Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Trennungskinder

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Trennungskinder

jessie0305

Hallo Herr Dr.Nohr, meine zweieiigen Zwillingsmädchen sind 6,5. Ich bin seit 1 Jahr von meinem Mann getrennt und die Kinder leben bei mir. Der Papa kümmert sich sehr gut, er kommt Mittwochs nachmittags zu uns und am Wochenende schlafen sie einen der zwei Tage bei ihm. Keiner von uns hat seitdem eine neue Beziehung. Eine der beiden hängt sehr an ihm, das war schon immer so. Sie weint immer noch sehr viel, sagt täglich das sie ihn so doll vermisst und eigentlich lieber bei ihm wohnen würde. Sie ist sehr sensibel und emotional. Am liebsten wäre es ihr natürlich wenn wir wieder zusammen wären und er wieder einzieht…das sind ihre Worte Das ist aber von uns als Eltern ausgeschlossen. Mich macht es sehr traurig sie so leiden zu sehen und mich als Mama verletzt es doch enorm das sie lieber dort wäre.Wir haben aber auch ein sehr gutes Verhältnis. Sie hängt auch sehr an ihrer Zwillingsschwester, die aber mehr ein Mama Kind ist. Wenn sie am Wochenende dort waren, möchte sie immer da bleiben und nicht „nach Hause“und fragt schon gleich wann Papa wieder kommt. Wenn ich mir aber vorstelle sie würde irgendwann zu ihm ziehen, zerreißt es mir das Herz. Sie sind durch eine ICSI entstanden , nachdem wir lange dafür gekämpft haben und ich möchte mein Kind nicht verlieren. Ich weiß zur Zeit nicht was ich tun soll. Haben Sie einen Rat?


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, heute beantworte ich die Fragen im Forum. Ich hoffe, es ist für Sie in Ordnung, wenn ich Ihnen antworte. Die Trennung der Eltern ist für Kinder immer sehr schwierig, weil sie beide Elternteile lieben und an der gewohnten und vertrauten Familiensituation nicht gerne etwas ändern möchten. Nun muss das bei einer Trennung aber sein. Ich verstehe Sie so, dass der Vater der Kinder und Sie das sehr gut und behutsam hingekriegt haben. Trotzdem ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich Ihre Töchter auch nach einem Jahr noch nicht an die neue Situation gewöhnt haben. Für Ihre Töchter ist es wichtig, dass Sie und der Vater Verständnis für deren Gefühle zeigen. Es ist immer das Beste, wenn die Kinder ihre Gefühle offen zeigen können. Trauer ist ein Verarbeitungsprozess und je offener Ihre Tochter ihre Trauer zeigen kann, umso besser lernt sie damit umzugehen und sie zu überwinden. Sprechen Sie mit Ihrer Tochter über ihre Wünsche, akzeptieren Sie diese, auch wenn sie nicht erfüllbar sind. Aus der Sicht Ihrer Tochter ist es doch nachvollziehbar, dass sie den Vater vermisst und ihn gerne wieder öfter sähe. Sie war ja nicht der Motor für die veränderte Familiensituation, muss aber jetzt damit leben. Und das wird sie mit elterlicher Unterstützung auch schaffen. Vielleicht können Sie zu viert immer mal wieder über den neuen Alltag und die Wünsche der Kinder sprechen. Möglicherweise ergibt sich dann auch eine Möglichkeit, dass Ihre Tochter den Vater bei passender Gelegenheit noch mal häufiger treffen kann. Bei solchen Gesprächen können auch Ihre Töchter eigene Ideen einbringen, um die Situation für sich immer besser zu gestalten. So kann Ihre Tochter zunehmend verstehen, dass sie nicht mehr alle zusammen haben kann. Wenn sie häufiger beim Vater wäre, müsste sie zeitweise auf Mutter und Schwester verzichten. Aber beide Töchter merken dann auch, dass Sie als Eltern das Wohl der Kinder gut beachten und ihnen helfen, mit der Trennung fertig zu werden. Das gibt Ihren Töchtern auf Dauer Sicherheit, die Kinder gerade angesichts einer Trennung dringend brauchen. Aus dem Sicherheitsbedürfnis kommen auch die Fragen danach, wann der Vater wiederkommt. Beantworten Sie diese Fragen ruhig jedesmal geduldig. Dabei können Sie auch betonen, dass die Tochter ja schon weiß, wie zuverlässig der Vater ist. Wenn Ihre Töchter sicher sind, dass sie von beiden Eltern geliebt werden wie zuvor, werden sie die Trennungsfolgen gut bewältigen können. Zu Ihrer Sorge vor einem Auszug der Tochter möchte ich Ihnen sagen, dass man seine Kinder nicht verliert, wenn man Sie bei ihren vielfältigen Schritten begleitet. Ihre Töchter sind noch jung, aber Sie spüren sicher jetzt schon immer mal wieder, dass es kleine Loslösungen gibt. Das muss auch so sein, wenn die Entwicklung gelingen soll. Ihre Mutter-Tochter-Beziehung kommt dabei jedesmal auf eine neue Stufe. Sie verändert sich, muss dabei aber ihre gute Qualität nicht einbüßen. Falls Ihre Tochter in vielen Jahren mal plant zum Vater zu ziehen, ist es für Ihre Tochter sicherlich förderlicher, wenn Sie ihr diesen Schritt ermöglichen (das wird sie nämlich anerkennen) als wenn Sie sich dem entgegenstellen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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