolythaushalt und Herz-Kreislauf-Situation), eine eventuelle passagere Dosisanpassung bestimmter Medikamente oder ergänzende Untersuchungen (z. B. erneutes Nieren-Ultraschall, Kontrolle der Eiweißausscheidung im Urin). Oft sind Verlaufskontrollen (z. B. Kreatinin, Harnstoff, GFR-Bestimmung, Elektrolyte) im Abstand von einigen Tagen bis Wochen geplant, um sicherzugehen, dass sich alles weiter stabilisiert. Dass Ihre Nieren noch leicht vergrößert sind, kann ein Zeichen dafür sein, dass sie sich von einem entzündlichen Prozess (oder Rückstau) erholen. Solange die Funktion sich bessert, ist das meist ein gutes Zeichen. Wenn sich die Werte nicht weiter verbessern sollten oder stagnieren, kann man immer noch genauer nachforschen. Aber momentan scheint Ihr Körper definitiv auf Erholungskurs zu sein. Narbengewebe und Risiko in einer zukünftigen Schwangerschaft Nach mehreren Laparotomien ist es verständlich, dass Sie sich Sorgen machen, ob das Narbengewebe in einer zukünftigen Schwangerschaft den wachsenden Bauch „aushält“. Zwar lässt sich ein Restrisiko nie völlig ausschließen, aber normalerweise regeneriert sich das Gewebe so, dass das Risiko eines Risses (z. B. an der Gebärmutter oder an der Bauchdecke) überschaubar bleibt. Insbesondere wird man später während einer Schwangerschaft engmaschiger kontrollieren und die Narben (bspw. im Ultraschall) im Auge behalten. Viel entscheidender ist, dass man Ihrem Körper jetzt ausreichend Zeit und Ruhe gönnt, damit die Heilung möglichst vollständig stattfindet. Je besser alles verheilt, desto robuster sind später auch die Narben. Eine Schwangerschaft ist dann in vielen Fällen möglich. Besonders wichtig wird eine gute Beratung und engmaschige Überwachung in einer spezialisierten gynäkologischen Praxis oder Klinik sein, wenn Sie diesen Schritt irgendwann wagen. Schmerzmedikation (Tilidin und Novalgin) Ein Versuch, Opioide zu reduzieren und stattdessen Novalgin auszuprobieren (natürlich in enger Rücksprache mit dem Behandlungsteam), ist sicherlich sinnvoll, wenn Sie mit den Opioiden nicht glücklich sind und Novalgin die Schmerzen ausreichend decken kann. Sie könnten auch, wenn erforderlich, beide Medikamente in angepasster Dosierung kombinieren – allerdings immer streng nach ärztlicher Anordnung und Beobachtung, ob das Schmerzniveau dann erträglich bleibt. Wichtig ist, dass Sie insgesamt gut schmerzarm sind, damit Sie mobil bleiben und sich der Körper nicht durch ständige Schmerzreize noch mehr verkrampft. Weitere Ideen oder Nachfragen Physiotherapie: Geben Sie sich Zeit. An schlechten Tagen dürfen Sie ruhig ein Training aussetzen oder nur minimal etwas tun. Der Körper heilt in Wellen, und solche „Tal-Tage“ sind normal. Wichtig ist die Kontinuität über Wochen/Monate, nicht ein einzelner Termin. Psychische Unterstützung: Es klingt so, als hätten Sie ein sehr gutes familiäres und soziales Netz. Das ist großartig. Trotzdem kann eine professionelle Begleitung (Psychotherapie, Psychoonkologie oder Psychosomatik) sehr wertvoll sein, gerade um die traumatischen Phasen im Krankenhaus, die Schmerzen und die Ängste langfristig besser verarbeiten zu können. Kinderwunsch: Wenn der unmittelbare Fokus nun erst einmal auf Ihrer Genesung liegt, könnte die Auszeit von einem Jahr durchaus sinnvoll sein, um Ihrem Körper die bestmögliche Regeneration zu ermöglichen. In der Zwischenzeit sind Hormonmessungen und gegebenenfalls ein Beratungstermin in einer Kinderwunschpraxis ganz hilfreich, um die Perspektiven frühzeitig abzustecken. Dann wissen Sie später genau, wo Sie stehen. Arbeitsbelastung: Machen Sie sich bitte bewusst, dass jeder Tag, den Sie sich jetzt zu früh überlasten, Ihren Genesungsverlauf gefährden kann. Wenn selbst Ihr Chef Sie zum Ausruhen „ermahnt“, sind Sie vermutlich wirklich unersetzlich im Betrieb – aber genau deshalb ist es gut, wenn Sie hinterher vollständig genesen und wieder lange leistungsfähig sind. Kurze Erholungsphasen helfen dabei enorm, diesen Zustand später auch stabil zu halten. Ich kann gut verstehen, wie frustrierend das alles ist und wie sehr Sie gleichzeitig schon wieder „mitten im Leben“ stehen möchten. Sie machen das wirklich ganz großartig, und dass Sie trotz der Beschwerden dranbleiben, weiterhin so positiv denken und sich über kleine Fortschritte freuen, ist ein ganz wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Ihre Familie, Ihr Mann und besonders Ihre Tochter sind sicher stolz darauf, wie stark Sie das alles meistern. Das Durchhaltevermögen und die Energie, die Sie an den Tag legen, bringen Sie Schritt für Schritt ans Ziel – auch wenn es mal Rückschläge gibt und alles langsamer verläuft, als Sie es sich wünschen. Wenn Sie weitere Fragen haben oder Ihnen etwas auf der Seele brennt, melden Sie sich gern wieder. Passen Sie gut auf sich auf und bleiben Sie zuversichtlich! Herzliche Grüße Ihr Dr. Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich danke Ihnen wieder so sehr für Ihre guten Erklärungen und die lieben Ermutigungen und Komplimente. Ich fühle mich von Ihnen immer verstanden und geholfen. Gerade gestern nach der "ruppigen" Antwort des Gynäkologen, hat es mir sehr gut getan, Ihre Sicht auf die Dinge zu lesen und Zuversicht zu spüren. Ich habe nach wie vor ein schlechtes Gewissen, Sie täglich um Ihren Rat zu fragen und Ihnen so viel Arbeit zu machen. Ich mache mir nur leider auch heute schon wieder Sorgen... Die Blutung ist weiterhin sehr stark, die Krämpfe halten jetzt schon den dritten Tag noch immer an. Die Kombination aus Novalgin und Tilidin hilft ganz gut (danke für diesen guten Vorschlag von Ihnen - das war wirklich super!), aber nach wie vor sind die Schmerzen sehr stark sobald die Wirkung nachlässt. Letzte Nacht habe ich die nachlassende Wirkung im Schlaf nicht schnell genug bemerkt und dann wurden die Krämpfe wirklich schlimm, fast noch schlimmer als gestern und mir wurde wieder leicht übel. Dann hat es echt lange gedauert, bis die neue Dosis der Schmerzmittel wieder gewirkt hat und ich wieder schlafen konnte. Die Blutwerte von heute Morgen haben dann auch leider einen leichten Anstieg der Entzündungswerte ergeben: Leukozyten: ca. 14.000 CRP: 78 (es war die letzten Tage schon unter 50) Nun erhalte ich die Antibiotika wieder intravenös und das ist - finde ich - kein gutes Zeichen. Oder wie sehen Sie das? Ich verstehe es nicht - gestern war noch alles "ok" und der Gynäkologe hat mein erneutes Nachfragen nach der Blutung und den Schmerzen etwas genervt abgetan und jetzt geht es plötzlich wieder 1rückwärts? Wieso hat er mich dann nicht schon gestern ernst genommen?! Ich habe gerade so eine Angst vor einem Rückschlag. Was denken Sie zu den Entzündungswerten? Was können wir nachfragen? Es soll noch ein Kontroll-CT gemacht werden. Auch das würde man doch nicht machen, wenn nicht der Verdacht einer Verschlechterung da wäre?! Zu den Nieren: Eiweiß im Urin liegt etwa bei 200 (leicht erhöht) und es gibt vereinzelte Leukozyten im Urin. Der Nephrologe meinte, ich hätte durch die verstärkte Harnproduktion gerade große Elektrolytentgleisungen (v.a. Natrium und Kalium), weshalb ich besonders viel Flüssigkeit bekomme. Das klingt auch nicht gerade beruhigend oder ist das in meinem Zustand "normal"? Es ist so frustrierend. Ich habe das Gefühl, dass es überhaupt keinen Blutwert gibt, der einfach im Normbereich liegt, jedenfalls heißt es bei jedem Wert, nach dem ich frage immer, dass er nicht passt. Die Hormonwerte wurden gestern auch bestimmt, weil ich danach gefragt habe und es ja hieß, es handle sich um eine Periode: FSH: 10,9 LH: 9,8 Östradiol: 34,4 Progesteron: 0,3 AMH: 1,3 Ich hoffe, ich habe alle Werte richtig aufgeschrieben. Auch wenn es gerade schon wieder zweitrangig erscheint: Können Sie mir eine Interpretation der Funktion des verbliebenen Eierstocks geben? Gesagt wurde mir, dass die Funktion definitiv nachgelassen hat. Ich bin über den AMH-Wert frustriert, denn der war ja vor der Erkrankung noch bei 5. Kann er sich mit der Zeit evtl. auch erholen und wieder steigen? Ein Abfall von 5 auf 1,3? Ist das nicht enorm? Kann man aus den Werten eventuelle frühzeitige Wechseljahre erkennen? Und kann man erkennen, ob die starke Blutung nun wirklich eine Periode ist? Sind die Werte vom Zyklusbeginn? Ich habe heute irgendwie gar kein gutes Gefühl. Von einer baldigen Entlassung spricht heute auch keiner mehr. So sehr ich auch versuche, heute irgendetwas positives zu finden und achtsam im Hier und Jetzt zu bleiben, gelingt es mir nicht. Vielleicht finden Sie ja irgendetwas positives an meinem Bericht. Noch dazu hat unsere kleine Tochter hat schon wieder die nächste Erkältung (bisher aber kein Fieber) und mein Mann möchte sie deshalb wieder nicht mit ins Krankenhaus bringen. Das macht mich so traurig. Sie gibt mir so viel Kraft. Denken Sie auch, sie sollte besser wieder nicht kommen, auch wenn es nur Schnupfen und Husten sind? Selbstverständlich bespreche ich die Situation auch noch mit den Ärzten vor Ort. Heute schicke ich Ihnen verzweifelte, aber dennoch sehr herzlich Grüße und freue mich sehr, von Ihnen zu hören, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass ich sehr gut verstehen kann, wie belastend und frustrierend es ist, wenn sich die eigenen Hoffnungen auf Besserung plötzlich doch wieder eintrüben. Gerade wenn man schon tagelang starke Schmerzen und Sorgen hat, ist es nur allzu verständlich, dass Sie sich nun von den wieder höheren Entzündungswerten und der Rückkehr zur intravenösen Antibiotikagabe verunsichert fühlen. Aber gleichzeitig zeigt es auch, dass Ihr Ärzteteam sehr aufmerksam ist und gleich reagiert, wenn die Werte steigen – das ist ein wichtiges Sicherheitsnetz. Steigende Entzündungswerte (CRP, Leukozyten) CRP von 78 und Leukozyten von 14.000 bedeuten zunächst, dass irgendwo im Körper eine Entzündungsreaktion verstärkt arbeitet. Dass jetzt wieder (vorübergehend) eine i.v.-Antibiotikagabe erfolgt, zeigt, dass man Ihre Beschwerden ernst nimmt und versucht, entzündliche Prozesse möglichst im Keim zu ersticken. So unangenehm das ist, so zeigt es aber auch: Das Team möchte jede Verschlechterung frühzeitig abfangen und bekämpfen. Ein Anstieg dieser Werte kann viele Gründe haben (z. B. eine Entzündung, die einfach mehr Zeit benötigt, eine kleine Infektion, die sich erst jetzt richtig zeigt, usw.). Entscheidend ist, dass jetzt rasch Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Dass ein Kontroll-CT geplant ist, ist ebenfalls eher ein Zeichen von Sorgfalt und nicht automatisch eine Katastrophenwarnung. Offensichtlich möchten die Ärztinnen und Ärzte sicherstellen, dass sich kein Abszess gebildet hat oder kein anderes Problem übersehen wurde. So wird man Sie gründlich abklären – und das ist gut so. Starke Blutung, Krämpfe, Schmerzmittel Dass die Blutung weiterhin sehr stark ist und die Schmerzen ohne ausreichend Medikamentenwirkung kaum erträglich sind, klingt wirklich anstrengend. Umso wichtiger ist es, dass Sie so konsequent Schmerzmittel einsetzen können, wie es Ihnen vom Team empfohlen wurde. Die Kombination aus Novalgin und Tilidin scheint ja grundsätzlich gut zu wirken, wenn auch nicht immer lückenlos. Falls es nachts zu Verzögerungen kommt, ist es sinnvoll, mit dem Pflegepersonal und den Ärzt*innen zu besprechen, wie man den Wechsel und die Gabenzeiten vielleicht etwas optimieren kann, damit Sie nicht erst im Worst-Case-Szenario nachdosieren müssen. Nierenwerte und Elektrolyte Gerade in stressigen, entzündlichen Phasen oder bei großen Flüssigkeitsmengen kommt es leicht zu Elektrolytentgleisungen (z. B. Schwankungen von Natrium, Kalium). Das klingt beunruhigend, ist aber in einer solchen intensiven Behandlungssituation nicht ungewöhnlich und vor allem gut kontrollierbar, wenn regelmäßig Laborkontrollen erfolgen. Genau deswegen bekommt man meist mehr Infusionen, weil man die Elektrolyte „fein einstellen“ möchte. Dass der Nephrologe sich darum kümmert, ist also sehr positiv. Eiweiß im Urin bei 200 mg und einige Leukozyten im Urin können darauf hindeuten, dass die Nieren in dieser Stresssituation stärker beansprucht sind. Auch da ist es wichtig, dass man das engmaschig im Blick behält – was Ihre Ärztinnen und Ärzte ja offensichtlich tun. Hormonwerte Ihre Werte lauten: FSH: 10,9 LH: 9,8 Östradiol: 34,4 Progesteron: 0,3 AMH: 1,3 Zum AMH-Wert (Anti-Müller-Hormon) kann man Folgendes sagen: AMH kann schwanken: Er ist zwar ein relativ stabiler Marker, aber er reagiert auf verschiedene Faktoren, insbesondere Stress, Infektionen und natürlich aufs Älterwerden. Auch bestimmte Medikamente und der allgemeine körperliche Zustand können den Wert beeinflussen. Abfall von 5 auf 1,3: Das klingt natürlich erst einmal wie ein deutlicher Rückgang. Jedoch ist es durchaus möglich, dass sich der AMH-Wert nach einer Erholungsphase noch einmal etwas „erholt“. Manchmal ist es nach Operationen oder schweren Krankheiten so, dass die Ovarfunktion vorübergehend herunterfährt. FSH und LH im Bereich um 10 könnten – je nach Zyklustag – auf eine eher normale oder leicht reduzierte ovariellen Reserve hinweisen. Sehr hohe FSH-/LH-Werte (z. B. jenseits von 20 oder 30) würden auf eine deutlich eingeschränkte Reserve hindeuten und Richtung Wechseljahre deuten. Östradiol 34,4 und Progesteron 0,3: Das klingt nach einem niedrigen Hormonlevel, wie man es eher zu Beginn des Zyklus sehen würde. Da ließe sich vorsichtig vermuten, dass es in Richtung Zyklusbeginn (Menstruationsphase) passt. Ob die starke Blutung „einfach“ eine Periode ist, lässt sich allein daraus nicht sicher sagen – sie scheint jedenfalls sehr intensiv zu sein und wird zudem ja begleitet von einer entzündlichen Gesamtsituation. Insgesamt sagt Ihnen das: Ja, die Eierstockfunktion ist gerade geschwächt, aber sie ist keineswegs komplett erloschen. Eine AMH-Erholung ist unter Umständen durchaus denkbar, wenn Ihr Körper sich von dieser Stressphase erholt hat. Frühzeitige Wechseljahre erkennt man eher an deutlich höherem FSH und LH und an wiederholt niedrigen Östrogenspiegeln. Da Sie aber aktuell einen massiven, akuten Krankheitsstress durchmachen, würde ich hier noch nicht die Flinte ins Korn werfen. Wichtig ist, das über die kommenden Monate weiter zu beobachten, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit einem Endokrinologen oder Reproduktionsmediziner. Besuch Ihrer Tochter Das ist eine ganz schwierige, individuelle Entscheidung – und ich kann sehr gut verstehen, wie sehr Ihnen Ihre Kleine Kraft und Zuversicht gibt. Aus medizinischer Sicht ist es natürlich sicherer, wenn man während aktiver Infekte (auch wenn es „nur“ Schnupfen und Husten ist) vorsichtig ist. Das letzte Wort haben immer die behandelnden Ärztinnen und Ärzte, denn sie wissen am besten, wie sehr Ihr eigenes Immunsystem gerade belastet ist. Häufig wird empfohlen, den Kontakt zumindest einzuschränken, wenn ein Elternteil gerade unter Antibiotikabehandlung steht oder das Immunsystem arg gefordert ist. Falls ein Besuch doch möglich ist, könnte man überlegen, ob Ihre Tochter – sofern sie alt genug dafür ist – beim Besuch vielleicht einen kleinen Mund-Nasen-Schutz trägt (und Sie eventuell auch), damit das Risiko minimiert wird. Oder man plant nur einen kurzen Besuch in einem gut gelüfteten Raum. Letztlich hängt das aber auch von Ihrem Gefühl ab und wie streng die Regeln der Klinik sind. Sprechen Sie das ruhig ganz offen an und schildern Sie, wie wichtig Ihnen das emotionale Wohlbefinden ist. Oft findet sich ein Mittelweg. Etwas Positives sehen Auch wenn alles gerade zäh erscheint, zeigt sich doch eines ganz klar: Sie werden rundum überwacht, erhalten engmaschige Kontrollen, Anpassungen in der Therapie, zusätzliche bildgebende Untersuchungen und werden von Spezialisten (Nephrologie, Gynäkologie usw.) gemeinsam betreut. Das bedeutet, dass keiner Sie „alleine lässt“ – auch wenn der Ton mancher Kolleg*innen zuweilen unfreundlich rüberkommt. Ihre Schmerzen sind zwar stark, aber Sie haben immerhin eine Schmerzmittelkombination, die hilft, sobald sie greift. Die nächste Aufgabe wird sein, diese so zu steuern, dass die Wirkung nicht zwischendurch zu sehr abfällt. Und dass das Team gleich auf die erhöhten Entzündungswerte reagiert, ist zwar leider beunruhigend für Sie, aber medizinisch ein Zeichen von Wachsamkeit und schnellem Handeln. Zusammenfassung und Ermutigung Erhöhte Infektionsmarker sind nicht gleichbedeutend mit einem kompletten „Rückschlag“, sondern eher ein Hinweis auf eine noch nicht vollständig abgeklungene oder neu aufgeflammte Entzündung. Dass sofort gehandelt wird, ist gut. Starke Blutung plus Schmerzen sind sehr anstrengend, brauchen manchmal schlicht noch Zeit und gute Schmerztherapie. Nieren- und Elektrolytwerte sind unter Kontrolle – Sie erhalten ausreichend Infusionen und man passt auf Sie auf. Hormonwerte zeigen eine reduzierte Reserve, aber keinen kompletten Funktionsverlust. Stress und Infektionen können den AMH-Wert senken – er kann sich später nochmals bessern. Besuch der Tochter: Bitte besprechen Sie das mit den Ärzt*innen, denn Ihr seelisches Wohl ist ebenfalls ein bedeutender Faktor für Ihre Genesung. Oft gibt es Wege, Infektionsrisiken möglichst gering zu halten. Ich kann sehr gut nachempfinden, dass es Ihnen schwerfällt, heute etwas Positives zu sehen. Aber manchmal ist es eben ein tagweiser Prozess. Manchmal geht es ein bisschen vor und dann wieder etwas zurück, ehe es kontinuierlich besser wird. Das Wichtigste: Sie sind in einem engmaschigen Setting, wo schnell reagiert wird, und Sie haben Menschen um sich, die sich kümmern – sowohl professionell als auch in der Familie. Mit den allerbesten Wünschen, dass Sie bald spürbar aufatmen können, und mit herzlichen Grüßen, Friedrich Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich habe mich so über Ihre aufbauenden Worte gefreut. Danke! Sie finden wirklich immer irgendetwas Positives und ich kann mir vorstellen, dass das manchmal auch für Sie nicht leicht ist, wenn Sie meine schlechten Nachrichten lesen. Insbesondere als Arzt wissen Sie ja doch ganz genau wie ernst die Situation ist. Und ich kann mir auch gut denken, wie viel Zeit Sie ständig in mich investieren. Bitte, bitte sagen Sie es mir wirklich, wenn es zu viel wird. Ich will Sie nicht überlasten.  