Frage im Expertenforum Kinderernährung - Gastroenterologie an Prof. Dr. med. Michael Radke:

Allergische Proktokolitis

Prof. Dr. med. Michael Radke

Prof. Dr. med. Michael Radke
Kindergastroenterologe an der Universitätskinderklinik Rostock

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Frage: Allergische Proktokolitis

Pikaia

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Guten Tag Herr Dr. Radke, bei unserem 8 Monate jungem Sohn wurde im Alter von knapp 3 Wochen nach wiederholten Blutbeimengungen im Stuhl die Verdachtsdiagnose allergische Proktokolitis gestellt. Daraufhin habe ich sukzessive eine Auslandsdiät gemacht, v.a. das Weglassen von Gluten hatte einen starken Effekt. Dennoch kommt es vereinzelt immer wieder zu Blut, aktuell wieder vermehrt. Er hat auch seit über 2 Wochen wieder deutlich häufiger Stuhlgang und seit wenigen Tagen wieder kleine Blutspuren. Er wurde ausschließlich gestillt und mit 6 Monaten haben wir mit der Beikost begonnen. Er isst, wie ich finde, gut - Mischung aus Brei und "ganzen Essen", wie z.b. gegartes Gemüse. Wir sind nun in Sorge, dass es doch nicht die allergische Proktokolitis ist - da wir nun gut in der Beikost sind und dennoch wieder mit häufigen, dünnen Stühlen und nun auch wieder Blutbeimengungen konfrontiert sind. Kann die Verdachtsdiagnose dennoch stimmen, es aber bei uns länger dauern? Könnte es sein, dass er nun plötzlich noch auf andere Proteine in der Muttermilch reagiert (habe Mandel in Verdacht stehen)? Können wir irgendwas tun, um den Stuhl zu festigen? Möchte ihm das stillen nicht verwehren, aber möglicherweise könnten wir mittlerweile auch häufiger und mehr Wasser anbieten, um zumindest Durst auch abseits der Brust zu stillen?  Vielen Dank im Voraus! 


Prof. Dr. med. Michael Radke

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Der Begriff allergische Proktokolitis beschreibt Entzündungsvorgänge im Enddarm gestillter Säuglinge unabhängig vom oder von den auslösenden Eiweißen - das können viele sein. Man kann sie kaum detektieren. Deshalb ist Ihre Frage konsequent: Ja, es könnte sein, daß dieses oder jenes Lebensmittel (Eiweiß), das Sie zu sich nehmen zu Entzündungen führt. Solange die gering sind, wie aus Ihrer Beschreibung resultiert (wenig Blut, gutes Befinden bzw. Gedeihen), ist das nicht so sehr bedenklich. Die Diagnose stimmt nach meiner Auffassung. Die Prognose ist gut und das Thema wird sich nach Ende des Stillens von selbst geben. Daher bieten Sie gern Wasser an, um die Eiweißzufuhr zu reduzieren. Ihr Kind braucht mit 8 Monaten auch nur noch 2 (max. 3) Milchmahlzeiten pro Tag. Festen Stuhl sollten Sie nicht anstreben. Gestillte Kinder haben in der Regel dünne Stühle. Machen Sie mit der Beikost weiter


Pikaia

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Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort! Das ist beruhigend für uns. Unsicher sind wir jedoch, wann und wie wir mit den Lebensmitteln, die ich aktuell auslasse, in der Beikost verfahren sollen. Ab wann können wir versuchen z.B. glutenhaltiges Getreide, Kuhmilcheiweiß etc. einzuführen?  Herzlichen Dank!


Prof. Dr. med. Michael Radke

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Sofort. Mit glutenhaltiger Nahrung sollten Sie sofort anfangen, d.h. Nudeln, Brot etc.  Wenn das gut geht - wovon auszugehen ist, starten Sie eine Woche später mit etwas Joghurt oder Milchpudding. Das Immunsystem Ihres Kindes wird die zugeführten Eiweiße sicher ohne Probleme tolerieren (orale Toleranzentwicklung). Ich gehe davon aus, daß das gut laufen wird. 


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