Frage: Kind 2 Jahre kommt nie zur Ruhe

Hallo, meine Tochter war als Baby ein Schreibaby, hat nur sehr sehr schwer in den Schlaf gefunden. Sie ist ein super fröhliches Kind, kann schon sehr gut in ganzen Sätzen sprechen, zählt schon bis 15 und lernt alles generell sehr schnell. Allerdings kann sie nicht eine Minute ruhig sitzen. Sie findet einfach nicht zur Ruhe. Ich dachte, dass sie vielleicht unterfordert ist und es durch den Kindergarten bestimmt besser wird. Allerdings ist das leider nicht so. Sie sitzt weder zum Essen ruhig, noch kann sie mal kurze Zeit am Schoß sitzen. Sobald man sie auf den Arm nimmt um etwas zu kuscheln und Ruhe reinzubringen wehrt sie sich und steigert sich zb auch beim schlafen legen so rein, dass sie sich übergeben muss. Ist sie mal kurz nicht beschäftigt, rennt sie wie verrückt durch das Haus. Dazu kommt, dass wir inzwischen ein Baby bekommen haben, wodurch ich nicht immer direkt reagieren kann.  Ist das noch "normal", oder sollte ich mir Hilfe holen.

von Babyverliebt am 08.02.2024, 09:51



Antwort auf: Kind 2 Jahre kommt nie zur Ruhe

Hallo, bieten Sie dynamisches Sitzen an, bei dem Bewegung möglich ist und dem Körper stets eine Rückmeldung über seine Position gibt, so spürt man sich über die Bewegung selbst besser und kann dadurch das Sitzen besser ertragen. Zum Beispiel mit einem "Luftkissen/Wackelkissen". Außerdem achten Sie darauf, dass die Beine beim Sitzen nicht in der Luft baumeln (macht unruhiger), sondern einen festen Untergrund haben, also ergonomisches Sitzen, z.B. bei einem Triptrap-Sitz mit unterer Fußplatte oder/und einem Keilkissen, welches dafür sorgt, dass das Körpergewicht mehr auf den Füßen verlagert wird bei der Sitzposition und der Körper dadurch mehr "Halt" bekommt und ruhiger sitzt. Zum Einschlafen und Runterfahren gibt es sogenannte "Therapiedecken"/Gewichtsdecken/Sanddecken für Kinder, die dem Körper durch Gewicht und Druck Entspannung verschaffen und die Selbstregulation zum Einschlafen unterstützen, diese werden aber nicht die ganze Nacht durchgehend genutzt. Beim Malen/Spielen/Buch angucken bieten Sie ihrem Kind die Bauchlage auf dem Boden an, so hat der Körper mehr Auflagefläche und spürt sich selbst besser, so kann man sich leichter konzentrieren. Generell würde ich viel für die Körperwahrnehmung/sich selber spüren empfehlen mit kleinen Massagegeschichten (Pizza/Kuchen auf dem Rücken backen,...) und tiefem Druck (abrubbeln, abdrücken, Tauziehen, Arme/Beine aus ringförmig umfassender drückender Hand des Erwachsenen rausziehen - so bekommt der Körper viel Rückmeldung über sich selbst, die er sich sonst zusätzlich über die Bewegung holt. Beobachten Sie, ob noch weitere Momente in der taktilen Wahrnehmung außer dem Kuscheln auffällig sind: z.B. empfindlich bei der Kleidung (Nähte, Material), beim Kämmen und Haare waschen und eincremen, auf Berührungen und körperliche Nähe, beim Berühren verschiedener Materialin (z.B. toleriert nicht Matsch, Knete, Fingerfarben, Schaum, Sand an den Händen ...). Sollten Sie hier viele Dinge auffällig finden, würde ich beim Kinderarzt all das schildern und auch die Auffälligkeiten und Probleme in der Kita, die mit einer taktilen Überempfindlichkeit zusammenhängen können - dann wäre eine sensorische Integrationstherapie in der Ergotherapie sinnvoll. Auch wenn zusätzliche Faktoren, wie Kaiserschnitt oder Frühgeburt hinzukommen. Ein Fortschritt in der Eigenregulation, z.B.beim Entspannen/selber regulieren zum Einschlafen kommt es um das 4.LJ.herum, bis dahin gilt es die Regulation von außen zu unterstützen, in dem eine Stunde vor dem Einschlafen nichts aufregendes mehr passiert, das Licht nur noch gedimmt ist, Entspannung durch ruhige Hörspiele, Lavendelspray/Lavendelsäckchen, leise, etc. Generell würde ich bei einem sehr unruhigen Kind auf möglichst wenig Zucker in der Ernährung setzen und ggf.durch Osteopathie abklären lassen, ob es eine Blockade im Wirbelsäulenbereich gibt (Halsbereich), die diese Unruhe und innere Anspannung pusht. Wenn die motorische Unruhe und das nicht ertragen von Kuscheln/Berührung tatsächlich den ganzen Tag hindurch auftritt und im Alltag der Familie sowie in der Kita Probleme macht, dann würde ich eine ergothrapeutische und osteopathische Abklärung bei der Kinderarztpraxis trotz des jungen Alters einfordern und sich nicht mit einem "abwarten/verwächst sich noch" abwiegeln lassen, denn dann gibt es Auffälligkeiten in der Sinneswahrnehmung,-verarbeitung und die wird sich nicht durch abwarten verändern. Ob dies auf ihr Kind zutrifft, kann ich aus der Ferne jedoch nicht einschätzen.   Alles Gute, Kristin Windisch

von Kristin Windisch am 11.02.2024