Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Wie umgehen mit Wutausbrüchen bei 11jährigem Kind?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Wie umgehen mit Wutausbrüchen bei 11jährigem Kind?

edina

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Guten Tag Frau Henkes Wir sind immer wieder sehr überfordert mit dem Verhalten unserer 11jährigen Tochter. Sie ist sehr launenhaft und reizbar. Scheinbar Kleinigkeiten werfen sie komplett aus der Bahn, so dass sie wie ein Kleinkind herumschreit und sich durch nichts beruhigen lässt. Das belastet oft die ganze Familie, Ausflüge und ähnliches wurden dadurch oft vermiest. In der Schule läuft es allerdings sehr gut.  Sie war schon immer so, haben als Kleinkind auch schon mal professionelle Hilfe gesucht. Es wurde nur gesagt, sie sei eben eine "Drama Queen", Tipps und Tricks für den besseren Umgang haben wir keine bekommen. Die musste ich durch Bücher versuchen zu gewinnen. Etwa zu gefühlsstarken Kindern. Das half zwar, sie besser zu verstehen, aber die Ausbrüche besser meistern, gelingt nicht. Auch, weil die ganze Familie (Vater und 3 Geschwister) schon so vorbelastet ist. Man ahnt, was kommt, und es schaukelt sich hoch. Es gab stabilere Phasen, jetzt wieder sehr instabil. Ein Beispiel: sie soll zur Schule aufbrechen, geht gerne zur Schule, findet Turnbeutel nicht. Der liegt hinter ihrer Jacke. Anstatt zu suchen, schreit sie sofort los und weint wie ein 2jähriges Kind.  Schlägt Türen, sucht die Schuld bei anderen, die ihr sogar suchen helfen! Alle werden gereizt, Geschrei. Weckt kleineren Bruder. Meine Fragen: 1. Ich hab oft das Gefühl, sie "will" diese Wutausbrüche, sie lässt sich durch nichts davon abbringen. Gibt es das? Was können wir trotzdem tun? 2. Was würden Sie raten, was ist los mit ihr, was können wir tun, dass sie ihre Launen besser im Griff hat? Ich darf doch von einem älteren Kind etwas mehr Impulskontrolle erwarten, oder? 3. Es heißt immer, man soll sein Kind nehmen wie es ist. Das ist extrem wichtig. Nur tief in mir drinnen, tue ich mir so schwer damit. Wie kann ich mit diesen Gefühlen umgehen?  Danke! LG Edith


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihre Tochter zeigt vermutlich ein Dominanzstreben, das in einer früheren Entwicklungsphase nicht genügend integriert wurde. Mit ihrem Verhalten bestimmt Ihre Tochter die Stimmung der ganzen Familie. Das gibt ihr viel Macht, mehr als ihr mit elf Jahren zusteht und auch gut tut. Daher lässt sich das Verhalten Ihrer Tochter auch als ein unbewusster Ruf nach Grenzen und Begrenzung verstehen. Sie beobachten das sicher ganz richtig, dass Ihre Tochter diese Wutausbrüche (unbewusst) will. Es soll ihr jemand entgegen treten. Auch wenn es Ihnen wünschenswert erscheint, dass Ihre Tochter schon mehr Impulskontrolle hätte, so kann sie diese doch erst aufbringen, wenn sie diese erlernt hat. Diesen Schritt muss sie noch tun und dazu braucht sie Hilfe - zunächst ihre, eventuell aber auch eine professionelle Hilfe. Da waren Sie bisher mit der Zuschreibung "Drama queen" sicher nicht gut beraten. Wenn Sie einen qualifizierten Kindertherapeuten/in aufsuchen, bekommen Sie sicher angemessene Hilfe für Ihre Tochter. Da geht es dann eher darum, innere Einsichten bei ihr entwickeln zu helfen, als Ihnen als Eltern Tipps oder Tricks zu vermitteln. Solche Kindertherapeut/Innen erkennen Sie daran, dass sie eine Krankenkassenzulassung haben. Ein Kind so anzunehmen, wie es ist, bedeutet für Eltern auch, dem Kind zu helfen, wenn es sich selbst "im Wege steht" und sein Leben noch nicht so zufriedenstellend gestalten kann, wie ihm zu wünschen wäre. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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