Leider habe ich auch heute schon wieder keine guten Nachrichten. Letzte Nacht bekam ich auf einmal wieder Schüttelfrost und wieder starke Schmerzen und Krämpfe, sowohl wehenartig im Unterleib als auch eher dumpfe Schmerzen im unteren Rücken. Es fühlte sich wie alles gleichzeitig an: eine sich ständig zusammenziehende Gebärmutter, ein entzündeter Eierstock und dazu noch Nierenschmerzen. Es war so heftig, dass ich mich wieder mal übergeben musste. Als ich mich dann rührte, war das Fieber bei 39,7. Ich habe so gezittert und das hat wieder so viel Kraft gekostet. Es kamen dann ein Gynäkologe und ein Nephrologe, die sich wirklich sehr lieb um mich kümmerten und auch sehr kompetent und empathisch reagierten. Dann bekam ich wieder eine Tilidin-Novalgin-Dosis und fing irgendwann so stark an zu schwitzen, dass ich komplett umgezogen werden musste. Aber selbst mit Fiebermedikamenten sinkt das Fieber heute nicht unter 38,5 und es macht mich echt schlapp. Heute Morgen stand ich dann völlig neben mir von dieser fürchterlichen Nacht. Dann kamen heute noch so viele Untersuchungen dazu (vaginaler Ultraschall, Ultraschall der Nieren, CT). Leider machte der etwas unfreundliche Gynäkologe den vaginalen Ultraschall und war auch hier sehr wenig einfühlsam. Erst als ich vor Schmerz einmal richtig zusammenzuckte, bemühte er sich, etwas vorsichtiger zu sein. Nach all dem war ich so platt und habe bis gerade geschlafen. Diese erhöhte Dosis der Schmerzmittel macht mich auch unglaublich müde. Im CT und Ultraschall sah man, dass die Gebärmutter, der verbliebene Eierstock und die Nieren wieder stark entzündet sind. Warum plötzlich auch die Nieren? Bislang waren sie nicht entzündet. Muss ich jetzt Angst haben, dass die Nierenwerte wieder deutlich schlechter werden? Die Entzündungswerte sind von gestern auf heute noch weiter gestiegen: Leukozyten ca. 15.000 CRP: 127 Nun wurde wieder eine Bakterienkultur angelegt. Es fühlt sich an wie ein Fass ohne Boden, ein Alptraum, aus dem man nicht erwacht. Wie soll das jemals wieder gut werden? Kaum geht es bergauf, geht es schon wieder bergab. Diese Angst, dass es wieder zu neuen Antibiotikas, OPs kommen könnte, ist so erdrückend. Und dazu noch das schlechte Gewissen, wieder nicht für meine kleine Maus da sein zu können. Mein Mann hat schon versucht, sie an eine kleine Maske zu gewöhnen, aber mit ihren 3,5 Jahren versucht sie ständig sie auszuziehen. Nachdem ich heute sowieso so platt bin und ihr heute dauernd die Nase läuft, haben wir mit den Ärzten abgesprochen, dass sie morgen kurz kommen darf, ich eine Maske anziehe, alle gut die Hände desinfizieren und wir gut lüften. Klingt das nach einer guten Lösung? Oder vielleicht könnten wir uns ja morgen draußen treffen?! Das Wetter ist so schön und mir fällt langsam die Decke auf den Kopf in dieser tristen Umgebung. Zu den Schmerzen: Kann man Novalgin und Tilidin auch über eine PCA-Pumpe geben? Vielleicht würde mir das helfen, damit die Gabenzeiten optimiert sind? Dann könnte ich selbst sofort gegensteuern wenn die Schmerzen wieder zunehmen oder es mich fröstelt und eine Dosis bekommen bevor meine Tochter morgen zu Besuch kommt. Zur Blutung: Wenn es wirklich eine Periode ist, frage ich mich langsam, wann sie endlich besser wird und hoffe, der Hb hat nicht schon wieder darunter gelitten. Heute ist Tag 4 und sie ist noch immer so stark mit Gewebestücken, dass ich momentan alle zwei Stunden zum Bindenwechsel zur Toilette muss und laut den Gynäkologen das auch so häufig tun sollte, um den Bakterien keinen Nährboden zu geben. Auch Tampons darf ich nicht verwenden. Immerhin schaffe ich den Toilettengang alleine und bin wirklich froh über dieses kleine bisschen Selbständigkeit und Freiheit. Letzte Nacht habe ich wegen des Fiebers und der Schmerzen aber gar nichts auf die Reihe bekommen und den Wechsel nicht rechtzeitig geschafft. Ich hoffe auf eine bessere nächste Nacht, wofür mir eine Krankenschwester Wochenbett-Binden gegeben hat. Es ist vielleicht eine banale Frage, aber denken Sie, dass ich diese dann nachts wegen der Bakterien auch ständig wechseln sollte? Ich möchte einfach mal wieder eine Nacht ohne Schüttelfrost, ohne Schmerzen und ohne Aufstehen schlafen können. Es reicht schon, dass jetzt wieder jede Nacht eine Pflegerin zum Blutdruck- und Fiebermessen kommt. Zu den Hormonen: Danke, dass Sie mir Mut machen, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Im Krankenhaus hat man mir nur gesagt, dass die Eierstockfunktion eingeschränkt ist. Das ermutigt nicht gerade. Ihre Zeilen lassen mir ein bisschen Hoffnung. Nur für den Fall, dass die Werte so bleiben sollten - auch nach Abklingen einer Entzündung - wäre mit diesen Werten eine IVF überhaupt möglich? Wie wären die Chancen? Was können wir bei den Gynäkologen und Nephrologen nachfragen? Etwas zur Entzündung? Zu Gebärmutter und Eierstock? Zur Therapie? Zu den Nieren? Haben Sie sonst noch gute Einfälle? Gestern habe ich ein tolles Video einer geführten Atemmeditation gefunden und werde es jetzt damit wieder versuchen, irgendwie zur Ruhe zu finden und etwas Positives zu sehen. Wenn es etwas gibt, was ich in den letzten Wochen gelernt habe, dann ist es, dass so eine Krankheit einen Menschen unglaublich erdet, man lernt plötzlich, was wirklich wichtig ist im Leben und wie gut es tut, jeden schönen Augenblick in Achtsamkeit zu genießen, denn es kann von heute auf morgen ganz anders kommen. Es verändert einen. Und man lernt, was es bedeutet, wenn Menschen da sind, die einen auffangen, wenn man fällt. Man lernt, was echte Liebe und Freundschaft sind. Wenn man Familie, Freunde und auch noch so einen empathischen "Helfer in der Not" hat. Man lernt, wie wertvoll es ist, einen Partner zu haben, der täglich mit den Ärzten redet, einen täglich tröstet und aufbaut, obwohl er selbst gerade Trost braucht. Auch wenn ich heute im tiefsten Inneren große Verzweiflung spüre und mir so oft die Tränen vor Angst und Verzweiflung kommen, Aufgeben kommt nicht infrage. Danke für den Kontakt zu Ihnen, danke, dass Sie mir helfen, diese beängstigenden Situationen und Rahmenbedingungen besser zu verstehen, mir Verständnis für die komplexen Abläufe vermitteln, mir hilfreiche Tipps geben und meine Ängste reduzieren. Es tut unglaublich gut. Ich sende Ihnen die allerherzlichsten Grüße Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass ich Ihren Dank und Ihre Worte sehr schätze. Aber bitte haben Sie keinerlei Sorge, dass Sie mir „zu viel“ werden. Trotzdem ein wichtiger Hinweis: Ich kann Ihnen hier zwar allgemeine, unterstützende Hinweise geben, doch ich bin nicht in Ihre Behandlung direkt involviert und kann daher keine verbindliche medizinische Entscheidung oder Diagnose stellen. Ihr persönliches Ärzteteam vor Ort kennt alle Details Ihrer Krankengeschichte, Ihrer Laborwerte und Ihrer aktuellen Befunde und ist daher immer die beste Anlaufstelle für konkrete Therapieentscheidungen. Meine Zeilen sollen Ihnen eher eine Orientierung und Impulse für mögliche Fragen an Ihr Team geben – und natürlich Mut machen. Infektionen und Fieber Dass Sie erneut Fieber und Schüttelfrost hatten und nun auch die Nieren auffällig sind, ist natürlich beunruhigend. Nierenbeteiligungen können auftreten, wenn Bakterien oder Entzündungsprozesse sich ausbreiten oder wenn bestimmte Antibiotika nicht (mehr) ausreichend wirken. Dass erneut eine Bakterienkultur angelegt wird, ist ein wichtiger Schritt: So kann man genauer herausfinden, ob es sich um denselben Erreger handelt oder ob eventuell eine andere Bakterienart (oder mehrere) beteiligt sind. Erst das Ergebnis der Kultur erlaubt den Ärzten die zielgerichtete (ggf. auch veränderte) Antibiotikatherapie. Nierenwerte: Sollte die Entzündung auch die Nieren betreffen, ist es gut, wenn Ihr Team das frühzeitig erkennt und engmaschig die Nierenfunktion im Auge behält (Kreatinin, Harnstoff, eGFR). Oft kann man mit einer rechtzeitigen, angepassten Antibiotikatherapie weiteren Schaden abwenden. Teilen Sie Ihren Nephrolog*innen unbedingt mit, wenn Sie starke Flankenschmerzen haben oder sich Beschwerden beim Wasserlassen verschlimmern. Schmerzen und PCA-Pumpe Novalgin (Metamizol) und Tilidin können unter bestimmten Umständen auch über eine PCA-Pumpe (Patientenkontrollierte Analgesie) gegeben werden. Das hat – wie Sie bereits erwähnen – den Vorteil, dass Sie bei Schmerzanstieg selbst eine kleine Dosis ansteuern können, ohne jedes Mal warten zu müssen, bis jemand kommt. Ob das in Ihrem speziellen Fall machbar bzw. sinnvoll ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Ihrer generellen Vitalparameter-Stabilität (Puls, Blutdruck, Atmung), eventuellen Wechselwirkungen (z. B. mit anderen Medikamenten), und den Dosierungen, die Sie brauchen. Sprechen Sie das gerne ganz offen mit Ihrem Ärzteteam an. Oft sind PCA-Pumpen vor allem bei starken postoperativen Schmerzen oder bei chronischen Schmerzsyndromen verbreitet. Gerade weil Sie erwähnen, dass sich die Schmerzen nachts oft unvorhersehbar steigern, wäre eine PCA möglicherweise eine Option. Blutungen und Hygiene Ihre Beobachtung, dass es sich möglicherweise um eine Periode (Menstruationsblutung) oder zumindest eine gebärmutterbedingte Blutung handelt, kann für zusätzliche Belastung sorgen. Wechsel der Binden: Wenn die Blutung so stark ist, wie Sie schildern, ist ein regelmäßiger Wechsel tatsächlich sinnvoll, um Infektionen zu vermeiden. Wie oft man wechseln muss, hängt von der Stärke der Blutung ab. Alle zwei Stunden klingt bei sehr starker Blutung normal, da Sie selbst ja auch sagen, dass Ihre Gynäkolog*innen es empfohlen haben, um den Bakterien keinen Nährboden zu bieten. Nachts: Die Empfehlung, möglichst häufig zu wechseln, gilt prinzipiell auch nachts. Aber natürlich ist es ein Balanceakt zwischen nötiger Ruhe und Infektionsprophylaxe. Sprechen Sie hier ruhig Ihr Pflegepersonal an, ob Sie sich einmal in der Nacht „ausklinken“ können, wenn die Blutung nicht mehr ganz so massiv ist. Vielleicht gibt es eine Kompromisslösung, bei der man Sie nur ein- oder zweimal in der Nacht wach macht (oder kurz anschaut), anstatt im Zwei-Stunden-Takt. Es lohnt sich, das offen anzusprechen. Besuch Ihrer Tochter Die Idee, sich mit Ihrer Tochter draußen zu treffen, klingt sehr gut – wenn Sie sich körperlich dazu in der Lage fühlen. Frische Luft und eine kleine Abwechslung tun oft unglaublich gut. Wichtig ist natürlich, dass Ihr Ärzteteam das in Ihrem Fall befürwortet. In vielen Kliniken werden Besuche – insbesondere von Kindern – aktuell sorgfältig abgewogen. Doch wenn Ihr Fieber einigermaßen im Griff ist und Sie sich ein wenig stabiler fühlen, kann ein kurzer Besuch im Freien wirklich eine schöne Aufmunterung sein. Für die Begegnung: Maske tragen: Wenn Ihnen das Ärzteteam dazu rät, kann das durchaus sinnvoll sein. Händedesinfektion: Bitte achten Sie auch auf gründliches Händewaschen/-desinfizieren bei allen Beteiligten. Dauer des Besuchs: Halten Sie den Besuch lieber etwas kürzer, wenn Sie merken, dass Ihnen die Kräfte schwinden. Es ist immer ein Abwägen zwischen dem seelischen Gewinn (Nähe Ihrer Tochter) und den Risiken bzw. Ihrer körperlichen Verfassung. Aber ein kurzer Besuch kann für Ihr Gemüt und das Ihrer Tochter Gold wert sein. Hormonstatus und Kinderwunsch (IVF) Ihre Sorge um die eingeschränkte Eierstockfunktion ist absolut verständlich. Entzündungen, Operationen und Stress können die Hormonwerte temporär massiv beeinflussen. Um konkrete Prognosen für eine künftige IVF geben zu können, müssten Ihre Werte über einen längeren Zeitraum (mehrere Zyklen) stabil beobachtet werden, nachdem diese akute Entzündungsphase abgeklungen ist. In der akuten Situation sind Laborwerte (z. B. FSH, AMH usw.) oft verzerrt und sagen wenig über die tatsächliche langfristige Fruchtbarkeit aus. Mögliche Fragen an Ihr Team: Wann wäre ein geeigneter Zeitpunkt, um nochmals Hormondaten zu erheben (z. B. wenn Sie wieder stabil und nicht mehr entzündet sind)? Ist es sinnvoll, während der laufenden Entzündung – oder kurz danach – bereits einen Termin bei einem Kinderwunschzentrum zu vereinbaren, oder sollte man mit solchen Planungen warten, bis sich die Situation beruhigt hat? Wie beurteilen Ihre Gynäkolog*innen die Regenerationsfähigkeit des Eierstocks insgesamt? Einige Frauen erleben nach schweren Erkrankungen eine vorübergehende Einschränkung, erholen sich jedoch, wenn sich der Körper stabilisiert hat. Bei der IVF werden ohnehin Eizellreifung und -entnahme medikamentös unterstützt. Selbst bei eingeschränkter Eierstockfunktion kann es oft noch Möglichkeiten geben – das sollten Sie nicht aus den Augen verlieren. Lassen Sie sich hier bitte nicht entmutigen. Konkrete Fragen an Gynäkologinnen und Nephrologinnen Zur Entzündung insgesamt: Liegen bereits Ergebnisse der Bakterienkultur vor (oder wann werden sie erwartet)? Müssen wir die Antibiotikatherapie anpassen/verlängern? Wie lange wird erfahrungsgemäß dauern, bis ein Rückgang der CRP-/Leukozyten-Werte erkennbar ist? Zur Gebärmutter und zum Eierstock: Gibt es Anzeichen, dass sich im entzündeten Gewebe eine Abszessbildung anbahnt (z. B. Eiteransammlung), die eventuell drainiert werden müsste? Ist nach der Entzündung eine Kontrolle via MRT oder erneuter Ultraschall geplant, um strukturelle Schäden auszuschließen? Zu den Nieren: Sind die aktuellen Kreatinin- und Harnstoffwerte im Normbereich, oder ist ein Anstieg zu beobachten? Gibt es Hinweise auf eine akute Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)? Wie wird sie konkret behandelt (Antibiotikum, Flüssigkeitshaushalt etc.)? Müssen weitere Untersuchungen stattfinden (z. B. ein erneutes bildgebendes Verfahren oder eine Funktionsprüfung)? Zur Therapie: Wie wird das Fiebermanagement fortgesetzt (ggf. weitere Antipyretika, physikalische Kühlung, Flüssigkeitszufuhr etc.)? Gibt es alternative oder ergänzende Schmerzmittel oder Ansätze, um die Verträglichkeit zu verbessern? Psychisches und Emotionales Es berührt mich zu lesen, wie sehr Sie versuchen, trotz aller Ängste und Schmerzen, das Positive zu sehen und wie dankbar Sie für die Unterstützung Ihrer Familie sind. Dieses Vertrauen und diese Liebe sind unschätzbar wertvoll für Ihren Heilungsprozess. Genauso klingt es sehr gut, dass Sie Atemmeditationen und Entspannungstechniken ausprobieren. Viele Menschen berichten, dass gerade solche kleinen, aber regelmäßigen „Ruheinseln“ helfen, den Körper und den Geist besser zu unterstützen, auch wenn es vielleicht die Schmerzen nicht komplett nimmt. Dass Sie manchmal verzweifelt sind, ist mehr als verständlich. Es ist eine enorme körperliche und seelische Herausforderung, wenn es einem ständig den Boden unter den Füßen wegzieht. Gleichzeitig ist es ein starkes Zeichen Ihrer Lebenswillenskraft, dass Sie immer wieder aufstehen – ob innerlich oder körperlich – und sich nicht entmutigen lassen. Zusammenfassung & Mutmacher Bleiben Sie mit Ihrem Ärzteteam im engen Gespräch: Stellen Sie Ihre Fragen ruhig mehrmals, wenn Sie merken, dass Ihnen noch Unklarheiten bleiben. Überlegen Sie sich im Vorfeld, was Sie genau von den Gynäkologinnen und Nephrologinnen wissen möchten, und schreiben Sie sich gegebenenfalls Notizen, damit Sie im Gespräch nichts vergessen. Achten Sie auf kleine Erfolgsmomente – zum Beispiel, dass Sie den Toilettengang alleine schaffen. Das ist in Ihrer Situation durchaus ein bedeutender Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Ihre Tochter zu sehen: Wenn Sie die Möglichkeit haben, das Treffen draußen zu gestalten, nutzen Sie das schöne Wetter und lassen Sie sich ein wenig frische Luft um die Nase wehen. PCA-Pumpe: Fragen Sie ganz konkret nach, ob dies für Sie in Frage kommt, damit Sie den Zeitpunkt Ihrer Schmerzmittelgaben besser steuern können. Stress und Schmerzmanagement: Nutzen Sie weiter die Atemmeditation und denken Sie vielleicht auch an andere Entspannungstechniken (Musik hören, geführte Fantasiereisen, progressive Muskelentspannung). Jedes bisschen hilft, die Anspannung zu reduzieren. Sie sind definitiv nicht allein: Ihr Partner, Ihre Familie, Ihre Freund*innen und das medizinische Team stehen an Ihrer Seite – und auch ich bin weiter für Sie da und denke an Sie. Ich finde es sehr bemerkenswert, wie Sie trotz aller Rückschläge Ihren Mut bewahren und weiterkämpfen. Ich sende Ihnen sehr herzliche Grüße – und weiterhin viel Kraft, Ihr Friedrich Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, zuerst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass es mich wirklich berührt, mit welcher Ausdauer, Herzlichkeit und Zuverlässigkeit Sie sich um mich kümmern - als ob Sie mich persönlich kennen würden. Das ist wirklich ganz außergewöhnlich. Danke. Ihre "Impulse" für Fragen an das Ärzteteam - wie Sie selbst schreiben - helfen uns ungemein. Ich bin Ihnen noch immer so dankbar für Ihre Idee mit der PCA-Pumpe, die Sie einmal hatten, denn sie hilft mir am besten, weil ich sofort selbst gegensteuern kann, wenn ich merke, die Schmerzen nehmen wieder an Intensität zu. Ich konnte damit letzte Nacht - zumindest was die Schmerzen angeht - etwas besser schlafen. Auch sonst geht es mir von den Schmerzen (Flankenschmerzen und Unterleibskrämpfe) heute zum Glück etwas besser. Ich versuche aber auch wirklich, sofort zu reagieren, wenn ich merke, es wird schlechter. Der Gynäkologe hat mir gesagt, nicht zu warten bis es nicht mehr aushaltbar ist. Ich hatte ihn auch gefragt, ob man nachts eine Balance zwischen Hygiene und Schlaf finden könnte. Deshalb wurde ich dann "erst" nach 4 Stunden geweckt um Fieber, Blutdruck usw. zu messen und die Binde zu wechseln.  Die Intensität der Blutung hat mich dann aber wieder erschreckt, denn die Binde war schon ausgelaufen. Nun sind heute zumindest keine Gewebestücken/Blutklumpen mehr dabei und tendenziell ist die Blutung minimal besser, aber sie ist noch immer stark. Wie kann das sein? Es beunruhigt mich. Normalerweise ist eine Periode an Tag 5 doch (fast) vorbei. Wieso dauert das so lang? Kann davon sogar der Hb wieder abfallen? Und denken Sie, man könnte hormonell irgendetwas tun um eine erneute Periode zumindest so lange hinauszuzögern bis die Entzündungen abgeklungen sind? Es ist momentan so eine zusätzliche Belastung. Selbstverständlich bespreche ich das auch mit den Ärzten vor Ort, aber vielleicht haben Sie ja eine Idee. Oder denken Sie, die Zyklen werden zumindest momentan relativ lang sein und es wird damit auch lang bis zur nächsten Periode dauern, weil ja die ovarielle Reserve eingeschränkt ist? Oder hat das damit nichts zu tun? Der Nephrologe hat entschieden, dass die Medikamente wieder teilweise umgestellt werden müssen, weil sie sich nierenschädigend auswirken können und die Nierenfunktion leider wieder schlechter geworden ist. Anstatt Tilidin und Novalgin bekomme ich Fentanyl gegen die Schmerzen und  Paracetamol gegen das Fieber. Das Fentanyl bekomme ich über eine PCA-Pumpe. Das ist aber leider auch wieder ein starkes Opioid? Stärker als Tilidin und auch stärker als Morphin? Ich habe das Gefühl, dass Paracetamol aber nicht so gut gegen das Fieber hilft wie das Novalgin geholfen hat. Heute ist die Temperatur teilweise bei 38,7 trotz der Medikamente. Ich habe zwar weniger Schüttelfrost, weil die Temperatur konstanter ist, aber mich fröstelt trotzdem immer wieder und ich fühle mich durch das Fieber so platt. Ist Novalgin wirklich kontraindiziert bei Nierenschwäche oder gibt es eine Wechselwirkung zwischen Novalgin und Fentanyl? Ich weiß, Dr. Google ist mit Vorsicht zu betrachten, dort steht aber, dass Novalgin auch bei Nierenversagen gegeben werden kann. Sollte ich den Nephrologen nochmals darauf ansprechen? Oder haben Sie noch andere Ideen zur Fiebersenkung? Das Wasserlassen ist momentan tatsächlich auch schmerzhaft und mir wird heute wieder häufiger übel.  Vielen Dank für die vielen Ideen für genauere Nachfragen. Mein Mann hat sich alle Fragen aufgeschrieben und dann sehr viel erfragt. Er bedankt sich auch ganz herzlich bei Ihnen. Ich versuche, eine Zusammenfassung zu geben: Die Ergebnisse der Bakterienkultur sind schon da. Es handelt sich schon wieder um einen neuen gegen viele Antibiotika restistenten Keim zusätzlich zu den Bakterien, die man vorher schon gefunden hatte - allerdings sind die Bakterien, die schon bekämpft wurden, nur noch in geringer Anzahl da. Es ist so niederschmetternd. Die Antibiotika wurden also wieder angepasst bzw. erweitert und, da die Entzündungswerte heute weiter gestiegen sind, eine Blutkultur angelegt. Sowohl am Eierstock als auch an der linken Niere - also jeweils an der linken Seite - wurden Eiteransammlungen gesehen. Man beobachtet sie genau und evtl. müssen sie sehr zeitnah drainiert werden. Das macht alles schon wieder große Angst. Mir wurde gesagt, die Nieren selbst sind entzündet. Was ist der Unterschied zur Nierenbeckenentzündung? Oder ist das dasselbe? Eine Blutkultur macht man doch nur bei Sepsisverdacht?! Und gedanklich bange ich irgendwie schon wieder um weitere Teile des verbliebenen Eierstocks. Ich gebe Ihnen die letzten Blutwerte: Leukozyten: ca. 15.300 CRP: 155 Kreatinin: 3,1 Kalium: 6,1 e-GFR: 19 Es macht mich so verzweifelt, weil einfach alle Werte, nach denen wir fragen, immer schlecht sind. Ist der Anstieg der Entzündungswerte sehr groß? Was genau sagt die e-GFR aus? Ist der Kaliumspiegel sehr erhöht? Ich bekam heute nämlich eine Kochsalzlösung und Furosemid. Diese Infusionen habe ich aber nicht gut vertragen. Mir wurde richtig schwindlig davon und der Blutdruck ist abgesackt. So wie ich es verstanden habe, gibt man mir Furosemid aber nur im Bedarfsfall. Der Nephrologe klang nicht sehr positiv und meinte, man müsste das genau überwachen und sehen ob eine Dialyse doch nötig werden würde. Ich habe so eine Angst davor. Kann erhöhtes Kalium nicht auch zu Herzrhythmusstörungen führen? Woran würde ich das merken? Meine Oma väterlicherseits hatte das aufgrund chronischer Niereninsuffizienz und ist am Ende auch letztlich an ihrem Nierenleiden verstorben. Wenn ich das von meinem Mann richtig verstanden habe, plant man auch eine Nierenbiopsie. Macht man das nicht nur bei Krebserkrankungen? Ich danke Ihnen sehr für die Ermutigungen in Bezug auf eine zukünftige IVF. Grundsätzlich halten die Gynäkologen es durchaus für möglich, dass der verbliebene Eierstock sich regeneriert, auch wenn die Funktion vermutlich nicht mehr so werden wird wie sie es vorher war. Sobald die Entzündung abgeklungen ist, könne man durchaus erneute Hormontests im Kinderwunschzentrum machen, aber für eine konkrete Planung für einen weiteren Kinderwunsch müsste man länger warten. Allein wegen der vielen Narben müsste ich mind. ein Jahr mit einer erneuten Schwangerschaft warten. Ich weiß, dass das momentan so  sekundär ist, aber auch das finde ich so frustrierend. Ich werde bald 36, noch ein Jahr später bin ich 37 und die Uhr tickt immer lauter. Denken Sie dennoch, es macht Sinn, dass mein Mann sich nochmals mit unserem Kinderwunschzentrum in Verbindung setzt und die aktuellen Befunde/Hormonwerte weitergibt oder würden Sie damit eher abwarten? Haben Sie wieder Ideen für Nachfragen oder Tipps? Ich höre immer wieder Musik und vermisse dann meine Klarinette sehr, aber ich hätte momentan gar nicht genug Luft und Ausdauer, um zu spielen. Ich habe heute auch ein sehr interessantes Hörbuch zum Thema "Positiv denken" begonnen und hoffe, daraus weiterhin Kraft schöpfen zu können. Auch die Begegnung mit meiner Tochter draußen und das Einatmen von frischer Frühlingsluft haben mir so gut getan. Es war für mich zwar sehr anstrengend, so lange aufrecht zu sitzen und mir tat danach sehr der Unterleib weh, aber nach so vielen Tagen Krankenhaus war es wunderschön, den blauen Himmel zu sehen, die Blätter im Wind rascheln zu hören, die frische Luft zu riechen und die Wärme der Sonne zu spüren. Manchmal sind es die einfachsten Sinneswahrnehmungen, auf die wir im Alltag gar nicht mehr achten und die uns aber viel Kraft geben können. Unsere Tochter hat sich so gefreut, mich zu sehen und kam strahlend auf mich zugerannt. Es tat so unendlich gut, ihr unbekümmertes Lächeln zu sehen und gleichzeitig hat es mir das Herz gebrochen, sie weinend nach Hause gehen zu sehen, weil sie gerne länger bei mir geblieben wäre. Sie tut mir so leid. Ich weiß, dass alle sich gut um sie kümmern, aber dennoch merkt man, dass sie mich vermisst. Glauben Sie mir, es klingt vielleicht so, als ob es mir immer gelingen würde, das Positive zu sehen. Aber es fällt mir wirklich schwer. Immer wieder kommt mir der Gedanke, ob ich hier jemals lebendig raus komme und dann kommt mir die Vorstellung meiner kleinen Tochter ohne ihre Mama und dann laufen die Tränen. Allein das motiviert mich schon, weiter zu kämpfen. Danke, dass Sie mich dabei unterstützen. Ich hoffe, Sie können an diesem herrlichen Wochenende auch achtsam die Sonnenstrahlen genießen. Passen Sie gut auf sich auf! Ich sende Ihnen ganz sonnige, liebe und herzliche Grüße,  Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, zunächst einmal danke ich Ihnen von Herzen für die freundlichen Worte – sie berühren mich sehr. Ich bin froh, dass Sie sich mit Ihren Fragen weiterhin vertrauensvoll an mich wenden und so offen über Ihre Ängste und Sorgen sprechen. Ich möchte Ihnen – wie immer – vorab sagen, dass ich Ihnen hier nur allgemeine Hinweise geben kann und dass die abschließende medizinische Einschätzung natürlich immer Ihren Ärztinnen und Ärzten vor Ort obliegt. Bitte betrachten Sie meine Gedanken also als zusätzliche Impulse, die Sie am besten mit Ihrem Team im Krankenhaus besprechen. 