Frage im Expertenforum Kinderorthopädie an Dr. med. Jan Matussek:

Knieschmerzen

Dr. med. Jan Matussek

Dr. med. Jan Matussek
Chefarzt für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie am Klinikum Emil van Behring, Berlin

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Frage: Knieschmerzen

cory

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Guten Tag Herr Dr. Matussek,  ich habe Ihnen bereits mehrmals Fragen gestellt und bedanke mich für Ihre ausführlichen Antworten!  Es geht wieder um meinen 10 jährigen Sohn, der eine ICP beinbetont hat. Bis vor wenigen Wochen lief er mit Einlagen überwiegend frei, für lange Strecken benötigte er einen Rollstuhl.  Seit ca. 8 Wochen leidet er an einseitgen starken Knieschmerzen. Den Schmerz beschreibt er als einschießend stechend, lässt dann langsam nach, verschwindet aber nie ganz. Mittlerweile ist das Laufen kaum noch möglich, sogar zu Hause ist er zu Krabbeln übergegangen. Wir waren bereits bei zwei Orthopäden, beim Kinderarzt, und in einer orthopädischen Notaufnahme. Er wurde immer nur körperlich untersucht, ein Orthopäde schob die Schmerzen auf die Spastik, sagte damit muss er jetzt leben. Der andere meinte, unser Sohn wäre völlig frei beweglich, eher hypoton, keine Verkürzungen. Die Spastik könne nicht die Ursache sein. Er hat ihn eingerenkt (LWS), was überhaupt keine Hilfe brachte. In 8 Wochen sollen wir zur Kontrolle. In einer orthopädischen Notaufnahme wurde immerhin ein Ultraschall gemacht. Dieser war unauffällig.  Auf eigene Kosten haben wir ein MRT machen lassen, welches eine leichte Patellalateralisation zeigte.  Ich möchte Sie fragen, ob das tatsächlich der Grund für diese Schmerzen sein könnte? Oder haben Sie vielleicht eine Idee was es sonst noch sein könnte? Und sollte noch ein Röntgen durchgefürt werden oder ist das MRT ausreichend?  Vielen lieben Dank!  Cory  


Dr. J. Matussek

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Liebe Familie, die Schmerzen rund um das Kniegelenk bei Ihrem Sohn mit Spastik rühren meist von Muskel-Balance-Störungen her, die die Bewegung der Kniescheibe stören.  Häufig gehen auch die Beinachsen bei Kindern mit Spastik mit leichten X-Beinstellungen einher.  Zusammen bewirkt dies im Längenwachstum der Beine ein "toxische" Mischung von statischen und muskulären Problemen: Resultat ist dann die mehr oder minder ausgeprägte Störung der Patellagleitausrichtung. Die Kniescheibe beginnt in dieser Faktorenmischung  häufig, seitlich zu verkippen und dadurch "auf der Kante " zu gleiten, was weh tut . Und diese Schmerzentwicklung kann im weiteren Größenwachstum leider häufig auch noch zunehmen. Was tun ? Beinachsen und Gangbild anschauen: Wie drehen sich Kniegelenke und Beinachsen während des Gehens ? Schauen die Kniescheiben nach innen beim Gehen ("schielende Patellae") ? Liegen X-Beine vor ? Gibt es ein einfaches Röntgen-Bild der Knie ? (Hier erkennt man, ob die schmerzende Kniescheibe "zu hoch steht" durch starken Muskelzug des Oberschenkelmuskels.) Also: der Junge muß einmal richtig beim Gehen angeschaut werden (Ganganalyse); Röntgenbilder der Beinachsen und ein sogenanntes "Rotations-MRT" der Hüften, Knie, Sprunggelenke" können dann die Fehldynamik feststellen. (Ein "normales"MRT der Kniegelenke ergibt nicht immer eine klar-gewünschte Diagnose)   Und was dann ? Die moderne Kinderorthopädie kann mit einfachen Mitteln die festgestellten dynamischen Probleme lösen: Kniegelenksbandagen, kleine Eingriffe zur Balancierung der Muskulatur, kleine Wachstumslenkende Eingriffe, Einlagen und Orthesenversorgungen etc. Am Anfang steht immer die genaue Schmerz-Analyse durch erfahrene Kinderorthopädinnen... Viele Grüße   JM


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