Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

Fragen zu Impfungen Schwangerschaft und Nestschutz

Frage: Fragen zu Impfungen Schwangerschaft und Nestschutz

lespoir

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Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Heininger, ich bin gerade in der 21. SSW mit dem 2. Kind (GT Mitte Februar). Das erste Kind ist 3,5 Jahre alt, hat keinerlei Vorerkrankungen (auch keine Allergien) und ist gerade in der Kindergarteneingewöhnung und dadurch sicherlich diesen Winter vielen Viren und Kinderkrankheiten ausgesetzt. Ich hätte ein paar Fragen in Bezug auf Impfungen, vor allem im Hinblick auf den Nestschutz des Neugeborenen. 1) Keuchhusten-Impfung: Meine letzte Keuchhusten-Impfung (Boostrix Polio) habe ich im Februar 2022 erhalten (2 Monate vor Entbindung des 1. Kindes). Ich gehe davon aus, dass es, obwohl die Impfung erst 3,5 Jahre her ist, sinnvoll ist, mich auch in dieser Schwangerschaft wieder zu impfen? Soweit ich weiß, sollten enge Familienmitglieder sich impfen lassen, wenn ihre Impfung länger als 5 Jahre her ist. Ist auch das richtig? Bei unserem 3,5-jährigen Sohn ist die 3. Hexyon-Impfung 4/2027 fällig. Empfehlen Sie, diesen Termin so einzuhalten oder für den Säuglingsnestschutz vorzuziehen? 2) Grippe-Impfung: Mein Mann und ich haben uns gestern gegen Influenza impfen lassen. Habe ich es richtig verstanden, dass Kinder, die noch nie eine Grippeschutzimpfung erhalten haben, beim ersten Mal zwei Mal im Abstand von 4 Wochen dagegen geimpft werden? Dann wäre ja jetzt schon der richtige Zeitpunkt für die erste Impfung bei unserem Sohn. Oder würden Sie die Lebendimpfung (Nasenspray) empfehlen? Müsste ich mir hier als Schwangere Gedanken machen, mich von den Lebend-Grippeviren anstecken zu können? 3) RSV-Impfung: Wir werden darauf achten, dass unsere Tochter gleich nach der Geburt die RSV-Impfung erhält, da sie ja ein Winterbaby wird. Ist es sinnvoll, auch unseren 3,5-jährigen Sohn gegen RSV impfen zu lassen oder halten Sie das für übertriebenen Nestschutz? 4) Covid-Impfung: Ich bin sicherlich eine der wenigen Schwangeren, die bereits 4 Mal gegen Covid geimpft wurden (3 Mal 2021 und eine Auffrischung im Oktober 2023 immer mit Biontec). Außerdem bin ich bereits zwei Mal von Covid genesen, das letzte Mal im November 2024. Ich habe keine chronischen Erkrankungen oder Schwangerschaftskomplikationen. Doch da wir schon zwei Mal im November Covid bekommen haben und ich jedes Mal hohes Fieber hatte, habe ich etwas Bammel davor, auch diesen November und dieses Mal schwanger Covid zu bekommen. Macht eine weitere Auffrischung der Impfung für mich Sinn oder ist eher sinnlos? Es ist für uns schwer, einzuschätzen, wo vor allem für unseren 3,5-jährigen Sohn eine sinnvolle "Impfgrenze" ist. Einerseits möchten wir natürlich das Neugeborene bestmöglich schützen, andererseits unseren Sohn auch nicht mit ständigen Impfungen in diesem Herbst/Winter "bombardieren", die möglicherweise für ihn selbst gar nicht nötig wären. Noch dazu erhält er im Dezember 2025 seine 3. FSME-Impfung und wir möchten ihm natürlich gleichzeitig auch nicht Angst vor der Kinderärztin durch ständiges Impfen machen. Verzeihen Sie meinen langen Text. Über Ihre Einschätzung zu den Impfungen würde ich mich sehr freuen. Selbstverständlich weiß ich, dass Sie uns die Entscheidung nicht abnehmen können. Doch Ihre kompetente Meinung würde uns dabei helfen. Herzlichen Dank, dass Sie diese tolle Arbeit in diesem Forum machen!


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Hallo gerne. 1) Keuchhusten-Impfung: Richtig, es ist sinnvoll und auch empfohlen, sich  in jeder (!) Schwangerschaft gegen Keuchhusten impfen zu lassen, damit das Kind im Mutterleib ausreichend hohe, mit Schutz einhergehende Antikörper von der Mutter übertragen bekommt. Enge Familienmitglieder sollen sich gegen Keuchhusten impfen lassen, wenn ihre Impfung länger als 10 Jahre her ist (STIKO Empfehlung). Es ist nicht empfohlen, bei dem Geschwisterkind eine IMpfung gegen Keuchhusten vorzuziehen. Ich gehe aber davon aus, dass es sich um die 4. Impfdosis in  4/2027 handelt (?) 2) Grippe-Impfung: "Mein Mann und ich haben uns gestern gegen Influenza impfen lassen" Prima. Ja, Kinder im Alter von weniger als 9 Jahren, die noch nie eine Grippeschutzimpfung erhalten haben, sollen beim ersten Mal zwei Impfungen im Abstand von 4 Wochen erhalten. "Dann wäre ja jetzt schon der richtige Zeitpunkt für die erste Impfung bei unserem Sohn." durchaus. "Oder würden Sie die Lebendimpfung (Nasenspray) empfehlen?" Das macht in meinen Augen keinen Unterschied und ist durchaus eine Alternative. "Müsste ich mir hier als Schwangere Gedanken machen, mich von den Lebend-Grippeviren anstecken zu können?" Nein, diese IMpfviren sind nicht übertragen und selbst wenn - da Sie ja geimpft sind könnten abgeschwächte Impfviren sich nicht bei Ihnen vermehren. 3) RSV-Impfung: "Wir werden darauf achten, dass unsere Tochter gleich nach der Geburt die RSV-Impfung erhält, da sie ja ein Winterbaby wird" Korrekt (Anmerkung: es ist aber keine  "Impfung" sondern ein spezifischer Abwehrstoff (Antikörper). "Ist es sinnvoll, auch unseren 3,5-jährigen Sohn gegen RSV impfen zu lassen..." Nein, ist auch gar nicht zugelassen. 4) Covid-Impfung: In der von Ihnen geschilderten Situation mit einer definitionsgemäss vollständigen Basisimmunität ist bei gesunden Schwangeren keine COVID-Impfung in der Schwangerschaft empfohlen. "Es ist für uns schwer, einzuschätzen, wo vor allem für unseren 3,5-jährigen Sohn eine sinnvolle "Impfgrenze" ist. Einerseits möchten wir natürlich das Neugeborene bestmöglich schützen, andererseits unseren Sohn auch nicht mit ständigen Impfungen in diesem Herbst/Winter "bombardieren", die möglicherweise für ihn selbst gar nicht nötig wären. Noch dazu erhält er im Dezember 2025 seine 3. FSME-Impfung und wir möchten ihm natürlich gleichzeitig auch nicht Angst vor der Kinderärztin durch ständiges Impfen machen." Das verstehe ich, wobei man mit Impfungen das Immunsystem m.E. nicht "bombardiert" sondern eher "kitzelt", wenn ich das mal so salopp sagen darf (=geringe antigene Belastung). Ich entnehme Ihren Worten dass Sie sich sehr vorbildlich und konsequent um den Impfschutz für sich und Ihre Familie kümmern. Alles Gute!


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