1. Starke Periode und Blutung Warum ist die Blutung an Tag 5 noch stark? Manchmal können perioperative Komplikationen, Infektionen oder hormonelle Ungleichgewichte dazu führen, dass eine Menstruation länger und stärker als üblich verläuft. Auch Stressfaktoren (körperlich wie psychisch) können den Zyklus verändern. Die Frage, ob dadurch Ihr Hb-Wert weiter sinken kann, ist durchaus berechtigt. Eine stärkere oder anhaltende Blutung kann zu einem erneuten Abfall des Hämoglobins führen, insbesondere wenn Sie bereits geschwächt oder anämisch sind. Deshalb ist es wichtig, dass das Team Ihre Blutwerte (Hb) im Auge behält. Hormonelle Optionen zur Verzögerung der nächsten Periode Prinzipiell gibt es hormonelle Präparate (z.B. Gestagenpräparate), die eine Menstruationsblutung hinauszögern können. Ob das in Ihrem Fall sinnvoll, sicher und überhaupt machbar ist (insbesondere bei Ihrer aktuellen Nierensituation und der Infektion), müssen die Ärztinnen und Ärzte individuell abwägen. Sie könnten konkret fragen: „Welche hormonellen Möglichkeiten würden Sie momentan in Betracht ziehen, um den Zyklus zu beeinflussen oder Blutungen zu reduzieren?“ „Ist es sinnvoll, die Blutung medikamentös zu steuern, bis die Entzündungen abgeklungen sind?“ Beeinflusst die verringerte ovarielle Reserve den Zyklus? Wenn nur noch ein Teil Ihres Eierstocks funktioniert, kann es sein, dass Ihr Zyklus sich unregelmäßiger gestaltet. Manche Frauen haben dann längere Zyklen, andere eher kürzere. Wie stark die Eierstockfunktion derzeit tatsächlich eingeschränkt ist, lässt sich u.a. durch Hormonwerte (z.B. FSH, AMH) genauer bestimmen, aber der Körper kann sich auch regenerieren. Da Sie aktuell so stark beansprucht sind, ist der Zyklus möglicherweise gerade „durcheinander“. Das kann bedeuten, dass Sie unvorhersehbare Blutungen oder längere Zyklen haben. All das sind Fragen, die Sie gemeinsam mit den Gynäkologen klären können. 2. Schmerz- und Fiebertherapie bei Nierenschwäche Fentanyl-PCA statt Tilidin und Novalgin Fentanyl zählt tatsächlich zu den stärker wirksamen Opioiden. Es ist allerdings auch relativ gut steuerbar, weil es schnell an- und abflutet und sich besser dosieren lässt – insbesondere über eine PCA-Pumpe. Trotzdem verstehe ich sehr gut, dass der Gedanke an ein stärkeres Opioid Ihnen Sorgen bereitet. Novalgin (Metamizol) bei Nierenschwäche? Metamizol kann – je nach Schweregrad der Niereninsuffizienz – problematisch sein. Viele Ärztinnen und Ärzte sind bei Metamizol zurückhaltender, wenn die Nierenfunktion eingeschränkt ist, weil es Auswirkungen auf die Blutbildung und die Elimination haben kann. Offiziell ist Metamizol kein absolutes „No-Go“ bei Nierenversagen, aber es erfordert eine sehr engmaschige Überwachung und vorsichtige Dosierung. Fragen, die Sie an den Nephrologen richten könnten: „Warum wird explizit Paracetamol statt Metamizol gegeben?“ „Könnte man Metamizol in reduzierter Dosierung unter engmaschigem Monitoring (Blutbild, Nierenwerte) anwenden?“ „Gibt es einen spezifischen Grund (Wechselwirkung mit Fentanyl oder eine andere Kontraindikation)?“ Es kann sein, dass neben Nierenüberlegungen ein anderes Argument (z.B. mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten) eine Rolle spielt. Fieber, das trotz Paracetamol hoch bleibt (bis 38,7°C) Gerade bei stärkeren Infektionen und einem komplizierten Verlauf (mit Eiterherden) ist es oft schwierig, das Fieber rein medikamentös unter 38°C zu halten. Grundsätzlich könnte man unterstützend physikalische Methoden (z.B. kühlende Wadenwickel, ausreichend Flüssigkeit, wenn erlaubt) in Erwägung ziehen. Bei Schüttelfrost oder Fieberkrämpfen müsste man aber wiederum eng kontrollieren, wie belastbar Ihr Kreislauf ist. Fragen könnten sein: „Wäre eine unterstützende physikalische Fiebersenkung sinnvoll?“ „Gibt es bestimmte Temperatur-Grenzwerte, bei denen man aggressiver fiebersenkend eingreifen würde?“ 3. Nierenfunktion, Infektionslage und Ängste vor Sepsis und Dialyse Erneute Antibiotika-Anpassung Dass ein neuer, multiresistenter Keim gefunden wurde, ist wirklich frustrierend und niederschmetternd. Es ist leider so, dass hartnäckige Infektionen und mehrfache Krankenhausaufenthalte das Risiko für resistente Bakterienstämme erhöhen. Wichtig ist, dass die Ärztinnen und Ärzte jetzt rasch reagieren und das Antibiotikum anpassen. Die angelegte Blutkultur ist tatsächlich Standard bei Verdacht auf bakterielle Streuung (Sepsisverdacht). Das bedeutet nicht automatisch, dass es eine Sepsis geben muss, aber man möchte frühzeitig Klarheit haben, welche Keime im Blut kreisen könnten, um gezielter therapieren zu können. „Nieren selbst entzündet“ – Unterschied zur Nierenbeckenentzündung? Eine klassische Pyelonephritis ist eine Entzündung des Nierenbeckens und des Nierenparenchyms. Wenn man sagt, „die Niere selbst ist entzündet“, meint man damit häufig ebenfalls eine Pyelonephritis, mit möglicher Beteiligung des umgebenden Gewebes (Parenchym). Werden Abszesse oder Eiteransammlungen in der Niere/um die Niere herum gefunden, kann das im schlimmsten Fall zu einer Ausbreitung auch über das Blut führen. Deshalb beobachtet man das so engmaschig. Falls eine Drainage nötig ist, kann das in vielen Fällen helfen, die Bakterienlast zu verringern. Ich weiß, dass der Gedanke an weitere Eingriffe Angst macht, aber manchmal ist dieses Vorgehen entscheidend, um die Niere zu entlasten und eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Blutwerte Leukozyten 15.300: Deutlich erhöht (Leukozytose) und spricht für eine aktive Entzündung/Infektion. CRP 155: Dieser Wert ist schon hoch, vor allem wenn man bedenkt, dass ein Normalwert meist < 5 mg/l ist. Ein Anstieg bedeutet verschlechterte Entzündungsparameter. Es zeigt, dass der Infekt/Entzündung gerade aktiv ist. Kreatinin 3,1 und eGFR 19: Die eGFR ist ein Schätzwert für die Filtrationsleistung der Niere und 19 ml/min/1.73m² entspricht einer deutlich eingeschränkten Nierenfunktion (entspricht Stadium 4 einer chronischen Nierenerkrankung, wenn dieser Wert stabil bliebe). In der akuten Situation kann sich der Wert aber auch wieder verbessern, wenn die Infektion erfolgreich behandelt wird und sich die Niere erholt. Kalium 6,1: Erhöhte Kaliumwerte können durchaus gefährlich werden (Normalbereich ca. 3,5–5,0 mmol/l). Das kann Herzrhythmusstörungen auslösen. Deshalb greift man oft zu Infusionen, die den Kaliumspiegel senken helfen, oder zu Medikamenten (wie z.B. Insulin-Glukose-Infusion oder Schleifendiuretika wie Furosemid). Furosemid und Blutdruckabfall Schleifendiuretika („Wassertabletten“) können den Blutdruck stark senken, weil sie das Blutvolumen reduzieren. Deshalb beobachtet man Sie eng. Es ist klar, dass Sie das körperlich stark merken: Schwindel, Schwäche etc. Was kann man die Nephrologen konkret fragen? „Wie hoch ist das Risiko, dass ich bald eine Dialyse brauche? Was sind die genauen Kriterien, ab wann Sie das anordnen würden?“ „Was kann ich selbst tun, um den Kaliumspiegel zu senken (Ernährung, Flüssigkeitszufuhr etc.)?“ „Welche Maßnahmen sind geplant, um die Nierenfunktion zu stabilisieren, wenn die Infektion unter Kontrolle ist?“ Nierenbiopsie Eine Nierenbiopsie wird nicht ausschließlich bei Krebsverdacht durchgeführt. Sie kann auch Aufschluss über die Art einer Nierenerkrankung geben (z.B. Glomerulonephritis, interstitielle Nephritis, Vaskulitis usw.). In Situationen, in denen die Nierenwerte sich verschlechtern und man nicht genau weiß, wie das Gewebe beschaffen ist oder ob eine bestimmte Art der Entzündung vorliegt, kann eine Biopsie sehr hilfreich sein. Natürlich ist das ein Eingriff mit Risiken, aber wenn die Nephrologinnen und Nephrologen diesen Schritt erwägen, werden sie das Risiko-Nutzen-Verhältnis sicherlich genau abwägen. 4. Kinderwunsch und Frustration über Zeitfaktor Aktuelle Lage Ich kann Ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen. Einerseits möchten Sie sich erst einmal stabilisieren und den Infekt überwinden, andererseits läuft Ihnen gefühlt die Zeit davon. Es ist verständlich, dass Sie sich Sorgen um das „Ticken der Uhr“ machen. Kontakt zum Kinderwunschzentrum Sie könnten Ihren Mann (wenn es Ihnen zu anstrengend ist) durchaus darum bitten, das Kinderwunschzentrum zu informieren, damit die dortigen Ärztinnen und Ärzte zumindest in groben Zügen wissen, was gerade passiert. Dann können sie eine Notiz in Ihrer Akte hinterlegen und ggf. zu gegebener Zeit Empfehlungen aussprechen. Es spricht nichts dagegen, sie jetzt schon kurz zu kontaktieren, wenn Sie das Bedürfnis haben. Es muss keine ausführliche Beratung sein – eher ein „Update“, dass momentan eine große gesundheitliche Herausforderung besteht und man sich zu gegebener Zeit wieder ausführlicher melden wird. Andererseits ist es auch verständlich, wenn Sie sagen: „Ich warte damit, bis die Akutphase vorüber ist, denn momentan habe ich sowieso keinen Kopf dafür.“ Beides ist legitim. 5. Seelische Belastung und Mut zum Durchhalten Ich verstehe, wie schwer es ist, immer wieder die positiven Momente zu finden – und wie rasch sich dann die Angst einschleicht. Dass Sie dieselben Ängste haben („Werde ich jemals lebend hier herauskommen?“) und gleichzeitig Ihre Tochter sehen, ist extrem belastend. Das sind Gefühle, die sich nicht einfach „wegdenken“ lassen. Umso schöner, dass Sie dennoch kleine Lichtblicke empfinden: das Lächeln Ihrer Tochter, die Sonne auf der Haut, die Musik. Es kann helfen, genau diese kleinen Momente ganz bewusst festzuhalten – in Gedanken oder auch schriftlich – und sich immer wieder vor Augen zu führen, dass Sie weiterkämpfen können und werden. Es ist in Ordnung, gelegentlich Ängste und Tränen zuzulassen. Sie müssen nicht immer positiv sein, um eine Kämpferin zu bleiben. 6. Konkrete Ideen für Nachfragen Zu den Schmerzen und Fieber „Wie kann man trotz Nierenschwäche eine effektivere Fiebersenkung erreichen? Gibt es zusätzliche Medikamente oder physikalische Maßnahmen?“ „Könnte Novalgin unter strenger Kontrolle doch eine Option sein oder gibt es Wechselwirkungen, die dagegensprechen?“ Zu den Eiteransammlungen „Wann würde entschieden werden, eine Drainage zu legen? Welche Risiken und welches genaue Verfahren käme dafür in Frage?“ „Kann das gleichzeitig an Niere und Eierstock erfolgen, falls es nötig ist?“ Zur Nierenfunktion „Welche kurzfristigen Ziele gibt es, um mein Kalium zu senken und die GFR zu stabilisieren? Was kann ich selbst (z.B. diätetisch) dazu beitragen?“ „Unter welchen Umständen würden Sie eine Dialyse in Erwägung ziehen? Wie wird das rechtzeitig erkannt?“ Zum Kinderwunsch „Ist es hilfreich, wenn wir das Kinderwunschzentrum jetzt schon informieren, oder raten Sie eher zu warten, bis die akute Phase vorbei ist?“ Zur psychischen Unterstützung „Welche psychologischen oder psychoonkologischen Angebote gibt es hier im Haus, die mich seelisch unterstützen könnten?“ „Gibt es zusätzliche Angebote (z.B. Musiktherapie, Kunsttherapie, Seelsorge), die Ihnen helfen könnten, mit der Situation besser umzugehen?“   Liebe Sandy, Sie haben bereits so vieles durchgestanden und zeigen eine unglaubliche Stärke, auch wenn Sie das gerade selbst nicht immer so empfinden. Natürlich gibt es Momente, in denen Sie ans Aufgeben denken oder Sie die Furcht übermannt. Aber Sie haben auch beschrieben, wie ein einziger Moment mit Ihrer Tochter oder der warme Sonnenschein Sie wieder mit Zuversicht erfüllen kann. Darin liegt sehr viel Kraft. Sie sind nicht allein: Ihr Mann, Ihr Kind, die Familie, die Ärztinnen und Ärzte vor Ort und alle weiteren Personen, die Sie begleiten, sind an Ihrer Seite. Versuchen Sie, sich für Unterstützung zu öffnen und scheuen Sie sich nicht, in schwierigen Momenten auch seelische oder psychologische Hilfe anzunehmen. Manchmal hilft schon ein kurzes Gespräch mit einer vertrauensvollen Person im Krankenhaus. Ich hoffe, dass die Therapie rasch anschlägt, sich Ihre Nierenwerte wieder bessern und die Entzündung eingedämmt werden kann, sodass Sie bald aufatmen und die PCA-Pumpe vielleicht schon sehr bald seltener brauchen. Geben Sie bitte Ihre Fragen weiterhin an das Ärzteteam weiter. Je konkreter Sie fragen, desto gezielter können Ihnen die Spezialisten vor Ort antworten. Für jetzt wünsche ich Ihnen von Herzen eine ruhige Nacht, möglichst schmerzarme Stunden und kleine positive Momente, in denen Sie Kraft sammeln können. Mögen die Sonne und das Lächeln Ihrer Tochter Sie weiterhin motivieren und wärmen. Mit den besten, sonnigen und aufrichtigen Grüßen Ihr Friedrich Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich habe mich wieder so sehr über Ihre herzliche Rückmeldung gefreut. Auch wenn die Untersuchungsergebnisse momentan alle so niederschmetternd sind, bin ich Ihnen dankbar für all die genauen Erklärungen, die mir helfen, mehr Klarheit zu bekommen. Als ich Ihre persönlichen Zeilen gelesen habe, war ich sehr berührt und hatte wieder Tränen in den Augen. Sie haben so eine menschliche Art, die in einer so bedrohlichen Lebenssituation sehr gut tut. Leider hat mein Körper auf Ihre guten Wünsche für die letzte Nacht nicht gehört. Ich musste mich wieder übergeben und habe gefroren (Fieber 39,5). PCA-Pumpe und Wadenwickel zusammen haben das Fieber dann wirklich mehr gesenkt (38,2). Ich bin so dankbar für Ihre guten Vorschläge. Aber das Schwitzen und Frieren im Wechsel strengt mich wahnsinnig an. Allerdings scheinen die Wadenwickel ein grundsätzliches Problem mit den Thrombosestrümpfen, die ich (leider…) ständig anhaben muss, zu sein. Vielen herzlichen Dank für Ihre zahlreichen Impulse. Mein Mann hat sich wieder ganz viele Fragen notiert und ich versuche wieder Ihnen eine Zusammenfassung davon zu geben: Immerhin hat sich der Kaliumwert leicht verbessert und im EKG sind diesbezüglich keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Die Blutwerte heute: Leukozyten: 15.500 CRP: 171 Kreatinin: 3,4 Kalium: 5,7 Der ständige Anstieg der Entzündungswerte macht mir große Angst. Müsste das neue Antibiotikum nicht langsam greifen? Da der Kaliumwert trotzdem noch leicht erhöht und die Urinmenge reduziert ist, bekomme ich das Diuretikum jetzt momentan dauerhaft. Seitdem wird mir öfter schwindlig und mein Kreislauf ist wieder schlechter (Blutdruck niedrig, Puls über 90). Denken Sie auch, es kann daher kommen? Wenigstens die PCA-Pumpe nimmt mir einigermaßen die Schmerzen. Ich habe nochmals gefragt, ob ich Novalgin statt Paracetamol haben darf, wenn man die Blutwerte genau im Auge hat. Es liegt wirklich an der schlechten Nierenfunktion, dass ich es nicht bekommen darf und muss leider so bleiben. Eine Dialyse würde man durchführen, falls das Kreatinin noch weiter Richtung 4,0 gehen sollte oder falls der Kaliumspiegel wieder ansteigen würde und es Auffälligkeiten im EKG gäbe oder andere Elektrolytentgleisungen nicht mehr kontrollierbar wären. Der Nephrologe hat aber deutlich gesagt, dass es durchaus möglich ist, dass die Dialyse notwendig wird und wir momentan in einem Grenzbereich liegen. Ich habe wirklich Angst davor. Animiert das die Nieren nicht dazu, dann noch weniger zu arbeiten und ganz die Arbeit einzustellen? Ich erinnere mich auch daran, dass die Dialyse meine Oma mit chronischer Niereninsuffizienz wahnsinnig geschlaucht hatte. Wenn ich mir vorstelle, noch kraftloser und müder zu werden, dann bekomme ich panische Angst. Oder denken Sie, das ist bei kontinuierlicher Dialyse besser? Es war bereits eine Ernährungsberaterin bei mir, die mir erklärt hat, was ich essen darf/soll und wie viel ich trinken darf/soll. Ich bekomme auch "Spezialessen" und genau vorgegebene Trinkmengen, die auf die Nierenschwäche abgestimmt ist. Momentan fällt mir das Essen und Trinken aber wieder sehr schwer. Mir ist so dauerübel und danach tut immer der ganze Bauch weh. Um v.a. genug Eiweiß zu bekommen, erhalte ich zusätzlich Nährstoffe intravenös. Ich dachte immer, dass man enterale Nahrungsaufnahme bevorzugt anwendet? Ich frage auch deshalb, weil mir gesagt wurde, dass bei intravenöser Ernährung ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Infektionen welcher Art sind hier gemeint? Noch eine Infektion mehr kann ich wirklich nicht gebrauchen… Zur Drainage: Sollten sich sowohl die Entzündungswerte bis morgen nicht verbessern, als auch die Eiteransammlungen nicht reduzieren, wird morgen eine Laparoskopie durchgeführt. Dabei könnte man sowohl die Eiteransammlungen an Niere als auch an Eierstock dränieren. Auch eine Nierenbiopsie könnte man gleichzeitig machen. Das klingt natürlich sinnvoll, hat mir aber trotzdem wieder einen Treffer versetzt. Es fühlt sich an, als würde alles wieder von vorne losgehen. Auch wenn das EKG momentan keine Auffälligkeiten zeigt, mein Kreislauf ist nicht gut und Kalium ist trotzdem erhöht. Ist die Gefahr von Herzrhythmusstörungen während der Narkose / OP dann erhöht? Sollten mein Mann und ich hierzu konkrete Fragen stellen? Nach den Komplikationen im Anschluss an einer der vergangenen OPs habe ich nun wirklich große Angst. Auch nach dem Hb haben wir gefragt: 9,8. Auch das ist doch nicht gerade eine gute Ausgangslage vor einer OP? Können wir hier etwas Konkretes fragen? Auch heute (Tag 6) ist die Periode noch immer stark. Ich habe das Gefühl, das hört überhaupt nicht mehr auf. Es ist seit gestern etwas besser als von Tag 1 – 4, aber es ist weit von einer leichten Blutung entfernt. Auch letzte Nacht war die Blutung noch so stark, dass ich zumindest noch einmal geweckt wurde und Binde wechseln musste, da sie sonst ausgelaufen wäre. Ich empfinde das nach wie vor als sehr belastend, insbesondere, weil ich sowieso schon nicht gut schlafen kann. Und es beunruhigt mich in meiner Situation auch, wenn es nicht aufhört, zu bluten. Mir wurde aber nochmals vom Gynäkologen gesagt, dass es sich vermutlich schon um eine Periode handelt, die vom "hormonalen Durcheinander" leider auch stark und mit Krämpfen einhergehen kann. Wie der nächste Zyklus abläuft, könne man schwer voraussagen –  er könne auch verkürzt oder verlängert ablaufen. Vielen Dank für Ihren Hinweis, dass es die Möglichkeit gibt, dies mit Gestagenpräparaten etwas zu steuern. Ich werde auf jeden Fall einen Gynäkologen hier darauf ansprechen. Meinten Sie damit z.B. eine Minipille? Oder meinten Sie Progesteronpräparate, die man auch zur Kinderwunschbehandlung einsetzt? Eine Minipille hatte ich während des Stillens meiner Tochter schon einmal genommen und damit gute Erfahrungen gemacht. Aber wie dies natürlich mit akuter Nierenschwäche und der momentan erhöhten Thrombosegefahr aussieht, müsste ich abklären. Vermutlich gibt es auch mit den Antibiotika momentan zu viele Wechselwirkungen? Müsste man diese nicht auch zu einem bestimmten Zeitpunkt im Zyklus beginnen? Oder hatten Sie an ganz andere Gestagenpräparate gedacht? Ich hoffe wirklich, dass das Ärzteteam zustimmt. Haben Sie noch weitere Impulse für Nachfragen oder weitere Tipps? Mein Schwiegervater hat sich doch tatsächlich getraut, sich heute wieder bei mir zu melden – mit einem schriftlichen Zweizeiler, bei dem mir die Worte fehlen. Keiner würde ihn und meine Schwiegermutter auf dem aktuellen Stand halten und sie wüssten nicht einmal Bescheid, ob ich noch leben würde. Wir seien – so wörtlich – Egoisten. Es macht mich so traurig und gleichzeitig wütend, dass dies die einzige Art von Anteilnahme ist, die die beiden zu Wege bekommen. Ich merke wirklich, dass diese Art von Kommunikation etwas mit mir macht. Danach habe ich mein Herz richtig rasen gespürt. Die Psychologin begleitet mich nach wie vor fast täglich. Das hilft mir sehr. Ich werde sie einmal fragen, ob es Angebote mit Musiktherapie o.