Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Kryo

Frage: Kryo

Maria_H

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, zunächst vielen Dank für Ihre Antworten, die mir sehr viele Sorgen nehmen! Zwei Fragen habe ich noch: 1. Können Sie ungefähr abschätzen, bei wieviel Prozent der Patientinnen ein ausreichend hoher, dreilagiger Aufbau der Schleimhaut mittels Östrogenpräparat nicht gelingt? 2. An welchem ZT fängt man üblicherweise mit den Estramon Pflastern an? Und üblicherweise gleicht mit 150 mg oder zunächst in niedrigerer Dosis?  Viele Grüße, Maria


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, vielen Dank für Ihre erneute Nachricht . Ich beantworte Ihnen Ihre beiden Fragen gern ausführlich und mit den besten verfügbaren Daten aus Studien und Leitlinien, aber auch mit der Erfahrung aus der täglichen Praxis.   1. Wie häufig gelingt der Schleimhautaufbau mit Östrogen nicht? Die gute Nachricht zuerst: Der Schleimhautaufbau gelingt in der großen Mehrheit aller Fälle sehr zuverlässig.   Wenn man Studien und größere Kohorten zum künstlichen Kryozyklus (HRT-FET) durchsieht, findet man recht konsistente Zahlen:   In den verfügbaren Publikationen (z.B. Ghobara et al., Cochrane Review 2020; Zhang 2021, Reprod Biomed Online; Eftekhar 2018, Int J Fertil Steril) wird berichtet, dass nur etwa 3–10 % der Patientinnen keine Schleimhaut ≥7–8 mm erreichen, obwohl sie ausreichend Östrogen erhalten. Ein dreischichtiges („trilaminares“) Muster stellt sich bei einem Großteil der Frauen ein, sobald die Schleimhaut eine ausreichende Dicke erreicht. Ein fehlendes trilaminares Muster ist selten wirklich limitierend und korreliert – laut mehreren Metaanalysen – nicht so stark mit der Schwangerschaftsrate wie früher angenommen.   In der täglichen Praxis in Kinderwunschzentren sieht es oft sogar noch etwas besser aus, da man individuell anpasst: → Wir beobachten Schleimhautprobleme im künstlichen Zyklus bei etwa 5 % der Patientinnen. Und selbst in diesen Fällen erreichen wir mit Dosisanpassung, Wechsel der Applikationsform oder Kombination aus oral/transdermal/vaginal fast immer doch ein gutes Endometrium. Wichtig für Sie: Nach allem, was Sie bisher geschildert haben, gehören Sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu der großen Mehrheit, bei der der Aufbau reibungslos klappt.   2. Ab welchem Zyklustag beginnt man mit Estramon-Pflastern? Und in welcher Dosierung?   Hier gibt es mehrere, vollkommen gleichwertige Vorgehensweisen – alle durch Leitlinien und Studien gedeckt.   Übliche Praxis in Deutschland beim künstlichen Kryozyklus (HRT-FET)     Startzeitpunkt:   Zyklustag 1 oder 2 (Beginn der Blutung) oder Zyklustag 3 Beides ist korrekt. Wichtig ist nur, dass der Beginn definierbar ist und dass kein spontaner Eisprung stattfindet.     Dosierung („Estramon“) – was ist üblich?   Die transdermale Standarddosierung liegt zwischen 100–150 µg/Tag Estradiol. Wie man dorthin kommt, variiert leicht:     Typische Schemata:   Schema A – sofort volle Dosis (häufigste Variante): 2× 75 µg Pflaster, alle 3–4 Tage gewechselt → entspricht 150 µg/Tag Dies ist das, was die meisten Zentren verwenden, weil es einfach und gut steuerbar ist.   Schema B – stufenweise Steigerung: (z. B. bei sehr empfindlichen Frauen, Migräneanfälligkeit, Thromboserisiko, oder wenn früher Schleimhaut langsam reagierte) Start z. B. 1× 75 µg ab ZT 1–3 Nach 4–6 Tagen Steigerung auf 2× 75 µg Bei Bedarf bis 225–300 µg (selten notwendig)   Beide Schemata sind medizinisch gleichwertig. Die meisten Studien zeigen keinen Vorteil, wenn man mit niedriger Dosis beginnt – der Erfolg hängt eher vom Gesamtestrogenexpositionszeitraum ab. In Ihrer Situation (keine Risikofaktoren, guter bisheriger Verlauf) wäre 150 µg von Beginn an vollkommen im üblichen Bereich.   Was ich Ihnen ganz persönlich mitgeben möchte Es ist absolut verständlich, dass diese Feinheiten verunsichern – aber Sie haben in diesem Punkt wirklich sehr gute Voraussetzungen: Ihre Schleimhaut hat sich in früheren Zyklen gut aufgebaut. Sie haben keine bekannten Faktoren, die den Aufbau limitieren würden. Und selbst wenn eine Schleimhaut einmal „langsam“ ist, lässt sie sich durch kleine Anpassungen fast immer sehr gut lenken. Sie dürfen also mit großem Vertrauen in Ihren Transfer gehen. Mit herzlichen Grüßen Dr. Friedrich Gagsteiger


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