Hallo Dr. Posth! Unser Sohn (im Mai 4) wird, wie ich jetzt erfahren habe, immer wieder von 2 körperlich wesentlich größeren Kindern (der eine gleichalt, der andere schon 5) im KiGa geärgert und angegriffen. Zuhause ist er wenn das passiert, sehr aggr. wieder gegen den kl. Bruder Die Erzieher kümmern sich schon drum, es passiert aber trotzdem noch. Wir haben ihm beigebracht, daß anderen wehtun (insbesonderem dem kleinen Bruder) abzulehnen ist. Jetzt denke ich aber, gegen diese Kinder soll er sich adäquat wehren, vielleicht auch beißen, wenn sie ihm wehtun (weil er so klein ist und sonst schwächer). Kann das funktionieren? Oder bringt ihn das durcheinander? Kann ich ihm sagen, gegen diese Kinder darf oder soll er sogar er aggressiv sein, um sich zu wehren nicht aber gegen seinen Bruder? Wenn ihn sein kl. Bruder mal haut soll er sich ja auch zurückhalten, weil er der größere ist. Vielen Dank.
Mitglied inaktiv - 09.03.2009, 07:56
Antwort auf:
Sich wehren
Stichwort: defensives und offensives Verhalten
Hallo, nein, das funktioniert so nicht. Ein Kind zu Gegenwehr und Aggressivität aufzustacheln ist immer ein Fehler. Ein Kind dieses Alters (3-6J u.älter) steckt noch mitten in der Selbstfindungsphase und lernt sich gerade kennen. Dabei erfährt es, wann es authentisch handelt und wie es von seiner psychosozialen Struktur her geartet ist. Diese Erfahrungen sollten dann mit seinen innersten Gefühlen übereinstimmen, damit es zufrieden und ausgeglichen ist. Andernfalls sieht es sich gezwungen, anders zu sein als es ist, und das macht Stress und Unzufriedenheit. Auch kann ein Kind gar nicht genau unterscheiden, auf wen es eigentlich aggressiv sein soll und auf wen gerade nicht. Das kommt erst später mit der fortgesetzten geistigen Entwicklung.
Natürlich leidet ein Kind unter den Angriffen ältere Kinder und fühlt sich unterdrückt und benachteiligt. Es muss aber kraft seiner eigenen Anlagen, Fähigkeiten und Überzeugungen Methoden entwicklen, wie es damit zurecht kommt. Dabei können die Bezugspersonen ihm helfen, indem sie das Kind an der richtigen Stelle unterstützen und die Angriffe von außen unterbinden. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 11.03.2009