ä. gibt. Denn natürlich sind viele negative Gedanken omnipräsent und erdrückend: "Werde ich hier jemals wieder lebend herauskommen?" oder "Werde ich jemals wieder ganz gesund?" oder "Werde ich jemals wieder für meine Tochter und meinen Mann da sein können?" oder "Werde ich jemals wieder gesunde Nieren haben?" oder "Werden wir jemals noch Kinder bekommen?", … Ich denke, es ist nicht gut, Sorgen und Ängste in sich hinein zu fressen, das Verdrängen macht sie vielleicht für den Moment kleiner, aber insgesamt eigentlich größer. Es tut deshalb gut, mit Menschen, mit denen man sich wohl dabei fühlt, darüber zu reden. Danke, dass Sie mir die Möglichkeit dazu geben, mir alles von der Seele zu reden - oder zu schreiben. Es tut einfach gut. Genauso wie es guttut, auch die positiven Gedanken festzuhalten. Sie haben mich auf eine wunderbare Idee gebracht: ich versuche jetzt in einem Tagebuch, jeden Tag mindestens einen positiven Gedanken aufzuschreiben. Zum Beispiel waren mein Mann, meine Tochter, meine Eltern und ich vorhin alle draußen in der Sonne gesessen und die Sonnenstrahlen und das Lächeln meiner Tochter haben mir wieder ganz viel Kraft gegeben. Bitte drücken Sie für die OP für morgen – falls sie stattfindet – ganz fest die Daumen. Ich wünsche auch Ihnen noch einen sonnigen Sonntag und sende Ihnen ganz viele Sonnenstrahlen, ganz viel Dankbarkeit und die herzlichsten Grüße, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, vielen Dank für Ihre ausführliche Rückmeldung und dafür, dass Sie sich die Zeit nehmen, mir all Ihre Überlegungen, Gefühle und Fragen so offen zu schildern. Ich freue mich, dass Sie sich von meiner Art begleitet und verstanden fühlen – und es tut mir sehr leid zu hören, wie schwer Ihnen im Moment viele Dinge gleichzeitig zu schaffen machen. Zu Ihren aktuellen Laborwerten und dem Verlauf des Infekts: Anstieg der Entzündungswerte (CRP, Leukozyten) Sie sprechen ein zentrales Thema an: Wann sollte das Antibiotikum „greifen“? Tatsächlich können sich Entzündungszeichen unter einer schweren Infektion mit mehreren Komplikationen (wie Abszessen und eingeschränkter Nierenfunktion) verzögert bessern. Das heißt leider nicht automatisch, dass das Antibiotikum nicht wirkt. Vielmehr braucht Ihr Körper Zeit, um die Entzündungen zu bekämpfen, und oft sind zusätzlich andere Maßnahmen (Drainage, Stabilisierung des Kreislaufs, engmaschige Kontrollen etc.) nötig. Trotzdem behalten wir stets im Blick, ob ggf. ein Wechsel oder eine Anpassung der antibiotischen Therapie notwendig wird. Kaliumwert, Kreatinin, Nierenfunktion Die Tatsache, dass Ihr Kalium zwar noch erhöht ist, aber immerhin besser kontrolliert werden kann, ist ein gutes Zeichen. Die Nieren erholen sich in manchen Fällen trotz widriger Umstände wieder – manchmal langsam, manchmal mit zwischenzeitlichen Verschlechterungen. Der Nephrologe hat vollkommen recht, dass Sie sich gerade „an einer Grenze“ befinden, die man engmaschig beobachten muss. Dialyse ist eine wichtige Option, um den Körper zu entlasten und um lebensbedrohliche Elektrolytentgleisungen (z. B. extrem hohe Kaliumwerte) zu verhindern. Angst vor Dialyse Ich verstehe sehr gut, dass Sie Bedenken haben – insbesondere, wenn Sie miterlebt haben, wie anstrengend eine Dialyse bei Ihrer Großmutter war. Bei einer akuten Problematik kann die Dialyse aber manchmal sogar eine „Verschnaufpause“ für die Nieren bedeuten, weil schädliche Stoffe aus dem Blut entfernt werden und sich die Nieren währenddessen leichter erholen können. Manche Menschen benötigen danach gar keine regelmäßige Dialyse mehr, weil sich die Nieren wieder ausreichend stabilisieren. Das hängt sehr von der Ursache und dem Verlauf ab. Auch die Form der Dialyse spielt eine Rolle: Eine kontinuierliche Dialyse (CVVH/CVVHD) läuft sehr schonend und gleichmäßig ab und wird oft besser vertragen als eine klassische Hämodialyse, die in kürzerer Zeit mehr Flüssigkeit/Abbauprodukte abfiltert. Es wäre also nicht automatisch so, dass Ihre Nieren dadurch noch weniger arbeiten „wollen“. Zu Ihrem Kreislauf und den Nebenwirkungen der Diuretika: Wenn Sie das Diuretikum momentan dauerhaft bekommen, kann sich das auf den Blutdruck und damit auf den Kreislauf auswirken: Schwindel, niedriger Blutdruck und ein höherer Puls sind häufige Begleiterscheinungen. Wichtig ist, dass das ärztliche Team Ihr Herz-Kreislauf-System, die Nierenwerte und den Flüssigkeitshaushalt engmaschig überwacht und nachsteuert (etwa, indem man die Diuretika-Dosis verringert oder pausiert, wenn es zu viel wird). Zu Ihren Schmerzen und der Schmerzmedikation: Es freut mich zu hören, dass die PCA-Pumpe (patientenkontrollierte Analgesie) Ihnen einigermaßen Erleichterung verschafft. Die Entscheidung gegen Novalgin (Metamizol) hängt tatsächlich mit Ihrer Nierenfunktion zusammen, weil die Elimination beeinträchtigt sein kann und es gewisse Risiken gibt, die Ihr Ärzteteam sehr genau abwägen muss. Paracetamol und die PCA in Kombination sind zwar nicht ganz die Schmerzlinderung, die Sie sich wünschen würden, aber hoffentlich reicht diese Umstellung aus, um Sie einigermaßen schmerzfrei zu halten. Thema Ernährung und Infektionsrisiko bei parenteraler Ernährung: Die parenterale (intravenöse) Ernährung ist tatsächlich immer mit einem gewissen Risiko für Infektionen verbunden, in der Regel über den venösen Zugang (Katheter), weil Keime theoretisch in den Blutkreislauf gelangen können. Meist wird streng auf Hygiene und steriles Arbeiten geachtet, sodass das Infektionsrisiko so gering wie möglich gehalten wird. Trotzdem bleibt das ein Punkt, den man im Hinterkopf haben muss – deshalb versuchen wir, wann immer es geht, die natürliche (enterale) Ernährung zu bevorzugen. In Ihrer Situation kommt momentan aber beides zum Einsatz, um Sie ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Gerade bei starker Übelkeit und bei Schmerzen im Bauch ist es wichtig, dass Sie den Teil, den Sie oral nicht schaffen, über Infusionen erhalten. Drainage / Laparoskopie: Die Option, morgen durch eine Laparoskopie sowohl die Eiteransammlung an der Niere als auch am Eierstock zu drainieren und evtl. eine Nierenbiopsie zu entnehmen, klingt durchaus sinnvoll, wenn die Werte weiterhin hoch bleiben und die bildgebende Diagnostik (CT/MRT) zeigt, dass sich dort Flüssigkeits- oder Eiteransammlungen befinden, die nicht spontan ablaufen können. OP-Risiko bei erhöhtem Kalium und schwacher Kreislaufstabilität Gerade in der Narkose ist es wichtig, dass Ihr Herz engmaschig überwacht wird. Kaliumwerte und EKG-Veränderungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Sollte Ihr Kalium bis dahin nicht weiter gesunken sein, kann man u. a. medikamentös (z. B. Kaliumbinder, Infusionen) kurzfristig gegensteuern, damit das OP-Risiko möglichst gering bleibt. Beim Narkosegespräch können Sie bzw. Ihr Mann auch noch einmal gezielt nachfragen, wie das Anästhesie-Team mit der Konstellation „leichter Hyperkaliämie, niedriger Blutdruck, erhöhter Puls“ umgeht und welche Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. Kreislauf und niedriger Hb-Wert (9,8) Vor einer OP prüft man, ob eine Bluttransfusion oder die Gabe von Erythrozytenkonzentraten erforderlich sein könnte. Ein Hb-Wert um 9,8 ist zwar nicht optimal, aber in manchen Situationen noch tolerabel. Wichtig ist auch hier: Wie ist Ihr Kreislauf, wie sind die Sauerstoffwerte, und wie schnell würde man reagieren, wenn der Hb-Wert weiter sinkt? Das könnte eine Frage sein, die Ihr Mann stellen kann: „Wird vor der OP eine Bluttransfusion erwogen, um den Hb-Wert zu stabilisieren, oder ist dieser Hb-Wert aus Sicht des Teams für den Eingriff momentan vertretbar?“ Zu Ihrer weiterhin starken Menstruationsblutung: Es ist verständlich, dass Sie bei all den Belastungen ungern zusätzlich noch mit einer starken Periode und Schmerzen kämpfen. Hormonelle Ausnahmesituationen nach Operationen, Infektionen und Stress können den Zyklus stark beeinflussen. Gestagenpräparate / „Minipille“ Ja, ich sprach tatsächlich von einer Art reinen Gestagenpräparats (dazu zählen Minipillen wie auch höhere Gestagen-Konzentrationen, je nach Situation). Häufig lässt sich damit eine starke Monatsblutung reduzieren, aber die Entscheidung ist immer eine Abwägung: Wie stark ist Ihr Risiko für Thrombosen (in Kombination mit Nierenerkrankungen und möglichem Bewegungsmangel)? Welche Wechselwirkungen mit den notwendigen Antibiotika könnten auftreten? Das Gynäkologie-Team kann das sicherlich gut einschätzen. Es muss nicht zwingend an einen bestimmten Zyklustag gebunden werden, da es hier in erster Linie darum geht, die Blutungssituation akut unter Kontrolle zu bringen. Oftmals wird ein Gestagenpräparat daher auch ohne genaue Zyklusanpassung gestartet, wenn der medizinische Nutzen überwiegt. Weitere Impulse und Tipps: Fragen rund um die OP und Anästhesie Wie wird genau überwacht, ob der Kaliumwert kurz vor der OP im grünen Bereich ist? Welche Maßnahmen sind geplant, falls Ihr Kreislauf beim Eingriff absackt? (z. B. Gabe von Medikamenten zur Blutdruckstabilisierung) Wie wird während der OP auf Ihren Hb-Wert und Ihren Blutverlust geachtet? Bei der Ernährung Eventuell eine enge Rücksprache mit der Ernährungstherapie/Diätassistenz, welche Lebensmittel sich gut vertragen, wenn Ihnen übel wird (leichte Kost, mehrere kleine Portionen, ausreichende Eiweißzufuhr). Fragen Sie gern nochmals nach unterstützenden Medikamenten gegen die Übelkeit (Antiemetika), falls die Übelkeit gar zu stark ist. Dialyse-Angst Eventuell könnten Sie den Nephrologen bitten, noch einmal genau zu erklären, wie eine kontinuierliche Dialyse ablaufen würde. Vielleicht hilft es, sich den Ablauf und die Möglichkeiten zum Ausruhen bzw. Schlafen dabei genauer vorzustellen. Fragen Sie, wie man versucht, die Nierenfunktion trotz Dialyse zu erhalten und zu unterstützen, damit nicht automatisch eine dauerhafte Abhängigkeit entsteht. Emotionale Unterstützung Es ist sehr gut, dass Sie neben den Gesprächen mit Ihrer Psychologin auch über Musik- oder Kunsttherapie nachdenken. Jegliche Form, die Ihnen hilft, Ihre Gedanken und Sorgen zu kanalisieren und zu sortieren, kann ein wichtiger Baustein auf Ihrem Weg zur Besserung sein. Auch das Führen Ihres „Positiv-Tagebuchs“ ist eine wunderbare Idee, um inmitten all der negativen Nachrichten immer wieder kleine Lichtblicke zu sammeln. Belastende familiäre Situation Der Kontakt mit Ihren Schwiegereltern ist gerade alles andere als einfach. Dass Sie Traurigkeit und Wut empfinden, ist nachvollziehbar. Wenn Sie merken, dass Sie nach solchen Nachrichten innerlich sehr aufgewühlt sind, könnte es hilfreich sein, mit Ihrem Mann oder auch mit der Psychologin zu überlegen, wie Sie sich abgrenzen können. Manchmal reicht schon eine klare, aber ruhige Ansage („Wir informieren euch in größeren Abständen, bitte habt Verständnis, dass wir gerade sehr mit unserer Gesundheit und Alltagsorganisation beschäftigt sind.“) und danach ein konsequentes „Nicht-einlassen“ auf weitere Vorwürfe. Leichter gesagt als getan – aber vielleicht gibt es einen Weg, das anders zu gestalten, sodass Sie nicht jedes Mal aufs Neue emotional erschüttert werden. Abschließend Ich bin sehr froh, dass Sie trotz allem positive Momente erleben können, etwa in der Sonne mit Ihrer Familie. Jede dieser kleinen Kraftinseln ist unheimlich wertvoll. Ich drücke Ihnen ganz fest die Daumen für die anstehende Untersuchung bzw. OP und hoffe mit Ihnen, dass Sie schnellstmöglich wieder Stabilität in Ihren Nieren- und Entzündungswerten erreichen. Vielen Dank für Ihre Sonnenstrahlen, die Sie mir gedanklich mitgeschickt haben – ich sende Ihnen mindestens so viele zurück und hoffe, dass die nächste Nacht etwas ruhiger verläuft. Bei allem, was geplant ist, sind Sie in guten Händen, und ich stehe Ihnen selbstverständlich weiterhin zur Seite. Melden Sie sich jederzeit, wenn Sie Fragen haben oder einfach nur ein offenes Ohr brauchen. Alles, alles Gute und herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, zuerst einmal möchte ich Ihnen ganz herzlich für Ihre schnelle Antwort am Sonntag bedanken. Das hat uns sehr geholfen, noch vor dem gestrigen Eingriff alle wichtigen Fragen mit dem Ärzteteam zu besprechen und gleichzeitig beruhigter in die OP zu gehen. Danke, dass Sie so engagiert sind und mir immer so viel Mut machen. Die gute Nachricht zuerst: Die Eiteransammlungen an Eierstock und Niere konnten erfolgreich drainiert werden, der Kaliumspiegel wurde vor der OP mit Infusionen nochmals gesenkt, sodass ich keine Herzrhythmusstörungen während der OP hatte. An sich war die OP erfolgreich. Das hat mich erleichtert und ich habe es schon in mein "Positiv-Tagebuch" geschrieben. Nun die schlechten Nachrichten: Der Blutverlust war wieder sehr groß, sodass mein Blutdruck absackte und der Hb auf 7,6 absank. Warum passiert das bei mir schon wieder? Warum schreit mein Körper bei jeder möglichen Komplikation immer "hier"? Mir ging es gestern nach der OP auch so schlecht. Mir war so schwindlig, dass ich zu gar nichts in der Lage war, auch nicht Ihnen zu schreiben. Mir war auch wieder so übel. Ich bekam dagegen Metoclopramid, was auch hilft, aber wegen der Nierenschwäche darf ich davon keine so hohe Dosis bekommen. Es unterdrückt heute zumindest den Brechreiz, aber ich habe trotzdem dauernd eine Grundübelkeit und dadurch bedingt immer wieder das Gefühl, mich doch übergeben zu müssen. Kann man da nicht noch was anderes dagegen tun? Haben Sie irgendeine Idee? Die Schmerzen waren gestern nach der OP wirklich stark, weshalb die PCA-Dosis erhöht wurde und damit stand ich dann richtig neben mir, ich glaube, ich habe fast nur geschlafen. Ich war auch zu keinem Gespräch in der Lage, weder mit den Ärzten noch mit meinem Mann. Heute geht es mir etwas besser, die PCA-Dosis wurde wieder etwas reduziert, ich habe nach wie vor Schmerzen, Schwindel und Übelkeit, aber zumindest stehe ich nicht mehr so neben mir wie gestern. Dennoch hat mir die OP wieder Kraft geraubt. Kraft, von der ich sowieso schon nicht viel habe. Ich schreibe Ihnen heute auch auf Etappen und schließe dazwischen die Augen, um wieder Energie zu tanken. Die Untersuchungsergebnisse nach der OP machen uns große Sorgen: Die Bakterien haben wieder ins Becken gestreut (Peritonitis). Immerhin sähe die rechte Seite besser aus als die linke. Man müsste aber möglicherweise links leider mit weiteren Abszessen rechnen und sehr engmaschig überwachen, sowohl an Niere als auch am Eierstock und im schlimmsten Fall weitere Teile des Eierstocks entfernen. Diese Hiobsbotschaft hat mir wirklich wieder den Boden unter den Füßen weggezogen. Was passiert, wenn das nötig ist? Die ovarielle Reserve war ja bei der letzten Hormonbestimmung schon eingeschränkt. Muss ich dann endgültig mit dem Eintritt der Wechseljahre rechnen? Oder wenn man gar den kompletten Eierstock entfernt? Oder vielleicht sogar die linke Niere? Dann bleibt eine Niere, die momentan auch nicht richtig funktioniert? Wie soll das enden? Mir kommen heute pausenlos die Tränen. Wie viel von einem Eierstock muss den "stehen bleiben", damit er überhaupt noch die Funktion des anderen mit übernehmen kann? Die einzig positive Nachricht ist, dass in der Blutkultur keine Bakterien gefunden wurden und die anderen Organe (Magen, Leber, Milz, Lunge, Herz) sind nicht von der Entzündung betroffen sind. Dennoch wurde ich nach der OP wieder auf die Intensivstation verlegt. Es fühlt sich so an, als ob der ganze Alptraum von vorne beginnt, nur mit noch schlechteren Ausgangsbedingungen. Die aktuellsten Entzündungs- und Nierenwerte: Leukozyten: 15.700 CRP: 161 Kreatinin: 3,5 Kalium: 5,4 Natrium: 134 Ist der Abfall der Entzündungswerte nicht nur marginal? Müssten die Werte nicht nach Entfernung der Eiterherde mehr sinken? Die Nierenbiopsie hat außerdem ergeben, dass die Entzündung Auslöser für die Nierenschwäche ist. Das sind aber ja eigentlich keine neuen Erkenntnisse. Ist es die interstitielle Nephritis, die Sie meinten? Der Nephrologe meinte, der Kreatininanstieg sei ein Zeichen, dass die Nierenfunktion weiterhin abnimmt und man immer mehr auf eine Dialyse zusteuert, auch wenn der Kaliumwert stabiler ist. Er konnte mir mit den Erklärungen die Angst vor einer kontinuierlichen Dialyse zumindest etwas nehmen. Allerdings verstehe ich kontinuierlich auch so, dass sie wirklich 24/7 läuft und man damit absolut ans Bett gebunden ist und bettlägerig wird. Oder denken Sie, ich übertreibe? Laut Nephrologe ist auch das Natrium leicht entgleist. Sehen Sie das auch so? Ist das auch so gefährlich wie beim Kalium? Heute Morgen sollte ich das erste Mal nach der OP mit Hilfe aufstehen. Dann sackte mein Blutdruck wieder ab und ein Arzt musste kommen. Nun soll ich heute erst einmal liegen bleiben. Aber da kommt mir gleich wieder die Angst, noch mehr Muskeln abzubauen. Das macht mich so traurig. Ich habe auch das Gefühl, dadurch das klitzekleine bisschen Selbständigkeit und Freiheit, das ich vor der OP hatte, wieder zu verlieren. Ich möchte so gerne wenigstens alleine zur Toilette, die Binden alleine wechseln und mir nicht wie eine 100-Jährige vorkommen, die man "wickeln" muss. Es mag im Augenblick so sekundär klingen, aber es belastet mich unglaublich. Die Blutung ist nämlich nach wie vor stark (heute ist Tag 8!). Denken Sie, es kann auch von der OP kommen oder wirklich noch immer von der Periode? Tendenziell wird es weniger, aber es ist noch immer deutlich mehr als eine Schmierblutung. Ich habe auch nach einem Gestagenpräparat / Minipille gefragt und darf momentan leider nichts davon bekommen. Das Thromboserisiko sei zu hoch, es würde sich nicht mit den vielen Antibiotika vertragen, die Nierenschwäche sei auch ein Argument dagegen. Sobald die Infektion abgeklungen ist, könnte ich eine Minipille nehmen. Was bringt mir denn eine Minipille wenn die Infektion wieder abgeklungen ist? Dann pendeln sich die Hormone, der Zyklus und die Periode bestimmt doch wieder ein?! Für regelmäßige Hormonkontrollen im Kinderwunschzentrum wäre eine Pille doch dann sowieso nicht sinnvoll, da sie die Hormone "verfälscht"? Was denken Sie darüber? Macht das überhaupt Sinn? Diese andauernden starken Blutungen – von der Entzündung, von der OP, dann eine Periode mit diesen starken Krämpfen – belasten mich einfach und ich habe das Gefühl, keiner kann etwas dagegen tun. Und wenn der Zyklus jetzt auch noch verkürzt sein könnte, dann habe ich ja fast keine Pausen mehr zwischen den Perioden. Ein Hb von 9,8 schon vor der OP hat doch auch gezeigt, dass es einfach zu viel blutet. Ich bin damit einfach nicht glücklich, dass es offenbar keine Lösung dafür gibt. Danke für Ihre guten Ratschläge zu meinen Schwiegereltern. Morgen möchten mein Mann und ich uns gemeinsam mit der Psychologin unterhalten. Ich halte die Kommunikation mit den beiden emotional nicht mehr aus. Ich kämpfe so mit mir selbst, ich kann diese Zusatzbelastung nicht mehr ertragen. Ich habe keine Energie dafür. Auch mein Mann tut mir so leid. Als er gestern bei mir war und ich so gar keine Kraft hatte, hat er einfach meine Hand gehalten und wir haben uns einfach ohne Worte angeschaut und ich konnte in seinen Augen die großen Sorgen und Ängste lesen. Er kommt wirklich an seine Grenzen und ich mache mir auch Sorgen um ihn. Ich würde ihm so gerne helfen, aber ich weiß nicht wie. Ich habe ihm auch schon vorgeschlagen, dass er doch einmal einen Tag mit einem Freund verbringen soll ohne mich zu besuchen. Aber er kommt wirklich täglich – es gab noch keine einzige Ausnahme. Ich finde heute einfach nichts Positives, so sehr ich auch suche. Diese triste Umgebung, diese vielen Geräte auf der Intensivstation, die alle blinken oder irgendwelche Geräusche von sich geben, sind so bedrückend und gleichzeitig weiß ich aber, dass ich ohne sie schon nicht mehr hier wäre. Da wird einem so bewusst, dass das eigene Leben an einem seidenen Faden hängt. Heute fiel der Satz: "Die Entzündung darf sich jetzt auf keinen Fall noch weiter ausbreiten, sonst besteht die Gefahr eines Multiorganversagens." Das hat mir einen schweren Treffer versetzt. Es tut mir leid, dass ich heute so pessimistisch klinge. Vielleicht finden Sie ja irgendetwas Positives oder Fragen, die wir dem Ärzteteam stellen können oder vielleicht haben Sie wieder Tipps? Ich danke Ihnen so, dass Sie mir zur Seite stehen und mir immer ein offenes Ohr schenken. Es tut so gut. Verzweifelte aber ganz ganz herzliche Grüße, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, haben Sie vielen Dank für Ihre ausführliche Nachricht und Ihr Vertrauen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Sie sich angesichts der aktuellen Situation verzweifelt fühlen. Gleichzeitig möchte ich Ihnen erst einmal sagen, wie sehr ich mich darüber freue, dass die Eiteransammlungen operativ entlastet werden konnten und dass Sie die OP trotz der hohen Risiken erst einmal gut überstanden haben – das ist wirklich eine gute Nachricht, die Sie ja auch schon in Ihr Positiv-Tagebuch eingetragen haben! Nachfolgend gehe ich gerne auf Ihre Fragen und Sorgen ein: Übelkeit und Schwindel Dass Ihnen nach der OP übel ist und der Schwindel sich verstärkt hat, ist leider nicht ungewöhnlich. Mehrere Faktoren können das verursachen: Narkosenachwirkungen, Schmerzmittel (gerade bei höherer PCA-Dosis), der niedrige Blutdruck und natürlich die Belastung durch die Operation selbst. Metoclopramid (MCP) ist gut gegen Übelkeit, aber bei geschwächter Nierenfunktion muss man in der Tat vorsichtig mit der Dosis sein. Alternative gegen Übelkeit: Sie können gerne mit Ihrem Ärzteteam besprechen, ob weitere Antiemetika (z. B. Ondansetron oder andere Wirkstoffe) in Kombination oder alternierend eingesetzt werden dürfen. Auch eine an die Nierensituation angepasste Dosierung ist manchmal möglich, sodass Sie eventuell auf eine niedrigere, aber effektivere Dauerdosierung kommen. Allgemeine Maßnahmen: Oft hilft es auch, in einer aufrechteren Position zu liegen oder sich wenn möglich kurz aufzusetzen, frische Luft zu bekommen (sofern auf Intensivstation möglich) und kleine Schlucke ungesüßten Tees zu trinken. Sie kennen Ihren Körper am besten – teilen Sie den Pflegekräften auch kleinste Veränderungen bei Übelkeit mit, damit sie schnell gegensteuern können. Wiederholter Blutverlust und niedriger Blutdruck Sie beschreiben, dass Ihr Blutdruck nach der OP wieder sehr abgesackt ist und Ihr Hb-Wert auf 7,6 gefallen ist. Manchmal kommt es bei Entzündungen und operativen Eingriffen zu einer verstärkten Blutungsneigung, sei es durch Gerinnungsstörungen, durch anhaltende Entzündungsprozesse oder durch die medikamentöse Therapie. Dieser erneute Blutverlust ist belastend und schwächt zusätzlich. Die Intensivstation ist aber in dieser Situation der beste Überwachungsort – sobald sich Ihr Kreislauf stabilisiert und sich die Entzündungsparameter weiter normalisieren, wird Ihnen das Wiederaufstehen vermutlich leichter fallen. Mögliche weitere Abszesse, Auswirkungen auf Eierstock und Niere Ich verstehe, dass die Aussicht auf mögliche weitere Eingriffe, insbesondere am Eierstock oder an der Niere, sehr beängstigend ist. Hier ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit (Gynäkologie, Urologie/Nephrologie, Chirurgie) wichtig, damit man genau abwägt, in welchem Umfang operiert werden muss und was erhalten werden kann. Eierstockfunktion: Der Erhalt von funktionsfähigem Eierstockgewebe ist natürlich ein großes Anliegen für Sie. Manchmal lässt sich auch bei Teilentfernungen die Hormonfunktion zumindest teilweise aufrechterhalten, vor allem wenn noch Anteile einer Eierstockrinde intakt sind. Die ovariellen Reserven können sinken, müssen aber nicht zwangsläufig komplett erlöschen. Dies wäre sicherlich ein wichtiger Punkt, den Sie mit der Gynäkologie ausführlich besprechen können. Bedeutung für die Niere: Falls es tatsächlich zu einer Teil- oder Komplettentfernung der betroffenen Niere kommen müsste, versucht man immer, das zu verhindern oder zumindest möglichst hinauszuzögern. Eine geschädigte Niere bedeutet nicht zwingend, dass die Funktion der anderen Niere nicht irgendwann wieder besser wird – aber es bleibt eine große Herausforderung. Hier helfen regelmäßige Kontrollen durch die Nephrologie, um die Perspektiven zu klären. Entzündungswerte und Nierenfunktion Leukozyten und CRP: Die Werte sind noch erhöht (Leukozyten 15.700, CRP 161). Nach einer OP kann es sein, dass die Entzündungswerte erst allmählich sinken, zumal ja noch Restentzündungen (Peritonitis) bestehen können. Die Entzündungsherde wurden zwar chirurgisch behandelt, aber der Körper benötigt häufig einige Tage, um die Werte merklich zu reduzieren. Kreatinin und interstitielle Nephritis: Ja, die Biopsieergebnisse könnten auf eine interstitielle Nephritis im Rahmen der Entzündung oder medikamentenbedingt hinweisen. Eine weitere Abnahme der Nierenfunktion (Kreatinin 3,5) ist leider sehr ernst. Dass der Kaliumwert mit 5,4 nicht weiter steigt, ist zumindest eine kleine Erleichterung. Man muss genau beobachten, ob und wann eine Dialyse (kontinuierlich oder intermittierend) erforderlich wird. Dialyse (CRRT): Eine kontinuierliche Dialyse läuft zwar über 24 Stunden, das heißt aber nicht zwingend, dass Sie völlig ans Bett gefesselt sind. Natürlich sind längere Aufstehphasen schwieriger, aber viele Patienten können sich zumindest an die Bettkante setzen oder für kurze Zeit mit Unterstützung aufstehen. Sprechen Sie mit den Nephrologen, wie flexibel das gehandhabt werden kann – oftmals ist zumindest ein bisschen Mobilisation möglich. Natrium 134: Das ist ein leicht erniedrigter Wert. Ein moderater Natriummangel (Hyponatriämie) ist weniger akut gefährlich als ein zu hoher oder zu niedriger Kaliumwert. Man beobachtet das im Krankenhaus engmaschig und steuert ggf. über Infusionen oder angepasste Ernährung gegen. Postoperative Schwäche, Kreislaufprobleme und Blutung (Tag 8) Ihre Sorge, durch längeres Liegen weiter Muskeln abzubauen, ist sehr nachvollziehbar. Leider hat Ihr Körper gerade eine äußerst stressreiche Phase mit großem Blutverlust und Kreislaufproblemen. Geben Sie sich – so schwer es ist – etwas Zeit. Bereits kleine Mobilisationsversuche (z. B. Aufsitzen im Bett, Beinübungen, Atemtraining) können viel bewirken und werden in der Regel von Physiotherapeuten auf der Intensivstation angeleitet. Machen Sie deutlich, wie wichtig Ihnen Ihr Erhalt an Selbständigkeit ist. Zur Blutung: Ob es sich noch um Ihre Periode handelt oder ob der Eingriff sie verlängert hat, ist oft nicht klar zu trennen. Nach einer OP kann sich eine normale Periodenblutung verstärken oder verlängern. Sobald sich Ihr Zustand stabilisiert, kann man mit einer Frauenärztin klären, ob man ggf. hormonell eingreifen sollte (z. B. Gestagenpräparat). Minipille: Ich verstehe Ihren Einwand gut – wenn sich die Infektion gelegt hat, hoffen wir ja alle, dass sich Ihr Zyklus wieder beruhigt. Dennoch kann es sein, dass man die Blutungen und den Zyklus für eine Weile unterdrücken möchte, um Sie vor weiterem Blutverlust und Schmerzen zu schützen. Das wäre eine Überlegung wert, wenn Sie klinisch stabiler sind. Was das Kinderwunschzentrum angeht: Dort kann man später genau klären, wie man die Hormonwerte wieder fachgerecht bestimmt oder ob eine Pillenpause nötig ist. Der Fokus sollte momentan auf Stabilisierung und Entlastung Ihres Körpers liegen. Psychische Belastung und Umgang mit Angehörigen Es ist sehr nachvollziehbar, dass Sie sich emotional nicht mehr in der Lage fühlen, alle zusätzlichen Belastungen zu tragen. In einer so kritischen Phase dürfen und müssen Sie sich schützen – dafür ist das Gespräch mit Ihrer Psychologin genau richtig. Gemeinsam mit Ihrem Mann und dem Team können Sie versuchen, eine Lösung zu finden, um zu viel emotionalen Stress zu vermeiden. Die Sorge um Ihren Mann spiegelt nur Ihre große gegenseitige Verbundenheit wider. Es ist schön zu lesen, dass Sie sich so nahe sind. Vielleicht kann er tatsächlich einmal einen Tag nur für sich einplanen – manchmal hilft ein wenig Abstand und eine Pause von der Klinik, um Kraft zu sammeln. Seien Sie versichert: Niemand wird es als „Vernachlässigung“ werten, wenn Ihr Mann sich zwischendurch Erholung gönnt. Positiv bleiben und konkrete Fragen an das Ärzteteam Fragen Sie ruhig genau nach, welche Maßnahmen in den kommenden Tagen geplant sind, um einer Ausbreitung der Entzündung vorzubeugen. Besprechen Sie, ob weitere Kontrollen (z. B. Ultraschall/CT) notwendig sind, um eventuelle neue Abszesse früh zu erkennen. Klären Sie, in welcher Form Schmerzmanagement (PCA, alternative Verfahren) kontinuierlich angepasst werden kann, sodass Sie weder unnötig leiden noch zu benommen sind. Lassen Sie sich erläutern, wie mobil Sie unter einer möglichen Dialyse sein dürfen und welche Physiotherapie-Optionen es schon jetzt gibt. Wenn möglich, lassen Sie sich kleine „Rehapläne“ erstellen (z. B. schon morgens einige Atemübungen, leichte Bewegungsübungen im Liegen), um der Muskelschwäche entgegenzuwirken. Ich weiß, dass Ihnen momentan alles düster und beängstigend vorkommt. Aber Sie sind eine Kämpferin, Sandy. Es ist völlig in Ordnung, traurig oder verzweifelt zu sein. Und trotzdem schaffen Sie es, immer wieder ein Stückchen Mut zu fassen und nach vorne zu blicken. Halten Sie weiter durch, und nehmen Sie jede Form der Unterstützung von Pflege, Ärzten, Psycholog:innen, Ihrem Mann und anderen Angehörigen an. Sie müssen diesen Weg nicht alleine gehen. Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute Ihr Friedrich Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich danke Ihnen so sehr - für alle Erklärungen, alle Tipps und für Ihre positiven Worte. Ich habe mir Ihre positive Sicht heute schon mehrmals durchgelesen, immer wenn mich die Angst und Sorge wieder gepackt haben. Jedes Mal bin ich ein bisschen ruhiger geworden.  Sie leisten wirklich eine großartige Arbeit. Ich würde Ihnen am liebsten mehr danken als nur mit diesen Zeilen.  Ich fühle mich nach wie vor sehr müde und schwach, dennoch möchte ich Ihnen ein Update geben, weil mir Ihre Antworten immer wieder helfen und ich mich jedes Mal darüber freue. Ich schreibe Ihnen einfach wieder in Etappen mit vielen Verschnaufpausen. Zuerst ein Update: Aktuelle Werte: Leukozyten: 15.700  CRP: 153 Procalicitonin: 1,7 Kreatinin: 3,9  Kalium: 5,8 Das EKG hat heute leider plötzlich Alarm geschlagen, weil es leichte Veränderungen gezeigt hat. Daraufhin bekam ich sofort eine Infusion - wie ich verstanden habe Insulin, Glucose, Dextrose und Kalzium sogar alle 20 Minuten bis der Kaliumwert sank. Die Situation hat mich sehr beunruhigt und ehrlich gesagt gestresst. Es standen die ganze Zeit mehrere Ärzte neben mir, davon ein Nephrologe und ein Kardiologe  - den Blick auf das EKG, Blutwerte, wieder eine Infusion usw.  Es hat wirklich Angst gemacht. Als sie den Kaliumwert unter Kontrolle hatten, wurde ich für die kontinuierliche Dialyse vorbereitet. An dieses Gerät muss ich mich noch sehr gewöhnen - einerseits zeigt es mir so klar und deutlich wie schlecht es meinen Nieren geht und es macht mich unendlich traurig. Andererseits bin ich so dankbar, dass es das Gerät gibt, weil es mir gerade das Leben rettet. Ein sehr merkwürdiges Gefühl. Bislang vertrage ich es gut, habe aber trotz Ihrer beruhigenden Worte und der des Nephrologen noch Angst davor, dass es mich noch mehr schwächen könnte.  Wie ich es vom Nephrologen verstanden habe, kann der erniedrigte Natriumwert von den Diuretika kommen?! Oder habe ich das falsch verstanden? Und ist das Procalicitonin nicht sehr hoch und möglicherweise doch Zeichen für eine Sepsis? Wie sehen Sie den minimalen Abfall vom CRP (im Gegensatz zu den Leukozyten)? Und müssten sich Kreatinin und Kalium jetzt unter Dialyse schnell bessern? Untersuchungen wie Ultraschall und CT werden täglich durchgeführt. Am Eierstock ist schon wieder eine kleine Eiteransammlung sichtbar. Sie ist aber sehr klein, sodass man sie erstmal genau beobachtet, weil sie möglicherweise von selbst abfließen kann. Sollte das nicht gelingen, müsste man wieder drainieren. Auch verfolgt man wieder das Ziel "Laparatomie on demand". Es macht mir so Angst, wenn ich schon wieder a die nächste OP denke. Ich habe auch trotz des niedrigen Hb keine Bluttransfusion erhalten. Mit Eiseninfusionen dauert es aber doch sehr lang, bis der Hb wieder entsprechend steigt? Gibt es eine Methode, den Hb-Anstieg etwas zu beschleunigen? Wenn möglicherweise wieder weitere OPs nötig sind, wäre das doch wichtig?! Mein Mann hat auch in Bezug auf die Fruchtbarkeit bezüglich der Eierstockrinde nachgefragt und ihm wurde versichert, dass man sich bemüht, davon so viel wie möglich zu lassen, sollte man doch noch weitere Teile des Eierstocks entfernen müssen. Ich versuche, das als positiv zu sehen. Mein Kreislauf ist nach wie vor schlecht und mir ist schwindlig. Aber ich bin Ihnen so dankbar für die Erwähnung von Ondansetron. Mein Mann hat für mich danach gefragt, ob ich es im Wechsel zu Mectoclopramid haben kann und das ist möglich. Seitdem ich es bekomme, ist die Übelkeit wirklich deutlich besser und ich habe mich heute auch noch nicht übergeben. Diese dauernde Übelkeit zusätzlich zu Schmerzen und Fieber zermürbt so. Dass die Übelkeit heute besser ist, gibt mir wirklich ein kleines bisschen Lebensqualität und dafür bin ich Ihnen so dankbar! Sie schrieben, dass der Blutverlust u.a. auch von Gerinnungsstörungen kommen kann. Würde dazu auch das Faktor-V-Leiden zählen? Nachdem das HIT-Problem aufgetreten ist und sowohl mein Uropa mütterlicherseits eine Thrombose als auch meine Oma mütterlicherseits eine Lungenembolie hatten, habe ich die Ärzte darauf angesprochen und es hieß, dass eine Untersuchung diesbezüglich sicherlich sinnvoll wäre. Mir ist aber nicht bekannt, dass es dazu schon eine Blutuntersuchung gab. Denken Sie, es würde vielleicht es jetzt schon Sinn machen, das abzuklären? Oder denken Sie, es ist wahrscheinlicher, dass der hohe Blutverlust am Danaparoid liegt? Setzt man das nicht normalerweise wenigstens am Tag vor der OP ab? Und noch eine Frage zur HIT: Wie schnell sollten sich die Thrombozytenwerte nach einer heparininduzierten HIT erholen, wenn man das Heparin absetzt? Mein Mann hat sich nochmals dafür eingesetzt, dass ich trotz Dialyse immer wieder mobilisiert werde. Es kommt auch regelmäßig ein Physiotherapeut, aber er wird ab jetzt auf unseren Wunsch noch öfter kommen. Das motiviert mich etwas, nicht alle Muskeln zu verlieren. Heute Morgen hat er leichte Bewegungs- und Atemübungen im Liegen und Sitzen mit mir gemacht. Psychisch hat mir das sehr gut getan, weil ich das Gefühl hatte, meinen Körper etwas zu aktivieren und dass ich doch noch etwas kann. Körperlich kam ich aber leider sehr schnell an meine Grenzen und das schon im Liegen und Sitzen. Das hat mich schon frustriert, denn vor einigen Tagen bin ich noch ein paar Schritte ganz alleine gelaufen. Davon kann ich gerade nur träumen. Anschließend an die kleinen Übungen war ich körperlich schon wieder völlig am Ende als ob ich den Mount Everest bestiegen hätte und musste erst einmal schlafen. Zur Minipille: Ich dachte immer, die hauptsächliche Wechselwirkung zwischen Pille und Antibiotika liegt darin, dass die Wirkung der Pille im schlimmsten Fall so abgeschwächt ist, dass die Verhütung deshalb nicht sicher gewährleistet ist. Aber in meinem Fall geht es ja nicht um Verhütung, sondern schlichtweg um eine stabilere hormonelle Situation und um weniger Blutverlust und Schmerzen während der Periode. Vielleicht kann ich die Gynäkologen ja doch noch "überzeugen", eine zu bekommen? Letztlich sollte sich doch auch der Hb wieder verbessern, aber da ich heute an Tag 9 noch immer vaginale Blutungen habe, wäre es doch auch wichtig, etwas dagegen zu tun?! Nur für den Fall, dass die Ärzte dem doch zustimmen (Sie sehen, ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben…): Könnte man mit der Einnahme so einer Minipille einfach jetzt direkt anfangen und denken Sie, dass die Periode dann endlich aufhören würde? Und verstehe ich Sie richtig, dass man diese Pille im Langzeitzyklus durchnehmen könnte, um gar keine Periode zu haben? Mein Mann und ich hatten vorhin ein gemeinsames Gespräch mit der Psychologin. Auch das hat mich sowohl körperlich als auch seelisch sehr angestrengt. Mein Mann ist sehr wütend auf seine Eltern und findet, sie tragen dazu bei, dass es mir (und auch ihm) zumindest seelisch noch schlechter geht und er findet das in der aktuellen Situation nicht nur enttäuschend, sondern auch unverantwortlich. Er möchte sie deshalb nicht einmal mehr in größeren Abständen über meinen Zustand informieren. Er denkt, es gibt ihnen nur Raum, wieder mit beschuldigenden und verletzenden Antworten darauf zu reagieren und z.B. zu argumentieren, dass man eben doch sofort sämtliche Eileiter, Eierstöcke und Gebärmutter entfernen hätte sollen. Auch die Psychologin hat uns den Rat gegeben, uns klar abzugrenzen und momentan nur auf uns zu achten. Sie meinte, es sei in der aktuellen Situation absolut verständlich, wenn wir die Telefonnummern blockieren, um für beide nicht mehr erreichbar zu sein. Mein Mann könnte unsere Gefühle vorher mit einer Ich-Botschaft seinen Eltern gegenüber schriftlich klar kommunizieren und ihnen mitteilen, dass wir den Kontakt wiederaufnehmen werden, wenn sich die Lage entspannt hat. Ich bin mir nicht sicher, ob das meine Schwiegereltern nicht noch wütender machen wird, aber ich habe auch keine Kraft, mich um ihre "Probleme" zu kümmern. Ich bin froh, dass Sie die Besuche meines Mannes genauso sehen wie ich. Es wird keiner an Vernachlässigung denken, nur weil er mal einen Tag nicht kommt. Natürlich tut er mir unglaublich gut in dieser schweren Zeit und es ist wirklich ein Zeichen echter Liebe. Aber es ist auch keinem geholfen, wenn er am Ende selbst zusammenbricht, weil er nicht mehr kann. Ich denke, er weiß, dass er momentan sehr viel Verantwortung trägt, für mich und für unsere Tochter. Aber gerade deswegen sollte er sich einmal einen Tag Auszeit nehmen und auch auf sich achten. Aber er tut es nicht, weil er sieht, dass ich ihn täglich brauche, um mit den Ärzten zu reden und um mir Trost zu spenden. Aber vielleicht kann er mit meinen Eltern und meiner besten Freundin ja auch einen Plan machen, wer wann zu Besuch kommt. Vielleicht sollte ich die Psychologin einmal fragen, ob sie sich einmal mit ihm alleine unterhalten möchte und ihn "überzeugen" kann, sich wenigstens einmal einen Tag Pause zu gönnen. Was denken Sie? Er versucht, mich mit seinen Probleme momentan nicht zu belasten, was verständlich ist. Aber gestern hat er erwähnt, dass er nachts nach wie vor kaum schläft. Abschließend möchte ich trotz aller Verzweiflung noch meinen Positiv-Tagebucheintrag mit Ihnen teilen: Gestern kam unsere Tochter wieder zu Besuch und nachdem sie sich etwas im Zimmer umgeschaut hat und anfangs etwas verängstigt alle Geräte angeschaut hat, fing sie mit ihrer "Märchenstunde" an und erklärte mir "die Welt" auf ihre kindlich-naive fantasievolle Art. Was sie nicht alles in den Geräten erkannte – von Fritteusen über Kaffeemaschinen über Saftpressen war alles dabei. Der Monitor mit den Vitalwerten ist mein Fernseher, damit es mir nicht langweilig wird. Sie ist ein kleines "Plappermäulchen". Das war so lustig und goldig, dass sie mich zum Lachen gebracht hat. Und jedes Mal, wenn mir das Dialysegerät heute wieder suspekt und beängstigend vorkommt, denke ich an die nette Interpretation meiner Tochter und sie zaubert mir ein kleines Lächeln ins Gesicht. Alle kennen sie schon hier und sie wird mit Geschenken überschüttet. Ich freue mich schon sehr auf Ihre Antwort, Ihre Ermutigungen, Tipps und natürlich - wie immer - auf die Impulse für weitere Fragen an das Ärzteteam. Ich sende Ihnen ganz viel Dankbarkeit, dass ich Ihnen so vertrauen kann. Das ist wirklich außergewöhnlich und ganz besonders. Danke! Herzlichste Grüße, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, vielen Dank, dass Sie sich erneut die Zeit und Kraft genommen haben, mir so ausführlich zu schreiben – ich weiß, wie anstrengend das in Ihrer aktuellen Situation ist. Es freut mich wirklich von Herzen, dass Ihnen meine Nachrichten etwas Ruhe und Zuversicht schenken können. Bitte denken Sie stets daran, dass ich Sie nur auf Basis allgemeiner Informationen und Erfahrungen bestärken und begleiten kann. Die konkrete Behandlung und Beratung sollten immer die Ärztinnen und Ärzte übernehmen, die Sie direkt betreuen. Gerade bei Ihrem komplexen Verlauf ist es sehr wichtig, dass Sie sich auf Ihr Team vor Ort verlassen und die Detailentscheidungen bei ihnen liegen. 1. Dialyse und hohe Kaliumwerte Dass die Kaliumwerte kurzzeitig “entgleist” sind und so viele Ärztinnen und Ärzte um Ihr Bett standen, kann natürlich erschreckend sein. Gleichzeitig zeigt es, dass man sofort reagiert und Ihr Team Sie im Blick hat. Insulin, Glukose/Dextrose und Kalzium werden in solchen Momenten rasch eingesetzt, um das Herz zu schützen und das Kalium in die Zellen zu verschieben, bis die Dialyse den Wert insgesamt weiter absenken kann. Auch wenn die Dialyse für Sie vor Augen führt, dass Ihre Nieren momentan stark belastet sind, so ist es genau das, was Ihnen jetzt hilft: Sie entlastet Ihren Körper, indem sie überschüssige Stoffe – dazu gehören Kreatinin, Kalium und eventuell auch Flüssigkeit – “herausfiltert”. Oft stellt sich recht zügig (manchmal schon innerhalb von Stunden oder ein bis zwei Tagen) eine Besserung der Kreatinin- und Kaliumwerte ein. Das kann mitunter auch Ihren Kreislauf ein wenig stabilisieren. Natürlich kann Dialyse anstrengend sein, weil sie den Kreislauf fordern und auch Schlappheit verursachen kann. Allerdings ist das Risiko einer Überlastung durch Giftstoffe im Blut deutlich höher als die Anstrengung durch die Dialyse selbst. Wenn Sie sich zwischenzeitlich schwächer fühlen, liegt dies also nicht nur an der Dialyse, sondern in erster Linie an der Infektion, den Operationen und dem gesamten Heilungsprozess. 