Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Wie kann ich meinem Sohn 3 Jahre helfen?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Wie kann ich meinem Sohn 3 Jahre helfen?

Mersina

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Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, unser Sohn 3 hat zurzeit eine Phase in der ich nicht mehr sicher bin wie ich noch reagieren soll. Er fängt an zu lachen, haut nach mir und seiner kleinen Schwester (14 Monate), wirft Dinge gezielt auf uns und sagt wiederholt ein Schimpftwort auf. Beobachten konnte ich, dass es in folgenden Situationen passiert: Wenn wir vom Spielplatz heim gehen, es Bettzeit ist od. teilw. ohne ersichtlichen Grund. Beispiel Wir spielen alleine zu zweit gemeinsam im Park (Rutschen, Sandkasten, Eis) für 3 Stunden. Gegen Ende bereite ich ihn schon vor, dass wir langsam heim fahren. Alles verläuft ruhig und für ihn scheint es auch zu passen. Kaum stehen wir vor dem Auto fängt er an zu lachen, versucht sich loszureissen, schmeisst sich auf den Boden und Haut nach mir. Ich erkenne ihn da nicht wieder, ein komisches Lachen. Was ich hier bisher in diesen Situationen immer probiert habe: - auf seine Augenhöhe gehen und ihm ruhig sagen das ich nicht will, dass er mich haut - ihn ablenken und ihm erzählen, was wir gerade alles schönes gemeinsam gemacht haben - ihn in den Arm nehmen und ihn kurz festhalten. Eine Kombination aus allem beruhigt ihn dann wieder. Wir haben Anfang Mai auf anraten des Zahnarztes den Schnuller abgewöhnt. Ich würde ihm gerne helfen und ihn besser unterstützen. Haben Sie eine Idee oder einen Rat? Gerne kann ich Ihnen noch näher beschreiben. Danke!


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Liebe Mersina, es sieht so aus, als habe sich Ihr Sohn, trotz schwieriger und bedrohlicher Startbedingungen, gut entwickelt. Welche Auswirkungen eine Herz-Op im Alter von 3 Wochen auf die seelische Entwicklung hat, ist schwer zu benennen, da keine bewusste Erinnerung besteht. Zumindest hatte es die Auswirkung, dass Sie sich sehr um ihn gesorgt haben, eine besondere Beziehung zu ihm entstanden ist. Diese musste sich nach der Geburt der Schwester verändern, wie auch immer Sie sich bemüht haben. Wie Ihr Sohn sich jetzt verhält könnte darauf hinweisen, dass er sich seiner Bedeutung nicht mehr sicher ist, Dinge tut, die , obwohl sie sinnlos und kontraproduktiv erscheinen,auf jeden Fall Aufmerksamkeit erregen. Das ist aus Kindersicht immer noch besser als "vergessen" zu werden (obwohl Sie ja sehr viel mit ihm alleine machen). Nehmen Sie seinen Wunsch ernst, reagieren Sie auf ihn (wie Sie das beschrieben haben, hört sich das gut an), dass er mit der Zeit merken kann, dass es dieser Verhaltensweisen nicht bedarf. Sicherheit entsteht aus vielen Einzelerfahrungen, braucht Zeit. Die wichtigste Erfahrung ist jetzt die, trotz dieser "Auffälligkeiten" weiter wichtig zu sein und geliebt zu werden. Das wird sie mit der Zeit überflüssig machen. Dr.Ludger Nohr


Mersina

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als Nachtrag noch ein paar weitere Informationen: Wir haben Anfang Mai auf anraten des Zahnarztes den Schnuller abgewöhnt. Er bekam einen Kindercomputer und der Postbote brachte den Schnuller zum Zahnarzt, da er ihn nicht mehr brauchte. Es funktionerte relativ problemlos. Nach 2 Tagen fragte er nicht mehr danach und weinte auch nicht. In letzter Zeit fällt auf, dass er häufig seine Finger um und im Mund hat. Seine Schwester hat natürlich noch einen Schnuller, was es für ihn natürlich nicht einfach macht. Insgesamt habe ich den Eindruck, das der Schnuller ihm nach wie vor fehlt. Da er sich letzte Woche 2 mal in der Nacht den von seiner Schwester in den Mund steckte. Mit seiner Schwester kann er schon ganz gut spielen und sucht auch nach ihr um gemeinsam etwas zu machen. Doch man merkt schon, dass er die Aufmerksamkeit von Mama, Papa, Oma nicht ganz mit ihr teilen möchte. Hier versuche ich mir so viel es geht Zeit mit ihm zu verbringen: - z. B. Zuerst bringe ich die kleine ins Bett und nehme mir dann Zeit für ihn (gemeinsam Sandmann schauen, eine Geschichte vorlesen). Doch wenn auch das rum ist, dann gehts beim Zähneputzen schon wieder mit oben beschriebenen verhalten los. - Die kleine bleibt bei der Oma und wir haben exklusivzeit (Schwimmen, Indoorspielplatz). - Wir bauen gemeinsam eine Straße auf und ich beschäftige die kleine nebenbei, dass sie nicht reinläuft - Wir malen gemeinsam, schauen Bücher während sie Mittagsschlaf hält Er ist sonst ein sehr aufgeweckter und lieber Junge, spielt gerne mit anderen, mag Rollenspiele, geht in eine betreute Spielgruppe, malt gerne, schaut sich gerne Bücher an. Er möchte vieles selber machen (zieht sich selbst an, schält sein ei selber, schüttet sich wasser nach, geht selbst auf Toilette. Er kennt alle Buchstaben und kann sie benennen, singt gerne. Abschließend ist zu erwähnen, dass er ein Herzkind ist und mit 3 Wochen operiert worden. Den Zusammenhang zu seiner Op sehe ich nicht, da es solche Situationen bis vor ca. 3 Monaten nicht gab. Ich bedanke mich im Voraus bei Ihnen! Liebe Grüße Mersina


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