Frage im Expertenforum Geburt an Dr. med. Stefan Kniesburges:

Dammschnitt ohne Betäubung/unwirsches Personal

Dr. med. Stefan Kniesburges

Dr. med. Stefan Kniesburges
Chefarzt und Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Frage: Dammschnitt ohne Betäubung/unwirsches Personal

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Ich habe vor wenigen Wochen mein 3.Kind entbunden, und ganz entgegen landläufiger Meinungen, dass man dann schon "Übung" hätte, habe ich diese bislang schnellste Geburt als sehr traumatisch empfunden und habe 2 für mich wichtige Fragen an Sie, um das Erlebte zu verarbeiten. Vorweg nehmen möchte ich, dass das Kind gesund und aus medizinischer Sicht ohne Komplikationen geboren woden ist. Ich wurde, obwohl ich offensichtlich starke Schmerzen hatte, erst auf eigenes Drängen hin in den Kreissaal gebracht. Da der Muttermund erst auf 3 cm geöffnet war, wurde das wohl als übertrieben abgetan. Von da an dauerte es noch 15 Minuten, bis das Kind da war-ich hatte also mit meiner Einschätzung recht gehabt. Was ich nun als extrem belastend empfunden und so auch noch nicht erlebt hatte bei den beiden vorangegangenen Geburten, war, dass das Team, insbesondere die Ärztin, während des 15minütigen Geburtsverlaufs mit mir schimpfte. Beispielsweise solle ich mal zuhören, was die Hebamme sagte und mit dem Schreien aufhören. Dabei hatte ich zugehört, aber das Schreien konnte ich trotz vorhandener Bereitschaft nicht unterbinden und offensichtlich auch nicht alle Anweisungen sofort und korrekt durchführen, obowohl ich mich aus meiner Sicht wirklich mit allen Kräften bemüht hatte und dachte, ich machte es ganz gut. Ich sollte den Rücken mehr krumm machen, damit der Geburtskanal für das Kind kürzer würde. Aber aufgrund einer Wirbelsäulenverkrümmung bin ich generell nicht in der Lage, den Rücken weit nach vorne zu biegen. Das konnte ich aber in dieser Stresssituation nicht realisieren und äußern, aber erklärte mir im Nachhinein, weshalb der Rücken sich trotz erheblicher Kraftanstrengung meinerseits einfach nicht gebogen hatte. Ich war todverzweifelt in dieser Situation. Dann wurde während einer Pressphase ein Dammschnitt gemacht ohne lokale Betäubung wie ich es von meiner 2.Geburt kannte. Ich hatte unsagbare Schmerzen von dem Schnitt. Auf meine direkte Frage in diesem Moment , ob ein Dammschnitt durchgeführt würde, wurde mir von der Ärztin gesagt, dass sie nichts machen würde. Hinzufügen möchte ich, dass ich mit einem weitern Schnitt überhaupt kein Problem hatte. Ich war nur verwundert über die ungewohnten Schmerzen beim Dammschnitt. Hinterher gab sie dann zu, dass sie den Schnitt gerade gemacht hatte. Warum sie mir das in dem Moment nicht sagen wollte, wurde mir nicht erläutert. Mein Vertrauen war jedenfalls zutiefst erschüttert, da es für mich ein noch größerer Kontrollverlust war, über eine Handlungssituation der Ärztin völlig im Unklaren gelassen zu werden. Mich hätte die Wahrheit und eine klare Ansage über den wahren Verlauf ungemein beruhigt. Ein paar tröstende Worte im übrigen auch. Insgesamt hat mich dieses Erlebnis doch erheblich traumatisiert - so dass ich nun nicht mehr bereit wäre, nochmal ein Kind zu bekommen. Auch, weil ich von dem Entbindungsteam als -wie ich es empfinde-"unfähig" beurteilt wurde, denn im späteren Arztbericht stand: "mangelnde Kooperation". Meine 1. Frage: Macht es Sinn, eine Mutter unter der Geburt für das Wohl des Kindes derart unter Druck zu setzen? Bringt das wirklich einen Vorteil für das Kind und den Geburtsverlauf? Ist das bei Entbindungen in bestimmten Situationen tatsächlich üblich oder habe ich nur eine unwirsche Ärztin erwischt? 2. Ist ein Dammschnitt ohne lokale Betäubung tatsächlich üblich oder könnte man bei einer weiteren Geburt auf eine Betäubung bestehen? Ich bin grundsätzlich ein psychisch sehr robuster Typ und kann so einiges "wegstecken". Dieses Erlebnis hat jedoch mein Selbstbewußtsein erheblich angeknackst, und ich würde es gerne richtig einordnen können. Ich bin mir nicht sicher, ob ich zu Recht so behandelt worden bin und mich mehr über mein "Versagen" ärgere oder über die schlechte Behandlung. Daher würde es mir helfen, wenn von außen die Geburtssituation eingeschätzt würde.


