HaGe
Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, nachdem ich im Mai 2024 bei bestehendem Kinderwunsch die Pille nach langjähriger Einnahme abgesetzt habe, bleibt meine Periode leider bis heute aus. Nach drei Monaten (Mitte August) wurde eine Blutuntersuchung durchgeführt, da meine Fraunenärztin das PCO-Syndrom ausschließen wollte. Im Ultraschall waren zwar einige "Zysten" in einem Eierstock zu erkennen, jedoch entsprach das Bild wohl nicht der typischen perlenschnurartigen Aneinanderreihung wie beim PCOS. Ich bin 28 Jahre alt, habe einen BMI von 20,2 und habe bis auf dünnes Haar und leichte Unreinheiten im Gesicht keine Beschwerden. Folgende Werte hat die Blutuntersuchung ergeben: FT4: 1.07 nd/dl TSH, basal: 1.37 mlU/l FSH, basal: 7.0 lU/l LH, basal: 14.7 lU/l 17-b-Östradiol (E2): 8 ng/l Testosteron, gesamt: 0.28 ug/l DHEA-S: 1340 ug/l Androstendion (ECLIA): 0.77 ng/ml 17-OH-Progesteron: 0.8 ug/l Im Ergebnistext zum Befund stand, dass diese Werte bis auf den "leicht erhöhten LH-Wert unauffällig" seien und der frühen Follikelphase entsprechen. Prolaktin wurde nachbestimmt und war ebenfalls unauffällig. Meine Frauenärztin hat das PCO-Syndrom daraufhin ausgeschlossen und mir Agnus Castus 4 mg verordnet, welches ich nun seit ca. 40 Tagen einnehme. Wie würden Sie die Situation einschätzen? Mich verunsichert der LH/FSH-Quotient und die Tatsache, dass ich Mönchspfeffer einnehmen soll, obwohl Prolaktin unauffällig ist. Kann sich die Einnahme evtl. sogar kontraproduktiv auswirken und das Ausbleiben der Periode weiter hinauszögern? Ich wäre dankbar für sämtliche Tipps, um die Periode auszulösen. Mit freundlichen Grüßen HaGe
Vielen Dank für Ihre Nachricht und die ausführlichen Angaben zu Ihrem bisherigen Verlauf. Gerne beurteile ich Ihre Situation im Detail: Die vorliegenden Hormonwerte zeigen insgesamt ein gemischtes Bild. Der LH/FSH-Quotient von etwa 2,1 könnte auf eine hormonelle Dysbalance hinweisen, die unter anderem beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) auftreten kann. Allerdings sprechen weder das Ultraschallbild noch Ihre Symptome eindeutig für ein PCOS. Lediglich das leicht dünnere Haar und die Hautunreinheiten könnten in diese Richtung deuten, aber es fehlen andere typische Merkmale. Besonders auffällig ist Ihr niedriger Östradiolwert von 8 pg/dl, der auf eine unzureichende Follikelreifung hindeutet. Oder ist Konzentrationsangabe falsch? In der frühen Follikelphase wären normalerweise höhere Werte zu erwarten (etwa 40-150 pg/ml). Dieser niedrige Wert könnte das Ausbleiben der Periode gut erklären. Weitere Werte wie FSH (7.0 IU/l) und LH (14.7 IU/l), sowie die Androgenparameter wie Testosteron, DHEA-S und Androstendion sind weitgehend unauffällig und lassen keinen starken Hinweis auf eine Hyperandrogenämie zu. Die Schilddrüsenwerte (TSH und FT4) sind ebenfalls im Normbereich, weshalb eine Schilddrüsenstörung ausgeschlossen werden kann. Vorschlag: Um die Situation weiter abzuklären, wäre eine Ultraschalluntersuchung zur Messung der Gebärmutterschleimhautdicke (Endometrium) ratsam. Diese Untersuchung könnte Aufschluss darüber geben, ob die Schleimhaut ausreichend auf die vorhandenen Hormonspiegel reagiert. Eine sehr dünne Schleimhaut (< 6 mm) würde ebenfalls für eine geringe ovarielle Aktivität sprechen. Hinsichtlich der Verordnung von Mönchspfeffer (Agnus Castus): Obwohl das Prolaktin unauffällig war, kann Agnus Castus in manchen Fällen zur Regulierung des Zyklus beitragen. Falls Sie jedoch den Eindruck haben, dass es nicht hilft