Dream1010
Sehr geehrter Herr Gagsteiger, ich und mein Ehemann haben seit 2 Jahren einen unerfüllten Kinderwunsch. Ich33 Er32, ich habe einen regelmäßigen Zyklus und auch jeden Monat einen Eisprung, Hormone sind alle im Normbereich auch Schilddrüse. Amh liegt bei 9,01. Ich habe seit 3/4 Jahren schmerzen in der Leiste vor der Periode und wegen Verdacht auf Endometriose wurde eine Bauchspiegelung gemacht gleichzeitig saniert, Gebärmutterspieglung war unauffällig, Eileiter sind durchgängig, kein Endo an den Eierstöcken. Allerdings wurde ich danach auch nicht schwanger. 1 Jahr ist vergangenen. In KIWU Klinik ist die erste ICSI negativ von blastozyste. Ich vermute das ich erhöhte Killerzellen und/oder eine chronische Gebärmutter habe, da ich früher sehr oft vaginale Entzündungen und Pilzinfekte hatte. Macht die Klinik nach der 1. ICSI überhaupt eine Biopsie? Und wäre es eher möglich sowas überhaupt zu haben? Auch wenn Gebärmutter und Biopsie unauffällig war damals? Ich bin so frustriert, obwohl alles unauffällig wohl ist kommt es nie zu einer Einnistung. Vielen Dank im Voraus
Guten Tag, zunächst einmal tut es mir leid, dass Sie bereits einen so langen und belastenden Kinderwunschweg hinter sich haben. Ich kann gut nachvollziehen, dass man nach einer erfolglosen ICSI schnell nach möglichen Ursachen sucht, insbesondere wenn eigentlich „alles unauffällig“ scheint. 1. Biopsie nach der ersten negativen ICSI Ob und wann eine Gebärmutterschleimhaut-Biopsie auf immunologische Auffälligkeiten (z. B. erhöhte Killerzellen) oder chronische Endometritis erfolgt, variiert von Klinik zu Klinik und ist häufig auch abhängig davon, wie viele Transfers bisher negativ waren und ob es schon weitere Auffälligkeiten gibt. Üblich ist: Viele Kinderwunschzentren führen umfassendere immunologische Abklärungen bzw. Biopsien meist erst nach mehreren erfolglosen Transferzyklen durch. Aber: Wenn bereits ein konkreter Verdacht besteht oder die Vorgeschichte (z. B. gehäufte Entzündungen, Infektionen, starke Schmerzen, bestimmte Befunde) darauf hinweist, können auch schon früher entsprechende Tests oder Biopsien angeboten werden. Es ist also durchaus möglich, dass Ihre Klinik noch etwas abwarten möchte, bevor sie eine Biopsie durchführt. Am besten sprechen Sie Ihr behandelndes Team direkt darauf an und schildern Ihre Bedenken. Wenn Sie sich sehr unsicher fühlen und das Bedürfnis haben, dies zeitnah abklären zu lassen, können Sie das ausdrücklich wünschen. 2. Chronische Endometritis und/oder erhöhte Killerzellen Erhöhte (uterine) Killerzellen: Dabei handelt es sich um sogenannte NK-Zellen („Natural Killer Cells“), die im Endometrium vermehrt vorkommen und eventuell Einnistungen beeinträchtigen können. Ein solcher Befund kann eine Rolle spielen, wenn trotz gutem Embryotransfer und guten Hormonergebnissen keine Schwangerschaft eintritt. Chronische Endometritis: Oft besteht sie subklinisch und wird bei einer routinemäßigen Hysteroskopie nicht immer erkannt. Man braucht dazu eine spezifische histologische Untersuchung (Biopsie), bei der z. B. die Anzahl bestimmter Entzündungszellen (Plasmazellen, CD138) in der Gebärmutterschleimhaut beurteilt wird. Selbst wenn frühere Untersuchungen und die Hysteroskopie unauffällig waren, kann es theoretisch sein, dass eine unterschwellige, nicht offensichtliche Entzündung vorliegt. Insbesondere wenn Sie in der Vergangenheit viele Infektionen hatten, kommt dieser Gedanke immer wieder auf. Allerdings ist ein einmaliges Ausbleiben einer Einnistung nicht zwingend schon Beleg dafür, dass eine Immun- oder Entzündungsproblematik vorliegt. 3. Ihr AMH-Wert und weitere Faktoren Mit einem AMH von 9,01 (ich nehme an in ng/ml, was recht hoch ist) liegen die Voraussetzungen für eine ausreichende Eizellreserve vor. Das ist zunächst ein positiver Aspekt. Auch dass Ihr Zyklus regelmäßig ist und die Hormone (inklusive Schilddrüse) unauffällig sind, spricht eher gegen große Hormonstörungen. Dennoch: Eine einmalige negative ICSI (selbst mit Blastozystentransfer) kann leider passieren, ohne dass ein eindeutiger Grund vorliegt. Die Embryoqualität spielt ebenfalls eine große Rolle, und manchmal ist es einfach „Pech“, dass sich genau dieser Embryo nicht eingenistet hat. 4. Welche Möglichkeiten haben Sie jetzt? Gespräch mit Ihrem KiWu-Team: Fragen