Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Unruhiges Verhalten

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Unruhiges Verhalten

Martina8612

Hallo Frau Windisch, mein Sohn ist jetzt 3 Jahre alt und schon immer ein kleiner Wirbelwind. Er wird jedoch immer unruhiger. Das äußert sich, indem er fast ununterbrochen (laut) redet, wirklich den ganzen Tag. Es sei denn, er guckt TV oder wir lesen. Er ist immer in Bewegung und wenn er müde wird, wird er regelrecht zappelig und unkoordiniert. Generell stürzt er auch häufig, stößt sich und schmeißt hin und wieder noch Gläser um. Im Moment sagt er auch ständig "kacke*, *kack* usw. Besonders heftig wird es, wenn es um ihn herum sehr laut ist. Er mag auch die Lautstärke im Kindergarten nicht (er geht bis Mittags). Oft "attakiert" er auch seine große Schwester oder springt uns Eltern regelrecht an. Eigentlich kann ich ihn nur "bändigen", wenn ich ihn trage und ihm was erzähle. Ansonsten sind wir viel draußen, er kann sich viel bewegen. Wie kann ich ihm helfen, ruhiger zu werden? Ist das altersgerecht und typabhängig oder sollte ich zum Kia? Vielen Dank schon einmal im Voraus! Martina


Hallo, ich würde mal bei der Körperwahrnehmung ansetzen und es mit kindgerechter Massage versuchen, wenn er es schafft, dabei wenigstens 5 min.still zu halten. Das kann als tägl.Ritual mit eingebaut werden, z.B.beim ins Bett bringen. Kindgerecht heisst, die Massage mit einer kleinen Geschichte zu verbinden, z.B."der Bauer fährt aufs Feld und säät Erdbeeren, etc.", Pizza backen, Kuchen backen auf dem Rücken, Igelballmassage oder es gibt.vermutlich auch online kurze Kindermassage-Geschichten und Anleitungen. Allg.gilt, dass Tiefendruck eher reguliert/entspannt als leichte Streichelberührungen. Auch Arme und Beine können mit den Händen (ringförmig umschlossen) abgestreift werden. Wer sich selbst gut spürt und wahrnimmt, kann seinen Körper auch besser im Raum bewegen, weniger anstoßen, etc. Übermüdung vermeiden, wenig Zucker konsumieren. Vielleicht mal mit einem kurzen Kinderhörspiel eine Ruhepause anbieten. Kinder, die lärmempfindlich sind, werden in lauter Umgebung (z.B.Kita) selber oft laut, um die Lautstärke besser ertragen zu können (Eigenaktivität). Hier könnte überlegt werden, ob ein Rückzugsraum für ihn angeboten werden kann oder er einen Lärmschutz für die Ohren toleriert. Ihren Schilderungen nach klingt es, als würde er propriozeptive Reize suchen (um sich selbst gut zu spüren, also alles mit zug und Druck wie z.B.beim springen oder klettern) und in dem Bereich evtl.unterempfindlich in der Wahrnehmung sein. Falls auch noch ein Faktor wie Kaiserschnitt-Geburt oder lange Liegezeiten in der Schwangerschaft hinzu kommt, sprechen sie den Kinderarzt darauf an, dann wäre eine sensorische Integrations-Behandlung bei der Ergotherapie sinnvoll (spez.Weiterbildung in Praxis erfragen). Oder auch, wenn dadurch in der Kita Probleme/Leidensdruck in den sozialen Kontakten entstehen, weil er bspw.grob/zu kräftig im Umgang mit anderen Kindern wäre (oder eben zu Hause mit Geschwisterkind). Für propriozeptive Reize eignen sich Spielpatz und Eltern-Kind-Sportgruppen sehr gut, da kann er sich auch auspowern und Sie können beobachten, ob das dabei hilft, dass er im Alltag ruhiger wird. Alles Gute, Kristin Windisch


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