oder eventuell kontraproduktiv wirkt, könnten Sie mit Ihrer Frauenärztin über eine Anpassung der Therapie sprechen. Lebensstil: Ihr BMI von 20,2 spricht für eine gute allgemeine Gesundheit. Dennoch könnten Faktoren wie Stress, Ernährung oder intensive körperliche Aktivität einen Einfluss auf den Zyklus haben. Eine Unterstützung durch Nahrungsergänzungsmittel wie Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D oder Myo-Inositol könnte helfen, den Hormonhaushalt zu stabilisieren und den Zyklus zu regulieren. Zusammengefasst sehe ich folgende Ansätze: Der niedrige Östradiolwert erklärt die Zyklusstörung. Der LH/FSH-Quotient weist auf eine mögliche hormonelle Dysbalance hin, jedoch nicht eindeutig auf PCOS. Eine Ultraschalluntersuchung zur Beurteilung der Schleimhautdicke wäre sinnvoll. Gegebenenfalls könnte die Einnahme von Mönchspfeffer überdacht werden. Ich hoffe, Ihnen mit diesen Einschätzungen und Vorschlägen weitergeholfen zu haben. Sollten Sie noch Fragen haben oder weitere Schritte in Erwägung ziehen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen
HaGe
Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, vielen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort. Ihre Einschätzung hilft mir sehr! Die Angabe zum Östradiolwert ist korrekt. Ein Ultraschall wurde ebenfalls durchgeführt und die Gebärmutterschleimhaut war kaum zu sehen und nicht aufgebaut. Zu den Schillddrüsenwerten ist vielleicht noch zu ergänzen, dass ich unter einer Schilddrüsenunterfunktion leide und bereits seit einigen Jahren L-Thyrox 50 Mikrogramm einnehme. Darunter ist die Schilddrüse mittlerweile aber gut eingestellt. Stress hat in den letzten Monaten sicherlich auch eine Rolle gespielt. In Bezug auf Mönchspfeffer bin ich sehr verunsichert. Nach einer 6-wöchigen Einnahme bemerke ich bisher keinerlei Veränderungen. Würden Sie empfehlen, die Einnahme trotzdem fortzusetzen? In der Apotheke hat man mich bereits darauf hingewiesen, dass ich die Tabletten über 3 Monate einnehmen müsste, damit sie eine Wirkung zeigen. Jedoch lese ich immer wieder, dass es entweder relativ zügig (d.h. innerhalb weniger Wochen) einen Effekt gibt oder die Wirkung ausbleibt. Omega-3 (800 mg Omega-3-Fettsäuren, davon 400 mg EPA und 300 mg DHA) werde ich zeitnah supplementieren. Da ich ziemlich niedrige Blutfettwerte habe und generell eher fettarm esse, kann ich mir vorstellen, dass ich davon profitieren könnte. Vitamin D (20 Mikrogramm/Tag) nehme ich aktuell bereits durch die Einnahme von Femibion 0 ein und laut einer kürzlich erfolgten Blutentnahme liegt der Wert im Normbereich (VITD25: 72,9 nmol/l). Würden Sie Vitamin D darüber hinaus ergänzen oder erscheint das ausreichend? Über die Einnahme von Myo-Inositol habe ich tatsächlich bereits nachgedacht und meine Frauenärztin im August schon darauf angesprochen. Sie sagte mir, dass dies i.d.R. nur bei Vorliegen des PCO-Syndroms sinnvoll sei. Würden Sie sagen, ich könnte es trotzdem mit Myo-Inositol (zusätzlich zu Agnus Castus 4 mg) probieren? Ich danke Ihnen bereits im Voraus ganz herzlich für Ihre Auskunft! Mit freundlichen Grüßen HaGe