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Hallo, dass Sie Ihre Geburt als so traumatisch erleben mussten, ist bedauerlich. Hier hat ganz offensichtlich die geburtshilfliche Betreuung versagt. Zu Ihren Fragen: Es kommt vor dass Schwangere unter den starken Wehenschmerzen einfach nicht mehr mitmachen wollen und auch auf liebevolles Zureden nicht mehr reagieren. In dieser Situation kann es auch im Interesse des Kindes notwendig sein die Mutter durch eine verbindliche Ansprache zu einer besseren Mitarbeit zu motivieren. Das sind aber sicher Ausnahmesituationen. Vor allem sollte eine solche Situation nicht dazu führen, dass eine Geburt als traumatisch erlebt wird. Ob es sich in Ihrem Fall um eine solche Situation gehandelt hat, weiß ich nicht. Ihren Äußerungen entnehme ich aber, dass dem nicht so war, denn es hat Ihnen ja nicht geholfen. Ein Dammschnitt kann unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne vorherige Betäubung geschnitten werden. Entweder dann, wenn bereits eine PDA liegt oder wenn der Kopf sehr stark gegen das Gewebe drückt und es stark anspannt. Dann kann man den Schnitt während einer Preßwehe machen, ohne dass die Frau etwas davon bemerkt. Ich persönlich bevorzuge aber immer eine lokale Betäubung vor Anlage des Schnittes, sofern dazu die Zeit bleibt. Denn ob geschnitten werden muß oder nicht entscheidet sich ja auch oft erst in den letzten Preßwehen. Aus den Äußerungen meiner Vorrednerinnen könnte man ja fast meinen, dass alle Ärzte Sadisten sind, die Spaß daran haben Frauen unter der Geburt Schmerzen zuzufügen. Glauben Sie mir, dem ist definitiv nicht so. Ich selber habe über 2000 Geburten geleitet. Und ich denke, dass ich schon soviel davon mitbekommen habe, dass ich weiß wovon ich rede. Dr. S. Kniesburges, St. Marienkrankenhaus Ratingen


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Hallo Du Arme, ist jetzt absolut NICHT hämisch gemeint: jetzt weiß ich wieder, warum ich Hausgeburten mag ;-) Vielleicht kannst Du die erschreckenden Erlebnisse gemeinsam mii einer erfahrenen Hebamme verarbeiten? Alles Gute, sei feste gedrückt! Anna


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Liebe Kleinedunkle Als ich das laß mußte ich mir die Tränen zurückhalten. Ich werde echt total wütend wenn ich soetwas lese. Wie Annamei schon schreibt kommen für mich auch nur noch Geburtshaus oder Hausgeburten in Frage. Wie sie mit Dir umgegangen sind ist unter aller Sau ( sorry ) und ich kann Dich voll verstehen. Meine erste KH Geburt lief auch nicht toll ab ( 1,5 Std ) und auch die Wochenstation war das reinste Irrenhaus. Der Zweite wurde im Geburtshaus geboren und damit hab ich mein Selbstwertgefühl und Selbstbewußtsein zurückerlangen können. Ich brauchte diese Erfahrung um mit der ersten Geburt fertig zu werden und um zu wissen "ich kann es auch allein". Ich würde Dir ebenfalls raten Dir eine fähige liebe Hebamme zu suchen ( Geburtshaushebis oder gleich Hausgeburtshebamme - sie sind einfach komplett anders als Klinikhebammen ) und mit ihr gemeinsam die Geburt zu verarbeiten. Alles Gute, Tragemama


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Hallo, als ich Deine Zeilen las, fühlte ich mich wieder zurückversetzt (vor etwa 10 Monaten). Bei mir ist es ähnlich gewesen, allerdings hatte ich 24 Wehen, (davon 12 Std. Presswehen). Ich wurde auch wie Du, permanent von der Hebamme mit Vorwürfen bombardiet, wie z.B. ich würde mein Kind nicht kommen lassen wollen (als würde man das in so einer Situation extra machen). Na-ja, ich wurde auf jeden Fall behandelt wie ein Stück Vieh. Ende vom Lied, die Hebamme, wie sie sagte, hätte nun die "Schnauze" voll und holt den Chefarzt, was ich unter keinen Umständen wollte, aber das fand überhaupt keinen Anklang. Es wurde einfach gemacht. Eine Saugglocke kam zum Einsatz sowie damit verbunden ein Dammschnitt, der monatelang schmerzte und ich mich kaum auf mein Baby konzentrieren konnte. Für mich kommt kein Kind mehr in Frage, denn so menschenunwürdig möchte ich mich nicht mehr behandeln lassen und es verfolgt mich noch heute und es ist irgendwie beruhigend zu wissen (leider), dass ich kein Einzelfall bin. Alles Gute


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Vielen Dank - bereits vor der ärztlichen Stellungnahme - für die vielen Postings. Es ist zwar traurig, dass nicht nur ich negative Erfahrungen machen musste, aber es zeigt mir, dass ich damit offesichtlich nicht alleine bin. Wie Sabrina beispielsweise geschrieben hat, habe ich das auch empfunden: wer behindert die Geburt des Kindes denn schon absichtlich? Daher halte ich solche Vorwürfe eigentlich auch für unangebracht. In meinem Fall glaube ich auch nicht, dass sie hilfreich für einen evtl. schnelleren oder reibungsloseren Geburtsverlauf waren. Interessieren würde mich noch, wie das ein Arzt sieht, der ja auf der "anderen Seite" steht.


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Hallo! Da bin ich nochmal. Ein Arzt, wie in meinem Fall, kann oftmals die Situation nicht beurteilen, da er nicht anwesend war. Die kommen ja meistens "nur" zum Einsatz, wenn es Komplikationen gibt oder wie in meinem Fall, der Assistenzärztin sowie der Hebamme es einfach zuviel war oder aber mit mit überfordert waren, wie auch immer. Was sich da im Kreißsaal abspielt, kriegen die oftmals(leider)nicht mit.


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