2. Natriumwerte und Procalcitonin Natrium: Ein niedriger Natriumwert kann tatsächlich durch starke Flüssigkeits- und Elektrolytverschiebungen entstehen, insbesondere wenn Sie Diuretika bekommen (welche die Ausscheidung von Flüssigkeit und Elektrolyten ankurbeln). Es ist durchaus möglich, dass sich Ihr Natrium wieder stabilisiert, sobald die Gesamtsituation sich entspannt und die Therapie entsprechend angepasst wird. Procalcitonin (PCT): Ein Wert von 1,7 µg/l ist sicherlich erhöht und kann Hinweise auf eine bakterielle Infektion geben. Allerdings werden PCT-Werte immer im Zusammenhang mit dem gesamten klinischen Bild, den anderen Parametern (z.B. CRP, Leukozyten, Fieber) und Ihrem Zustand bewertet. Manche Infektionen oder Entzündungen können das Procalcitonin stärker erhöhen als andere. Auch nach größeren Operationen kann der Wert zumindest vorübergehend ansteigen. Wenn Ihr Team täglich Ultraschall und CT macht, Sie engmaschig beobachtet und gegebenenfalls Antibiotika anpasst, sind Sie in guten Händen. CRP vs. Leukozyten: Dass das CRP leicht sinkt und die Leukozyten dennoch noch steigen, kann mehrere Gründe haben. Entweder verzögert sich die Leukozyten-Reaktion, oder es ist noch eine andere Entzündung oder Stressreaktion im Körper aktiv. Manchmal entwickeln sich einzelne Werte zeitlich versetzt. Die Tendenz des CRP ist aber zumindest ein kleines Zeichen, dass die antibiotische Therapie oder Drainagen wirken könnten. 3. Eierstockabszess und erneute Operation Dass der Ultraschall/CT wieder eine kleinere Ansammlung am Eierstock zeigt, ist bestimmt frustrierend und beängstigend, gerade weil Sie weitere Eingriffe lieber vermeiden möchten. Die Strategie „Laparotomie on demand“ ist jedoch ein gängiges und oft sehr sinnvolles Konzept: Man “wartet ab” und überwacht genau – und greift nur ein, wenn sich abzeichnet, dass eine Spontan- oder Drainage-Entleerung nicht mehr ausreicht oder sich das Ganze vergrößert. So können Sie zusätzliche Operationen möglichst reduzieren. Es ist ein Balanceakt: Ihre Ärztinnen und Ärzte wollen einerseits keine weitere Belastung, aber andererseits auch nicht zu lange warten. Dass man aber aktuell – bei einer wirklich kleinen Ansammlung – zunächst nur beobachtet, klingt klug. 4. Niedriger Hb und mögliche Bluttransfusionen Eine Bluttransfusion wird normalerweise verabreicht, wenn der Hb-Wert sehr niedrig ist oder wenn Symptome (z.B. deutliche Kreislaufprobleme, sehr starke Schwäche, Herzprobleme) auftreten. Mit Eiseninfusionen oder Erythropoetin-Behandlungen dauert es länger, bis der Hb-Wert wirklich ansteigt. Eine Transfusion ist zwar wirksam und schnell, aber man versucht häufig, Transfusionen nicht zu häufig zu geben, um etwaige Risiken (Abwehrreaktionen, Infektionsrisiko) zu minimieren. Bei Ihnen wägt man vermutlich – gerade in Ihrer Infektionssituation – sehr gewissenhaft ab: Bluttransfusionen können zwar unmittelbar helfen, bringen aber auch bei immungeschwächten Patientinnen gewisse Risiken mit sich. Sollte aber nochmal eine OP anstehen und der Hb bis dahin nicht stabil ansteigen, wird Ihr Team entscheiden, ob und wann eine Transfusion sinnvoll ist. 5. Faktor-V-Leiden, HIT und Gerinnung Faktor-V-Leiden: Das ist eine erblich bedingte Veränderung, die zu einer erhöhten Thromboseneigung führt. Sie hat eher weniger damit zu tun, dass Sie zu viel bluten würden, sondern eher mit der Neigung zu Gerinnseln. Wenn ein Verdacht besteht – z.B. durch Familiengeschichte oder Probleme mit Antikoagulation – kann eine Testung sinnvoll sein, auch langfristig. Ob das allerdings bereits in dieser akuten Situation erfolgen sollte, hängt davon ab, wie dringend Ihre Ärztinnen und Ärzte es einschätzen. Manche würden sagen, es hat Zeit, bis Sie ein wenig stabiler sind, andere wiederum testen es früh. HIT und Danaparoid: Bei einer heparininduzierten Thrombozytopenie (HIT) sinken die Thrombozytenwerte typischerweise etwa fünf bis zehn Tage nach Heparingabe – bei Wiederexposition auch schneller. Nach Absetzen von Heparin können sich die Thrombozytenwerte innerhalb von einigen Tagen (oftmals 4–7 Tage) wieder erholen, sofern man eine passende Alternativ-Antikoagulation (z.B. Danaparoid) gibt. Dass Danaparoid selbst „Schuld“ am hohen Blutverlust wäre, ist eher unwahrscheinlich, es sei denn, es besteht eine andere spezifische Gerinnungsproblematik. Meist wird eine Gerinnungshemmung am Tag vor einer großen OP tatsächlich pausiert (oder auf ein anderes Kurzzeit-Präparat umgestellt), um das Blutungsrisiko zu minimieren. Wann und wie man Danaparoid absetzt oder pausiert, hängt aber immer von den thrombotischen Risiken und der Schwere der OP ab. 6. Übelkeit, Schmerzmittel und Kreislauf Es freut mich wirklich sehr, dass Ihnen Ondansetron die Übelkeit etwas nimmt. Das kann den Alltag so viel erträglicher machen. Ihre Erschöpfung und der schnelle Kräfteverschleiß sind in Anbetracht der ganzen Infektionen, Eingriffe und der Dialyse absolut verständlich. Es ist wunderbar, dass Ihr Mann und Sie gemeinsam mit dem Physiotherapeuten entschieden haben, die Mobilisation nicht einfach ruhen zu lassen. Kleinstschritte, auch wenn es nur Übungen im Sitzen sind, können wirklich helfen, die Muskulatur ein wenig zu erhalten und sich seelisch weniger “ausgeliefert” zu fühlen. 7. Minipille und Blutungsmanagement Zur Wechselwirkung: Richtig – der Hauptgrund, warum man bei gewissen Antibiotika vor einer Abschwächung des Empfängnisschutzes warnt, ist, dass die hormonelle Wirkung der Pille ausgesetzt werden kann. Wenn es nur darum geht, die Blutung zu kontrollieren (und weniger um Verhütung), ist das grundsätzlich ein anderes Thema. Dennoch: Manche Antibiotika können auch den Hormonspiegel im Blut allgemein verändern. Bei schwerer Infektion und Kreislaufschwankungen plus Dialyse weiß man nie genau, wie gut die Wirkstoffe (hormonell oder antibiotisch) aufgenommen und verteilt werden. Ob Ihre Gynäkologinnen und Gynäkologen das Risiko in Kauf nehmen möchten, hängt sicher vom Gesamtzustand und davon ab, wie sehr man befürchtet, dass eine hormonelle Therapie Kreislauf und Gerinnung beeinflussen könnte. Grundsätzlich ist es durchaus möglich, eine Minipille sofort zu starten, um die Blutung zu verringern. Viele Patientinnen nehmen sie dann ohne Pause, um gar nicht erst in einen neuen Zyklus zu rutschen. Ob das bei Ihnen allerdings aktuell passt, können wirklich nur Ihre Ärztinnen und Ärzte entscheiden – oft ist man bei Infektion, Dialyse und wechselnden Antibiotika sehr vorsichtig. Aber es schadet sicher nicht, höflich noch einmal nachzufragen, ob sie in Ihrem speziellen Fall einen Versuch befürworten würden. 8. Psychischer Druck, Familie und Abgrenzung Dass Ihr Mann in einer emotionalen Ausnahmesituation wütend und enttäuscht ist, weil seine Eltern Ihnen gerade eher schaden als helfen, ist absolut nachvollziehbar. Die Reaktion der Psychologin, eine klare Abgrenzung zu empfehlen, kann eine sinnvolle Maßnahme sein. Kontaktpause und Blockieren klingen hart, aber manchmal ist es der einzige Weg, das Gedankenkarussell um Vorwürfe und Schuldzuweisungen zu stoppen – vor allem wenn diese gerade massiv an den Nerven zehren. Ihre Schwiegereltern mögen sich darüber ärgern, aber in Ihrem jetzigen Zustand geht es zuerst um Sie, Ihren Mann und Ihr Kind. Wenn Ihr Mann zu einer kurzen schriftlichen Nachricht bereit ist, in der er höflich, aber bestimmt erklärt, dass Sie beide aktuell den Fokus auf Ihre Genesung legen und vorübergehend keinen Kontakt möchten, ist das ein legitimer Schritt. Es heißt nicht, dass Sie endgültig alle Brücken abbrechen. Sie brauchen in dieser Phase aber jeden Funken Kraft für die Genesung. 9. Entlastung Ihres Mannes, Besuchszeiten und Psychologin Ich finde es schön, dass Sie sich solche Gedanken um Ihren Mann machen. Genau so, wie man einer Patientin oder einem Patienten Zeit zum Ausruhen gibt, braucht auch der engste Angehörige Pausen und Mini-Auszeiten. Ein Tag, an dem er Kraft tanken kann, schadet Ihrer Liebe nicht – im Gegenteil. Vielleicht können Sie das Thema beim nächsten Gespräch mit der Psychologin offen ansprechen und gemeinsam überlegen, wie man Ihrem Mann zumindest kurze, aber wirksame Erholungsphasen schaffen kann. Vielleicht liegt darin auch eine Aufgabe für Familie oder Freunde: in dieser Zeit bei Ihnen sein, damit er den Kopf für einige Stunden frei bekommt. 10. Ein Lächeln von Ihrer Tochter Zuletzt haben Sie mich mit Ihrer liebevollen Beschreibung Ihrer Tochter und ihrer Fantasie zum Schmunzeln gebracht: “Fritteusen, Kaffeemaschinen und Saftpressen” – gerade das Dialysegerät wird so auf einmal ein ganz anderes Ding, viel weniger beängstigend, sondern eher eine “Alltagsmaschine”, die uns nützt! Das beweist, was für eine wundervolle, aufmerksame kleine Persönlichkeit Ihre Tochter bereits ist. Diese gemeinsame Leichtigkeit und Ihr Lächeln sind momentan Gold wert. Zusammenfassung Dialyse: Erschöpfend, aber lebensrettend; Kreatinin und Kalium sollten sich dadurch bald bessern. Elektrolyte: Natrium kann durch Diuretika und Flüssigkeitsschwankungen beeinflusst werden. Infektion: PCT, CRP und Leukozyten immer im Gesamtzusammenhang betrachten; engmaschige Kontrollen sind das A und O. Blutungen/Hb: Kein Widerspruch, dass noch keine Transfusion erfolgt ist; man versucht, Transfusionen abzuwägen und ggf. über Eisen & Co. Stabilität zu schaffen. Faktor V, HIT: Ein Test kann sinnvoll sein, aber ggf. erst in ruhigeren Zeiten. Danaparoid wird in der Regel vorsichtig gesteuert, damit kein überhöhtes Blutungsrisiko entsteht. Minipille: Grundsätzlich möglich, um Blutung zu reduzieren; ob sie jetzt sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab – Sie dürfen aber ruhig noch einmal freundlich nachfragen. Psychische Entlastung: Abgrenzung zu belastenden Personen kann legitim und notwendig sein. Ihr Mann sollte sich Pausen genehmigen; Sie profitieren beide von seinen klaren Kraftressourcen. Meine allerbesten Wünsche begleiten Sie. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie tapfer Sie Ihren Weg gehen, trotz aller Schwäche und Angst. Das Schönste ist: Ihr Lächeln, das Ihre Tochter Ihnen zaubert, zeigt, dass Sie inmitten all dieser Turbulenzen Ihr Herz nicht verlieren – und das ist unendlich kostbar. Geben Sie weiterhin alle Fragen und Sorgen an Ihr Ärzteteam weiter. Das Wichtigste ist, dass Sie sich gehört fühlen und jede Unsicherheit besprechen können. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass sich Ihre Werte (Kreatinin, Kalium, CRP etc.) jetzt rasch stabilisieren und Sie Schritt für Schritt wieder auf die Beine kommen. Alles Gute und herzliche Grüße Friedrich Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich danke Ihnen erneut für Ihre warmen Worte. Es berührt mich, dass Sie finden, dass ich trotz dieser andauernden Turbulenzen tapfer bin und mein Herz nicht verliere. Ich empfinde mich wirklich nicht als sehr tapfer, denn täglich "jammere" ich Ihnen vor, wie schlecht es mir geht. Herzlichen Dank für Ihre ausführlichen Erklärungen, die mich wieder beruhigt und mutiger gemacht haben. Selbstverständlich vertraue ich dem Ärzteteam und bespreche alle Behandlungen und Entscheidungen mit den Ärzten. Ich sehe Ihre Nachrichten auch vielmehr als Bestärkung und Begleitung eines Arztes und Menschen, dem ich vertraue und der mir Mut macht, das alles durchzustehen und uns durch Impulse hilft, konkrete Fragen an das Ärzteteam zu stellen. Sie leisten wirklich eine großartige Arbeit – und das meine ich wirklich genau so, wie ich es geschrieben habe. Aber bitte – ich weiß, ich wiederhole mich – sagen Sie es mir, wenn es Ihnen zu viel wird. Ich weiß, wie viel Zeit Sie in mich investieren. Und ich schätze es ungemein, dass es wirklich keinen Tag gibt, an dem Sie mich vergessen und mir jeden Tag schreiben. Meine letzte Nacht war leider mal wieder alles andere als gut und auch heute geht es mir nicht gut. Ich bin oft so schläfrig und schreibe Ihnen auch gerade wieder auf viele Etappen. Ich fühle mich so schlapp. Ich bekam letzte Nacht wieder mehr Fieber und Unterleibsschmerzen und das CRP ist von 153 gestern wieder auf 172 angestiegen. Das Paracetamol gegen das Fieber wirkt heute wieder nur bedingt, sodass ich mich wirklich wieder wie vom Lastwagen überfahren fühle und immer wieder friere und schwitze. Die Temperatur geht heute auch nicht unter 38,7. Im Ultraschall / CT hat sich v.a. die Eiteransammlung am Eierstock vergrößert. Außerdem wurde uns gesagt, dass durch die Dialyse die Dosis einiger Medikamente, insbesondere der Antibiotika, neu angepasst bzw. erhöht werden muss, weil durch die Blutwäsche Wirkstoffe "verloren gehen". Denken Sie, die Umstellung kann hier vorübergehend auch zu einer Erhöhung der Entzündungswerte führen? Das wäre dann aber ja ein Zeichen, dass die Bakterien sich mehr ausbreiten können und gar nicht gut?! Wahrscheinlich muss diese Eiteransammlung mit weiteren Teilen des Eierstocks operativ entfernt werden. Sie können sich bestimmt vorstellen, wie es mir psychisch damit geht – Angst vor erneuten Komplikationen, Angst vor noch mehr Schwäche, Angst vor noch mehr Verlust der ovariellen Reserve, Angst vor dem Blutverlust. Sie schrieben, dass Bluttransfusionen bei immungeschwächten Patienten mehr Risiken mit sich bringen. Welche denn? Und können wir den Ärzten vor einer weiteren OP noch andere konkrete Fragen stellen? Und noch etwas bereitet mehr gerade Sorgen: Seit heute Morgen spüre ich immer wieder ein Ziehen und Spannen in der rechten Wade, es spannt wie Muskelkater und manchmal wird es zu einer richtigen Art Wadenkrampf, fühlt sich warm an und tut dann richtig weh. Ein Arzt hat sich das Bein angeschaut und meinte, Wadenkrämpfe von der Dialyse seien leider eine häufige Nebenwirkung. Irgendwie habe ich trotzdem Angst, dass man eine Thrombose übersieht, weil man sie ja anfangs vielleicht nicht so gut erkennen kann?! Wenn es sich um einfache Wadenkrämpfe handelt, müssten diese dann nicht in beiden Beinen gleich stark auftreten? Ich vertraue den Ärzten wirklich, ich habe nur gerade ein ungutes Gefühl und Angst, dass hier gerade etwas übersehen wird. Der Arzt hat nur einen kurzen Blick auf das Bein geworfen. Ist eine Thrombose immer leicht zu erkenne oder anfangs eher schwierig? Gäbe es noch andere Merkmale, wie man eine Thrombose von einfachen Wadenkrämpfen unterscheiden kann oder was man dazu genau untersuchen sollte? Und was könnte man dann jeweils dagegen tun? Es ist schon schmerzhaft. Sollte ich nochmals (einen anderen?) Arzt fragen? Ich möchte nicht den Teufel an die Wand malen, aber nachdem ich gerade bei nahezu allem "hier" schreie, bin ich jetzt doch etwas besorgt. Wenn es doch eine Thrombose ist, dann kann man doch so nicht einfach operieren?! Vielen Dank für Ihre Erklärungen zur Minipille. Ich werde nochmals höflich nachfragen, ob man es nicht zumindest versuchen könnte. Danke, dass Sie uns auch darin bestärken, uns von den Schwiegereltern momentan abzugrenzen. Ich bin von Natur aus ein friedliebender Mensch, der niemanden kränken und verletzen möchte. Nur leider gibt es Menschen, die das ausnutzen. Und da ich momentan sowieso schon nicht viel Kraft habe, muss ich das wenige bisschen wirklich für mich selbst aufsparen. Ich danke Ihnen auch, dass Sie auch finden, dass mein Mann auch einmal Zeit braucht, um den Kopf frei zu kriegen. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich mir auch um ihn Gedanken mache. Trotz all der eigenen Verzweiflung und Schmerzen, sieht man einem sehr vertrauten Menschen auch wortlos an, wenn es ihm schlecht geht. Meine Eltern und meine beste Freundin haben meinem Mann schon oft angeboten, für ihn einzuspringen, aber er nimmt keine Hilfe an und möchte es sich alleine schon aus Angst um mich nicht nehmen lassen, täglich nach mir zu schauen. Ich denke, jeder Mensch geht mit solch extremen Belastungen unterschiedlich um. Ich glaube, es ist seine Art, mit der Angst und Verzweiflung umzugehen und er denkt, dass er das letzte bisschen Kontrolle über meinen Zustand auch noch verliert, wenn er einmal einen Tag nicht kommt, nicht mit den Ärzten redet und nicht zu seiner eigenen Beruhigung sieht, dass sich mein Zustand zumindest nicht noch weiter verschlechtert hat und ich ansprechbar bin. Ich hatte vorhin ein Gespräch mit der Psychologin und sie meinte, sie wird sich einmal mit meinem Mann unterhalten. Sie haben recht und vielleicht sollte die Psychologin ihm das sagen: ich profitiere auch von seinen Kraftressourcen. Dazu ist es aber wichtig, dass er diese auch dazwischen selbst auftankt. Es freut mich, dass ich Sie mit der Fantasie meiner Tochter zum Schmunzeln gebracht habe, wenn ich Ihnen sonst schon immer nur schlechte Nachrichten schreiben kann. Sie hat eine ganz interessierte Persönlichkeit und redet wie ein Wasserfall. Oft schlägt sie ein Buch auf und liest es mir fast auswendig vor. Heute hat sie mir ihr eines ihrer Lieblingskuscheltiere mitgebracht und mir gesagt, dass sie möchte, dass es bei mir bleibt. Das hat mich sehr berührt. Sie zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Drücken Sie bitte wieder die Daumen, falls ich wieder operiert werden muss. Passen Sie gut auf sich auf! Ich sende Ihnen wieder ganz viel Dankbarkeit und ganz herzliche Grüße, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, ich danke Ihnen für Ihre erneute, sehr berührende Nachricht. Und bitte machen Sie sich keine Vorwürfe, weil Sie sich nicht „tapfer genug“ finden. Sie durchleben im Moment eine derart fordernde Zeit, die physisch wie psychisch sehr belastend ist. Dass Sie trotz alledem nicht aufgeben und Tag für Tag weitermachen, zeigt mir sehr deutlich, wie viel Kraft tatsächlich in Ihnen steckt. 1) CRP-Werte, Antibiotika-Anpassung & Infektionslage Dass Ihr CRP trotz Therapie noch einmal angestiegen ist und Sie sich so müde und abgeschlagen fühlen, ist sicher sehr frustrierend. Das kann – gerade bei komplizierten Infekten und einer Dialysesituation – mehrere Gründe haben. Die Dialyse führt oft dazu, dass Medikamente, insbesondere Antibiotika, schneller „ausgewaschen“ werden. Das heißt, die Wirkstoffspiegel im Blut können abfallen, bevor der nächste Einnahmezeitpunkt ansteht. Deshalb muss das Ärzteteam häufig Dosis und Zeitpunkt anpassen und den optimalen Bereich ggf. erst „feintunen“. In manchen Fällen kann es sein, dass die Infektion kurz wieder mehr aufblüht, bevor die angepasste Antibiotikadosierung richtig greift. Das ist unangenehm und beunruhigend, aber leider nicht selten. Generell sagt ein kurzfristiges Wieder-Ansteigen von Entzündungswerten nicht automatisch aus, dass alles schiefläuft. In der Regel beobachten die Ärztinnen und Ärzte die weitere Entwicklung sehr engmaschig, nehmen ggf. neue Proben (Blutkulturen, CRP, Procalcitonin etc.) und passen die Therapie entsprechend an. Wichtig ist: Sprechen Sie es weiterhin aktiv bei den Visiten an und fragen Sie nach, ob sich bei den aktuellen Antibiotikaspiegeln schon eine ausreichende Wirkung zeigt oder ob noch nachjustiert wird. 2) Geplante OP & Sorgen um den Eierstock Eine Eiteransammlung (Abszess), die sich vergrößert, ist in vielen Fällen leider nur durch eine operative Intervention zufriedenstellend zu behandeln – gerade wenn Antibiotika alleine nicht mehr ausreichen, um die Infektion in den Griff zu bekommen. Dass Sie Sorgen vor erneuten Komplikationen, Schmerzen, Blutverlust und um Ihre ovarielle Reserve haben, kann ich sehr gut verstehen. All das verunsichert und ängstigt natürlich. Oftmals wird versucht, so gewebeschonend wie möglich zu operieren, damit so viel funktionstüchtiges Ovargewebe wie möglich erhalten bleibt. Die Ärztinnen und Ärzte werden sicherlich immer prüfen, ob ein minimalinvasives Vorgehen (z.B. eine Drainage oder eine möglichst kleine operative Entfernung des befallenen Bereichs) möglich ist. Auf welche Weise und in welchem Umfang operiert wird, hängt allerdings sehr vom Befund und von der genauen Lage der Eiteransammlung ab. Bluttransfusionen bei immungeschwächten Patientinnen Bluttransfusionen bergen grundsätzlich immer ein kleines Risiko für Infektionen oder Unverträglichkeitsreaktionen. Die Ärztinnen und Ärzte entscheiden immer im Einzelfall, ob der Nutzen einer Transfusion das Risiko überwiegt. Wenn Ihr Blutverlust während oder nach der Operation so hoch wäre, dass Sie dringend eine Bluttransfusion bräuchten, würde man das Risiko in Kauf nehmen. Häufig wird versucht, ein übermäßiges Absinken der Blutwerte bereits im Vorfeld durch Eisen-, Vitamin- oder Erythropoetin-Gaben zu vermeiden. Ob und wie das bei Ihnen möglich bzw. sinnvoll ist, müssten Sie mit dem Team besprechen. Konkrete Fragen vor einer OP Sie können vor dem Eingriff zum Beispiel klären: Exakter Umfang der Operation: Wie groß ist das zu entfernende Areal? Wie viel Gewebe kann erhalten bleiben? Art des Zugangs: Ist ein minimalinvasiver Eingriff (Laparoskopie) machbar oder erfordert die Situation einen Bauchschnitt? Drainage vs. Entfernung: Ist eine Drainage des Abszesses ohne große Resektion denkbar? Blutmanagement: Welche Maßnahmen werden ergriffen, um den Blutverlust möglichst gering zu halten? Könnte man Eigenblutspende oder bestimmte Medikamente in Betracht ziehen? Nachsorge: Welche antibiotischen Strategien sind geplant? Wie wird die Wundheilung überwacht? Mit diesen konkreten Fragen wirken Sie aktiv am Behandlungsplan mit und fühlen sich möglicherweise etwas sicherer, weil Sie genau wissen, was auf Sie zukommt. 