Vielen Dank für Ihr detailliertes Feedback und die präzisen Angaben zu Ihrer Gesundheit. Zur Einnahme von Mönchspfeffer (Agnus Castus): Es stimmt, dass die Wirkung von Mönchspfeffer oft einige Monate braucht, um sich zu manifestieren. Die typische Empfehlung ist, das Präparat mindestens drei Monate zu nehmen, bevor man eine Wirkung beurteilt. Da Sie bisher keine Veränderungen bemerken, könnte es sinnvoll sein, die Einnahme bis zum empfohlenen Zeitraum fortzusetzen und dann gemeinsam mit Ihrer Ärztin zu bewerten, ob eine Weiterführung angezeigt ist. Zum Thema Omega-3-Fettsäuren: Ihre Entscheidung, Omega-3 zu supplementieren, erscheint aufgrund Ihrer Ernährungsgewohnheiten und der niedrigen Blutfettwerte sinnvoll. Omega-3-Fettsäuren sind wichtig für zahlreiche Körperfunktionen, einschließlich der Entzündungsregulation und Herzgesundheit. Bezüglich Vitamin D: Der von Ihnen genannte Vitamin D-Spiegel liegt im Normalbereich. Eine zusätzliche Supplementierung über die bereits genommenen 20 Mikrogramm hinaus ist in der Regel nicht notwendig, sofern keine spezifischen Mangelerscheinungen oder Risikofaktoren für einen Vitamin D-Mangel vorliegen. Myo-Inositol bei nicht-PCOS-Patientinnen: Obwohl Myo-Inositol häufig bei PCO-Syndrom eingesetzt wird, gibt es auch Hinweise darauf, dass es bei anderen hormonellen Dysbalancen oder Insulinresistenzen hilfreich sein könnte. Es wäre eine Überlegung wert, dies in Absprache mit Ihrer Frauenärztin auszuprobieren, besonders wenn andere Therapien nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Allerdings ist es wichtig anzumerken, dass diese Anpassungen und Supplementierungen möglicherweise keine grundlegend neuen Ergebnisse bringen. Oft steckt ein weiterer, bisher unentdeckter Faktor hinter den Beschwerden. In vielen Fällen ist eine deutliche Verbesserung der Lebensumstände oder die Identifikation und Reduktion seelischer Stressfaktoren entscheidend für den Behandlungserfolg. Es könnte also ratsam sein, auch diese Aspekte genauer zu beleuchten. Ich empfehle Ihnen, diese Überlegungen in einer kommenden Sprechstunde mit Ihrer Frauenärztin detailliert zu besprechen, um eine auf Ihre persönliche Situation abgestimmte Entscheidung zu treffen.
HaGe
Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für Ihre hilfreichen Anregungen! Ihren Erklärungen habe ich entnehmen können, dass der Östradiolwert steigen müsste, um einen regelmäßigen Zyklus zurückzuerlangen. Um zu prüfen, ob der Östradiolwert seit der letzten Blutuntersuchung am 13.08.2024 gestiegen ist, habe ich nun erneut einen Hormonstatus bestimmen lassen. Folgende Werte hat die Blutuntersuchung vom 14.10.2024 ergeben: LH: 6.28 mIU/ml FSH: 6.47 mU/ml LH-FSH-Quotient: 0.97 17-b-Estradiol: 29.1 pg/ml Progesteron: 0.10 ng/ml AMH: 4.3 µg/l Angesichts dieser Ergebnisse bin ich zunächst erleichtert, dass der Östradiolwert zumindest leicht gestiegen ist. Außerdem scheint sich der LH-FSH-Quotient "normalisiert" zu haben bzw. nach meinem Empfinden scheinen die Werte nun insgesamt besser zur frühen Follikelphase zu passen, in der ich mich scheinbar noch immer befinde. Auch würde ich aus den Werten schlussfolgern, dass die Einnahme von Agnus Castus in den letzten 7 Wochen immerhin nicht kontraproduktiv gewesen zu sein scheint, sodass ich es zunächst weiter einnehmen werde. Den AMH-Wert habe ich aufgrund meiner Sorge bestimmen lassen, dass ich mich evtl. bereits in der vorzeitigen Menopause befinden könnte und die Periode deswegen ausbleibt. Das scheint jedoch nicht der Fall zu sein, richtig? Könnten Sie mir noch einmal eine Einschätzung zu den Werten geben? Kann ich darauf hoffen, dass sich der Zyklus langsam wieder normalisiert, sodass die Periode voraussichtlich in einigen Wochen/Monaten wieder einsetzen wird? Welche Schlüsse würden Sie aus dem aktuellen Hormonstatus ziehen? Ich bedanke mich vielmals im Voraus und sende freundliche Grüße! HaGe
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