Sie konkret nach einer weiteren Diagnostik (Endometrium-Biopsie auf chronische Endometritis und immunologische Parameter). Individuelle Risikofaktoren abklären: Manchmal wird parallel geprüft, ob es z. B. Gerinnungsstörungen, Vitamin-D-Mangel oder genetische Faktoren gibt, falls solche in der Vorgeschichte vermutet oder nicht ausgeschlossen wurden. Zweiter ICSI-Versuch: Oft empfiehlt man, zunächst einen zweiten Versuch mit der vorhandenen Therapie zu starten, sofern keine zwingenden Verdachtsmomente für eine Entzündung oder Immunproblematik bestehen. Immunologische Zusatztherapie: Sollte tatsächlich eine erhöhte Aktivität der Killerzellen oder eine andere Immunproblematik festgestellt werden, kann über eine unterstützende Immuntherapie nachgedacht werden (z. B. Kortison, Intralipid-Infusionen, IVIG etc.). Fazit Eine Gebärmutterschleimhaut-Biopsie bzw. immunologische Abklärung muss nicht in jeder Klinik sofort nach dem ersten negativen Transfer erfolgen. Möglich und sinnvoll kann sie sein, wenn entsprechende Risikofaktoren, wiederholte Fehlversuche oder bestimmte Hinweise vorliegen. Auch „unauffällige“ Voruntersuchungen schließen eine (sehr subtile) chronische Endometritis oder immunologische Problematik nicht immer zweifelsfrei aus. Ich empfehle Ihnen ein offenes Gespräch mit Ihrem Arzt/Ärztin in der Kinderwunschklinik, um Ihre Sorgen über eine mögliche (erneute) Biopsie zu besprechen und gemeinsam zu entscheiden, ob und wann weitere Diagnostik sinnvoll ist. Manchmal ist es aus ärztlicher Sicht ratsam, noch einen weiteren Versuch abzuwarten – manchmal macht eine frühzeitige Abklärung Sinn, insbesondere wenn Sie sich damit wohler fühlen oder Ihr Leidensdruck hoch ist. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg! Herzliche Grüße und viel Kraft, Dr. Friedrich Gagsteiger
Dream1010
Guten Abend Herr Dr, Gagsteiger vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. ich hätte noch eine Frage, können nur bestimmte vaginale Entzündungen in die Gebärmutter steigen? Ich hatte es 1-2 Jahre sehr oft und zusätzlich eine gestörte Scheidenflora, was sich aber wieder verbessert hat aktuell. Ich war aber damals als ich das hatte, nicht sexuell aktiv, keine Fehlgeburt oder Geburt, keine Ausschabung. All dies würde ja wohl eher dazu führen das es in die Gebärmutter steigt oder? Wenn Lymphozyten im Blut im Normbereich sind, ist das auch ein Hinweis dass zumindest im Blut die T-Zellen und Killerzellen nicht erhöht sind? Oder muss man es trotzdem differenziert untersuchen lassen? Vielen lieben Dank
Guten Abend, zu Ihrer ersten Frage: Nicht alle vaginalen Entzündungen steigen automatisch in die Gebärmutter auf. Es gibt bestimmte Faktoren, die das Risiko erhöhen, wie z. B.: Art der Erreger: Einige Bakterien (z. B. Chlamydien, Mykoplasmen oder Gonokokken) sind besonders dazu in der Lage, in die oberen Genitalwege aufzusteigen. Geschwächtes Vaginalmikrobiom: Eine gestörte Scheidenflora mit reduzierten Laktobazillen begünstigt das Wachstum pathogener Keime und kann eine aufsteigende Infektion erleichtern. Mechanische Einflüsse: Sexuelle Aktivität, eine Fehlgeburt, eine Geburt oder invasive Eingriffe (wie eine Ausschabung oder eine IUD-Einlage) können eine Infektion in die Gebärmutter begünstigen. Individuelle Immunabwehr: Ein geschwächtes Immunsystem kann dazu beitragen, dass Infektionen nicht ausreichend abgewehrt werden. Da Sie damals weder sexuell aktiv waren noch invasive Eingriffe hatten, war das Risiko für eine aufsteigende Infektion minimal. Trotzdem kann es sein, dass sich durch die gestörte Scheidenflora eine subklinische oder leichte Entzündung entwickelt hat, die sich aber von selbst reguliert hat, sobald sich die Flora wieder stabilisierte. Lymphozyten und Immunstatus: Ein normaler Lymphozytenwert im Blut bedeutet, dass die Gesamtzahl der T-Zellen und NK-Zellen (natürliche Killerzellen) nicht auffällig ist. Allerdings sagt das nichts über die Aktivität oder Zusammensetzung dieser Immunzellen aus. In der Gebärmutter oder im Endometrium kann das Immunprofil anders sein als im Blut. Falls es um Implantationsversagen oder wiederholte frühe Fehlgeburten geht, wäre eine differenzierte Untersuchung der uterinen NK-Zellen oder eine genauere Immunanalyse sinnvoll. Alles Gute
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