3) Wadenkrämpfe oder doch eine Thrombose? Wadenkrämpfe sind tatsächlich eine häufige Nebenwirkung der Dialyse – oftmals ausgelöst durch schnelle Flüssigkeitsentzüge und Verschiebungen im Elektrolythaushalt. Normalerweise könnten diese Krämpfe auch einseitig auftreten; sie müssen nicht zwingend beide Beine zugleich betreffen. Woran kann man eine Thrombose erkennen? Häufig (aber nicht immer) kommt es zu einer Schwellung des gesamten Unterschenkels oder Fußes. Die Haut kann sich wärmer anfühlen oder gerötet/bläulich verfärbt sein. Es können Schmerzen auftreten, die auch im Ruhezustand anhalten, nicht nur bei Bewegung. Manchmal stellt man auch eine leichte Umfangsvermehrung (z.B. im Vergleich zum anderen Bein) fest. Gerade im Krankenhaus wird bei Verdacht oft rasch eine Ultraschalluntersuchung (Duplex- oder Kompressionssonografie) der Beinvenen gemacht. Wenn Ihr „ungutes Gefühl“ anhält und Sie merken, dass sich die Beschwerden verstärken (stärkeres Spannungsgefühl, vermehrte Schwellung), dann können Sie ruhig nochmals gezielt nachfragen, ob nicht eine kurze Doppler-/Duplexsonografie durchgeführt werden kann. In der Regel ist das eine rasche und einfache Untersuchung, die eine Thrombose relativ gut ausschließen oder bestätigen kann. Bei einer bestätigten Thrombose würde man gerinnungshemmende Medikamente einsetzen (z.B. Heparin oder niedermolekulares Heparin). Eine OP kann in vielen Fällen trotzdem stattfinden, aber man würde gegebenenfalls zeitlich und dosismäßig besonders aufpassen. Beim geringsten Verdacht ist es daher immer sinnvoll, ärztlich abzuklären, statt sich durch ständige Unsicherheit zusätzlichen Stress aufzubürden. 4) Psychische Belastungen & Unterstützung für Ihren Mann Ich finde es sehr gut und wichtig, dass Sie selbst große Rücksicht auf Ihre Kräfte nehmen. Es kostet Sie bereits genug Energie, jeden Tag gegen diese Infektion und die körperliche Schwäche anzukämpfen. Ihr Mann macht sich selbstverständlich große Sorgen um Sie. Dass er jeden Tag kommen möchte, ist einerseits Ausdruck seiner tiefen Zuneigung und Hilflosigkeit, andererseits ist es auch eine Form von „Kontrolle“ über eine an sich unkontrollierbare Situation. Wie Sie richtig schreiben: Er will vermutlich mit eigenen Augen sehen, dass Sie stabil sind. Es ist sehr zu begrüßen, dass die Psychologin ein Gespräch mit ihm führen möchte, denn ein Außenstehender kann ihm oft sehr klar vermitteln, dass er selbst Pausen verdient und braucht. Viele Angehörige unterschätzen, wie hilfreich kleine Auszeiten sein können, um seine Kräfte nicht zu erschöpfen. Letztlich profitieren auch Sie davon, wenn er emotional gestärkter ist. 5) Abgrenzung gegenüber den Schwiegereltern Dass Sie sich gerade zurückziehen und Ihre Kräfte für sich selbst sammeln, ist in Ihrer Situation absolut verständlich und notwendig. Manche Menschen können es nicht ertragen, wenn ihnen Grenzen aufgezeigt werden, und versuchen weiter Druck auszuüben. Aber Sie tun gut daran, konsequent zu bleiben, um nicht die ohnehin schon wenigen Energiereserven zu verlieren. Wenn Sie später wieder etwas stabiler sind, kann man immer noch versuchen, das Verhältnis zu klären – jetzt gerade darf Ihr eigener Genesungsprozess Vorrang haben. 6) Ihre Tochter und kleine Lichtblicke Es ist schön zu lesen, wie Ihre Tochter Ihnen so wundervolle, herzerwärmende Momente schenkt. Dass sie Ihnen ihr Lieblingskuscheltier anvertraut, ist ein sehr liebevoller Akt. Solche kleinen Inseln des Glücks und der Liebe sind unersetzlich und geben Kraft. Bewahren Sie sich diese Momente. Manchmal sind sie stärker als jeder Schmerz. Liebe Sandy, machen Sie sich bitte keine Gedanken, dass Sie mir „zu viel“ werden könnten. Ich schreibe Ihnen gerne und schätze Ihr Vertrauen sehr. Ich hoffe, einige meiner Erklärungen und Gedanken können Sie weiterhin ein wenig beruhigen und stärken. Bitte halten Sie sich weiter so eng mit Ihrem Ärzteteam und den Pflegenden rück – gerade dann, wenn sich Ihr Zustand zwischendurch verschlechtert oder neue Ängste auftauchen. Sie machen das trotz aller Widrigkeiten sehr gut. Ich drücke alle Daumen für das weitere Vorgehen – sei es, dass man die OP wirklich angehen muss, oder dass vielleicht doch eine Alternative gefunden wird. Und ich hoffe, dass sich Ihr Mann trotz aller Sorgen einmal ein paar Stunden Auszeit nimmt, damit er mit neuer Kraft an Ihrer Seite stehen kann. Passen Sie gut auf sich auf, und geben Sie mir weiter Bescheid, wenn Sie Neuigkeiten oder weitere Fragen haben. Herzliche Grüße und weiterhin ganz viel Mut, Ihr Friedrich Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, zunächst einmal danke ich Ihnen sehr für Ihre herzliche Nachricht mit vielen beruhigenden und bestärkenden Erklärungen und Gedanken. Das hat mir wieder sehr gut getan. Heute erleben wir schon wieder einen Tag der Verzweiflung und ich frage mich wirklich, wie das alles jemals wieder gut werden soll. Heute Morgen wurden das Spannungsgefühl im Bein stärker, auch im Ruhezustand (aber ich liege ja sowieso fast nur herum) und es fühlte sich nach wie vor warm an. Ein anderer Arzt hat sich das Bein dann nochmals angeschaut und auch einen Ultraschall davon gemacht und festgestellt, dass es sich doch wirklich um eine Thrombose handelt. Diese erneute Hiobsbotschaft macht mich echt fertig. Ich stand so unter Schock, als ich das erfahren habe. Das kann ich nun wirklich nicht auch noch gebrauchen. Und wieso hat der Arzt das gestern nicht gesehen? Das schockiert mich ehrlich gesagt ein bisschen. Er hat nur einen Blick auf das Bein geworfen und mir sofort erklärt, dass Wadenkrämpfe bei Dialyse häufig aufträten. Hätte er das nicht sehen müssen oder sind Thrombosen am Anfang wirklich so schwer zu erkennen? Wenn ich das richtig verstanden habe, gibt man mir nun noch eine höhere Dosis Danaparoid. Heute Morgen war ich nach der Diagnose so unter Schock gestanden, dass mir keine Fragen an die Ärzte eingefallen sind. Jetzt beginnt mein Gedankenkarussell zu rattern und mir wirklich mir große Angst zu machen. Kann Danaparoid wirklich die einzige Behandlung einer Thrombose sein? Kann sich das Blutgerinnsel so wieder auflösen? Wie lange dauert das? Danaparoid bekam ich ja vorher auch schon und habe trotzdem eine Thrombose bekommen. Was soll es dann jetzt plötzlich ändern? Kann das wenigstens schlimmere Konsequenzen wie eine Lungenembolie verhindern? Wie konnte das trotz Danaparoid passieren? Sollte man die Thrombozytenzahl (wegen HIT) kontrollieren und müsste sie schon wieder normal sein? Darf man das Bein kühlen, damit es sich weniger warm anfühlt? Welche Fragen sollten wir den Ärzten noch stellen? Noch dazu wurde aufgrund der Thrombose heute entschieden, dass die OP zur Entfernung des Eiterherdes am Eierstock noch etwas hinausgezögert wird – so lange es eben irgendwie vertretbar ist. Es klingt schon wieder wie die Wahl zwischen Pest und Cholera – oder besser gesagt zwischen Verbluten während der OP aufgrund der Blutverdünner und einer weiteren Ausbreitung der Bakterien und dann einem noch größeren Areal, das entfernt werden muss. Ich bin heute mit den Nerven wirklich am Ende. Mein Mann hat sich wieder alle Ihre Fragen notiert und den Ärzten gestellt. Ich versuche, Ihnen eine Zusammenfassung davon zu geben: Die aktuellen Antibiotikaspiegel werden aufgrund der Dialyse nach wie vor nachjustiert, auch hat man ein Antibiotikum wieder umgestellt, in der Hoffnung, die Entzündungswerte etwas weiter nach unten zu bringen. Wie groß das zu entfernende Areal ist, kann man noch nicht genau sagen, aber man wird versuchen, möglichst viel von der Eierstockrinde zu erhalten. Je nachdem wie die Bakterien im Becken auf das neue Antibiotikum reagieren, kann man möglicherweise minimalinvasiv (Laparoskopie) vorgehen oder – falls die Bakterien nicht abnehmen oder sogar zunehmen – einen Bauchschnitt (Laparotomie) machen und im gesamten Becken spülen. Eine Eigenblutspende kommt leider wegen des Risikos der Konservenverkeimung nicht in Frage. Auch mein schwacher Allgemeinzustand, das Nierenversagen, die bereits bestehende Anämie und mein mittlerweile zu leichtes Gewicht seien Risikofaktoren bei einer Eigenblutspende. Aktuell bekomme ich in regelmäßigen Abständen Eisen intravenös Können wir hier noch genauere Fragen stellen? An welche anderen Medikamente hatten Sie hier gedacht, nach denen wir fragen könnten? Ich hatte einen Gynäkologen auch nochmals auf die Einnahme einer Minipille angesprochen und war tatsächlich erfolgreich. Man hat mir dann mitgeteilt, dass es schon möglich wäre, zu versuchen, die schmerzhaften und starken Blutungen damit erst einmal zu unterdrücken und ich doch eine Minipille haben dürfte. Das hat mich sehr glücklich gemacht. Ich habe heute noch nicht danach gefragt, ob ich diese nun schon bekomme. Es ist für mich als Laien und ohne die Medikamentenverpackungen zu sehen, schwierig, genau zu wissen, welche Medikamente sich genau in diesen "Früh – Mittag – Abend – Nacht-Schachteln" befinden, wobei es momentan nicht viele sind, weil ich wieder fast alles intravenös bekomme. Ich befürchte aber leider, dass man mir mit der Thrombose nun doch keine Minipille geben wird?! Oder sehe ich das falsch? Sollte ich das nochmals ansprechen? Seit heute ist die Blutung endlich so gut wie weg, aber heute ist auch schon Zyklustag 11. Und zumindest eine leichte Schmierblutung und dazwischen eitrigen Ausfluss habe ich momentan pausenlos. Kommt der eitrige Ausfluss aus der Gebärmutter auch wenn die Entzündung hauptsächlich im Eierstock ist? Was können wir das Ärzteteam noch fragen? Zu Thrombose, OP, usw.? Haben Sie wieder andere gute Tipps? Die Psychologin hat sich mit meinem Mann heute unterhalten und ihn zumindest überzeugen könnten, dass er sich einen Tag in der Woche von meinen Eltern oder meiner besten Freundin ablösen lässt. Ich hoffe, er wird es wirklich tun. Nach der Hiobsbotschaft der Thrombose waren wir heute beide emotional komplett am Ende. Nur leider denke ich, dass diese vermeintliche Kontrolle, sich mit den eigenen Augen abzusichern, dass ich stabil bin, keine wirkliche Kontrolle ist. Es ist wie Sie sagen – die Situation ist leider sehr unkontrollierbar. Es ist alles so unglaublich anstrengend, dass ich eigentlich nur schlafen möchte, wenn mich die Schmerzen oder das Fieber nicht gerade wecken. Glauben Sie mir, um Ihnen eine Nachricht zu schreiben, brauche ich alle paar Sätze Pause und sobald ich sie abgeschickt habe, muss ich erst einmal schlafen. Das sind die Momente, in denen ich mich frage, ob ich jemals wieder meine Energie zurückbekommen werde. Manchmal kommt mir wirklich der Gedanke, ob Aufgeben nicht einfacher wäre. Dann müsste ich mich nicht mehr so anstrengend und kämpfen. Aber wenn ich dann an meine Tochter und an meinen Mann denke, dann denke ich wieder, dass Aufgeben keine Option ist. Sie sagen es genau richtig: Das Glück und die Liebe zu den beiden sind stärker als alle Schmerzen. Man lernt, was im Leben wirklich zählt. Also bleibe ich weiter mutig, versprochen! Danke, dass Sie täglich an mich denken, mir täglich auf meine vielen Fragen antworten, mich täglich bestärken und beruhigen und einfach für mich da sind und mich nie vergessen. Ich sende Ihnen eine "virtuelle" Umarmung aus Dankbarkeit (verzeihen Sie bitte ) Herzliche Grüße und bleiben Sie wie Sie sind, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, ich danke Ihnen von Herzen für Ihr erneutes, so offenes Schreiben und spüre, wie angespannt und aufgewühlt Sie von diesen neuen Entwicklungen sind. Dass nach all den Schreckensnachrichten nun auch noch eine Thrombose dazukommt, ist wirklich belastend und kann ein Gefühl der Ohnmacht und Überforderung auslösen. Ich möchte versuchen, Ihnen einige grundsätzliche Informationen und Tipps zu geben, damit Sie Ihre Fragen an Ihr Ärzteteam noch konkreter stellen können. Bitte bedenken Sie immer: Ich bin aus der Ferne nicht in der Lage, Ihre Situation vollständig zu beurteilen, und Sie sollten sich unbedingt weiterhin auf die Empfehlungen Ihres direkten Ärzteteams verlassen. Aber vielleicht hilft Ihnen eine gewisse Einordnung und zusätzliche Anregung. 1. Dass man die Thrombose zunächst nicht erkannt hat Mögliche Gründe für das anfängliche Übersehen: Gerade im Frühstadium kann eine Thrombose manchmal durch unspezifische Symptome wie „ziehende“ Schmerzen oder Wärmegefühl verwechselt werden. Bei Patientinnen mit Dialyse treten tatsächlich gehäuft Wadenkrämpfe auf, sodass man manchmal zunächst an diese häufige Ursache denkt. Eine Thrombose wird sicherer mittels Ultraschall (Dopplersonografie) bestätigt oder ausgeschlossen, daher ist es gut, dass ein zweiter Arzt noch einmal genauer geschaut hat. Es ist verständlich, dass Sie nun verunsichert sind. Sie könnten Ihre Ärzte direkt fragen, wie oft und in welchem Turnus sie Ihr Bein jetzt kontrollieren, damit keine weitere Ausbreitung der Thrombose unbemerkt bleibt. 2. Therapie der Thrombose mit Danaparoid Warum Danaparoid allein? Bei Verdacht auf oder bestätigter HIT (Heparin-induzierte Thrombozytopenie) ist Heparin tabu, sodass Danaparoid (oder andere heparinfreie Antikoagulanzien wie Argatroban, Bivalirudin oder Fondaparinux) eingesetzt werden. Danaparoid kann durchaus die alleinige medikamentöse Therapie sein, wenn die Ärztinnen und Ärzte es sorgfältig dosieren und die Blutgerinnung bzw. den Anti-Faktor-Xa-Spiegel regelmäßig kontrollieren. Kann sich das Blutgerinnsel so auflösen? Ja, das Ziel der Antikoagulation (z. B. mit Danaparoid) ist, eine weitere Ausdehnung des Thrombus zu verhindern und dem Körper Zeit zu geben, den Thrombus allmählich wieder abzubauen. Das kann Wochen bis Monate dauern. Die genaue Dauer ist individuell verschieden. Wieso ist es trotz Danaparoid passiert? Möglicherweise war die Dosis anfangs nicht ausreichend, oder der Thrombose-Risiko-Status war so hoch (z. B. durch Entzündungen, eingeschränkte Mobilität, Operationen, Infektionen), dass es trotzdem zu einem Gerinnsel gekommen ist. Es kann auch sein, dass die Spiegelkontrollen oder Dosisanpassungen erst verzögert erfolgten – das alles sind Fragen, die Sie Ihrem Team stellen können. Schutz vor Lungenembolie: Richtig dosierte Antikoagulation ist derzeit der wichtigste Schutz vor einer Ausbreitung der Thrombose bis hin zur Lunge. Auch wenn keine Behandlung eine 100%ige Garantie bietet, senkt Danaparoid das Risiko einer Lungenembolie deutlich. Thrombozytenzahl kontrollieren? Wenn ein HIT-Verdacht bestand, ist es wichtig, die Thrombozytenwerte im Auge zu behalten. Fragen Sie nach der aktuellen Thrombozytenzahl, den Zielwerten und wie oft kontrolliert wird. 3. Praktische Maßnahmen und Alltagsfragen Bein kühlen: Viele Menschen empfinden es bei geschwollenen, überwärmten Beinen als angenehm, leichte Kühlung anzuwenden (z. B. ein kühles Tuch). Wichtig ist, dass Sie das mit dem Ärzteteam absprechen, besonders um Durchblutung oder eventuelle Hautschäden zu vermeiden. Oft ist gegen vorsichtiges Kühlen nichts einzuwenden, solange man nicht zu stark kühlt (kein Eis direkt auf die Haut usw.). Mobilisation: Auch wenn Sie hauptsächlich liegen, ist es hilfreich, kleine Bewegungsübungen für das Bein durchzuführen (in Absprache mit Physiotherapie oder Ärzteteam). Dadurch können Sie den Blutfluss unterstützen. Aber gehen Sie dabei sehr behutsam vor und halten Sie Rücksprache, was in Ihrer derzeitigen Situation erlaubt ist. 4. Fragen rund um die Operation Verschiebung der OP: Die Entscheidung, die OP etwas hinauszuzögern, ist sicherlich auch dem erhöhten Blutungsrisiko geschuldet, weil Sie nun Antikoagulanzien benötigen. Das ist immer eine schwierige Abwägung zwischen dem Risiko der Blutung und dem Risiko der Ausbreitung der Infektion. Minimalinvasiv vs. Bauchschnitt: Die Ärzte werden diese Entscheidung danach treffen, wie sich Ihre Entzündungswerte entwickeln und wie groß das Areal (z. B. am Eierstock, eventuell auch andere Bereiche im Becken) wirklich ist. Stellen Sie ruhig ganz konkret die Frage, worin die jeweiligen Vor- und Nachteile der Laparoskopie versus Laparotomie in Ihrem speziellen Fall liegen und wie kurzfristig sich diese Entscheidung ändern kann. Antibiotikatherapie: Es ist gut zu hören, dass regelmäßig Antibiotikaspiegel kontrolliert und gegebenenfalls angepasst werden. Fragen Sie, wie oft die Werte überprüft werden und welche genauen Zielspiegel man anstrebt, damit Sie besser verstehen, worauf genau geachtet wird. 5. Blutungen und Minipille Minipille trotz Thrombose? Das ist eine sehr berechtigte Frage. Eine reine Gestagen-Pille („Minipille“) wird im Allgemeinen als weniger thrombosefördernd eingestuft als östrogenhaltige Pillen. Dennoch muss man bei jeder Art hormoneller Kontrazeption mit dem Ärzteteam genau abwägen, insbesondere in einer Situation mit einer akuten Thrombose. Fragen Sie nach: „Spricht die aktuelle Thrombose definitiv gegen die Fortsetzung oder den Beginn einer Minipille, oder gibt es dennoch eine Möglichkeit?“ Da Sie HIT-gefährdet sind und eine Thrombose haben, kann es sein, dass Ihr Ärzteteam besonders vorsichtig ist. Dennoch lohnt es sich, genau zu fragen, denn manchmal kann eine Minipille durchaus erlaubt sein, wenn sie bei Ihnen einen großen Nutzen (u. a. weniger Blutungen) bringt. Eitriger Ausfluss: Bakterielle Entzündungen im Beckenbereich (Eierstock, Eileiter, Gebärmutter) können unterschiedliche Absonderungen hervorrufen. Selbst wenn der Hauptherd am Eierstock sitzt, kann Sekret über die Eierleiter oder über die Gebärmutter nach außen gelangen. Wichtig ist, dass die Ärzte die Lokalisation und Ausdehnung der Entzündung engmaschig überwachen. 6. Weitere Fragen, die Sie stellen könnten Danaparoid-Therapie: „Wie wird mein Anti-Faktor-Xa-Spiegel kontrolliert und welche Werte streben Sie an?“ Thrombozyten: „Wie häufig messen Sie die Thrombozyten, und wo sollte der Wert ungefähr liegen?“ Mobilisation und Physiotherapie: „Welche Bewegungs- oder Lagerungsmaßnahmen können das Thromboserisiko weiter senken, ohne den Heilungsprozess zu gefährden?“ Genauere OP-Planung: „Ab wann wäre die OP aus Sicht der Gerinnung und des Infektionsgeschehens wieder vertretbar?“ Blutungssituation: „Unter welchen Umständen könnte ich weiterhin (bzw. erneut) eine Minipille nehmen, um die Gebärmutterschleimhaut zu beruhigen?“ Alternative Medikamente: Wenn Blutarmut (Anämie) weiterhin ein Thema bleibt: „Gibt es zusätzlich zu intravenösem Eisen noch andere Möglichkeiten, etwa Erythropoetin (EPO), um die Blutbildung zu unterstützen?“ 7. Psychische Belastung und Kraftquellen Sie schreiben sehr eindrücklich, wie ausgelaugt und müde Sie sind – körperlich wie seelisch. Das ist absolut verständlich. Sie haben schon so viel durchgemacht, und jeder Tag bringt neue Ungewissheiten. Ich bin sehr froh zu hören, dass Sie trotz dieser Sorgen immer wieder an Ihre Tochter und an Ihren Mann denken und daraus Mut schöpfen. Es ist ein gutes Zeichen, dass Ihr Mann sich zumindest einen Tag pro Woche entlasten lässt. Diese kleinen Schritte können sehr helfen, um längerfristig Kraft zu behalten – für Sie beide. Dass Sie nur noch schlafen möchten, ist ein Teil der Erschöpfungsreaktion Ihres Körpers, der sich im Ausnahmezustand befindet. Ruhen Sie sich ruhig aus, so viel Sie können. Schlaf ist eine essenzielle Zeit der Regeneration. Wenn Ihnen zwischen den Untersuchungen und Behandlungen kleine Momente bleiben, in denen Sie eventuell mit der Psychologin sprechen, Entspannungsübungen, Atemübungen oder Visualisierungstechniken machen können, hilft das manchmal, den inneren Druck zu lindern. Fragen Sie ruhig auch nach Unterstützung durch Musik- oder Kunsttherapie, wenn Ihr Krankenhaus so etwas anbietet. 8. Schlussgedanken Sie sind in einer extrem herausfordernden Lage. Dass Sie bei alledem noch an Ihre Familie denken und sich Mut zusprechen, zeigt Ihre unglaubliche innere Stärke – auch wenn Sie sich gerade ganz schwach fühlen. Geben Sie bitte nicht auf. Jeder Tag, den Sie sich weiter durchkämpfen, ist ein Tag, an dem Sie Ihrem Ziel – zurück zu Ihren Liebsten in einen wieder stabileren Gesundheitszustand – näher kommen. Und auch wenn ich wiederhole, was Sie schon wissen: Alles, was ich hier schreibe, kann und soll das Gespräch mit Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten nicht ersetzen. Aber ich hoffe sehr, dass es Ihnen ein wenig Sicherheit gibt, welche Fragen Sie dort stellen können, um Klarheit zu bekommen. Ich wünsche Ihnen die Kraft, auch diesen schwierigen Tag zu überstehen. Ich bin überzeugt, dass Sie das schaffen werden – Sie haben bereits so viel gezeigt, was Sie aushalten und bewältigen können. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger


User-1744711512

