AnneRu
Hallo Frau Höfel, unser Kleiner (4 Wochen) macht ab Nachmittag immer ganz schön Programm. Quengelt, zappelt, will an die Brust und lässt sich nicht beruhigen. Bis19 Uhr steigert sich das uns Schreien . Das geht dann bis mindestens 23 Uhr, wenn nicht länger. Er ist nur an der Brust ruhig aber das geht ja nicht nonstop. Da sind meine Brustwarzen schneller wund als mir lieb ist. Meine Eltern haben angeboten dass ich für einige Zeit zu ihnen kommen kann, damit mir mal jemand das Baby abnimmt. Nun frage ich mich ob das so eine gute Idee ist. Bei Regulationsstörungen ist doch Regelmäßigkeit super wichtig oder? Ich bin schon versucht, das Angebot anzunehmen, will es aber auch nicht noch schlimmer machen. Was sagen Sie?
Liebe AnneRu, wer hat eine Regulationsstörung diagnostiziert? Das Verhalten Ihres Kindes ist völlig normal! Und wer es zum Trösten trägt, ist ihm in den ersten Wochen auch schnurz. Wichtig ist, dass sich jemand kümmert. Ihr Kind verarbeitet abends seinen Tag (Auch, wenn dieser anscheinend ganz ruhig verlief. Ruhig für uns: für ein Kind in diesem Alter ist der Rasenmäher, die laute Stimme des Nachbarn, das Müllauto usw. jedes Mal eine neue Erfahrung- und zwar aus dem Nichts!). Nun gibt es Kinder, die weinen trotzdem noch - und dann sollte man sie auch lassen! Kinder dürfen weinen, nur nicht alleine! Und aller Kummer muss raus, muss erzählt werden! Was wir immer vergessen: weinen ist die Sprache Ihres Kindes. Es kann nicht anders ausdrücken, was Ihm auf der Seele liegt! Und da ist es egal, ob es sagen will: "Mir ist warm.", "Ich bin müde." oder "Ich habe Dich lieb und will hier nie mehr weg!" Diese Unruhe ist für Eltern sehr schwer auszuhalten und sie tun (fast) alles für Ihr Kind! Und da liegt manchmal die Crux! Denn jede Intervention (Schnuller rein, mal auf dem Arm, mal in die Wiege oder Wippe, hier ein Spielzeug und da eine Rassel, zwischendurch Wickeln ) stört es in seiner Mitteilung: es will erzählen und darf nicht! Diese Stunden heißen auch "Großmutter-Stunden", da Großmütter einfach die Ruhe haben, damit umzugehen. Kind in Wiegehaltung auf dem Arm, leise erzählend und auf-und-ab gehend. Diese Ruhe hat frau als frisch gebackene Mutter einfach noch nicht, da immer im Hintergrund das Bild des selig lächelnden Säuglings (aus Werbung und Literatur) im Hinterkopf spukt. Und natürlich macht frau sich auch Sorgen, ob das Kind etwa krank ist. Und ob frau gar eine schlechte Mutter ist, da sie das Kind nicht zur Ruhe kriegt! Wie gesagt, Ihr Kind ist okay - halten Sie es, geben Sie ihm Sicherheit. Liebe Grüße Martina Höfel
Nina677
Liebe AnneRu, sorry dass ich hier einfach so „reinplatze“...wir haben zwar nicht deine Sorgen, aber ich finde die Antwort von Frau Höfel so toll, dass ich das einfach loswerden muss... und das ist bestimmt auch die Erklärung für so viele Momente, in denen Neugeborene bzw. Säuglinge weinen und wir manchmal nicht weiter wissen... Danke Frau Höfel!! Liebe AnneRu, euch ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen!!