Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Über Leben und Tod entscheiden?

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: Über Leben und Tod entscheiden?

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Ich habe vorige Woche (27+0) zwei Mädchen per Notsectio entbunden. Carina ist nach nur 6 Tagen an einer Infektion gestorben, bei Julia meiner Kleineren, 900g, sieht es im Moment auch sehr schlecht aus. Sie hat eine sehr schwere Gehirnblutung bekommen. Ihr wurde dann eine Schlauch gelegt damit das Blut abrinnt. Heute hat mir die Ärtzin gesagt das sie sicher geistig behindert sein wird, und wahrscheinlich auch körperlich mit allen vier Extremitäten eingeschränkt sein wird. Sie hat dann gemeint das es legitim wäre, bei der nächsten Infektion die sie bekommt, nicht mehr maximale Therapie zu machen. Meine Frage ist jetzt, ob man jetzt schon 100% sagen kann, das ihre Zukunft so ausschaut, vorallem ob sie geistig behindert sein wird? Ich fühle mich eigentlich nicht imstande über Leben und Tod meines eigenen Kindes zu entscheiden. Wenn ich daran denke das sich die Kleine so viel bewegt wenn ich sie berühre kann ich mir nicht vorstellen über ihr Leben zu richten. Vielen Dank Sandra


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Ich kann aufgrund Ihrer Angaben keine zuverlässigere Aussage zur Prognose machen als Ihre Ärztin. Grundsätzlich sind solche Aussagen aber immer mit einer gewissen Unsicherheit belastet. Der Verzicht auf Therapie ist immer eine schwere Entscheidung, kann aber berechtigt sein, wenn die Fortsetzung der Therapie Ihrem Kind vermutlich mehr Leid zufügt als ihm nimmt. Aber auch das ist sehr schwer zu beurteilen. Ich persönlich neige dazu, eine Therapieeinschränkung dann vorzuschlagen bzw. mitzutragen, wenn aller Erfahrung nach das Sterben begonnnen hat, da ein würdevolles menschliches Sterben für den Patienten und die Familie wichtiger ist als ein Hinausschieben des Todes um einige Zeit. Mit einer Therapieeinschränkung "nur" wegen drohender Behinderung habe ich persönlich Probleme. Sie wird wohl auch durch die gültige Rechtsordnung nicht gedeckt. Ich gebe aber zu, dass sich das alles einfacher anhört als es im Einzelfall ist. Ich wünsche Ihnen, dass sich doch alles zum besseren wendet.


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Liebe Sandra, erstmal eine gaaanz dicke Umarmung und ein herzlichstes Beileid von mir;jeder der hier sitzt und Kinder hat weiss genau,das es das allerschlimmste sein muss eines zu Verlieren!Ich kann dir deine Frage nicht beantworten;aber ich wollte dir trotztdem wünschen,das du für DICH UND deine Maus die richtige Entscheidung triffst!Das ist wirklich SEHR schwierig,und ich glaube,das man sich da nicht so einfach reinversetzen kann... Ich wünsche dir alles,alles Liebe und sei stark;für deine kleine und für dich! Küsschen Nadja


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Hallo unser Ellert wurde in der 24 SSW geboren und ist heute geistig und körperlich behindert. Na und ? Ellert ist glücklich und zufrieden darum bin ich der Ansicht dass nur ihr alleine sagen könnt welche Chancen Euer Kind verdient und keinesfalls Ärzte, die niemals wirklich vorhersagen können wie Kinder sich entwickeln. Es kann gutgehen, auch viel schlechter sein als erwartet MAN WEISS ES VORHER NIE !!! dagmar


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Ich finde es auch viel verlangt, wenn man als Mutter da eine Entscheidung treffen soll. Ich wäre genauso ratlos. Auf der einen Seinte will man seinem Kind das Leben ermöglichen, auf der anderen Seite will amn ihm auch Leid ersparen. Vielleicht hast Du die Möglichkeit, noch einen anderen Arzt (Professor, Leiter des Frühchenzentrums o.ä.) um seine fachmännische Meinung zu bitten. Ich würde mir davon mehr Klarheit erhoffen. Ich drücke Dir alle Daumen, dass Du eine gute Entscheidung treffen kannst. Ich glaube, alle die Deinen Beitrag gelesen haben, bangen mit Dir. Wenn Du die Kraft hast, dann teile uns doch vielleicht mal mit, wie alles ausgegangen ist.


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Hallo, ich finde es ganz schrecklich eine solche Entscheidung zu treffen. Aber : auch wenn es noch so viel Kraft fordert : lieber ein behindertes Kind, als ein totes Kind. Es klingt zu hart, wenn man es nicht mehr behandeln will. Schenk deinem Kind all deine Liebe und du wirst dich über noch so kleine Fortschritte freuen. Informiere dich doch nochmal genauer bei Spezialisten. Alles, alles Gute und viel Kraft.


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Danke für eure Antworten. Eine Entscheidung habe ich natürlich noch nicht getroffen. Ich wünsche mir so sehr das sie uns die Entscheidung abnimmt. Irgendwie hat sie das auch schon, sie atmet seit heute selbstängig, darüber habe ich mich sehr gefreut. Wie es weiter geht weiß ich allerdings noch nicht, ich habe lange mit behinderten Kindern gearbeitet und ich weiß was auf mich zu kommen würde. jetzt werde ich mal abwarten und auf ein Zeichen von Julia warten, sie wird mir hoffentlich zeigen was sie will. Liebe Grüsse Sandra


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Hallo Sandra, mir tut das wirklich schrecklich leid, was Du mitgemacht hast und immer noch mitmachst. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, das Deine Carina durchkommt. Alles Liebe und Gute von ganzem Herzen. Dickes Bussi! Tina


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