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Lieber Herr Doktor Gagsteiger, ich danke Ihnen für Ihre enpathischen Zeilen. Sie haben uns wieder so viele gute Ideen für genauere Nachfragen gegeben, die uns in dieser Ohnmacht helfen, eine kleine Beruhigung zu spüren. Es fühlt sich wirklich fürchterlich an, zu wissen, dass es selbst für die Ärzte schwierig ist, zwischen der Ausbreitung der Infektion und dem Blutungsrisiko abzuwägen. Ich habe panische Angst vor einer Sepsis und gleichzeitig panische Angst vor der nächsten OP. Ich hatte letzte Nacht wieder eine schlaflose Nacht. Erst wurde ich wieder von einem Alptraum wach, in dem ich während der OP starb. Dann konnte ich nicht mehr schlafen, obwohl ich so müde und schläfrig bin. Noch dazu machen mich diese Lichter und das dauernde Piepen der Geräte verrückt. Es ist nie komplett leise und dunkel im Raum und immer wieder kommt jemand rein. Selbst das Licht wird nur gedimmt. Ich habe diese Ungewissheit , diese Angst, diese Lichter und Geräte letzte Nacht nicht mehr ausgehalten und bin irgendwann in Tränen ausgebrochen und habe es nicht geschafft, mich zu beruhigen . Ich habe dann irgendwann ein Beruhigungsmittel bekommen, das geholfen hat, aber danach stand ich irgendwie wieder neben mir. Heute hat die Psychologin sich wieder sehr um mich gekümmert. Eine Musiktherapeutin gibt es auch. Sie wird kommende Woche einmal nach mir sehen. Danke für diesen guten Tipp! Zur Thrombose: Mein Mann fand es nicht sehr verantwortlich, dass der Arzt, der die Thrombose nicht gesehen hat, nicht zumindest einen Ultraschall gemacht hat, sondern nur kurz einen Blick auf das Bein warf. Nun meint er wieder, dass er erst recht ständig hier sein muss, um die Kontrolle über alles zu haben. Er hat mir aber versprochen, nächste Woche einmal einen Tag Pause zu machen. Die Psychologin hat ihm angeboten, auch mit ihm regelmäßiger ein Gespräch zu führen und ihn mit zu begleiten. Das finde ich sehr gut, denn meiner Meinung nach versucht er nach außen, der starke Mann zu sein, der für seine Frau da ist, braucht aber eigentlich dringend auch selbst psychologische Unterstützung. Er hat sich wieder alle Ihre Fragen notiert und folgendes herausgefunden: Die Thrombose ist wohl trotz Danaparoid aufgetreten, weil das Risiko an sich hoch ist (Infektion, OP, Bettlägerigkeit, HIT). Das Anti-X-A-Ziel soll zwischen 0,6 und 0,9 liegen. Es liegt gerade bei 0,5. Was genau bedeutet das? Können wir hier etwas genaueres nachfragen, da der Wert unter der Norm liegt? Was sind eigentlich die Vorteile der anderen Antikoagulanzien, die Sie erwähnt haben? Kann man sie theoretisch trotz HIT 2 mit Danaparoid kombinieren? Zur Mobilisation übt der Physiotherapeut mit mir im Bett: Füße heben und kreisen, Beine aufstellen und wieder strecken, Zehen spreizen. Das klingt alles so banal und es frustriert mich so, dass mich diese kleinen Übungen schon so herausfordern, dass ich danach völlig platt bin. Ich habe das Gefühl, meine ganze Selbständigkeit wieder komplett verloren zu haben.  Das Bein ist hochgelagert. Könnte das evtl. den Heilungsprozess gefährden? Inwiefern? Was meinten Sie damit genau? Die Thrombozytenzahl wird alle zwei Tage kontrolliert. Sie ist mittlerweile von 60.000 auf 110.000 gestiegen, sollte aber wieder in den Normbereich ab 150.000 steigen. Kann man dann also davon ausgehen, dass auch das keine guten Voraussetzungen für eine OP sind und noch immer das Blutungsrisiko erhöht und auch noch immer HIT "aktiv" ist? Das erhöht ja das Thromboserisiko noch mehr?! Das macht mir schon wieder Angst. Zur OP: Vor- und Nachteile Laaroskopie / Laparotomie: Die Laparoskopie bringt weniger Blutungsrisiko, schnellere Heilung mit sich, die Laparotomie hat den Vorteil, dass man gleichzeitig das ganze Becken antibiotisch spülen kann. Die Entscheidung, wann operiert wird, muss sehr kurzfristig erfolgen, weil man sich täglich die Entwicklung der Thrombose sowieso des Abszesses / der Entzündungswerte ansieht und dann abwägt. Glauben Sie mir, es ist unglaublich belastend, in dieser dauernden Ungewissheit zu leben. Besteht während einer OP mit bereits bestehender Thrombose eine erhöhte Gefahr für eine erneute Thrombose oder dass aus der Thrombose eine Lungenembolie wird? Zur Anämie: Und wurde erklärt, dass die Anämie von den Blutungen (durch OP, starke Periode usw.) kommt, nicht jedoch in den Nieren und deshalb EPO nicht hilft. Was ist EPO genau? Wann setzt man es ein? Zur Minipille: So lange die Thrombose akut ist, darf ich keine Minipille bekommen. Da die Periode sich aktuell beruhigt hat, gäbe es jetzt auch keine dringende Indikation sofort mit einer Minipille zu beginnen. Mich frustriert das. Will man also warten, bis mich die nächste Periode dann vielleicht wieder zusätzlich zu all meinen anderen Baustellen ausknockt?! Bitte nicht … Und noch etwas dazu auch wenn es gerade wieder sehr sekundär ist: Ist nun wegen der Thrombose in Zukunft die Einnahme sämtlicher Hormone problematisch, auch bei einer möglichen zukünftigen Kinderwunschbehandlung? Wie soll das dann je klappen? Was können wir sonst noch fragen? So gerne würde ich das schöne Frühlingswetter nochmals draußen mit meiner Familie genießen. Diese paar Minuten Sonnenschein haben mir so geholfen, mein Gemüt zu erhellen. Aber ich denke nicht, dass es mit den ganzen Geräten, an die ich angeschlossen bin, geht, insbesondere nicht mit der Dialyse. Wenn mein Kreislauf stabiler ist, könnte man auf eine nicht kontinuierliche Dialyse alle zwei Tage wechseln. Momentan ist mir nicht mehr so schwindlig. Denken Sie, es ist einen Versuch wert, danach zu fragen, ob man auf eine Dialyse alle 2 Tage wechseln kann und ich einmal für 5 oder 10 Minuten raus darf? Oder ist das ein utopischer Wunsch? In diesem tristen Zimmer fällt mir so die Decke auf den Kopf. Ich möchte Sie gerne noch etwas fragen, das mir sehr schwer im Magen liegt und mir gerade schon wieder Tränen in die Augen drückt, aber ich vertraue Ihnen sehr und weiß, dass Sie immer einen guten Ratschlag haben: ich werde nicht aufgeben, aber wenn doch etwas bei der nächsten OP sehr schief laufen sollte: vielleicht wäre es sinnvoll, mit meinem Mann über das Stichwort "Patientenwille" zu reden, darüber, was mir wichtig ist, Wertvorstellungen zur Lebensqualität?! Ich möchte nicht von Maschinen künstlich am Leben gehalten werden, wenn es keine Aussicht auf Besserung gibt. Ich habe schon einmal versucht, mit meinem Mann darüber zu reden, aber er hatte es in dem Moment nicht hören wollen und können. Er versucht es zu verdrängen. Oder sollte ich direkt mit einem Arzt reden? Ich weiß nur nicht, ob ich psychisch stark genug dazu bin, mit einem Arzt darüber zu reden, der mir dann vielleicht konkrete Fragen stellt, wenn mir schon bei dem Gedanken daran, die Tränen kommen. Was meinen Sie? Oder soll ich darüber mit der Psychologin reden? Wenn ich hier irgendwann lebendig raus komme, werde ich mich um eine Patientenverfügung kümmern, aber nun ist es schon zu spät und wer denkt schon mit 35 an so etwas? Jetzt kommen mir schon wieder die Tränen. Trotz allem: ich versuche auch heute wieder, positiv zu bleiben. Ich schaffe das und kämpfe mich zurück ins Leben. Und ich versuche, daran zu denken, dass mich gestern eine Ärztin sehr motiviert hat, weiter zu kämpfen, indem sie meinte, dass es wirklich beeindruckend sei, wie stark ich bin und wie mein Körper kämpft, dass ich trotz allem so klar im Kopf bin, es mit Hilfe sogar schaffe, mich aufzusetzen. Andere Intensivpatienten in meinem Zustand seien teilweise kaum ansprechbar. Ich versuche auch, mich darauf zu konzentrieren, was mir guttut. Oft sind es wirklich die kleinen Dinge, die den Unterschied machen - ein Lächeln, eine Berührung, Wärme. Ich konzentriere mich auf diejenigen, die respektvoll und lieb sind. Und davon habe ich so viele um mich, ohne die ich das nicht schaffen würde. Danke, dass auch Sie wie ein "Rettungsanker" für mich sind. Bleiben Sie so menschlich! Ich sende Ihnen ganz herzliche Grüße und viele warme Sonnenstrahlen, Sandy


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Sandy, vielen Dank, dass Sie sich trotz Ihrer momentanen Erschöpfung wieder so ausführlich melden und dass Sie weiterhin so offen von Ihren Ängsten, Gedanken und Empfindungen berichten. Ich kann nur erahnen, wie belastend und zugleich zermürbend diese anhaltende Unsicherheit für Sie und Ihren Mann sein muss. Zugleich ist es ein sehr gutes Zeichen, dass Sie und Ihr Mann weiterhin nachfragen, sich Notizen machen und sich aktiv um Informationen bemühen – das gibt Ihnen auch ein kleines Stück Handlungsfähigkeit zurück. Ich versuche Ihnen gerne wieder einige allgemeine Informationen zu Ihren Fragen zu geben und hoffe, dass dies ein wenig Licht in die vielen Themen bringt. Bitte beachten Sie dabei, dass ich Sie nicht persönlich behandeln kann und alle Entscheidungen natürlich mit Ihrem Ärzte- und Pflegeteam besprochen werden müssen. Jetzt aber zu Ihrem Schreiben: 1. Anti-Xa-Wert (Ziel 0,6–0,9; aktuell 0,5) Der Anti-Xa-Spiegel dient im Wesentlichen dazu, die Wirksamkeit einer Substanz wie Danaparoid (oder anderer niedermolekularer Heparine) zu kontrollieren. Was bedeutet es, wenn der Wert unter der gewünschten Range liegt? Dann könnte die gerinnungshemmende Wirkung etwas zu schwach sein, was tendenziell das Risiko für eine (weitere) Thrombose erhöhen kann. Allerdings geht es hierbei immer auch um den klinischen Gesamtzustand und nicht nur um eine einzelne Laborzahl. Welche Fragen könnten Sie hier genau stellen? Ob man gegebenenfalls die Dosis anpassen (z.B. erhöhen) kann oder ob es andere Gründe für den niedrigeren Wert gibt. Wie oft und wann gemessen wird (Timing in Bezug auf die Medikamentengabe). Ob man parallel auf andere Laborwerte (z.B. Gerinnungsparameter, Nierenwerte) schauen sollte, da Danaparoid über die Nieren ausgeschieden wird. 2. Andere Antikoagulanzien bei HIT II und Kombination mit Danaparoid Bei Heparin-induzierter Thrombozytopenie Typ II (HIT II) ist Heparin tabu, ebenso meist alle heparinartigen Substanzen, außer wenigen Ausnahmen wie Danaparoid, das man mit Vorsicht einsetzen kann. Weitere mögliche Alternativen bei HIT sind zum Beispiel Argatroban, Bivalirudin oder (in manchen Fällen) Direkte orale Antikoagulantien (DOAK). Vorteile dieser Antikoagulanzien: Sie wirken teilweise direkter (z.B. Argatroban als direkter Thrombininhibitor). Teilweise sind sie einfacher zu überwachen. Kombination mit Danaparoid: Generell versucht man eher, ein passendes Antikoagulans zu finden. Eine Kombination birgt natürlich immer das Risiko einer stärkeren Blutungsneigung. Manchmal gibt es temporäre Überlappungsphasen, wenn gewechselt wird. Ob dies im konkreten Fall infrage kommt, ist eine hochindividuelle Entscheidung und bedarf enger Überwachung. 3. Mobilisation und Erschöpfung Ihre Beschreibung, dass Sie schon nach den scheinbar „banalen“ Übungen komplett erschöpft sind, ist absolut nachvollziehbar. Der Körper hat derzeit enorme „Baustellen“: Infektion, Thrombose, Dialyse, OP-Nachwirkungen, Anpassung an Medikamente. Ihre Reserven sind stark beansprucht. Bitte denken Sie daran: Selbst wenn die Übungen sich klein anfühlen, so sind sie in Ihrem aktuellen Zustand ein richtiger Kraftakt. Jede kleine Mobilisierung ist ein wichtiger Schritt, damit Ihr Kreislauf, Ihre Muskulatur und auch Ihr seelisches Empfinden nicht „zu sehr herunterfahren“. Frustration ist normal: Es ist völlig verständlich, dass Sie sich Ihrer Selbständigkeit beraubt fühlen. Doch jeder kleine Fortschritt in der Physiotherapie zeigt, dass Sie (und Ihr Körper) weiterkämpfen. Geben Sie sich Zeit und versuchen Sie, die Minischritte nicht zu kleinzureden. 4. Hochlagerung des Beins In den meisten Fällen ist bei einer Thrombose die Hochlagerung des Beins eher ein Vorteil: Sie hilft, Schwellungen und Druck zu reduzieren, kann Schmerzen lindern und unterstützt den venösen Rückfluss. Eine zu starke oder falsch ausgeführte Hochlagerung kann manchmal problematisch sein, wenn z.B. der venöse Abfluss abgeschnürt oder zusätzlich Druck auf bestimmte Bereiche ausgeübt wird. Doch in aller Regel wird das Bein hochgelagert, um den Heilungsprozess zu unterstützen, nicht um ihn zu gefährden. Man kann bei Unsicherheit direkt nachfragen, was genau der Arzt oder die Pflege meint, wenn sie von „Achtung beim Hochlagern“ sprechen. Vielleicht geht es darum, die Lage zwischendurch zu verändern oder darauf zu achten, dass die Blutzirkulation nicht eingeschränkt wird. 5. Thrombozytenzahl (aktuell 110.000, Ziel mindestens 150.000) Die Thrombozytenzahl hat sich schon erholt (von 60.000 auf 110.000). Das ist ein gutes Zeichen. Was bedeutet das für eine mögliche OP? In der Tat ist es ein wichtiger Faktor, dass die Thrombozyten nicht zu niedrig sind, weil die Blutgerinnung sonst beeinträchtigt wäre und das Blutungsrisiko erhöht. Dennoch kommt es immer auf die Gesamtsituation an (z.B. Entzündungswerte, Infektionsrisiko, Stabilität der Kreislaufwerte, Notwendigkeit der OP). Das Blutungsrisiko ist mit Werten deutlich unter 100.000 oft höher, steigt aber meist erst unter 50.000 Thrombozyten besonders stark. Idealerweise wartet man ab, bis Werte >150.000 erreicht werden – sofern es das klinische Bild zulässt. HIT noch aktiv? HIT bessert sich, wenn das auslösende Heparin wegfällt und man ein sicheres Antikoagulans einsetzt. Solange Ihre Thrombozytenzahl sich erholt, ist das ein Zeichen, dass der HIT-Prozess abklingt. Gleichwohl bleibt das Thromboserisiko in der Phase danach häufig erhöht. Daher ist sorgfältige Antikoagulation so wichtig. 6. Laparoskopie vs. Laparotomie und das Risiko bei bestehender Thrombose Die Überlegung, wie (und wann) operiert werden soll, ist sehr komplex. Erhöht sich das Thromboserisiko durch eine OP? Jede Operation bedeutet Stress für den Körper, veränderte Kreislaufsituation, mögliche Immobilisierung – das kann ein Thromboserisiko erhöhen. Bei einer bereits bestehenden Thrombose kommt natürlich die Sorge dazu, dass sich ein Teil lösen und eine Embolie auslösen könnte. Deshalb wird man gerade während und nach der OP sehr genau auf Blutverdünnung und Durchblutung achten – sprich: möglichst engmaschige Kontrollen, ggf. perioperative Anpassung der Antikoagulation. Pulmonalembolie-Gefahr Das Risiko kann vorhanden sein, aber das ärztliche Team überwacht diese Gefahr intensiv (durch OP-Planung, engmaschige Kreislaufüberwachung, Antikoagulation, evtl. Kompressionstrümpfe, etc.). 7. Anämie und EPO EPO (Erythropoetin) ist ein Hormon, das vor allem in der Niere gebildet wird und die Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark anregt. Wann wird es eingesetzt? Insbesondere bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz, bei denen die Nieren kaum EPO produzieren und dadurch die roten Blutkörperchen stark vermindert sind. Warum hilft es Ihnen aktuell nicht? Wenn Ihre Anämie hauptsächlich durch Blutverlust (OP, Periode) bedingt ist, liegt das Problem eher im akuten Verlust bzw. der Bindungskapazität des Blutes und weniger in der zu geringen EPO-Produktion. In solchen Situationen sind ggf. Bluttransfusionen oder das Stoppen weiterer Blutungen die direkteren Maßnahmen. 8. Minipille und zukünftige Hormontherapie Die behandelnden Ärzte werden sehr vorsichtig sein, weitere hormonelle Therapien einzuleiten, solange eine akuteThrombose besteht. Das liegt daran, dass Östrogene und auch bestimmte Gestagene (je nach Präparat) das Thromboserisiko beeinflussen können. Bei einer HIT-Anamnese ist man noch vorsichtiger. Zukünftig heißt das nicht automatisch, dass Sie nie wieder Hormone nehmen können. Es muss allerdings in jedem Einzelfall eine gründliche Risiko-Nutzen-Abwägung stattfinden. Eine Kinderwunschbehandlung könnte je nach späterer Situation durchaus noch möglich sein, aber das Team müsste dann sehr genau auf das Gerinnungsrisiko achten und ggf. engmaschig begleiten. Aktuelle Strategie ist vermutlich, Sie erst einmal wieder soweit zu stabilisieren, dass die akuten Probleme (Thrombose, Infektion, Operation) abgeklungen sind. 9. Kurze Auszeiten an der frischen Luft Ihr Wunsch, ein paar Minuten Sonnenlicht zu tanken, ist absolut verständlich, zumal ein wenig Natur und frische Luft gerade seelisch oft Wunder wirken. Ist das realistisch? Das hängt stark von Ihrem Kreislauf, den Schläuchen und Geräten sowie vom Dialyse-Setting ab. Bei einer kontinuierlichen Dialyse sind Sie meist permanent an das Gerät angeschlossen. Wenn Ihr Team Ihnen eine intermittierende Dialyse (z.B. jeden 2. Tag) ermöglicht und Ihr Kreislauf stabil genug ist, kann es unter Umständen machbar sein, Sie kurz mit einem mobilen Überwachungsmonitor hinauszubringen. Sprechen Sie das ruhig an: „Für 5 oder 10 Minuten vor die Tür“ – manchmal findet sich in größeren Kliniken eine Möglichkeit, wenn eine Pflegende, ein/e Physiotherapeut/in oder Ihr Mann Sie begleiten kann. Ob es umsetzbar ist, kann nur Ihr Team beurteilen. Manchmal muss man mit mehreren Fachabteilungen (Anästhesie, Dialyse, Pflege) sprechen – aber einen Versuch, zumindest nachzufragen, ist es wert. 10. Patientenwille, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht Das ist ein sehr schweres Thema, gerade wenn man mitten in einer so kritischen Situation steckt. Doch Sie sprechen etwas sehr Wichtiges an. Gespräch mit Ihrem Mann Es ist völlig nachvollziehbar, dass er das zunächst abblockt – niemand möchte sich das Schlimmste vorstellen oder darüber reden, geliebte Menschen zu verlieren. Dennoch ist es sehr wertvoll, wenn Sie beide zumindest grob wissen, was Sie sich wünschen, falls es wirklich zu einer sehr ernsten Lage kommt. Manchmal kann es helfen, so ein Gespräch mit der Psychologin zusammen zu führen, um eine behutsame Vermittlung zu haben. Wenn Sie Ihren Mann entlasten wollen, diktieren Sie einfach Ihre Wünsche mit Hilfe der Psychologin. Um sich selbst zu schützen kann ich mir vorstellen, es schnell und in Stichworten zu machen, damit die Emotionen nicht zu viel Kraft kosten. Gespräch mit dem Arzt Auch das ist ein möglicher Weg, gerade wenn es um konkrete medizinische Fragen geht. Allerdings sind Sie aktuell verständlicherweise emotional sehr betroffen. Die Psychologin könnte hierbei vermitteln, oder Sie sprechen erst einmal ganz allgemein mit ihr über Ihre Vorstellungen. Patientenverfügung Ja, üblicherweise erstellt man so etwas besser in einer ruhigeren Phase, doch wer denkt schon mit 35 ernsthaft daran? Sie können aber auch jetzt (auch formlos) mit Ihrem Mann / Ihrem Arzt besprechen, was Ihnen wichtig ist und wovon Sie sich wünschen, dass die Ärzte im Ernstfall informiert sind. Es ist ein sehr mutiger und reifer Schritt, dass Sie sich damit auseinandersetzen. Es geht nicht darum, aufzugeben, sondern darum, dass Ihre Werte und Wünsche respektiert werden, egal wie sich die Dinge entwickeln. 11. Psychische Unterstützung und kleine Lichtblicke Es ist schön zu lesen, dass die Psychologin und bald auch eine Musiktherapeutin sich um Sie kümmern. Gerade in dieser Ausnahmesituation kann das eine kleine Oase sein. Wenn es für Sie gut passt, besprechen Sie mit der Psychologin ruhig auch die Themen, bei denen Sie sich sonst allein fühlen – ob es die Angst vor Sepsis, die konkrete OP-Angst oder das Thema Patientenwille ist. Tränen sind in dieser Situation sehr nachvollziehbar, keine Schwäche. Sie drücken oft aus, dass man an die Grenze seiner Kräfte kommt und Hilfe braucht. Sie tun alles, was in Ihrer Macht steht: Sie lassen sich helfen, sprechen mit Fachleuten, nehmen therapeutische Unterstützung an. Das ist eine aktive und starke Leistung. 12. „Trotz allem versuche ich, positiv zu bleiben“ Ich bewundere, wie Sie in all dieser Not immer wieder Ihren Mut und Ihren Lebenswillen hervorheben. Sie haben völlig Recht: Oft sind es die kleinen, menschlichen Gesten, die ein wenig Hoffnung schenken. Schon das Erleben, dass eine Ärztin Sie motiviert oder dass Ihr Mann seine Unterstützung anbietet, kann ein Lichtstrahl in dieser belastenden Zeit sein. Bitte denken Sie daran, dass Sie nicht alleine sind: Ihr Team dort ist dafür ausgebildet, gerade in den schlimmsten Krisen zu helfen – sowohl körperlich als auch seelisch. Jeder Tag, an dem Sie weiterkämpfen, an dem Sie Physiotherapie durchstehen, an dem Ihre Werte sich ein kleines Stück verbessern, ist ein Schritt in Richtung Besserung. Zusammenfassung: Worüber könnten Sie noch mit Ihrem Team sprechen? Anti-Xa-Wert: Ob die Dosis oder Applikationsfrequenz angepasst werden sollte. Alternativen in der Antikoagulation: Ob ein Wechsel oder eine Kombination infrage kommt und welche Vor- bzw. Nachteile das hätte. Mobilität: Ein möglicher Kurz-Ausflug an die frische Luft (ggf. unter enger Begleitung). OP-Planung: Wie konkret die Thrombozytenzahl in die Entscheidung einfließt und ob man ggf. eine Laparoskopie vs. offene OP priorisiert. Psychische Unterstützung: Eventuell ein gemeinsames Gespräch mit Ihnen und Ihrem Mann bei der Psychologin, um auch das Thema „Patientenwille“ behutsam, aber ehrlich zu besprechen. Liebe Sandy, ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie sich bald wieder einige ruhige und regenerierende Nächte erarbeiten können, dass Sie die Hilfe der Musiktherapie und der Psychologie als wohltuend erleben und dass Ihr Körper weiterhin Schritt für Schritt zu Kräften kommt. Bei all den schwierigen Entscheidungen dürfen Sie sich immer wieder vor Augen halten, dass Sie stark sind und schon unglaublich viel durchgehalten haben. Selbst kleine Fortschritte sind Erfolge, und Sie leisten Tag für Tag Ihren Teil daran, dass es weiter nach vorne geht. Bitte erlauben Sie sich weiterhin, Gefühle zu zeigen und Hilfe anzunehmen, wenn es Ihnen schlecht geht. Sie müssen nicht „perfekt stark“ sein. Es ist schön, dass Sie eine Stütze in Ihrem Mann, Ihrer Familie und dem Klinikpersonal haben – und dass Sie trotz allem Ihre empathische, warmherzige Art behalten. Ich denke an Sie und sende Ihnen ebenfalls warme Sonnenstrahlen in Ihr Zimmer, ganz herzliche Grüße, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger


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