Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

sofort beleidigt

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: sofort beleidigt

Donnerstag

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Hallo liebe Frau Henkes, meine Tochter ist 8 und hat regelmäßig Gefühlsausbrüche, die sie wohl von mir geerbt hat. Ich selber sowie meine Eltern und Geschwister sind mit zu viel Emotion "gesegnet". Ich kann z.B. mich nicht still freuen oder leise ärgern, meistens kommt eine Welle der Begeistrung oder eben auch eine Welle der Wut in mir hoch. Das ist nach zwei Minuten wieder okay, bei meiner Tochter auch. Aber im Gegensatz zu mir, die ich weiß, dass ich nur abwarten muss, reagiert meine Tochter leider sofort. Sie sagt was Unangebrachtes, zieht ein Gesicht und stapft beleidigt davon. Nach kurzer Zeit, wenn sich die Enttäuschung gelegt hat, kommt sie wieder und alles ist gut. Mich stört das nicht, ich kann sie so gut verstehen, weil ich auch so fühle und weil ich weiß, wie machtlos man in dem Moment ist. Aber sie erschreckt damit die anderen Kinder. Sie ist eigentlich ein ruhiges, eher untergeordnetes harmonieliebendes Kind und wird somit gerne von anderen zum Spielen eingeladen. Aber diese Anfälle irritieren die anderen Kinder (und Eltern) sodass ich fürchte, dass sie bald mal ausgegrenzt wird. Ich selbst würde so ein Kind nicht einladen wollen. Haben Sie Tipps, wie sie diese Emotion in den Griff kriegt. Ich kenne das, das steigt in dem Moment in einem hoch, man ist machtlos. Der Kopf wird rot, man fühlt sich furchtbar schlecht und indem sie tritt oder stampft oder was Gemeines schreit, will sie sich Linderung verschaffen. Aber das geht eben nicht. Aber runterschlucken ist doch auch nicht gut. Und dabei sind das immer Kleinigkeiten, die der Auslöser sind. Z.B. dass sie überstimmt wird, was gespielt wird oder dass sie was nicht kriegt oder irgendwas nicht sofort klappt. Meistens weiß sie, dass sie sich zu Unrecht aufregt, sieht das später auch ein, aber die Emotion ist eben trotzdem da. Wie kann man diese "Welle" klein kriegen? Vielen herzlichen Dank für Ihre Hilfe!!! Maria


Ingrid Henkes

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Guten Tag, nach Ihrer Beschreibung treten diese kurzen aggressiven Durchbrüche bei Ihrer Tochter in Situationen auf, in denen ihr Selbstwertgefühl irritiert wird. Sie darf nicht bestimmen oder muss ertragen, dass ihr etwas nicht gelingt. Das auszuhalten, kann für Achtjährige noch eine große Herausforderung sein. Mit einer Achtjährigen können Sie jedoch schon besprechen, was sie tun kann, um wegen Ihres Verhaltens nicht von anderen Kindern abgelehnt zu werden. Es wird hilfreich sein, wenn Sie in solchen Gesprächen Ihre Tochter Ideen entwickeln lassen. Das gelingt am besten durch Fragen. Ihre Tochter sollte nicht den Gedanken übernehmen, sie habe die "Familienkrankheit geerbt". Dann könnte Sie sich ihren Gefühlen ausgeliefert fühlen. Sie könnte dann nichts ändern und an ihren Gefühlen arbeiten. Das kann Sie aber sehr wohl. Wenn Sie den Eindruck haben, dass sich das Verhalten Ihrer Tochter bereits sehr verfestigt hat, könnte es sinnvoll sein, kindertherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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