Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Wahrnehmungsstörung?

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

zur Vita

Frage: Wahrnehmungsstörung?

AllySpirelli

Hallo, ich beobachte bei meiner Tochter (2 Jahre 8 Monate / spätes Frühchen) folgendes & bin unsicher, ob da was dahinterstecken könnte:    Zum einen: - beim Einschlafen oder Vorlesen (entspannte Situationen) knetet sie an meinem Arm oder Hand die Haut/fummelt/streicht über Arm usw sehr intensiv und wird wütend wenn man es unterbinden oder umlenken möchte - selber mag sie streicheln und kuscheln nicht so gerne von uns, also wenn wir das bei ihr machen - sie muss beim Einschlafen auch immer irgendwo mit ihren Füßen gegen treten bzw. drücken (gegen meine Beine oder das Stillkissen) - dreht sich beim Einschlafen hundert Mal hin und her   Zum anderen: - Feedback aus der Kita: fällt öfter hin - extreeem langsam beim Klettern (hat keine Angst und traut sich viel zu, aber macht es super langsam) - mag nicht gerne Pucky fahren o.ä., geschweige denn Laufrad - balanciert aber alleine über Balken o.ä. - Feinmotorik super   Könnte da eine Wahrnehmungsstörung hinter stecken?  Oder braucht sie gerade eine gewisse Art Reiz in ihrer (Wahrnehmungs)Entwicklung, findet ihn aber nicht? 


Hallo, für die Einschlafsituation klingt es nach Regulationsstrategien, die ihr Kind anwendet, um  besser zur Ruhe zu kommen - über das Treten/Drücken mit den Füßen bekommt sie zum einen propriozeptive Spürinformationen, d.h.sie spürt ihren Körper selber und kann sich durch das Drücken besser selber regulieren/runterfahren/entspannen. Das kann man zusätzlich erleichtern, in dem man abends im Bett als Ritual eine Druckmassage für den Körper gibt (z.B. Kuchen backen auf dem Körper: Rücken, Arme, Beine durchkneten - wenn das toleriert wird). Für die Hände könnte man zum selber kneten lassen als Alternative für den Elternkörper einen Knautschsack oder ein Körnerkissen zum drücken/streicheln/kneten anbieten, zusätzlich eine Wärmflasche zur Entspannung anbieten mit Fleece- oder Kuscheltierbezug (weniger Überhitzungsgefahr, nach dem Einschlafen aus dem Bett nehmen!). Wird dies alles nicht angenommen oder reicht zur Eigenregulation nicht aus, kann eine Gewichtsdecke (angepasst an das Körpergewicht des Kindes) ausprobiert werden, diese führt auch durch den Druck / über das Gewicht der Decke, zur Selbstberuhigung des Körpers und kann das Einschlafen erleichtern. Der Hintergrund für das häufige Hinfallen, langsam klettern, Vermeiden Puky/Laufrad fahren kann eine eingeschränkte eigene Körperwahrnehmung und eine niedrige Körperspannung sein (das Gleichgewicht würde ich durch das gelingende Balancieren auf einem Balken nicht als Hintergrund dafür sehen). Melden Sie dies Kinderarzt/ärztin zurück und fragen nach einer Physio-oder Ergo Verordnung, um die Muskelspannung und Körperwahrnehmung zu überprüfen/zu verbessern.  Zusätzlich ist die Teilnahme an Eltern-Kind-Sportgruppen zu empfehlen, da das die obigen Bereiche fördert. Alles Gute, Kristin Windisch


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